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Another ordinary Day?
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#1
Another ordinary Day?
bespielt von    Josiah Moggensten   Shanaya Árashi
17.03.1822
Sphinx

Another ordinary Day?
Mittag des 17 .März 1822
Yaris Scottsdale & Shanaya Árashi

Eine weitere Nacht war vergangen, seit sie das kleine Massaker veranstalten hatten. Nur... fühlte Shanaya sich an diesem Tag viel müder als gestern. Vielleicht weil der letzte Rest Adrenalin gewichen war und die Wunde nun deutlich öfter zu pochen begann? Einer der Gründe, wieso sie das Ruder jemand anderem überlassen hatte. Sie war müde, konnte sich nicht voll konzentrieren. Und so sehr sich ALLES in ihr dagegen sträubte, nicht selbst dafür zu sorgen, das sie ankamen, so wusste sie doch, dass es kaum eine andere Wahl gab. Mit müden Gliedern hatte die Schwarzhaarige sich also auf dem Boden des Bugaufbaus nieder gelassen, drehte den Kompass im warmen Licht der Sonne ein wenig hin und her, ehe sie ihn wieder auf ihre flache Hand sinken ließ und leise schnaufte. Sie hätte die Neuen aufsuchen können, denen hatte sie gestern noch ihre Ruhe gelassen. Ein Plan, den sie erst einmal in einer Ecke ihres schmerzendes Kopfes behielt. Noch ein bisschen Ruhe, dann konnte sie sich einen von ihnen heraus suchen. Und mit diesem Gedanken lehnte die Dunkelhaarige den Kopf zurück, lehnte ihn gegen das Holz und schloß die Augen, lauschte dem Meer, dem Rauschen des Windes in den roten Segeln und möglichen Schritten, die in ihre Richtung kommen konnten. Sie musste wirklich aufpassen, hier nicht einzuschlafen. Eine zweite Option war also der Rückzug in die Hängematte. Dafür genoss sie aber viel zu sehr die frische Brise, die ihr um die Nase wehte und ihr ein Lächeln auf die Lippen huschen ließ. Shanaya riss sich also zusammen, schloss die Hand fest um den Kompass in ihrer Hand. Mit den Fingern der freien Hand tippte sie leise auf dem Holz herum, während ihre Gedanken doch nicht zur Ruhe kamen und sie immer wieder anspornen wollten, doch irgendeine Beschäftigung zu finden, während der lockere Verband um ihren Kopf wieder ein wenig verrutschte.
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#2
Einer der Männer der Besatzung hatte sich um seine Verletzungen gekümmert, nachdem man sie aus dem Wasser gefischt hatte. Sie gereinigt und mit einer Art Paste betupft, die man wohl als Salbe bezeichnen konnte. Woraus sie bestand, Yaris hatte keine Ahnung, doch sie betäubte die größten Schmerzen. Man hatte ihnen Essen und frische Kleider gegeben, die wegen seines schlechten Allgemeinzustandes an ihm schlackerte ohne Ende. Es würde seine Zeit brauchen, bis Yaris zu alter Form, Kondition und Statur zurückgefunden haben würde. Man hatte ihm unter Deck sogar eine Hängematte gegeben. Doch die hatte er nicht einmal benutzt seit er an Bord war. Nicht, weil er keinen Schlaf brauchte, sie war um einiges bequemer als der harte Gefängnisboden – mit Sicherheit sogar bequemer als so manch andere seiner Schlafstätte in den letzten Jahren. Doch Yaris brauchte das Gefühl der Freiheit, die frische Luft. Wochen eingepfercht in Ketten – mit nichts als dem Gang zur Peitsche als Bewegung – und dem Geruch von Moder, Schmerz und Tod als einzig getreuen Begleiter hatten seinen Bedarf an geschlossenen Räumen auf unbestimmte Zeit gestillt. Daher verbrachte er die gesamte Zeit über Deck. Der Schiffskoch brachte ihm das Essen sogar an Deck.

Seit dem Morgen saß der Dunkelhaarige auf der Reeling am Bug. Bedacht mit dem Rücken gegen die Takelage gelehnt, ein Bein außen an der Reeling herabbaumelnd das andere aufgestellt und einen Arm locker darüber gelegt verlor sich sein Blick in der Ferne. Als Attentäter war das Meer nicht gerade seine Heimat, doch er genoss die frische Brise und die Sonnenstrahlen auf seiner Haut, die schon vor Stunden über den Horizont gekrochen waren. Selbst an die nackten Füße hatte er sich gewöhnt, die früher immer in Stiefeln gesteckt hatten, die man ihm bei seiner Gefangennahme aber genommen hatte. Was Yaris jedoch vermisste, war das Gefühl seines Waffengürtels, seiner Wurfdolche, einfach das Gefühl, bewaffnet zu sein.

