Das Team der Inselwelten heißt euch herzlich Willkommen und steht euch bei allen Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Bei den Piratenoberhäuptern findet ihr eine helfende Hand für eure Fragen.
Die Zahl in Klammern gibt an, wie viele Tage der Charakter bereits an der Reihe ist (ab 7 Tagen). Ist die Zahl hellgrau unterlegt, ist das Mitglied aktuell abgemeldet. Aktuell: 10.11.
Liam Casey ist 25 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 149 Streifzügen in 50 Tavernen.
Habseligkeiten
ein Lederarmband mit drei bearbeiteten Amethysten, eine Geige aus Schwarznuss, eine mysteriös-eisige Schatzkarte, Ginsterkatze Sineca, ein silbernes Diadem
Körperliche Verfassung
Uneingeschränkt mit leichter Belastungsdyspnoe.
Als sich der Blick der Vier traf, schien der Beginn ihres Vorhabens besiedelt. Liam nickte; in seinem Körper sammelte sich die Aufregung, die Sorge, die Talin zu beschleichen schien, erreichte ihn hingegen nicht. Zu schnell hatte er sich umgewandt, um an Aspens Seite an der Spitze ihrer kleinen Gruppe die Treppe zu erklimmen, die sie hoffentlich recht schnell ans Ziel führen würde. Tatsächlich erstreckte sich vor ihren Augen recht bald der Trakt, den sie unweigerlich gesucht hatten. Hier reihten sich Gitter an Gitter und in den kleinen Zellen tummelten sich die Gefangenen. Ein unangenehmer Geruch mit einer Note von Ammoniak stieg ihm in die Nase – ein Geruch, den er durchaus auch von der Straße kannte. Ungewaschen, ungepflegt. Vielleicht sogar aufgegeben, wenn man so manchen ins Gesicht schaute, doch der Dunkelhaarige ließ den Blick fast schon professionell nach vorne gerichtet, ohne die Schatten in den Zellen genauer zu betrachten. Bloß nicht ablenken lassen. In seine Fall vielleicht sogar ein Wunder, doch eigentlich fand er schlicht gefallen daran, eine Rolle zu spielen, die er eigentlich nicht war. Er konzentrierte sich tatsächlich – allerdings nicht auf die Situation selbst, auf das Hier und Jetzt, als mehr darauf, das ganze aus den Augen einer weiteren, unbeteiligten Person zu sehen, die nur hier und da in die Rolle schlüpfte, die er darzustellen hatte. Der Autor eines Romans, den er aus der Sicht des Protagonisten schrieb. Der Unterschied nur: Das hier war die Realität. Und genau das verlor er dabei aus den Augen.
Vor ihnen standen zwei Gestalten, die sich vor einer der Zellen unterhielten. Lange unbemerkt war die kleine Gruppe selbstverständlich nicht geblieben, immerhin legten sie darauf nicht besonders viel wert. Viel mehr marschierten sie mit selbstbewussten, zielstrebigen Schritten auf die vermeintlichen Wachposten zu. Überzeugend wirken; so eben, als wüsste man genau, was man zu tun hatte. Den Uniformen nach zu urteilen, schien zumindest der eine ein nicht ganz so kleiner Fisch zu sein, aber genau kannte sich der Lockenkopf da auch nicht wirklich aus, weshalb der Gedanke recht bald als relativ unwichtig abgetan wurde. Kaum waren sie unweit der beiden Gestalten zum Stehen gekommen, hob Liam die Hand zum Salut, während er kurz überlegte, was zu sagen war, doch da hatte ihm der Blondschopf das Wort schon aus dem Mund genommen. Zugegeben: Liam war nicht wirklich traurig drum. Bisher hatte Aspen eher so gewirkt, als wüsste er, was er tat, weshalb er ihm auch in dieser Situation einfach vertraute. Der Unmut, der sich hinter ihnen ausbreitete, erreichte ihn erst viel, viel später, als er aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass Talin ihrem Prinzen einen kleinen Tritt verpasste. Liam blinzelte verwirrt, immerhin war er noch mit dem Gedanken beschäftigt, zu verstehen, dass sie offenbar mit voller Wucht versagt hatten, als Shanaya bereits einzulenken und etwas zu retten versuchte. Offenbar verschaffte sie ihnen wenigstens einen weiteren Versuch, den Aspen nun schlichtweg nur nicht versemmeln durfte. Liams Augenbrauen schoben sich ein wenig ernster zusammen. Ein wenig nervte ihn der gewollte Schwanzvergleich ihres Gegenübers dann doch, aber dieses eine Mal wollte er nicht derjenige sein, der ihr Vorhaben in Gefahr brachte. Wahrscheinlich blieb später auch noch eine Gelegenheit, dem Offizier den gut gemeinten Rat mit auf den Weg zu geben, wie lächerlich er damit machte. Armer Tropf. Musste schlimm sein, wenn man sich nur so wichtig fühlte, wie man Ränge trug und ein anderer darüber entschied, wie viel Respekt man entgegen gebracht zu bekommen hatte. Innerlich schüttelte er mit dem Kopf und musste ein Schmunzeln unterdrücken. Noch bevor Aspen allerdings antworten konnte, tönte Lärm zu ihnen hinüber. Liam sah auf und erblickte hinter der Schulter ihrer Gegenüber drei weitere Gestalten. Das konnte nun ihr Glück oder ihr Verderben werden.
Gott sei Dank wurde recht schnell offensichtlich, dass die drei Neuankömmlinge den Abend feuchtfröhlich verbracht hatten. Das konnte doch nur ihr Glück bedeuten? Im Übrigen hatte er bislang auch nicht mitbekommen, dass Talin ihren Bruder bereits gefunden hatte. Mehr oder minder schien er der einzige zu sein, der zum Namen 'Dravean' noch kein Gesicht vor Augen hatte. Er hatte aber auch einfach besseres zu tun, als auf das Vorgehen in seinem Rücken zu achten – die Betrunkenen brachen ungeniert in die Runde ein (Ha! Er war offenbar nicht der einzige, der der Meinung war, dass man jemandem keinen Respekt zu zollen hatte, der sich nur etwas aus Rängen machte!) und hatten gleich darauf auch schon Shanaya und ihn enger in ihren Kreis gezogen. Diese sprang auch sogleich auf ihre Chance ein, der Mister 'Ich-Habe-Einen-Rang' allerdings eher weniger begeistert entgegensah.
„Ihr Wachhund scheint davon eher weniger begeistert.“, flüsterte er nur für die kleine Gruppe hörbar an ihren neuen Freund und grinste ihm kurz entgegen. „Vielleicht hat er ja auch Angst, weil er weiß, dass er keine Chance gegen auch nur einen von ihnen hätte?“
Allein dadurch, dass sie nun vor den Gittern standen, hatten sie genügend Abstand zum Offizier, als dass er ihn gehört haben konnte. Davon abgesehen war mit Sicherheit sowieso alles ein bisschen gedämpft in seinen Ohren – die mussten vor Wut ja bereits rauschen und klingeln. Kein Wunder, armer Tropf, schien ihn seine eigene, betrunkene Belegschaft ja nicht ernstzunehmen. Und dann gabs da ja auch noch Aspen, der ebenfalls seine Wut auf sich gezogen hatte. Shanaya und er hatten dabei also sowas ähnliches wie Narrenfreiheit. Nur eben... Harmloser. Damit schob er sich mit sanfter Gewalt aus dem Griff dieses Filans und wandte sich wieder direkt an den Wortführer ihrer kleinen Diskussion.
„Dazu bleibt mit Sicherheit auch noch später Zeit.“, sagte er deutlich hörbar, dass er den Vorschlag dieses Filan – weniger vehement – zu vertagen versuchte, um wieder zu ihren Befehlen zurückzukehren. „Ich denke nicht, dass Captain Harper erfreut darüber sein wird, so lange zu warten, Sir.“
Jetzt schwang in seiner Stimme das Selbstbewusstsein eines waschechten Soldatens mit, der sich seiner Befehle sicher und bewusst war.
