16.09.2017, 11:20
We get along pretty well when we only pretend
16.03.1822
Sphinx
We get along pretty well when we only pretend
Abend des 16. März 1822
Ryan Black, Gregory Scovell & Shanaya Árashi
Shanaya ließ sich mit einem leisen Seufzen auf die Planken sinken, mit dem Rücken gegen den Mast gelehnt. Ein kurzes Blinzeln, ehe sie den müden Kopf ein wenig zurück neigte, den hellen Blick zum Himmel hob. Sie hatte heute einiges geschafft... trotz der Pausen, zu denen sie sich hatte zwingen müssen. Zu viel Anstrengung sorgte für eine große Portion Kopfschmerzen, und davon hatte sie wirklich genug. Aber sie konnte auch nicht einfach herum sitzen, also hatte sie Kleinigkeiten erledigt. Und jetzt... jetzt genoss sie eine etwas längere Pause. Also hatte sie auf dem Bugaufbau Platz genommen, konnte von hier fast über das ganze Deck blicken und in aller Ruhe den Wind in den Haaren genießen. Einen Moment dachte sie nicht einmal an die Aufgaben, die noch erledigt werden wollten. Jetzt gab es einfach nur diesen Augenblick der Stille.
Die Aufregung des Tages oder besser gesagt, der nächtlichen Rettungsaktion hatte sich längst gelegt. Die Abenddämmerung bewegte sich mit gemächlichen Schritten über sie und sorgte dafür dass die Sphinx in schummriges Licht getaucht war. Das Zwielicht – es war eine seltsame Zeit, die immer eine besondere Atmosphäre schaffte. Ryan hatte sich mit den Neuankommlingen noch nicht sonderlich groß auseinander gesetzt.. Immerhin war er kein Teil der Crew und dennoch hatte er sich - weshalb auch immer, verpflichtet Talin gegenüber Gehorsam zu leisten: im Austausch ihres Vertrauens. Und so kam es dass er dem ein oder anderen Befehl nachgegangen war. Hatte geholfen das Schiff zu manövrieren, indem er beim Segel setzen half. Hatte Taue in der Takelage kontrolliert und geflickt oder war ganz klassisch kleineren Arbeiten nachgegangen. Alles jedoch nur unter Aufforderung.. Jetzt war Ruhe eingekehrt. Das Schiff glitt zwar mit beachtlicher Geschwindigkeit, aber ruhig durch das samtige Wasser, doch die meisten Arbeiten wurden niedergelegt. Der Wind trug den Duft von Essen direkt übers ganze Deck – es war vermutlich nur noch eine Frage der Zeit bis der geangelte Fisch von Mittag aufgetischt wurde. Doch fürs Erste reichte dem ohnehin schlechten Esser namens Ryan etwas Obst. Er hatte sich gerade zurück ziehen wollen, als er Shanaya an Deck erblickte. Eine seiner Brauen ging kurz skeptisch in die Höhe – er zögerte. Um zu seinem angestammten Platz zu gelangen, musste er wohl oder übel an ihr vorbei. Bisher hatte Ryan sich nicht sonderlich darum gekümmert, was auf der Morgendwind geschehen war und im Grunde interessierte es ihn nicht einmal jetzt. Aber gerade in diesem Moment wirkte sie erst Recht nachdenklich – und das passte ihm gar nicht. Nicht etwa, weil er sich Sorgen machte, sondern eher weil er befürchtete ihre Laune ab zu bekommen. Nach kurzem Zögern ließ er sowohl die Braue als auch die Schultern sinken und machte einige Schritte auf sie zu. „Hey.“ Sein Ausruf war keine Begrüßung, sondern ein 'Pass auf!' denn mit einer flinken Bewegung und gebührenden Abstand warf er ihr einen Apfel zu. Entweder war sie geschickt genug und würde ihn fangen, oder aber er würde Zielsicher auf ihrem Schoß landen.
