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Sui generis
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2020
#1
Sui generis
bespielt von    Jón Nóason   Soula Veniel
28.06.1822
Jón war erst seit ein paar Tagen bei der Crew und hatte sich Mühe gegeben, die meisten zumindest zu einem minimalen Ausmaß kennenzulernen -- außer natürlich die, die so gewirkt hatten, als hätten sie überhaupt keinen Bock ihn kennenzulernen. Aber kam vielleicht noch. Immerhin hatten sie gerade ordentlich was hinter sich: Agressive Epogryphen, ein halb untergegangenes, im besten Fall verrostetes Schiff  -- putzen helfen durfte er ja auch schon; unbeliebt hatte er sich damit bestimmt nicht gemacht -- und er war noch auf der gegnerischen Seite gewesen. Aber Jón selbst hatte das Gefühl, dass er alles gut hatte Sacken lassen können. Außerdem war Rúnar da. Etwas Besseres hätte wohl nicht passieren können.

Besonders angetan hatte es ihm aber Soula. Oder besser gesagt: ihr Kräuterlexikon. Nicht sie selbst -- nicht auf diese Art. In erster Linie Soula im Zusammenhang mit ihrem Kräuterlexikon. Sie hatte es oben an Deck gelesen. Jón hatte im Vorbeigehen einen Blick auf das Buch erhascht und Pflanzenillustrationen gesehen -- und Soula sofort in ein Gespräch verwickelt. Es hatte sich herausgestellt, dass er sich besser mit exotischen Pflanzen und deren Klassifizierung und Vorkommen auskannte und Soula sich besser mit Kräutern und deren Nutzen auskannte, aber Pflanzen waren Pflanzen. Also waren sie im Moment auf einem Markt um sich nach tatsächlichen Kräutern umzusehen.

Wie genau sie jetzt vor den Vögeln geflohen waren und das überleben konnten, war der Veniel immer noch ein Rätsel. Nein, eigentlich war es kein Rätsel, es war viel mehr ein Wunder und wenn eine Crew so viel Glück hatte, warum sollte sie dann nicht bei ihnen bleiben? Die Nacht nach dem kleinen Abenteuer hatte sie nicht geschlafen und nachdem sie sich endlich mal entspannen und konzentrieren konnte, hatte Soula die Tage danach auch endlich mal wieder nach ihren Büchern gegriffen. Dabei wurde sie von Jón angesprochen, der großes Interesse an Pflanzen zu haben schien. Mit ihm konnte sie sich tatsächlich recht gut austauschen und deswegen war es wohl nicht verwunderlich, dass sie in Ritu zusammen auf Pflanzenjagd gingen. Also, sie warfen hierbei erst mal einen Blick darauf, was der Markt so zu bieten hatte. Die nächste Bibliothek wollte sie ebenfalls noch aufsuchen. Sie hatte eine richtige To-Do-Liste, was sie hier alles erledigen wollte. Soula war nicht der Typ dafür, der wild Geld ausgab, sie wollte sich zuerst einen Überblick verschaffen und dann effizient ihr Geld aus dem Fenster werfen. Sie fand, dass das ein ziemlich guter Plan war, dafür, dass sie ihr Geld sonst gerne Kartenspielern in den Rachen geworfen hatte. ‚Ihr Geld‘… noch so eine Lüge.
Ihr Buch hatte sie als Nachschlagewerk in der Tasche, um die Namen, die sie nicht kannte, eventuell zuordnen zu können. Jede Insel hatte so ihre ganz eigenen Spezialitäten und vielleicht würden sich die beiden auch hier noch weiter austauschen können. Einige Notizen von den Dingen, die Jón gesagt hatte, fanden bereits Platz in ihren Aufschrieben. „Hast du dich inzwischen gut eingelebt?“, fragte sie den Älteren, der kaum mehr als ein paar Tage nach ihr der Crew beigetreten war. Soula war noch weit weg davon zu behaupten, dass sie sich gut eingelebt hatte, auch wenn sie bereits einige Bekanntschaften gemacht hatte. Mindestens zwei davon waren ihr negativ in Erinnerung geblieben. An einem Stand blieb sie stehen, nahm eines der Gläser in die Hand und öffnete es, um daran zu riechen. Anschließend drückte sie es Jón in die Hand. „Das ist Juniperus“, meinte sie. „Kennst du das? Es ist schmerzlindernd und…“, Soula beugte sich zu ihm rüber, „manche behaupten, dass es gegen Dämonen schützt“, flüsterte sie ihm zu und zuckte dann mit den Schultern. Aberglaube gab es in jeder Form.

