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When Life has cut too deep..
Lucien & Skadi ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 15 März 1822
Ort Auf der Morgenwind
Tageszeit Nachmittags
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Nov 2015
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#1
When Life has cut too deep...
.. and left you hurting.
The Future you had hoped for is now burning,
and the Dreams you held so tight lost their Meaning



Skadi & Lucien
15. März 1822 | früher Nachmittag | an Bord der Morgenwind


Mit einem lautlosen Seufzen lehnte Lucien den Kopf zurück an die hölzerne Schiffswand – die einzige Wand seiner Zelle, die nicht aus Gitterstäben bestand und weit genug weg war, von den Nachbarzellen, damit ihn niemand von der Seite her nervte. Schließlich war er nicht der einzige in dem gewaltigen Frachtraum der Morgenwind. Links und rechts von ihm schlossen sich weitere Zellen an, in denen mal ein, mal zwei Gefangene hockten. Einige brabbelten wirr vor sich hin, andere tuschelten miteinander. Doch die meisten blieben, wie er, einfach still. Sein Nachbar hatte ein paar Mal versucht, Luciens Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch der Dunkelhaarige ignorierte ihn. Welchen Sinn sollte es haben, jetzt noch nette Bekanntschaften zu schließen? Keinen, richtig.
Der junge Mann schloss über die Geräusche in der Brig schlicht die grünen Augen, die im dämmrigen Licht der Öllaternen fast schwarz wirkten, und lauschte. Lauschte auf das Brechen der Wellen, die von außen gegen die feuchte Bordwand schlugen. Das stetige Rauschen beruhigte ihn, gab ihm einen Hauch inneren Frieden. Das Wissen, wieder auf dem Meer zu sein, nach der schier endlosen Zeit in Asanus Gefängnis. Doch er vergaß weder, wo er sich jetzt befand, noch den Grund dafür.
Wie immer in solchen Augenblicken kehrten seine Gedanken nach Hause zurück. Zurück zu dem damals 14 Jahre alten Mädchen, das am Kai stand und dem Schiff nach sah, mit dem er aufs Meer hinaus fuhr. In seiner Erinnerung stand sie noch immer da und wartete darauf, dass er zurück kam und das Versprechen einlöste, das er ihr gegeben hatte. Keinen Tag älter als 14. Manchmal versuchte er, sich vorzustellen, wie sie inzwischen wohl aussah. Wie es ihr ging. Was aus ihr geworden war. Jetzt, nach ganz genau drei Jahren. Doch wenn Talin vor seinem Inneren Auge auftauchte, blieb sie 14 Jahre alt.
Lucien glaubte längst nicht mehr daran, sie wieder zu sehen. Die Morgenwind brachte ihn und alle anderen armen Spinner hier unten nach Esmacil, in dessen Hochsicherheitsgefängnis sie früher oder später den Verstand verloren oder drauf gingen. Oder beides, wobei der Dunkelhaarige es vorziehen würde, zunächst seinen Verstand einzubüßen, bevor er elendig verhungerte. Denn der Hunger war allgegenwärtig, zehrte an seinen Kräften und verfolgte ihn in seinen Träumen.
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#2
Hart rauschten die Wellen gegen das dunkle Holz, zerbarsten in winzige Partikel und spritzten als milchige Gischt über den Rand der Reling hinweg, den Skadi auf ihrem Weg in Richtung Unterdeck nur aus den Augenwinkeln beobachtete. Seit langem waren Details wie diese nichts mehr, worauf sie achtete. Glitten an der verkleideten jungen Frau vorbei wie Luft. Es spielte keine Rolle mehr. Zum einen befanden sie sich schon seit Wochen auf hoher See - es glich einem Wunder, wenn ihre letzten gezählten Tage auf diesem Deck dazu bestimmt sein sollten, den ewig wehrenden Kampf zu verlieren, der vor Jahren begonnen hatte. Zum anderen waren sie Meilen entfernt von feindlichen Schiffen, die ihr und ihrem Vorhaben zum Verhängnis werden konnten. Kein flirrender Schatten am Horizont deutete auf Gefahr hin, kein plötzlicher Aufschrei aus dem Krähennest auf ein Piratenschiff. Ihr blieb alle Zeit dieser Welt in der kommenden oder darauffolgenden Nacht das zu vollbringen, worauf sie seit Jahren bereits hinarbeitete. Und es kribbelte bereits in ihren Fingerkuppen, wann immer sie am Kapitän vorbei schritt. Zu ihm aufblickte und sich diesen wulstigen, blassen Kopf auf einem Holzspieß vorstellte.