Als er den Kopf ein Stück drehte bemerkte er im Augenwinkel eine Bewegung und der Dunkelhaarige blickte auf. Weiter hinten auf dem Bug saß das Schwarzhaarige Mädchen, das bei der Befreiungsaktion dabei gewesen war. Sie sah besser aus als auf der Morgenwind, aber dennoch nicht sehr glücklich. Wohl, weil die Erholung von dem Schlag gegen ihren Kopf sie von anderen Dingen abhielt. Ganz zu schweigen die Kopfschmerzen.
Yaris musterte sie von seinem Platz aus schweigend. Sie war so jung … wie viele hier auf dem Schiff. Was trieb ein so junges Mädchen zur See und in die Piraterie. Er würde ganz sicher nicht urteilen über sie und ihr tun, weil es ihm ganz einfach nicht zustand. Er war wahrscheinlich noch jünger als sie gewesen, als er seinen Lebensweg bestimmt hatte, indem er mit gerade einmal 15 Sommern seinen Vater ermordet hatte. Und nicht einfach nur ermordet. Er hatte ihn regelrecht gemetzelt. Ihm stand ein Urteil nicht zu. Doch die Antwort interessierte ihn aus Neugier.
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#3
Shanaya gab ein lautloses Seufzen von sich, während sie die freie Hand anhob, die bis eben noch auf dem Holz herum getrommelt hatte. Sie wusste nicht, ob der Verband überhaupt noch etwas brachte, aber so brav wie sie war, rückte sie ihn immer Mal wieder in die richtige Position. So lang war das Ganze jetzt ja auch noch nicht her. Also weiter zusammen reißen, sich ein bisschen Ruhe gönnen. Was ein verlockender Gedanke... Aber vielleicht kam ja auch irgendeine Ablenkung zu ihr? Ein bisschen Arbeit, die Beine bekommen hatte und sich zu ihr gesellte, um erledigt zu werden.
Und während sie diesem Gedanken in einem kleinen Tagtraum nachhing, wandte die junge Frau den hellen Blick ein wenig umher, sodass sie nun erkannte, dass da tatsächlich etwas Beine bekommen hatte. Oder eher schon immer hatte und jetzt in ihrer Nähe war. Der Samariter vom Marineschiff. Einer der Männer, die ihr zum Teil ihr Leben verdankten – und von denen sie noch keinen Dank gehört hatte. Tz. An diesem Gedanken hielt die Schwarzhaarige jedoch nicht lang fest, wog den Kopf nur ein wenig zur Seite und musterte den Dunkelhaarigen mit einem ruhigen Lächeln.

Spüre ich da etwa abschätzende Blicke?“

Oh, wie sie glaubte in solchen Momenten die Gedanken ihres Gegenübers lesen zu können. Aber vielleicht überraschte der Mann sie ja auch. Man sollte die Hoffnung ja nicht aufgeben.
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#4
Ihre Blicke trafen sich, doch keiner senkte den Blick. Lange Momente verstrichen, während denen sich keiner von beiden auch nur regte. Ein stilles Kräftemessen? Vielleicht. Yaris hatte bereits bemerkt, dass diese jungen Menschen hier an Bord furchtlos waren. Doch waren sie wirklich furchtlos oder war es nur jugendlicher Übermut, der in Selbstüberschätzung endete? So recht vermochte es der Attentäter noch nicht zu sagen. Es war ein Leichtes die Obrigkeit dieser Welt zu beurteilen, denn sie wurden durch nichts anders als Gier nach Macht, Einfluss und Geld bestimmt und waren daher leicht einzuschätzen. Doch Piraten waren ein anderes Volk.

Die sanfte Brise trug ihre durchaus belustigten Worte zu ihm und entlockten Yaris tatsächlich ein Lächeln. Eines der wenigen, die seine markanten Züge weicher erscheinen ließen.

“Keine abschätzenden Blicke, nur daran interessierte zu erfahren, was ein so junges Mädchen wie dich auf dieses Schiff und in die Piraterie treibt.“

Noch immer änderte der Attentäter seine Position auf der Reling nicht. Für eine Landratte saß er doch sehr furchtlos auf dem schmalen Holz, das ohne Sicherung oder Punkte zum Festhalten direkt in die Tiefe der kalten See hinunter führte.

