22.11.2021, 13:04
The Secrets we all keep
Abend des 16. Juni 1822
Talin Dravean & Shanaya Árashi
Eine müde Brise wehte Shanaya durch die Haare, kitzelte sie vorsichtig und ließ die junge Frau tief durchatmen. Sie war nicht wirklich in Gedanken versunken, betrachtete dennoch regungslos die Wolken, die immer wieder den aufgehenden Mond verdeckten, ihn wieder frei gaben. Sie genoss einfach die Ruhe, die nur von den leisen Stimmen aus der Ferne durchbrochen wurde. Nach hinten gelehnt hatte Shanaya Platz auf einer der Kisten genommen, die an Deck vertaut waren, hielt den hellen Blick zum Himmel gewandt. Sie würde gleich auch wieder unter Deck gehen, der Hunger meldete sich so langsam zu Wort. Aber für den Moment wollte sie noch diese sanfte Ruhe genießen.
Talin streckte sich und gähnte ausgiebig, bevor sie sich die Schüssel mit der Suppe schnappte, die sie sich vorbereitet hatte. Natürlich wäre ihr Kaffee lieber gewesen, um die Müdigkeit zu verscheuchen, aber sie musste mit dem, was sie noch da hatte, haushalten. Schon zu oft hatte sie in letzter Zeit von Engpässen gehört und der Preis für die kleinen Bohnen schien exorbitant zu steigen. Nur aus diesem Grund blieb sie tapfer und klammerte sich an ihre Schüssel mit Eintopf. Der Gedanke, die Müdigkeit mit etwas frischer Luft zu vertreiben, schoss ihr durch den Kopf, weshalb sie ohne groß darüber nachzudenken den Weg hinauf an Deck ansteuerte, wo sie kurzerhand über Shanaya stolperte, die anscheinend auch die Seeluft genoss. Ein kleines Lächeln zuckte über Talins Lippen, als sie näher an das andere Mädchen herantrat. „Ich hab mich schon gewundert, warum ich dich nicht unten gesehen habe.“
Als Shanaya leise Schritte auf dem Holz vernahm, regte sie sich zuerst einmal gar nicht. Die Schwarzhaarige atmete ruhig weiter, öffnete erst ein Auge, als sie eine vertraute Stimme vernahm. Mit einem lauten Schnaufen atmete sie schließlich aus, richtete den Oberkörper auf und hob in einer dramatischen Geste eine Hand gen Himmel. „Ich musste einen Moment den Lärm der Welt hinter mit lassen!“ Zwei Herzschläge blieb die junge Frau noch in dieser Pose, ehe sich ihr Blick schließlich mit einem munteren Ausdruck auf Talin richtete, die mit einer Schüssel vor ihr stand. Eine Schüssel, die ihre Neugierde weckte. „Dir scheint es ja nicht anders zu gehen, wenn du von da unten flüchtest?“
Die Blonde wartete in Ruhe darauf, dass Shanaya bemerkte, dass sie da war. Wer wusste schon, wohin ihre Gedanken sie gebracht hatten. Als die Dunkelhaarige in einer dramatischen Geste eine Hand in die Höhe war und irgendetwas von Lärm der Welt herausposaunte, befürchtete Talin, dass die Gedanken doch weiter weg waren als angenommen und Shanayas Kopf sehr leer zurückgelassen hatten. Aus diesem Grund war sie sich für einen Moment nicht sicher, ob sie Lachen oder lieber Hilfe holen sollte. Da Letzteres aber wieder mit Bewegung zu tun hatte, entschied sie sich für Ersteres. Sie schüttelte den Kopf und ließ sich mit einem kleinen Seufzer neben die Freundin fallen. „Also ich habe keinen so dramatischen Grund wie du, ich war nur Müde von der Arbeit und hatte Hunger. Deshalb Essen und frische Luft.“ Ein kleines Lächeln. „Wieso bist du nicht unten und holst dir auch was? Weichst du wem aus?“