Jón schlenderte neben Soula her und betrachtete die Angebote. Stoffe, Schuhe, dann Fisch, Früchte, ...

"Ich muss zugeben, dass ich gar nicht vorhatte mich irgendwo richtig einzuleben", sagte er. "Ich hatte eigentlich vor, erstmal nur herumzureisen -- sehen wo es mich hinverschlägt. Obwohl ich wusste, dass Rúnar auf einem Schiff mit roten Segeln unterwegs war." Er machte eine wegwerfende Geste. "Hätte ich lange nach einem Handelsschiff suchen können, dass diese Farbe trägt." Er lachte leise. "Dass ich Rúnar gefunden habe ändert das ganze natürlich noch ein wenig. Ich muss mich erstmal wieder daran gewöhnen, mich ... na ja ... an etwas zu gewöhnen. Einen festen Wohnort. So fest, wie ein Schiff nunmal ist."

Dann kamen sie an einen Kräuterstand. "Oh", machte Jón neugierig, als Soula sich sofort dem Angebot zuwandte. Sie gab ihm ein Gläschen in die Hand. Er roch daran. "Juniperus?" Roch nochmals. Es kam ihm durchaus bekannt vor.

Soula beugte sich zu ihm herüber und er musste auflachen, als sie ihm bewusst mysteriös einflüsterte, was das Kraut noch bewirken sollte. Aber er war nicht abergläubisch. Zumindest nicht, was Dämonen anging. Nicht ganz ...

Er roch nochmal an dem Glas. "Kennst du den Trivialnamen? Es kommt mir so bekannt vor."

Dass Jón schon jemanden aus der Crew kannte, war ziemlich überraschend. Soula schätzte die Wahrscheinlichkeit jemanden auf See zu kennen, als überaus gering ein. Aber nur, weil ihr eigenes Empfinden so war, hieß es noch lange nicht, dass es nicht anders sein konnte. Soula glaubte eher, dass sie einen Menschen, den sie auf einer Insel kennenlernte und die sie dann verließ, nie wieder sehen würde. Dennoch passierte es. „Ich dachte immer, dass es unmöglich ist, jemanden auf See zu finden oder ‚wiederzufinden‘. Wann habt ihr euch das letzte Mal gesehen, Rúnar und du?“ Lautlos lachte sie über Jóns Worte, dass er gar nicht vorgehabt hatte, sich irgendwo einzuleben. Tja, das hatte sie auch nicht vorgehabt. Eigentlich, wollte sie nur eine stille Mitreisende sein, aber bis jetzt war sie sowieso noch nicht weit genug weg. Demnach war sie schon gewillt sich an das Leben an Deck zu gewöhnen, auch wenn es ihr wirklich schwerfiel.

„Hmm, ich glaube so viele Schiffe mit roten Segeln gibt es nicht, oder?“ Nicht, dass Soula da super viele Erfahrungen hatte, aber der Standard sagte etwas anderes. Jón sprach ihr ziemlich aus der Seele, denn auch für sie war die Sphinx noch lange kein zu Hause. „Ich tue mir auch schwer damit, die Sphinx als festen Wohnort anzusehen.“ Soula zuckte mit den Schultern. Schon alleine an ihrer Aussprache war zu erkennen, dass sie gelernt hatte, mit der Sprache umzugehen und somit kein Straßenkind war. Es war zwar eher der niedere Adel, dem sich die Veniels zuschrieben, aber auch da gab es eine gewisse Etikette. Besonders, weil man am besten in den höheren Adel einheiraten sollte.
Es war amüsant, wie viel Aberglaube die Menschheit in die kleinsten Dinge steckten. Jón schien daran ebenso wenig zu glauben wie sie und das ließ Soula schmunzeln. „Aha! Du glaubst an so etwas also nicht? Woran glaubst du dann?“ Es gab so viele Dinge, an die man glauben oder nicht glauben konnte. Demnach stand es Jón nun frei, ihr von Gott und der Welt zu erzählen, wenn er das wollte. „Das ist Wacholder und eigentlich auch recht verbreitet, soweit ich weiß“, antwortete sie und lächelte.

