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Brother Sparrow
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
#1
Brother Sparrow
bespielt von    Aspen Montrose †   Farley Dunbar
21.03.1822
Brother sparrow
21. März 1822, abends
Farley & Aspen

Er mochte das Meer. Es barg eines dieser unumstößlichen Gefühle in sich. Das Gefühl, entkommen zu sein. Den Duft von Freiheit, wie mancher sagen würde, aber so weit würde Farley nicht gehen. Frei war man erst, wenn alle Ketten gesprengt waren. Und niemand konnte seine eigenen Ketten sprengen. Egal, wohin man ging, man nahm sich mit – seiner Vergangenheit entkommen konnte keiner. Der junge Dieb stand an Deck, stützte sich mit den Unterarmen auf der Reling des Schiffes ab und starrte auf das Wasser hinaus. Das Gespräch mit Tallin, der Blonden, und Gregory, dem provisorischen Schiffsarzt, hatte ihn genauso wenig weitergebracht, was seinen Abschiedsplan anging, wie das Gespräch mit der Schwarzhaarigen. Und das obwohl beide Begegnungen doch aufschlussreich gewesen waren, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie änderten allerdings nichts daran, dass er hier so lange festsaß, bis das Schiff repariert war. Farley hatte beschlossen, sich auch weiterhin zu weigern, an der Reparatur des Rumpfes mitzuwirken. Ja, er konnte Holz verarbeiten. Die Narben auf seinem Rücken erinnerten ihn täglich daran. Das hieß aber nicht, dass er Holz verarbeiten wollte. Feiner Unterschied. Er würde seine Schuld irgendwie anders begleichen müssen – und dann im nächsten Hafen einen Hut stehlen, den er ziehen konnte. Nur um sich dann zu verbeugen und ebendiesen Hut schwenkend von dannen zu ziehen.

(Aspen, wir können auch einen anderen Tag nehmen. As you like it =))
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jan 2016
#2
Zu Aspens Leid war Enrique tatsächlich in der Lage gewesen ihm nicht nur zu folgen, sondern auch die Sphinx wieder zu erklimmen, anstatt einfach nachzugeben und auf der Insel zu bleiben. Er selbst war derweilen bereits so nass geschwitzt, dass er auch einfach in dem Salzwasser hätte eintauchen können. Doch anstatt sich frei heraus bei Talin darüber beschweren zu können, wie grausig ihr neuer Seemann war, musste er mit ansehen, wie diese alle Hände voll zu tun hatte mit den ganzen Neulingen. Rmpf. Das Ganze war bereits Stunden her, die Sphinx einigermaßen seetauglich, die Beute in der Kombüse... Und er war tatsächlich so k.o. wie zuletzt nach ihrem Überfall auf die Morgendwind. Wäre die Gesellschaft während ihres kleinen Ausflugs nicht so nervig gewesen, würde er sich sogar ziemlich gut fühlen, doch bisher war er nicht wirklich dazu gekommen die Wut auf des Marineoffiziers Versagen loszuwerden. Greo, der vorhin tatkräftig bei der Reparatur – oder zumindest dem Ausbessern – geholfen hatte, war ihm mittlerweile zu wertvoll unter all den unbekannten Gesichtern, dass Aspen ihn vor den Kopf stoßen würde.

Seufzend schüttelte der Montrose also nur den Kopf, suchte den Weg hinunter zu den Kojen, in der Hoffnung einfach einzuschlafen und den Tag zu beenden. Mit einem Tuch tupfte er sich nebenbei die bereits verheilende Schürfwunde nass, die er dank Enrique der Liste unsinniger Verletzungen hinzufügen durfte. Während er die Augen kurzzeitig zusammenkniff, wäre er beinahe in einen der neueren Mitreisenden – oder hatte dieser sich bereits in die Carta eingereiht? - getaumelt, während dieser tatenlos an der Reling lehnte, konnte sich jedoch gerade noch so fangen.

„Jetzt wo alles erledigt ist, tauchst du also auf, man?“, schnaubte er höhnisch, als er ihn umrundete, anstatt lieber für das zu hinterfragende Seelenheil des Rothaarigen zu beten.