Shanaya war einfach nach ein wenig Dramatik, vor allem, weil der Hunger sich bemerkbar machte. Das war das beste Mittel, um dem entgegen zu wirken, da kam ihr ihre blonde Freundin nur Recht. Diese seufzte, setzte sich neben sie und stellte eine Frage, die die Schwarzhaarige ruhig mit den Schultern zucken ließ. „Eigentlich wollte ich mich vor etwa dreißig Sekunden aufmachen und etwas gegen meinen Hunger tun… aber dann kam hoher Besuch zu mir, Captain.“ Sanfter Spott schwang in ihrer Stimme mit, den letzten Teil der Frage beachtete sie bewusst nicht, da sie sich in etwa denken konnte, worauf das hinausführen würde. Immerhin hatte die junge Frau dieses eine Gespräch noch genau im Kopf. „Wenn du so hungrig bist, teilst du vermutlich nichts mit jemandem, der kurz vor dem Verhungern steht?“
Irgendwie hatte sie damit gerechnet, dass sie eine befriedigendere Antwort erhalten würde. Immerhin hatte sie ihre Frage doch schön verpackt, oder nicht? Stattdessen spottete Shanaya, worauf Talin nur mit einem Schnauben antwortete. Wobei... „Du lässt mich auch so manchmal stehen, also kann es nicht an mir liegen, dass du nicht sofort losgezogen bist.“ Sie grinste frech, während sie sich einen Löffel voll Suppe in den Mund schob. Bei Shanayas Frage sah die Blonde, während sie schluckte, erst zu dem Mädchen auf und dann wieder hinunter auf ihre Suppe, bevor sie wieder zurückblickte. „Du siehst noch nicht wirklich so aus, als würdest du gleich verhungern. Aber bitte, wenn du nicht runtergehen willst, dann nimm dir gern was hier von.“ Sie hielt Shanaya die Schüssel hin. „Lecker Fischeintopf“, merkte sie nebenbei an, während ihr Blick nachdenklich in die Ferne streifte, weil sie darüber nachdachte, wie sie das andere Mädchen weiter ärgern konnte.
„Ich lasse dich stehen? Ich bin eine treue Seele, wie kannst du so etwas von mir denken?!“ Mit einem gespielt beleidigten Ausdruck musterte Shanaya ihr Gegenüber, warf ihr vorwurfsvolle Blicke zu. Was war so verrückt daran, dass sie einfach einen Moment für sich brauchte? Nichts, und daran würde sich vermutlich auch nie etwas ändern. Nun warf Talin einen Blick auf ihren Teller, verkündete dann, dass Shanaya nicht danach aussah, als würde sie verhungern und… im nächsten Moment hatte sie trotzdem den Teller vor der Nase. Mit einem Kommentar, der sie inne halten ließ. Aber die Blonde sah sie nicht an, wandte sich ab. Einen langen Herzschlag lang überlegte Shanaya, ihr die Schüssel aus der Hand zu schlagen. Einfach als verdiente Strafe! Aber… Essen zu verschwenden war auf See… nur bedingt klug. Sie beließ es also dabei, griff aber auch nicht nach dem Löffel. „Du bist ein Biest! Und mir wird nachgesagt, ich wäre ein schlechter Mensch!“
Immer noch war ihr Blick in die Ferne gerichtet, obwohl ein kleines Schmunzeln bei Shanayas Beschwerde auf Talins Lippen lag. Sie erwartete, dass die Dunkelhaarige ihr das Essen aus der Hand nahm, aber das tat sie nicht, weshalb die Blonde ihre Aufmerksamkeit schließlich wieder der anderen zu wandte und dabei ziemlich verdutzt drein sah. Ihr Blick glitt von Shanaya zu der Schüssel in ihrer Hand und schließlich wieder zurück zu dem Mädchen, ehe sie verdutzt die Augenbrauen in die Höhe zog. „Ich widerspreche dir nicht, dass ich ein Biest und ein schlechter Mensch bin, aber ich verstehe nicht, wieso du das sagst, nachdem ich dir mein Essen bereitwillig angeboten habe...“ Die Blonde kramte geradezu in ihrem Kopf nach irgendeiner Information, die sie verpasst hatte. Hasste Shanaya Eintopf? Mochte sie es nicht den gleichen Löffel wie Talin zu benutzen? Das würde immerhin erklären, warum sie sich nicht von der Blonden küssen ließ, aber nicht, warum Lucien das durfte. Ah, ihre Gedanken schweiften ab. Nein, sie hatte keine Ahnung, was nun das Problem war.
