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Paranoia fills my head
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
#31
Sie genoß es. Das sah man ihr deutlich an. Alex schmunzelte hörbar, schüttelte amüsiert den Kopf und klopfte sich selbst noch einmal kurz die Kleider ab, ehe er ihr die Tür öffnete und ins Innere des des Gasthauses folgte. Obwohl er damit gerechnet hatte, war er überrascht, dass es nicht nach Dreck, Schweiß und Alkohol roch, sondern sogar eine angenehme frische Briese durch die Räumlichkeit wehte. Warm war es trotzdem, doch das Klima war er gewohnt - dass es im Schankraum nicht stickig war, weniger. Man hätte sich fast daran gewöhnen können, hätte Alex nicht von vornherein mit abschätzigen Blicken gerechnet, weil ein einfacher Seemann wie er in den Räumlichkeiten wohl auch kein gewohnter Anblick war. Sie waren nur weniger auffällig, als er gedacht hatte. Alex' Blick hatte noch einen kurzen Moment nach Soulas selbstverständlich wirkenden Nicken auf ihrem Hinterkopf gelegen, ehe er ihr bereitwillig zu einem der Tische folgte und den Blick argwöhnisch zwischen den Gästen hindurchwandern ließ. Wäre er nicht selbst so im eigenen Trott gefangen, hätte er das Ambiente vielleicht sogar genießen können. Seine Augen sondierten kurz die Möbel, während er mit den Fingern darüberfuhr und sich schließlich ihr gegenüber niederließ. Er hatte gar nicht die Zeit, sich wieder seiner Begleitung zuzuwenden, da kam auch schon eine Dame an ihren Tisch, um ihre Bestellung aufzunehmen. Alex musterte sie kurz, Soula schien sich auf Anhieb wohlzufühlen.

„Ehm, ja.“, begann er, als die Blicke erwartungsvoll auf ihm lagen. Ente klang teuer. Ente klang zumindest in diesem Laden teuer. Egal, er hatte noch das Geld für die Reperaturen der Sphinx - im Zweifel würde er eben da improvisieren müssen. „Das Wild, bitte. Und ein Bier.“

Wild war einfach zu bekommen, wenn man ein paar fähige Jäger hatte. Einfacher jedenfalls als Ente und von Fisch hatte er nach all der Zeit auf See irgendwie genug für den Moment. Bier war im Normalfall auch nicht allzu teuer, also würde hoffentlich genug für ihre Prinzessinnenbehandlung übrig bleiben. Er nahm sich jedenfalls nicht viel Zeit zum Zögern. Alles andere wäre auffällig gewesen.

„Du warst so zielstrebig. Warst du hier schon mal in den letzten Tagen?“, fragte er schließlich leise, als die Dame sich umgewandt hatte, um ihre Bestellung weiterzugeben. Mit den Getränken kam sie auch gar nicht so viel später bereits zurück, servierte Soula ein Achtel Wein und stellte danach einen eigenartig sauber wirkenden Humpen vor Alex' Nase ab.
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
#32
All die Gedanken und Gesichtsausdrücke, die Alex mitbrachte, als sie durch den Schankraum schritten, bekam Soula nicht mit. Erst als sie sich an einem Tisch gegenübersaßen, kam ihr Alex gegebenenfalls ein bisschen überfordert vor. Soula schmunzelte in sich hinein, ließ dies aber nicht nach außen scheinen. Sie lächelte, fühlte sich durchaus wohl, mal etwas anderes zu essen zu bekommen als das, was sie die ganzen letzten Wochen auf der Sphinx bekommen hatte. Nicht, dass es sie nicht sättigte oder es abscheulich schmeckte. Es war eben nicht das, was Soula kannte. Aber das war es, woran sie sich gewöhnen musste. Gewöhnen würde, denn ihre Reise mit der Sphinx war noch nicht vorbei. Zumindest nicht, wenn man sie fragte. Eine Insel weiter reichte ihr nicht. Es musste weiter sein, bis sie sich von den Piraten wieder lösen konnte.