Jón seufzte, aber mit einem seligen Lächeln. Er musste sich immer noch jeden Tag aufs neue klar machen, dass er einfach nur ein paar Schritte gehen musste und dann bei Rúnar war. Es war ihm schon arg gewesen, als Rúnar nach seinem Vater zu suchen begonnen hatte und nur noch alle paar Wochen kurz zurückgekehrt war -- aber als er dann verschwand ...*

*Da Jón das so an sich hatte, war er recht schnell darüber hinweggekommen, dass er Rúnar womöglich nie wieder sehen würde. Zumindest hatte er sich entschieden, sich nicht mit dem Gedanken zu beschäftigen was wäre, wenn er ihn nie wieder sehen würde.

"Ein Jahr ungefähr?", sagte Jón, immer noch dasselbe Lächeln auf den Lippen, der Ton seiner Stimme jedoch etwas ernster. "Klingt nicht nach viel an sich, aber wenn man die restlichen zwanzig Jahre jeden Tag miteinander verbracht hat, dann macht das schon etwas aus."

Schiffe mit roten Segeln. Jón zuckte die Schultern. Er war nicht extrem viel herumgekommen, aber doch genug -- und tatsächlich hatte er nie ein Schiff mit roten Segeln gesehen. Na ja.

Er hatte sich schlicht keine Gedanken darüber gemacht.
Und das er nicht daran glaubte-- "Das habe ich nicht behauptet", witzelte er. Es war kompliziert. Er war nie sonderlich gläubig gewesen, aber irgendwie doch? Irgendwie existierten die Götter -- aber mehr in der Geschichte und den Köpfen seiner Landsleute, als in Wirklichkeit? Das hieß also: ja, sie existierten, aber wer beeinflusste das Ausmaß ihrer Wirkungsmacht -- die, die daran glaubten oder die Götter selbst -- wenn sie nicht nur dadurch existierten, dass man an sie glaubte? Und dass Rúnar einer Legende hinterherjagte, war ein Wespennest, in das Jón sich noch nicht zu stechen gewagt hatte. Er hatte damals einen unglaublichen Drang gehabt, Rúnar davon abzuhalten, ihm zu sagen, was das für eine unglaubliche Schnapsidee war. Aber er hatte es nicht fertig gebracht. Vielleicht glaubte Jón nicht an Svavar -- aber Rúnar glaubte an Svavar und Jón glaubte Rúnar.

Er führte das Gläschen nochmal unter seiner Nase vorbei und atmete das Aroma ein. "Ach ja -- daraus macht man ja auch Gin."

Bisher hatte Soula nicht wirklich viel über die Vergangenheit der beiden in Erfahrung gebracht. Es war nicht so, dass sie nicht neugierig war. Allerdings hütete sie sich auch beide danach auszufragen. Allerdings glaubte sie, dass jetzt, da sie in Zweisamkeit verbrachten, Nachfragen schon erlaubt war. „Hast du ihn aktiv gesucht gehabt? Oder war das mehr Zufall?“ Es war Soula nicht fremd, dass man eine Person vermissen konnte, die man lange kannte. Es erinnerte sie ein wenig an ihre Mutter, die schon lange gestorben war. Für manche schien der Vergleich vielleicht etwas extrem zu sein, aber immerhin war sie für Soula auch plötzlich weg gewesen und hatte ein tiefes Loch hinterlassen. Wie man sich in so einer Situation fühlte, war jedem selbst überlassen. Ebenso, wenn man einen engen Vertrauten plötzlich nicht mehr an seiner Seite hatte. Deswegen zog Soula dabei einen Vergleich, da das Vermissen für sie ähnlich erschien. „Nein, ich verstehe das“, meinte sie und sah Jón direkt an. „Das kommt immer drauf an, wie man selbst fühlt und das ist in jeder Hinsicht okay“, meinte sie und hob langsam die Schultern, um sie ebenso langsam wieder herunter zu lassen. „Planst du bei uns zu bleiben?“ - Bei uns… Soula war sich selbst noch nicht sicher, in wie weit sie noch dabei bleiben wollte. Auf jeden Fall noch eine Insel oder zwei? Eigentlich war das leider auch gar nicht mehr so wichtig, denn egal wo sie landete, sie würde sich ein neues Leben aufbauen müssen.

