Tarón Valur ist 35 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Chikarn geboren. Dieser mutige Pirat reist als Quartiermeister durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 51 Streifzügen in 16 Tavernen.
Habseligkeiten
Säbel, zwei Pistolen, Pulverhorn, Dolch, Schwarze Haarsträhne, Geldbeutel, Echse „Calwah“
Körperliche Verfassung
Risse und Schürfwunden an den Händen
Verkatert
Tarón konnte das Schlagen seines Herzens bis in seinen Hals spürten.
In der Dunkelheit seiner kleinen Kammer hatte er Ewigkeiten an die Wand gestarrt – blind in der Schwärze, die sein zugeschwollenes rechtes Auge nur weiter verfinsterte. Er hatte auf der Seite gelegen. Der Schmerz brannte noch frisch – sowohl in seinem Gesicht als auch auf seinem Rücken, den sein Onkel heute Mittag mit dem alten Holzstuhl erwischt hatte. Der Stuhl hatte den Zusammenprall mit dem Zehnjährigen nicht überstanden – und so hatte Tarón auch dafür noch Schläge bezogen, dass er nun in der Ecke mit Kaminholz auf ein endgültiges Ende im Feuer wartete. Faran hätte Tarón sicher am liebsten gleich mit in die Flammen geschmissen.
Erst, als die Stille in ihrer Hütte sich in die Ewigkeit zog, hatte er es gewagt aufzustehen und das viel zu leichte Bündel, das er in der Nische hinter seinem Lager versteckt hatte zu holen. Daran Licht zu machen, war nicht zu denken. Wenn Faran ihn jetzt erwischte, würde er nicht mit einem schmerzenden Rücken und einem blauen Auge davonkommen. Vor allem nicht, wenn er Tarón dabei erwischte, wie dieser etwas von ihren ohnehin knappen Vorräten nach draußen schmuggelte. Dass es sich dabei um Essen handelte, dass der Junge sich selbst vom Mund abgespart hatte, würde keinen Unterschied machen.
So verschmolz er mit den Schatten, die sich um ihn in der kläglichen Hütte ballten, die er mit den Reginns bewohnte. Bewegte sich fast lautlos und mit nur zwei Schritten durch seine Kammer und schob die dünne Holztür leise auf, die in den Hauptraum führte, in dem seine Ziehfamilie schlief. Im schwachen Schein der letzten Glut konnte er die Umrisse seiner Tante ausmachen. Isa musste in ihrem Schatten schlafen. Faran lag nicht bei ihnen – er erspähte seinen Onkel zusammengesunken auf der morschen Kiste, die er anstelle des Stuhls vor das Feuer geschoben hatte. Er lehnte an der Wand … und schlief, wie Tarón – in Entsetzen zu Stein erstarrt – erleichtert feststellte.
Sein Herz schlug nun so wild und laut, dass sein Rauschen in seinen Ohren wie das Meer klang. Faran würde ihn hören… und diesmal würde er ihn totschlagen. Die Panik versuchte sich seines Geistes zu bemächtigen, doch der Junge schloss das linke Auge – das rechte war ohnehin mehr geschlossen, als offen- und zwang sich an die Wellen zu denken. Ihr steter ruhiger Puls an einem Sommertag. Es half. Als er das Auge zögernd öffnete hatte sich Farans Position nicht verändert und Tarón wagte es wieder zu atmen. Langsam, vorsichtig. Er musste weiter.
Der Weg zur Ausgangstür kam ihm ewig vor. Hätte er ein Fenster in seiner Kammer gehabt, wäre alles einfacher gewesen, doch diese Ausrede für ein Zuhause konnte damit nicht aufwarten. Und so musste er sich durch den Raum zwingen und dabei den Blick darauf behalten, warum er dieses Risiko einging.
Erst als ihn die Nachtluft mit ihrem schweren Geruch nach Salz und Tang begrüßte fiel die Angst von ihm ab.
Tarón warf einen zögernden Blick zurück auf die geschlossene Holztür hinter sich – doch sein Onkel schlief und er würde wahrscheinlich nicht vor dem Morgen erwachen. Isala sollte für die Nacht sicher genug vor ihm sein, dass Tarón sich der anderen Sache neben ihr und ihrer Mutter zuwenden konnte, um die er sich in dieser einsamen Welt sorgte. Die Schritte nun viel freier machte er sich auf zum nahen Strand.
Isala flüchtete in letzter Zeit sehr oft aus dem Haus, in dem ihre Familie schlief. Viel zu lange schon hatte sie das Gefühl, dass sie in dem beengten Räumen nicht richtig atmen konnte. Hier oben auf dem Dach allerdings schon. hier konnte sie die Sterne zählen und von einer anderen Zeit träumen... sie träumte von der Zukunft und all den Dingen, die sie machen könnte, wenn sie nicht mehr hier wäre.