Hach, tatsächlich tat es unheimlich gut, zeitweise die Luft rauszulassen. Noch bevor – oder vielleicht gerade deswegen – er dem Unmut weiter nachgeben konnte, lief er weiter.
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
#3
Das Problem an Schiffen war: der Platz war begrenzt. Egal, wo man auch war, irgendjemand stolperte immer vorbei und störte die Ruhe, die man suchte. Gut, die Reling war vielleicht nicht der geeignetste Platz, um über Gott, die Welt und das Leben nachzudenken. Aber verdammt, konnte man nicht einmal hier stehen, ohne, dass man von der Seite angeblufft wurde? Als die männliche Stimme ihn ansprach und ihn eine Gestalt umrundete, verdrehte Farley kurz die Augen, bevor er die Arme von der Reling nahm, sich aufrichtete und dem Gegenüber mit genervtem Gesichtsausdruck direkt in die Augen sah. Es war der Blonde, der schon auf dem Marineschiff mit zugegen gewesen war. Farley erinnerte sich, dass er unter denen gewesen war, die sich in der Kabine zum Sprung ins Wasser bereit gemacht hatten. Dort hatte der Braunhaarige ihn aber aus den Augen verloren.

„Alles erledigt? Du meinst die notdürftige Flickerei, die ihr betrieben habt?“


Ein verschmitztes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Der junge Dieb hatte – auch wenn er von der Störung etwas genervt war – keine Lust einen Streit anzufangen, sein Gegenüber aber offensichtlich schon. Streits aber endeten in Gewalt und Gewalt... nun ja, dies erschien ihm einfach weder ein passender Ort noch ein passender Zeitpunkt für Zankereien zu sein.

„Abgesehen davon, habe ich unter Deck ausgeholfen. Viehzeug und so.“


Es war jetzt nicht ganz gelogen. Aber Farley entschied sich, dem Blonden auch nicht gleich auf die Nase zu binden, dass er die meiste Zeit eher zugesehen hatte, als Shanaya den Viehtrakt gefegt hatte. Immerhin gab die Antwort ihm zusätzlich die Zeit, sein Gegenüber ein wenig genauer zu mustern. Schon auf der Morgenröte, erinnerte er sich, war ihm dieser Junge seltsam bekannt vorgekommen. Farley konnte sich allerdings nicht entscheiden, woher er ihn kennen konnte. Auf keiner der Inseln, auf denen er in den letzten Jahren Halt gemacht hatte, war ihm ein solches Gesicht untergekommen. Das Lächeln war verschwunden. Stattdessen zierte nun eine kleine Falte seine Stirn, die durchaus Aufschluss darüber geben konnte, dass er über etwas nachdachte.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Jan 2016
#4
'Notdürftig'?

„Wie will ein Landstreicher wie du denn die 'Flickerei' beurteilen?“, bluffte er zurück und kam nicht umhin sich über sich selbst zu ärgern, dass er auf die Provokation einstieg. Zwar verfolgte Aspen das Ziel, gleich beruhigt einschlafen zu können, auch wenn dies mit all den unbekannten Bekannten nebenan kaum möglich war, doch sich gleich mit dem Erstbesten anzulegen war wohl nicht die allerbeste Entscheidung.

Dennoch drehte er sich um, wollte den Rotschopf genauer in Augenschein nehmen, der meinte seine Arbeit beurteilen zu können. Doch anstatt sich in seiner Vermutung des Landstreichers – ein Vorurteil für die längeren roten Haare – sicherer zu werden, kamen ihm die nun erkennbaren Gesichtszüge des hochgewachsenen Mannes bekannt vor. Für den Moment irritiert blieb er sogar stehen und widmete sich dem frechen Kerl, der nicht viel älter als er selbst sein dürfte. Nein, Aspen war sich ziemlich sicher, dass er niemals mit diesem Mann gereist, geschweige denn ihm etwas auf einem Markt abgekauft hatte. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass er ihm irgendwann begegnet war, seit er selbst der Crew der Sphinx beigetreten war. An die gefurchte Stirn hätte er sich erinnert.