„Sollten Sie dem Befehl des Captain allerdings noch immer misstrauen, steht es Ihnen sicherlich auch frei, uns zu begleiten und die Verzögerung selbst zu erklären.“
Man hörte, dass er wusste (oder zu wissen glaubte), was er sagte. Und sollte sich dieser Wachhund tatsächlich dazu entscheiden, sie zu begleiten, gab es auf diesem Frachter genügend dunkle Ecken, in denen man ihn lautlos zurücklassen konnte. Allerdings berief sich Liams Hoffnung doch eher darauf, dass man ihnen den Gefangenen schlicht über- und sie ihren Befehl ausführen ließ. Auf jeden Fall war klar, dass Deggory nicht unbedingt begeistert von dem Gedanken war, die Verzögerung auf seine Kappe (höhö, Witz, den nur Shanny versteht) zu nehmen. Immerhin konnten sie nichts für sinnlose Schwanzvergleiche. Warum zum Henker sollte sich jemand auf einen Gefangenentransporter schleichen?! Woher also dieses Misstrauen? - Oh, moment. Was machten sie hier noch gleich...?
Skadi Nordskov ist 23 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Trithên geboren. Dieser mutige Pirat reist als Master Gunner durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 83 Streifzügen in 48 Tavernen.
Habseligkeiten
jeweils einen Dolch im Stiefel, 3 Wurfmesser in der Tasche an ihrem Hüftgurt, sowie eine Hand voll Giftpfeile und Tinkturen und ein Säbel an ihrem Rücken
Körperliche Verfassung
Ein fast verheiltes Veilchen auf der rechten Gesichtshälfte direkt am Jochbein und feine Schnitte am Oberkörper (von Holzsplittern).
4 Soldaten. So viele brauchte es um einen Bullen umzuwerfen oder von A nach B zu ziehen, wenn sein Spatzenhirn mit ihm durchging und er nicht einmal mehr dazu bereit war, die Hufe zu heben. Doch keinesfalls brauchte es 4 Soldaten, um einen einzigen Piraten aus dem Zellentrakt zu holen. Geschweige denn ihn in eine Kiste zu stopfen oder selbige dem Kapitän mit in die Kajüte zu tragen, da er ohnehin tief und fest schlafen musste. Skadi kannte die Gewohnheiten Harpers gut, lebte sie doch seit mehreren Jahren auf diesem Schiff unter seiner Aufsicht. Und leider Gottes zählte er zu eben jenen Schreckensgestalten, die die Drecksarbeit anderen überließen. Er nahm sich mit Leib und Seele und einem süffisanten Unterton in der Stimme jene Freiheiten heraus , die er anderen verwehrte. Vor allem jenen, denen er gern die Spitze seines verräterischen Dolches in den Rücken bohrte - einfach weil er es konnte. Nichts desto trotz blieb die Tatsache mehr als fragwürdig, dass er sich augenscheinlich ungeachtet seines geliebten Schönheitsschlafes dazu hinreißen ließ, dem Offizier in seiner erniedrigenden Lage mit seinen Sonderwünschen auf die Nerven zu gehen. Unter anderen Umständen hätte die Dunkelhaarige es ihm durchaus zugetraut. Denn er mochte den Mann in ihrem Rücken nicht. Ließ es ihn letzter Zeit deutlicher Spüren als noch zu Beginn seiner Arbeit auf der Morgenwind. Und doch bezweifelte sie, dass sein Hass ihm wichtiger war, als sein Schlag. Ein kurzer Blick huschte zu Enrique hinüber, dessen Anblick alles verriet, was Skadi zu wissen brauchte. Man musste kein Hellseher, Schamane oder Voodoo Priester sein, um die Skepsis zu erkennen, die sich dort auf den Zügen abzeichnete wie dunkle Schatten, die man kaum im Zwielicht erkennen konnte. Der Offizier traute dieser Konstellation an Zufällen und Personen genauso wenig, wie sie selbst, ganz gleich ob er sich ebenso offensiv dagegen stellte wie sie. Zumindest schien er im ersten Moment keine Anstalten zu machen, gegen die Verletzung jeglicher Etikette vorzugehen. Und es war irgendwie eine bittere Spur von Ironie, das die Nordskov selbst so viel Wert darauf legte, obwohl sie die Marine und ihre Gepflogenheiten so sehr verabscheute. Doch das Gefühl in ihrem Magen war etwas, auf das sie gelernt hatte zu vertrauen. Dessen Wichtigkeit sie nie mit einem Achselzucken unter die Teppichkannte fegte, weil ihr Vater sie gelehrt hatte auf ihre Instinkte zu vertrauen. Und ganz gleich, was sich noch herausstellen sollte, beobachtete sie den Blickwechsel zwischen den zwei kleineren Gestalten mit Misstrauen. Verschränkte die zierlichen Arme vor der Brust, weil es wohl an der Zeit war zu beobachten. Abzuwarten und die Situation in ihrer gesamten Form zu betrachten, statt sich blind links wie Haifischfutter hinein zu werfen.
Ganz davon abgesehen spielte sie sowie nur die "zweite Geige" in diesem Orchester und würde sicher nicht dazu herab lassen, irgendein Machtwort zu sprechen. Ihr Temperament war zur Zeit ohnehin feurig und ungestüm. Es war kaum klug, sich aus dem Schatten hervor zu tun und zu riskieren, ihren Posten als Sergeant auf diesem Schiff zu verlieren. Der Wunsch nach Vendetta war hartnäckiger als die Wahrung ihres Gesichtes. Und die Nordskov hoffte, dass sich das Gefühl von Erleichterung und Zufriedenheit wie Seide auf ihren Körper legen würde, sobald die Klinge ihres Schwertes den Körper des Kapitäns durchbohrte. Beinahe wäre ihr bei diesem Gedanken sogar ein Lächeln in die Mundwinkel gehuscht, hätte sich das Gepolter über ihren Köpfen nicht alarmierend in ihr Bewusstsein gedrängt. Scharf einatmend hob sich der dunkle Kopf gen Decke, starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen gegen die Dielen, dessen Holz womöglich fast so alt war wie sie selbst. Das konnte ja noch eine schöne Nacht werden, wenn sie die Trunkenbolde in den Zellentrakt verirrten. Und Skadi schickte bereits ein Stoßgebet an ihre Götter, dass Enrique nicht gänzlich die Fassung verlor und explodiert wie ein angezündetes Pulverfass. Noch nie hatte sie ihn in jener Verfassung erlebt, die sie wohl gleich zu spüren bekommen sollte, doch reichte ihre Vorstellungskraft um Längen aus, um sich auszumalen, wie intensiv die Adern auf seinem Gesicht pulsierten. Sich unter der braunen Haut abzeichneten wie zischelnde Schlangen, die sich aus seinem Körper heraus ins Freie zwängten. Kein schöner Anblick, noch weniger, wenn die Wut sie selbst treffen sollte. Und dann waren sie da, die fleischigen Berge. Stanken nach irgendeinem billigen Fusel, den sie wohl beim letzten Landgang erworben hatten und ihn dezent aufdringlich in Skadis Gesicht hauchten. Angewidert trat sie einen Schritt zurück, wirkte wütend und genervt, kaum dass die dunklen Augenpaare das Gespann hinter sich trafen, während Jones - sie sollte diesen Vollidioten endlich kastrieren!!!!- sich am Offizier vorbei zu dem Vierergespann vorwagte. Nur aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie sich der jüngste Gefangene ans Gitter schlich, die Lippen bewegte, ohne dass sie unter dem tosenden Gewitter des Offiziers nur ein Wort verstand. Schien zu sehr abgelenkt von den Männern in ihrem Rücken, deren Füße unschlüssig von einer auf die andere Stelle traten. Sie hatten absolut keinen blassen Dunst von den Ausmaßen, die dieses Verhalten noch annehmen sollte. Den Dimensionen und Abgründen, die sie damit herauf beschworen wie kleine Kinder beim Albern im Sand. Skadi verfluchte diese Männer gerade allein für ihre dümmliche Existenz und strafte sie mit einem Zucken der dichten Augenbrauen und angespannten Atemzügen. Griff mit einer schnellen Bewegung zur Seite und umfasste den weichen Stoff eines mit Alkohol durchtränkten Oberteils.