Alex bestellte und als er fertig war und die Bedienung verschwunden, schmunzelte sie ihm nun offen zu. „Gute Wahl.“ Ob man hier eine schlechte Wahl treffen konnte, verriet Soula ihm nicht. „Ich habe mir die Stadt angesehen, ja.“ Das Erste, was sie aufgesucht hatte, war der Markt, dann die Bibliothek und den Schreibladen. Man merkte einer Stadt schnell an, welches Viertel welchen Bewohnern gehörte. „Ich weiß gerne darüber Bescheid, wo ich mich aufhalte.“ Und welche Fluchtwege man einschlagen konnte, wenn man sie brauchte. Falls man gegebenenfalls einen Einbruch plante. Den Soula natürlich nicht plante. Hier an diesem Ort würde sie auch nicht über Piraterie, Diebstahl oder sonstiges sprechen wollen. Augen und Ohren waren überall und das war auch manchmal gefährlich. Besonders in der adligen Gesellschaft. Als die Getränke kamen, lächelte Soula. Wie lange hatte sie keinen ordentlichen Wein mehr bekommen? Zu lange. Ja, Soula freute sich darüber und hob das Glas in die Höhe, um mit Alex zumindest über die Luft anzustoßen. Sie hatte Sorge, dass Alex so ungeschickt war und mit seinem Humpen das zierliche Weinglas einfach zertrümmerte. Das wollte sie nicht. Anschließend nahm sie einen ersten Schluck. „Vorzüglich.“ Ein Wort, das Soula in Gesprächen mit der Crew noch nie verwendet hatte. Sie passte sich mehr den Gegebenheiten an.
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
#33
All das hier war ja nicht neu für ihn und trotzdem fühlte sich Alex auch nach den Jahren, die er mit Liam und Lubaya unterwegs gewesen war, einfach nicht wohl an solchen Orten. Liam merkte man seine Herkunft oftmals nicht an. Wobei, Alex vergaß sie eher, weil sie meist auf Reisen gewesen waren und von der Hand in den Mund gelebt hatten. Gehobene Küche hatten sie sich meistens nicht leisten können, aber auch nicht leisten wollen. Essen, am offenen Feuer gegrillt, die Sterne über ihren Hängematten – das war es, was sie meistens gehabt hatten. Mit Lubaya waren sie hier und da mal eingekehrt, um ihr eine Freude zu machen, aber letztlich war auch sie ein Freigeist gewesen. Eine Piratin. Sie war nur besser im Umgang mit Gold gewesen als die beiden Männer.

Alex jedenfalls fühlte sich hier drin beobachtet – von mehr Leuten als nur Soula, die ihm gegenübersaß, ihm schließlich mit dem Wein zuprostete und sich dann über die zubereitete Ente auf ihrem Teller freute. Auch der Lockenkopf musste zugeben, dass das Essen erstaunlich gut war – nur eben nichts für seinen Geldbeutel, eigentlich. „Vorzüglich.“, wiederholte Alex mit einem belustigten Schmunzeln, als wäre das Wort etwas, was sie eindeutig komisch darstellte, obwohl doch eigentlich er der Fremdkörper in diesem gehobenen Gasthaus war. Doch tatsächlich konnte sich Alex benehmen, schaffte es, nicht sonderlich anhand fehlender Manieren aufzufallen und so brachten sie das Essen mit ein bisschen unbekümmertem Smalltalk hinter sich. Am Ende schaffte es Alex sogar, gänzlich dafür aufzukommen wie versprochen, ohne sich heimlich als Tellerwäscher zu verpflichten und mit viel zu viel Gold weniger im Beutel, aber immerhin gesättigt brachen sie wieder auf, um Soula zurück zur Sphinx zu bringen, wie er es ihrem Schoßhündchen versprochen hatte. Sie nahmen eines der Themen wieder auf, die sie während des Essens offen und locker besprochen hatten und liefen gerade die Straße Richtung Hafen entlang, als dem Mason drei Gestalten ins Auge fielen, die ihn augenblicklich mit Argwohn erfüllten. Unauffällig streifte sein Blick die drei uniformierten Marinesoldaten, die ihnen auf dem Weg entgegenkamen und sich lautstark unterhielten, als wären sie gänzlich allein auf der Welt. Er rümpfte die Nase und wollte sich gerade wieder Soula zuwenden, als sie – noch immer einige Meter vor ihnen – einen Namen nannten, der mehr in ihm weckte, als ihm lieb war. Alex dachte nicht lange darüber nach – ihm war nur klar, dass er diese Männer länger belauschen wollte, als er könnte, wenn sie stetig weiter aufeinander zu liefen. Er brauchte Zeit. Er brauchte einen Grund, weshalb sie stehen blieben, ohne dass Soula einen Verdacht schöpfte, dass er sich gerade mehr für das Gespräch dieser Dreiergruppe interessierte, als er sollte. Zum Glück war er schon immer ein Mann der Tat gewesen, denn einen Augenblick später drehte er sich bereits in den Weg der Jüngeren, um sie sanft aber bestimmt an eine Hauswand zu pinnen, als wäre das das Normalste der Welt zwischen ihnen.