Shanaya kämpfte gegen die Erschöpfung ihres Körpers und musste dennoch die Augen schließen. Vielleicht sollte sie doch ein wenig zurück schalten... wäre das nur so einfach, wie es klang. Zumindest ließ sich ihr Denken ein wenig ausstellen, sodass sie sich auf den Wind und das leise Rascheln der Segel konzentrieren konnte. So ließ es sich leben. Auch sie konnte eine Pause genießen – wenn sie musste. Aber das Wetter beruhigte ihr Gemüt, auch wenn sie nur mit den Gedanken woanders war. Die Schritte, die langsam lauter wurden ließen sie nicht aufmerken, genauso wenig wie die Stimme, die wenige Herzschläge später erklang. Nur ein Wort, aber sie erkannte die Stimme gut genug. Die Augen blieben also geschlossen, sie kümmerte sich nur um den Dieb. Vielleicht meinte er ja irgendwen anders? Nur in ihrer Nähe hatte sich zuvor niemand aufgehalten. Was wollte er also? Die Antwort kam geflogen, ohne dass Shanaya es kommen sah. Der Apfel, der auf ihre ausgestreckten Beine fiel ließ sie zusammen zucken. Und abrupt war ihr Blick auf den Dunkelhaarigen gerichtet – einen Moment sehr skeptisch, ehe ihr das runde Ding auf ihrem Schoß einfiel. Ihr Blick senkte sich, beide Augenbrauen wurden angehoben. Ein Apfel. Eine ruhige Handbewegung und das Ding befand sich in der Luft. Sie schmunzelte. „Du wirfst mir vor, einen dicken Hintern zu haben – und jetzt mästest du mich? Du stehst auf breite Hintern, hm?“
Ein diabolisches grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Möglich, Sonnenschein. Ich habe zumindest nie etwas anderes behauptet, oder?“, er selbst hob seinen eigenen Apfel und biss hinein. Ryan blieb für einen Moment stehen und schwieg bis er den Mund wieder leer hatte. „Außerdem siehst du blasser aus als ich. Und das soll schon was heißen.“, schließlich zuckte er mit den Schultern. Im Grunde brauchte es ihn ja eigentlich nicht kümmern. Keine Ahnung weshalb er plötzlich solche Wandlungen an sich hatte. Ryan kratzte sich kurz an der Wange und wirkte für den Moment nachdenklich. „Hör Mal.. Hrm...“, ein kurzes Räuspern seinerseits, ehe er sich endlich in Bewegung setzte. Allerdings nicht auf die Schwarzhaarige zu, im Gegenteil. Ryan steuerte die Reling an, lehnte sich mit dem Rücken daran und verschränkte einen Arm quer über der Brust, während er mit der anderen Hand immer noch den Apfel fest hielt. Tja. Was wollte er eigentlich sagen? 'Übernimm' dich nicht'? 'Mach langsam'? Irgendwas anderes? Aber eigentlich war jedes Wort überflüssig. Schließlich wusste sie ja selbst, wie viel sie sich zumuten konnte und wie viel nicht. Also schwieg er. Die Geste allein sagte hoffentlich schon alles. „Wie ist das überhaupt passiert?“, Ryan wusste so ziemlich gar nichts von dem, was letzte Nacht auf dem Schiff geschehen ist. „War ja ne ordentliche Explosion die mit Sicherheit auf deinem Mist gewachsen ist.“, erneut zuckten seine Mundwinkel amüsiert.
