Das Team der Inselwelten heißt euch herzlich Willkommen und steht euch bei allen Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Bei den Piratenoberhäuptern findet ihr eine helfende Hand für eure Fragen.
Die Zahl in Klammern gibt an, wie viele Tage der Charakter bereits an der Reihe ist (ab 7 Tagen). Ist die Zahl hellgrau unterlegt, ist das Mitglied aktuell abgemeldet. Aktuell: 30.11.
Weltenwind ist alt und wurde unter den Sternen der achten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Captain durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 72 Streifzügen in 37 Tavernen.
In den Tagen nachdem die junge Crew den ehemaligen Piratencaptain Feuerbart und dessen Schiffsjungen am Strand des kleinen Eilandes vorgefunden hatten, nutzten sie jede unbescholtene Minute, um ihre Voräte wieder aufzufüllen, so gut es machbar war. Eine Trinkwasserquelle fand sich einige Gehstunden von ihrem Ankerplatz entfernt und nachdem alle unbrauchbar gewordenen Fässer aus dem Frachtraum entfernt und die übrigen neu ausgebrannt worden waren, wurden sie in einem gemeinschaftlichen Großunterfangen mit frisch abgekochten Wasser befüllt und zurück aufs Schiff gebracht. Einige kleinere Fässer füllte man mit Meerwasser, um die am Strand erbeuteten Krebse und Muscheln als Lebendproviant zu transportieren. Das Wild, das sie zu unterschiedlichen Gelegenheiten schossen, mussten sie jedoch zeitnah verbrauchen, da sie weder dazu imstande waren, es zu räuchern, noch dazu, es zu pökeln oder einzulegen. Kaladars häufige und erfolgreiche Beteiligung an den Jagdgruppen fiel dabei besonders auf.
Im Rumpf der Sphinx entdeckte die Mannschaft in dieser Zeit etwas, das niemand von ihnen bei einem Schiff je gesehen hatte: Quer zum Verlauf des Rumpfes kamen hinter maroden Kisten und alten Fässern immer wieder doppelte Trennwände zum Vorschein. Viele von ihnen waren zurück gebaut worden, einige vollständig, andere nur teilweise. Bei wieder anderen hatte man schlicht und ergreifend einen großen Durchgang hinein geschlagen, um den Frachtraum zu vergößern und zwei einzelne schienen die Umbaumaßnahmen nahezu unbeschadet überstanden zu haben. Welchem Zweck diese Wände einst dienten konnte niemand beantworten. Nicht einmal Feuerbart, der in seinem Leben schon zahllose Schiffe von innen gesehen hatte. Nur eines war offensichtlich: Sie trennten den Frachtraum in mehrere kleinere Abschnitte und genau in ihrer jeweiligen Mitte – wo es jetzt nur noch einen breiten Durchgang gab – muss es so etwas wie Türen gegeben haben.
Einem weiteren Geheimnis sahen sich die Piraten am ersten Abend gegenüber, als Aspen, Enrique und Ryan von ihrer Erkundung zurück kehrten und vom Fund der Ruinen berichteten. Einschließlich ihrer Sorge darum, hier auf bewohntes Gebiet gestoßen zu sein. Doch auch nach mehreren Expeditionsgängen ließ nichts auf menschliches Leben schließen, das nicht weniger als dreihundert Jahre zurück lag. Also behielten die Ruinen ihr Mysterium für sich, denn drängender, unmittelbarer für die Crew war die Tatsache, dass sie mit ihren wenigen Mitteln die Sphinx kaum vollständig in Stand setzen konnten. Es fehlte an Werkzeug, an Waffen – sie führte nicht einmal im Ansatz alle Kanonen, die sie hätte unterbringen können – an Tauen, Netzen, Segeltuch und Materialien, um all das herzustellen, zu ersetzen, zu lagern. Kisten, Nägel, Sägen, Hobel, Truhen, Fässer, Pökelsalz, Räucherofen – all das würden sie in Zukunft brauchen und während Lucien sich erholte, bat Talin Shanaya, Aspen, Rayon, Gregory und jeden, dem etwas ins Auge fiel, eine Liste anzufertigen von den Dingen, die angeschafft werden mussten.
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In der ganzen Zeit drang nichts an das Ohr der jungen Mannschaft, was außerhalb der kleinen Bucht in der Ersten Welt geschah. Kein Marineschiff näherte sich der Insel, obgleich hin und wieder eines am Horizont erschien. Niemand fand sie im Schutz der hohen Klippen und doch blieb ihnen nach beinahe fünf Tagen keine andere Wahl, als erneut Segel zu setzen und Kurs auf eine bewohnte Insel zu nehmen – der Zustand des Schiffes ließ nichts anderes zu. Am Mittag des 26. März riefen beide Captains deshalb die Crew zu einer Abstimmung über das weitere Vorgehen zusammen, die zwar zu einem mehr als offensichtlichen Ergebnis kam, sich aber zugleich in eine Richtung entwickelte, die niemand hatte kommen sehen. Der Wunsch nach einem Quartiermeister wurde laut. Unmut regte sich darüber und auch wenn das Thema besprochen wurde, Kandidaten genannt wurden, entschied sich die Mehrheit dafür, die Entscheidung zu vertagen. Wenige Stunden später setzte die Sphinx die einem Flickenteppich gleichenden roten Segel und ließ die einsame Insel hinter sich. Kurs nach Mîlui.
Kaum drei Tage später, am frühen Nachmittag des 28. März, erreichte der kleine Dreimaster sein Ziel: Mîluis zerklüftete Küsten. Da die Sphinx mit ihren roten Segeln jedoch zu auffällig gewesen wäre, entschieden die Captains, nicht den Haupthafen der Insel anzusteuern, sondern eine schwerer zugängliche Bucht etwas südlich davon. Verborgen durch einen gewaltigen Felsen, der aus dem Wasser ragte. Zur Sicherheit, da niemand von ihnen ahnte, ob sie nach dem Untergang der Morgenwind gesehen worden waren, oder nicht.
Seit nun etwas mehr als sechs Tagen befindet sich die Crew auf Landgang – mit nur einem Ziel: Geld und Material zur Reparatur des Schiffes zu beschaffen. Jedes Mittel ist erlaubt: Diebstahl, Glücksspiel, Tauschhandel, Tricks und Gaunereien – ehrlich oder unehrlich spielt dabei keine Rolle. Die Liste an Material ist lang genug. Alles, was in die Hände der Piraten gelangt, landet im Frachtraum der Sphinx, der für diese Zeit zu Greos Herrschaftsgebiet geworden ist.