Das kleine Mädchen wusste nicht mehr wirklich wann es angefangen hatte. Ihr "Vater" hatte sie am Anfang nie wirklich gemocht und immer wieder beteuert, dass sie gar nicht seine Tochter war. IHr mutter hatte dies immer verneint, aber ob sie das aus Angst getan hatte oder ob es wirklich die Wahrheit war, hatte sie auch Isala niemals gesagt. Doch vor ein oder zwei Jahren fing es an, dass der Vater sich plötzlich für sie interssierte. Er legte so oft einen Arm um sie und versuchte sie an seltsamen Körperstellen zu berühren. Das Mädchen fühlte sich dabei jedes mal unwohl, hatte aber auch ähnlich ihrer Mutter wahrscheinlich, einfach angst sich dagegen zu wehren.
Sie war froh, dass Tarón bei ihnen eingezogen war, denn er nahm sie oft in Schutz... und erhielt dafür fast jedes mal Schläge. Sie wollte nicht, dass Tarón jedes mal verletzt wurde, also hatte sie irgendwann aufgehört es ihrem Cousin zu erzählen. Doch er bekam es dennoch mit... genauso wie ihre Mutter. Doch im Gegensatz zu Ihrer Mutter, stellte sich Tarón immer öfter schützend vor sie.
Ein geräusch holte Isala aus ihren gedanken und das Mädchen blickte in die Dunkelheit unter ihr. Tarón... was machte er hier. Schlich er sich fort? Im ersten Moment übnerlegte sie, ob sie sich zu erkennen geben sollte, doch für das Kind war es fast schon ein Spiel im verborgenen zu bleiben. Isa grinste, seilte sich vom Dach der Hütte ab und fing an, dem Jungen unentdeckt hinterher zu schleichen.
Mit jedem Meter, den Tarón sich von der schäbigen Hütte entfernte, fühlten sich seine Schritte etwas leichter an. Er hatte nicht viel beiseitelegen können – auch so schon fiel das Essen meist eher spärlich aus, auch wenn Tante Maira ihr Bestes gab aus dem wenigen, was sie hatten etwas Gutes zu bereiten. Doch zaubern konnte auch sie nicht und am Ende des Tages blieb eine Schüssel Reis eine Schüssel Reis, wenn man ansonsten Nichts hatte. Tarón half, wenn er konnte – stundenlang jagte er am Strand nach Krabben und suchte nach Muscheln oder machte sich auf in die Wälder, um nach wild wachsenden Früchten zu suchen. Einen Teil davon konnte er an guten Tagen sogar verkaufen. Er hatte es sogar geschafft ein paar Taler vor seinem Onkel zu verstecken, doch der Großteil war am Ende doch in seiner Tasche verschwunden, um wenig später in billigen Rum umgesetzt zu werden.
Dennoch hoffte er, sein neuer Freund würde sich über die kargen Geschenke freuen, die er brachte.
Als seine Füße in den unter der Oberfläche noch vom Tag warmen Sand tauchten wurde der Junge misstrauischer. Er änderte sogar die Richtung und ging schließlich in einer leicht von seinem Ziel weggewandten graden bis zum Wasser. Die Wärme des trockenen Sandes wechselte zur Nachtkühle des feuchten und bald umspülten die Wellen die Knöchel des Jungen, als er nahe an der Wasserlinie den Strand wieder in die richtige Richtung hinab lief. Er ließ sich Zeit. Niemand schrieb ihm hier vor wie und was er zu tun hatte. Er agierte aus eigenem Antrieb. Er war hier draußen, weil er es wollte.
Und so verging einige Zeit, ehe er zu der Felsformation kam, die sein Ziel darstellte. Noch einmal warf er den Blick umher, doch außer Schatten konnte er nichts um Grau der Welt entdecken. Dann schob er sich in die Finsternis des Höhleneingangs, der hinter ein paar Felssplittern verborgen lag.
Auch er musste sich ducken, um hier hindurch zu kommen – ein Erwachsener musste beinahe kriechen. Es tat weh – Taróns Rücken fühlte sich an wie ein morsches Brett - doch es machte diesen Ort nur zu einem besseren Versteck.
Tarón bog um eine Ecke des empor führenden Ganges und schon begrüßte ihn das weiche Licht einer Öllampe. In ihrem warmen Schein lehnte der Pirat auf seinem improvisierten Lager an den grauen Felsen in seinem Rücken. Als er den Mund zu einem Grinsen verzog, schimmerten die geschwärzten Zähne, die ihm seinen Namen verliehen im Lichtschein.
„Ich wusste du lässt mich nicht hängen, Junge. Hast an den alten Black Tooth gedacht…“
„Wie versprochen.“
Erwiderte Tarón und reichte ihm das Bündel, das er mitgebracht hatte.