" Kaladar!" Mit katzenhaftem Blick wanderten die dunklen Augenpaare zur Seite, erblickten den Leib des Offiziers in eben jenem Moment, als ihre Zehenspitzen sich dazu entschlossen, energisch gegen die dunklen Planken zu schlagen. Sie wusste sehr genau, mit welcher Vorsicht sie sich auf Deck bewegen musste. Hatte trainiert auf einen Namen zu reagieren, der weder ihr eigener, noch der ihrer Familie war. Ergaunert von eben jenem jungen Kadetten, dessen Identität vor Jahren wie eine zweite Haut auf sie übergegangen war. Noch heute fragte sich die Nordskov, was aus dem Suffkopf geworden war, dessen Körper sie kopfüber in einem leeren Bierfass steckend zurück gelassen hatte. "Vergeude nicht deine Zeit, mach dich nützlich." Er hätte es nicht weniger herablassend ausdrücken können. Glich sein Blick bereits dem eines Scheiße schnüffelnden Schankwirts, machte die tiefe Tonlage und der kehlige Unterton allemal klar, dass Skadi binnen weniger Sekunden ihren Hintern unter Deck zu bewegen hatte. Zwar empfand die Tochter eines Jägers die rauen Sitten auf diesem Schiff als ungemein harmlos und belächelnd, doch musste sie dem Großmaul wohl kaum unter die Nase reiben, dass ihr das bissen "Popoklopfen" wohl kaum etwas ausmachen würde. Sie musste - ganz gleich wie enorm es jeder Faser ihres Körpers widerstrebte - diesem Offizier und allen anderen die Füße lecken. Kuschen, wenn sie den Mund aufmachten und jedes ihrer Worte für bare Münze nehmen.

Und somit verschwand sie mit einem einzigen Nicken ihres kurzgeschorenen Kopfes die rutschigen Treppenstufen hinab. Hörte das stetig lauter werdende Seemannslied, das irgendwo von den Gefängnissen zu ihnen hinauf schwappte und gleichsam obszön wie amüsant war. Wortlos fischten ihre Finger nach den Schüsseln voller Brei, die dampfend auf dem Holztisch der Kombüse standen und ignorierte gekonnt die zierliche Gestalt ihres Kollegen, der bereits ungeduldig auf sie wartete. Mit angesäuertem Gesicht musterte er die junge Frau und nuschelte abfällige Kommentare vor sich hin, die Skadi nur mit einem Zucken ihrer Fingerkuppen quittierte. Sollte er doch wettern und fluchen so viel er wollte. Wenn die Nacht der Nächte gekommen war, würde sie ihm eine Lektion erteilen, die ihm noch sein vorlautes Mundwerk austrieb. "Hast du es bald soweit?" Es lohnte sich nicht aufzublicken. Diese dünne Gottesanbeterin mit einem finsteren Blick zu strafen oder ihm gleich die abgenutzten Fingerknochen gegen die Visage zu brettern. Lediglich ein Seufzen verließ die angespannten Lungen der Jägerin, dessen Arme die zwei großen Schalen fest umklammerten. "Beeilen wir uns, bevor sie bei den obszöneren Strophen angekommen sind.", waren die einzigen Worte, die sie auf seine Ungeduld hin erwiderte. Sich an ihm provokativ vorbei drängte, um als Vorhut in Richtung Frachtraum zu verschwinden.

"Schüsseln raus!", brüllte die Stimme Skadis die letzten Stufen hinab, bevor das Licht des Kanonendecks in ihrem Rücken verschwand. Dem schummrigen, fast schon beängstigenden Zwielicht des Frachtraums Platz machte. Unangenehm stob der Gestank von Nässe und Urin in ihre Nase. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Ausgabe des abartigen Fraßes, der zwischen den Wänden der Schalen hin und her schwappte, nicht die einzige lästige Aufgabe dieses Tages bleiben würde.
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#3
Als hätte er sie mit seinen Gedanken herauf beschworen, erhob sich plötzlich eine schneidende Stimme über die Geräuschkulisse im Zellentrakt. Laut genug, dass selbst die sich am Rumpf brechenden Wellen vor Überraschung in ihrem Spiel leiser zu werden schienen. Nur um dann, als die Stimmen der Gefangenen kurz abbrachen, in der anschließenden Stille noch lauter gegen die Schiffswand zu branden. Es reichte jedoch, um jeden Mann und jede Frau im Frachtraum aufmerken zu lassen. Schüsseln raus.
Essensausgabe. Wie zur Begrüßung ließ sein Magen ein Knurren hören und der Dunkelhaarige war fast froh, dass in diesem Augenblick das Geraschel unzähliger Knie auf dem Stroh bedeckten Boden den beschämenden Laut überdeckte. Dabei hätte man eigentlich annehmen müssen, dass ihm der Hunger längst vergangen war. Zum einen, weil man sich an die spärlichen Rationen nach all der Zeit hätte gewöhnen müssen. Zum anderen, weil der Brei, den die Soldaten auf diesem Schiff 'Essen' nannten, an Widerwärtigkeit kaum zu überbieten war. Selbst der Fraß, den sie in Linara im Gefängnis verteilten, war da noch besser! Doch der Hunger treibt es rein und der Ekel hinunter, nicht wahr?