"Ganz dumme Idee mein Freund."
Ein vielsagender Blick huschte über ihre Schulter aufwärts. Direkt in die schweren Lider des Soldaten, die sich unter dem Vollrausch kaum aufrecht halten konnten. Ebenso wie der massive Körper, der gegen ihren Arm drückte und seinen Atem über ihre scharfen Züge legte. Jeder Zentimeter ihres Körpers sträubte sich just dagegen auch nur eine Sekunde länger hier zu bleiben. Wünschte sich von diesem Schiff zu verschwinden und in einem Wald unterzutauchen, der ihr so viele Jahre ein zu Hause gewesen war. Doch Aufgeben war keine Option, würde es nie sein.
"Geh schön zurück auf deinen Platz."Oder es setzt was.
Mit Nachdruck drängte sie den massiven Oberkörper zurück und presste dabei die schmalen Füße fest gegen den Dielenboden. Hoffentlich besann sich Enrique und schickte alle Anwesenden an Deck, mit einem Arschtritt, der sich gewaschen hatte. Denn was sie unter dem Stimmengewirr aus dem Mund des zuvor so schüchtern wirkenden Mannes vernahm, ließ ihre Ohrenspitzen zucken. Es stünde dem Offizier frei, sie zu begleiten. Beinahe wäre Skadi ein zynisches Prusten aus der Kehle gestolpert. Nicht nur, dass der Knilch eindeutig wusste, WIE er mit seinen Worten umzugehen hatte, war diese dezente verbale Backpfeife eindeutig auf Harpers Niveau. Schön den Dreck unter sich am langen Arm verhungern lassen. Das konnte er gut.
Erst als das Schleifen von Schuhen auf dem Boden zu ihr hinauf drang - ein gutes Zeichen, dass sich der Fleischklops hinter ihr auf den Weg zurück zu seinem Kollegen machte und den Versuch aufgab, Jones aus dem offensichtlichen Schlamassel zu befreien, in das er sich seines Spatzenhirns sei Dank manövriert hatte - wandten sich die dunklen Augenpaare durch das fahle Licht unter Deck voraus. Fixierten den dunklen Haarschopf Enriques, dessen ganze Körpersprache vor Anspannung überquoll. Und entweder war dieses Ziepen in ihrem Magen ein seltsamer Schrei nach Essbarem oder ein Hinweis darauf, dass hier etwas im Argen lag. Und der Offizier mehr wusste, als er augenscheinlich zu erkennen gab.
[Hinter Enrique und dem 5er Gespann | die restlichen 5 Betrunkenen im Rücken | in Sichtweite zur Zelle mit Talin, Lucien, Yaris und Samuel]
Weltenwind ist alt und wurde unter den Sternen der achten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Captain durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 71 Streifzügen in 37 Tavernen.
Die Gruppe betrunkener Soldaten – das konnte keiner der Beteiligten leugnen – lenkte die Augen des Geschehens zunächst von dem blonden Piraten ab, der sich so bis auf weiteres vor einer Antwort retten konnte. Denn während die drei Mit-Wächter scharfäugig die Veränderung in der Stimmung ihres ranghöchsten Offiziers wahrnahmen und vorsichtshalber auf ihren Plätzen am anderen Ende des Ganges blieben, wirkte der junge Filan alles andere als einsichtig. Ob er den herrischen Befehl Enriques an seinen Gruppenführer Jones überhaupt hörte, war fraglich. Wohl aber hörte er die Worte der beiden 'Neuen' die er in seine etwas grob ausfallende Umarmung geschlossen hatte. Das vom Alkohol benebelte Gemüt schluckte den Köder und hängte sich förmlich daran auf. Plötzlich spielte nichts anderes mehr eine Rolle, als der Gedanke, zu beweisen, dass er diesem gammligen, glatzköpfigen Piraten hier vor ihm um Längen überlegen war! Ein Grunzen antwortete Shanaya und Liam auf ihre leisen Herausforderungen und Filans Gesicht verzog sich in trunkener Entschlossenheit über die hinweg er nicht einmal bemerkte, wie sich einer der verkleideten Piraten aus seinem Griff löste.
Der Gefangene ihm gegenüber fletschte erneut die Zähne und ließ die Finger in der Faust knacken.
Der scharf zurecht gewiesene Gefreite Jones zuckte in dem Moment zusammen, als sich an Enriques Befehl Liams Bemerkung anschloss. Die Erwähnung Captain Harpers sorgte offensichtlich dafür, dass er einen Bruchteil seines Verstandes zurück erlangte. Genug, um sich Sorgen zu machen, was mit ihm geschah, wenn er ein weiteres Mal auffällig wurde und das bis nach oben durch drang. Während seine Kumpanen, die Filan begeistert anfeuerten, von Kaladar zurück gehalten wurden, machte er Anstalten, zu dem übereifrigen Besoffenen vorzudringen.
„Hey, Filan. Lass gut sein! Da oben wartet noch ein Fass auf uns!“
Erste Proteste wurden laut. Wüste Pfiffe und Verwünschungen drangen aus den nächstliegenden Zellen, deren Insassen sich an die Gitter begeben hatten und sich von der auf Krawall ausgelegten Stimmung der Betrunkenen offensichtlich anstecken ließen. Nur zu gern hätten sie gesehen, wie einer dieser verfluchten Marinesoldaten ordentlich eine auf die Fresse bekam.
Filan schien ebenso wenig von einem Abbruch der Aktion zu halten. Er drehte sich torkelnd um, ließ dabei die Schwarzhaarige los, ohne größere Notiz davon zu nehmen und gab sein bestes, Enrique zu fixieren.
„Komm se schon, Leutnant! Hier geht’s um meine Ehre!!“ Er machte einige wenige, stolpernde Schritte nach vorn. „Isch werd's dem zeign!“, posaunte er hinaus und machte Anstalten, nach dem Schlüsselbund an de Guzmáns Hüfte zu greifen. Mit dem nächsten Schritt verhedderte er sich in seinen eigenen Füßen und verlor das Gleichgewicht. In dem aussichtslosen Versuch, sich wieder zu fangen, stieß er gegen die Schulter des Leutnants, bevor er vollkommen haltlos in den Sergeant prallte und ihn unter einem ehrlich hilflosen "Oooooooh....!!" mit sich zu Boden riss.
Spielleitung für die Morgenwindgruppe
[Im Gang vor der Zelle von Yaris, Samuel und Lucien] # unmittelbar für Shanaya, Liam, Skadi und Enrique # nahe Aspen und Talin # in Hör und Sichtweite zu Samuel, Yaris und Lucien
Shanaya Árashi ist 17 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Navigator durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 170 Streifzügen in 155 Tavernen.
Habseligkeiten
Einen Degen, einen Dolch und eine Tasche voller Geheimnisse
Körperliche Verfassung
Endlich Mal wieder vollkommen uneingeschränkt!