Black Tooth Jack richtete sich nur etwas auf, um es zu greifen, doch das reichte, um ihn sein Gesicht schmerzhaft verziehen zu lassen. Besorgt sah Tarón auf die Seite, an der die Wunde unter dem dicken Stofffetzen verborgen lag, den er Jack zwei Tage zuvor gebracht hatte.
„Oh keine Sorge min Jung. Es wird schon besser. Zwickt nur noch etwas – möge dieser verfluchte Baradon auf dem Grund des Meeres verrotten! Nun, lass mal sehen…“
Langsam und dabei fast ausschließlich seine Linke benutzend schlug Black Tooth Jack den Stoff den Bündels zur Seite und blickte auf das, was Tarón mitgebracht hatte: ein hartes Stück Brot, etwas geräucherten Fisch, eine Flasche, die er mit gutem Wasser befüllt hatte und eine der Krabben, die er am Morgen gefangen hatte. Eine Welle von Scham ließ das Gesicht des Jungen im Lichtschein aufglühen.
„ich weiß, es ist nicht viel…“
„Tarón…es ist mehr, als mir jeder andere Fischkopp geben würde! Danke! ... Bissle Rum wäre schön gewesen, aber ich bin dir wirklich dankbar, min Jung.“
[color=black]Lächelnd griff Jack zu und biss von dem Fisch ab. Während er kaute blitzten seine klugen hellbraunen Augen zu dem Jungen herüber.
„Wapf ifft mit deinem Rücken paffiert?“
Isala bereute es fast, dass sie kein festes Schuhwerk an hatte, als sie weiter hinter ihrem Cousin her schlich, aber zumindest machten die kleinen nackten Füße keine lauten Geräusche. Das Kind war es ohnehin gewohnt unentdeckt zu bleiben und so ließ sie sich am Strand etwas nach hinten fallen, sodass taròn sie nicht mitbekam.
Seine Abdrücke im feuchten Sand waren allerdings eine gute Anlaufstelle. Wo wollte er nur hin? Isala hatte schon viel ausgekundschaftet - auch mit ihm zusammen, doch hier war sie noch nie gewesen.
Sie waren ohnehin nie wirklich lange unterwegs, denn ihr Vater wurde immer böse, wenn sie zu spät kamen oder ihm irgendetwas anderes nicht passte. Wenn er wieder zu viel aus seiner Flasche getrunken hatte,reichte es schon wenn sie mit dreckigen Sachen ins Haus kam...und meistens bekam nicht sie den größten Ärger...sondern ihr Cousin.
Isa wollte beinahe aufgeben....sie hatte keine Ahnung wie lange sie hier schon am Strand herum lief und wenn ER herausfand, dass sie so lange unterwegs waren, gab es mächtig Ärger. Und nachdem, was er mit taròn heute angestellt hatte, fürchtete Isala, dass der junge nicht mehr aufstehen würde.
Und dann führten die Fußabdrücke im Sand zu einer felsformation und einer Höhle und plötzlich war sie hellwach und ihre Augen glänzten vor lauter Abenteuersinn.
Sie hatte kaum den Kopf reingesteckt und die ersten Schritte in die Höhle gewagt, da hörte sie zwei stimmen, von der sie eine nicht kannte.
Als sie aus der Dunkelheit hinüber schielte und den verletzten Mann sah, zog sie erschrocken die Luft ein und trat mit ihren ungeschützten Füßen auf einen spitzen Stein. Ihr Ausruf “aua!“ hatte sie hundertprozentig verraten.
Doch Isa hielt die Luft an, in der Hoffnung, dass sie noch immer unentdeckt blieb.
Ein plötzlicher Ausruf ersparte Tarón die Antwort auf die unangenehme Frage. Anstatt Black Tooth, der seine Augen nun misstrauisch verengt hatte und an ihm vorbei schaute – die Hand an seiner Pistole, wie der Junge bemerkte – zu antworten, wirbelte er herum und zuckte dabei selbst leidvoll zusammen, als der Schmerz durch seinen Rücken schoss. Er kannte diese Stimme…
„Isa! Komm sofort raus und hör auf dich zu verstecken! Was machst du hier?“
Polterte er los, die Zähne zusammengebissen, da sein Rücken noch immer tierisch weh tat.
Black Tooth gab ein amüsiertes Grunzen von sich und ließ seine Hand wieder sinken.
„Deine Cousine, eh? Komm ruhig raus in Deern. Der alte Black Tooth tut dir nix.“
Zum Glück sah es der Pirat locker – doch Tarón ärgerte sich. Mehr über sich selbst als über Isala. Er war zu unvorsichtig gewesen. Es hätte auch Faran gewesen sein können, der ihm gefolgt war. Doch nun war das Kind in den Brunnen gefallen, wie man so schön sagte – also hieß es Schadensbegrenzung betreiben und das bedeutete Isa ab nun mit ins Boot zu holen.
