09.02.2016, 02:05
Change is coming our Way
04. März 1822 Greo & Shanaya Árashi
Shanaya ließ die Arme locker vor und zurück wippen, während die blauen Augen aufmerksam über die Stände strichen. Ihr zweiter Tag auf dieser Insel, der zweite Tag in Freiheit. Das war noch immer ein befreiendes Gefühl, und allmählich wurde die ganze Sache auch realer. Sie waren hier, um eine Crew zusammen zu stellen. Zu dritt war es schwierig, das Schiff zu lenken und Talins Bruder Gott weiß wo wegzuholen. Aber die Schwarzhaarige war zuversichtlich, auch wenn sie vielleicht nicht die klügste Crew zusammen stellen würden... für den Anfang mussten sie sich wohl mit so ziemlich allem zufrieden geben. Aber es konnte ja nur besser werden. Sie konnte es kaum erwarten, zu sehen, wer sich ihnen anschloss. Zumal es wohl eher unüblich war, dass eine Frau nach einer Crew suchte. Aber darüber machte Shanaya sich keine Gedanken, blickte nur halbherzig zum grauen Himmel, ehe ein Stand mit Papier ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Einen Moment zögerte sie, ehe die junge Frau mit einem Lächeln näher trat und sich ansah, was dieser Stand zu bieten hatte.
Greo holte die schmale Schnur ein und hob enttäuscht die magere Beute vor sein Gesicht. Am Haken baumelte ein kleiner Fisch, kaum mehr, dass man ihn durch die Nase hätte einatmen können. Der Dunkelhaarige lupfte kritisch die Braue, pfriemelte das noch zappelnde Tier von dem umgebogenen Nagel, den er als Haken benutzte, und ließ es von seiner Hand zurück ins Wasser flutschen. Er grunzte leise, raffte seine Siebensachen zusammen und stand auf. Die Schnur mit dem Nagel ließ er in eine seiner Gürteltaschen verschwinden. Zügig schulterte er die fünf Fische, die ihm angemessen schienen, und kletterte über die Felsen hinauf zum Hafen. Er zögerte nicht lange und schlug den Weg tiefer in die Stadt ein. Er musste ein bisschen Geld verdienen. Und vielleicht hatte er die Möglichkeit die wenigen Fische bei einem Händler loszuwerden, der sie auf dem Markt feilbieten konnte. Der große Kerl mischte sich mit gestrafften Schultern in die Menge und linste über die Köpfe hinweg. Neben einem Stand, der allerlei Schriftzeug verschacherte, pfefferte er ungeniert die Fische auf den Tisch eines Fleischers. „Fangfrisch. Ein Angebot?“, fragte er geradeaus und stierte den Verkäufer aus seinen ungleichen Augen heraus unbarmherzig an. Er versuchte es auf die dreiste Tour. Er hatte den Eindruck, dass man so jeden Mist loswerden konnte.
Shanaya betrachtete nur kurz den Verkäufer, der sie voller Erwartungen anblickte. Sie hatte sich zwar gestern schon einiges gekauft, was sie in der nächsten Zeit wohl brauchen würde, aber ein Blick schadete nicht. Allerdings wirkte dieses Papier auch nicht ganz so hochwertig... Die Arme verschränkend betrachtete die Schwarzhaarige den Mann auf der anderen Seite des Standes, als es neben ihr leicht rumpelte. Neugierig wandte sie den blauen Blick herum, betrachtete den Haufen Fisch, von denen einer sie direkt ansah. Gut, nicht bewusst... aber ihr lief trotzdem ein Schauer über den Rücken. Der Mann – ein Riese... - der den Fisch dorthin geknallt hatte, wollte diesen anscheinend loswerden, der Fleischer blickte ihn ein wenig verwirrt an. „Manchmal muss man sie ganz nett bitten, dann kriegt man seinen Willen.“ Sie warf dem fremden – Riesen! - einen kurzen Blick zu, deutete dann auf den Verkäufer, der noch verwirrter drein blickte und wandte die hellen Augen dann wieder auf das Papier. Aber dieses entsprach nicht dem, was sie suchte.