Talin wandte sich nach wenigen Momenten wieder zu Shanaya herum und die Schwarzhaarige konnte überhaupt nicht zuordnen, ob sie sie nur reinlegte… oder ob ihr Verwirrung echt war. Die blauen Augen lagen noch einen Moment auf dem Teller, ehe sie bei den Worten ihres Gegenübers leise seufzte. „Es liegt also in der Familie, so aufmerksam euren Crewmitgliedern gegenüber zu sein wie ein Jahrhunderte altes Stück Brot.“ Vielsagend grinsend dachte Shanaya an diesen Moment zurück, in dem Lucien sie zu einem Stand mit irgendwelchem Fisch hatte lotsen wollen. Es lag ihm ja offensichtlich in den Genen, so wie Talin. Trotzdem war sie sich unsicher, ob das nun echt oder gespielt war. Ein theatralisches Seufzen war ihre zweite Antwort. „Hast du mich jemals etwas mit Fisch essen sehen?“
Ihre Verwirrung wuchs noch weiter bei Shanayas Worten, die sich wohl auf Lucien bezogen und Talin legte nun völlig irritiert den Kopf zur Seite. Der Vergleich mit dem Brot hätte sie allerdings fast zum Lachen gebracht, wäre sie nicht gleichzeitig auch beleidigt gewesen. Sie wusste einiges über ihre Crew, warum sollte sie da so aufmerksam wie ein altes Stück Brot sein? Das Gefühl des ‚Beleidigtseins‘ nahm bei Shanayas Frage nach ihren Essgewohnheiten noch ein wenig zu, doch Talin überspielte das mit einem Schnauben und einem Seitenblick. Ach darum ging es ihr! Sie aß keinen Fisch und Talin hätte das eigentlich wissen müssen? Gut, das beleidigte Gefühl verschwand und gab den Platz für Belustigung frei. „Also, meine Liebe, du bist jetzt nicht der Mittelpunkt meiner Welt, dass ich weiß, was du gern isst und was nicht. Oder verträgst du keinen Fisch?“ Sie ignorierte mal die Tatsache, dass das Wissen war, was eher Gregory als Schiffsarzt über sie haben sollte, als der Captain.
Zu gerne hätte Shanaya gewusst, über was Talin gerade nachdachte. Sie schwieg einen Moment, sah für diesen Augenblick nicht sonderlich begeistert aus – bis Belustigung sich auf ihre Züge legte. Welche Gedanken Shanaya wohl bei ihr los getreten hatte? Was die Blonde dann sagte, ließ Shanaya fast auflachen, sie unterdrückte es aber erfolgreich. Stattdessen legte sie sich vollkommen entrüstet die Hand auf die Brust, riss die Augen auf und musterte die Blonde mit schockierter Miene. „Bin ich NICHT?! Du brichst mir mein armes, verletzliches Herz!“ Sie hob die Nase etwas zum Himmel, setzte dabei eine dramatische Miene auf.
Man konnte über Shanaya sagen, was man wollte, dramatisch war sie auf jeden Fall. Talin stieß ein Lachen aus und zog dann endlich einmal ihre Hand zurück, um die Suppe wieder für sich zu haben. Sie war nicht böse drum, wenn sie mehr Essen für sich allein hatte und es nicht teilen musste. Wenn die Dunkelhaarige keinen Fisch aß, dann war das immerhin nicht ihr Problem. Dafür allerdings fiel Talin in all dem Drama, dass das Mädchen von sich gab, noch etwas anderes auf und das Lachen wurde zu seinem frechen Grinsen. Völlig unschuldig hob sie erneut den Löffel und schlürfte ihren Eintopf, bevor sie sich schließlich räusperte. „Dein armes, verletzliches Herz, ja? Wie gehts dem in letzter Zeit eigentlich so? Wurde es... hm... in Ermangelung eines besseren Wortes...verletzt?“
Endlich nahm Talin diese Schüssel wieder weg, von der Shanaya nicht sicher war, ob es wirklich Fisch war – oder ob ihre Freundin sie einfach ausgetrickst hatte. Schließlich grinste die Blonde und ließ Shanayas Blick einen Moment lang skeptischer werden. Die Frage ihres Gegenübers machte das Ganze nicht wirklich besser. Die Schwarzhaarige seufzte leise, wog den Kopf etwas zur Seite, ohne den Blick von Talin abzuwenden. „Außer jetzt gerade, durch jemanden, von dem ich dachte, dass sie meine Freundin ist...“ Ihre Stimme hatte einen beinahe übertriebenen, dramatischen Ton angenommen „...Nein, dem geht es super.“ Sicherheit lag in der Stimme der jungen Frau, auch wenn sie von ihren eigenen Worten nicht ganz überzeugt war.
