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Spiegelglatte Oberfläche
Crewmitglied der Sphinx
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#1
Spiegelglatte Oberfläche
bespielt von    Lucien Dravean   Shanaya Árashi
22.03.1822
Herzogtum Birlan, Dschungel
Spiegelglatte Oberfläche
Auf einer einsamen Insel im ehemaligen Herzogtum Birlan


Shanaya & Lucien
22. März 1822 | Mittag | Mitten im Dschungel

Eine Zeit lang war der 21-Jährige der Schneise durch den Dschungel gefolgt, die Aspen und Enrique hinterlassen hatten. Inzwischen bahnte er sich jedoch seinen eigenen Weg durch das dichte Blattwerk, drang bei seiner Suche nach einer anständigen Trinkwasserquelle ein Stück tiefer ins Innere der Insel vor. Zwischen den Bäumen und Farnen herrschte drückend schwüle Luft, die ihm den Schweiß auf die Haut trieb. Das ohnehin übergroße Leinenhemd hatte er deshalb bereits ausgezogen und wie einen Gürtel um die Hüfte gebunden, doch sein magerer Oberkörper war längst ebenso von Feuchtigkeit überzogen, die teils von ihm selbst und teils aus der Luft stammte.
Lucien blieb stehen, ließ die Machete sinken, die er immer mal wieder spielerisch in der Hand wirbelte, wenn er gerade kein Blattwerk aus dem Weg schlug, und schöpfte Atem. Eine vertraute Enge in der Brust erinnerte ihn daran, dass er noch lange nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war und bis dahin vorsichtiger sein musste. Immer wieder geriet sein Herz aus dem Rhythmus, stolperte und fing sich wieder, sodass es ihm inzwischen schwer fiel, genug Luft zu holen.
Eine kleine Zwangspause einlegend griff der Dunkelhaarige also nach der Feldflasche, die er an seinem tatsächlichen Gürtel befestigt hatte und gönnte sich einen kräftigen Zug frischen Wassers, das allmählich zur Neige zu gehen drohte.
Der erste kleine Teich, den er am Vormittag entdeckt hatte, war verdorben gewesen. Gerade noch hatte er den halb verwesten Körper eines Tapirs unter der Uferböschung entdeckt und vorsichtshalber beschlossen, kein Risiko einzugehen – auch wenn er sich wunderte. Die Tiere des Dschungels zogen es eigentlich vor, nicht in der Nähe einer Wasserstelle zu sterben. Oder ließen ihre Beute nicht dort liegen, wo sie tranken. Doch was dem Tier den Garaus gemacht hatte, konnte Lucien nicht mehr erkennen und letztlich blieb ihm ohnehin nichts anderes übrig, als weiter zu suchen. Denn auch auf der Sphinx wurden die Wasservorräte knapp und am Tag zuvor hatte ihnen die Zeit gefehlt, sich noch einmal auf die Suche nach der Stelle zu machen, die Cornelis – der Pirat, den sie samt Schiffsjungen am Strand vorfanden – beschrieben hatte. Also war der junge Captain mit dem zweiten Beiboot selbst zur Insel übergesetzt. Schon, um sich nicht noch länger völlig unnütz zu fühlen. Nichts zu tun machte ihn in etwa so wahnsinnig, wie zu lange an Land zu bleiben. Er wurde reizbar und distanziert, was vor allem Talin zu spüren bekam. Aber auch, um das Gefühl auszunutzen, endlich wieder dorthin gehen zu können, wohin er wollte. Ganz egal wann, ganz egal warum.
Mit einem leisen Seufzen setzte er die Flasche ab, fuhr sich in der gleichen Bewegung mit dem Unterarm über die Stirn und ließ dann den Blick über seine Umgebung wandern. In der Hoffnung, mehr zu entdecken, als dichtes Grün.
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Crewmitglied der Sphinx
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#2
