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Einsam aber nicht allein
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2016
#1
Einsam aber nicht allein
bespielt von    Liam Casey   Talin Dravean
20.03.1822
Einsam, aber nicht allein
im Laufe des 20. März 1822
Talin Dravean & Liam Casey



Es nieselte. Allerdings nieselte es schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Alles in allem waren die letzten Tage eher ungemütlich gewesen, aber wenigstens der Wind bot ihnen eine angenehme und beständige Möglichkeit, voranzukommen und Abstand zu möglichen Verfolgern aufzubauen. Das Gute auf See war, dass sie so gewaltig, so unüberschaubar waren, dass es fast unmöglich war, jemanden zu finden, hatte man ihn erst einmal aus den Augen verloren. Sie waren frei. Und genau das liebte er so sehr an diesem Leben. Die Freiheit und die Momente, die man sich ganz alleine mit der Natur an irgendwelchen menschenleeren Orten wiederfand. Es gab nur einen Selbst und die See, das Wetter, die Fische und Möwen. Aber alles in allem hatte man seine Ruhe – wenn die Natur es gut mit einem meinte.
Offensichtlich genossen nicht viele diese Freiheit ähnlich wie der Lockenkopf. Jeder, der sich nicht draußen aufhalten musste, hatte sich an die trockeneren Orte der sanft schaukelnden Sphinx zurückgezogen. Selbst Sineca war es irgendwann zu feucht geworden, sodass sich die kleine Katze ins Innere des Schiffes verzogen hatte. Vielleicht jagte sie Mäuse oder nutzte es mal wieder aus, dass Aspens Hühner ohne Aufsicht waren, um sie ein wenig durch die Gegend zu scheuchen.

Er selbst hingegen genoss die frische Brise und den leichten Regen, der ihm eisig ins Gesicht schlug am Bugaufbau. Die Wellen brachen laut am Rumpf der Sphinx, die sich unbarmherzig ihren Weg durch die Wüste aus Wasser bahnte. Die vertäuten Fässer an Deck knarrten bei den Bewegungen des Schiffes, standen aber fest. Liam genoss die Ruhe. Er konnte ewig mit sich (und Sineca) alleine sein und seinen leeren Gedanken nachhängen.
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#2
Vier Tage waren seit der Rettungsaktion vergangen. Vier Tage in denen sie so schnell es ging auf dem Meer dahin glitten, auf der Flucht vor möglichen Verfolgern und mit...eigentlich keinem Ziel vor Augen. Das größte Problem dieser schnellen Reise war, dass sie keinen Ort hatten, an dem sie erst einmal untertauchen konnten und das belastete sie furchtbar. Sie brauchten einen Ort, an dem sie sich ausruhen konnten, wo sie ihre Wunden verarzten und erst einmal zu Atem kommen konnten. Was sollte man auch mit einer Crew anfangen, die aus dem letzten Loch pfiff?
Talin schnaubte ungehalten, während sie sich an ihrer heißen Tasse Kaffee wärmte. Sanft blies sie hinein, während ihr Blick über das Deck glitt. Sie wollte eigentlich nur schnell zurück in ihre Kajüte eilen, wollte endlich einen Weg aus ihrer Flucht finden, doch da blieben ihre Augen an jemandem hängen, der doch wirklich bei diesem Wetter draußen geblieben war. Die Augenbrauen der Blonde zuckten nach Oben und sie legte nachdenklich den Kopf schief. Vielleicht täte ihre eine Abwechslung ganz gut und sie musste sowieso mit Liam reden. Nachdem, was auf dem Marineschiff passiert ist, sollten sie vermutlich mit einander sprechen. Und in letzter Zeit hatte sie sich ja eher um Lucien gekümmert, um diesen wieder aufzupeppeln. Vielleicht war es also jetzt an der Zeit sich wieder um andere Dinge zu kümmern.
Mit kummervoller Miene trat sie hinaus in den Regen und ging auf den jungen Mann am Bugaufbau zu. Sie fragte sich, wie lange er wohl schon hier draußen stand, und ob ihm nicht langsam kalt wurde, wenn seine Sachen durchnässt waren. Schweren Herzens blickte sie auf ihren Kaffee hinunter und hielt die Tasse dann Liam hin, als sie neben ihn getreten war.