Um noch mehr Eindruck zu schinden, schürzte er ungeduldig die Lippen. Das war gemein, er wusste das genau, aber er brauchte wirklich dringend ein bisschen Asche. Der Verkäufer wusste nicht recht, was er davon halten sollte – zumindest klappte er nur etwas ratlos den Mund auf und zu. Greo wollte gerade noch etwas sagen, als ihm jemand zuvorkam. Aus dem Konzept gebracht guckte er sich nach dem Stimmchen um – und schaute hinab auf eine hübsche dunkelhaarige Frau. „Natürlich, danke“, brummte er, wandte den starren Blick erneut auf den Fleischer und zeigte auf den Fisch. „Dürfte ich Sie höflichst bitten mir diesen fangfrischen Fisch für einen angemessenen Betrag abzukaufen?“, presste er zwischen den Zähnen hervor und bemühte sich ein einigermaßen nettes Gesicht zu machen. Was dabei rum kam, war kümmerlich. Aber Greo musste sich damit zufrieden geben. Er musste sich einen haltbaren Vorrat an Nahrung zulegen, denn er wusste nicht, wann er hier wegkommen würde. Das hier war ein Anfang. Er streckte die Hand nach den traurigen Münzen aus und blinzelte derweil der Dunkelhaarigen über die Schulter. „Weiter die Straße runter ist ein kleiner Laden, der hat besseres“, kommentierte er ungefragt und ungeniert ob des empörten Gesichts der Verkäufer, die doch nur ihre Ware loswerden wollten.
Shanaya hatte eigentlich mit ihren Worten nicht wirklich viel bezwecken wollen. Sie erwartete nicht einmal eine Reaktion des Dunkelhaarigen. Ihre Worte waren mehr beiläufig gewesen – und so blinzelte sie einen Moment lang verwirrt, als der Mann.. sich bedankte. Wie...? Er richtete sich direkt wieder an den Verkäufer, dieses Mal freundlicher. Und Shanaya blinzelte weiter... damit hatte sie nicht gerechnet. Aber... der Riese wirkte ein wenig unbeholfen. Und tada – er bekam etwas für seinen Fisch. Wow. Sie hatte eine gute Tat vollbracht. Das sollte ihr gut geschrieben werden! Und dann wandte er sich wieder an sie, sorgte dafür, dass ihr heller Blick noch einmal zu dem Papier wanderte, zu dem verärgerten Gesicht des Verkäufers und zurück zu dem Riesen. Einen Moment wog sie den Kopf etwas zur Seite, inzwischen ruhte das gewohnte Lächeln auf ihren Lippen. „Damit sind wir dann wohl quitt. Danke.“
Wo würde er heute Nacht wohl schlafen… Der Buntäugige war schon wieder mit seinen Gedanken ganz woanders. Zweifelsohne würde das bisschen Geld nicht für eine Einkehr reichen. Und er hatte auch nicht vor, es dafür zu verprassen. Er mochte es ohnehin lieber mit dem Himmelszelt direkt über sich zu schlafen. Wie zu Hause. Und selbst, wenn er dort in den eigenen vier Wänden nächtigte, waren meist Tür und Fenster sperrangelweit geöffnet, um die sanften Brisen der Dunkelheit durch das Haus ziehen zu lassen. Er schaute etwas abgelenkt in eine andere Richtung, als sie ihm antwortete. Er linste zu ihr, tippte sich mit den Fingerspitzen an die Krempe des Hutes und grinste kurz verschmitzt. „Ebenso“, meinte er kurz und ließ die Münzen in einem Beutel unter seinem Hemd verschwinden. War doch besser, die direkt am Körper zu haben. Argwöhnisch blickte er sich um, straffte die Schultern und versuchte etwas zu erspähen. „Entschuldigen Sie,“ begann er und entsann sich erst dann, danach zu gucken, ob die Dunkelhaarige überhaupt noch neben ihm stand, „wissen Sie, wo es hier Salzhändler gibt?“
Shanaya wollte sich noch ansehen, was dieser Stand zu bieten hatte, auch wenn sie dem Tipp des Mannes wohl nachgehen würde. Aber vielleicht gab es hier ja etwas Besonderes. Ein paar Karten, die nicht wirklich hübsch gezeichnet waren, ein paar Stücke Kohle. Nichts, was sie wirklich gebrauchen konnte. Und damit wollte sie sich schon abwenden – es gab hier sicher noch genug zu sehen... Gerade in einer wegdrehenden Bewegung wurde sie jedoch aufgehalten. Wieder der Riese mit dem Hut, dieses Mal wollte er wissen, ob es in der Nähe einen Salzhändler gab. Diese Insel weckte wirklich noch eine soziale Ader in ihr... vermutlich war ihre Laune auch einfach zu gut, und dieser Kerl behandelte sie immerhin Respekt. Nicht so wie man anderer dahergelaufene. Sie schüttelte kurz den Kopf, richtete die blauen Augen aber wieder auf den Fremden. „Ich bin selbst noch nicht so lange hier – ich hab' also keine Ahnung. Aber die Straße runter hat es nach Gewürzen gerochen... da wird man sicher etwas finden.“
„Man,“ sagte er und hatte ein schelmisches Lächeln auf den Lippen, was kleine Lachfältchen um die Augen tanzen ließ. Er neigte den Kopf zu einem Nicken. „Dann geht es Ihnen wie mir, aber ich danke“, meinte er schließlich, krempelte sich einen Ärmel des lockeren Hemdes hoch, der runtergerutscht war, und marschierte entschlossen in die ausgewiesene Richtung los. An für sich war es für ihn nicht schwierig über die Menschenmengen hinweg etwas zu erspähen, aber es gab so viele Eindrücke, so viele Geräusche und Gerüche und so vieles zu sehen, was ihn hervorragend ablenkte. Milde interessierte trödelte er von Stand zu Stand. Er mochte es Auslagen miteinander zu vergleichen. Da sprach der Händler aus ihm heraus.