„Red‘ einfach weiter.“, sagte Alex, die Aufmerksamkeit sichtbar hinter sich gerichtet. Mit dem Unterarm stützte er sich über ihrem Kopf ab, der Rest seines Körpers war zwar nah, aber nicht so nah, dass sie sich wirklich berührten. Sein Ziel war es nicht, Soula zu bedrängen – er wollte nur ein Alibi, um den drei Männern, die an irgendeinem Stand hinter ihnen stehen geblieben waren, länger zuhören zu können, während sie von Oberstleutnant Miller redeten. Nur leider schienen sie jetzt das Thema gewechselt zu haben. Dabei hätte Alex nur zu gern gewusst, ob er hier war…
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
#34
Schon von Anfang an hatte sich Soula auf der Sphinx wie ein Fremdkörper gefühlt, als gehöre sie dort nicht hin. So war es eigentlich auch, nur wollte sie das durchziehen. Unter allen Umständen. Und Umstände waren es, Kompromisse, die Soula jeden Tag einging. Auch welche, die ihr eigentlich alles andere als zusagten. Aber sie biss die Zähne zusammen und gab sich dabei alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Das klappte mal mehr, mal weniger gut und sorgte dafür, dass es Situationen gab, in denen sie explodieren konnte. Das belustigte Schmunzeln von Alex zu ihrer Wortwahl, nahm sie an, schmunzelte ebenfalls. Es gehörte eben zu ihr und sie konnte sich nicht gänzlich verstellen. Selbst wenn sie es wollte. Gewohnheiten, Eigenarten, Dinge, die man sich Jahrelang antrainiert hatte, konnte man nicht einfach so ablegen. Nachdem Alex bezahlt hatte, traten sie auf die Straßen hinaus, zurück zur Sphinx. Das Essen hatte ihm geschmeckt, das hatte sie erfragt und war auch ein bisschen stolz darauf, dass sie ihm mal eine andere Art der Küche zeigen konnte als die, die er scheinbar gewohnt war.

Die Marinesoldaten fielen Soula nicht so früh auf wie Alex und den Argwohn, der in Alex aufstieg, bemerkte sie nicht. Die lauten Stimmen waren allerdings nicht zu überhören und Soula erkannte die Uniformen. Für sie hatte diese Situation nur erstmal nichts Ungewöhnliches an sich. Erst, als Alex reagierte, sich vor sie stellte und an die Wand drängte. „Was-?“, wollte sie fragen, was das sollte, aber Soula war nicht dumm. Ihre Stimme war nicht laut, denn ihr waren die Soldaten durchaus aufgefallen, dass sie in einer Crew voller Piraten war, wusste Soula ebenfalls. Beide Komponenten waren sich nicht Grün, deswegen vermied sie es auch, Aufmerksamkeit auf sie beide zu lenken. Trotzdem überrumpelte sie diese Situation und sie konnte eben nicht einfach weiterreden. Soula wollte keine Probleme, sie würde nur welche machen, wenn Alex ihr welche machte. Das stand fest und auch wenn sie erwartet hätte, dass er sie bedrängte, weil es sich anfänglich so angefühlt hatte, kam er ihr nicht näher. Zumindest nicht noch mehr. Sie fühlte sich an einige Situationen in den letzten Tagen und Wochen erinnert, atmete tief durch. Sie stieß Alex nicht weg und sie erhob auch nicht ihre Stimme, denn sie wusste nicht, welche Konsequenzen sie damit heraufbeschwor, wenn die Marine in der Nähe war. Soula sah Alex an, wollte Reaktionen und Regungen in seinem Gesicht erkennen, auf die sie reagieren konnte und würde. Auf die eine oder andere Art.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Mar 2020
#35
Aber Soula redete nicht weiter und Alex fiel es im ersten Moment nicht einmal auf, weil er auf etwas anderes konzentriert war. Er bemerkte auch nicht, wie irritiert, überfordert und eingeschüchtert sie ihn ansah, denn auch, wenn sein Körper dem der Jüngeren deutlich zugewandt war, lag sein Blick irgendwo im Nichts auf der Wand neben ihr auf Höhe ihrer Taille. Er musste sich darauf konzentrieren, die Stimmen der Soldaten aus dem Gewirr des Alltags herauszufiltern und die wichtigen Dinge herauszuhören.