Es scheint dabei ein wahrer Glücksgriff zu sein, dass jeder Bürger der Stadt mit den Vorbereitungen zum alljährlichen Frühlingsfest beschäftigt ist. Zu kaum einer anderen Zeit des Jahres wird in den Straßen der Städte und Dörfer so tatkräftig gebaut und vorbereitet. Selten trifft man so zahlreich auf Menschen aus allen Teilen der Welt – Spielleute und Gaukler, Kämpfer und Händler und alles, was das Herz begehrt. Eine Hand voll mehr oder weniger fällt dabei nicht auf.
Doch niemandem entgeht ein entscheidendes Detail, das die Männer und Frauen der Sphinx immer wieder zur Vorsicht zwingt: Die geradezu gewaltige Anzahl an Soldaten zu Land, die in den Straßen der Stadt patroullieren. Gerüchte werden laut über die Ankunft dreier Familien, die um das ehemalige Herzogtum Birlan konkurrieren. Aus Piréaux, Louvette und Shilain. Ihretwegen trachte man in Birlan nach Sicherheit und Ordnung. Nur hinter vorgehaltener Hand erzählen sich die Leute, der Vatermörder Montrose sei der Grund. Er und die erbitterte Suche nach den Verursachern des Überfalls auf die Morgenwind. Mörder, Vergewaltiger, Diebe und Piraten seien nun auf freiem Fuß. Niemand sei mehr sicher.
Erst mit der offiziellen Eröffnung des sechstägigen Festes am Ersten des neuen Monats geriet all das etwas in Vergessenheit und nach vier Tagen andauernder Feierlichkeiten lässt sich auch der ein oder andere aus der Mannschaft der Sphinx zu einem Besuch hinreißen – so er das nicht schon vorher getan hatte. Lucien ließ sich von seiner Schwester dazu überreden, Shanaya schloss sich den beiden Captains an, sodass sie nun zu dritt zwischen den unzähligen Buden umher schlendern. Nicht weit von ihnen, auf einem kleinen Vorplatz mit Brunnen, hatten eine Reihe von Gauklern und Wahrsagern ihre Zelte aufgeschlagen.
Auf der anderen Seite der kleinen Stadt bewegen sich die Freunde seit Kindertagen Aspen und Farley auf den weitläufigen Marktplatz im Zentrum zu, wo die großen Faustkämpfe zu Ehren des Frühlings stattfinden. Immer wieder, ob sie wollen, oder nicht, schnappen sie dabei den Namen des Favoriten auf: Kell Skuason.
Alle anderen Mannschaftsmitglieder haben sich einzeln oder in kleinen Gruppen auf den Weg gemacht und in der Stadt verteilt, lassen das Frühlingsfest auf ihre Weise auf sich wirken oder setzen ihre Aufgabe, Beute für die Sphinx zu beschaffen, tatkräftig fort.
04. April 1822 27 °C, klarer Himmel, sonnig Vormittag, etwa 3 Stunden nach Sonnenaufgang 72 % Luftfeuchtigkeit, 26 °C Wassertemperatur
Shortfacts # Schauplatz: Die größte Stadt auf Mîlui, ehemaliges Herzogtum Birlan. # Die Sphinx verließ am 26. März nach der Abstimmung die einsame Insel. # Am 28. März erreichte sie die Insel Mîlui. # Sie ankert etwas südlich des Haupthafens in einer vom Land schwer zugänglichen Bucht. # Aspen und Farley befinden sich auf dem Weg zum großen Marktplatz, wo sich auch Kell Skuason befindet. # Elian Montrose hält sich in einer Seitengasse parallel dazu verborgen. # Nicht weit von ihnen schlendern Gregory, Cornelis und Trevor zwischen den Buden entlang. # Enrique und Skadi erkunden gemeinsam die Gegend, halten sich aber bedeckt. Yaris befindet sich in der Nähe. # Lucien, Shanaya und Talin steuern einen kleinen Brunnenplatz an, auf dem Thaddeus Rackham seinen Stand hat. # Liam und Ryan, die zunächst allein augebrochen waren, sind sich nicht weit von dort gerade unterwegs begegnet. # Rayon hat sich mit Scortias auf die Suche nach frischen Gewürzen gemacht. # Die Carta noch nicht unterschrieben haben voraussichtlich: Skadi. # Greo ist nicht anspielbar.
Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Shanayas Laune hatte sich die letzten Tage noch viel mehr gebessert als sowieso schon. Sie hatte das Fest vorerst gemieden, auch wenn all die Gerüche eine tiefe Verlockung gewesen waren. Allein für das Essen hätte sie ihren Vorsatz zu gern gebrochen. Aber sie war eben, wie sie war. Und so hatte die Schwarzhaarige sich tapfer nur am Rande des Festes aufgehalten, hatte sich Notizen zu jedem Winkel gemacht und alles aufgezeichnet, was sie gebrauchen konnte. Aber irgendwann hielt auch sie es nicht mehr aus. Nur nach alleine stand ihr ausnahmsweise nicht der Sinn. Also hatte die junge Frau Talin überfallen – sie wollte so ein Fest nicht schon wieder mit jemandem betreten, dem SIE Steine an den Kopf werfen wollte. Und da erschien ihr die Blonde als perfekte Gesellschaft. Und auch in ihrem Bruder, mit dem sie das Fest besuchen wollte, war dabei. Nichts, gegen das Shanaya etwas hätte sagen können. Ganz im Gegenteil. Es konnte nur spannend werden.
All die Menschen um sie herum wurden kaum beachtet, außer sie kamen zu nah. In ihrer Tasche befand sich nur das Nötigste, damit sie möglich viel Platz für... allerlei Dinge hatte. Man wusste ja nicht, was einem auf diesem Fest alles über den Weg lief. Trotzdem hielt sie ihre Tasche vor sich, denn gerade an so einem Ort wusste sie genau, dass noch mehr Langfinger auf alles aus waren, was sie bekommen konnten. Die einzigen Menschen, die – neben dem, was in ihren Händen lag – Aufmerksamkeit bekamen, waren ihre zwei Begleiter, die seit sie das Fest betreten hatten, ständigem 'Da müssen wir auch noch hin!' ausgesetzt waren. Sie wollte ALLES sehen. Jeden Winkel, jeden Stand. Und die zwei mussten darunter leiden. Aber immerhin machte sie das alles wieder gut. Selbst vom Hunger getrieben hatte sie beide einfach aus dem Nichts zu Ständen geschoben, die mit wilden Gerüchen lockten. Gut gelaunt wie sie war, hatte sie sowohl Lucien als auch Talin aufgefordert, sich etwas auszusuchen – ohne sie dabei anzublicken. Die blauen Augen der jungen Frau waren auf die verschiedenen Stände gerichtet, bis sie die Hand in ihre Tasche gleiten ließ, Geld hervor holte und vor ihre beiden Begleiter trat. Mit ihrem strahlendsten, best gelauntem Lächeln und vor Begeisterung leuchtenden Augen hatte sie verkündet, dass diese Runde auf sie ging. Essen, Trinken, was sie wollten. Sie dachte nicht einmal groß darüber nach – aber im nächsten Moment hatte sie sich schon wieder umgewandt, ließ den begeisterten Blick schweifen. So viel Auswahl. Und nur zwei Hände. Eine Tragödie ohne Gleichen!