Shanaya drehte den Apfel ein bisschen hin und her. Er schien jedoch keine sichtlichen Makel zu haben. Nichts, was sie daran gehindert hätte, hinein zu beißen - bis auf die Tatsache woher er kam. Was der Dieb damit wohl bezweckte? Hätte er sie einfach abwerfen wollen, hätte er sie sicher nicht auf sich aufmerksam gemacht... und wenn er ihren Kopf hatte treffen wollen... Der Mann umging ihre Worte jedenfalls gekonnt, sodass die Schwarzhaarige nur leicht mit den Schultern zuckte. Seine nächsten Worte machten sie dann doch stutzig. Schwang da etwa ein Hauch Sorge mit? Ohje, hatte sie ihn etwa aufgetaut? Aber vermutlich hatte er Recht. Sie wollte nicht wissen, was sie für einen Eindruck machte. Umso lauter wurde der Ruf der Hängematte. „Du wirst ja noch richtig sozial, ich bin fast begeistert.“ Und wieder sprach er, setzte sich dann in Bewegung. Und jetzt war die junge Frau wirklich verwirrt. Was wurde das jetzt? Er knusperte an seinem Apfel herum, richtete seine Aufmerksamkeit aber wieder auf sie, während sie den Apfel noch erhoben hielt. Aber er schwieg. Sollte sie nun nach hacken? Gerade setzte sie an, hatte sich passende Worte zurecht gelegt, als er sie fragte, wie sie zu der Wunde gekommen war. Und er schob ihr die Schuld für die Explosion zu. „Ich bin mit dem Kopf durch die Wand gegangen. Sie hat nicht Stand gehalten.“ Mit einem kurzen Zögern biss sie nun von dem Apfel ab, kaute darauf herum, ehe sie schluckte und wieder sprach, dabei grinsen musste. „Ich wasche meine Hände in Unschuld, ich sorge irgendwann für den Weltuntergang, aber nicht alles, was hochgeht ist auf meinem Mist gewachsen.“
Ja, wenn Ryan etwas konnte, dann geschickt Themen zu umgehen über die er nicht sprechen wollte. Im Grunde lenkte er so ziemlich von allem ab, was irgendwie im Zusammenhang mit ihm selbst stehen könnte. Und der Vorteil dabei war, dass die meisten Menschen unheimlich gerne über sich selbst sprachen. Ob es Ryan nun interessierte oder nicht. Und genau das war auch der Grund weshalb er sich von allen so distanzierte.. Es war die einfachste Lösung nicht mehr als Nötig von sich Preis zu geben. Auch den Seitenhieb ignorierte er einfach. Soviel zum Thema 'Sozial'. Sozial unbeholfen traf es wohl eher. Aber da war er zumindest an Board dieses Schiffes nicht allein. Irgendwie waren sie ja durch die Bank durch alle Sonderlinge. Keiner von ihnen Wirkte auf irgendeine weiße 'Normal'. Jeder von ihnen trug sein Päckchen mit sich. Seine Vergangenheit. „Bei deinem Dickschädel wundert mich das nicht.“, natürlich triefte ihre Antwort auf seine Frage nur so vor Sarkasmus – doch wie immer spielte Ryan mit. Allerdings hatte seine Tonlage jegliche Arroganz verloren. Er klang beinahe gelangweilt, gar so als hätte er eine ausgeschmücktere und heroischere Antwort erwartet. Eine, die mehr zu ihr passte. Ein Windstoß schlug quer und wirbelte dem Sonnenschein die Haare vors Gesicht. Erneut huschte ein diabolisches Grinsen über seine Lippen. „Hm. Ich war felsenfest der Meinung, diese Explosion trug deine Handschrift.. Aber gut...“, erneut stockte Ryan. Er blinzelte ein paar Mal, ließ den einäugigen Blick aber unentwegt auf ihr Ruhen. Ja.. Sozial unbeholfen traf es definitiv am Besten. „...gut dass ihr so zahlreich zurück gekommen seid.“ Nun, das mit ihrer Verletzung schien ja ohnehin nur halb so schlimm zu sein. Schließlich war sie noch Fit genug um herum zu turnen. Ryan hatte schon wesentlich schlimmere Kopfverletzungen gesehen, die auch noch Nachträglich zum Tod geführt hatten. Aber wie sagte man so schön? Unkraut vergeht nicht.