In Bezug auf den Aberglauben, offenbarte Jón nun doch nochmal, dass er abergläubisch war. Offenbar nur in einer völlig anderen Hinsicht.
Es gab die unterschiedlichsten Gebiete für einen Aberglauben und er hatte Soula damit wirklich neugierig gemacht. Sie sah Jón an und verbarg ihre Neugierde auch sicher nicht. Allerdings… erzählte er nicht weiter und wenn Soulas Blick nicht ausreichte, dass er ihr mehr berichten wollte, würde sie auch nicht nachfragen. Der Aberglaube von Menschen war etwas äußerst persönliches und davor hatte sie Respekt.

Ihr entfuhr ein leises Lachen, als Jón von Gin sprach. „Alkohol ist deine erste Assoziation damit? Ich bin beeindruckt.“ War sie nicht wirklich, immerhin war Jón ein Kerl und die tranken im Normalfall gerne und auch viel!

Jóns Gedanken stockten erstmal. Hatte er aktiv nach Rúnar gesucht? Er konnte das noch nicht einmal klar beantworten.* "Ich schätze schon?" Er sah in das Glas mit dem Wacholder, schüttelte es ein wenig, als könnte er damit seine Gedanken aufschütteln und etwas an die Oberfläche bringen, das ihm eine angemessene Antwort gab. "Ich denke, ich wollte allgemein etwas raus in die Welt und da war es naheliegend, dass ich mich in die Richtung begeben würde, in der Rúnar war. Für den ..." Er schnaubte ein Lachen. Noch immer fiel es ihm schwer zu glauben, dass es wirklich so gekommen war. "... ungewöhnlichen Fall, dass ich ihn finden würde. Ich wusste aber dank eines Briefes ungefähr wo er war. Es bestand also eigentlich nur die Chance, dass etwas dazwischen kommen würde, das dafür Sorgen würde, dass wir uns knapp verpasst hätten." Aber dass sie sich mitten auf dem Meer wieder treffen würden, damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte sich immer vorgestellt, dass er alle Inseln in Brancion nach ihm absuchen würde. Aber auch das wäre dann unglaubliches Glück gewesen. Wenn er weiter darüber nachdenken würde, dann würde sein Kopf noch komplett aussetzen, also stoppte er seine Gedanken. Er war einfach nur dankbar um das heillose Glück, das er gehabt hatte.

*In Wahrheit war es nämlich so: Er hatte es als Vorwand genommen, um wegzulaufen -- aber das konnte er sich selbst nicht eingestehen.

Als Jón aufsah, traf sein Blick auf Soulas. Sie verstand. Ihre Worte klangen für Jón nicht nach reiner Empathie, sondern-- "Du klingst so, als wüsstest du wovon ich spreche?" Er gab ihr ein einfühlsames Lächeln, um zu bedeuten, dass sie ihm gerne davon erzählen konnte. Immerhin würde er es wohl nachvollziehen können. "Und ich ..." Er lachte kurz auf. "Ich plane gar nichts, um ehrlich zu sein." Und als er es ausgesprochen hatte, war ihm auch klar, dass er damit eben nicht nur meinte, was er unmittelbar als nächstes machen würde -- sondern überhaupt. Er feierte die Feste wie sie fielen.
Und warum er Alkohol als erstes mit Wacholder assoziierte-- "Nicht, dass du nun denkst, ich sei ein Säufer. Aber bei uns in Nord-Andalónia gibt es wohl mehr Alkohol als Bäume." Er sah sie mit gehobenen Augenbrauen an. "Und das ist kein Scherz."

Er hob das Wacholderglas demonstrativ hoch. "Und du? Glaubst du an Dämonen?"