„Willst du?“
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#3
Zwar nahm er die durch den Regen gedämpften Schritte auf dem Deck wahr, aber er dachte nicht daran, dass sie ihren Besitzer letztendlich zu ihm führen würden. Die übrigen hatten sich so weit wie möglich alle unter Deck versammelt, wo ihnen der Regen nichts ausmachte. Liam hingegen liebte die Natur mit all ihren Gesichtern. Deshalb auch zuckte er kurz zusammen, als direkt hinter ihm eine Stimme erklang und ihn aus seiner eigenen, kleinen Welt riss. Als er sich umwandte, erkannte er Talin, die im Anbetracht der Geschehnisse weitaus sorgloser wirkte als ein paar Tage zuvor noch. Wahrscheinlich ging es ihnen allen so, aber auf ihrer Schulter hatte wohl das schwerste Gewicht gelegen. Liams Blick glitt kurz zu der Tasse Kaffee in ihrer Hand, ehe er das junge Mädchen wieder mit einem leichten Schmunzeln musterte.

„Du siehst aus, als hättest du ihn nötiger.“, stellte er fest.

Trotzdem ließ er ihr Angebot nicht einfach verstreichen, sondern nahm die Tasse entgegen, um zumindest einen kleinen Schluck zu sich zu nehmen. Die Wärme brannte kurz auf seinen doch etwas kalten Fingern und er merkte, dass ein wenig Aufwärmung tatsächlich nicht geschadet hatte. Daraufhin gab er sie wieder zurück und blickte Talin mit einer Mischung aus Unverständnis und Mitleid entgegen.

„Was machst du hier draußen? Du siehst nicht so aus, als würdest du das Wetter genießen. Fangen die Kerle an zu nerven, jetzt, wo sie allmählich wieder auf die Beine kommen?“

Es war nicht einfach, mit so vielen Menschen auf engstem Raum zu leben. Umso schwieriger wurde es, wenn es sich dabei um vielerlei Fremde handelte. Liam misstraute ihnen nicht, obwohl sie wohl alle Verbrecher waren. Ebenso wenig aber misstraute er den beiden Soldaten, die sich ihnen angeschlossen hatten. Er kannte dieses Spiel. Enrique und Kaladar waren sich mit Sicherheit bewusst, dass einige der Neuankömmlinge nicht unbedingt gut auf sie zu sprechen waren. Ein falscher Schritt würde wohl oder übel über ihr Leben entscheiden. Sie hatten keine Wahl als sich gut zu benehmen.
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#4
Regen mochte in manchen Regionen oder auch anderen Welten – wenn sie den Geschichten glauben konnte – ein Segen sein, aber sie hasste es, wie ihre Sachen sich mit Wasser voll saugten, wie die Kleidungsstücke langsam an ihr fest klebten. Und wenn der Regen dann schließlich nachließ und die Sonne wieder schien, würde es sich anfühlen, als würde sie durch Watte laufen. Manche Pflanzen liebten dieses Wetter und blühten auf, sobald sie die warme Feuchte spürten, aber sie war verdammt noch mal keine Blume, die so ein Wetter brauchte. Dennoch stand sie nun hier und hielt jemandem, der den Regen zu genießen schien, ihren geliebten Kaffee hin. Als Liam die Tasse auch entgegennahm, fühlte sie sich seltsam erleichtert.
Ein kleiner Lichtblick auf der langen Liste, die mich für meine Tat verurteilten, dachte sie mit einem gewissen Zynismus.
Über seine Frage allerdings musste sie nachträglich lachen, als sie die Tasse wieder zurücknahm und ihre Hände darum schlang.