„Na los…“, murmelte Alex abwesend und fast gänzlich tonlos, doch seine Hoffnung wurde nicht erfüllt.

Er war sich trotzdem sicher, dass er sich vorher nicht verhört hatte. Die Frage blieb, ob es mehrere Miller gab, oder ob er hier nicht doch seiner gesellschaftlichen Pflicht nachkommen musste, um jemandem einen Besuch abzustatten. Alex fühlte sich eigenartig leer, während gleichzeitig eine merkwürdige, unterschwellige Wut in ihm aufstieg. Seine rechte Hand ballte sich zur Faust und drückte sich gegen die Hand oberhalb von Soulas Kopf, die andere hatte in die Tasche gesteckt. Er rümpfte unzufrieden die Nase, bis er sich wieder Soula gewahr wurde, die mit großen Augen zu ihm hochsah. Alex hatte die Sache mit James auf der Sphinx durchaus mitbekommen. Dass sie ihr allerdings noch immer nachhing, konnte jemand wie er absolut nicht nachempfinden. Entsprechend unreflektiert war er eben auch, als sich seine Augenbrauen kurz irritiert über die Irritation in ihrem Blick zusammenzogen.

„Was?“, fragte er und musterte ihr Gesicht, ehe er verstand. Abermals fand sich ein belustigtes Schmunzeln auf seinen Lippen ein. „Warte, hast du etwa gehofft, ich würde dich küssen wollen?“

Alex schnaubte amüsiert, schien sich mit einem Mal aber deutlich wohler in seiner Position zu fühlen und entspannte sich ein wenig. Erst, als die drei Soldaten hinter ihnen passierten, warf er einen kurzen Blick über die Schulter, wandte sich dann aber wieder Soula zu, musterte sie etwas eindringlicher, lächelte, blieb aber auf dem gleichen Abstand.

„Wenn du mich küssen willst, musst du dich schon selbst trauen.“, forderte Alex sie mit einem charmanten Lächeln vollkommen selbstzufrieden heraus. Alles andere würde ihm unangenehme Konsequenzen von Seiten Tarón einhandeln und darauf konnte er getrost verzichten. Alex wartete einen Moment, beobachtete ihre Züge und versuchte, ihre Gedanken abzuschätzen. „Wusste ich’s doch.“ Das Lächeln auf seinen Lippen wurde breiter, während er noch einen kurzen Moment den Blickkontakt hielt, ehe er sich von der Wand abstoßen würde. Damit wäre Soula zumindest soweit überfordert, dass sie nicht nachfragen würde. Sieg für ihn.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Aug 2020
#36
Sein leerer Blick trat Unwohlsein in ihr los. Leere Blicke hießen nichts Gutes und Soula war sich zu unsicher, was passieren würde. Sie kannte Alex nicht gut genug um zu wissen, wie er auf bestimmte Situationen reagierte.

