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29.05.2023, 19:40
After all this Time
Morgens am 23. März 1822 | Gregory & Skadi
Mit einem letzten Blick ins Unterholz erhob sich die Dunkelhaarige aus ihrer Hocke und klopfte sich die freie Hand am Oberschenkel ab. Noch immer trug sie die weite, abgetragene Kleidung und den festen Verband um ihren Oberkörper, um den Anschein von Männlichkeit zu wahren. Bisher hatte sich kaum die Gelegenheit ergeben Enrique abzufangen. Ihn als ersten einzuweihen und ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen. Und seit dem Auftauchen des Rotbarts und seiner kindlichen Begleitung fühlte sich Skadi, als rücke diese Möglichkeit in weite Ferne. Umso angenehmer war es jetzt in der Gesellschaft der einzigen Person zu sein, die um ihr Geheimnis wusste. Dessen Haarschopf jäh in ihr Sichtfeld huschte, kaum dass sie raschelnd aus dem Unterholz auf den Trampelpfad zurückkehrte und Gregory mit ausgestrecktem Arm eine Pflanze mitsamt Wurzel vor die Nase hielt.
“Daraus können wir Öle und warme Umschläge herstellen. Hilft bei schmerzenden Knochen und Wunden.“
"Ah, sehr gut! Aber lass das nächste mal die Wurzel und ein, zwei Blätter stehen. Dann wissen wir, wo wir irgendwann im Zweifelsfall mal mehr davon finden. Sie verbreitet sich nur langsam.“
Erfreut hatte er sich zu Skadi herumgedreht und die Pflanze gemustert. Dann hielt er überlegend inne und fing kurz darauf an zu grinsen.
"Und für diese Pflanze organisiere ich eine Kokosnuss aus der Kombüse als Topf. So schattig wie die normalerweise steht, müsste es doch möglich sein, sie eine Weile auf der Sphinx am Leben zu halten. Wenn es gut geht, hätten wir dann sogar einen kleinen nachwachsenden Vorrat. Oder meinst du, das bringt nichts?"
Gregory war bei Leibe kein Gärtner, konnte nur mit den spärlichen Kenntnissen aus seiner Kinderzeit dienen, die er beim Helfen im Gemüsegarten seiner Mutter gesammelt hatte. Dennoch war er bereit es zu versuchen, sofern auch die Expertise der Jägerin eine Aussicht auf Erfolg erlaubte, denn was Kräuter und Tinkturen betraf, war diese durchaus ein bedeutendes Stück umfangreicher.
"Und da hinten steht Aloe, da sollten wir uns bei Zeiten drum kümmern, damit wir nicht zu viel Saft verlieren."
Denn jetzt hatte der Schiffsarzt nichts zum Auffangen dabei und wollte auch nichts verschwenden.
Fast ließ sich die Nordskov dazu hinreißen die Lippen skeptisch aufeinander zu pressen. Immerhin brauchten sie für die Öle und Umschläge die Wurzel. Nicht ohne Grund hatte sie das ganze Ding mit den Händen aus dem nass-kalten Boden gegraben. Doch sie überging seine Bitte und nickte einfach stumm auf den darauffolgenden Vorschlag. Es blieb zwar fraglich wie er so ein Pflänzchen mit Meerwasser gießen wollte, doch das wäre wohl eine Aufgabe, der sie sich beide stellen mussten.
“Wenn wir Lucien und Rayon dazu überreden können einen gesonderten Vorrat an Frischwasser für die Pflanzen anzulegen, dann ja. Andernfalls geht uns das Ding schneller ein, als es die Mühe wert wäre.“
Behutsam glitt der kleine Zögling in Gregorys Hand. Ließ im ersten Moment etwas feuchte Erde von den dicken Wurzeln rieseln, während die Nordskov seinem Blick folgte und mit einem breiten Grinsen eine Flasche aus ihrem umgehängten Beutel zog.
“Vielleicht hilft uns das ja dabei?“
Ob sie sich vielleicht an einem der leeren Gläschen vergriffen hatte, die Rayon im Vorratslager geleert und gesäubert aufbewahrte? Nun. Konnte durchaus möglich sein. Zumindest erweckte der spitzbübische Blick mit dem sie den Schiffsarzt bedachte keinen sonderlich unschuldigen Eindruck.
Im ersten Moment wusste Gregory das zucken ihres Mundwinkels nicht einzuschätzen. Dann dämmerte ihm, dass sie wohl mehr oder zumindest anderes über die Pflanze wusste und sie deshalb so geerntet hatte.