„Nun komm her…“
Murrte er deshalb noch einmal, jedoch schon weit weniger aufgebracht, als eben.
Isa ließ sich Zeit und blieb noch einen Augenblick in der Dunkelheit stehen, während ihr herz versuchte ihren brustkorb zu sprengen. Dann jedoch nahm sie ihren Mut zusammen und trat ins Licht. Nun hatte sie auch endlich die Möglichkeit den Piraten genauer zu begutachten. das Kind hatte zwar einen gesunden Respekt vor allem neuen und unbekannten, jedoch keine Angst. So versuchte sie eine besonders taffe Miene aufzusetzen als sie den Mann direkt ansah.
"Wer bist du? Was machst du hier? Bist du ein Pirat?" Die letzte Frage erhellte ihr Gesicht und machte Platz für reine Neugierde. Dann jedoch sah sie zu tarón und legte den Kopf schief.
"Was machst du hier? Du weißt dass du Ärger bekommst, wenn ER das herausfindet." Und das will ich nicht, fügte sie gedanklich hinzu und sah ihren Cousin besorgt an.
Tarón Valur ist 35 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Chikarn geboren. Dieser mutige Pirat reist als Quartiermeister durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 51 Streifzügen in 16 Tavernen.
Habseligkeiten
Säbel, zwei Pistolen, Pulverhorn, Dolch, Schwarze Haarsträhne, Geldbeutel, Echse „Calwah“
Körperliche Verfassung
Risse und Schürfwunden an den Händen
Verkatert
Black Tooths Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, dass die dunklen Zähne enthüllte.
„Na schau einer an, eine ganz neugierige Flunder. Aye, ich bin ein Pirat, kleine Miss.“
‚Ja.‘
Dachte Tarón. Dass er einer war, war unübersehbar. Nie hatte er jemanden gesehen, der mehr nach einem Pirat ausgesehen und mehr Abenteuer ausgestrahlt hatte, als Jack. Und kurz musste auch er grinsen, ehe Isa nun ihn ansprach.
„Ich weiß, aber Jack ist verletzt und braucht Hilfe…“
Begann er sich zu rechtfertigen. Doch der Pirat neben ihm richtete sich etwas auf, auch wenn ihm das ein leises Stöhnen entlockte.
„Wartet, wartet, Kinners… wer ist „Er“?“
Jacks Blick war misstrauisch geworden – doch es galt nicht den beiden Kindern, das wusste Tarón. Spätestens, als Black Tooths Blick wieder auf seinen Rücken und dann zu dem dunklen Fleck in Taróns Gesicht wanderte. Doch als Tarón nicht antwortete wandte er sich freundlich Isala zu.
„Von wem bekommt Tarón Ärger, kleine Miss?“
Faran. Es war ein einziger Name und isala hatte jedes Mal Angst ihn auszusprechen, als würde nur das reichen, um ihn heraufzubeschwören. Deshalb nannte das Kind ihn jedes Mal 'Er' oder 'vater' und das war auch der Grund, warum auch sie ähnlich wie tarón zögerte.
"Meinem Vater" kam es dann doch endlich aus ihr heraus und ihr Blick flog von den starken Verletzungen des Piraten zu tarón, der schon so viel hatte einstecken müssen.
"Er mag es nicht, wenn wir abends noch draußen sind" erklärte sie demütig und blickte tatsächlich nach hinten, weil sich ihre Nackenhaare wieder aufrichteten, als könne sie seinen scharfen Atem spüren. Jedes Mal wenn der Mann ihr zu nahe kam, bekam isala eine Gänsehaut und erstarrte zu einer Salzsäure.
"Was ist passiert?" Fragte sie schließlich den Piraten, den tarón Jack nannte und deutete auf seine Verletzungen. Scheinbar machte sie keine Anstalten tarón wieder zum haus führen zu wollen...auch sie genoss es, wenn ER nicht in ihrer Nähe war. Wenn sie ähnlich wie tarón, endlich wieder frei atmen konnte.
Der Blick des Piraten verfinsterte sich etwas bei Isalas Worten und er richtete die Augen mit einem fragenden Ausdruck auf den Jungen – und erneut insbesondere auf den sich dunkel abzeichnenden Bluterguss in dessen Gesicht. Doch bis auf ein verächtlich klingendes Brummen sagte Jack nichts zu Tarón, der den Blick seinerseits beschämt abgewandt hielt.
Stattdessen ging Black Tooths Blick nun zu der verbundenen Wunde an seiner Seite.