„Verrat es niemandem, aber ich habe heute schon mindestens fünf Kannen getrunken. Eigentlich sollte ich diese Tasse hier auch nicht mehr trinken.“ Sprach sie, hob den Becher und nahm einen tiefen Zug des schwarzen Gebräus. „Wahrscheinlich werde ich an zu viel Kaffee sehr Jung sterben.“

Ihr Schmunzeln verschwand allerdings recht schnell wieder und ihr Blick glitt in die Ferne. Trotz des miesen Wetters war die See ruhig, schlug nur ein paar Wellen. Ihre Augen suchten automatisch den Horizont ab, in der Hoffnung Land zu sehen, welches ihnen die Möglichkeit gab, sich auszuruhen. Oder vielleicht ein paar unliebsame Begleiter los zu werden...

„Ich würde nicht sagen, dass sie anfangen zu nerven, aber es wird anstrengender. Jetzt wo wir schon wieder ein paar Tage unterwegs sind und die Marine uns noch nicht gefunden hat, beruhigen sich alle ein wenig. Auf der anderen Seite werden sie unruhiger, weil wir dringend ein paar Dinge brauchen. Allen voran Essen. Ich hatte nicht gedacht, dass wir auf einmal so viel mehr auf dem Schiff sein werden.“

Sie sah zu der Tür, aus der sie getreten war und schnaubte leise. Dann trat sie an die Reling, beugte sie leicht vor und stützte die Ellenbogen auf das Holz. Es wäre schön sich vorzustellen, wie der Wind in ihrem Haar spielte, doch stattdessen klebte es ihr im Gesicht und Nacken. Mit einer unwirschen Bewegung, strich sie sich die nassen Haare zurück und schielte dann zu Liam.

„Wir hatten mehr Glück als Verstand, dass wir das ganze überlebt haben und ihnen entkommen sind. Aber vielleicht haben einige auf den Marineschiffen auch Angst in die Luft gesprengt zu werden.“

Bei diesen Worten sah sie den Dunkelhaarigen forschend an und wartete auf eine Reaktion. Würde er sich noch einmal Luft machen, nachdem, er sie schon auf der Morgenwind kritisiert hatte.
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#5
Auch, wenn Talins Auftauchen ihn wunderte, machte er sich keine weiteren Gedanken darüber. Sie würde ihre Gründe haben, die stark genug waren, sie trotz des unglücklichen Eindurcks, den sie weckte, hier nach draußen zu treiben. Er selbst hingegen genoß die ironische Ruhe, die der Regen mit sich brachte und hielt sich gern hier oben auf, während sich der Rest der Crew unter Deck tummelte. Dass Talin diese Ruhe nun allerdings störte, kümmerte ihn ebenso wenig. Ein wenig Abwechslung tat immer gut, immerhin mied Liam die Gesellschaft nicht absichtlich, sondern suchte bloß die frische Luft und die Ruhe. Bei dem Geständnis der Blonden hob er skeptisch eine Augenbraue, während er sie musterte, als erwartete er, irgendetwas spezielles zu sehen. Doch es blieb aus.

"Fünf Kannen? Müsstest du dann nicht so drauf sein wie Shanaya an einem schlechten Tag?", witzelte er mit einem kurzen Schmunzeln, was sich recht schnell wieder im Grau des Wetters verlor. "Na, hoffen wir's nicht. Dann wär' dein Bruder das nächste Mal ziemlich aufgeschmissen, wenn er auf andere Verrückte warten muss, die ihn wiedermal irgendwo heraus holen."

Er lauschte ihr mit einem Schweigen, hatte den Blick auch wieder auf die See gerichtet. Für andere sah es vielleicht aus, als hielte er Ausschau nach Lichtern in der Ferne, die fremde Schiffe verraten würden, doch in Wahrheit starrte er tatsächlich nur in die Ferne. Schiffe wären ihm vielleicht aufgefallen, aber vermutlich mit einem beiläufigen Gedanken abgeharkt gewesen.

"Anfangs war ja auch nur ein Gast geplant. Dass wir jetzt ein paar mehr sind war... abzusehen, aber nicht zu erwarten."
"Früher oder später müssen wir ja auf Land stoßen. Bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht in ein Betriebsfest der Marine rauschen, die sich dazu ausgerechnet die Insel ausgesucht haben, an der wir vorbeischippern."

Als Talin fortfuhr, wurde Liams Blick ein wenig dunkler. Sie hatte Recht. Das Ganze hätte wirklich böse für sie ausgehen können. Dass sie keine Verluste erlitten hatten, glich mehr einem Wunder als einfachem Glück. Jetzt blieb abzuwarten, wie es weiter ging.