Das war nun einige Minuten her – inzwischen waren sie schon wieder in Bewegung. Shanaya selbst hielt in einer Hand einen Krug mit einer süßlichen Flüssigkeit, in der anderen ein Brot, das mit allerlei... Dingen gefüllt war. Fleisch, Gemüse, irgendetwas scharfes... sie wusste nicht, was alles hinein gemischt worden war. Trotz dessen, dass sie dem Verkäufer fast über den Tresen geklettert wäre. Ein verwirrter Blick war auch noch geblieben, als sie ihre Beute entgegen genommen, bezahlt und sich wieder umgewandt und die Wünsche der anderen beiden bezahlt hatte. Aber es schmeckte vorzüglich. Und für den Moment musssten die beiden Nichts ertragen, was sie an irgendeine Richtung band. Mit einem munteren Grinen nahm sie einen großen Bissen des Brotes – hielt jedoch inne, bevor sie abbeißen konnte und ihr blauer Blick fiel zuerst zu Talin, blieb dann an Lucien hängen. Oder eher vielmehr an dem, was sie in den Händen hielten.
„Ich will euasch auch probieren!“
Mit vollem Mund versuchte sie irgendwie verständlich zu sprechen, sparte sich aber vorerst, einem von den beiden auf die Pelle zu rücken. Nun biss sie also ab, kaute gut gelaunt und tänzelte dabei mit federndem Schritt neben den beiden her. Nichts konnte ihrer Laune etwas anhaben. Nicht einmal die Befürchtung, dass ihre Eltern womöglich um jede Ecke stehen konnten. Ihr Essen würde sie sicher nicht werfen – aber mit dem Krug konnte sie immerhin einen von beiden ausschalten. Nur ein kurzer Gedanke, ehe sie sich wieder auf ihre Begleitung wandte. Sie schluckte den großen Bissen herunter, hatte noch immer das selbe Funkeln in den hellen Augen.
„Würde ich nicht irgendwann durchdrehen weil mir das Meer fehlt, könntet ihr mich direkt für immer hier lassen!“
Sie grinste, hob den Krug an die Lippen und gönnte sich einen großen Schluck, ehe sie den Blick schon wieder schweifen ließ.
„Ich will alles probieren. Wenn ihr mich also vermisst – ich liege in irgendeiner Gasse und versuche die letzten Bissen zu schlucken.“
Und damit biss sie erneut ein Stück ihres Brotes ab.
Liam Casey ist 25 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 149 Streifzügen in 50 Tavernen.
Habseligkeiten
ein Lederarmband mit drei bearbeiteten Amethysten, eine Geige aus Schwarznuss, eine mysteriös-eisige Schatzkarte, Ginsterkatze Sineca, ein silbernes Diadem
Körperliche Verfassung
Uneingeschränkt mit leichter Belastungsdyspnoe.
Die letzten Tage waren in seinen Augen recht erfolgreich gewesen. Er hatte vieles von dem, was er die Zeit an Board über gefertigt hatte, unter die Leute bringen können. Einige angefangene Werke hatte er beendet, Armbänder gefertigt und schließlich auf dem Markt einfache Portraits gegen Bezahlung angeboten. Seit das Frühlingsfest begonnen hatte, waren die Leute offener geworden und schienen lieber mal ein wenig Geld auszugeben. Am ersten Abend des Festes war er irgendwie in eine Gruppe Straßenmusiker geraten, die ihm nach einer kurzen Kostprobe seiner Künste mit der Klampfe fast wie einen alten Freund in ihre Gruppe aufgenommen hatten. Mit ihnen und den Menschen hatten sie bis ins Morgengrauen gefeiert und auch die Abende darauf hatte man ihn mit dazu geholt und die Erträge geteilt. Der Lockenkopf hatte festgestellt, wie sehr ihm die Musik fehlte. Das letzte Instrument, was er gehabt hatte, hatte er an einen kleinen, seiner Meinung nach begabten Jungen gegeben, dessen Familie sich nie im Leben selbst eines hätte leisten können. Seitdem hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt, zu spielen. Umso mehr genoss er die Abende dieser Feste und feierte, spielte und tanzte, als gäbe es keinen Morgen mehr.
An diesem Vormittag hatte er die restlichen Sachen, die er an Board gehabt hatte, in seinem Seesack aus Leinentuch zusammengepackt. Er war zuversichtlich, auch das heute noch zu Geld machen zu können, hatte es aber nicht wirklich eilig. Die Stadt schien sich noch ein wenig vom letzten Abend zu erholen, doch die Besitzer der kleineren Läden waren bereits munter – mussten sie auch, wenn sie über die Runden kommen wollten. Liam schlenderte also gemütlich durch die Gassen und blieb schließlich an einem Laden stehen, der Obst und Gemüse anbot. Sein Blick flog über die reichliche Auslage, als ein Gespräch in seiner Nähe seine Aufmerksamkeit erhaschte. Es ging – wie so oft – um die Morgenwind und kaum war das Wort ‚verschollen‘ gefallen, überkam den Dunkelhaarigen ein schlechtes Gewissen. Die Frau, die gesprochen hatte, war noch nicht sonderlich alt, vielleicht sein Alter, und an ihrem Kleid hing ein kleines Mädchen mit verquollenen, verweinten Augen. Vermutlich, weil Tag für Tag die Hoffnung starb, ihren Vater jemals wieder zu Gesicht zu bekommen. Er biss sich auf die Lippen, ehe er den geschulterten Sack auf den Boden gleiten ließ und sich daneben kniete. Er brauchte nicht lange suchen, bis er ein kleines, dünnes Buch herauszog. Es hatte einen selbstgegerbten Einband und ein kleiner Bär war auf dem Deckel zu erkennen. Er nahm den Sack wieder hoch, überbrückte die letzte Distanz und ging neben dem kleinen Mädchen wieder in die Knie. Das Kind drückte sich überrascht dichter an ihre Mutter, versteckte sich leicht hinter ihr, doch Liam schenkte ihr ein warmes Lächeln und hielt ihr das Büchlein entgegen.
„Das ist für dich, nimm ruhig.“
Vermutlich hatte die Überraschung ihr die Sprache verschlagen. Ein wenig irritiert nahm sie das Buch entgegen und besah sich den kleinen Bären auf dem Bild. Ein trauriges, aber dankbares Lächeln lag auf den Zügen der Mutter, als sie ihm leise dankte. Liam erwiderte nichts, lächelte bloß und wandte sich schließlich ab, um seinen Weg fortzusetzen. Er war sich sicher, dass die Geschichte des verlorenen Teddys, der nach langem, abenteuerlichem Heimweg wieder den Weg zurück zu seinem Besitzer fand, bei ihr gut aufgehoben war.