So viele Zufälle konnte es doch gar nicht geben, dass man jemanden auf See so leicht finden konnte und Jón offenbarte ihr nun auch, dass er Bescheid gewusst hatte, wo in etwa sich Rúnar aufhielt. Das machte es gleich weniger spektakulär. Das war gut, denn Soula glaubte nicht an solche Zufälle, die einem einfach entgegenflogen. Oder eher gesagt, Soula wollte daran nicht glauben, denn sie hatten etwas Magisches an sich und Magie war… nicht immer gut. Soula nickte, hatte dazu auch keine weiteren Fragen mehr. Sie verspürte aber eine gewisse Freude darüber, dass die beiden Freunde sich gefunden hatten. Soula sah den Dunkelhaarigen an, der ihr ein einfühlsames Lächeln schenkte und ihr fast das Gefühl gab, als könnte sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählen. Allerdings war sie nicht so weit und nicht bereit. Diese Crew, irgendwie waren es immer noch nicht ihre Freunde, sondern weiterhin eine Mitfahrgelegenheit und auch wenn sich Soula langsam an Alex und auch Skadi gewöhnte, war sie immer noch verschlossen. Obwohl Jón in ihr ein wohliges Gefühl auslöste, war er ein Fremder, deswegen nickte sie einfach nur auf seine Frage, dass sie wüsste, wovon er sprach: „Könnte man sagen.“ Dann wandte sie sich aber recht schnell den Kräutern zu, die sie begutachten wollten. „Habt Ihr regionale Kräuter dieser Insel?“, fragte sie die Verkäuferin, welche ihr 2-3 Gläser entgegenstreckte. „Die gibt es hier wie Sand am Meer“, meinte sie und deutete auf die schriftliche Benennung, die sie vorsorglich an den Gläsern angebracht hatte. „Daraus kann man einen Tee machen, er senkt das Fieber“, erzählte sie weiter und Soula nickte.
Das konnte man immer gebrauchen. „Gut, davon würde ich schon mal etwas mitnehmen“, meinte Soula. Dann wandte sie sich zu Jón: „Suchst du eigentlich etwas Bestimmtes?“

Über die nicht vorhandenen Planungen war Soula ein wenig verdutzt. „Gar nichts? Hast du keine Ziele? Wünsche? Träume?“ Natürlich war das oft etwas sehr Persönliches, allerdings musste man Soula nichts davon erzählen, immerhin behielt sie auch einige Dinge für sich.

Die Veniel lachte auf. „Bist du das etwa nicht?“ Dann hörte sie ihm weiter zu und nickte dann. „Okay? Was gibt es dort sonst noch so? Ist Gin dein Lieblingsgetränk?“

Die Dämonen, die Soula angesprochen hatte, umtrieben Jón wohl noch immer. Sie schüttelte den Kopf. „An keine Dämonen, an keine Magie, an keine höhere Macht. An die Alchemie vielleicht und daran, wie Pflanzen-“, sie hob ein Gestrüpp in die Höhe, das sie inzwischen in der Hand hatte, „-mit unterschiedlichen Gemischen reagieren und neue, hilfreiche Substanzen entstehen.“

Jón zuckte die Schultern und schüttelte gleichgültig den Kopf. Er suchte weder nach etwas Bestimmtem unter den Kräutern, noch nach etwas Bestimmtem in der Welt. Er hatte nach Rúnar gesucht -- mehr oder weniger. War auch diesem Ziel nicht verbissen hinterher gegangen. Nicht so wie Rúnar seinem. Oder wie Soula ihrem? Vermutete er, so wie sie darauf reagierte, dass er selbst keine Ziele, Wünsche,  Träume hatte. "Wunschlos glücklich."

Er konnte kaum ignorieren, wie erleichtert er war, dass Soula das Thema wieder wechselte. Er wollte lieber über Alkohol und Dämonen sprechen als sich über irgendwelche Träume Gedanken zu machen.* "Wein", sagte er. "Die Hänge mit den Weinreben in Süd-Andalónia sieht man schon, wenn man noch nicht mal im Hafen angelegt hat." Er zuckte abermals die Schultern. "Lieblingsgetränk könnte ich dir jetzt aber keines nennen." Er schnaubte ein kurzes Lachen und nahm sich als Übersprungshandlung ein weiteres Kräutergläschen und sah sich das Etikett an, ohne es wirklich zu lesen. "Ich schwöre, dass ich eigentlich ein interessanter Mensch bin", scherzte er. "Auch wenn das definitiv etwas ist, das ein uninteressanter Mensch von sich behaupten würde."

*Die würden ihn wohl früh genug heimsuchen kommen. Wenn nicht so, dann spätestens wenn er die Augen zumachte -- wo er keine Kontrolle darüber hatte, wo sich die Schalter in seinem Kopf von allein umlegten, wenn er es ihnen sonst nicht gewährte.

Er machte das Fläschchen auf und roch daran -- es roch zugleich scharf und blumig. Dann gab er Soula einen anerkennenden Blick. "Bist du Wissenschaftlerin?"
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