"Würde es dir anders gehen?", fragte er und blickte sie an, ohne wirklich eine Emotion auf den Zügen zu haben. "Die meisten von ihnen sind auch bloß einfache Männer, die versuchen, für ihre Familien vorzusorgen, bevor sie von den Oberen als Kanonenfutter missbraucht werden."

Ihr Problem lag nicht bei den Marinesoldaten sondern bei denen, die sie befehligten und für sie in die Schlacht schickten, während sie gemütlich in ihrem Büro hockten.
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#6
Talin seufzte leise, während ihr Blick wieder aufs Meer hinaus glitt. Wie von selbst nickte sie auf Liams Worte hin, denn sie führte diese Art von Gespräch nicht zum ersten Mal. Gut, es gab Abweichungen, bei denen sie nicht anders konnte als zu lachen. Die Vorstellung einer Shanaya an einem schlechten Tage, sowie in eine Feierlichkeit der Marine hineinzuplatzen – sie auf der einen Seite völlig erschöpft und die Soldaten total betrunken – amüsierte sie doch sehr.

„Ich neige zu Übertreibungen. Vielleicht waren es auch nur fünf Tassen bisher. So junge will ich dann doch nicht sterben. Es wäre...problematisch, wenn irgendeiner von euch in Gefangenschaft gerät. Wer kommt euch sonst retten?“

Sie lächelte leicht bei diesem Gedanken. Normalerweise wäre ihr das Schicksal andere Menschen vollkommen egal. Wenn sie in Gefangenschaft gerieten, dann würde sie keinen Finger krumm machen. Aber dieser verrückte Haufen hier, hatte ihr geholfen die ebenso verrückte Mission durchzuziehen. Sie hatten sie von Anfang an unterstützt und das erforderte eine gewisse Loyalität und Schuld. Sollte also irgendeiner von ihnen in Gefangenschaft geraten, dann würde Talin zumindest nicht einfach so ihrer Wege gehen.

„Und ich hoffe wir stören keine Feste der Marine, auch wenn es sicher ein witziger Anblick wäre, wie sie angeheitert versuchen, uns gefangen zusetzen.“


Und obwohl der Gedanke sie immer noch amüsierte, wurde sie relativ rasch wieder ernst. Wie schon gesagt, sie hatte dieses Gespräch jetzt schon ein paar Mal geführt, aber es war ihr doch wichtig, die Probleme der anderen zu verstehen, auch wenn es sich dabei immer um das selbe Thema drehte. Sie drehte sich ein wenig um, sodass sie Liam ansehen konnte. Ihr grünblauer Blick glitt ruhig über sein Gesicht, die neutrale Miene,die er aufgelegt hatte.

„Es würde mir nicht anders gehen und genau das ist es. Ich verstehe, dass die Männer, die vielleicht oder vielleicht auch nicht bei der Explosion umgekommen sind, nur kleine Figuren sind, die nichts oder vielleicht auch alles getan haben. Ich verstehe, dass viele von ihnen für Familien zu sorgen haben.“ Marinesoldat zu sein, war eine Arbeit wie jede andere. Das nicht jeder so begeistert von der Uniform war, stand auf einem anderen Blatt. „Aber was wäre passiert, hätte ich es nicht getan? Wären wir so einfach von Bord gekommen? Wären wir überhaupt entkommen? Hätte die Marinesoldaten, die durch die Explosion verletzt oder getötet wurden, gezögert uns mit ihren Kanonen zu beschießen, uns zu verfolgen, wenn sie nicht ihre Soldaten aus dem Wasser hätten ziehen müssen?“ Sie drehte sich so weit, dass sie Liam jetzt vollkommen ins Gesicht sehen konnte und ihn ernst und gleichzeitig fragend ansah. „Was hättest du in einer Situation gemacht, in der alles aus dem Ruder läuft? Was hättest du getan, wenn du daran denken musst, dass du deine eigene Haut und die deiner Kameraden retten willst, ohne dass du viel Zeit zum Nachdenken hast?“
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#7
Ein ehrliches Lächeln legte sich auf seine Züge, während sein Blick wieder in die Ferne glitt. Ob nun fünf Tassen oder Kannen – mehr als der Rest der Crew war es allemal, das musste sie zugeben. Aber vielleicht war das auch der Aspekt, der ihre Gedanken so auf Trapp hielt, dass sie für sämtliche Verrücktheiten und tollkühnen Rettungsmissionen bereit war. Er lachte hörbar auf, als sie endete und wendete den Kopf wieder in ihre Richtung. Na, wenn er das als Versprechen nehmen konnte, konnte er sich fortan ja erstmal etwas leisten, denn die Freiheit war ihm – so optimistisch wie er war – mit ihrem und dem Rückhalt der Crew ja fast schon gewiss.