Shanaya wunderte sich einfach nicht über die Freundlichkeit des Mannes. Er bedankte sich wieder, aber dieses Mal sparte Shanaya sich das verwirrte Blinzeln. Es gab noch freundliche Menschen, und das an einem Ort wie diesem. Vielleicht musste sie die Hoffnung an eine vernünftige Crew doch noch nicht aufgeben. Es war ja bekanntlich alles möglich. Sie nickte nur, als der Mann sich abwandte – und nun wohl nach einem Salzhändler suchen ging. Kurz überlegte die Schwarzhaarige, spielte ein wenig mit den eigenen Gedanken, ehe sie einen letzten Blick auf das Papier warf und schließlich wenige Schritte hinter dem Fremden mit Hut nachging. „Das ist die gleiche Richtung, in der ein Laden mit Papier sein soll, richtig?“ Sie musste vermutlich rennen, um mit ihm Schritt zu halten...
Ging er einen Schritt, ging sie wahrscheinlich drei. Das kam ihm bekannt vor, seine jüngeren Schwestern hatten dieses Problem auch. Und seine Brüder… waren auch kleiner als er gewesen, bevor er das zu Hause verlassen hatte. Ob sie ihn jetzt schon erreicht hatten? Er guckte die Dunkelhaarige etwas überrascht an. Aber nun gut, einen Weg zu teilen war keine große Sache. Er nickte erneut. „Das ist immerhin ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Nur der Ladenbesitzer ist etwas… schwierig. Sie als Frau – “ Er runzelte die Stirn, als er sie beim Laufen ansah. Er reduzierte etwas die Geschwindigkeit, sodass er jetzt im Grunde sehr langsam bummelte. „Obwohl, nee nee, ich denk Sie kommen klar.“
Shanaya fragte sich, ob es ihr etwas bringen würde, dem Mann in diesem Moment zu folgen. Aber selbst, wenn sie nur irgendwie dafür sorgte, dass sich die Nachricht herum sprach, dass eine Crew gesucht wurde... damit war ihnen vielleicht schon geholfen. Und auch wenn der Dunkelhaarige selbst noch nicht lang hier war... möglich war alles. Vielleicht verbrachte er seine Abende in den Schenken der Stadt und tratsche über Dieses und Jenes? Er ging langsamer, sodass Shanaya aufholen konnte und den Kopf zur Seite neigte, als er mitten im Satz endete. Ein schwieriger Ladenbesitzer und sie als Frau? Sie hob leicht eine Augenbraue. „Wieso sollte ich nicht klarkommen? Bisher hab' ich noch alles hinbekommen.“ Und sie hatte Zweifel, dass sich diese Tatsache hier ändern würde. „Wieso ist er so schwierig?“
Greo zog leicht die Brauen zusammen. „Ich hab den Eindruck, dass man bei ihm bisweilen mehr zum Kauf dazubekommt, als nur seine Ware.“, brummte er und zuckte die Schultern. „Aber wenn Sie ihm klarmachen, dass Sie wirklich nur das Papier haben wollen… schlagfertige Argumente bringen ihn sicher dazu die Finger hinterm Tresen zu lassen.“
Shanaya blickte den Mann von der Seite her an, lachte dann bei seinen Worten leise auf. Ah... so einer war das also? Sie zuckte nun ihrerseits mit den Schultern. Das würde er bei ihr sicher einmal probieren... „Wenn er seine Finger nicht bei sich behält, hacke ich sie ihm eben ab.“ Mit einer ruhigen Bewegung strich sie sich eine der ungleichmäßig geschnittenen Strähnen aus der Stirn. Das war Nichts, wo sie mit sich scherzen ließ. „Ich bin nicht der Typ Frau, der sich so etwas gefallen lässt...“
Milde überrascht – oder mehr, interessiert, runzelte er die Stirn und musterte sie mit wachem Blick, bevor er abrupt Halt machte, um an einem Stand allerlei alten Plunder zu begutachten. Vielleicht würde er hier ja richtige Angelhaken finden. „Dann halt ich wohl auch mal lieber Abstand.“, meinte er schlicht und nahm ein Kästchen mit Nadel und Faden in Augenschein. „Mir sind meine Finger lieb.“