Es war ein stetes Auf und Ab. Über umgefallene, bemooste Baumstämme, über Pflanzen, die ihres Erachtens nach zu hübsch waren, um sie einfach platt zu treten und alles, was Shanaya sich noch so in den Weg legte. Und trotz der drückenden Wärme drang ein hoch motiviertes, gut gelauntes Summen über die Lippen der jungen Frau, die sich den Weg mit ihrem Degen mehr schlecht als recht frei schlug. Natürlich, sie hätte auch den schon vorgegebenen Pfad wählen können – aber wo blieb da die Spannung? Und SIE würde sich hier sicher nicht verirren, ein prüfender Blick auf den Kompass half dabei bestens. Aber die Kopfschmerzen hatten sich endgültig erledigt, wenn sie nicht an die Wunde fasste, und sie war es leid, auf dem Schiff herum zu hängen. Also wurde diese Chance bestmöglich genutzt – und auch wenn ihr immer Mal wieder ein Ast ins Gesicht schlug – davon ließ sich die junge Frau gewiss nicht aufhalten. Eine neue Aufgabe hatte also her gemusst, und dieser ging es nun nachzugehen. Den Degen munter durch die Luft schwingen lassend, selbst wenn gerade kein Busch im Weg war, bahnte Shanaya sich ihren Weg, blickte sich aufmerksam um, auch wenn sie nicht glaubte, hier eine ausreichende Wasserquelle zu finden. Aber ihre Hände waren mit dem Degen beschäftigt, ihr Kopf mit der Suche nach einem Ziel. Was sollte schief gehen?
Dieser Gedanke hielt sich jedenfalls, bis sie zu einem Ort kam, der keine wirkliche Lichtung war, jedoch war hier ein bisschen weniger von... allem. Die Luft war hier genauso stickig, sodass die Schwarzhaarige sich kurz über die Stirn fuhr, leise schnaufte und den hellen Blick schweifen ließ. Die Flasche an ihrem Gürtel wurde leichter, aber eine kleine Pause würde sie sich wohl trotzdem gönnen können. Vielleicht fand sie ja bald ihr Ziel, dann brauchte sie sich um ihre Versorgung für den Weg keine Gedanken machen müssen. Also trat sie in die Nähe des Baumes, wollte gerade ihre Tasche ablegen, als ihr Blick nach oben ging, direkt etwas erkannte, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Zuerst blieb die Dunkelhaarige nur stehen, den Kopf nach oben gewandt. Was sie dort sah, sah wirklich verführerisch aus... hm. Ein prüfender Blick zu beiden Seiten. Niemand da. Nun nahm sie doch die Tasche von ihrer Schulter, ließ sie bei den Wurzeln des Baumes auf den Boden gleiten, genau wie die Flasche, die an ihrem Gürtel baumelte und die Scheide des Degens, dessen Knauf sie jedoch fest umklammerte, die Früchte des Baumes im Blick. Sie konnte nicht genau erkennen, wie viele der Früchte dort hingen, aber es waren die tiefsten, am leichtesten zu erreichen, ohne dass sie klettern musste. Sonst hatte sie Nichts dagegen, sich in einen Baum zu begeben... aber unter diesen Umständen... mit dem Degen in der Hand trat sie nun also direkt unter die Früchte, den Blick weiterhin nach oben gerichtet. Sie streckte sich, die Hand mit der Klinge gerade nach oben. Aber mehr als ein leichtes Wackeln erreichte sie nicht. Shanayas Lippen verzogen sich, ein leises Schnaufen drang über ihre Lippen. Sie versuchte, sich noch ein wenig größer zu machen – jedoch ohne Erfolg. Sie ließ die Klinge sinken, blickte sich kurz suchend um, trat dann zu einem der etwas höheren Büsche – und hatte schnell etwas passendes gefunden. Es erforderte einige, anstrengende Hiebe, aber nach einigen Momenten hielt die junge Frau einen etwas längeren, massiven Stock in der Hand, mit dem sie zu dem Baum zurück kehrte. Sie hätte sich mit dem Dörrfleisch in ihrer Tasche zufrieden geben können – aber ihr Ehrgeiz war geweckt. Der Stock war ein wenig länger als ihr Degen, aber... auch das reichte nicht aus. Weder die Klinge noch der Ast erreichten mehr als ein Aufzittern der Früchte. Sie konnte sich auf die Zehenspitzen schnellen, noch einmal entnervt schnaufen. Aber es schien Nichts zu helfen. Die Geräusche, die sie nur halbherzig wahrgenommen hatte, waren beinahe schon wieder vergessen. Wenn es ein wildes Tier war, würde es schon wieder verschwinden – oder sie hatte etwas anderes zum Abendessen. Aber die Dunkelhaarige ließ sich nicht von ihrem Plan abbringen, streckte sich noch einmal samt des Stockes nach oben.