Mit einem Seufzen fuhr er sich über das Kinn, strich über die viel zu langen Stoppeln, in denen sich bereits Salz von Schweiß und Meereswasser gesammelt hatte. Es war ein unheimliches Gefühl, bekannte Züge in dem unbekannten Gesicht zu entdecken.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Jul 2017
#5
Er hatte ihn gemacht, den Fehler in seine Provokationsfalle zu tappen. Farleys Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen, das zwar ein bisschen hämisch war – aber eben nur ein bisschen und sonst eher Amüsement darüber ausdrückte, wie leichtfertig der andere auf die kleine Spitze angesprungen war. Der junge Dieb hatte das Bedürfnis, dem anderen beruhigend und entschuldigend auf die Schulter zu klopfen, doch der wirkte nun doch recht aufgebracht – und unerwarteter Körperkontakt war in solch einem Zustand nicht jedermans Sache.

„Oh, glaub mir, es gibt nicht viele Dinge von denen ich sehr viel verstehe. Aber Holz gehört in jedem Fall dazu.“

Sein Lächeln war verschwunden, stattdessen hatte sich ein grimmiger Zug um seine Augen gelegt, während er sich ein wenig näher zu seinem Gegenüber gebeugt hatte. Er hätte das nicht verhindern können, diesen Blick, selbst wenn er gewollt hätte. Immer, wenn er an seine Heimat und die Zimmermannsstube dachte, kroch dieses bedrückende Gefühl in ihm herauf, das er nicht los wurde. Es war einer der wenigen verräterischen Gesichtszüge, die er hatte.

Doch der kurze Anflug von Jugend-Nostalgie dauerte nur einige Sekunden. Dann lehnte sich Farley betont lässig zurück und stützt sich mit den Unterarmen rückwärts auf die Reling, sodass er den anderen noch immer gut im Blick hatte. Noch immer hatte er das dumpfe Gefühl, dass er den anderen irgendwoher kannte. Doch keines der Gesichter in seinem Kopf wollte so recht passen.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Jan 2016
#6
Während die Züge des Rotschopfs ein Grinsen formten, verfinsterte sich Aspens Blick. Wie gut es wohl in diesem Augenblick getan hätte, seinen angestauten Frust an jemanden auszulassen – doch sein erstes Ziel wäre hierbei im besten Fall der ehemalige Marineoffizier und nicht dieses aufmüpfige Kerlchen. Tief atmete er durch, besann sich darauf, dass er entweder die nächsten Monate mit dem Mann auf der Sphinx leben oder ihn ab bald nie mehr wieder sehen müsste. Beides waren keine Argumente dafür sich weiter hineinzusteigern. Der Montrose seufzte, ließ von seinen gefühlsgesteuerten Absichten ab. Krawall zu beginnen war nicht sein Job.
Er sollte besser gehen, seinem Plan folgen und endlich seine Koje aufsuchen. Gerade als Aspen diesem Entschluss nachgeben und wortlos kehrt machen wollte, riss der Rotschopf wieder das Wort an sich und hinterließ bei Aspen den bitteren Beigeschmack den er immer schmeckte, sobald jemand ohne Taten Anerkennung einheimsen wollte.

„Dann zahl für deine Fahrt mit Arbeit, anstatt...“

Irgendetwas im Gesicht des Mannes hielt ihn in seiner Moralpredigt auf, rief etwas in ihm hervor, dass ihn zurück in das Urgeflecht der eben verlassenen Insel führte. Oder war es überhaupt nicht dieser Ort, an den er sich erinnerte?
Er war einfach übermüdet und seine Geduld am Ende. Da war es absehbar, dass ein Landstreicher, der ohne zu löhnen auf der Sphinx mitreiste, ihn aufputschen konnte. Wieder einmal zwang er sämtliche Erinnerungen zurück an ihren Platz und konzentrierte sich darauf, dass er als Mr. Rational auch namensgerecht handeln sollte wie bisher.

„Mach' dich nützlich und schnorr' dich nicht durch.“, brummte er flach, die Stimme vor Müdigkeit zu tief.