“Vielleicht besteht die Möglichkeit, dass Ihr mir diese Frage beantwortet.“

Sehr gewählte Worte. Die wohl einzigen, zu denen Yaris fähig war, da er sie sich von den adeligen Kreisen abgeschaut hatte, in denen er sich doch relativ häufig bewegte, ohne je wirklich dazuzugehören. Und so fühlten sie sich auch an. Nicht sehr wohlschmeckend auf seiner Zunge – was sein Gesichtsausdruck wohl auch deutlich zeigte.
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#5
Bei der Antwort des Mannes hob Shanaya leicht eine Augenbraue. Natürlich kam er mit solchen Worten. Vielleicht sollte sie sich ein paar Narben, Warzen und Falten ins Gesicht malen, um alt genug auszusehen, sich dieser Frage nicht mehr aussetzen zu müssen? Einen Versuch war es wert, wenn sie dann nicht ständig auf ihr ach so unschuldiges und junges Alter abgestuft wurde. Aber wer wusste schon, wie lange der Dunkelhaarige hinter Gittern verbracht hatte. Vielleicht kam er aus einer Zeit, wo das alles noch anders gewesen war? Ein Gedanke, den die Schwarzhaarige mit einem kurzen Schütteln des Kopfes wieder verwarf. Der blaue Blick ruhte gelassen auf dem Mann, aber noch bevor sie zu einer Antwort ansetzte, fügte ihr Gegenüber noch etwas hinzu, was Shanaya die Augenbraue leicht anheben ließ. 'Ihr'. Diese Anrede ließ sie förmlich schaudern, auch wenn sie äußerlich einfach nur leise seufzte. Ein Samariter, der sich an gehobener Sprache versuchte? Wunderbar.

Sehe ich aus wie eine Adelige, die man so ansprechen muss?“

Ihr Kopf blieb zur Seite geneigt, ihre Stimme blieb gut gelaunt. Sie wurde viel zu viele Jahre so angesprochen – davon hatte sie für den Rest ihres Lebens genug.

Aber ich will das Leben führen, das ich will. Andere haben in viel jüngeren Jahren eine Familie – ich ziehe das Leben als Verbrecherin auf dem Meer vor. Und nur, weil ich Brüste habe und nicht 100 Jahre alt bin, stehe ich niemandem in etwas nach.“

Die junge Frau gab ein erneutes, leises Seufzen von sich. Vielleicht sollte sie das alles auf ein Schild schreiben? Dann blieb es ihr erspart, immer wieder die selbe Leier von sich zu geben.
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#6
Der Attentäter beobachtete die Reaktionen – ob klein und unscheinbar oder groß und offensichtlich – sehr genau. Es war sein Beruf sein Gegenüber einschätzen zu lernen und wenige Wochen im Gefängnis und unzählige Stunden unter dem Joch der Peitsche würden daran nichts ändern. Yaris entging die feine Reaktion nicht, die seine Worte in dem jungen Mädchen auslösten. Sie mochte sie gut zu verschleiern wissen, doch er erkannte es dennoch, als wäre sie unter dem Schmerz eines Peitschenhiebs zusammengezuckt. Was schloss er daraus? Sie kannte diese förmliche Anrede, hatte jedoch keine guten Erinnerungen daran. War sie ein Dienstmädchen in Adelshäusern gewesen oder entstammte sie gar selbst diesen Kreisen? Yaris wusste es nicht und konnte sich nur auf Vermutungen stützen.

“Du hast Züge und Haltungen, die auf bessere Kreise schließen lassen …“

Nun, immerhin hatte er schnell gelernt und die förmliche Anrede ausgelassen. Der 31 Jährige musste sich nicht noch unbeliebter machen, als er vielleicht schon war. Es war im Grunde auch nicht sein Wesen, Kommunikation zu betreiben. Doch war es das einzige Mittel, um an Informationen zu gelangen. Und noch stand zur Debatte, ob er sich der Mannschaft anschließen, die Schiffscarta unterschreiben würde. Ob oder ob nicht, hing davon ab, wie er die Menschen hier einschätzte und ob der Attentäter sich in diese Gruppe würde integrieren können oder nicht.

Ihre Antwort aber entlockte ihm ein erneutes Schmunzeln. Taffes Mädchen. Selbstbewusst. Unerschrocken. Sie bot die Stirn, auch wenn ihr Gegenüber so offensichtlich eine gefährliche Ausstrahlung verströmte wie Yaris es unweigerlich tat.