Komm schon...!“

Aber die wenigen Zentimeter, die ihr noch fehlten sorgten dafür, dass keine der Früchte auch nur den Anschein machte, als würde sie gleich vom Baum fallen.
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Crewmitglied der Sphinx
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#3
Im ersten Moment blieb es bei dem Grün. Lucien konzentrierte sich bewusster aufs Atmen, sog die Luft tief in die Lungen, sodass sich sein Brustkorb förmlich zum Bersten blähte. Manchmal reichte das, um die Enge zu vertreiben, manchmal brauchte es mehr. In diesem Fall fühlte er sich zumindest besser und das reichte ihm. Er hob die Feldflasche für einen weiteren Schluck noch einmal an die Lippen, ließ dabei den Blick wandern, hielt dann jedoch inne. Etwas blitzte im Unterholz zwischen dichten Blättern und Farnwedeln auf. Etwas leuchtend rotes, das auf den ersten Blick nicht hier her zu gehören schien. Das Etwas bewegte sich und nun, da der Dunkelhaarige sich darauf konzentrierte, hörte er auch die Geräusche, die definitiv zu keinem im Dschungel lebenden Tier gehörten. Seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln und er setzte langsam, bedächtig die Flasche ab, ohne zu trinken. „Komm schon.“, wehte eine inzwischen schon vertraute Stimme zu ihm hinüber und ließ ihn leise, lautlos belustigt seufzen. Wirklich: Ganz genau so entstanden diese lästigen Gerüchte!
Lucien befestigte die Flasche wieder an seinem Gürtel, atmete noch einmal tief durch und setzte sich dann langsam, geradezu bedächtig in Bewegung. Er gab sich keine Mühe, besonders leise zu sein, aber er achtete darauf, wie er sich bewegte und wohin er trat, als er sich durch eine breitere Lücke im Blattwerk schob und im nächsten Moment kaum zwei Schritte hinter der Schwarzhaarigen heraus kam. Er hielt inne, fast ein bisschen überrascht darüber, in was für einer absurden Situation er sie vorfand: Mit einem Stock in der einen, ihrem Degen in der anderen Hand stand sie unter einem Baum und kämpfte um eine der reifen Früchte, die nur ein winziges Stückchen außerhalb ihrer Reichweite an einem Ast baumelten. Ihre Habseligkeiten lagen unbeachtet am Fuße des Stammes und auch Shanaya machte nicht den Anschein, als interessierte sie sich für irgendetwas außer ihr Ziel. Im Prinzip hätte er jetzt auch irgendein Tiger sein können, der nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen wusste, als unaufmerksame junge Frauen zu fressen. Lucien konnte nicht anders.. Er schob vorsichtig die Machete in seinen Gürtel und verschränkte grinsend die Arme vor der nackten Brust, um ihr bei ihren Bemühungen zuzusehen.

Du bist zu klein.“, stellte er nach einem kleinen Augenblick geradezu unschuldig fest. Ganz so, als hätte er sie auf einen Punkt hingewiesen, auf den sie einfach noch nicht selbst gekommen war.
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#4
Ihr verdammter Ehrgeiz. So oft hatte er schon versucht, ihr das Genick zu brechen. Und trotzdem stand sie noch immer hier, war gerade ein bisschen froh darüber, dass keine neugierigen Augen sie beobachteten. Das glaubte sie zumindest, denn die Geräusche des Waldes verrieten ihr nicht, dass sie längst nicht mehr allein war. Also streckte sie sich, fixierte mit verbissenem Blick die sternenförmigen Früchte über sich. Ohhh, sie würde sie da herunter bekommen, und wenn sie doch auf diesen Baum klettern musste! So schweißtreibend das ganze auch war, notfalls musste sie sich den Rest aus ihrer Flasche über den Kopf kippen. Das einzige, was ihren Blick für wenige schnelle Herzschläge umlenkte, war ihre Tasche. Aber kein Tier und Nichts anderes näherte sich, also konnte sie sich ganz auf ihr eigentliches Ziel konzentrieren. Zumindest bis zu diesem einen Moment.
Es war eine Stimme, eine, die sie inzwischen kannte. Aber in diesem Moment drang es nicht ganz zu ihrem Bewusstsein durch, WESSEN Stimme es genau war. Es war nur ein Moment, nachdem die Stimme wieder verklungen war, ehe die Schwarzhaarige von den Früchten abließ, mit einer – für dieses warme Wetter – schnellen Bewegung herum schnellte und den Degen fest umklammerte, auf die Gestalt richtete, die mit verschränkten Armen zu nah bei ihr stand. Sie hatte nicht aufgepasst. Einmal. Und dann stand ER da. Sie hätte es wissen sollen. Erst jetzt drang der Sinn seiner Worte wirklich zu ihr durch, ließ das gewohnte Lächeln auf ihre Lippen zurück kehren. Zu klein, aber davon ließ sie sich sicher nicht aufhalten. Aber etwas ganz anderes fiel ihr auf, während sie die Klinge ruhig wieder sinken ließ. Bis zu diesem Moment hatte ihr heller Blick fest auf seinem Gesicht gelegen, nun wanderte er ein wenig tiefer, verharrte da einen Moment. Dann grinste sie ihn wieder direkt an.