Shanaya biss noch einmal von dem Apfel ab, erwartete immernoch, dass sie gleich tot umfallen würde. Vergiften – passte das nicht zu so einem Kerl? Nun, dann hatte sie wenigstens eine Henkersmahlzeit. Kaum war dieser Bissen klein gekaut und herunter geschluckt, fuhr die junge Frau sich mit der Zunge über die Zähne. Sie hatte eine Weile Nichts gegessen, umso besser schmeckte dieser Apfel nun. Während der Dieb wohl seinen eigenen Gedanken nachhing behielt Shanaya den Apfel im Blick. Beinahe so, als würde er sich gleich in ein stuhlförmiges Monster verwandeln. Erst die Stimme des Mannes ließ sie kurz aufblicken. „Du weißt, dass ich das als Kompliment nehme.“ Der Wind, der ihr die Frisur zerstörte, ließ sie auch kurz die Augen schließen und sich eine Strähne aus der Stirn pusten, als er wieder abgeflaut war. So sah sie nicht den Ausdruck auf dem Gesicht des Älteren, seine Worte ließen sie leise auflachen. „Ich habe für genug Wirbel da drüben gesorgt, ich kann den ganzen Spaß ja nicht für mich allein haben, oder?“ Sein Zögern ließ sie den hellen Blick herum wenden, nach wie vor skeptisch. Er wirkte heute beinahe verträglich. Wie sollte man damit nur umgehen? Bei seinen Worten schnaufte sie. „Komm schon. Ich weiß, dass du mir die Pest an den Hals wünscht. Das tue ich schließlich auch. Was versuchst du also zu erreichen?“ Ihre Stimme klang nicht genervt, mehr beiläufig und fragend. Und um das zu untermalen ließ sie den Blick interessiert auf ihm ruhen, biss noch einmal ein großes Stück von dem Apfel ab.
Wusste er. Ryan konnte ihr schließlich die wüsten Beschimpfungen an den Kopf schmeißen und sie würde es als Kompliment auffassen. So gut kannte er sie zumindest schon. Und störte sich eigentlich nicht länger daran. Aber er musste ihr Recht geben... Denn streng genommen war der Dieb ein ziemlich leichtes Opfer für solche Sticheleien.. Oder besser gesagt: Es amüsierte ihn zutiefst. Ja, er hatte Spaß daran sich ständig mit dem Sonnenschein zu streiten. Das war eigentlich auch schon alles. So langweilig er Seefahrten auch empfand, so amüsant war es jemanden zu haben mit dem man sich balgen konnte. Und die Schwarzhaarige bot dafür einfach die perfekte Fläche. Immerhin konnte er Trevor beim besten Willen nicht Ernst nehmen. Greo, Aspen und Rayon gingen ihm genauso aus dem Weg wie er ihnen. Talin war äußerst selten anzutreffen und ohnehin respektierte Ryan sie von allen Personen hier am Meisten. Das Lächeln auf seinen Lippen war immer noch nicht verschwunden. „Bild dir nicht so viel darauf ein, Sonnenscheinchen. Ich will nur dass es dir besser geht, damit ich jemanden habe mit dem ich mich Streiten kann. Ohne deine sarkastischen Bemerkungen wäre es doch extrem Langweilig an Bord.“ Erneut biss er in seinen Apfel, als er fertig war, wurden die letzten Reste einfach über die Reling ins Wasser geschmissen.
Gregory trat an Deck und streckte sich. Jetzt, nach einer erholsamen Ruhephase fühlte er sich ungewohnt frisch. Er lächlte, denn es fühlte sich einfach gut an wieder auf der Höhe zu sein. Gut, 'ganz' auf der Höhe war er wahrscheinlich noch nicht aber das kam auch noch. Stimmen klangen vom Bug herüber und er beschloss, zu schauen, wer sich dort aufhielt. Shanaya und dieser Mann. Er musste Ryan sein. Bis jetzt hatte er keine Gelegenheit gefunden mit ihm zu reden. Ach, egal, dann eben jetzt. "Hallo!", meinte er, während er zu ihnen trat.
Shanaya kaute munter auf dem Apfel herum, auch wenn sie den Mund dieses Mal ein wenig zu voll genommen hatte. Immerhin antwortete Ryan nicht auf ihre Worte, sie hatte also genug Zeit, diesen Bissen klein zu mahlen. Es war ihr eigentlich egal, ob er irgendetwas von ihr erwartete. Ihm würde sie sicher keinen Gefallen tun – außer vielleicht aus Versehen an diesem Apfel ersticken! Schließlich schluckte sie doch, womit ein Stechen durch ihren Kopf zuckte. Sie würde also verhungern. Wegen einem Stuhl! Toll. „Und wieder ein Kompliment. Du läufst heute zu Hochformen auf, was? Aber keine Sorge, solange ich nicht halbtot über der Reling hänge, werde ich noch mit dir fertig.“ Die Schwarzhaarige biss sich leicht auf die Zunge, jetzt wollte das Pochen in ihrem Kopf wieder nicht abklingen. Oh, wie viel Glück dieser Stuhl hatte, dass er ihr nicht noch einmal begegnet war! Er wäre jetzt Feuerholz. Mit diesem Gedanken strich sie sich durch die Haare, fuhr dabei vorsichtig über die Naht, während Ryan seinen Apfel über die Reling warf – genau in dem Moment, als noch jemand zu ihnen trat. Einen Moment kniff die junge Frau die Augen zusammen – sie würde diesen Stuhl finden und in seine Einzelteile zerlegen! - ehe sich die hellen Augen wieder auf Gregory richteten, der im Abendlicht zu ihnen trat. „Nette Gesellschaft. Jetzt wird es interessant!“ Ein kurzer Seitenblick zu Ryan, dann wieder zu Gregory. „Möchtest du dich unserer Konversation über völlig banale Dinge anschließen?“ Ein munteres, wenn auch müdes, Lächeln galt ihm.