Soulas Sinne schienen geschärft, denn sie nahm alles an Alex wahr, seine tonlosen Worte, die nicht ihr galten, seine Hand an der Wand, die sich zur Faust ballte, die Angespanntheit in seiner Brust. Alles an seinem Verhalten versetzte Soula in Alarmbereitschaft. „Alex“, sagte sie bestimmt, trotzdem ruhig und leise, in der Hoffnung, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, um ihn zurückzuholen. Es gelang ihr, sie bekam ihn zurück. Seine Aufmerksamkeit, aber…

Verständnislos sah sie zu ihm auf. Glaubte er … sagte er wirklich …? Das war doch nicht sein verfluchter Ernst. Zuerst lächelte sie ihm noch ebenso charmant zu, wie er es tat. „Ich muss mich nicht trauen“, antwortete sie mit liebenswerter Stimme. Dann änderte sich ihr Ausdruck allerdings schlagartig. Ihr Blick verfinsterte sich. Nicht belustigt, nicht gekränkt, sondern auf einer Eben, die viel tiefer ging. Er sollte sich das hier bloß nie wieder erlauben. Soula war zornig. „Wenn du glaubst, dass ich jemals jemanden wie dich küssen würde.“ Worte, die sie für diesen Moment (und vielleicht auch für viel länger) ernst meinte. Glücklicherweise hatte Alex genug Platz zwischen ihnen gelassen, dass Soula sich wegduckte, um unter seinem Arm hindurchzuschlüpfen.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Mar 2020
#37
Es gab keinen Moment, in dem er damit gerechnet hatte, dass sie es wirklich tun würde – zumindest so lange nicht, bis sie sein Lächeln ungewohnt charmant erwiderte. Alex war nicht auf eine Knutscherei mit ihr aus gewesen, doch für den flüchtigen Moment, in dem sie es ihm fast in Aussicht stellte, hätte er erstaunlich wenige Probleme damit gehabt. Doch Soula bewies, dass er sich nicht in ihr täuschte und ihr zuckersüßer Gesichtsausdruck wandelte sich binnen Sekunden zu einem vernichtenden Blick, der mehr sagte als tausend Worte: Er hatte Recht und sie täuschte wie ein getroffener Hund bellend mit einer Beleidigung darüber hinweg. Alex sah ihr nach, ohne sich von der Wand zu lösen und stellte sich dann erst wieder aufrecht hin. Statt dem kleinen Prinzesschen nachzusehen, suchten seine dunklen Augen allerdings zuerst nach den drei Gestalten in Uniform, um abschätzen zu können, in welche Richtung sie liefen. Er musste herausfinden, wo die Marine stationiert war. Vielleicht würde er den Rest des Tages ein wenig flanieren gehen. Vorerst aber folgte er Soula, die energischen Schrittes voranmarschierte.

„Was genau heißt ‚jemanden wie mich‘?“, hakte Alex gut gelaunt nach und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf.

Immerhin war er klug genug, ein wenig Abstand zu halten – klug genug, um das Thema einfach ruhen zu lassen, war er nämlich nicht. Er hätte ein paar provokante Beispiele gehabt, was sie wohl meinen könnte, überließ ihr allerdings erst einmal das Wort. Mit einem Mal schien er wieder die Oberhand zu haben und es gefiel ihm. Es täuschte über die Pleite in der Bibliothek und dem komischen Gefühl hinweg, das er in diesem gehobenen Gasthaus gehabt hatte.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Aug 2020
#38
Sie war gegangen, weil sie seine Selbstgefälligkeit nicht mehr ertrug, weil sie wusste, dass er sie ausgenutzt hatte und sie als Naivchen dabei mitgespielt hatte. Sie hasste gerade nicht nur ihn, sondern auch sich selbst. Soula hatte eine hilfsbereite Ader, vielleicht wurde ihr diese auch antrainiert, weil sie den Herren der Gesellschaft zuvorkommend sein musste, damit sie Soula mochten, damit sie eine höhere Chance auf dem Heiratsmarkt hatte. Lange Zeit hatte sie es nicht bemerkt, dass sie so handelte, dass sie sich so manipulieren ließ. Doch das, hier, jetzt war deutlich gewesen. Sie hatte es bemerkt. Soula hatte sich nicht gewehrt, wegen der Marine, wegen Alex, wegen seiner Vergangenheit, die sie nicht kannte, weil sie nicht wusste, was passieren würde, aus Rücksicht. Sie war so dumm und sie ärgerte sich so sehr über sich selbst. Es war nicht nur, dass sie Alex und sein Verhalten nicht ertrug. Gerade konnte sie sich selbst nicht mal mehr leiden und das war das Schlimmste an dieser Situation.