Damit schüttelte er den Kopf, verdrängte alle warmen Emotionen des Erkennens und drehte sich grußlos um, den Weg unter Deck ansteuernd. Es war eine dummer Idee gewesen, überhaupt ein Ventil suchen zu wollen und Aspen schob ganz Montroseuntypisch die Schuld auf Enrique, anstatt mit sich selbst und seinem Rollenspiel ins Gericht zu gehen. Dazu kam, dass er den Rotschop in kein Raster einsortieren konnte, ihm fehlte der ersten Eindruck, der sich nicht einzustellen versuchte.
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dabei seit Jul 2017
#7
Er wusste, dass er es ein wenig zu weit getrieben hatte, als sich die Züge des Blonden verfinsterten. Sein Gegenüber sah tatsächlich ein wenig geschafft aus und war offenbar nicht zum Scherzen aufgelegt. Schade, dabei hätte er ein wenig Geplänkel durchaus vertragen können, um sich ein wenig vom Festsitzen auf dieser Insel und diesem Schiff abzulenken. Doch der Hüne vor ihm war ganz offensichtlich an diesem Abend nicht der Richtige für dieses Unterfangen – und noch viel offensichtlicher hatte Farley ihn mit seinen Worten schwerer getroffen, als es eigentlich beabsichtigt war. Und als er ging, tat es dem jungen Dieb tatsächlich sogar ein wenig leid. Als der Blonde sich zum gehen wandte, drückte sich Farley von der Reling ab und hob entschuldigend die Hände – obwohl er sich nicht sicher war, ob der andere sich überhaupt umdrehen und die Geste bemerken würde.

„Woow, da ist jemand nicht zum Scherzen aufgelegt, ich verstehe.“ Sein Tonfall war keineswegs mehr hämisch, es war ruhig und sachlich und weil er das Gefühl hatte, dass er den anderen – den er eigentlich nicht weglassen wollte, weil er einfach noch nicht herausgefunden hatte, ob und woher er dieses Gesicht kannte – vielleicht doch noch zum Bleiben bewegen konnte, schob er hinterher:

„Ich werde meine Schuld begleichen. Nur nicht mit Holzarbeiten. Ich habe andere Talente, die vielleicht nützlicher sein könnten. Und auch wenn ihr den Rumpf für die Möglichkeiten, die sich hier bieten, zugegeben gut geflickt habt, werden wir doch noch einiges besorgen müssen, um die Lady hier wieder für lange Touren tauglich zu kriegen. Dabei kann und werde ich helfen. Und dann brauchen du und ich uns keine Gedanken mehr über meine Schuld zu machen.“


Die Worte kamen nicht mehr so laut und aufmüpfig über seine Lippen. Lediglich der letzte Satz nahm einen kleinen Umschwung im Tonfall – und machte deutlich, dass ihm die Anschuldigung sich durchzuschnorren, doch ein wenig aufgestoßen war. Nachdem er geendet hatte, überließ er es nun allerdings dem anderen, ob er auf das kleine Friedensangebot eingehen wollte. Farley verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich dort an die Reling, wo er jetzt stand und wartete auf die Reaktion – von der er hoffte, dass sie nicht unter Deck verschwinden würde. Dann würde er nämlich keine Chance mehr haben herauszufinden, woher er den Blondschopf womöglich doch kannte.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Jan 2016
#8
Von der Friedensgeste bekam Aspens nicht mit, daher rechnete er bei des Rotschopfs nächsten Satz auch eher mit einem weiteren Zaunpfahlwink, dass er einen unbegründeten Angriff nicht einfach so stehen lassen konnte. Doch entgegen aller Erwartungen schien die Stimmlage des Mitreisenden eher versöhnlich als eine weitere Herausforderung. Zumindest war der Guter nicht auf den Kopf gefallen, denn Aspen besaß tatsächlich gerade keine Lust auf einen Schlagabtausch, auch wenn vieles in ihm dazu aufrief, sich einfach gehen zu lassen.
Auch wenn die Koje ihn beinahe hörbar rief, verlangsamte er doch seinen Schritt - auch wenn er vielleicht einfach weitergehen sollte.

„Dann hast du vor länger bei uns zu bleiben, hm?“, schloss er mit träger Stimme und kam schlussendlich nur wenige Meter entfernt zum stehen. Er erwartete keine feste Zu- oder Absage, verstand nur die Planungen des Anderen nicht bezüglich ihres nächsten Aufenthalts. Falls er wirklich blieb, sollte Aspen sich doch etwas mehr Mühe damit geben, sein vorheriges Verhalten zumindest ansatzweise wiedergutzumachen.