Dann sprach sie das Problem aus, welches es dafür zu lösen galt, was ihn nicken ließ.
Zögernd nahm er die Pflanze in die Hände.
Vielleicht wäre es besser, sie gleich gänzlich zu verwerten?
Da er selbst allerdings zuvor ein anderes Thema angefangen hatte ging er zunächst auf ihre Frage ein:
"Oh ja, das ist genau das, was wir brauchen, um einen guten Vorrat zu schneiden, denn wir dann auf dem Schiff verarbeiten können. Und Rayon wird uns dafür wohl auch noch grummelnd seine Töpfe überlassen", meinte der Schiffsarzt lachend und ließ das vielleicht erwartete "müssen", aus welchen Gründen auch immer, weg.
Dann sah er Skadi einen Moment lang nachdenklich an.
"Aber zuvor wüsste ich gerne, was du hierüber weißt."
Dabei hielt er die Pflanze in seinen Händen hoch.
"Und ob da, wo sie herkommt, noch mehr stehen. Mir scheint, wir haben unterschiedliche Weisen, sie zu verwenden."
“Mit Essen allein bekommt man seine Kameraden nach einem Kampf nicht wieder fit.“, entgegnete die Nordskov sichtlich amüsiert. Zuckte mit den Schultern und ließ die dichten Brauen für einen Moment gegen Haaransatz schnippen. Nicht, dass sie Rayon das unbedingt unter die Nase reiben musste, allerdings entsprach es wohl der Tatsache. Und auf Ewig mussten sie diese Pflanzen wohl kaum im Topf heran züchten. Sie bezweifelte ohnehin irgendwie, dass das auf Dauer von Erfolg gekrönt war.
“Das…“
Sie deutete mit ausgestrecktem Finger auf die Pflanze samt Wurzeln in Gregorys Hand.
“… kenne ich unter Beinwell. Sehr wirksam bei schmerzenden Knochen und Schwellungen… als Wickel oder Salbe aufgetragen. Dieses Exemplar wächst weiter im Unterholz an einem Bachufer...“
Mit einem Kopfnicken deutete sie demonstrativ in jene Richtung, aus der sie gerade eben gekommen war.
“… und keine Sorge.. dort gibt es so viel dem Zeug, dass eine Pflanze weniger kein Problem sein sollte.“
Morgens am 23. März 1822 | Gregory & Skadi
Mit einem letzten Blick ins Unterholz erhob sich die Dunkelhaarige aus ihrer Hocke und klopfte sich die freie Hand am Oberschenkel ab. Noch immer trug sie die weite, abgetragene Kleidung und den festen Verband um ihren Oberkörper, um den Anschein von Männlichkeit zu wahren. Bisher hatte sich kaum die Gelegenheit ergeben Enrique abzufangen. Ihn als ersten einzuweihen und ein neues Kapitel in ihrem Leben aufzuschlagen. Und seit dem Auftauchen des Rotbarts und seiner kindlichen Begleitung fühlte sich Skadi, als rücke diese Möglichkeit in weite Ferne. Umso angenehmer war es jetzt in der Gesellschaft der einzigen Person zu sein, die um ihr Geheimnis wusste. Dessen Haarschopf jäh in ihr Sichtfeld huschte, kaum dass sie raschelnd aus dem Unterholz auf den Trampelpfad zurückkehrte und Gregory mit ausgestrecktem Arm eine Pflanze mitsamt Wurzel vor die Nase hielt.
“Daraus können wir Öle und warme Umschläge herstellen. Hilft bei schmerzenden Knochen und Wunden.“
"Ah, sehr gut! Aber lass das nächste mal die Wurzel und ein, zwei Blätter stehen. Dann wissen wir, wo wir irgendwann im Zweifelsfall mal mehr davon finden. Sie verbreitet sich nur langsam.“
Erfreut hatte er sich zu Skadi herumgedreht und die Pflanze gemustert. Dann hielt er überlegend inne und fing kurz darauf an zu grinsen.
"Und für diese Pflanze organisiere ich eine Kokosnuss aus der Kombüse als Topf. So schattig wie die normalerweise steht, müsste es doch möglich sein, sie eine Weile auf der Sphinx am Leben zu halten. Wenn es gut geht, hätten wir dann sogar einen kleinen nachwachsenden Vorrat. Oder meinst du, das bringt nichts?"
Gregory war bei Leibe kein Gärtner, konnte nur mit den spärlichen Kenntnissen aus seiner Kinderzeit dienen, die er beim Helfen im Gemüsegarten seiner Mutter gesammelt hatte. Dennoch war er bereit es zu versuchen, sofern auch die Expertise der Jägerin eine Aussicht auf Erfolg erlaubte, denn was Kräuter und Tinkturen betraf, war diese durchaus ein bedeutendes Stück umfangreicher.