Der 21-Jährige stieß lautlos die Luft aus und öffnete die Augen. In den Zellen um ihn herum rappelten sich die Gefangenen auf, strömten wie ein Mann zu den Türen ihrer Zellen und starrten rufend, johlend und pöbelnd zu der Treppe, auf der, wie Lucien wusste, kurz darauf die beiden Diensthabenden erschienen, um das Tagesmahl zu verteilen.
Hey Hübscher, komm doch mal hier rüber! Wie wär's mit uns beiden, hm?“, ertönte die anzügliche Stimme eines bärtigen Mitdreißigers aus einer der Zellen ganz vorn an den Stufen. Durch eine Lücke in der Leibermasse sah Lucien, wie er nach dem jungen Burschen grabschte, der die beiden großen Breischüsseln trug, ohne ihn jedoch zu erwischen. Ein kurzes Schmunzeln zuckte daraufhin über die Lippen des jungen Mannes. Ein paar Monate in einer Zelle reichte, damit auch ein eingefleischter Frauenliebhaber ansprang, sobald sich ihm ein Junge mit auch nur ein wenig femininer Ausstrahlung näherte. Oder er interessierte sich ohnehin eher für kleine Knaben als für hübsche Mädchen, wer wusste das schon.

Während sich die beiden Marinesoldaten im Schneckentempo den Gang hinunter schoben, wanderten die schlangengrünen Augen für einen kurzen Moment über seinen beiden Zellengenossen, die – mit ihm – die einzigen waren, die nicht sofort aufsprangen. Er selbst fragte sich allen Ernstes, ob es die Mühe überhaupt wert wäre. Doch letztlich entschied der Hunger für ihn und mit einem weiteren, dieses Mal vernehmlichen Seufzen kämpfte der Dunkelhaarige sich auf die Füße, um sich zu seinen übrigen Mithäftlingen an die Zellentür zu gesellen. Den Napf - den Begriff 'Schüssel' war er nicht wert - in der einen, schob er die Hände durch die Gitterstäbe und stützte sich so mit den Unterarmen auf einer Querstrebe ab, um zu warten, bis man zu ihm kam.
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#4
Eine Stille kehrte ein, die sich beinahe mit einer kribbelnden Gänsehaut auf ihren Körper legte. Wurde jäh vom knarzenden Geräusch der Treppenstufen durchbrochen, die der Soldaten hinter ihr herab schritt wie ein fallender Mehlsack. Taktgefühl und Feinheit fehlten dem griesgrämigen Lulatsch an allen Ecken und Kanten und es würde Skadi nicht wundern, wenn er in einem seiner wenigen Kämpfe deshalb sein Leben verlor. Warum man ihn überhaupt als Marinesoldaten in Betracht zog schien ihr umhin schleierhaft. Weder bewegte er sich sonderlich elegant, noch eignete er sich als Kombüsenchef. Mit einem Blick auf den schwappenden Brei unterm Kinn bestätigte sich das Gefühl, das der Anblick zuvor in ihrem  Magen herauf beschworen hatte. Eher würde sie verhungern, als sich diesen Dreck aus Abfall und Resten der letzten Wochen zwischen die Zahnreihen zu schieben. Nachher verreckte sie noch an dem  Zeug, bevor sie willentlich das Zeitliche segnete. Da gab sie ihr kostbares Leben lieber beim Versuch her ihre Haut und ihre Ehre zu retten, als sich mit schimmligen Essensresten über Wasser zu halten.
Kaum berührten ihre Schuhspitzen die letzte Stufe, ertönte auch bereits der erste Barriton in der Luft, der ihren Blick augenblicklich zur Seite schnellen ließ. Direkt in das verdreckte und unansehnliche Gesicht des Gefangenen, der sich mit herausgestreckter Zunge über die Oberlippe leckte. Ein Lachen brach aus der Kehle der Soldatin hervor, das gleichsam spitz wie amüsiert klang. Nicht, dass sie diese Vorstellung besonders erfüllenswert oder belustigend empfunden hätte. Ganz im Gegenteil. Eher verlor sie alle Gliedmaßen, ehe sie sich einem solchen Widerling anpries. Doch diesem Dreckskerl würde sie definitiv keinem ihrer düsteren Blicke schenken, die bis tief ins Mark trafen. Das war allein dem Kapitän vorbehalten, dessen Licht allmählich zu flackern schien. "So einer wie du ist mir nicht gewachsen.", war das Einzige, das sie auf das unflätige Angebot erwiderte. Schwebte beinahe an den Zellen vorbei, die kurz darauf folgten und steuerte direkt auf den letzten Käfig aus Stahl zu, dessen Insassen sich kaum die Mühe machten aufzustehen. Entweder war ihr Kampfgeist bei weitem stärker, als der ihrer Kollegen, oder aber ihr Hunger beim Anblick und Gestank des Breis für die nächsten Tage vollständig gestillt. "Hast ne ganz schön große Lippe, was mein Bürschchen?"