Der Montrose meinte zu wissen, dass solche Landstreicher nur für kurze Zeit einen Ort – oder ein Schiff – begleiteten. Meistens erkauften sie sich diese Möglichkeit mit billiger Arbeit, die kaum als solche betitelt werden durfte. Nur weil der Rotschopf in ihm etwas hervorrief, dass nicht nur Abneigung gegenüber seiner Person widerspiegelte, bedeutete dies nicht, dass seine Worte nicht auf die Waagschale gelegt werden mussten. Unschlüssig rutschten seine Hände in die Hosentaschen.

Ein kurzes Kreisen des Kopfes um den Nacken zu entspannen, dann steuerte er nachgebend die Reling auf seiner Höhe an, wenige Meter zwischen sich und den Mann Abstand nehmend. Er konnte sich tatsächlich selbst nicht erklären, wieso er blieb, anstatt wortlos sein Ziel zu verfolgen. Um den Mann, der vielleicht blieb, tatsächlich näher kennenzulernen? Oder um Wiedergutmachung zu leisten? Zu einem kleinen Teil wollte er vielleicht auch nur wissen, wieso ihm dieser Mann die Möglichkeit verwehrte, sich ein Bild von ihm zu schustern – als wäre in Aspens Kopf bereits eine Schablone für ihn, die nur nicht mehr ganz passte.
Nun, vielleicht war Aspen auch einfach zu genervt von diesem Tag, um zur Ruhe zu kommen.

„Dann erzähl mal, 'wie' du helfen möchtest. Bisher habe ich dich nicht dabei erwischt, auch nur einen Finger zu krümmen.“, hielt er das Gespräch am laufen, ohne sich wirklich Mühe zu geben.

Zumindest konnte er aus seiner neuen Position ohne Scham den Rotschopf betrachten.
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#9
„Zumindest so lange, bis ich mich angemessen revanchiert habe, ja.“

Farley war auf gewisse Art...erleichtert, dass er den anderen dazu bewegen konnte, doch nicht vollkommen beleidigt unter Deck zu verschwinden. Obwohl er eigentlich keine Lust hatte, allzuviel über seine Zukunftpläne – die im Grunde genommen nicht existent waren, weil die beiden Kapitäne es offenbar nicht so richtig für nötig hielten, Pläne zu schmieden und sich lieber so dahintreiben ließen – preiszugeben, so gab er dem anderen doch genau so viel an Information, wie der gebrauchen konnte. Er würde sich einfach mit der Antwort zufrieden geben müssen.

„Keine Angst, ich hab überhaupt kein Interesse daran, irgendwem auf der Tasche zu liegen, falls du das befürchtest. Ihr seid jedenfalls nicht die Sorte von Mensch, bei der es sich das Ausnehmen lohnen würde.“


Es gefiel ihm nicht, wie der Blonde ihn ansah. Farley glaubte, eine offene Abneigung gegen eine gewisse Lebensart zu spüren – von der sein Gegenüber ja nicht einmal wissen konnte, ob er sie führte oder nicht. Der andere war offenbar ziemlich schnell mit einem Urteil bei der Hand, auch wenn Farley nicht sagen konnte, ob auch das vielleicht auf dessen Gemütszustand zurückzuführen war. Der junge Dieb folgte dem Blonden mit den Augen, als dieser sich streckte und sich schließlich ebenfalls an die Reling lehnte. Farley blieb mit dem Rücken an ebenjene gelehnt, nur die verschränkten Arme lockerte er und schob sie in die Taschen seiner Hose, bevor er auf die Frage des anderen hin lächelte, den Blick abwandte und für einen Moment gen Boden richtete. Schließlich aber hob er den Kopf wieder und blickte dem anderen direkt in die Augen, als er antwortete:

„Ich wäre auch eher ein blutiger Anfänger, wenn ich mich erwischen ließe, wie ich meine Finger krumm mache.“