Am Ende der Gasse erkannte er ein bekanntes Gesicht. Der schuldbewusste, mitfühlende Ausdruck auf seinen Zügen verschwand wieder – wenn auch nicht ganz – als er Ryan kurz bei dem beobachtete, was er tat.
„Und, bist du erfolgreich, Meisterbarde?“
Ihn an Ort und Stelle als Dieb zu entlarven, war dann auch in Liams Augen eine dumme Idee.
Talin Dravean ist 18 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Kelekuna geboren. Dieser mutige Pirat reist als Captain durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 118 Streifzügen in 48 Tavernen.
Habseligkeiten
Zwei versteckte Dolche, einen Degen, eine Kette und einen Beutel mit Münzen
Körperliche Verfassung
Auf Kaffeeentzug. Eine frische Narbe auf dem linken Handrücken.
Mit einem genüsslichen Seufzer schob sie sich ein fettiges, zudurchgebratenes Stück Fleisch in den Mund, woran sie sich auch prompt die Zunge verbrannte. Talin verzog das Gesicht und fächelte sich Luft zu, als würde es das besser machen, bis sie das Stück schließlich herunter schlucken konnte und gleich noch einen Haps nahm. Es schmeckte nicht wirklich gut, weil es diese Art von Essen war, die man jedes Mal – egal auf welcher Insel – zum Frühlingsfest bekam. Und genau das war der Punkt. Es ging allein um dieses Fest, mit dem sie so viele Erinnerungen verband. Natürlich, waren die früher erlebten Feste kein Vergleich zu diesem hier, aber es waren glückliche Zeit gewesen. Und das Schwein aß sie eigentlich auch nur, weil es sie an ihre erste Prügelei erinnerte.
Während Shanaya glücklich auf ihrem Brot rumkaute und sich alles – wirklich alles – ansah, wandte sie sich Lucien zu und hielt ihm das Brot mit dem Fleisch hin.
„Willst du probieren?“
Ihr Blick glitt teils fragend, teils besorgt über sein Gesicht. Obwohl es jetzt schon gut drei Wochen her war und sie auf der einsamen, namenlosen Insel gut gegessen hatten, sah er immer noch ziemlich abgemergelt aus. Natürlich hatte auch er zugeschlagen, als Shanaya erschreckend gut gelaunt sie zum Essen eingeladen hatte, aber die Blonde ließ nichts unversucht, einfach noch mehr in ihren Bruder rein zustopfen. Außer ihre Nüsse, die sie sich sicher in eine Rocktasche gesteckt hatte. Die würde sie nicht mit ihm teilen. Auf die freute sie sich nämlich schon, seit sie die Insel betreten hatten.
Es kam ihr seltsam vor, wie einfach es war, sich über diese alltäglichen Dinge wieder ungetrübt freuen zu können. Keine verworrenen Winkelzüge mehr, kein planen, kein Versuch jemanden für ihre Sache zu gewinnen. Einfach nur im Hier und Jetzt sein und das ebenso genießen. Ein wirklich seltsames Gefühl. Aber die letzten Tage hatte sie sich dazu entschieden, es genauso zu machen. Es einfach auf sich zu kommen zu lassen. Die Sonne genießen, durch die Menschenmengen streunen und hier und da einen Geldbeutel mitgehen lassen. Dieses Gefühl hielt auch jetzt noch an und sie wollte es nur genießen, bevor die Rastlosigkeit und der Wunsch nach mehr Abenteuern wieder in ihr hoch kam.
Mit der freien Hand ihre Augen vor der Sonne abschirmend, wandte sie sich wieder von Lucien ab und sah sie sich suchend in der Menge um. Wenn ihre beiden Hände wieder frei waren, würde sie anfangen müssen Geld für die Lady zu sammeln. Es tat der jungen Frau wirklich weh, ihr Schiff in so einem Zustand zu sehen... Aber für den Moment konzentrierte sie sich erst einmal auf das hier und jetzt, so lange sie noch Essen auf der Hand hatte.
„Du willst uns probieren?“ meinte sie auf Shanayas genuschelte Worte hin.
Sie trat einen vorsichtigen Schritt zurück, hielt sich nahe bei Lucien, während sich ihr Gesicht skeptisch verzog und die bis eben abschirmende Hand, bestürzt auf ihre Brust legte. Dabei blitzt in ihren Augen der Schalk auf. Es war bezaubernd bis nervtötend, wie begeistert die Schwarzhaarige von dem Fest war. Als wäre sie noch nie frei genug gewesen, um allein von Stand zu Stand zu gehen und zu essen, was sie wollte.
„Dir ist schon klar, dass es auch noch andere Sachen zu sehen gibt, als Fressstände? Was ist mit...nützlichen Dingen? Waffen? Schmuck? Oder auch Vergnügungszelte?“
[Mit Lucien und Shanaya | in der Nähe des Brunnenplatzes]
Elian Montrose ist alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 22 Streifzügen in 15 Tavernen.
Habseligkeiten
Jacke & Hose (dunkel), Hemd (hell), Stiefel. Medizinische Ausrüstung in einer Umhängetasche, versteckter Dolch (Mordwaffe an seinem Vater), Tagebuch, Bleistifte und Bündel alter Briefe, Geigenkasten.
Körperliche Verfassung
Platzwunde am Kopf. Gilt als bewusstlos.
Elian hatte das Zeitgefühl nahezu vollständig verloren. Wie viele Stunden hatte er nun hinter einem Holzstapel gekauert, sein Hab und Gut an sich gepresst, damit sie unter der Plane möglichst wenig auffielen? Kaum eine Menschenseele hatte die winzige Seitengasse in Stunden seit Sonnenaufgang betreten. Der Flüchtling machte sich keine Illusionen - es war nur diesem Umstand zu verdanken, dass ihn noch keine der zahlreichen Patrouillen entdeckt hatte.
Es war ein Fehler, gestern Abend auf das Fest zu gehen, gestand er sich zähneknirschend ein. Aber auch er musste ab und an etwas essen, und auch wenn er seit seiner Trennung von Kell auf ein trockenes Schlaflager hatte verzichten können (es war erstaunlich, wozu er in der Lage war, seit er es MUSSTE), ganz der Nahrung zu entsagen war mit dem Leben leider auf Dauer nicht vereinbar. Es war ein Risiko. Vor allem, dass ich danach noch geblieben bin, um mit den Musikern zusammen zu spielen. Was hab' ich mir nur gedacht? Einsamkeit und Kälte ist keine Entschuldigung für Idiotie! Klar, sie waren nett gewesen. Die Musik war wundervoll gewesen, er hatte ganz vergessen gehabt, wie sehr er es vermisste, mit anderen gemeinsam zu spielen. Und sie hatten Essen für ihn gehabt. Aber dann waren - wie auch sonst - Wachen um die Ecke gekommen. Beinahe wäre es zu spät für seinen taktischen Rückzug gewesen, wenn er nicht zufällig über diese Seitengasse, über diesen Holzstapel gestolpert wäre... Das wär's dann gewesen mit Elian Montrose.