Shanaya hatte den Blick nach vorn gewandt, hielt Ausschau nach besagtem Laden, als der Mann – der auch wenn er neben ihr lief nur schwer zu übersehen war – plötzlich nicht mehr neben ihr war. Die Schwarzhaarige wurde langsamer, blickte dann zurück zu dem Hutträger, der an einem anderen Stand Interesse gefunden hatte. Bei seinen Worten lachte sie leise auf, zuckte erneut mit den Schultern. „Solange man seine Finger bei sich behält tue ich einem Nichts. So ein schlechter Mensch bin ich nicht.“ Na gut, die halbe Wahrheit. Nun beobachtete sie, was der Fremde in die Hand nahm, ohne sich ganz herum zu wenden. „Brauchst du sie zum nähen?“
Na, vielleicht log sie ja. Greo war zwar wehrhaft, aber er war auch nicht so dumm jemanden aufgrund seiner körperlichen Konstitution zu unterschätzen. Und selbst ohne Waffen – und nachdem, was sie sagte, war er sich sicher, dass sie welche trug – konnte sie ihm ziemlich übel wehtun. Er drängte sich ohnehin nicht gerne jemandem auf, also hatte er auch kein Problem damit einen gewissen Abstand zu ihr zu halten. Er war durchaus jemand, der seine Finger bei sich behielt. Er musterte immer noch die Nadeln, während sie sprach, und pikste probehalber damit dem Saum seines Hemdsärmels herum. „Ja allerdings.“, sagte er gemütlich, „So was sollte man immer bei sich tragen.“
Shanaya vergrub ihre Hände halb in den Taschen ihrer Hose, die eigene Tasche, die sie um die Schulter trug, dabei ein wenig zurecht rückend. Sie hatte das lieber alles genau im Blick, wer wusste schon, was sich hier für Gesindel herum trieb? Der Fremde ging jedoch nicht weiter auf das 'Finger abhacken' ein, was Shanaya munter lächeln ließ. Sie glaubte nicht, dass er sich davon einschüchtern ließ, konnte jedoch nicht sicher sagen, ob er sie einfach unterschätzte oder nicht glaubte, dass sie zu so etwas fähig war. Er beschäftigte sich nur weiter mit den Nadeln, stocherte an seinem Hemd herum. „Wem sagst du das...“ sie selbst trug meist Nadel und Faden bei sich. „Auch wenn man mit den kleinen Dingern wohl kaum durch dicken Stoff von Segeln durchkommt.“
Greo hatte sich aus Versehen in den Arm gestochen und rieb sich kurz über die kleine Stelle nahe des Ellbogens. Offensichtlich schien ihn das überzeugt zu haben und er gab eine seiner wertvollen wenigen Münzen dafür auf, um das Kästchen zu kaufen. Es war schön klein, gerade so groß wie eine kleine Schachtel Zündhölzer und er verstaute auch das in einer seiner Gürteltaschen. Etwas nachdenklich befühlte er den Beutel mit dem verbliebenen Geld an seiner Brust und merkte kaum wahrnehmbar auf. „Segel?“, fragte er langsam und überlegte eine kurze Weile. Er ging weiter. „Müssen Sie denn welche reparieren?“
Shanaya beobachtete weiter mit gehobener Augenbraue, wie der Mann ins einem Hemd herum stocherte und sich schließlich über den Arm rieb. Hm, zu weit gestochen? Ein belustigtes Lächeln legte sich bei diesem Gedanken auf ihre Züge, während der Mann Geld hervor holte und sich das Kästchen mit den Nadeln kaufte. Sie kam nicht umhin, ihn kurz prüfend zu mustern. Seine Kleidung ließ nicht unbedingt darauf schließen, woher er kam, aber vielleicht war sie auch einfach nur aus der Übung. Auf seine Frage hin nickte sie leicht. „Bisher noch nichts Großes, aber das wird sicher noch kommen.“ Wenn der Großteil der Crew ausgetauscht war... Auch die Schwarzhaarige setzte sich wieder in Bewegung, ließ die Hände dabei in den Taschen.