“Wie war dein Name, Mädchen?“

Egal, ob er nur bis zum nächsten belebten Hafen an Bord verbleiben würde oder doch länger, er würde sie nicht nur Mädchen nennen. Denn er hatte so das Gefühl, dass ihr diese Anrede noch weniger zusagte als die förmliche Wahl für Adelskreise.
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#7
Irgendwie hatte sie den Mann genau so eingeschätzt – dass er über sie urteilen würde, in welcher Art und Weise auch immer. Dazu gehörte er zu diesem undankbaren Pack. Sie hatte es schon nicht leicht. Aber was hatte sie erwartet? Wer sich einen... Beruf aussuchte, der von Männern dominiert wurde. Kein Wunder, dass man so wenig weibliche Piraten antraf. Dafür brauchte man schon ein dickeres Fell als der übergroße Teil der holden Weiblichkeit mit sich herum trug. Aber sie selbst sollte wohl ihre Erwartungen ein wenig zurück schrauben. Irgendwann würde sie das sicher lernen.

So? Woran genau meinst du das auszumachen?“

Ein fragendes Lächeln galt dem Mann. Nur daran, dass es ihr nicht unbedingt gefiel, so angesprochen zu werden? Das ließ so viele Möglichkeiten offen... Es war ihr einfach zuwider und hatte für sie Nichts mit Respekt zu tun. Zumal ihre Herkunft absolut nicht von Belang war. Genausowenig wie seine. Sie hatten alle ihre Vergangenheit, ansonsten wären sie sicher nicht auf einem Piratenschiff – oder wie im Fall des Mannes lange genug hinter Gittern.
Das Schmunzeln des Älteren ließ die Schwarzhaarige leicht den Kopf zur Seite neigen. Er schien wenigstens gelernt zu haben, ließ diese förmliche Anrede weg und fragte nach ihrem Namen.

Shanaya,“ war ihre schlichte, aber weiterhin von einem Lächeln untermalte, Antwort auf seine Frage.
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#8
Yaris musste schnell erkennen, dass mit diesem Mädchen nicht gut Kirschen-Essen war, wenn es sich mit ihr verscherzte. Woher er diese Einsicht erhielt? Es war ihre Ausstrahlung. Die kleine Schwarzhaarige war nicht nur selbstbewusst oder taff. Hinter ihr standen zudem Dinge wie Kampfeslust, Trotz. Sie war keines dieser dummen Dinger, die sich von jedem Dahergelaufenen Anweisungen geben ließ. Auch nicht von einem Mann wie ihm. Sie ging ihren Weg und folgte dabei ihren eigenen Überzeugungen. Das Mädchen hatte Rückgrat. Das half ihr natürlich in dieser Männerwelt zu überleben und sich durchzusetzen. Nur befürchtete Yaris zu gleichen Teilen, dass ihr das auch ziemlich schnell ihren hübschen Hals kosten konnte, wenn sie an die falschen Leute geriet.

“Es sind Kleinigkeiten, schwer zu benennen. Nenn es Intuition.“

Er zuckte leicht mit den Schultern, aber selbst das war bereits zu viel für die frischen Wunden. Dennoch verzog sich kein Muskel in seinem scharf konturierten Gesicht. Offenbar war er Schmerz gewohnt und hatte eine hohe Grenze dafür.

“Shanaya … schöner Name …“, sinnierte er und deutete mit einem Kopfnicken neben sich. “Ich beiße nicht und ich seh dir die Neugier an der Nasenspitze an …“ Warum sonst sollte sie ihn aufsuchen. Sie war wie eine Katze. Verspielt. Obwohl sie genau wusste, sich die Finger verbrennen zu können, pirschte sie sich dennoch wagemutig an das Objekt ihrer Neugierde heran.
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#9
Shanaya hob bei den Worten des Mannes leicht eine Augenbraue. Intuition. Wow. Eine langweiligere Antwort war ihm also nicht eingefallen? Nun gut, sollte ihr Recht sein. Das war kein Thema, das sie unbedingt vertiefen wollte – vor allem nicht mit diesem Kerl. Er fragte auch nicht weiter, also beließ sie es dabei. Sollte er das ruhig als stille Zustimmung nehmen, im Prinzip hatte sie keinerlei Probleme damit, wenn irgendwer etwas über ihre Herkunft wusste. Im Gegenteil, bei den meisten war es sogar ihr Vorteil. So unterschätzte man sie nur noch schneller, fiel noch eher auf die Nase. Aber sie band diese Tatsache einfach nicht jedem auf die Nase.
Die Mimik der jungen Frau änderte sich erst wieder, als der Ältere erneut zu sprechen begann. Ein schöner Name. Was sollte das nun werden? Wollte er sich auch noch einschleimen? Noch ein Kerl, der wunderbare in diese vorbereitete Schublade passte. Er sprang sogar mit Anlauf hinein. Was er dann tat, das Nicken in seine Richtung – und die Worte die folgten – ließen Shanayas blaue Augen einen Moment überrascht drein schauen. Er sah ihr die Neugierde an? Wenige Herzschläge vergingen, ehe Shanaya in lautes Gelächter ausbrach. Es war keineswegs falsch – eher genau das Gegenteil. Nur lachte sie den Mann ganz offenherzig aus. Glaubte er wirklich, sie sei an ihm interessiert? Egal auf welche Art und Weise – er lag damit in jeder Hinsicht so unendlich falsch. Sie musste aufpassen, schnappte nach Luft und versuchte, das Lachen zu unterdrücken. Das Ziehen im Kopf wurde damit nur wieder stärker.