Ich muss aufhören, in dieser Stadt beinahe aufzufliegen. Musik funktioniert offensichtlich nicht als unauffälliger Nebenverdienst. Zu auffällig, und es dauert jedes Mal zu lange, meine Geige wieder einzupacken, sobald sich die Wachen nähern. Ich brauche etwas, das weniger riskant ist. Und stiller... Vielleicht sollte ich mich auf's Beutel schneiden verlegen. Weil man dazu ja keine Übung braucht. Oder einfach direkt Essen klauen.
Aber... wollte er das? War er wirklich schon so tief gesunken, dass er seine Prinzipien für ein paar Brocken Brot über Bord warf? Nein. Noch lange nicht.
Solche und ähnliche Selbstgespräche führte er bereits seit Stunden. Hauptsächlich galten sie dem lächerlichen Versuch, ihn von den Schmerzen in seinen Gliedern abzulenken. Die stundenlange Unbeweglichkeit forderte allmählich ihren Tribut. Kaum war Elian jedoch bei seinem heroischen Entschluss, weiterhin darauf zu verzichten, Diebstahl auf die Liste seiner Verbrechen direkt hinter Desertation zu schreiben, angekommen, da wurde er rüde aus seiner Selbstreflexion gerissen.
Rhythmische Schritte vom hinteren Bereich der Gasse kündeten Soldaten an, mindestens zwei, die (vermutlich auf ihrer Patrouille) in seine Richtung marschierten. Elian lugte vorsichtig durch den Spalt zwischen Plane und Holzstapel, und bemerkte, dass die beiden Uniformträger damit beschäftigt waren, einige leere Fässer am anderen Ende der Gasse zu untersuchen. Lange würden sie damit zweifelsohne nicht mehr brauchen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auf die mannsgroße Beule unter der Holzstapel-Plane aufmerksam wurden. Zeit, sich zu verdünnisieren.
Montrose massierte zwei, drei Mal so kräftig er konnte seine Oberschenkel, dann griff er sich seine Habseligkeiten und glitt so unhörbar es ihm möglich war aus dem Versteck. Anschließend machte er einige flinke, leise Schritte in Richtung des Marktplatzes und konnte sein Glück kaum fassen - er war bereits am Rand der Menschenmenge, als er hinter sich ein: "Hey, du da, warte mal..." hörte. Ohne sich umzublicken, schob er sich in das festliche Gedränge und sah sich dabei permanent nach einem neuen Versteck oder einer Fluchtmöglichkeit um.
Er hatte mehr Glück als Verstand, denn die Truppe von Schaustellern, die er nur wenige Schritte weiter entdeckte, gehörten zu Kell. Kell, mit dem er vor ein paar Tagen schon Bekanntschaft gemacht hatte und der womöglich bereit sein würde, Elian zumindest für ein paar Minuten Deckung vor den Wachen zu verschaffen.
Erst als er beinahe vor der Schaustellergruppe angekommen war, wagte Elian einen schnellen Schulterblick. Er konnte die Wachen sehen, aber nicht sicher erkennen, ob sie ihm mit ihren Augen folgten oder nur ratlos am Rand des Festplatzes herum standen. So oder so hatte er keine Lust, hier Maulaffen feil zu halten, bis die Häscher seiner gewahr wurden oder ihre Zögerlichkeit überwanden! Also nichts wie weiter, Kell finden! Hoffentlich würde der sich noch an Elian erinnern, und hoffentlich würde er außerdem willig sein, ihm auszuhelfen. Dieses eine Mal nur... Ausnahmsweise...
[Seitengasse, dann in Sichtweite von Aspen und Farley auf dem Marktplatz | Alleine, unterwegs zu Kell]
Ryan Black ist alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Fremder durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 27 Streifzügen in 14 Tavernen.
Habseligkeiten
Versteckte Dolche, ein paar Münzen, einen Beutel mit persönlichen Inhalten.
Körperliche Verfassung
Senkrechte Narbe über dem rechten Auge, welche zum Erblinden führte.
Es war viel zu warm und viel zu schwül für Ryans geschmack. Mittlerweile hatte der Dieb sowohl seinen Lederwams, als auch Arm- und Beinschienen abgelegt und begnügte sich nur noch mit einem schwarzen Hemd und seiner dunklen Stoffhose. Und selbst dadurch brannte die Hitze auf seiner Haut, wodurch er nur noch mehr schwitzte und der lockere Stoff seines Oberteils an seinem Rücken klebte. Verdammt - was hatte ihn eigentlich dazu getrieben um diese Uhrzeit die Sphinx zu verlassen und in die Stadt zu gehen? Am Meer und vor allem auf dem Schiff war die schwüle Luft wesentlich besser zu ertragen...
Und doch hatte ihn die Neugier des Frühlingsfestes gelockt... Nicht etwa wegen den ganzen Wettbewerben und Ständen - sondern weil Erfahrungsgemäß die Menschen bei solchen Festivitäten das Geld ziemlich locker sitzen hatten. Und damit meinte Ryan nicht nur, dass sie bereit waren mehr Gold auszugeben... Sondern auch dass sie einfach weniger auf ihr Hab- und Gut acht gaben. Für den Dieb war es nicht sonderlich schwierig auszumachen, wer wann wo achtlos seinen Beutel mit Münzen am Gürtel befestigte, oder neu erworbene Schmuckstücke, Waffen oder gar Gewürze, Tücher, Kräuter und Tinkturen. Die ausgelassene Stimmung auf dem Fest sorgte für eine Nachlässigkeit die Ryan ein schmunzeln abringen würde, wenn es nicht sein Jahren schon sein täglich Brot war damit sein Leben zu finanzieren.
Einen Hehler der bereit war ihm seinen Diebesgut abzukaufen hatte er in den letzten Tagen längst ausmachen können - diese Kerle trieben sich wirklich in jeder Stadt an der selben Stelle herum und so war es nicht sonderlich schwer zumindest mit Schmuck und Stoffen jeglicher Art nach und nach die Kasse der Sphinx aufzustocken.