Mit dem Arm um die Schulter fiel es Shanaya schwer, die innere Ruhe aufrecht zu erhalten. Es wurde Zeit, dass sie hier weg kamen. Aber jetzt eine Waffe zu ziehen... irgendeiner würde sicher fliehen können, Verstärkung holen. Und auch, wenn diese Zelle unglaublich bequem aussah, war der jungen Frau nicht danach, sich zu Talins Bruder und seinen Zellengenossen zu gesellen. Aber immerhin schien der Trunkenbold angebissen zu haben, was Shanaya beinahe ein leises Lachen entlockte. Ihre Miene sprach aber weiter einfach nur von leichter Genervtheit. Wie konnten diese Banausen auch so hier auftauchen? Und das einem Vorgesetzten gegenüber. Also wirklich! Dass die sich nicht schämten. Zu gerne hätte die Schwarzhaarige nun tadelnd mit dem Finger gewedelt, aber er in Richtung der zwei brummeligen Marinetypen. So eine schlechte Laune... Und das vollkommen grundlos! Beide machten deutlich, wie schlecht ihre Laune war – und je weiter ihre absank, desto besser wurde Shanayas Laune. Besonders der, der sich hier unten wohl am meisten auf sich einbildete machte kein Geheimnis aus seinem Zustand, er motzte nach bester 'Ich bin so ein hohes Marinetier und habe so viel zu sagen' herum, verwies die Betrunkenen. So ein langweiliges Spielverderber. Aber die Dunkelhaarige war sich sicher, sobald sein Captain auftauchen würde, kroch auch er im Dreck. Und da fragte man sich, wieso SIE keinen 'noblen' Arbeitsweg gewählt hatte. Es schauderte der jungen Frau bei diesem Gedanken, aber sie beobachtete das Schauspiel, noch immer in der Umarmung des Mannes, von dem eine ziemliche Fahne zu ihr hinüber zog. Gott, wenn ihre Eltern sie so sehen würden!
Liam hatte sich inzwischen auch zu Wort gemeldet, baute auf ihre Worte auf. Ob das die zwei Griesgräme überzeugen würde – Shanaya glaubte nicht daran. Sie rochen bestimmt, dass irgendetwas nicht stimmte... und sie vier hatten sicher auch diese Betrunkenen hier angeschleppt. Die gehörten nämlich eigentlich auch zu ihnen. Wäre es nur so... aber sie auf ihre Seite zu bringen dürfte nicht all zu schwer werden... der Übereifer einer der Männer sprach immerhin für sich. Und das machte er im nächsten Moment auch schon wieder überdeutlich. Auch wenn einer seiner Kumpanen ihn zurück halten wollte, die Herausforderungen schienen ihre Wirkung zu zeigen, angestachelt von den Insassen um sie herum. Fast hätte sich ein kühles Lächeln auf die Lippen der jungen Frau gelegt, aber sie unterdrückte es, das wäre vielleicht doch ein wenig zu verräterisch gewesen. Stattdessen beobachtete sie das weitere Geschehen, blickte nur für einen Herzschlag zu Talin, dann zu Liam, während Filan verkündete, dass es hier um seine Ehre ging. Oh ja, er war so ehrenhaft, ihre Eltern hätten ihn sicher direkt adoptiert. Die blauen Augen richteten sich auf den Mann, der dem hohen Tier entgegen torkelte – und nach etwas an seiner Seite greifen wollte. Ihr Blick verweilte dort nur einen Moment, allein schon, weil der Mann stolperte. Nur ein winziger Moment des Zögerns, Shanaya machte zwei Schritte auf den Stolpernden zu, streckte den Arm aus, ohne ihn wirklich erreichen zu wollen. Er stolperte, stürzte und riss das zweite hohe Tier mit sich, woraufhin sich ein vollkommen entsetzter Ausdruck auf die Züge der jungen Frau legte. Wie konnte er nur?! Mit diesem Blick bedachte sie kurz den Dunkelhäutigen, ehe sie sich schnaufend abwandte. Jetzt musste sie sich wirklich auf die Zunge beißen, um das Grinsen zu unterdrücken.
Mit möglichst erbostem Blick trat sie also zu den restlichen Betrunkenen, ihr Ziel war einer der Männer, die etwas seitlicher standen, die aber genauso betrunken wie Filan und mit der Situation komplett überfordert waren. Das perfekte Ziel also – und wer wäre sie, wenn sie DAS nicht ausnutzen würde? Bei besagtem Mann angekommen hob die junge Frau einen Arm, boxte recht kräftig gegen seinen Oberarm. Ihre Miene blieb weiterhin unbegeistert, auch als sie in die Richtung der am Boden liegenden deutete. Für Umstehende mochte es den Eindruck machen, als wolle sie ihn darauf hinweisen, dass er seinen Kumpel aufheben und verschwinden sollte, untermalt von der Hand, die nun beinahe vorwurfsvoll in Filans Richtung deutete. Sie sollten doch den Dravean zum Captain bringen (Das klang in ihren Ohren schon irgendwie witzig) und hatten keine Zeit, sich von diesen Trunkenbolden aufhalten zu lassen! Das sagte zumindest ihre Haltung – was sie dann aber mit ruhiger Stimme an den Soldaten richtete, war etwas ganz anderes. Shanayas Stimme war leise, darauf bedacht, dass niemand (!) der anderen sie hören konnte. Außer vielleicht der zweite Soldat, direkt neben ihnen. Und das wäre gar nicht Mal so tragisch… In dem, was sie sagte, schwang jedoch deutlich eine Herausforderung mit.
„Die sind mir viel zu steif, wir sollten das ein bisschen auflockern… Wenn ihr mir seinen Schlüssel bringt, verspreche ich euch einen ganzen Monatslohn und die Hälfte meiner Wochenration.“ Sie überlegte einen kurzen Herzschlag. „Und meine Ration Rum bekommt ihr auch. Was sagt ihr?“
Josiah Moggensten ist 31 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Kelekuna geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 66 Streifzügen in 7 Tavernen.
Der Attentäter lehnte – so bequem es ihm die auf dem Rücken gefesselten Hände eben zuließen – an den Gittern und beobachtete amüsiert, was da vor der Zelle abging. Das war echt Bühnenreif. Zwar ließ seine Mimik keine Rückschlüsse auf irgendetwas davon zu, doch dass er dem Geschehen aufmerksam folgte, durchaus. Da waren diese vier Gestalten, die quasi aus dem Nichts aufgetaucht waren. Mit ihrer Kiste und einer ziemlich fadenscheinigen Geschichte, die ihr Hiersein erklären sollte. Der zweite Offizier neben dem Leutnant, der das Ganze genauso skeptisch betrachtete, wie Yaris. Nur dass der – im Gegensatz zu ihm – dieses Theater hier nicht sonderlich lustig fand. Dennoch, sein Schneid beeindruckte Yaris nach wie vor.
Neben den ganzen kleinen, höchst interessanten Nebenschauplätzen, lag sein Hauptaugenmerk auf dem Leutnant. Yaris musterte ihn und seine Reaktionen aufmerksam. Eine gewisse scharfe Note hatte sich bereits in seine Stimmte geschlichen. Vielleicht hatte er die anfängliche Nachlässigkeit in Sachen marinehaftem Gebaren geduldet, doch hinter seinem gelassenen Gemüt lauerte es. Wie lange würde der große Blonde dem Druck, den der Offizier ausübte, standhalten? Würde er die Nerven bewahren? Was kam als nächstes für eine Ausrede? Die vier da konnten so lange Uniformen tragen, bis sie angewachsen war, sie würden trotzdem keine besseren Marinesoldaten abgeben. Mal ganz ehrlich. In puncto Hausaufgaben machen, mussten sie noch ein wenig üben.
Die Nervenstärke des Blonden aber konnte nicht mehr ausgetestet werden. Zu Anfang leise, noch während sich die beiden Männer ihr mentales Kräftemessen ausgetragen hatten, hatten feine Schallwellen die sensiblen Gehörgänge gekitzelt. Nun hatte man das Gefühl, eine Horde Elefanten trampelten die Treppe herunter. Wie auch alle anderen hob der Attentäter den Kopf zur Treppe. So viel zur Disziplin in der Marine. Na die war nicht sonderlich weit hergeholt. Himmel. Das musste peinlich sein für den steifen Schnösel von Leutnant. Und … jepp war es. Yaris hatte ja bereits das Vergnügen seines hitzigen Temperamentes gehabt. Im Moment? Der Mann glich einem Pulverfass, in dessen Nähe man mit einer offenen Flamme spielte. Amüsement glitzerte in den Tiefen seiner Augen, deren Grün durch die schummerigen Lichtverhältnisse unglaublich dunkel wirkte.
Wie lange? Wenn er nicht bald mit der geballten Faust auf den Tisch schlug, würde das hier ganz schnell außer Kontrolle geraten. Die Insassen waren bereits aufgestachelt. Bis eben hatte ein Großteil von ihnen Geschlafen oder zumindest Gedöst. Doch die Aktion der Soldaten hatte selbst den letzten auf die Beine gebracht. Und nun war der Wolf gereizt und witterte Blut.