Ob er wohl mit diesen Nadeln auch Wunden zunähen konnte, wenn ihm irgendwer so richtig derbe etwas über den Kopf zog? Greo grübelte kurz über diese äußerst sinnlose Frage (denn er würde es nicht drauf anlegen sich in einer Prügelei derartig zu verletzen) und ging weiter. Sie waren nicht mehr allzu weit von dem Geschäft entfernt, welches er so zweifelhaft angepriesen hatte. Er konnte es ihr nicht verübeln, wenn sie sich ihre gewünschten Waren irgendwo anders kaufte. Er sah sich weiterhin nach irgendeinem großen Salzfass um. „Ja, manche Dinge können verschleißen, Segel zählen nun wirklich dazu.“, antwortete er langsam, weil er konzentriert dreinblickte. Die Worte hielten sich vage. Er wollte nicht direkt konkret nachfragen, was sie mit Segeln und Schiffen und somit einer potentiellen Wegfahrgelegenheit zu tun hatte. War einfach nicht sein Ding.
Shanaya fragte sich still, ob der Mann wohl nur jetzt so in Gedanken versunken wirkte – oder ob er sich immer so gab. Er schien jedenfalls glücklich mit seinen Nadeln zu sein, aber seine ursprüngliche Suche war noch nicht beendet. Es interessierte sie nicht unbedingt, und dennoch überlegte sie, was er mit Nadeln und Salz wohl anfangen wollte. „Wären es nur die Segel, wäre das Leben auf See vermutlich um einiges leichter...“ Vor allem mit dem, was sie vorhatten. Die Sphinx würde sicher nicht ohne die ein oder andere Macke davon kommen. „Umso nötiger sind Leute, die das alles in Schuss halten.“
„Meine Rede, meine Rede…“, meinte er und schritt auf einen Verkäufer zu, der nun endlich etwas Salz anzubieten hatte. „Was wäre die Welt ohne Leute, die mal richtig –“ er unterbrach sich und richtete sich augenblicklich noch etwas mehr auf ,“Aye, ich wollte Salz, ganz richtig.“ Der Verkäufer hatte ihn schon entdeckt, bevor Greo richtig wusste, wen er hatte ansprechen wollen. Ausgefuchste Leute, diese Marktfritzen. Hatten wohl richtige Argusaugen. Das waren dann wohl Personen, bei denen man aufpassen musste… dachte er noch und begann zu verhandeln. Salz war verdammt teuer. Es trug den Titel des weißen Goldes nicht umsonst.
Shanaya blickte sich schon wieder um, als der Mann erneut stehen blieb, dieses Mal bei einem Stand der das anzubieten schien, was er suchte. Dann hatte immerhin er gefunden, was er brauchte. Er wollte auf ihre Worte antworten, brach aber mitten im Satz ab und ließ sie etwas verwirrt den Kopf zur Seite neigen. Konzentration wie eine Qualle? Die Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf, hatte sich aber nun etwas in diesen gesetzt und wartete geduldig, bis der Mann mit Hut noch mehr Geld losgeworden war. Dabei ließ sie den Blick kurz schweifen. Erst, als sie einen Schritt näher trat hob sie selbst wieder die Stimme. „Kennst du dich mit der Seefahrt aus?“
Nur noch zwei Münzen über – verflixt. Das wurde jetzt aber echt knapp. Da würde er nachher noch eine ganze Weile angeln gehen müssen, um sich etwas Geld für weitere Vorräte zu sichern. Denn leider hielten sich die Fische nicht so lange. Greo verpackte die teuer gekauften Dinge sorgfältig und rückte sich den Hut zurecht. „Nun ja.“, meinte er und schaute sie aufmerksam an. Ob er sich einen Spaß machte oder es ernst meinte, war weder aus Mimik, noch aus der Stimme heraus so richtig zu erkennen „Sagen wir es mal so: wenn es drauf ankommt, weiß ich so ziemlich alles nötige darüber.“
Shanaya wartete still ab, bis der Mann seine neue Habe versteckt hatte, den Hut richtete und dann auf ihre Frage einging. Und dieses Mal sogar ganz und in vollen Sätzen. Ihr Kopf blieb zur Seite geneigt, einige Momente überlegte sie, was sie darauf nun antworten sollte. Sie konnte sich ihm einfach aufdrängen. Aber sie arbeitete ja an sich, das eben nicht mehr zu tun. Zumindest wenn ihr ihr darauf ankam. Und ganz vielleicht war dieser Mann ja irgendwie nützlich. „Ich kenne eine Crew, die noch Verstärkung sucht.“ Sie lächelte munter. Gut. Nicht aufgedrängt – aber mit der Tür ins Haus gefallen.