Doch jetzt in dem Moment stand der schwarzhaarige einfach nur an einem Pfosten eines Standes welches Schüsseln, Töpfe, Tassen, Becher, Teller und allerlei Zeug aus Ton und Keramik verschacherte, hielt eine dampfende Süßkartoffel mit Speck und einer Kräuterquark Mischung in den Händen und ließ den Blick über die Betriebsamkeit des Brunnenplatzes schweifen. Unweit von ihm entfernt an einem Stand mit Obst und Gemüse plärrte ein kleines Mädchen sich die Seele aus dem Leib - doch Ryan interessierte sich nicht sonderlich dafür. Vermutlich ging es ja doch nur darum, dass das Kind irgend etwas an dem Stand mit den Holzfiguren gesehen hatte was es wollte - und seine Mutter es ihm nicht kaufte. Es beruhigte sich zwar relativ schnell, doch kaum hörte das eine Kind auf zu heulen konnte man schon das nächste einige Meter weiter entfernt kreischen hören. Also nichts ungewöhnliches auf einem Fest wie diesem.
Dennoch blieb sein Blick auf der Mutter mit dem Mädchen haften, denn eine weitere Gestalt erregte seine Aufmerksamkeit.. Moment... War das nicht...? Was bei allen Welten tat er da...?
Als Liam Ryan nun ebenfalls erblickte veränderten sich unmerklich dessen Gesichtszüge, was dem Dieb sofort auffiel. Ryan schob sich das letzte Stück Kartoffel in den Mund und rührte sich nicht weiter, während er Liam neugierig bei seinem tun beobachtete. Als der Zeichenkünstler den Dieb dann jedoch ansprach, hob der Schwarzhaarige überrascht eine Augenbraue und bohrte seinen Blick weiter einige endlos lange Sekunden in Liams, ehe er antwortete. Man konnte förmlich sehen wie Ryan darüber nachdachte ob sein Gegenüber irgendwas im Schilde führte. Schließlich nickte er zaghaft, stieß sich von dem Balken ab und antwortete langsam:"So erfolgreich, wie man bei so einem Fest eben sein kann."
Das war's. Mehr kam zunächst nicht. Und gerade als Ryan anstalten machen wollte sich herum zu drehen und zu gehen, erweckte ein Tumult um sie herum seine Aufmerksamkeit.
Eine schar Kinder von etwa 10 oder 11 Jahren eilten über den Platz, sie redeten hektisch und eindringlich miteinander. Sie rannten quer über den Platz, gerieten dabei an Liam und Ryan doch ehe zwei von ihnen einen Haken schlagen konnte, rannten der eine schon gegen den schlanken Künstler, ein anderer donnerte mit voller Geschwindigkeit gegen den Dieb! Noch bevor der kleinere der beiden Jungen - welcher Ryan erwischte, vom Aufprall umfallen konnte, packte der einäugige Dieb den Burschen am Kragen und hinderte ihn somit vor dem Sturz.
Erschrocken japsten die beiden Jungen auf, bekamen riesige runde Augen und wurden blass. Vermutlich rechneten der kürzere damit jeden Moment noch eine Ohrfeige ein zu kassieren. Ihre Freunde waren derweil weiter über den Platz gerannt und verschwanden hinter dem Töpfer-Stand in einer Gasse.
Aspen Montrose † ist alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Carpenter durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 53 Streifzügen in 31 Tavernen.
Habseligkeiten
Zwei Dolche, eine Pistole, ein Entermesser, eine Pfauen-Brosche und ein altes Klappmesser
Die Hand vor dem Mund haltend, gähnte Aspen laut und zuckte kurz mit dem Arm, als er automatisch durch das lange Haar streichen wollte. Um nicht aufzufallen war dieses jedoch sorgsam im Nacken zusammengebunden. Genau so wie früher. Anstatt sich jedoch heute darüber aufzuregen, genoss er es, dass sein Nacken bei der Luftfeuchtigkeit nicht ganz so klamm war wie mit offenem Haar. Nach so langer Zeit auf windiger See und unter immer bekannten Gesichtern war es ziemlich anstrengend bei der schwülem Hitze wieder unter Menschen zu wandeln. Es war laut, überall lagen die verschiedensten Gerüche und er musste aufpassen, dass er niemanden über den Haufen rannte. Auch wenn der Montrose niemals damit gerechnet hatte, so vermisste er nach den fünf langen Tagen in der Stadt bereits die See – dort musste er sich weder fürchten erkannt zu werden, noch musste er sich mit Fremden auseinandersetzen.
Nunja, wenn er ehrlich zu sich selbst gewesen wäre, hätte der Blondschopf wahrscheinlich seine Müdigkeit auf die vergangenen Nächte geschoben, in denen er je nach Lust und Laune die Tavernen der Stadt durchkämmt und seinen Verdienst bei unzähligen Spielrunden eingeholt hatte. Zu seinem Glück mit Erfolg: Denn ohne diese Spiele wäre er mit reichlich weniger Zuschuss für die Sphinx geendet.
„Wenn alle für diesen Kell stimmen, lohnt es sich kaum an den Wetten teilzunehmen.“, brummelte er noch immer nicht ganz wach vor sich hin. Es war eigentlich seine Absicht gewesen, sich das Schauspiel anzusehen und tatsächlich lockte auch die große Neugierde auf das Tier von Mann, der unbesiegbar sein sollte. Zu seinem Unglück versaute ein eindeutiger Sieger jedoch die Wettlust. „Sein Ring ist wohl dort vorne, wo sich bereits die Massen versammeln.“
Mit einem Nicken in die Mitte des Marktplatzes deutete er auf die Menschentraube, nur um selbst die zielgenaue Richtung zu verlassen und sich an den Häuserfronten zu orientieren. Er wollte nicht mitten hinein, auch wenn er dort wahrscheinlich besser versteckt wäre als hier am Rand. Dabei hatte er alles gegeben: Die zusammengebundenen Haare, die unpassende Kleidung und der ungeschnittene Bart. Er selbst würde sich so nicht wiedererkennen. Nach den Monaten des Versteckens rechnete Aspen sowieso nicht mehr damit, dass ihn jemand erkannte oder hier erwartete. Der Überfall auf die Morgendwind war so aktuell, dass er endlich in den Hintergrund rückte.
Dennoch kam er nicht umhin den Schritt zu verlangsamen und sich Farley wie im Gespräch zuzuwenden, als eine Gruppe Wachen den Platz betrat und das ungeordnete Zusammenkramen einiger unerlaubter Verkäufer begann. Am auffälligsten waren mehrere Flüchtlinge die ihre Chance nutzten und viel zu schnell in der Menge verschwanden, als das man sie hätte erkennen können – einer von ihnen sogar in direkter Nähe von Aspen und dem Rotschopf.
„Willst du dir die anderen Kämpfer ansehen, oder nur die Börsen der Zuschauer ergreifen?“, schmunzelte er seine Trägheit davon und besah sich seinen Mitläufer, von dem er bisher noch nicht wusste, ob er tatsächlich auf der Sphinx bleiben würde – die Carta zu unterschreiben war immerhin kein bindendes Urteil für jemanden, der die letzten Jahre für sein Überleben gaukeln musste.