„Dann kann ich ja jetzt doch noch über die Karriere als Schwerverbrecher nachdenken. Nicht viele haben so eine Rückendeckung.“, gab er amüsiert zurück. Wer ihn kannte, wusste, dass er dafür ganz gewiss nicht geeignet war. Auf die folgende Aussage hin zuckte er kurz mit den Schultern. „Ach, wir schicken Aspen vor. Der beeindruckt sie wieder mit seinem Kartenspiel. Außer dem betrunkenen Pulk unter Deck hat uns ja soweit keiner gesehen und denen glaubt erstmal sicher sowieso keiner mehr, wenn sie denn noch im aktiven Dienst sind.“

Eigentlich also klang dieses Szenario gar nicht mal so verkehrt. Ihre Neuzugänge sollten sich dabei zwar besser im Hintergrund halten, aber dem Rest würde ein spaßiger Abend bevor stehen, bei dem man vielleicht Aspen retten musste, wenn auffiel, dass er die Marine beim Kartenspiel austrickste. Vielleicht stellte er sich dabei aber auch geschickter an als im Gegenüber mit Enrique. Der Spaß verflog allerdings recht schnell. Liam registrierte, dass es der Blonden ein Anliegen war, darüber zu sprechen, selbst wenn es für ihn nicht besonders viel Bedeutung hatte. Es war passiert und ändern konnte man daran auch nichts mehr – nichts also, worüber er sich noch Gedanken machte. Vielleicht aber wollte Talin auch nur einschätzen, wie sehr man sich in Zukunft auf ihn verlassen konnte. Wie auch immer die Tatsachen standen – Liam war niemand, der sich Worte zurecht legte. Er antwortete frei heraus ohne Hintergrundgedanken aushebeln zu wollen.

„Das weiß ich nicht.“, antwortete er deshalb auch ehrlich und wandte sich um, sodass er nun rückwärts an der Rehling lehnte. „Vielleicht liegt es daran, dass ich bisher immer nur alleine sehen musste, wo ich bleibe. Und allein ist man natürlich schneller verschwunden als in einer Gruppe. Ich bin nicht naiv. Mir ist klar, dass man entweder den ersten Schritt macht oder draufgeht. Aber… In meinem Fall ist es dann gewöhnlich vielleicht eher ein… Tippeln, wenn so ein richtiger Schritt aussieht.“