„Oh, das? Nun…“
Er grinste verschwörerisch
„Wie du ganz richtig erkannt hast, bin ich ein Pirat, kleine Miss! Ein Gesetzloser! Wenn auch kein ehrenloser Verbrecher, das will ich betonen. Doch die Marine sieht was wir machen nicht so gerne… Und wenn man uns angreift, müssen wir uns verteidigen…“
Bei diesen Worten glitten seine Augen zurück auf Tarón und sein Blick wurde kurz fester, ehe er weich zu Isa zurückkehrte.
„Das verstehst du, oder? Also haben wir gekämpft, ich und meine Crew! Haben eins ihrer Schiffe schwer angeschlagen, so dass sie uns nicht folgen konnten und wir dachten damit hätten wirs fürs erste…Aber wie sich herausstellte folgen nicht alle einem Kodex, wie der alte Jack. Es gab einen Verräter unter uns. Hab ihn erwischt, als er eine Nachricht an die dreckigen Haie geschrieben hat und ihn mir gepackt…tja. Nur in der Sache hat er wohl doch die gleiche Vorstellung gehabt wie ich: hat sich nämlich gewehrt und mich mitm Messer erwischt während wie kämpften… und dann hats uns beide über Board gehaun. Mitten in der Nacht. Dunkel wie in einem Rattenarsch, das sag ich dir! Keine Chance für meine Jungs mich aus dem Wasser zu fischen. Habens wahrscheinlich nichtmal gemerkt, als wir runter sind. Kann nur hoffen, dass Baradon, dieses miese Stück Dreck, am Grunde des Meeres verrottet und weniger Glück hatte als ich. Bin hier angespült worden und dachte schon ‚Jack, das wars… du wirst hier elendig im Sand krepieren oder doch noch von der Marine aufgesammelt und bei nächster Gelegenheit gehängt werden‘. Aber dann hat mich der junge Tarón hier gefunden und mir geholfen.“
Er lächelte den Jungen warm an.
„Verdanke dir wohl mein Leben, min Jung.“
Der Respekt, den das Mädchen gerade noch vor dem düster aussehenden Piraten gehabt hätte, verflüchtigte sich und wich ungebremster kindlicher Neugierde, als sie sich nun beiden näherte und sich auf den Schneidersitz vor sie setzte. Ihre nackten Füße waren beinahe schon schwarz vom boden, doch das schien sie nicht zu stören....im Gegenteil, das Kind liebte es, den Sand und das Gras unter sich zu spüren.
Ab und zu entwischte ihr ein "boah!" Und ein "cool!".
Jack war mit der erster, der ihr eine Geschichte erzählte und isala liebte es. Ihre Mutter hatte es nie getan, ihr Vater so oder so nicht...und mit tarón hatte sie meist nur von einem anderen Leben geträumt, irgendwo, nur nicht hier. Genau deshalb strahlten ihre großen grünen Augen auch gerade jetzt.
"Das hat bestimmt weh getan, oder?" Meinte sie und deutete auf die Wunde, während sie das Gesicht verzog. Dann sah sie tarón an und blickte zu ihm auf. Er war ein Held, das hatte sie schon immer gewusst. Er beschützte sie und alle anderen. Dass er auch noch einem verletzten wahrhaftigen Piraten das Leben gerettet hatte, verstärkte ihr Bild von ihm noch.
"Ja, er ist ein Held!" Rief sie und grinste ihren Cousin breit an.
Taróns Kopf war schon wieder rot geworden – zu Glück verfälschte das gelbe Licht der Lampe alle Farben, doch Jacks herzhaftes Lachen verriet dem Jungen, dass der Pirat es dennoch bemerkt hatte. Isas Worte machten es nur schlimmer.
Tarón fühlte sich nicht wie ein Held. Egal was der Pirat und seine Cousine sagten. Helden wurden nicht mit alten Holzstühlen verprügelt…und Helden hatten auch keine Angst Nachts zu laut zu atmen.
„Ich hab nur etwas Essen gebracht und die Wunde versorgt, so wie Bran Guvan es mit dem verletzten Pferd gezeigt hat…“ murmelte Tarón und zuckte mit den Schultern – vorsichtig, um den schlafenden Schmerz im Rücken nicht erneut zu wecken.
„Sei nicht so bescheiden, Junge und nimm auch mal nen olles Lob an! Ha! Und nun ist der Black Tooth Jack also behandelt worden wie ein Gaul! Wenn ich das wem erzähle!“
Wieder lachte er sein heiseres Bellen, das von den Höhlenwänden zu ihnen zurückgeworfen wurde. Verschmitzt wandte er sich an Isa.