Und du bist halbnackt. Wir haben alle unsere Laster.“

Amüsiert hob die junge Frau eine Augenbraue, hob dann den anderen Arm, jedoch leicht zur Seite gestreckt, um leicht mit dem Stock durch die Luft zu wedeln, ohne Lucien dabei aus den Augen zu lassen.

Du stellst mir nach, damit du dich mir so präsentieren kannst und weißt dann keinen besseren Spruch, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen? Ich sagte doch, du hast einiges verlernt.“

Ein gespielt mitleidiger Blick lag dabei auf ihren Zügen. Armer Kerl. An ihre letzte Begegnung dachte sie in diesem Moment bewusst nicht.

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#5
Sie fiel förmlich aus allen Wolken, als Lucien die Schwarzhaarige ansprach. Zumindest sackte sie ein ganzes Stück nach unten, landete von den Zehenspitzen wieder auf dem Boden der Tatsachen, auf den er sie rüde zurück gerissen hatte – und wirbelte mit gezogenem Degen zu ihm herum. Damit hätte er eigentlich rechnen müssen. Trotzdem, da er keine zwei Schritte entfernt von ihr stand, zuckte er unwillkürlich ein kleines Stück zurück und blinzelte, ehe das Herz des Süchtigen seinen Puls energisch beschleunigte, um ihm mal wieder zu demonstrieren, wie sehr ihn die Gefahr doch reizte. Nicht, dass er das nicht längst wusste. Ein flüchtiges, aber ehrlich amüsiertes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Die grünen Augen wanderten von der Spitze der Klinge zu ihrer Besitzerin, ehe er mit gelassener Langsamkeit die verschränkten Hände löste und so tat, als ergebe er sich. Ein leiser provozierender Ausdruck legte sich in sein Lächeln, doch er ließ die Arme erst sinken, als auch Shanaya die Waffe zurück nahm.

Es ist warm. Was ist deine Ausrede?

Ein freches Grinsen schwang in seiner Stimme mit. Er hatte kurz überlegt, ob er ihr erklärte, dass er viel lieber nackt herum lief und es nur deshalb nicht tat, weil der Anstand es ihm verbot. Kurz war ihm danach. Aber er hatte sich dann doch lieber für die Wahrheit entschieden, auch wenn er fest damit rechnete, dass sie ihm das sogar geglaubt hätte. Bis auf die Sache mit dem Anstand.
Beiläufig huschten die grünen Augen zu dem Stock hinüber, der gefährlich nahe auf Höhe seines Kopfes durch die Luft sauste. Doch da sie ihn noch weit genug von Lucien entfernt hielt, wanderte sein Blick recht schnell zurück zu der Schwarzhaarigen. Auf ihre Worte hin erklang ein spöttisches Schnauben. Er hakte die Daumen in seinen Gürtel und stellte sich bequemer hin, bevor er antwortete.

Wenn das bei dir nicht ständig funktionieren würde, Shanaya... würde ich mir vielleicht mehr Mühe geben.“ Wieder blitzte es spöttisch in den grünen Augen auf. „Aber lass dich von mir nicht stören. Du hattest es fast..

Er hätte ihr natürlich auch einfach seine Hilfe anbieten können. Immerhin war er beinahe einen Kopf größer als sie. Aber dann hätte er sich ja um dieses wirklich beeindruckende Bild gebracht, das sie ihm gerade bot. Darüber hinaus war ihm gerade nicht danach, die Distanz zwischen ihnen allzu leichtfertig zu überbrücken...
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Crewmitglied der Sphinx
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#6
Nur am Rande ihres Bewusstseins fragte Shanaya sich, wie lange der Dunkelhaarige wohl schon dort stand. Vielleicht nur einen Moment? Seine Bewegungen beobachtete sie jedoch genau, jede einzelne. Wie er die Hände hob, sein Lächeln – und wie er die Hände sinken ließ, als auch ihre Klinge gesenkt wurde. Seine Worte entlockten ihr dann wieder ein munteres Lachen, womit sie umständlich mit dem Degen hin und her wedelt, als Fingerersatz.