Talins Augenbrauen ruckten leicht in die Höhe und ein kleines, feines Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln. Für einen kurzen Augenblick hätte sie fast glauben können, dass es stimmte, was Shanaya sagte, dass sie sie wirklich unglaublich verletzt hatte, indem sie ihr von der Fischsuppe angeboten hatte. Aber Talin konnte sich nicht vorstellen, dass Shanaya wirklich so nachtragend wäre. Hätte es der Dunkelhaarigen wirklich nicht gepasst, dann hätte sie vermutlich auch viel dramatischer reagiert. Sich zum Beispiel in diesen durchaus leckeren Eintopf übergeben. Man wusste ja nie. Nur um sicherzugehen, rutschte die Blonde mit ihrer Schüssel ein kleines Stücken weiter weg von dem anderen Mädchen, behielt sich dabei aber genausten im Auge. Nachdenklich neigte Talin den Kopf zur Seite und versuchte an Shanaya schlau zu werden oder besser, herauszufinden, ob sie ihre Worte so ernst meinte, wie sie sie sagte. Das Lächeln in ihren Mundwinkeln wurde ein wenig diabolischer. „Es freut mich, dass es so unerschütterlich ist. Ich meine, stell dir nur vor, es wäre verletzt, dann könnte es vermutlich gar nicht verkraften, was ich von meinem lieben Bruder erfahren habe. Oder vielleicht wäre es dann wieder viel freudiger...hmmm...“ Sie tippte sich mit dem Löffel gegen die Lippen und ließ Shanaya den Schalk in den grünblauen Augen sehen.
Talin rutschte ein Stück von Shanaya weg – und diese hob darauf leicht irritiert eine Augenbraue, in ihrem hellen Blick die stille Frage nach dem wieso. Sie musste ja nun wirklich nicht befürchten, dass ihr ihr Essen streitig gemacht wurde… aber der abschätzende Blick ihrer Freundin ließ die Hoffnung auf eine Antwort schnell dahin schwinden und das Lächeln, das schließlich auf ihren Lippen lag, machte sie ganz zu Nichte. Was ihr Gegenüber dann sagte, ließ die Schwarzhaarige auch die zweite Augenbraue anheben. Was zum…? Wieso…? Wieder dieses Thema. „Du willst jetzt natürlich, dass ich darauf anspringe und ganz aufgeregt frage, was du von ihm erfahren hast, hm?“ Ein bisschen war ihr danach, der Blonden den Löffel, mit dem sie gegen ihre Lippen tippte, an die Stirn zu schlagen. In ihrer Stimme schwang jedoch ein tiefes Seufzen mit.
Sie hörte Shanayas schweren Seufzer schon in ihren Worten, bevor er sich überhaupt Bahn brechen konnte. Belustigt lachte Talin auf, obwohl sie sich vielleicht nicht über die Dunkelhaarige lustig machen sollte. Das war gemein und man sollte nicht gemein zu Freunden sein, richtig? Mit der Hand mit dem Löffel, machte die Blonde eine wegwerfende Handbewegung, wobei ein letzter Klecks Suppe gefährlich nahe neben Shanaya landete. „Nein, nein, das musst du nicht machen.“ Kurz sah sie nachdenklich nach oben, bevor sie mit den Schultern zuckte. „Ich glaube, ich habe die Mädchen auf Kelekuna damals immer zusammen sitzen und über Jungs lästern sehen. Und dabei haben sie gegiggelt und sich umgesehen, als hätten sie das größte Geheimnis der Welt geteilt, wenn sie über ihre Brüder sprachen, die mit ihren Schwestern über andere Mädchen sprachen.“ Bei dem Gedanken an diese Mädchen kräuselte sich alles in ihr, vor allem bei dem kleinen Stich, den sie spürte, hatte sie doch eigentlich auch nur immer so jemanden bei sich haben wollen. Nicht jemand, der ihren Bruder mochte, aber ganz allein sie und mit dem sie ihre Geheimnisse teilen konnte. Das sie wirklich um einen von diesen Menschen trauerte, passte ihr gar nicht, weshalb sie den Gedanken mit einem unwirschen Kopfschütteln verscheuchte. „Vergiss am besten einfach, dass ich davon angefangen habe. Es ist lächerlich.“ Sie verdrehte die Augen und grinste Shanaya schief an.