Skadi ignorierte das Brummen in ihrem Rücken, während sie sich wenige Meter vor der Zelle zu Boden bückte und eine der Schüsseln abstellte. Es war nicht so, dass sie ihm nicht eindrucksvoll beweisen konnte, dass er sich lieber in ihrer Gegenwart mit solcherlei Aussagen zurück hielt. Doch entschied sich die Dunkelhaarige dazu, dem pulsierenden Gefühl in ihrem Magen nicht nachzugeben und die Maskerade aufrecht zu erhalten, die sie so akribisch über die letzten Jahre aufgebaut hatte. Wandte sich lediglich zu ihrem Kollegen herum, um ihn ohne ein Wort und mit bloßer erhobener Hand um die Kelle zu bitten. "Tah... schaut euch das an. Der Schönling kriegt jetzt ne Sonderbehandlung." Giftig blickten die alten Augen zwischen den Gitterstäben hindurch, starrten im Halbdunkeln auf eben jenen Fleck an dem Lucien seine Arme ins Freie baumeln ließ. Und kaum setzte er einen Fuß voraus, die Finger bereits um die kalten Eisenstäbe gelegt, sauste bereits der Kochlöffel auf die verschorften Fingerknochen. "Sei still.", posaunte die gereizte Stimme des Soldatenkollegen durch den Raum und machte absolut keinen Hehl daraus, dass ihm die Anwesenheit der Gefangenen - zum Großteil Piraten - bis zum Himmel stank. Mit zusammengezogenen Augenbrauen erhob sich Skadi aus ihrer Haltung. Ließ die Schüssel, die eben noch zwischen ihren Fingerspitzen ruhte, vor ihren Füßen stehen und sog die angestaute, modrige Luft tief in ihre Lungen ein. Wie sie solche Machtspielchen doch hasste. "Komm doch rein, wenn du dich traust, du Sprotte.", spukte der Insasse wutentbrannt ins Freie. Ließ einige Funken Spuke rieseln, ehe sich Skadi voraus bewegen konnte. Ihrem Kollegen im Schwung den Löffel abnahm und emotionslos in das verzerrte Gesicht blickte, das sich über die breite Schulter zu ihr wandte. "Wir haben keine Zeit für sowas." Ganz davon abgesehen, dass ihr Kommandant wohl kaum begeistert davon wäre, wenn sich einer seiner Soldaten auf ein Handgemenge mit einem Insassen einließ und die Meute dazu anstachelte das Schiff auseinander zu legen.  "Wenn ich dich erst um einen Löffel anbetteln muss, mach ich das hier alleine." Und ohne ein Widerwort abzuwarten, wandte sich der schlaksige Körper ab. Folgte seiner eigentlichen Aufgabe und kniete bereits vor der letzten Zelle, als sich der Marinesoldat schnaubend zu Wort meldete. Doch Skadi ignorierte ihn geflissentlich. Griff beherzt nach der Schüssel, die ihr der junge Mann reichte und ließ eine Ladung des widerlichen Breis hinein fallen. Und kurz, fast für eine Millisekunde zuckte ihr Mundwinkel. Nahezu unbedeutend und so vielfältig deutbar, dass es ein Wunder gewesen wäre, hätte einer der Piraten hinter den Eisenstäben etwas bemerkt.
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#5
Von seinem neuen Standort direkt an den Eisenstäben seiner Zellentür mit einem weit besseren Blick verwöhnt, als gerade eben noch, verfolgte Lucien die Szenerie im Gang fast schon neugierig. Vor ihm lagen noch zwei Wochen eintönigster Warterei in diesem winzigen Pferch. Der Gedanke, sich mit jeder Form von Klatsch- und Gaffergeschichte davon abzulenken, wie es der Bärtige in seiner dunklen Ecke erst gestern noch prophezeit hatte, erschien ihm inzwischen geradezu verlockend. Wie war das noch? Spätestens in den kommenden vier Jahren würde das unter Umständen das einzige sein, was ihm noch blieb.
Als er die Antwort des jungen Soldaten auf das anstößige Angebot dann hörte, zuckte kurz ein amüsiertes Schmunzeln um seine Mundwinkel. Wenn er sich nicht völlig täuschte, ruhte sich da jemand nicht auf der bloßen Tatsache aus, dass er am längeren Hebel saß, nur weil er zufällig auf der richtigen Seite der Gitterstäbe gelandet war. Der junge Kerl vertraute eher auf seine eigenen Fähigkeiten. Ob nur aus überzogenem Hochmut, wie es für Angehörige der Marine typisch war, oder weil er diesem Häftling tatsächlich überlegen sein könnte, wusste der Dunkelhaarige allerdings nicht zu sagen.

Er war jedoch auch nicht der einzige, dem das vorlaute Mundwerk des Burschen auffiel. Auch dessen Begleiter verkniff sich den entsprechenden Kommentar nicht, kaum dass sie nur wenige Schritte von Luciens Zelle entfernt Halt machten. In diesem Moment stieg dem 21-Jährigen über den ohnehin schon quälenden Gestank, der im Zellentrakt vorherrschte, der üble Geruch der breiigen Suppe in die Nase, die in ihrer Schüssel vor sich hin schwappte. Unwillkürlich verzog er darüber das Gesicht. Bei allen acht Welten... wenn er jemals lebend von dieser Reise zurück kehrte, würde er nie wieder etwas anderes essen, als Granatäpfel.
Doch offensichtlich gab es auch Menschen, die sich förmlich um diese Widerwärtigkeit rissen. Widerstrebend wandte er den Blick von den Schüsseln ab und richtete die grünen Augen auf den Mann in der Nachbarzelle, der immer noch genug Kraft zu haben schien, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Lucien erlaubte sich ein amüsiertes Lächeln, ob der schmeichelhaften Bemerkung über sein Äußeres, das noch ein wenig breiter wurde, als sein Nachbar für seine Einmischung einen Schlag mit dem Kochlöffel erntete. Ein kurzes, aber erheiterndes Gekabbel folgte, bei dem sich auch der Jüngere der beiden Soldaten einmischte – allerdings gegen seinen offenbar nicht besonders geschätzten Kollegen. Allein dieser Umstand machte ihn fast ein Stück weit sympathisch. Allerdings nur fast.
Lucien überließ ihm jedenfalls widerstandslos seine Schüssel und warf dann seinem gepeinigten Nachbarn, der sich die Hände reibend etwas von den Gitterstäben zurück wich, einen amüsierten Blick zu.