„Oh und ob das weh getan hat, kleine Miss! Zwickt immer noch wie ein Hummer in der Unterhose! Aber wird schon, wird schon! Bald ist der alte Jack wieder putzmunter und kann nach seiner Crew suchen!“
Taróns Kopf ruckte herum und er sah den Piraten mit runden Augen an.
„Und dann… gehst du?“
„ Aye, natürlich, min Jung. Ein Seebär gehört auf See.“
Er sah die Enttäuschung in Taróns Blick.
Natürlich wusste er, dass Jack nicht ewig bleiben konnte. Dass er ihm nicht für immer in dieser geheimen Höhle von Abenteuern erzählen konnte, die Tarón sich kaum vorstellen konnte… und doch fühlte er sich bei dem Gedanken er würde bald nicht mehr da sein schon jetzt enttäuscht und zurück gelassen. Für ihn würde das Leben danach weitergehen, wie es schon davor gewesen war. Mit dem Piraten hatte es endlich etwas gegeben, dass de Grau eine Farbe geben hatte… wie ein Versprechen auf ein Mehr im Meer. Mit Jack würde auch das verschwinden.
„ich will nicht, dass du gehst…“ gestand er leise und schämte sich fast dafür.
„Tarón. Ich muss. Ein Fisch kann nicht an Land überleben, aye?“
Er lachte aufmunternd
„Und auch wenn es ein gutes Versteck is – diese Höhle ist so feucht wie die Mö…“ Er sah zu Isa und räusperte sich „
„…der Busen einer Meerjungfrau!“
Isala wackelte mit ihren Zehen während sie dem Piraten zuhörte. Er redete lustig und seine Seemannssprache gefiel dem Mädchen, auch wenn sie einzelne Sachen nicht ganz verstand.
Als er dann aber meinte, er müsse dann wieder auf See, wenn er gesund war, verzog sie das Gesicht. Er war das erste spannende in ihrem Leben und nun sagte er, er müsse dann bald wieder los?
Kurz überlegte Isa ob er nicht sogar bei ihnen unter kommen könnte, doch dann fiel ihr ein, dass ER da war....
"Vielleicht kann er uns ja mitnehmen?" Sinnierte sie kurz und legte ihren dunkelhaarigen Kopf etwas schief. Ihre langen Haare fielen ihr dabei etwas verfilzt über die rechte Schulter.
"Oder wir suchen dir ein anderes haus hier bei uns? Besser und trockener als diese Höhle hier."
Sie kicherte, als er versuchte keine Schimpfwörter in ihrer Gegenwart zu erwähnen... Tarón und sie hatten von ihrem Vater schon alles an Schimpfwörtern gehört, was es gab.
Kurz flammte Hoffnung in den Augen des jungen Falken auf – vielleicht, ja vielleicht konnte Jack sie tatsächlich mitnehmen. Hinaus aufs Meer und den weiten Ozean. Fort von Faran und der Angst, die ihn umgab, wie eine Aura.
„Ich wollte schon immer sehen, wie es auf einem echten Schiff ist!“
Ereiferte sich der Junge begierig. Ein echtes Schiff! Ein Piratenschiff! Keine kleine Nussschale, wie die Boote der Fischer auf denen er schon mitgefahren war. Ein richtiges, großes Schiff! Und wenn er mit Piraten segelte würde er keine Angst mehr haben müssen. Leute wie Onkel Faran würden im Gegenteil ihn fürchten müssen.
„Ne, Kinners. So Leid es mir tut – dieses Schiff wäre nichts für euch.“
Jacks Blick verharrte vor allem auf Isa. Tarón – vielleicht. Auch wenn er jung war würde er schon einen brauchbaren Schiffsjungen abgeben können. Doch das Mädchen? Nein.
Er lachte sanft.
„Und wie ich sagte, kleine Miss: Ein Fisch gehört ins Wasser! Auch wenn ich zugegeben die Planken des Schiffs zwischen ihm und mir vorziehe. Aber ihr versteht doch was Jack sagt, oder? Ich bin Pirat! Und deshalb muss ich meine Crew suchen. Du würdest Tarón doch auch nicht verlassen, oder kleine Miss? Und meine Crew…tja, das sind halt meine Jungs! Machen sich bestimmt Sorgen um den alten Jack und denken ich kuschel mit den Krabben!“
Er grinste verschmitzt und knuffte Isala leicht in die Seite
„Stimmt ja auch fast!“
Er sah Taróns enttäuschte Miene und seufzte leise.
„Aber noch bin ich ja nicht weg! Und solange kann ich euch vielleicht noch von ein paar Abenteuern erzählen, aye?“
Isala war nicht wirklich zufrieden mit der Antwort, ähnlich wie ihr Cousin. Und nur aus reinem Trotz murmelte sie ein geschmolltes: "Isala... ich heiße Isala, nicht kleine Miss"
Normale Leute hätten wahrscheinlich Respekt oder gar Angst vor einem richtigen Piraten, doch Isa war ein Kind. Man konnte es Naivität nennen, doch sie sah diesen Mann vor ihr nicht wirklich als Bedrohung.