Aus dem Augenwinkel zog eine andere Bewegung seine Aufmerksamkeit auf sich, die nicht zum eigentlichen Tumult gehörte, den die Marinesoldaten vor der Zelle veranstalteten. Oder vielmehr, den ein Soldat veranstaltete. Allerdings machten sich die zwei eben jenen Tumult zunutze. Der schmächtige Knabe und der junge Kerl, der zu sehr bei Kühnheit zugelangt hatte … sie standen sich am Gitter gegenüber direkt gegenüber. Noch viel interessanter waren die Wortfetzen, die – wenn auch leise – deutlich zu ihm herüberschwebten. Interessiert beobachtete er die beiden und machte noch nicht einmal einen Hehl aus seinem Interesse. Sollten sie wissen, dass er sie im Auge behielt. Die beiden kannten sich auf alle Fälle. Und nicht nur vom Sehen … Moment …Wissend wanderte sein Blick auf die andere Zellenseite, wo der Tumult ungeahnte Dramatik annahm. Die schrägen Gestalten waren doch nicht etwa … Diese kleinen Schlitzohren. Er war tatsächlich gewillt zu lächeln. Absolut Durchgeknallt. Sich auf eine Schiff der Marine zu schleichen. Aber sie hatten Eier.
Nun erhob sich Yaris doch, wenn auch steif und schwerfällig und in seinen Bewegungen äußerst eingeschränkt, die trotz allem die Geschmeidigkeit nicht verbergen konnten, mit der er sich sonst zu bewegen vermochte.
Yaris ließ den Tumult Tumult sein, um den es so und so zu seiner Rechten ruhiger wurde. Nein, sein Blick lag wissend und interessiert auf seinem jungen Zellengenossen und dem Jungen da bei ihm. „Du musst denen ja eine Menge bedeuten, dass sie für dich Kopf und Kragen riskieren.“, stellte er trocken fest und lehnte sich mit der Schulter an die Gitter.
{in der Zelle mit Sam und Luc | zuächst den Tumult vor der Zelle beobachtend | dann an Luc und Talin gewandt}
Samuel Zaedyn ist alt und wurde unter den Sternen der Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf Keine Angabe Streifzügen in Tavernen.
Noch bevor sich die Situation weiter zuspitzen konnte, wurde sie von einem lauten Tumult gesprengt, der sich zielstrebig auf sie zubewegte. Lallender Gesang, schallendes Gelächter und eine ganze Reihe Obszönitäten drangen an Samuels Ohren und ließen keine Zweifel daran, dass hier gerade einige sturzbesoffene Marinesoldaten schnurstracks auf dem Weg zu ihm waren. Der Bärtige schüttelte ungläubig mit dem Kopf anhand dieses gehäuften Aufkommens von Disziplinlosigkeit, die er seit seiner Ankunft auf der Morgenwind noch nie auf diese Art und Weise hatte beobachten können. Diese Nacht war zweifelsohne anders als alle vorherigen. Während er sich also eher über die sechs Neuankömmlinge, die viel zu tief in den Humpen geschaut hatten, amüsierte, schien auf De Guzmán das Gegenteil zuzutreffen. Dieser schien langsam die Contenance zu verlieren, auch wenn er nach wie vor versuchte, diesen Umstand nach Möglichkeit zu verbergen. Samuels Aufmerksamkeit richtete sich jedoch nicht auf die neu hinzugekommene Gruppe, sondern vielmehr auf seinen jüngsten Zellengenossen und den Blondschopf, der ihn augenscheinlich erkannt hatte - und das zurecht, denn prompt nutzten diese die entstandene Unruhe und die Tatsache, dass der Leutnant sich mit den Betrunkenen abgeben musste, um ein paar geflüsterte Worte auszutauschen, deren Inhalt er - obwohl in unmittelbarer Nähe zu dem Jüngeren, der anscheinend auf den Nachnamen Dravean hörte - aufgrund des Lärms auf dem Zellentrakt leider nicht verstehen konnte.
Das änderte jedoch nichts daran, dass er durchaus in der Lage war, eins und eins zusammenzuzählen. Diese vier angeblichen Soldaten hatte er noch nie zuvor gesehen. Sie waren zwar von den Betrunkenen als Neuankömmlinge bezeichnet worden und das mochte durchaus zutreffen, aber ihr Verhalten war dennoch äußerst verdächtig und Samuel hielt es für äußerst unwahrscheinlich, dass die Marine solche Grünschnäbel direkt auf eines der für den Gefangenentransport wichtigsten Schiffe schicken würde. Hinzu kam, dass der Blondschopf und sein Zellengenosse, den sie angeblich zum Kapitän bringen sollten, sich offenkundig vertraut waren. Mit rechten Dingen zugehen konnte diese ganze Geschichte also sicher nicht.
Nun richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Geschehen vor der Zelle. Sein Interesse galt dabei aber nicht dem allgemeinen Verlauf der Szenerie - die Situation war längst viel zu interessant geworden, als dass er noch auf sein eigenes Vergnügen bedacht gewesen wäre -, sondern vielmehr dem Verhalten der vier angeblichen Soldaten. Und auch wenn er nach wie vor nicht jedes Wort verstand, schien es ihm doch so, als würde das gezielte Einflussnehmen auf die Betrunkenen dazu führen, dass die Situation immer mehr außer Kontrolle geriet. Vielleicht waren auch alle zehn Verbündete? Das schien ihm kaum möglich, immerhin waren Jones und seine Kameraden schon länger auf diesem Schiff. Besonders der Kleinere, Schwarzhaarige fiel ihm nun auf, der zuerst mit dem Unruhestifter Filan sprach - der kurz darauf lauthalt kundtat, gegen einen der Gefangenen kämpfen zu wollen - und sich dann an einen der anderen Trunkenbolde wandte, nachdem De Guzmán und Nordskov in einer unglücklichen Verkettung von Umständen zu Boden gegangen waren.
Das Verhalten des Schwarzhaarigen konnte er jedoch nicht weiter beobachten, denn aus den Augenwinkeln sah er, wie sein zweiter Zellengenosse sich ein wenig zu Dravean lehnte und das Wort an ihn richtete - was an sich schon eine Kuriosität war. Dessen Worte waren laut genug gesprochen, um auch an seine Ohren zu gelangen und sie deckten sich mit seinen eigenen Beobachtungen. Vorsichtig machte nun auch er einen Schritt auf den jüngeren Gefangenen und den Blondschopf, der immer noch verdächtig nah bei ihm stand, zu.
"Wenn ihr euch weiter so verdächtig verhaltet, riskiert ihr beides völlig umsonst", murmelte er und behielt dabei die Szenerie außerhalb ihrer Zelle im Auge.
[ An der Zellentür | mit Talin, Lucien und Yaris ]
Lucien Dravean ist 21 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Kelekuna geboren. Dieser mutige Pirat reist als Captain durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 90 Streifzügen in 60 Tavernen.
Wie surreal, wie unbegreiflich dieser Augenblick ihm erschien. Gerade noch hatte Lucien nichts wirklich interessiert – am allerwenigsten der irrwitzige Gedanke an eine vorzeitige Flucht aus seiner Gefangenschaft. Immerhin war er nicht so naiv zu glauben, er hätte irgendeine Chance. Doch jetzt, drei Jahre nachdem sie sich das letzte Mal gesehen hatten, stand seine Schwester vor ihm, auf diesem verdammten Marineschiff, und plante eben das. Allein ihre Anwesenheit vermochte sein Verstand kaum zu fassen. Genauso gut könnte sie seiner Phantasie entsprungen sein. Wenn er nun die Hand durch die Gitterstäbe streckte, um sie zu berühren? Was dann? Würde sie einfach wieder verschwinden?
Verständnislos schüttelte der Dunkelhaarige den Kopf. Zum einen, weil er die Situation an sich kaum begreifen konnte. Zum anderen, weil Talins Antwort völlig verrückt klang.