Eigentlich hatte Soula erwartet, dass sie nun alleine den Weg zur Sphinx antreten würde. Erwartet, nein, sie hatte es vermutlich viel mehr gehofft. Doch das ließ Alex nicht zu. Wenn auch nicht sofort, doch er schloss zu ihr auf. Sie hörte seine Worte, obwohl es ihr am liebsten gewesen wäre, hätte er einfach seine verfluchte Klappe gehalten. Man konnte ihr ansehen, dass sie nicht für Scherze aufgelegt war. ‚Jemand wie er‘. Er fragte nach einer Definition und Soula hatte sich nicht genug unter Kontrolle, um ihm diese Definition zu verwehren, was sie gerne getan hätte.

Sie seufzte: ‘Jemand wie du‘: Jemand, der andere Menschen ausnutzt, ohne Rücksicht auf Verluste.“ Soula hätte noch mehr Worte für Alex gefunden, aber sie glaubte, dass es in Kürze am meisten zutraf.

Wut blitzte wieder in ihrem Blick auf, als sie es nun war, die sich vor ihn stellte. „Und dann glaubst du auch noch ernsthaft, ich hätte erwartet dass du mich küsst? In keiner Welt. Die letzten drei Worte betonte sie auf jeder Silbe.

Sie drehte ihm den Rücken zu, ging weiter die Straße entlang. Soula konnte gerade nicht einordnen, was sie wollte, sie hatte keine Nerven für Alex übrig und keine für sich selbst. Nur konnte sie sich selbst nicht entfliehen.
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
#39
Selbst, wenn Alex sich bewusst gewesen wäre, dass Soulas Energetik gerade nichts mit falschem Stolz zu tun hatte, hätte er sich dadurch nicht davon abbringen lassen, sein Wort zu halten und sie zurück zur Sphinx zu begleiten. Alex konnte ein Arsch sein, hatte seinen eigenen Stolz und war leidenschaftlicher Egoist – aber er war eben auch loyal. Und er hätte – zumindest aus der Ferne – dafür gesorgt, dass sie sicher dort ankam, wo er sie wieder abgeben sollte. Egal, wie zickig sie sich aufgeführt hätte.
Aber Alex war Alex und ihm dämmerte erst, dass ihr Zorn nicht nur gespielt war, als sie sich voller Elan zu ihm umwandte und ihm finster entgegenfunkelte. Sein selbstzufriedenes Schmunzeln verrutschte, doch er ließ sich seine Sicherheit zumindest äußerlich nicht nehmen, auch wenn er nicht nur überrascht, sondern vielleicht auch ein bisschen überfordert damit war, dass sie plötzlich derart impulsiv und hysterisch reagierte. Mal ganz davon ab, dass er sie kurz darauf verständnislos anblinzelte, weil er wirklich nicht wusste, was sie damit meinte.

„Hey, stop, stop, stop.“, rief er ihr hinterher und machte einen Satz in ihre Richtung, als sie sich abgewendet hatte.

Nun war auch sein Gesichtsausdruck ernst. Dass sie ihn in keiner Welt küssen wollte, war ihm gerade herzlich egal (weil es vermutlich ohnehin gelogen war), aber er ließ sich sicherlich nichts grundlos vorwerfen.

„Ich hab dich nicht ausgenutzt.“

Alex war sich dessen sehr sicher. Er hatte ihre Hilfe in Anspruch genommen und sich danach mit viel zu teurem Essen revanchiert. Sie waren quitt. Und er nahm durchaus Rücksicht, wenn es … Momente gab, in denen es galt Rücksicht zu nehmen.