Das ist keine gute Ausrede, es gibt auch anständige Menschen, die sich bei diesem Wetter trotzdem bekleiden, obwohl ihnen danach ist, alles abzuwerfen! Und meine Gene können keine Ausrede sein, weil... wie du siehst...“

Mit einer halben Bewegung deutete sie ihren eigenen Körper hinab. Ob sie diesen Satz zu Ende führen musste, oder wusste der Mann worauf sie hinauswollte? Für einen winzigen Augenblick fragte die junge Frau sich, ob Lucien sie dank ihrer Größe wohl unterschätzen würde. Ob nun ihr Alter oder dieses kleine (Hah!) Detail... aber sie konnte ihn noch längst nicht genug einschätzen, verwarf den Gedanken also schnell genug wieder. Ihm konnte sie immernoch vorwerfen, sollte das nötig sein, dass sie seinen Hintern aus dieser verdammten Zelle befreit hatte. Trotz ihrer Größe und dem Kindesalter. Ein Schnaufen galt ihren Gedanken, ehe sie sich lieber wieder auf ihr Gegenüber konzentrierte. Der Blick, der die ganze Zeit auf ihm geruht hatte, hätte auch als ein 'Wehe es kommt jetzt ein 'Zieh dich doch aus' - Kommentar gewertet werden können. Auch wenn der Gedanke viel zu verlockend war. Aber ob das wirklich Linderung bringen würde? Sie hatte da ihre Zweifel. Vor allem jetzt, wo er da war, konnte sie aber auch diesen Gedanken streichen. Schade drum.
Skeptisch beobachtete die junge Frau, wie Lucien die Daumen in seinen Gürtel hakte, hob bei seinen Worten dann amüsiert eine Augenbraue, warf ihm dabei einen vielsagenden Blick zu. Zumindest bis die letzten Worte über seine Lippen gekommen waren. Augenblicklich wandte sich der Ausdruck in den hellen Augen zu einem vorwurfsvollen, das Lächeln blieb dennoch auf ihren Lippen. Und ohne groß über ihre Hand-Augen-Koordination nachzudenken, setzte sie zum Wurf an. Den Degen wollte sie nicht unbedingt werfen, also blieb nur der Stock. Dass der in ihrer linken Hand ruhte... Tja. Das hatte sie nicht bedacht. Aber nun konnte sie auch keinen Rückzieher mehr machen. In der selben Bewegung, ohne zu zögern, warf sie dem Dunkelhaarigen also den Ast zu. Sie zielte leicht nach rechts, um ihm den Stock genau zu zuwerfen. Aber scheinbar hatte sie sich grob verschätzt, er fiel einen guten Meter rechts von Lucien zu Boden und blieb regungslos liegen. Es war ein Moment, in dem der Dunkelhaarigen kurz der Atem stockte, in dem hellen Blick die Überraschung aufflammte. Ihr eigener Blick hatte auf dem Ast gelegen, nicht sicher, ob der Mann diese kleine Entgleisung bemerkt hatte. Aber mit dem nächsten Atemzug schloss sie die Augen, atmete tief ein und blickte ihr Gegenüber nun mit einem gut gelaunten Grinsen an. Einfach so tun, als wäre genau DAS so geplant gewesen.

Probier es doch lieber selbst, als dich so aufzuspielen. Du weißt doch, diesen wunderbaren Ausblick gibt es nicht umsonst.“


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Crewmitglied der Sphinx
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#7
Sind deine Gene offensichtlich perfekt?, beendete der 21-Jährige im Stillen ihren Satz und zog flüchtig eine Augenbraue in die Höhe. Gleichzeitig erschien wieder das spöttische Schmunzeln auf seinen Lippen. Bereits mehrfach hatte er den Eindruck gehabt, dass sie das tatsächlich glaubte und auch jetzt wirkte sie restlos von sich selbst überzeugt. Über jeden Zweifel erhaben.