Gegen Ende hin wurde seine ernste Miene bereits wieder von einem Lächeln abgelöst. Er war nicht nachtragend und gewiss glaubte er nicht, dass Talin die Rettung ihres Bruders irgendwie aufs Spiel hatte setzen wollen. All in, um möglichst hohe Erfolgchancen zu haben und sie hatten es ja auch geschafft. Piraten gingen eben über mehr Leichen. Aber auch das war ihm nichts neues. Er würde eben weiterhin versuchen, so gut wie möglich auf seiner Schiene zu fahren. Ansonsten würden sich ihre Wege vielleicht schneller trennen, als sie eigentlich mussten.
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#8
Talin warf den Kopf in den Nacken und lachte laut auf, bei Liams Worten. Kurz darauf senkte sie ihn schnell wieder, weil ihr der Regen in den Mund getropft war. Ihre Nase rümpfte sich angeekelt, während sie mit einem Räuspern versuchte das komische Gefühl aus ihrem Hals zu bekommen. Eigentlich hatte sie dieses ernste Thema mit ihm besprechen wollen, aber Liam hatte eine Art an sich, dass man die Dinge einfach nicht so verkniffen sehen konnte. Vor allem nicht, wenn er dieses Bild von sich als Schwerverbrecher zeichnete und es sich in ihrem Kopf festsetzte. Sie schüttelte schweigend, aber schon wieder etwas lockerer den Kopf und schmunzelte immer noch leicht über das Gesagte. Nur das sie sich sehr schnell wieder anspannte, als sie auch eine gewisse Ernsthaftigkeit von seiner Seite aus spürte.
Nachdenklich legte sie den Kopf schief und dachte sowohl über seine Worte, als auch über Liams Wesen nach. Sie wahr froh über seine Ehrlichkeit, über sein leichtes Wesen, dass nicht mit dem, was er dachte, hinterm Zaun hielt. Das brachte ihn vielleicht nicht bei jedem weiter, aber sie mochte das sehr gerne. Vielleicht konnte sie seine Worte deshalb ein wenig leichter nehmen, als sie es vermutlich sonst getan hätte. Und genau deshalb warf sie ihm auch ein Grinsen zu, als sie wieder zu ihm sah, wie er da rücklings an der Reling lehnte.

„Wenn du also ein Tippeln bist, war da meine Entscheidung wohl ein Stampfen?“
Sie lachte leise bei dem Gedanken, während ihr Blick wieder nachdenklich aufs Meer fiel. „Ich weiß, dass ich impulsiv bin und auch so handle. Aber ich würde niemals ohne Grund Leben verletzen oder nehmen. Das habe ich schon oft genug gesehen.“ Kurz dachte sie darüber nach und schüttelte dann den Kopf. „Wobei die, die das getan haben, vermutlich denken aus guten Gründen zu handeln.“

Talin zuckte mit den Schultern, um der schwere des ganzen ein bisschen zu entkommen. Dann lehnte sie sich in Richtung Liam und stupste ihn leicht mit ihrer Schulter an.

„Ich möchte dir danken, dass du so ehrlich zu mir bist. Das kann man nicht von jedem erwarten, wenn man sich kaum wirklich kennt.“
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#9
Vielleicht war seine Offenheit in dieser Situation kopflos, doch so war er nun mal – egal, ob ihm nun eine Talin gegenüber stand, von der er nicht mehr zu befürchten hatte, als dass sie ihm an Herz legte, die Crew am nächsten Hafen vielleicht zu verlassen (so jedenfalls hatte er sie bisher kennengelernt) oder einen harschen Seemann, dem in seinem Suff gerne auch mal die Hand ausrutschte. Er war immer so. Gerne hätte er behauptet, er wäre zu charakterstark und selbstbewusst, um sich zu verstellen, aber im Grunde war es reine Unüberlegtheit. Er befürchtete meist nichts, weil er nicht so weit dachte. Aber bisher war er so gut über die Runden gekommen und würde es auch in Zukunft so handhaben. Nicht, weil er sich wissentlich dazu entschied, sondern mehr, weil er einfach nichts daran ändern konnte. Der Ernst auf Talins Zügen war ein wenig geschwunden und auch auf Liams Lippen fand sich wieder an amüsiertes Lächeln ein, als die junge Frau antwortete.

„Von der Lautstärke her auf jeden Fall.“, gab er zurück.

Als sie fortfuhr, runzelte er kurz die Stirn, folgte ihrem Blick dabei aber aufs Meer. Abermals fiel ihm auf, dass er hier ganz sicher nicht in einer normalen Gruppe aus Piraten gelandet war. Denen zufolge jedenfalls, die er bisher einschätzen konnte. Die nächsten Tage würden aber ohnehin zeigen, wohin es mit dieser noch recht kleinen, frischen Gruppe gehen würde. Liam war gespannt, aber nicht darauf angewiesen.

„Du bist schon gut so, wie du bist.“, antwortete er schließlich mit einem hörbaren Lächeln, statt die Unterschiede zu normalen Piraten hervorzuheben und sah sie kurz an, ehe sich sein Blick abermals in den Wogen des Wassers verlor. So lange jedenfalls, bis ihn ihre Berührung wieder zurück ins Jetzt holte.