(Marktplatz bei Farley - weiter entfernt Elian und Kell)
Josiah Moggensten ist 31 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Kelekuna geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 66 Streifzügen in 7 Tavernen.
Obwohl er zugeben musste, dass er sich auf dem Meer doch ganz wohl fühlte und die Tage der Ruhe und fast-Einsamkeit auf jener abgeschiedenen Insel genossen hatte, war Yaris doch froh, den Fuß wieder auf festen Boden zu setzen und sich in der Zivilisation zu befinden. Es war erfrischend gewesen, etwas anderes zu tun, als sein tägliches, blutiges Handwerk. Konnte er sich daran gewöhnen, zu dieser Crew zu gehören? Nun, noch immer zog der Attentäter es vor, für sich zu bleiben, wenn sich ihm die Gelegenheit bot, aber zugegeben tat es auch gut, Teil von etwas zu sein, auch wenn er immer als Sonderling am Rande stehen wird. Damit hatte er kein Problem. Auch damit nicht, dass er sich während seiner Landausflüge in den Schatten und sehr bedeckt halten musste. Denn nichts anderes hatte er die letzten fünfzehn Jahre getan. Nur heute noch ein ganzes Stück mehr. Nach der Versenkung der Morgenwind war die Präsenz des Militärs auf den Straßen schier überwältigend.
Auf der anderen Seite gestaltete es Yaris‘ Vorhaben einfacher. Denn auch die Bewohner waren auf den Straßen zu Gange, bereiteten die Festlichkeiten vor. So hatte Yaris leichteres Spiel. Sein Hauptmetier war vielleicht die professionelle Tötung, doch das förderte auch ebenfalls ein anderes Handwerk. Zuweilen benötigte ein Attentäter nämlich auch lange Finger, um sein Ziel zu erreichen. Dieses Mal trafen seine langen Finger den Schmied. Denn auch wenn die Sphinx ihn mit sauberer Kleidung und Essen versorgte, seine Ansprüche an Waffen konnte sie nicht erfüllen. Und ohne eine Grundausstattung fühlte er sich einfach nicht wohl in seiner Haut. Berufskrankheit. Also hatte sich Yaris beim örtlichen Schmied eingedeckt – nicht zu viel, um keinen Alarm zu schlagen. Ein paar ordentliche Dolche. Drei an der Zahl mit zugehörigen Scheiden und Schnallen, damit er sie am Körper tragen und unter der Kleidung verbergen konnte. Aus dem kleinen aber ansehnlichen Waffenarsenal entwendet. Bei dem ganzen Trubel dieser Tage würde das Fehlen wenigstens nicht sofort ins Auge fallen. Es war bei weitem noch nicht zufrieden stellend, aber ein Anfang.
Jetzt stand Yaris im Schatten an eine Hauswand gelehnt, von wo aus er einen guten Blick über das Geschehen auf dem Marktplatz hatte, er selbst jedoch nur schwer gesehen werden konnte. Es war erst wenige Stunden nach Sonnenaufgang, dennoch war es bereits ziemlich heiß und der Markt voller Menschen. Mitglieder der Crew hatten sich darunter gemischt. Ganz in der Nähe entdeckte Yaris die beiden Ex-Marinesoldaten Enrique und Skadi. Noch war der Stein kühl und während er das Treiben ohne jede Hektik beobachtete, verschränkte der Attentäter die Arme vor der Brust.
{auf Beobachtungsposten im Schatten eines Hauses am Marktplatz | unweit von Enrique und Skadi}
Farley Dunbar ist alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 25 Streifzügen in 9 Tavernen.
Habseligkeiten
Ring seiner Mutter, kleines Messer im Stiefel
Körperliche Verfassung
Derzeit unversehrt, Rücken vernarbt von Peitschenhieben
Es war nicht sein erster Besuch auf dem Marktplatz. In den vergangenen Tagen hatte Farley dem bunten Treiben schon öfter beigewohnt. Natürlich nicht, um sich den Trubel anzusehen oder teilzuhaben. Nein, der Braunhaarige hatte noch immer seine Schuld im Kopf – und einiges dafür getan, die Geldbeutel der Einwohner und Gäste von Mîlui ein wenig zu erleichtern und seine Schuld nach und nach abzuarbeiten. So war ein guter Batzen Gold zusammengekommen, den er sorgsam auf dem Schiff verwahrte – oder eher versteckte. Farley traute noch immer nicht jedem Mitglied der Crew, vor allem die beiden desertierten Marine-Mitglieder stießen ihm ein wenig sauer auf und er wollte seine Bezahlung schließlich in einem Stück und unversehrt abliefern. Also hatte er sich eine halblose Planke unter seiner Koje zunutze gemacht, sie noch ein wenig loser gemacht und schließlich das kleine Stück Platz darunter genutzt, um sein Diebesgut darin zu lagern. Ein oder zweimal hatte sich in den vergangenen Tagen zudem die Gelegenheit ergeben, ein gutes Geschäft zu machen. Doch Farley hatte verzichtet. Zu heikel war es ihm vorgekommen jetzt schon wieder nicht ganz legalen Handel zu betreiben. Zu frisch war die Erinnerung an seine Festnahme, zu wenig Zeit verstrichen, seit die Morgenröte in die Luft gegangen war – und zu präsent die Gesichter der Entflohenen. Nein, der junge Dieb war nicht sonderlich risikofreudig. Den Wachen, die immer wieder durch die Straßen der Stadt patrouillierten, konnte er mit Leichtigkeit entkommen. Und die sorglosen, vergnügungssüchtigen Festbesucher waren ein leichtes Ziel für seine flinken Finger.
Als er mit Aspen nun erneut in Richtung Marktplatz schlenderte, vermied es der junge Dieb nur mit Mühe, die Goldmünzen in seiner versteckten Hemdtasche klimpern zu lassen. Er hatte nur ein paar dort versteckt, ein anderer Teil steckte in seinen Hosentaschen. So hatte er alles schnell zur Hand, aber doch nicht so offensichtlich bei sich, dass er Aufmerksamkeit erregen würde. Aufmerksamkeit war immerhin das letzte, was sie wollten – da waren er und Aspen sich sicherlich einig. Während sie liefen, warf Farley einen unauffälligen Blick auf seinen Freund. Der Braunhaarige war froh, dass der Blondschopf hier war – auch wenn er das so konkret gegenüber Dritten nie zugeben würde. Mit einem vertrauten Gesicht lebte es sich auf diesem Schiff doch ein wenig leichter und die Aussicht, noch einige Tage umhersegeln zu müssen, bis sie diesen Hafen erreicht hatten, war nicht mehr ganz so trist und düster gewesen. Farley hatte sich letzten Endes immerhin doch dazu entschieden, ein wenig mitzuhelfen – auch wenn er sich weiterhin geweigert hatte, sich an den Rumpfarbeiten zu beteiligen. Beim Befüllen der Fässer und dem Heranschaffen von Proviant hatte er mit anpacken können, ohne seine Prinzipien über den Haufen zu werfen.