So sehr sie Talin auch mochte und schätzte – manchmal war diese Frau einfach ein Rätsel (nur kurz flammte in ihrem Inneren der Gedanke auf, dass das vermutlich in der Familie lag). Was die Blonde sagte, ließ Shanaya noch einmal den Kopf etwas zur Seite neigen, sie ließ sie jedoch zu Ende sprechen. Trotzdem musste sie sich eingestehen, dass sie neugierig war, ob ihre Freundin wirklich irgendetwas von ihrem Bruder erfahren hatte, was auch für sie selbst interessant sein könnte. Verdammt. Das Lächeln, was die andere Frau ihr dann zuwarf, nachdem sie verkündet hatte, dass sie das Ganze vergessen konnte, entlockte Shanaya ein lautloses Schnaufen. War sie jetzt etwas geknickt? Himmel, diese Geschwister. „Wenn es dir darum geht, über jemanden zu lästern… jederzeit. Für neuen Klatsch und Tratsch bin ich immer zu haben.“ Sie zwinkerte ihrem Gegenüber auffordernd zu, ließ den blauen Blick dann geheimnisvoll schweifen.
Sie wünschte sich fast, sie hätte all das gerade eben nur geschauspielert, um Shanaya davon zu überzeugen, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. Denn nun schien die Schwarzhaarige mehr als bereit zu sein, doch ein wenig zu tratschen. Zu Schade, dass Talin dafür an Stellen in sich kratzen musste, die sie dazu brachten, sich wieder verkriechen zu wollen. Sie wusste nicht einmal mehr, ob sie wirklich neugierig genug war. Obwohl, wem machte sie etwas vor? Sie war mehr als nur ein wenig neugierig. Aus diesem Grund lächelte sie das andere Mädchen auch aufgeregter an. „Du willst also wirklich ein wenig mit mir lästern? Wirklich, wirklich? Dann verrate du mir als erstes, was das zwischen dir und Lucien ist. Ich verrate auch nichts weiter.“ Sie stellte den Teller mit dem Anstandsrest Suppe auf den Boden und machte dann mit ihren freien Händen eine Bewegung, als würde sie sich den Mund verschließen.
Talins Lächeln ließ Shanaya beinahe eine Augenbraue heben – aber eben nur fast. Sie ahnte schon, was folgen würde. Zumindest folgte auf die Worte der Blonden nur ein resigniertes Seufzen. Und mit ihren letzten Worte legte sich dann doch etwas Verwirrung auf die Züge der Schwarzhaarigen. „Besteht lästern nicht daraus, über jemanden zu sprechen, der nicht anwesend ist?“ Nun hob die junge Frau doch eine Augenbraue, blickte sich kurz um. Zumindest war sie hier. Noch ein Seufzen. „Aber gut… pass auf, ich verrate es dir.“ Noch ein verschwörerischer Blick zu ihrer Umgebung. Eigentlich hatte sie Talin da raus halten wollen, immerhin ging es um ihren Bruder, zu dem sie eine deutlich bessere Beziehung hatte als Shanaya zu Bláyron. Sie schauderte, blickte dann zurück zu ihrer Freundin. Ihre Stimme ein leises Flüstern, als dürften es keine anderen Ohren hören außer Talins. „Verrat es aber keinem, ja?“ Sie neigte sich ein wenig näher zu Talin, flüsterte weiter. „Wir hatten heißen, versauten Sex.“ Nun war die Stimme der jungen Frau vollkommen trocken, sie nickte trotzdem als hätte sie das größte Geheimnis der Welt enthüllt.