„Und wie genau willst du das anstellen? Jetzt gibt er euch den Schlüssel bestimmt nicht mehr einfach so.“, zischte er ihr schnell, aber hörbar skeptisch zu und nickte kaum merklich in die Richtung des Leutnants.
Nicht, nachdem sie den Dunkelhäutigen derart misstrauisch gemacht hatten und bestimmt nicht, solange eine Horde besoffener Soldaten die Gefangenen anpöbelte. Und doch keimte in ihm eine ebenso absurde Frage auf: Was, wenn sie das tatsächlich irgendwie schafften? Keine Phantasie, keine Einbildung, sondern wirklich und wahrhaftig eine Möglichkeit, diesem Gefängnis zu entkommen? Die Aussicht darauf, sein verdammtes Leben zurück zu bekommen?
Hinter der leicht gerunzelten Stirn des 21-Jährigen begann es fieberhaft zu arbeiten. Auch wenn die Sorge um sie rasant Überhand nahm, sie war nun einmal hier und daran konnte er wenig ändern. Wie auch Talin ließ er den Blick rasch über die Szenerie außerhalb der Zelle wandern. Noch immer zogen die sechs Soldaten die größte Aufmerksamkeit auf sich, was die drei Begleiter seiner Schwester tatkräftig unterstützten. Er konnte nicht alles verstehen, was gesprochen wurde, aber genug, um zu ahnen, was sie damit bezweckten. Und ihm entging nicht, dass es wirkte, als einer der Betrunkenen das Gleichgewicht verlor und die beiden wachhabenden Offiziere fast von den Füßen holte. Die Gelegenheit zumindest wäre günstig, wenn sie nur an den Schlüssel kämen.
Doch eine Bewegung am Rande seines Blickfeldes lenkte Luciens Aufmerksamkeit wieder auf das Innere der Zelle und instinktiv zur Vorsicht gerufen spannten sich seine Schultern deutlich an, als der Attentäter sich, zwar beschränkt durch Verletzung und Fesseln, aber immer noch flüssig aus seiner sitzenden Position hievte und sich ein wenig zu ihnen neigte. Bei aller Sympathie, die er für den erfrischend trockenen Charakter des Mannes hegte – der 21-Jährige war nicht so dumm, zu glauben, er hätte hier einen vertrauenswürdigen Menschen vor sich. Ganz anders noch als bei ihrem ersten und letzten Gespräch schwieg der Dunkelhaarige und beobachtete den Älteren scharf aus dem Augenwinkel.
Einen Herzschlag später mischte sich auch der Bärtige ein. Das wunderte Lucien immerhin weniger, als die indirekte Frage des Attentäters, der sich bisher nicht unbedingt als Wortführer hervor getan hatte. Dennoch sorgte es nicht dafür, dass er sich sichtbar entspannte. Unwillkürlich trat der Jüngste der drei Gefangenen einen halben Schritt von Talin zurück, blieb jedoch nahe an den Gitterstäben stehen und wandte sich ein Stück weit seinen beiden Mithäftlingen zu.
„Ich wüsste nicht, was euch das interessiert.“
Kurz huschte der Blick der tiefgrünen Augen von dem Bärtigen zum Attentäter und wieder zurück. Weder, wer wem irgendetwas bedeutete würde er hier lang und breit erklären und ob sie dabei drauf gingen, konnte einem wie dem Bärtigen herzlich egal sein. Eben das lag unverhohlen in dem Unterton seiner Stimme. Vorbei war es mit der geheuchelten Offenheit ihrer gemütlichen Männerrunde.
„Es sei denn, ihr habt zufällig vor, euch ein bisschen nützlich zu machen.“, hakte er herausfordernd nach. Wenn einem von beiden das eigene Leben noch irgendetwas wert war, musste auch ihnen schnell klar werden, dass das hier eine allerletzte Gelegenheit sein konnte.
Enrique de Guzmán ist alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 48 Streifzügen in 21 Tavernen.
Habseligkeiten
Säbel, mehrere Messer, kleiner Kompass, Taschenuhr, Geld, kleine Puppe aus Holzperlen und Muscheln, (Steinschlosspistole, Sextant, Abenteuerroman, Brief, Dokumente, Pin, Samtbeutel mit Perlenkette)
Körperliche Verfassung
Die linke Schulter ist nach wie vor steif und sein Griff mit der Linken schwächer als gewohnt. Das wird nicht nur die nächsten paar Tage so sein, dazu war die Wunde zu tief.
Wegen der Ereignisse auf Mîlui und danach ist er in ruhigen Momenten etwas ablenkbarer, nicht ganz so aufmerksam und schnell wie sonst. Und allgemein schneller erschöpft.
Mehr und mehr lief das Alles aus dem Ruder. Dem Offizier in Enrique behagte die Situation überhaupt nicht und seine Position verlangte, dass er dagegen vorginge. Gut, so lange keiner die Zellentüren öffnete, würden die Insassen nicht viel tun können außer sie wüst zu beschimpfen, zu beleidigen und zu drohen. Aufgebracht oder amüsiert schwelgten bereits einige darin.
Der Draufgänger hingegen blühte auf und fing mit dem Abschätzen seiner Möglichkeiten an. Anmerken ließ er sich davon nichts sondern wahrte die die Maske des wütenden Vorgesetzten, was ihm keineswegs schwer fiel. Er wusste wie schmal der Grad war, auf dem er wandelte und dennoch fühlte er sich wie auf sicherem Boden. Wenn er wollte, dass sein Plan funktionierte, musste er Kaladar, Jackson, O'Reily und Martínez loswerden. Den Unteroffizier, weil er nicht wollte, dass ihm etwas zustieß und die anderen drei, damit sie dem Ergebnis nicht im Weg standen.
Das Auftauchen Browns und seiner Kanonenmannschaft im betrunkenen Zustand kam ihm, erkannt er, sehr gelegen. Und Deggeroys plötzliches Eingreifen gab ihm zusätzliche Handhabe.
"Der Kapitän wird so oder so warten müssen, bis diese Situation aus dem Weg geräumt wurde", ließ er den Lockenkopf vernehmen und umfasste mit einer Handbewegung die Betrunkenen, wandte sich an Kaladar, der über das Verhalte der Sechs genau so erbost war wie er, wie er mit grimmiger Befriedigung feststellte und wies ihn an: "Sergeant, sorgen sie dafür, dass die Betrunkenen wieder nach oben kommen! Ich kümmere mich um Harpers Sonderwünsche."
Kurz ließ er den Blick schweifen.
Jones nutzte die Gelegenheit und wohl auch einen Moment halbwegs geistiger Klarheit, drängt sich an ihm vorbei und redet erfolglos auf Filan ein. Seine Spießgesellen hielt lediglich Kaladar mit gewohnter Effizienz davon ab mit vorzustürmen.
Bei Dravean fanden sich jetzt seine Mitgefangen ein. Er brauchte nicht zu hören, was geflüstert wurde, sie hatten erfasst, was die Stunde geschlagen hatte und versuchten wie erwartet sich einzuklinken.
Filans Bitte ignorierend wandte er sich erneut den Vieren zu. So sehr ihm ihr Auftreten suspekt war, genauso wahrscheinlich mochten ihre Anweisungen echt sein, denn solch eine Zwickmühle wäre ein typische Harper. Auf der einen Seite könnte er ihnen Dravean aushändigen und den Rüffel dafür kassieren, dass er sich nicht erst von der Richtigkeit der Befehle und den Angaben der ihm unbekannten Besatzungsmitglieder überzeugt habe, zum Anderen konnte er auf die Angaben bestehen, das hier hinauszögern und seinen Vorgesetzten warten lassen oder andererseits seinen Posten verlassen und ihn stören. Egal welche der drei Optionen er wählte er würde sich dafür eine Zurechtweisung einhandeln.