Was soll ich sagen? Man kommt im Leben einfach weiter, wenn man nicht aussieht, wie der Sohn einer buckligen Straßenhure.“ Noch während er sprach, landete mit einem unappetitlichen FLATSCH eine grob bemessene Kelle seines zukünftigen Mittagessens in der Schüssel und lenkte seinen Blick zurück zu dem jungen Soldaten. Lucien stieß kaum vernehmlich die Luft aus, bevor er hinterher setzte: „Aber wenn du so scharf drauf bist, lasse ich dir den Vortritt. Ich reiße mich nicht unbedingt um dieses Zeug.

Prompt wandte sich der breitere der beiden Soldaten drohend dem Dunkelhaarigen zu. Nun ohne Kochlöffel hatte er bedauerlicherweise nichts in der Hand, womit er nach dem aufmüpfigen Insassen schlagen konnte, aber er war dennoch nicht um eine Antwort verlegen. „Wenn du dir zu fein dafür bist, kriegst du eben nichts.“, fauchte er drohend und Luciens Lächeln verschwand, machte einem gleichgültigen Ausdruck Platz, der dem seines Soldatenkollegen gerade erstaunlich nahe kam.

Hmm, sieht toll aus.“, gab der 21-Jährige zurück und machte sich nicht einmal die Mühe, seine Stimme auch nur annähernd glaubhaft klingen zu lassen. Dann wandte er sich von dem alten Sack ab und streckte die Hand erneut aus, um seine Schüssel in Empfang zu nehmen. Natürlich konnte er sich noch einen abfälligen Kommentar dazu nicht verkneifen. „Was soll das überhaupt sein?
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#6
Er hatte ein viel zu vorlautes Mundwerk. Jedoch mit erstaunlichem Vokabular, wie es Skadi schien. Zumindest hätten sich einige seiner Mitinsassen vulgärer ausgedrückt. Womöglich versucht zwischen den Gitterstäben hindurch zu spucken und ein widerwärtiges Lachen in die ohnehin schon verpestete Luft zu setzen. Doch Lucien beließ es dabei mit einem verschmitzten Grinsen höhnische Worte an das Großmaul am anderen Ende zu richten und sich merklich angewidert seinem Brei zuzuwenden, kaum dass Skadi ihn geräuschvoll in die Schüssel gleiten ließ. Zugegeben - sie wäre selbst nicht sonderlich erpicht auf diesen Fraß, gleichwohl sie sich bereits übler riechendes zwischen die Kiefer geschoben hatte. "Frag besser nicht, wenn du es herunter bekommen möchtest.", galt daher der gut gemeinte Rat auf ihren Lippen, kaum dass sie dem Älteren die Schüssel reichte und mit einem scharfen Blick über die Schulter zu dem Soldaten zurück blickte. Hatte es bisher nichts zur Sache getan, dass sie seine Art kaum zu ertragen wusste, grenzte sein aggressives Verhalten geradezu an Dummheit. Wenn er sich nicht alsbald zügelte, würde sie ihm den Kochlöffel seinen Rachen hinab bis in die Eingeweide treiben. So viel stand fest! "Mach dich gefälligst nützlich.", raunte sie ihm im Aufstehen zu und deutete mit einer ausladenden Geste auf den kaum merklich dampfenden Topf. Je länger dieser Fraß hier unten stand und die Luft zusehends verpestete, desto schwieriger wurde es, ihn an die Gefangenen zu verteilen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Skadi einer der Schüssel ausweichen oder die volle Ladung grauen Breis auf ihrem Leib spüren musste. Ihre Aufgabe als Sergeant war hier unten bei weitem nichts, was sie gern tat, was aus einem tiefen Willen heraus rührte oder dem unbefriedigten Bedürfnis sich den hässlichen Visagen dieser Dreckskerle auszusetzen. Wobei es unter ihnen einige gab, die durchaus ansehnlich waren. Wie der jüngste Häftling dieses Trakts, dessen Begeisterung sich beim Anblick seiner Mahlzeit deutlich in Grenzen hielt.