Und du gehörst zu diesen sehr anständigen Leuten?“,

fragte er, ohne auf den unbeendeten Satz einzugehen. Während sein Blick selbstredend ihrer Geste folgte und über ihren vollständig bekleideten Körper wanderte. Ein Mal runter und wieder hoch. Den Ausdruck in seinen Augen hätte man als geradezu beleidigt bezeichnen können – darüber, wie viel ihres Körpers sie in diesem Moment verdeckte. Immerhin war das doch genau das, was Shanaya von ihm erwartete und er fand allmählich Gefallen daran, ihr Bild von ihm ein weiteres Mal zu bestätigen.
Allerdings machte die ohnehin nicht wirklich ernst gemeinte Verdrossenheit rasch wieder reiner Belustigung Platz, als ihr Blick vorwurfsvoller wurde. Nach außen hin begegnete Lucien dem mit der schon bekannten Gelassenheit, die er allem entgegen zu bringen schien. Doch er achtete auf jede ihrer Bewegungen und als die Schwarzhaarige den Stock hob, um ihn – zumindest dem ersten Eindruck nach – nach ihm zu werfen, stellte er sich bereits darauf ein, ihn abzufangen.
Noch bevor er allerdings die Hände aus seinem Gürtel befreit hatte, erübrigte sich die Abwehrmaßnahme. Mit einem dumpfen Aufschlag und leisem Blätterrascheln landete der Ast auf der Erde und, bedachte man den Abstand zwischen Lucien und Shanaya, nicht einmal ansatzweise „bedrohlich nahe“. Für einige wenige Sekundenbruchteile herrschte betretenes Schweigen... als wüssten sie beide nicht, wie dieser Stock nun ausgerechnet dorthin gekommen war. Während der 21-Jährige sich fragte, ob das jetzt gewollt war, oder nicht.
Aus den Augenwinkeln huschte sein Blick zu der Piratin zurück, die selbst einen Herzschlag lang verblüfft wirkte. Er sah es, bevor sie ihre eigene Reaktion mit dem gewohnt selbstsicheren Gesicht überspielen konnte und das veranlasste nun ihn zu einem breiten Grinsen. War es also nicht... Das war schlicht und ergreifend ein richtig schlechter Wurf. Doch der Dunkelhaarige ließ die Situation unkommentiert – und wirklich, das war verflucht hart – sondern bückte sich wortlos nach dem Stock im Unterholz und hob ihn auf.

Ich werte das einfach mal als ein flehendliches 'bitte, bitte, lieber Lucien'.

Man hörte seiner Stimme an, dass er gegen ein Lachen kämpfte, als er sich dem Baum zuwandte, ohne Shanaya eines weiteren Blickes zu würdigen – damit ihm seine mühsam erzwungene Selbstbeherrschung nicht flöten ging. Er hob den Stock über den Kopf und holte leicht Schwung, traf eine der gezackten Früchte, die sich von ihrem Stängel löste und mit einem leisen Plump auf Shanayas Tasche landete. Himmel, was war er heute großherzig.
Erstaunlich an der ganzen Angelegenheit war nur, dass die Anspannung tatsächlich nachließ. Ihr bedauerlicher Patzer löste die Distanz auf, weil er schlicht und ergreifend nicht mehr daran dachte, was gestern noch passiert war.
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#8
Luciens Frage kommentiere die junge Frau nur mit einem munteren Lächeln. Sein Blick an ihr herunter verriet ihm da wohl genug. Sie war vollkommen anständig, immerhin hatte sie eine gute Erziehung genossen. An die hielt sie sich zu jeder Zeit! Aber sie schwieg sonst zu diesem Thema, ihr Blick verriet dem Dunkelhaarigen sicher genug. Und vielleicht hatte er sie am Tag zuvor genug kennengelernt, um sie – was das anging – einschätzen zu können. Und wenn nicht... dann hatte er ja, wie er selbst so schön gesagt hatte, in der Zukunft viel Zeit dazu. Und was dann passierte, forderte ihre volle Aufmerksamkeit.
Einen Moment überlegte Shanaya, ihre linke Hand einfach mit dem Degen abzuschlagen. Es passierte nicht oft, dass sie nicht darüber nachdachte, was sie tat. Und wenn, waren es solche Momente. Sie hatte ihm den Stock zuwerfen wollen, sehen, was er konnte und ob er sich hier wirklich nur aufspielte. Und jetzt lag der Stock neben ihm. Ohne, dass er die Chance gehabt hätte, ihn zu fangen. Das war eine großartige Leistung gewesen. Aber vielleicht hatte er ihre kurze Verwirrung nicht erkannt wertete das einfach als ein.. herablassendes zuwerfen. Aber der Dunkelhaarige blickte zu schnell zu ihr zurück – und sein Blick, das Grinsen auf seinen Lippen, sprach Bände. Es brauchte keine großen Worte, Shanaya konnte sich vorstellen, was er in diesem Moment dachte. Und irgendwie hätte sie verstanden, wenn er sich vor Lachen auf den Dschungelboden geworfen hätte. Aber all das entlockte ihm keinen Kommentar, nur dieses Grinsen, ehe er sich bückte, den Stock aufhob und sich an sie wandte. Bitte, bitte, lieber Lucien. Ihr heller Blick bohrte sich für einen Moment in seinen, in dem hellen Blau lag für einige Herzschläge das deutliche Verlangen, ihm den Stock zu entreißen und ihn damit zu verjagen. Aber die junge Frau riss sich zusammen, schnaufte nur leise.