Ein wenig irritiert erwiderte er ihren Blick, lächelte dann aber wieder und zuckte etwas hilflos mit den Schultern.

„So bin ich einfach. Manchmal wär’s vielleicht gar nicht so verkehrt, den Mund zu halten, aber… Darin bin ich einfach nicht gut. Vielleicht sollte ich dir also eher danken, dass du mir nicht wie ein blutdurstiger Seeräuber die Zunge rausschneidest.“

Ein Zwinkern folgte, doch man sah seinem Gesicht an, dass er ihren Dank vernommen hatte. Schließlich seufzte er ein wenig erledigt, aber zufrieden mit seiner Situation.

„Und wo soll’s jetzt hingehen, wo du deinen Bruder wieder hast? Hast du einen Plan danach oder geht’s jetzt in erster Linie darum, mit ihm von der Bildfläche zu verschwinden?“

Interesse, ja, aber nicht an seiner Situation, sondern Interesse an ihrer Situation. Jetzt, wo sie ihr Ziel erreicht hatte, war es an der Zeit nach vorne zu sehen – die Frage war nur, ob sie einen nächsten Schritt geplant hatte, oder ob es von vornherein ein weiteres Stampfen werden sollte.
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#10
Noch einmal entschlüpfte ihr ein leises Lachen, aber sie schüttelte nur belustigt den Kopf. Es schien ihr fast so, als könnte Liam nichts wirklich ernst nehmen und würde kopflos alles sagen, was er gerade dachte. Ein naiver, todgeweihter Träumer, wenn er nicht lernte, die Klappe in den richtigen Momenten zu halten. Aber Talin störte sich, im Gegensatz zu anderen vermutlich, ganz und gar nicht daran. Es war ungemein erfrischend, wenn jemand nicht über jedes Wort nachdachte, was er sagen wollte. Liam sprach die Wahrheit so aus, wie er sie sah, ohne versteckte Geheimbotschaften. Und dabei war er keines Falls dumm. Die Blonde warf dem Mann neben ihr einen nachdenklichen Seitenblick zu. Eindeutig nicht auf den Kopf gefallen, egal wie gradlinig seine Worte waren.

Ich finde dich auch gut so, wie du bist.“ meinte sie mit einem sanften Lächeln.

Ihr Blick wanderte weiter, wieder hinaus aufs Meer und blieb da hängen, während sie über seine Frage nachsann. Ja, was nun? Sie wollte ihm gern die gleiche Offenheit zu kommen lassen, die er ihr gab, aber konnte sie das denn? Für einen kurzen Moment stellte sie sich vor, wie es wohl aussah, wenn sie aufgeregt auf und ab hüpfte und dabei verkündete, dass sie Drachen und andere mystische Wesen jagen würden und dabei gegen ein oder zwei andere Piratencrews kämpfen würden. Die Träume eines kleinen Mädchen und irgendwie immer noch ein geheimer Wunsch von ihr. Nur, dass sie die ganze Angelegenheit mit dem Kämpfen und blutigen Abschlachten so romantisierte, wie früher. Aber für den Moment würde sie es bei einem Teil der Wahrheit belassen und sehen, was daraus folgen würde.

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Ich habe keine großen Pläne, wie das Königshaus stürzen oder Königin der Piraten zu sein. Auch wenn das vielleicht verlockend klingt. Im Moment ist es wichtig erst einmal von der Bildfläche zu verschwinden. Wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, dann können wir uns überlegen, wie wir das Schiff reparieren. Meine Hübsche, sieht immer noch sehr mitgenommen aus.“ Liebevoll strich sie über das Holz der Reling, spürte die raue Maserung, so wie das leichte kratzen von Splittern an ihrer Haut. „Ich weiß nicht, was wir danach machen können. Die Welten sind groß, überall lauern Abenteuer, denen man sich stellen kann. Es gibt so viel zu entdecken. Willst du nicht irgendwohin? Eine Insel, eine Welt, die du schon immer mal erkunden wolltest?“

Neugierig sah sie ihn von der Seite her an.
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