Mürrisch machte sich der Soldat an sein Werk, rührte mit dem Kochlöffel, den Skadi ihm provokativ gegen die Brust drückte, in dem zähen Brei herum. Verteilte leise vor sich hin fluchend das Essen bis ihm der erste Insasse erst voller Ekel, dann in feuriger, aufkeimender Wut, die Schüssel gegen die Hose schleuderte. Fast musste sich Skadi ein Lachen verkneifen, als ihr Kopf den seltsamen Geräuschen und Lauten folgte. Streifte mit den warmen braunen Augenpaaren die Szenerie, bevor sie die zuvor verschränkten Arme löste und sich von der Wand abstieß. Sicherlich hatte sie mit voller Genugtuung dem Älteren bei seinem Tagewerk zugesehen und aus den Augenwinkeln Lucien beobachtet. Doch diese Entwicklung ließ sie in vollkommener Ruhe auf sich wirken. Machte absolut keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren, wenngleich sie mit jedem Atemzug bereit gewesen wäre, voraus zu springen und einzugreifen. DAS war einfach zu herrlich!
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#7
Frag besser nicht, wenn du es herunter bekommen möchtest. Wirklich. Er hätte sich kaum etwas weniger Hoffnung Erweckendes als Antwort vorstellen können. Hätte der Soldat ihm erzählt, das wäre beispielsweise Hammel, hätte Lucien ihm zwar kein Wort davon geglaubt, aber zumindest hätte er ja so tun können. So jedoch blieb ihm nichts anderes übrig, als die Schüssel mit einem angewidert verzogenen Gesicht entgegen zu nehmen und zuzusehen, wie sich der glibbrige Batzen darin zähflüssig in dem Gefäß ausbreitete. Von einer geradezu morbiden Neugier getrieben, hob er die Linke und stupste mit dem Zeigefinger einen kleinen Brocken in der gräulichen Brühe an, der mit etwas Phantasie noch als Fleisch durch ging. Oder wenigstens Knorpel.
Ihm verging der Appetit.
Mit einem leisen Seufzen löste der Dunkelhaarige seine Aufmerksamkeit von seinem Mittagessen, zumal das, was vor seiner Zellentür geschah, deutlich interessanter zu werden versprach. Die Schüssel noch immer in der Hand, drehte er sich leicht, bis er sich mit der Schulter gegen die Gitterstäbe lehnen konnte und überkreuzte in geradezu jugendlicher Gelassenheit die Beine. Eine Gelassenheit, die er jedoch nur nach außen hin zeigte. Immerhin stand er nicht allzu weit von einem Marinesoldaten entfernt, der jederzeit aus einer simplen Laune heraus zu einer ungerechtfertigten Disziplinarmaßnahme greifen könnte. Von der Gefahr, die von seinen beiden Zellengenossen ausging, ganz zu schweigen.

Tatsächlich waren diese beiden im Augenblick wohl das größere Übel, denn als Lucien den Blick auf das Spektakel richtete, das ihnen der mürrische Großkotz bot, bemerkte er aus dem Augenwinkel, wie sich sein Kollege scheinbar äußerst amüsiert zurück lehnte und ebenfalls zuschaute. Das schien ihm jedenfalls deutlich mehr Genugtuung zu bereiten, als Häftlinge mit dem Kochlöffel zu verprügeln. Interessant...