Warum der Kommandant der Morgenwind allerdings vier Leute dafür schicken sollte war ihm ebenfalls schleierhaft. Einen Dritten hätte man mit der Kiste erklären können, wenn der Kapitän es aber wirklich so eilig hatte, wären sie nicht zunächst geschlossen in den Frachtraum gewandert und hatten sich dort mindestens eine Stunde aufgehalten. Schon gar nicht, weil sie sich gerade Rum entgehen ließen, je mehr, je länger sie bräuchten.
Nein, er glaubte nicht wirklich daran, dass diese vier Gestalten vom Kapitän kamen, es gab lediglich genug Eventualitäten, dass er es problemlos rechtfertigen würde können, sie nicht von vornherein in Ketten gelegt zu haben und der Sache nicht nachzugehen.
Nach außen hin bekam man nichts von diesen Gedankengängen mit. Auch nichts von der Entscheidung, dass es ihm egal wäre wie lange Harper warten müsse oder ob er ihn störte.
"Und was sie und ihre Order betrifft—"
Er brach ab, als der Betrunkene auf ihn losging. Reflexhaft machte Enrique einen Schritt nach vorne und drehte die Hüfte zur Seite, weswegen der Gefreite ins Leere griff. Dafür dem Stoß gegen die Schulter zu entgehen war schlicht nicht genug Platz, sodass er voll mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe der Zelle des Hühnen krachte während eine seiner Hände auf Säbel und Schlüssel landete. Dieses Verhalten durfte er nicht auf sich beruhen lassen. Dann eben andersherum. Wütend erhob er seine Stimme:
"Jackson, kommen sie her und bringen sie Willard nach oben!" Mit herrischer Geste wies er auf Filan, dann schickte er sich an, sich abzustoßen
Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie der Gefreite Kaladar zu Boden rieß, das sich der Glatzkopf hinter ihm bewegte und wie der Schwarzhaarige - was stimmte nur mit ihm nicht? - zu den anderen Betrunkenen trat, leise und vorwurfsvoll auf einen von ihnen einredete und auf den Übeltäter deutete.
"Und nehmen sie die anderen gleich mit. Jones! Helfen sie ihm, dann haben sie vielleicht Glück, dass ich Gnade vor Recht gehen lasse!"
{ Zellentrackt | direkt vor der Zelle des Hünen | mitten zwischen Skadi, den 6 Betrunkenen und den vier Piraten | in Hörweite der drei anderen Gefreiten und den Dreien in der Zelle }
Talin Dravean ist 18 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Kelekuna geboren. Dieser mutige Pirat reist als Captain durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 118 Streifzügen in 48 Tavernen.
Habseligkeiten
Zwei versteckte Dolche, einen Degen, eine Kette und einen Beutel mit Münzen
Körperliche Verfassung
Auf Kaffeeentzug. Eine frische Narbe auf dem linken Handrücken.
Es war faszinierend, wie schnell man vergessen oder zumindest nicht mehr beachtet wurde, wenn man sich nur still im Hintergrund hielt. Mit schnellen, aufmerksamen Blicken, erfasste sie die Situation, die sich vor ihr abspielte. Shanaya und Liam hatten ganze Arbeit geleistet, indem sie den betrunkenen Soldaten aufgestachelt hatten. Innerlich grinste Talin über das Talent der beiden, doch nach außen hin blieb sie angespannt und ihr Herz schlug, als wolle es gleich herausspringen. So war es nicht geplant gewesen, verdammt noch mal!
Für einen kurzen Augenblick gingen ihr ein paar 'Was wäre wenn...'-Szenarios durch den Kopf, denen sie allen hinterher trauerte. Doch so schnell sie gekommen waren, so schnell fand sie sich auch mit der neuen Lage ab und arbeitete an einem neuen Plan, der in ihrem Kopf langsam Gestalt annahm. Jetzt war nicht die Zeit, sich nett mit den anderen zusammenzusetzen und darüber sie diskutieren, wie sie am besten vorgingen. Sie mussten handeln, doch dafür brauchten sie erst einmal den Schlüssel.
Noch einmal glitt der grünblaue Blick über den Tumult, bevor sie zu ihrem Bruder sah und ihn schief angrinste.
„Tja, jetzt heißt es improvisieren.“
Und mit diesem eigentlich wenig vertrauenerweckenden Kommentar, beugte sie sich runter, setzte vorsichtig die Kiste ab und öffnete sie. Lange verweilte sie allerdings nicht mit ihren Gedanken bei der Katze, sie hoffte nur, das schlaue Tier würde für ein bisschen Ablenkung sorgen, als sie auch schon mit den Fingern ihrer einen Hand in ihrem Stiefel rumtastete. Als die Fingerspitzen das warme Metall berührten, zog sie den Dolch langsam heraus. Sobald er in ihrer Hand lag, drehte sie ihn herum, damit keiner die Waffe in ihrer Hand sah. So ruhig wie möglich richtete sie sich wieder auf und sah sich einem anderen Bild gegenüber.
Gerade noch hatte der eine Betrunkene so lautstark nach einem Kampf mit den Gefangen verlangt und plötzlich lag er auf einem der beiden wachhabenden, wichtigen Marinetypen. Talin blinzelte kurz überrascht und ließ dann den Blick zu dem schwarzhaarigen gleiten, der dem Angeheiterten zwar ausgewichen war, jetzt aber mit dem Rücken zu einer Zelle stand. So einfach wendete sich also das Blatt.
Aber für den Moment ließ sie es bleiben, noch war nicht der perfekte Moment gekommen, um sich einzumischen, als sie eine Bewegung in der Zelle von Lucien wahrnahm. Sie blieb still, als der verletzte und gekettete Mann näher zu ihnen kam. Sie bemerkte, wie ihr Bruder wachsamer wurde und sie selbst tat es ihm gleich. Er hatte mehr Zeit mit diesen Männern verbracht, als sie, daher überließ sie es auch ihm. Als dann auch noch der andere sich einmischte, schien das Kaffeekränzchen ja perfekt zu sein. Die Blonde verdrehte leicht die Augen, hielt den Kopf aber noch gesenkt und den Dolch fest an ihre Seite gepresst. Neben sich hörte sie den Leutnant lautstark Befehle erteilen, die das ganze Unternehmen zum Scheitern bringen würden, wenn sie jetzt nichts unternahmen. Sie gerieten langsam unter Zeitdruck. Und die drei Männer in der Zelle betasteten sich vorsichtig, statt einfach zum Punkt zu kommen.
Unwirsch hob sie den Kopf, schob den Schirm ihrer Mütze ein bisschen hoch und sah den altklugen Bärtigen direkt an. In diesem Moment war es ihr egal, ob die beiden Mitgefangenen ihres Bruders sie als Frau erkannten. Sie mussten sich ran halten.
„Schätzchen, von jemandem, der ganz offensichtlich auf der falschen Seite der Zelle sitzt, kann ich gerade keine klugen Sprüche gebrauchen.“ Als ob sie nicht selbst wüsste, wie verdächtig sie für den nüchternen Anteil der Marinecrew wirkten! Und wie schief das hier alles laufen konnte! „Aber ich geb' dir nen Tipp. Wenn du ganz brav bist und dich nützlich machst, dann bist du herzlich eingeladen, mit uns von hier zu verschwinden.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sie sich um, wollte sich schon einem der Marinetypen stellen, der ihr vielleicht zu Nahe kam, um sie fortzubringen. Doch soweit kam es gar nicht erst. Der Leutnant, der immer noch mit dem Rücken an der Zelle stand, wo er schützend die Hände über Schlüssel und Säbel gelegt hatte, wurde auf einmal von hinten gepackt. Der Glatzkopf, aufgepuscht durch den Betrunkenen, hatte die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sich von hinten an den Marinesoldaten herangewagt. Sein Arm schlang sich um den Hals des Schwarzhaarigen und zog ihn heftig und ohne Mitleid gegen die Gitterstäbe. Sein Gesicht war dabei zu einer mordlüsternen Grimasse verzogen, die von einem eiskalten, ja gar berechnenden Grinsen geschmückt wurde.