"Nein, ich würde Tarón niemals verlassen und er mich auch nicht!" sagte sie bestimmt und ein kurzes : "Und Mama können wir auch nich zurück lassen" an tarón gewandt und Schuld bewusst, dass sie so etwas überhaupt vorgeschlagen hatte. Und als er dann auch noch sagte, dass sich seine Crew - sein Freunde - um ihn sorgen machten, senkte sie den Kopf. Ja das stimmt wohl ...Isala selbst hatte nur Tarón, der ihr zur Seite stand.
Dann jedoch hellte sich ihre Miene auf.
"au ja! Bitte erzähl uns was von deinen Abenteuern!"
Vergessen war die späte Zeit und dass sie, wenn sie erwischt werden würden, einen haufen Ärger bekämen.
Und das tat der Pirat.
Und erst als die Scheibe des Mondes sich dem Meer zuneigte und die beiden Kinder kurz davor waren trotz der Abenteuergeschichten einzuschlafen, die Black Tooth Jack ihnen in den buntesten Farben ausmalte, endete er mit der Aufforderung die beiden sollten nach Hause gehen, ehe man doch noch bemerkte, dass sie fort waren.
Für die nächsten Tage schlichen sie jede Nacht hinaus zu der Höhle am Meer, brachten ihrem neuen Freund Essen und Trinken und lauschten weiter dem Seemannsgarn, das er ihnen span.
Für Tarón waren es einige der schönsten Nächte, die er je erlebt hatte – ungeachtet der Angst, was passieren würde, wenn sie mit dem Piraten erwischt werden würden. Doch sie wurden nicht erwischt.
Und so hallte ihr Atem auch in der Nacht des 08.09.1797 in der Höhle wieder, als sie sich die enge Passage zu ihr entlangkämpften, um Black Tooth Jack zu besuchen.
Doch in der kleinen Kammer angekommen ließ Tarón überrascht das Bündel fallen, in dem sich die Geschenke für den Piraten befanden – Jacks Lager war verlassen. Seine Habe fort und mit ihr der Pirat, der nur den Haufen alter Decken und einige Abfälle zurückgelassen zu haben schien.
„Jack?“
Taróns Stimme brach sich am Stein um sie herum und zitterte zu ihnen zurück ohne, dass eine Antwort in ihr mitschwang.
Es waren auch für das Mädchen die schönsten Tage die sie seit langem hatte. Sie waren gefüllt mit Wundern und Abenteuern. Auch wenn sie diese nur in ihrem Kopf erlebten.... Isalas Fantasie war keine Grenze gesetzt. Wenn sie dann Im Dunkeln wieder nach Haus kamen, waren sie so leise wie Mäuschen, auch wenn ihren 'Vater' wohl auch eine Explosion nicht geweckt hätte. Das war wenigstens einer der Vorteile, wenn man den Eltern relativ egal war.
Als sie nun in dieser Nacht in die Höhle schlichen, war von dem Piraten keine Spur zu sehen... nur eben seine Hinterlassenschaften. Isala blickte hinter dem großen Tarón hervor und drängte sich dann an ihm vorbei... durchwühlte seine Sachen und Müllreste, als würde diese ihr Antwort geben, wo Jack war. Doch nur Taróns Stimme erfüllte den Raum.
"Er ist weg... ist er gegangen ohne sich zu verabschieden?" und ohne uns mitzunehmen? ergänzte sie im Stillen... denn das Kind hatte immer gehofft, dass der alte Pirat sie von der Insel holen würde. Ihre Grünen Augen füllten sich mit Tränen... wenn Jack nun wirklich weg war, hatte sie angst, dass sie wieder in ihre Realität zurück musste... Sie hatte sich gewünscht mit ihm und Tarón weg zusegeln.
Tarón sah seine Cousine nicht an, deren Worte ihm nun jedoch Tränen in die Augen trieben. Als er die Hände zu Fäusten ballte gruben sich seine Nägel schmerzhaft in sein eigenes Fleisch, doch diesmal reichte der Trick nicht. Salziges Wasser schnitt eine Spur in das schmutzige Gesicht des Jungen.
Jack war weg. Jack und die Hoffnung und das Träumen. Der Verlust fühlte sich so allumfassend an, als würde damit auch die Sonne niemals wieder aufgehen. Obwohl Jack seinen Fortgang wieder und wieder angekündigt hatte, fühlte sich der Junge verraten – und einmal mehr der Finsternis seines eigentlichen Lebens schutz- und trostlos ausgeliefert.