Er könnte einem fast Leid tun.“,

kommentierte er das Geschehen, als einer der Häftlinge seine Schüssel nach dem bedauernswerten Soldaten warf. Den Blick hatte Lucien da jedoch schon wieder auf seine Schüssel gesenkt und tunkte in Ermangelung eines Löffels erneut zwei Finger in den gräulichen Brei, um sich diese gleich darauf in den Mund zu stecken. Wie gesagt. Der Hunger trieb es rein. Da der Dunkelhaarige allerdings niemanden direkt ansah, hätten die Worte auch an niemand bestimmten gerichtet sein können. Allein der leicht prüfende Tonfall verriet, dass er sich an den Soldaten vor seiner Zelle richtete.
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#8
"Könnte er.", entgegnete der dunkle Schopf auf die unterschwellig amüsierten Worte, die zwischen den kalten Eisenstangen hindurch drangen. Ehrlich gesagt hatte die Jägerin absolut keine Sympathien für den Stümper übrig, dessen Stimme lautstark durch den Trakt hallte. Beobachtete seine absurden Gesten und seine aufplusternde Gestalt, die er gegen die Gitterstäbe presste wie ein wildgewordener Bär, dessen Nachmittagsspeise zwischen den Piraten lag. Ein Bild gleich einem Armutszeugnis - wie erbärmlich, dass die Marine solche Vollidioten zu seinesgleichen erziehen musste. Als gäbe es kein besseres Material in dieser Welt, keine qualifizierteren Leute. Ganz gleich ob sie selbst aus nur einem Grund hier war, der definitiv nichts mit ihrer "positiven" Meinung über den Kapitän und dessen Arbeit zu tun hatte. "Nur gehört er leider zur Sorte Mensch, die es nicht anders verdient hat." Mit einem Seufzen löste sich die junge Frau von ihrem Platz, zog zeitgleich die Arme aus der Verschränkung, nur um den geleerten Topf mit einer ausladenden Geste durch den halben Raum in Richtung des Soldaten zu treten.
Polternd rollte der Krug über den Boden in den Schatten. Hatte glänzende Flecken auf der Uniform ihres Gegenüber hinterlassen, der im ersten Moment verdutzt zur Seite blickte. Direkt in Skadis Gesicht, deren Miene ein seltsam genervte Ausdruck zierte. "Sind wir fertig Ketos oder möchtest du noch mehr Speichel hinter die Zelle verbannen?" Eine Faust schob sich zwischen den Gitterstäben hindurch, sank tief in den Bauch des Soldaten ein, der japsend zurück wich und mit puterrotem Gesicht und fletschenden Zähnen auf seinen Kontrahenten starrte. "Wenn ich dich aus der Zelle heraus hole, machst du keinen Piep mehr!!!" Da war sie dahin, die kleine Vorfreude auf diese sinnfreien Keifereien. Die Belustigung, die sich in Skadi breit machte wie warmer Wein, der just in diesem Moment mit reichlich Wasser aus ihren Adern gespült wurde.
Ein kurzer Blick zu Lucien, dessen Skepsis in Anbetracht seiner Mahlzeit stetig zuzunehmen schien und eine rasche Bewegung in ihrem Rücken. Weiche Finger, die nach ihrer Hüfte und den dort befindlichen Schlüsseln grabschten. Die darauf folgenden Sekunden waren vollkommen ausgeblendet, als der zierliche Körper über dem Hünen stand, den Fuß auf seiner massiven Brust platziert, die sich vor Schock hob und senkte. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung, hatte sie sein Handgelenk ergriffen und seine Trägheit ausgenutzt, um ihn zur Seite und in Richtung Boden zu schleudern. Ein Grölen und Jubeln erhob sich in den Zellen, Töpfe und Hände wurden gegen Gitterstäbe geschlagen und verlangen nach einem Kampf zwischen den Soldaten. Doch Skadi ließ sich nur zu einem funkelnden Blick herab. Verstärkte kurz den Druck ihres Fußes auf die Lungen unter sich, ehe sie mit scharfem Unterton ihrer Wut Luft verschaffte. "Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, WEM du gerade versucht hast die Schlüssel abzunehmen oder Jones?" Der Soldat brummte und schob demonstrativ ihren Schuh von sich. Versuchte sich aufzusetzen , während die Jägerin einen Schritt zurück ging und sich in die Hocke begab. Nun mehr leiser sprach, damit er klar und deutlich verstand, dass das hier kein Spaß mehr war. "Hier unten unterstehst du meinen Anweisungen, verstanden? Wenn du Streit suchst, können wir das gern oben in Anwesenheit aller fortführen... nur glaube ich kaum, dass jemand wieder deine Unterhose an einem Fahnenmast baumeln sehen möchte. Also... habe ich mich jetzt klar genug ausgedrückt?!"
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#9
Ein nicht minder amüsiertes Schmunzeln spielte um seine Mundwinkel, als die Antwort des jungen Soldaten prompt kam und mit der gleichen, deutlichen Ironie aufwartete, wie seine eigene Bemerkung zuvor. Da er jedoch immer noch den Kopf gesenkt hielt und sein Blick auf dem schleimigen Brei ruhte, blieb Luciens Reaktion vor allzu neugierigen Augen verborgen. Er ahnte, dass er sich keine Freunde unter den Gefangenen machte, wenn auch nur der Verdacht entstand, er sympathisiere mit einem Marinesoldaten. Sie konnten schlecht ahnen, dass ihm nichts ferner lag, als das. Allerdings kam der Dunkelhaarige während dieses gesamten Schauspiels, das sich im Zellentrakt abspielte, nicht drumherum, sich zu fragen, ob er es wirklich mit der typischen Schublade Marine zu tun hatte. Dieser junge Kerl machte eher den Eindruck, als kotzten ihn seine Kollegen – oder zumindest dieser eine – gehörig an. Oder galt das unter ihresgleichen als normal? Nun, hätte Lucien sich in den letzten zwei Jahren nur ein Mal die Mühe gemacht, seine Bewacher genauer zu beobachten, hätte er darauf vielleicht eine Antwort gefunden. Doch so blieb ihm nichts anderes, als zu mutmaßen. Unter Umständen pisste ja auch die herausragende Dummheit seines Hünen den Burschen so mächtig an und sonst nichts. Blieb die Frage, ob der jüngere der beiden sich überhaupt das Recht heraus nehmen konnte, über die Fähigkeiten seines Kameraden zu urteilen.