„Wetten... es gibt einfachere und sicherere Wege an Geld zu kommen.“
Farley schnaufte ein wenig verächtlich, während er Aspen zum Rand der Häuser folgte und dabei immer wieder Menschen auswich, die offensichtlich keine Augen im Kopf hatten, um auf entgegenkommende Leute zu achten. Wahrscheinlich sollte es ihm recht sein, immerhin sagte es, dass kaum jemand auf sie achten würde. Abgesehen von den Wachen am Platz, die sogar Aspen dazu bewegten, sich doch seinem Jugendfreund zuzuwenden und ihm ein wenig mehr Beachtung zu schenken.
„Ich würde allerdings gerne einen Blick auf diesen Unbesiegbaren werfen – und vielleicht ein paar besonders faszinierte vom Laster des Materiellen befreien.“
Er grinste kurz, fuhr allerdings nur einen Moment später herum und packte nach einer dürren Hand, die ihm gerade in seine Tasche greifen wollte. Soweit kam es noch, dass ein Dieb sich beklauen ließ. Farley blickte den kleinen Jungen, der kaum älter als zehn sein konnte, finster an und zischte ihm etwas kaum Hörbares zu, bevor dieser weiterstolperte und der Braunhaarige sich wieder Aspen und dem Marktplatz widmen konnte.
„Hast du ein bestimmtes Ziel oder sehen wir einfach zu, dass wir den Wachen nicht über den Weg laufen?“
Seine Stimme hatte er bei diesen Worten ein wenig gesenkt, nur um einige Sekunde später den Kopf ein wenig zu recken. Er versuchte einen Überblick über das Geschehen zu bekommen und sich die Gegebenheiten einzuprägen. Es war selten schlecht, wenn man den Platz an dem man sich befand genau kannte – und die vorhandenen Fluchtmöglichkeiten ebenso.
[Am Rand des Marktplatzes | Aspen; Elian und Kell etwas entfernt]
Kell Skuason ist alt und wurde unter den Sternen der Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf Keine Angabe Streifzügen in Tavernen.
Wie immer war er nervös. Vor jedem Kampf war es doch das Gleiche. Unruhig trat er von einem Bein auf das andere und ballte die Fäuste um sie gleich darauf wieder locker zu lassen.
Wer würde wohl heute zu ihm in den Ring steigen? Irgendjemand hatte es geschafft seinen Namen in der ganzen Stadt bekannt zu machen. Das war nicht gut. Also eigentlich schon, aber als unbesiegbar zu gelten, dass ließ die Leute zögern. Und entweder bekam er einen Gegner, der Sturz besoffen war. – das Machte keinen Spaß für die Leute, das war erbärmlich. Oder jemanden, der nur allzu gerne gemeine Tricks anwendete – auch das machte den Leuten keinen richtigen Spaß. Auch wenn sie zulange auf einen Kampf warten mussten wurde das Publikum zumeist ungehalten und je klarer er als Favorit gehandelt wurde, desto geringer waren die Wetteinsätze. Vermutlich war genau das der Plan dieses Jemand gewesen. Er zwang ihn dazu zu verlieren, damit Fergon wetten gegen ihn abschließen konnte und die Familie so doch Einnahmen hatte. Hoffentlich war es kein Besoffener.
Oder doch… nein. Wenn er dem Publikum was vorspielte, dann glauben sie ihm das nicht. Nicht, wenn sein Gegner offensichtlich zu viel getrunken hatte. Aber die andere Option des Verlierens bedeutete mit hoher Wahrscheinlichkeit, gebrochene Rippen, blutige Nase, zugeschwollene Augen.
Scheiß drauf! Von irgendwas musste seine Familie leben. Seine viel größere Sorge galt doch eigentlich den vielen Soldaten in der Stadt. Wenn er gleich im Ring stand, dann war es nicht mehr nur sein Name, der Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern er selbst. Und wenn er den Kampf wieder abbrechen musste, dann hätten sie heute schon wieder keine Einnahmen. Scheiß drauf! Er musste das durchziehen.
Doch der Entschluss half nicht gegen die Nervosität, gegen seinen beschleunigten Herzschlag, gegen den Schweiß, der ihm auf die Stirn trat.
Er kannte das doch. Das war doch nicht das erste Mal, dass er einen solchen Kampf austrug. Trotzdem fühlte es sich jedes Mal so an. Jedes verfluchte Mal stieg die Angst mit in den Ring.
Eigentlich doch gut! War es nicht genau dieses Gefühl, was ihn unter Spannung versetzte und den Gegner schon beim Betreten das rings genauestens beobachten ließ? „Die Quote gegen dich steht nicht gut.“ Meinte Fergon, als er von hinten an Kell herangetreten war und dem rothaarigen Mann eine Hand auf die Schulter legte. Kell wusste, was er ihm damit sagen wollte. Besser er verlor, dann gewannen sie mehr.
Nunja, das kam aber auch immer noch auf seinen Gegner an. Nickend und tief Luftholend drehte er sich zu dem schwarzhaarigen Mann um. Fergon war fast einen Kopf kleiner als Kell, dafür aber fast doppelt so breit. Der Mann hatte immer etwas Schmieriges an sich und bis heute hatte der Faustkämpfer es nicht verstanden, wie dieser Mensch es schaffte die Leute um den Finger zu wickeln und zum Wetten zu verleiten.
Sein Blick schweifte über die Menschenmenge, die sich unmittelbar um den aus Seilen gespannten Ring versammelt hatten. Ein wildes Geschnatter und Gerufe aller Gesellschaftsklassen durcheinander. In einer Ecke konnte er ein paar Halbstarke ausmachen, die auf einen der Ihren einredeten und ihn offenbar zum Kämpfen animieren wollten. Der junge Mann wäre nicht der schlechteste Gegner, nur war er vermutlich viel zu unerfahren.
Dann war ihm für einen Moment so, als ob in der Menge das Gesicht des jungen Mannes aufblitze, mit dem er letztens durch die Hinterhöfe geflohen war. Angestrengt versuchte er Montrose weiter zwischen den Leuten auszumachen, beschloss aber dann, dass er sich offenbar getäuscht haben musste.
Oder? Doch, da war er, nur wie hatte er es geschafft sich in so kurzer Zeit die Haare länger wachsen zu lassen? „Was ist los?“ wollte Fergon wissen. „Nichts!“ schüttelte Kell selbst diese komische Überlegung von sich ab. Manchmal sahen sich Leute auch einfach nur ähnlich und außerdem war der Mann nun wieder zwischen den Menschen verschwunden. Er sollte sich vor einem Kampf nicht mit sowas ablenken lassen.
[In der Nähe des Kampfplatzes | Aspen, Elian und Farley irgendwo in der Nähe]