Für einen Moment blieb Talin stehen, überlegte kurz und setzte sich dann in Bewegung, bevor einer der anderen Soldaten es tun konnte. Sie zog die Hand mit dem Dolch, den sie eigentlich Lucien hatte geben wollen, vor ihren Körper und trat dann mit schnellen Schritten vor den Leutnant. Mit der Waffenhand griff sie nach oben, als wolle sie den armen Mann aus dem Griff des Verbrechers befreien. Stattdessen drückte sie ihm die Dolchspitze an sein Kinn. Sie konnten jetzt nicht mehr nett sein und ihre Tarnung war auch so gut wie aufgeflogen.
„'Tschuldigung, Sir. Aber Befehl ist Befehl, nicht wahr?“
Und damit griff sie mit der freien Hand nach dem Schlüssel an seiner Seite.
[Morgenwind | erst bei Luc, Samuel und Yaris ; dann bei Enrique vor der Zelle des Glatzkopfs]
Liam Casey ist 25 Jahre alt und wurde unter den Sternen der ersten Welt auf der Insel Yvenes geboren. Dieser mutige Pirat reist als Seemann durch die Meere der Inselwelten und plünderte mit der Crew bereits auf 149 Streifzügen in 50 Tavernen.
Habseligkeiten
ein Lederarmband mit drei bearbeiteten Amethysten, eine Geige aus Schwarznuss, eine mysteriös-eisige Schatzkarte, Ginsterkatze Sineca, ein silbernes Diadem
Körperliche Verfassung
Uneingeschränkt mit leichter Belastungsdyspnoe.
So, wie er Shanaya bisher kennengelernt hatte, juckte es gerade nicht nur ihm in den Fingern, irgendetwas zu tun, um die Lage wieder in die eigene Hand zu bringen. Zwar mochten sie gerade in der Unterzahl sein, aber die Betrunkenen waren eindeutig recht einfach zu bereden und zudem noch begeistert von der Idee, sich eine handfeste Schlägerei mit den Gefangenen zu liefern. An sich ja schon mal ein guter Anhaltspunkt, wenn da nicht noch zwei Leute gewesen wären, die zu ihrem bedauern ziemlich nüchtern waren. Und humorlos. Und verdammt noch mal viel zu er auf Rang und Position erpicht, als dass sie einfach mal Anweisung Anweisung sein ließen. Sie machten es ihnen wahrlich nicht einfach, aber ausnahmsweise wollte Liam dieses Mal nicht derjenige sein, der alles wieder zum eskalieren brachte. Nicht wie damals in der Taverne (wobei das eher Sinecas Verdienst gewesen war) und auch nicht so wie am Hafen, als er ihren schwarzen Kumpanen mal eben zum Gejagten gemacht hatte. Zugegeben – bisher hatte es jedes Mal funktioniert, aber das hier war brenzliger. Sie waren auf hoher See. Eine Flucht erwies sich also als wesentlich schwieriger, wenn nicht alles irgendwie nach Plan verlief. Auch, wenn es nicht seine Stärke war, sich an Pläne zu halten – dieses Mal gab er sich Mühe, dass er wusste, wie viel Talin am Gelingen dieses Vorhabens lag.
Liam zog die Augenbrauen zusammen, als ihn der Oberste auf später vertrösten wollte und sich stattdessen erst einmal an seinen Kollegen wandte und ihm anwies, die Schar an Betrunkener zu beseitigen. Indes fand Liam Zeit, kurz zur Seite zu spähen, wo Shanaya weiterhin versuchte, ihre vermeintlich einzige Chance ein wenig aufzuwiegeln und ihnen mehr Chancen zu erarbeiten. Das, was er hörte, klang gar nicht mal so dumm und ließ ihn flüchtig lächelnd den Kopf schütteln, ehe er sich wieder seinem Gegenüber zuwenden wollte, um kurzerhand mit anzupacken und die kleine Gruppe Betrunkener zusammenzutreiben. Vielleicht stimmte das den Rest ja ein wenig versöhnlicher. Tatsächlich sprach der Dunkelhaarige sie gleich darauf, dass wieder etwas Ordnung herrschte, wieder an, kam allerdings nicht sonderlich weit in seiner Ausführung, denn einer der Betrunkenen hatte sich auf Shanayas Anraten hin schließlich tatsächlich dazu entschlossen, den Versuch zu starten, mit wankendem Schritten an den Schlüssel zu kommen, der ihn von Ehre und Vergnügen trennte. Statt ihn aufzuhalten, als er auf seiner Höhe war, bewegte sich Liam instinktiv zur Seite und bemühte sich um eine irritierte Miene. Gleich darauf lagen sie beide am Boden – oder zumindest einer, denn ganz so dumm war der Offizier dann doch nicht. Trotzdem – die Haltung, mit der er sich nun an die Gitter drückte, um den Griffen des Soldaten zu entgehen, konnte man bei bestem Willen auch nicht mehr 'Stehen' nennen. Liam wirbelte herum, sein Blick suchte den Schlüssel, während er eilig überlegte, wie sie nun am besten, einfachsten und sichersten rankämen – Sineca! Doch als er sich nach Talin umsah, hatte sie die Kiste bereits zu Boden gestellt. Der Deckel war leicht geöffnet, Sineca damit irgendwo verschwunden. Sehr gut. Fast gleichzeitig mit dem Tumult an seiner Seite, wendete er sich wieder herum, bloß um zu sehen, dass einer der Gefangenen seine Chance genutzt hatte. Liams Blick glitt erst über die harten, mordlustigen Züge des Zelleninsassen, ehe er auf den Zügen des Offiziers hängen blieb, der nun wirklich in einer misslichen Lage steckte. Und dann endlich war es soweit – Talin machte den ersten Schritt, der für den Rest ihrer kleinen Truppe bedeutete, dass es nicht mehr darum ging, eine Illusion aufrecht zu erhalten, die ohnehin am Bröckeln war. Ihr Captain kümmerte sich direkt den Offizier, der nicht mehr nur von hinten, sondern nun auch von vorne belagert wurde. Liam schenkte dem Inhaftierten ein kurzes Nicken, anerkennend und leise versprechend, dass er sich damit vielleicht die Freiheit verdient hatte, ehe er rasch den anderen nüchternen Soldaten ins Auge fasste. Er war als einziger hier unten eine wirkliche Gefahr – der Rest war bereits mit Stehen überfordert.
„Hey!“, zischte er Shanaya zu, und wies mit einem Ruck des Kopfes in Richtung Talin, damit sie ihr den Schlüssel abnahm und die Blonde sich weiterhin um den Marineoffizier kümmern konnte.
Gleichzeitig zückte er blitzschnell seinen eigenen Dolch und nutzte das Durcheinander um die wenigen Schritte, die sich zwischen dem zweiten Soldaten und ihm befanden, zu überbrücken. Ohne groß darüber nachzudenken, zog er ihn zur Seite und schlang ihm ebenso den Arm über Brust und Hals, um ihn im Griff zu haben. Irgendetwas irritierte ihn dabei, vielleicht, weil er ihn sich kräftiger vorgestellt hatte, als er letztendlich war, aber Liam hing sich daran nicht wirklich auf. Stattdessen hob er ihm ebenso den Dolch an den Hals.
„Dir passiert nichts, wenn du ruhig bleibst.“, hauchte er Kaladar recht überzeugt ins Ohr, ehe er die Stimme wieder erhob. „Heey, der Kampf ist doch total unfair! Wir sollten dem Offizier helfen und die Zelle öffnen, damit sich dieser Verbrecher nicht hinter Gitterstäben verstecken kann!“
Damit wandte er sich an die übriggebliebene Menge Betrunkener. Und wenn sie nicht parierten, hatten Aspen und Shanaya mit Sicherheit den größten Spaß daran, sie einfach umzukegeln. Bis sie sich wieder auf die Beine gearbeitet hatten in ihrer momentanen Verfassung waren sie (hoffentlich) längst über alle Berge. Wobei eher zu hoffen blieb, dass sich Aspen den anderen Nüchternen schnappte.
{Zellentrakt, schnappt sich Skadi | Gefangene, Piraten, Marine }