Sein Lächeln hatte etwas leicht Grimmiges, und auch wenn seine Worte, die recht trocken aus seinem Mund kamen, nicht ganz klar waren, so dürfte der Wink mit dem bekannten Zaunpfahl doch mehr als offensichtlich sein. Leider konnte er es ihm hier kaum demonstrieren, was er meinte. Der Blonde selbst stand zu weit weg und ein anderes Crewmitglied wollte er nicht beklauen. Sie hatten alle kaum etwas dabei, was ihm nützlich sein konnte – zudem wollte der junge Mann nicht riskieren, wegen Diebstahls doch noch auf dieser Insel zurückgelassen zu werden.
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dabei seit Jan 2016
#10
'Angemessen revanchiert' könnte vieles bedeuten und Aspen kam nicht umhin, die Augenbrauen skeptisch zu verziehen und in Gedanken lieber nicht auf die Worte des Mannes zu setzen. Tatsächlich vermutete er bei den meisten Mitreisenden einen frühzeitigen Abschied im nächsten großen Hafen. Er verstand nicht, wieso sich freie Männer einer Crew anschließen wollten, die unter augenscheinlich strenger Diktatur stand und überall hinsegelte, nur nicht an den Wunschort des Einzelnen. Er selbst war auf einem ständig fahrenden Schiff sicherer als an Land, das war ein plausibler Grund. Doch bei allen Welten fiel ihm kein weiterer Grund ein. Musste es auch nicht. Ihm war es sowieso lieber, alle seltsamen Leute auf einen Schlag wieder los zu sein und nur vereinzelt taugliche Männer mitzunehmen.
Um Teilnahme zu signalisieren hob er einen Mundwinkel an, als der Rotschopf versuchte witzig zu sein. War es nur die verschleierte Realität, von der er da sprach? Trotz aller Aberglaube an die prunkvollen Piratenschiffe und ihre erbeuteten Reichtümer war auf der Sphinx bisher nichts zu holen. Sie müssten wohl nur darauf achten die richtigen Menschen zu behalten, wenn sie auf Sammlertour an Land gingen. Zu welcher Gruppe der Große vor ihm gehörte, da war Aspen sich dabei nicht ganz sicher. Der Montrose konnte schließlich noch nicht einmal sagen, wo er ihm bereits begegnet war – ein ätzendes Gefühl, als würde es ihm auf der Zunge liegen, auf die er sich nun biss. Trotz all der Beobachtung von der wechselhaften Mimik bis hin zu den nun versteckten Händen: Aspen fehlte ein bestimmtes Puzzleteil, suchte in den heruntergekommenen Gegenden nach dem Gesicht des Rotschopf, die er seit seiner Flucht gesehen hatte, bis hin zu den Adelsfamilien und dessen Nachwuchs, denen er in seiner eigenen Jugend begegnet war. Auch wenn Letzteres eher unwahrscheinlich – wenn auch nicht ganz ausgeschlossen, wie er selbst und Shanaya bewiesen – war, meinte der Blonde zumindest zu wissen, dass der Mann aus keinem höheren Elternhaus stammte. Ihm fehlte die scheinbar angeborene Arroganz.
Während der belustigte Zug um seine Mundwinkel verschwand, kämpfte er damit nicht all die Fragezeichen in seinem Kopf sichtbar widerzuspiegeln.
Zumindest so lange, bis der Rotschopf ihn vielleicht unbewusst in Gedanken auf eine vollkommen abhanden gekommene Situation erinnerte, in die sein Gesicht mit wenigen Zügen hinein passte. Anstatt abermals die Mundwinkel zu verziehen, formten seine Lippen eine schmale Linie, die Brauen so tief zusammengezogen, dass ihm der Gedankenwechsel anzusehen war. Dies hier war kein Gesicht, dass er aus den unschönen und viel zu präsenten Erinnerungen nehmen musste, sondern aus denen, die ihm das Gefühl von Freiheit zurück brachten.
Irritiert über diese Erkenntnis verschränkte er die Arme vor der Brust; verunsichert, ob er nicht mit einem Mal zu viele Gesichtsfetzen in den gealterten Jungen hinein interpretierte, nur weil er selbst unbedingt eine Antwort auf die Frage suchte, woher er diesen kannte.

Kurz zog er in Erwägung einfach den Namen zu nennen der ihm in den Kopf kam. Doch dafür war Aspen noch nicht überzeugt genug von seiner Wiedererkennung. Es fehlten die vielen Schürfwunden, der ganze Dreck und vor allem der wohltuende Geruch von Späne, der sich in die Nase einnistete. Er bleib einfach still, wartete auf mehr Informationen, die vielleicht auch ohne Frage auftauchen könnten.
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