Ist dir Captain Lucien nicht noch lieber?“

Ihr Grinsen nahm einen leicht hämischen Ausdruck an, jedoch blieb sie weiterhin amüsiert – auch wenn das Verlangen ihm wehzutun nicht abebte. Sie würde sich das alles merken. Und irgendwann...
Aber wieder musste sie diesen Gedankengang unterbrechen, er kam ein wenig näher – und im nächsten Moment fiel in ihrem Augenwinkel eine der Früchte zu Boden. Oh... jetzt würde er vermutlich unausstehlich sein. Also... mehr als gestern. Wieder musste die Dunkelhaarige schnaufen, warf nur einen kurzen Blick zu ihrer Tasche, auf der de Ernte nun ruhte. Dann fixierte ihr Blick wieder Lucien, während sie mit der Fläche ihres Degens in der rechten Hand ein paar Mal locker gegen seine Wade schlug. Ihr lieg ein Wort auf der Zunge, welches sie jedoch vorerst herunter schluckte. Wer wusste schon, was er als nächstes tat? Also lieber nicht zu früh. Also setzte die Schwarzhaarige sich langsam in Bewegung, achtete darauf, was Lucien tat. Nach zwei Schritten drehte sie sich um, lief nun die letzten Schritte rückwärts zu ihrer Tasche, ließ den Mann dabei mit einem Lächeln nicht aus den Augen. Sie traute ihm so einiges zu. Bei der Tasche angekommen, stach sie die Spitze des Degens in die Frucht, hielt sie hoch und betrachtete sie skeptisch. Sie sah nicht wirklich überreif aus – also Nichts, was sie Lucien unter die Nase binden konnte. Schade drum, Mit einer ruhigen Bewegung griff sie nach der Frucht, halbierte sie mit dem Degen und ließ den blauen Blick wachsam zu Lucien schweifen, um zu sehen, ob er näher kam.

Die sieht wirklich gut aus...“
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#9
Sie hasste ihn in diesem Moment. Er konnte es ihr geradezu ansehen. Dem Blick, der sich in seinen bohrte. Tödlich. Doch als Reaktion darauf blitzte in den tiefgrünen Augen nur das Lachen auf, dass er mühsam im Zaum hielt und das sich lediglich in seinem Grinsen bemerkbar machte. Der Ausdruck auf seinen Zügen verriet eines ganz deutlich: Diesen Patzer würde er nicht vergessen – und bestenfalls auch Shanaya nie vergessen lassen. Sie, die doch so fest davon überzeugt schien, keinen einzigen Makel zu haben. Werfen konnte sie schon mal nicht. Und, wenn er genauer darüber nachdachte, warf diese Situation auch ein ganz anderes Licht auf gestern Abend. Auf die Art und Weise, wie sie seine Herausforderung umgangen hatte, sich mit ihm im Dolchwerfen zu messen. Sieh mal einer an.
Und damit trat ein kleines, wissendes Funkeln in seine Augen.
Diesen kleinen Sieg derart auskostend prallten ihre stichelnden Worte einfach an dem Dunkelhaarigen ab. Er stemmte den Stock in den Boden und stützte sich mit gelassener Arroganz darauf ab wie auf dem Gehstock einer der adligen Männer von Asanu, die eigentlich nur zur Zierde da waren und keinerlei Zweck erfüllten.

Wenn du lieber 'Captain' sagen willst. Auch gut. Da könnte ich mich dran gewöhnen.

In diesem Moment spürte er die kühle Klinge an seinem Bein, wie sie ein, zwei, drei Mal dagegen tippte. Doch die grünen Augen lösten sich nicht von der Schwarzhaarigen, sodass sie die provokante Herausforderung darin ohne weiteres hätte sehen können. Shanaya ließ allerdings von ihm ab, bewegte sich rückwärts zu der Sternfrucht, die er – für sie – vom Baum geschlagen hatte und behielt ihn seinerseits im Blick. Lucien musste schon wieder grinsen, während er sie auf seinen Stock gestützt beobachtete und keine Anstalten machte, ihr zu folgen. Angst, Shanaya? Er stellte die Frage nicht laut, doch sie lag auf seinen Zügen, bis sie die Frucht erreichte.