„Nur wenn ich bei diesen hochwichtigen Dingen nicht störe," grinste er und sah zwischen den beiden hin und her. Dann sah er Shany an. "Wie geht es dem Kopf?"
Shanaya drehte den Apfel ein wenig hin und her, biss dann noch einmal davon ab und hielt den hellen Blick dabei auf Gregory gerichtet. Nur aus den Augenwinkeln behielt sie Ryan im Blick, aber er schwieg für den Moment. Vielleicht war er ja eingeschüchtert? Möglich war es. „Keine Sorge, jede Störung ist gern gesehen.“ Sie schluckte das Stück Apfel herunter, bei der nächsten Frage des Mannes wurde ihr Lächeln ein wenig schräger. „Ich lebe. Es könnte mir definitiv schlechter gehen.“
"Sag bescheid, wenn du dich fiebrig fühlst oder dir die Wunde auf andere Weise komisch vorkommt", wiederholte er sich. Jedenfalls hoffte er, dass er es ihr Gestern schon gesagt hatte. "Davon ab bleibt also nur die Frage, wie ich stören kann. Irgendein spezielles Thema gewünscht?" Wieder sah er zum Dieb hinüber, doch der schien derzeit nicht gewillt etwas zu sagen...
Shanaya nickte auf die Worte des Mannes hin, auch wenn sie wohl eher nicht als erstes zu ihm laufen würde. Es war schon ein Kampf gewesen, Talin an ihre Wunde zu lassen. Aber alleine wäre sie wohl kaum noch dazu im Stande gewesen. „So etwas bringt mich nicht um, ich hab' schlimmeres durch gemacht.“ Und das war nicht einmal gelogen. Wie viele Kugeln hatte sie abbekommen? Einige. Seine folgenden Worte ließen sie leicht den Kopf heben, sodass sie von unten zu ihm aufblicken konnte. „Hast du Trevor schon auf links gezogen?“ Sie konnte nicht anders und musste grinsen. Sie riskierten ihr Leben, jagten ein Schiff in die Luft... und er... er warf sich betrunken von Bord.
Er hoffte, dass sie da recht hatte, aber immerhin schien sie ihn in diesem Punkt ernstzunehmen. "Auf Links gedreht und zum trocknen in die Wanten gehängt. So lange, wie ihn jetzt keiner weckt, wird er seinen Rausch ausschlafen und erstmal nichts anstellen." Er schüttelte den Kopf, um die Bilder der letzten Nacht loszuwerden. Heute Abend war viel zu schon, um ihn sich durch Erinnerungen verderben zu lassen. "Mit dem Chaos kann ich also momentan nicht dienen."