Ist das etwa auch deine Intuition die da aus dir spricht? Es tut mir aufrichtig Leid, aber Du interessierst mich nicht mehr als der Dreck im Frachtraum. Deine Rettung war nur ein Nebeneffekt – ich hätte dich auch dort gelassen. Deine Freiheit hast du mir vielleicht zu verdanken, mehr aber auch nicht. Glaub mir, ob du hier bist oder sonst wo interessiert mich nicht im Geringsten. Und genauso wenig Interesse habe ich daran dich 'genauer' kennenzulernen. Ich muss nur wissen, wozu du in einer Crew fertig bist. Der Rest...“

Um ihre Worte zu untermalen zuckte Shanaya mit den Schultern. Und wieder musste die junge Frau lachen.

Aber der Witz war gut, wirklich.“
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#10
Die Lider verengten sich über scharf funkelnden grünen Juwelen. Die Kleine war halb so alt, brachte halb so viel auf die Waage wie er, kannte ihn kein Stück und hatte tatsächlich den Schneid, ihn nicht nur auszulachen sondern auch noch zu beleidigen. Nicht, dass sie es tat, störte den Attentäter, sondern was aus ihrem Mund kam. Hübsch anzusehen mochte sie ja sein, aber was ihren Charakter anging, war der so hässlich wie der Totengräber. Langsam ließ sich Yaris von der Reling an Deck sinken, sein Gegenüber fest im Blick. Die Bewegungen ließen erahnen, mit welcher raubtierhaften Geschmeidigkeit er sich für gewöhnlich zu bewegen vermochte.
Sie mussten ganz sicher keine dicken Freunde werden. Dieses Anliegen lag Yaris gewiss ferner als fern. Aber mit dieser Einstellung sollten sie eine Crew bilden – wenn er denn bleiben würde. Und da er eine Schuld gegenüber dem Captain dieses Schiffes zu begleichen hatte, würden sie sehr wohl eine Crew bilden müssen. Oh, er machte sich ganz sicher keine Illusion von Friede Freude Eierkuchen. Immerhin befanden sie sich auf einem Piratenschiff. Doch selbst da sollte seiner Auffassung nach ein gewisser Zusammenhalt unter der Crew herrschen.

Neben ihrer kleinen Gestalt, blieb der Ältere stehen und blickte auf sie herunter.

“Nun, dann sollte ich mich wohl glücklich schätzen, dass du einen guten Moment gehabt hast. Nichts desto trotz bin ich tatsächlich sehr dankbar für die Rettung meines Lebens, auch wenn ich nicht die Art Persönlichkeit mein eigenen nennen kann, die die Dankbarkeit und Freude darüber laut hinausschreit.“

Seine Miene, die vielleicht vor wenigen Momenten etwas offenere Züge gezeigt hatte, war wieder eine stoische Fassade.

“Du sagtest, die Kreise des Adels sind dir zuwider. Nun – Mädchen – dafür, dass du dich so vehement von ihnen distanzierst … bist du ihnen doch im Verhalten verdammt gleich.“ Genauso oberflächlich, genauso verlogen, genauso herablassend, genauso verzogen, genauso arrogant. Zumindest sah Yaris keinerlei Unterschiede zwischen ihr und den Adelskreisen, die sie angeblich so verabscheute. Für ihn war sie nur aus einem einzigen Grund Gesetzlose: aus Trotz.

Schweigend zog er sich von diesem Ort zurück, um an anderer Stelle ein neues, ruhiges Plätzchen zu finden. Aber eines war im bereits jetzt klar. Mit Shanaya würde er immer seine Probleme haben, weil der Attentäter in ihr nur das verwöhnte und verzogene Gör aus reichem Hause sehen konnte, egal, wie sehr er sich bemühte einen Hauch von einer furchtlosen Piratin zu entdecken. Oh, furchtlos war die Kleine definitiv. Doch das erwuchs lediglich aus ihrem rotzigen Trotz, es der Welt zeigen zu wollen.
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