Na, wenn das so ist.“ Sollte er sich wohl auch so einen Imbiss beschaffen.

Und damit drückte der 21-Jährige sich von seinem Stock ab, hob den Blick erneut in die Baumkrone und suchte sich dort eine der Sternfrüchte, die ähnlich gut zu erreichen waren, wie die erste. Dann hob er den Ast, stupste leicht gegen das Objekt seiner Wahl und holte Schwung, um sie vom Baum zu schlagen. Plomp landete die nächste im Farn. Eine dritte folgte ihr, ehe auch Lucien einsehen musste, dass die anderen Früchte zu weit oben hingen, um sie mit dem Stock zu erreichen. Er ließ das ellenlange Ding unbeachtet ins Gebüsch fallen und bückte sich nach dem Obst, das ihm am nächsten lag.
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#10
Für einige Momente glaubte Shanaya, in seinem grünen Blick lesen zu können, was er dachte. Es würde sie nicht wundern, wenn sie sich irgendetwas davon zukünftig anhören musste. Er war sicher der Typ, der alte Kamellen immer wieder aufwärmte! Vielleicht war es aber auch einfach besser, wenn sie nicht wusste, was in diesem Moment in seinem Kopf vor sich ging. Sonst hätte sie ihn vermutlich wirklich erschlagen und hier im Dschungel liegen lassen müssen. Was für ein Verlust das gewesen wäre! Wie er da nun auf seinem – eigentlich ihrem! - Stock lehnte, ließ die junge Frau nur leicht den Kopf zur Seite neigen. Dieser Blick. Sie erwiderte ihn ohne Scheu, versuchte gleichzeitig darin zu lesen, was er wohl dachte. Seine Worte ließen ihr Grinsen dann noch ein bisschen breiter werden. So nicht.

Nein nein. Wenn, dann nur mit Namen dazu. Weil du das so gerne magst. Und ich nur dein Bestes will.“

Ihre Worte klangen ehrlich – ihr Blick verriet dennoch die Ironie dahinter. Wobei... 'Captain Lucien' einfach keine gute Retourkutsche für das war, was sie sich von ihm hatte anhören dürfen. Da musste etwas besseres her. Etwas, was ihn nicht so süffisant grinsen ließ. Irgendwas. Irgendwann. Rache servierte man süß und kalt.
Aber immerhin blieb er, wo er war, wirkte nicht, als wolle er ihr folgen, um ihr die Frucht direkt wieder abzunehmen. Auch wenn er sie nicht aus den Augen ließ. Gut, das tat sie auch nicht. Aber er hatte auch Nichts zu essen in der Hand, das er verteidigen musste. Ob er sie verunsichern wollte? Sie konnte seinen Blick nicht deuten, ließ ihn jedoch ihrerseits auch nicht aus dem Blick. Irgendwann. Ganz sicher.
Erst, als der Dunkelhaarige sich abwandte, um sich selbst etwas zu besorgen, fiel ihr blauer Blick auf die zwei Hälften in ihrer Hand, huschte kurz zum Baum – genau in dem Moment, in dem die nächste Frucht zu Boden fiel. Fast ein wenig enttäuscht entfloh der Schwarzhaarigen ein tonloses Seufzen, mit dem sie wieder die geteilte Frucht betrachtete und schließlich den Degen in seine Scheide wandern ließ und die Kante einer Hälfte ab biss. Egal was es war – alles schmeckte direkt vom Baum so viel besser. Da konnte kein Marktstand mithalten. Einige Momente kaute Shanaya auf der Frucht herum, schluckte und biss dann erneut ab, ehe sie den Blick zu Lucien hob. Auf den Lippen ein ehrliches Lächeln, ohne Herausforderung darin, genau wie ihre Stimme.

Danke.“

Er hatte ihr geholfen – wenn auch nicht wirklich gefragt. Und auch, wenn sie die meiste Zeit ein Ekelpaket war, so hatte sie dich irgendwie Manieren und wusste, was sich gehörte. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Und schließlich biss sie mit einem munteren Lächeln erneut in die kantige Frucht.

Was machst du eigentlich hier? Eine holde Maid in Nähe von verhungern retten war vermutlich nicht dein Ziel?“
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