Shanaya rümpfte leicht die Nase, ließ den Mann dabei jedoch nicht aus den Augen. Noch einmal fuhr sie sich durch die Haare, dieses Mal jedoch darauf bedacht, die Naht nicht zu berühren. Ob Talin ihr wohl ein Muster auf den Kopf genäht hatte? „So wie ich ihn einschätze hat er das sehr spaßig empfunden?“ Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Trevor – gerade mit genug Alkohol – eine Rüge ernst nahm. Wobei sie auch nicht wusste, wie Gregory solch eine verteilte. Vielleicht war er jetzt grün und blau geprügelt? „Dann kannst du einen freien Abend genießen, an dem du nicht auf ihn aufpassen musst.“ Ob ihre Kopfschmerzen denen gleich kamen, mit denen Trevor vielleicht zu kämpfen hatte? Mit einer lockeren Bewegung stopfte sie sich den Apfel zwischen die Zähne, zog sich dann am Mast nach oben, bis sie aufrecht stand. So gut wie, jedenfalls. Die Miene einen Moment ausdruckslos biss sie die Zähne aufeinander. Nicht zu schnell aufstehen. „Und vermutlich war das Spannung genug für ihn und er will jetzt erst einmal hier bleiben?“
Als Gregory zu ihnen stoß, schwieg Ryan erst einmal bewusst. Er war ja ohnehin nicht der Gesprächigste. Und Lust auf irgendeine Weise Anschluss bei jemanden zu finden hatte er auch nicht. Also behielt er die Arme nun vor der Brust verschränkt, ignorierte das Knurren in seinem Magen welches nur durch den Duft von gebratenen Fisch der übers Deck wehte nur provoziert wurde und lauschte dem Gespräch. Achja.. Trevor.. So richtig hatte es Ryan nicht mitbekommen, als der Kerl über Board ging. Gut – er hatte letzte Nacht selbst alle Hände voll zu tun gehabt. Mit 3 ½ Mann dieses Schiff hier zu manövrieren war Stress genug gewesen. Wobei Greg ja noch verletzt war. Dem Dieb lag eine spitze, abfällige Bemerkung nach der anderen auf der Zunge, während er ihren Worten lauschten. Doch er hielt sich wacker und schwieg. Nach einer Weile seufzte er, stieß sich mit gerunzelter Stirn von der Reling ab und verschwand. Doch die Erleichterung sollte nicht lange währen! Er behielt etwas in den Händen, bei dem zunächst jedoch nicht ersichtlich war, um was genau es sich handelte...
Gregory seufzte. Diese Frage würde er ihr nicht beantworten. "Genau das habe ich vor. Was mich zu der Frage bringt, wie ihr das hier an Bord handhabt. Was tut ihr, wenn ihr euch vergnügen wollt? Ich weiß nicht, er langweilt sich schnell," meinte er mit einem Zwinkern zu Shany. Sicher, Trevor würde nicht gleich ein neues Abenteuer brauchen, wie lange das hier allerdings vorhielt blieb abzuwarten. Kurz sah er Ryan nach, wandte sich dann wieder Shanaya zu und wartete auf ihre Antworten.
Shanaya nahm es s hin, dass Gregory nicht auf ihre Frage einging, lauschte seiner Antwort jedoch mit aufmerksamer Miene. „Das muss jeder für sich selbst wissen. Es gibt immer etwas zu tun. Ich glaube, davon, jemanden zu befreien, haben wir erst einmal alle die Nase voll.“ Und sie hatten glücklicherweise auch niemanden mehr, den sie retten mussten. Und auch, wenn sie selbst eher der Typ war, der sich gern beschäftigte... sie musste sich wohl eingestehen, dass sie sich diese Pause gönnen musste. Nur ein paar Tage. Lange, sich hinziehende Tage. „Notfalls fällt uns schon etwas für ihn ein. Wir erzählen ihm einfach, wir haben auf der Sphinx einen Schatz versteckt. Das beschäftigt ihn sicher lange genug.“ Nur aus den Augenwinkeln nahm die junge Frau die Bewegung des Diebes wahr. Oh, er wollte wohl lieber mit ihr allein sein? Na hoffentlich hatte sie ihm jetzt nicht das Herz gebrochen.