"Und da hinten steht Aloe, da sollten wir uns bei Zeiten drum kümmern, damit wir nicht zu viel Saft verlieren."
Denn jetzt hatte der Schiffsarzt nichts zum Auffangen dabei und wollte auch nichts verschwenden.
Fast ließ sich die Nordskov dazu hinreißen die Lippen skeptisch aufeinander zu pressen. Immerhin brauchten sie für die Öle und Umschläge die Wurzel. Nicht ohne Grund hatte sie das ganze Ding mit den Händen aus dem nass-kalten Boden gegraben. Doch sie überging seine Bitte und nickte einfach stumm auf den darauffolgenden Vorschlag. Es blieb zwar fraglich wie er so ein Pflänzchen mit Meerwasser gießen wollte, doch das wäre wohl eine Aufgabe, der sie sich beide stellen mussten.
“Wenn wir Lucien und Rayon dazu überreden können einen gesonderten Vorrat an Frischwasser für die Pflanzen anzulegen, dann ja. Andernfalls geht uns das Ding schneller ein, als es die Mühe wert wäre.“
Behutsam glitt der kleine Zögling in Gregorys Hand. Ließ im ersten Moment etwas feuchte Erde von den dicken Wurzeln rieseln, während die Nordskov seinem Blick folgte und mit einem breiten Grinsen eine Flasche aus ihrem umgehängten Beutel zog.
“Vielleicht hilft uns das ja dabei?“
Ob sie sich vielleicht an einem der leeren Gläschen vergriffen hatte, die Rayon im Vorratslager geleert und gesäubert aufbewahrte? Nun. Konnte durchaus möglich sein. Zumindest erweckte der spitzbübische Blick mit dem sie den Schiffsarzt bedachte keinen sonderlich unschuldigen Eindruck.
Im ersten Moment wusste Gregory das zucken ihres Mundwinkels nicht einzuschätzen. Dann dämmerte ihm, dass sie wohl mehr oder zumindest anderes über die Pflanze wusste und sie deshalb so geerntet hatte.
Dann sprach sie das Problem aus, welches es dafür zu lösen galt, was ihn nicken ließ.
Zögernd nahm er die Pflanze in die Hände.
Vielleicht wäre es besser, sie gleich gänzlich zu verwerten?
Da er selbst allerdings zuvor ein anderes Thema angefangen hatte ging er zunächst auf ihre Frage ein:
"Oh ja, das ist genau das, was wir brauchen, um einen guten Vorrat zu schneiden, denn wir dann auf dem Schiff verarbeiten können. Und Rayon wird uns dafür wohl auch noch grummelnd seine Töpfe überlassen", meinte der Schiffsarzt lachend und ließ das vielleicht erwartete "müssen", aus welchen Gründen auch immer, weg.
Dann sah er Skadi einen Moment lang nachdenklich an.
"Aber zuvor wüsste ich gerne, was du hierüber weißt."
Dabei hielt er die Pflanze in seinen Händen hoch.
"Und ob da, wo sie herkommt, noch mehr stehen. Mir scheint, wir haben unterschiedliche Weisen, sie zu verwenden."
“Mit Essen allein bekommt man seine Kameraden nach einem Kampf nicht wieder fit.“, entgegnete die Nordskov sichtlich amüsiert. Zuckte mit den Schultern und ließ die dichten Brauen für einen Moment gegen Haaransatz schnippen. Nicht, dass sie Rayon das unbedingt unter die Nase reiben musste, allerdings entsprach es wohl der Tatsache. Und auf Ewig mussten sie diese Pflanzen wohl kaum im Topf heran züchten. Sie bezweifelte ohnehin irgendwie, dass das auf Dauer von Erfolg gekrönt war.
“Das…“
Sie deutete mit ausgestrecktem Finger auf die Pflanze samt Wurzeln in Gregorys Hand.
“… kenne ich unter Beinwell. Sehr wirksam bei schmerzenden Knochen und Schwellungen… als Wickel oder Salbe aufgetragen. Dieses Exemplar wächst weiter im Unterholz an einem Bachufer...“
Mit einem Kopfnicken deutete sie demonstrativ in jene Richtung, aus der sie gerade eben gekommen war.
“… und keine Sorge.. dort gibt es so viel dem Zeug, dass eine Pflanze weniger kein Problem sein sollte.“