Der Schmugglersohn jedenfalls antwortete nicht und verlegte sich darauf, die Szene hauptsächlich anhand der Geräuschkulisse zu verfolgen und so zu tun, als legte er wenig Wert auf eine weitere Unterhaltung. Nur Sekunden später nahm die ganze Situation unerwartet Fahrt auf.
Der Soldat, der ihm am nächsten stand, trat eine der leeren Schüsseln in Richtung seines Begleiters, dessen impulsiver Ärger ihn einen Moment lang so sehr ablenkte, dass er die eigentliche Gefahr aus den Augen verlor. Nämlich die, die ihm direkt gegenüber stand – nur durch ein paar Gitterstäbe von ihm getrennt. Das schmerzverzerrte Japsen ließ selbst Lucien wieder aufsehen und lenkte nicht nur seine, sondern auch die Aufmerksamkeit etlicher anderer auf den purpurrot anlaufenden Wärter. In seinem Blick stand kalte Rache. Unverzüglich wandte er sich zu seinem jüngeren Kollegen um, um nach dessen Schlüssel für die Zellen zu grapschen. Das glänzende Stück Metall zog auch Lucien kurzzeitig in seinen Bann. Der Blickkontakt brach jedoch in dem Moment ab, da der schlanke Bursche seinen Kollegen unmittelbar vor der Zelle zu Boden beförderte. Das ganze geschah derart schnell, dass in den ersten wenigen Herzschlägen danach perplexes Schweigen herrschte, bevor die gesamte Gefangenenschaft in begeistertes Gejohle ausbrach.
Der Dunkelhaarige hatte sich instinktiv einen Schritt von den Gitterstäben zurück gezogen, doch nun packte ihn erneut die Neugier. Ohne den Blick von dem finalen Bild abzuwenden, stellte er seine Schüssel auf den Boden und trat wieder an die Zellentür heran. In den leuchtend grünen Augen blitzte es verschlagen.

Ich muss sagen, damit habe ich jetzt nicht gerechnet.

Lucien ließ die Arme auf die Querstrebe des Gitters sinken und richtete den Blick auf den jungen Soldaten, der noch immer über seinem Kollegen stand. Damit erübrigte sich auch die Frage, wer hier unten von den beiden das Kommando hatte. Offensichtlich hatte er es mit jemandem zu tun, der immerhin so weit wusste, was er tat, um mehr als nur ein kleines Licht in den Reihen der Marine zu bilden. Und er hatte den Schlüssel.

Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber solltet ihr hier unten nicht irgendwie... ich weiß nicht... Zusammenhalt demonstrieren?
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#10
Der funkelnde Blick ließ sie kalt - je mehr Jones versuchte sie einzuschüchtern, desto weniger nahm sie ihn ernst. Und das wusste er. Sie hatten diese Streitigkeiten schon einmal gehabt. Und Skadi würde nicht allein der Gefangenen wegen dazu übergehen, sich dieses dumme Verhalten gefallen zu lassen. Sie mochte vielleicht kleiner und schmaler sein und bei einem gut gesetzten Schlag zu Boden gehen wie ein Mehlsack - doch was Jones definitiv nicht war, war schnell. Und ehe er sich versah, hätte sie ihm gehörig gegen das Zwerchfell geboxt und ihm jegliche Luft aus den Lungen gepresst. Wie gut, dass seine Mimik ihr verriet, dass er sich noch zu gut an ihre letzte Auseinandersetzung erinnern konnte. Nicht, dass er das ewig auf sich sitzen lassen würde, doch sein männlicher Stolz reichte womöglich aus, um sich nicht vollkommen vor den Piraten zu blamieren, die johlend ihre Köpfe durch die Gitterstäbe schoben. Skadi für ihren Teil würde ihm keine Gelegenheit zur Gegenwehr bieten, indem sie sich darüber amüsierte. Ignorierte sogar seine kaum verständlichen Brabbeleien, die wütend über seine Lippen huschten und hinter den breiten Schultern verschwanden, die binnen weniger Herzschläge zurück in der Luft waren. Ließ ihn sogar gegen den Gefangenen wettern, der sich mit zynischen Worten von seinem Brei losgerissen und der Szenerie beigewohnt hatte.

"Ach halt's Maul Leichtmatrose.", war das Einzige, das er ihm entgegen spie, ehe er sich abwandte und mit beherztem Griff nach dem Topf fischte.

Mit einem letzten polternden Schritt verschwand der massive Körper die Treppen hinauf. Verließ das laute Gelächter, das sich wohl erst beruhigte, wenn auch sie verschwunden war. Und kaum, dass sie Jones Fußspitzen im Dunkeln verschwinden sah, schob sich ein sattes Lächeln auf ihre Lippen. Entspannte die straffe Muskulatur unter ihrer Haut, die zu allem bereit gewesen wären. Männer wie der Soldat waren tickende Zeitbomben - undefiniert und einfach launisch. Eigentlich ein angenehmer Nervenkitzel, wenn Skadi nur die Möglichkeit bliebe, ihm aus dem Weg zu gehen, wenn sie wollte. Auf einem Schiff ein Ding der Unmöglichkeit.

"Sagt man das von Piraten nicht manchmal auch?"

Spielerisch zuckten die dichten Augenbrauen, legten einen kurzweiligen Schatten auf die Obsidiane, deren amüsierter Schimmer zu Lucien hinüber huschte.  Piraten waren sich zwar selten grün, doch wenn es um die Marine oder gemeinsame Ziele ging, waren sie durchaus dazu in der Lage sich zu verbrüdern - mit Ausnahme auf der Morgenwind, wo sich irgendwie jeder der Nächste war.

"Und gerade ihr solltet doch wissen, dass man Loyalität nicht leichtfertig verschenken sollte."  Vor allem nicht an solche Typen wie Jones."Streit gibt es in jeder guten Familie."


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