Gregory: "Ich bin immer noch überrascht, dass es überhaupt geklappt hat, noch dazu mit so wenig Verlusten", gab er ihr recht. "Das ist die Idee! Und es reicht schon, irgend eine Kleinigkeit zu verstecken, eine Muschel zum Beispiel und er freut sich riesig." Lächelnd hatte er letzteres gerade vor seinem geistigen Auge. "Das, was ich eigentlich wissen wollte war allerdings, was machst du an einem gemütlichen Abend an Bord, um dir die Zeit zu vertreiben?“
Shanaya schmunzelte über die Worte des Mannes. „Du hattest Zweifel? Hoffentlich war dir das eine Lehre.“ Sie war beteiligt, als wenn sie zugelassen hätte, dass diese Mission scheitert! Eher wäre sie selbst mit der Morgenwind untergegangen. Seine Worte über Trevor entlockten der Schwarzhaarigen ein leises Seufzen. Trevor war schon recht einfach gestrickt, aber wenigstens schien er mehr in der Hose zu haben als Aspen. Obwohl das gewiss nicht schwierig war. „Siehst du, dann ist er beschäftigt und wir haben unsere Ruhe.“ Die nächste Frage ließ die Dunkelhaarige einen Moment überlegen. Da gab es viel zu viel. Sie breitete also die Arme aus, suchte festen Halt. „Ich singe oder zeichne, lese oder kümmere mich um Aufgaben, die anfallen. Wenn ich nicht gerade am Steuer bin. Oder wenn mir danach ist, flirte ich mit irgendwem. Alles, was mich irgendwie beschäftigt.“
Gut, das Ryan keine Gedanken lesen konnte. Er wäre vermutlich in schallendes Gelächter ausgebrochen! „Hör nicht auf das was sie sagt. Essen und anderen auf die Nerven gehen, das macht sie“, beantwortete Ryan Gregorys Frage, da er gerade zum richtigen Augenblick zurück kam. „In dieser Hinsicht könnte sie Trevor die Hand geben“, japp, Ryan redete nicht viel – doch wenn er Sprach, kam meistens irgendwas abfälliges über seine Lippen. Nicht immer... Aber immer öfter eben. In seiner linken spielte er immer noch mit dem Gegenstand, welchen er eben noch versteckt gehalten hatte.. Oder war es einfach nur so, dass jener Gegenstand viel zu Klein war um ihn zu erkennen? Und in der Rechten einen Becher. „Und ich heiße zwar nicht Shanaya.. Aber sowas machen solche Abende immer sehr erträglich wie ich Erfahren durfte“, nicht hier auf der Sphinx. In früheren Zeiten. Endlich öffnete er die Hand und zum Vorschein kamen 10 blankpolierte, perlmutfarbige Würfel. Auf seinen Lippen zeichnete sich erneut jenes altbekannte, fiese Grinsen ab. „Vor allem, mit interessanten Einsätzen...“
Gregory lachte. Hinterher war immer gut Reden. Und dass Shany sehr selbstsicher war hatte er auch schon mitbekommen. Gedanklich notierte er sich, was sie sagte. "Die Zeichnungen würde ich gerne mal sehen. Was-" Ryan unterbrach seine Frage. Und das was er von sich gab klang mehr als nur ein bisschen zynisch. Dann folgte eine gehässige Herausforderung und aus dem Lachen Gregorys wurde ein wölfisches Grinsen. "Ich ziehe Karten vor, Knobeln ist mir allerdings auch recht. Da müssen wir uns nur auf ein Spiel einigen. Was ist Shanaya? Bist du dabei?"
Shanaya nahm die Worte des Mannes mit einem Schmunzeln hin. Sie hatte keine Probleme damit, ihm zu zeigen, was sie zeichnete. Ob es nun das Schiff, die Umgebung oder eine Karte war. Aber viel weiter kam der Ältere nicht, denn genau in diesem Moment kam Ryan natürlich zurück. Schade, sie hatte gehofft, er hätte die Nase voll. Aber bei ihrem Glück... „Ich bin immer wieder froh, dass du meine liebliche Gesellschaft so sehr zu schätzen weißt.“ Ein vielsagender Blick galt dem Dieb, der sie mit dem nächsten Atemzug scheinbar zu einem Spiel herausforderte. Wenn der Einsatz stimmte... „Wenn du willst, das ich mich ausziehe, ist das eine sehr langweilige Anmache.“ Gregory war sofort dabei und Shanaya schluckte ein leises Seufzen herunter. Sie konnte sich bei diesen Kopfschmerzen kaum konzentrieren, und sie hörte immernoch das leise Rufen ihrer Hängematte, aber... „Ein paar Minuten kann ich euch wohl opfern, bevor ich wieder an die Arbeit gehe.“