Er antwortete Isa nicht. Dass Jack weg war, stand offensichtlich fest. Und auch, dass er dafür keine Abschiedsszene inszeniert hatte.
Mit einem Ruck drehte Tarón sich um und folgte einem letzten verzweifelten Impuls, der in ihm aufschäumte. Hastig zwängte er sich durch die enge Passage nach draußen, schürfte sich dabei an dem harten Felsen auf. Doch das Brennen des blanken Fleisches an seinen Händen war nichts gegen das Brennen der Tränen auf seinen Wangen und dem der Verzweiflung in seinem Herzen.
Der Strand lag genauso da, wie zuvor. Beschienen lediglich von einem dunstigen Mond hinter flüchtigen Wolken, die an ihm vorbeizogen wie schmutzige Tücher. Doch der Junge suchte, lief bis zur Wasserlinie und hoffte, dass Jack hatte vermeiden wollen allzu nasse Füße zu kriegen.
Die Verzweiflung raste in ihm. Wütete wie ein verrücktes Tier, das sich gegen ein unvermeidliches Schicksal wehrte. Und schließlich entdeckte er einen dunklen Abdruck im feuchten Sand.
Für sie fühlte es sich an wie ewigkeiten und doch waren es nur ein paar Sekunden, die sie alleine in der kleinen Höhle verbrachte. Zerstört waren die Träume von der Freiheit... Zerbrochen die Hoffnung auf ein anderes Leben. Isala war noch jung und dennoch fühlte es sich an als wäre ihre Zukunft in Stein gemeißelt. Gefangen... Gefangen auf dieser Insel... Bei Ihm... Eine leichte gänsehaut zog sich über ihre Arme...
Es gab kaum ein Geräusch von sich, als sie ihre nackten Füße über den boden zu taron führten.... Ohne etwas zu sagen sah das Mädchen ihm zu wie er suchte, ohne zu wissen nach was genau.
"was machst du da?" fragte sie schließlich doch und ihre Stimme zitterte leicht
Einen Moment starrte Tarón nur auf die dunkle Stelle im Sand, als würde der Anblick ihn selbst zu einem der Felsen machen, die verstreut am Strand standen und wacht über die Gezeiten hielten. Dann jedoch sah er zu Isa zurück.
„Komm mit! Schnell! Vielleicht erwischen wir ihn noch!“
Die Hoffnung war dünn wie die Fäden seines abgewetzten Hemdes und doch klammerte sich Tarón daran wie ein Ertrinkender, als er nun losrannte, versuchte in dem feuchten Sand nicht zu stolpern in den seine Füße einsackten und selbst dunkle Flecken hinterließen. Hinter ihm ertranken seine Fußabdrücke in dem einsickernden Meerwasser. Dem Gleichmacher, der seine Spuren, genauso wie die von Black Tooth, mit der nächsten Flut auslöschen würde. Er jagte der schwindenden Hoffnung hinterher, sah nicht noch einmal zurück zu Isala, ignorierte, dass sie sicherlich nicht mithalten konnte, genauso, wie er das Brennen in seinen Lungen ignorierte. Sein Blick lag auf dem Boden, sog sich an jeder weiteren Spur fest, die er im trüben Licht auszumachen glaubte. Er stolperte, fiel, richtete sich wieder auf und rannte weiter bis die Spuren ihn zu einer auslaufenden Landzunge führten…und am Horizont sah er den dunklen Flecken an dem ein paar einzelne Laternenlichter sich der Nacht entgegenschaukelten.
„Jack!“
Sein Ruf war heiser wie ein Möwenschrei. Er hatte kaum genug Luft für ihn und doch zwang er einen Weiteren hinaus.
„Komm zurück!“
Doch der Schatten und die Lichter entfernten sich und bald schon konnte Tarón ihn nicht mehr in den Weiten des Meeres ausmachen.
„Komm zurück…“
Diesmal reichte es nur für ein Flüstern.
Die 6-jährige kam tatsächlich kaum hinter ihrem cousin her... Sie fiel mehr, als dass sie wirklich voran kam. Beinahe tat es schon weh immer wieder in den Sand zu stürzen.
"warte doch!" rief sie ihm immer wieder hinterher, doch Tarón gewann mehr und mehr Strecke zwischen sich und isala... Und das Mädchen hatte Angst ihn wirklich zu verlieren in der Dunkelheit....doch irgendwann wurde er langsamer und isa fiel ein letztes Mal auf die aufgeschrammten Knie und keuchte schwer... Während sie Tarón beobachtet, wie er traurig und einem Häufchen elend gleich da stand und aufs Meer hinaus rief...
Doch selbst wenn isala etwas sagen wollte, ihre Lungen brannten und alles an ihrem Körper tat weh. Und der seelische Schmerz, einfach vergessen worden zu sein, brannte noch viel tiefer.
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