„Wo habe ich dich angeblich ausgenutzt, hm?“

Er blieb stehen und öffnete die Arme in einer verständnislosen Geste, während er ihr nachsah. Er würde sie nicht aufhalten, wenn sie ging – er würde sie mit etwas Abstand zurück zum Schiff begleiten. Wenn sie schmollen wollte, weil er sie nicht geküsst hatte und sie sich nicht traute, dann war das nicht sein Problem. Er würde einfach warten, bis sie wieder ankam und sich beruhigt hatte. Bei allen Welten, es musste wirklich, wirklich anstrengend sein, eine Frau zu sein. Mit all diesen Hormonen und Launen und dieser Hysterie.
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
#40
Eigentlich störte sie nicht die Tatsache, dass sie in der Situation mitgespielt hatte. Sie störte sein Verhalten in Bezug auf Soula, dass er ihr aufdrückte, sie hätte nur auf seinen ach so tollen Kuss gewartet. Davon abgesehen, dass sie das nicht getan hatte, dass sie sich sogar minimal Sorgen gemacht hatte, weil Alex so sehr anders gewirkt hatte als sonst. Es störte sie, dass er das mit dieser Kussgeschichte abfällig bewertete. Das alles spielte mit hinein, dass sie sich so fühlte, wie sie sich gerade fühlte. Dreckig.

Soula hörte seine Worte, als sie weiterging und wollte das eigentlich nicht. Aber sie konnte auch nichts dagegen tun. Doch, sie hätte einfach weitergehen können, aber dann hätte sie sich dieser Situation zu anderer Zeit stellen müssen. Irgendwie. Also seufzte Soula, stieß die Luft zwischen ihren Lippen aus, holte wieder tief Luft und versuchte ihre Emotionen in den Griff zu kriegen. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, während sie stehen geblieben war, dann drehte sie sich wieder zu Alex um. Deutlich ruhiger als zuvor und genau so ruhig versuchte sie nun, dem Lockenkopf diese Situation zu erklären:

„Diese Situation gerade, diese Soldaten“, Soula deutete die Gasse hinauf, in der die Marinesoldaten verschwunden waren. „Du hast mich ausgenutzt, weil du nicht gesehen werden wolltest, weil du es auf irgendetwas abgesehen hast.“ Was genau zutraf oder auch ob gar nichts zutraf, wusste sie nicht. Sie reimte es sich zusammen, weil es für sie Sinn ergeben hatte und sie ließ sich gerne von ihm erklären, was es war. Sie wusste nur, dass er ihre Anwesenheit genutzt hatte, um irgendetwas zu bewirken. Ihre Stimme war ruhig und ihr Blick lag auf ihm. Es war ihr ernst, was sie sagte, das hier war für sie ein ernst gemeintes klärendes Gespräch. Eine Chance, die sie Alex gab. Eine einzige. Es lag also an ihm, was er daraus machte. „Ich konnte deine Anspannung spüren,“ weil er mit seinem Verhalten Soula zur Vorsicht bewegt hatte, ihre Sinne geschärft hatte, „erzähl mir nicht, dass nichts los gewesen war und du musst mir auch nicht erzählen, was es gewesen war. Das alles, bis da hin wäre in Ordnung gewesen, obwohl du meine Anwesenheit ausgenutzt hast.“ Es wäre in Ordnung gewesen, auch wenn Soula sich unwohl gefühlt hatte, sie selbst Angespannt gewesen war, auf eine andere Art, wie Alex sie anschließend beschrieben hatte. „Aber dass du danach ernsthaft mit dieser Kussgeschichte anfängst, als würde es mir um so eine:n romantische:n Scheiße Irrsinn gehen“, stellte sie klar und sah Alex immer noch an. Sah er das ein oder nicht? Sie hatte keine Lust auf die Stirn gedrückt zu bekommen, dass sie auf seinen Kuss nur so gewartet hatte. „Das ist respektlos.“


Out of Character:
Synonyme für ‚romantische Scheiße‘: romantische:r Kokolores, Larifari, Bockmist, Absonderung
Ich wollte euch meine Synonymensuche, welchen Ausdruck Soula mittelalterlich verwendet nicht vorenthalten (auch wenn ich mit meiner letztendlichen Wahl unzufrieden bin, falls ihr Ideen habt, bin ich offen!)
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