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Show me everything I could never see
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#1
Show me everything I could never see
bespielt von    Lucien Dravean   Shanaya Árashi
15.06.1822
Sphinx
Show me everything I could never see
Abend des 15. Juni 1822
Lucien Dravean & Shanaya Árashi  

Shanaya schnaufte leise, während ihre Finger sich fester um das Tuch schlossen, dem man eindeutig ansah, was es verbarg. Die letzten Tage hatte sie Situationen vergehen lassen… einfach weil dieser Kerl ein Idiot war! Gut, vielleicht nicht nur deswegen, aber es hatte nie gepasst. Oder er war zu beschäftigt gewesen. Und für ihr Vorhaben wollte sie Lucien wenigstens halbwegs konzentriert wissen. Trotzdem überkam sie jedes Mal eine neue Welle von Aufregung und Nervosität, die es schwer machte, sich zurück zu halten. Wieder ließ sie die umwickelte Klinge auf ihre Hängematte fallen, untermalt von einem theatralischen Seufzen. Sie hatte nicht bedacht, dass das solch ein kompliziertes Unterfangen sein würde. Vielleicht witterte ihr Captain irgendetwas? Möglich war es, aber Shanaya würde das nicht so auf sich ruhen lassen. Trotzdem wandte sie sich für diesen Moment von diesem Gedanken ab. Morgen war auch noch ein Tag. Und übermorgen. Und nächste Woche schließlich auch noch. Etwas in Gedanken versunken fuhr sie sich mit einer Hand über die Wunde an ihrem Hals.
Mit einem frustrierten Aufstöhnen begab sich die Schwarzhaarige also zu der Treppe, die sie auf das Deck führen würde. Stimmgewirr drang an ihre Ohren, wurde lauter, je höher sie kam. Frischer Wind schlug der jungen Frau entgegen, während sie sich still fragte, ob die kleine Gruppe noch dem Würfelspiel nachging, das sie vorhin kurz beobachtet hatte. Mit einem tiefen Atemzug trat die Schwarzhaarige schließlich auf das Deck – und erstarrte in ihrer Bewegung. Lucien stand direkt vor ihr, so wie es aussah, selbst auf dem Weg unter Deck. Augenblicklich verengte Shanaya die blauen Augen, ließ den Blick kurz schweifen. Niemand, der direkt bei dem Dunkelhaarigen war, niemand, mit dem er sich unterhielt. Sollte das ihre Chance sein? Sie konnte es kaum glauben.

„Du.“

Kaum kehrten die hellen Augen zu dem Mann zurück, hob die junge Frau auch eine Hand, deutete mit dem Zeigefinger auf ihr Gegenüber. Lange zögerte sie jedoch nicht, trat schnell einen Schritt vor und umfasste seine Hand mit einem festen Griff. Er sollte es wagen zu versuchen, sich zu befreien! Etwas, was auch in ihrem Blick lag, mit dem sie den Dunkelhaarigen fixierte, ehe sie sie anfing, rückwärts zu gehen, Lucien mit sich zu ziehend, zurück in die Richtung, aus der sie gerade gekommen war.

„Du kommst jetzt mit.“

Auch in ihrer Stimme lag ein Ton, der keinerlei Widerspruch duldete. Die Schichten waren beendet, niemand war bei ihm gewesen. Er hatte also keinerlei Ausreden! Noch einige Herzschläge musterte sie den Mann mit festem Blick, ehe ihre Züge sanfter wurden, das Lächeln auf ihre Lippen zurück kehrte. Ein vorfreudiges Glühen hatte sich damit in die Augen der jungen Frau geschlichen, mit dem sie Lucien weiter mit zog, auch als sie sich herum wandte, um die Treppe hinab zu steigen.
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#2
Als Lucien sich aus der Gesellschaft der beiden anderen Männer löste, lag ein geselliges Schmunzeln auf seinen Lippen. Amüsiert, geradezu heiter. Und es blieb auch, als er sich abwandte und die kleinen Knochenwürfel zurück in die Tasche an seinem Gürtel gleiten ließ. Seine Stimmung schien sich im Vergleich zu den letzten Wochen stetig wachsender Missgelauntheit deutlich verbessert zu haben. Nicht zuletzt mochte das an dem Alkohol liegen, der das Glücksspiel der drei Piraten begleitet hatte und der sich jetzt mit einem warmen, wohligen Gefühl im Magen und einem sanften Schwindel im Kopf bemerkbar machte. Aber es war lange nicht genug gewesen, um seinen Gang unsicher oder seine Gedanken wirr werden zu lassen. Gerade so viel, um die Zunge und die Anspannung ein wenig zu lockern. Nein, vielmehr lag seine augenblickliche gute Laune schlicht an dem sachten Schwanken des Schiffes unter seinen Füßen. An dem Wind, der die Segel blähte und sie in ihren Fesseln aus Holz und Tauwerk leise flattern ließ. An dem Ächzen der Planken, die gegen das umliegende Meer drückten und sie über die Wellen trugen. Vorwärts. Weg von dem Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Weg von dem Wahn, in jeder finsteren Gasse einer Gestalt in Uniform zu begegnen. Einer ganz bestimmten Gestalt. Hier draußen war es so viel leichter zu ertragen, weil nichts und niemand sich ihm hier nähern konnte, ohne, dass er rechtzeitig gewarnt wäre.
Zumindest niemand, dem er nicht unbedingt begegnen wollte. Außer seiner Schwester vielleicht. Glücklicherweise war nicht sie es, die unvermittelt vor ihm stand, als er durch die Tür des Niedergangs trat, der ihn in den Bauch des Schiffes führen sollte. Reflexartig blieb Lucien stehen, ehe sich ein überraschtes, aber genauso warmes Lächeln auf seine Lippen legte.

Shanaya“,

begrüßte er sie, ehe sie ihn verstummen ließ und das Lächeln von seinen Lippen wischte. Was blieb, war ein sichtlich fragendes Gesicht. ‚Du‘. Er? Ihr ausgestreckter Finger richtete sich auf ihn, um der Aussage mehr Gewicht zu verleihen und eine seiner Brauen in die Höhe wandern zu lassen. ‚Du kommst jetzt mit‘. Und es klang nicht danach, als hätte er eine Wahl. Denn ehe der junge Captain sich versah, hatte sie seine Hand ergriffen und zog ihn mit sich in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Verdattert folgte er ihr, brachte im ersten Moment nicht mehr als ein fragendes „in Ordnung?“ Zustande, bevor sich ein amüsiertes Schmunzeln auf seine Lippen schlich.

Du hättest ruhig früher zu mir kommen können, wenn du dich schon so sehr nach einem kleinen Stelldichein mit mir sehnst.

Nicht, dass das letzte Mal besonders lange her gewesen wäre. Oder er in den letzten zwei Tagen Zeit dafür gehabt hätte. Doch er glaubte ohnehin nicht, dass es hier gerade darum ging. Irgendwie wirkte ihre Vorfreude... anders. Also hakte er sanft nach.

Verrätst du mir, wo du mit mir hin willst?
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#3
Es bestand die geringe Chance, dass Lucien sich dagegen stellen würde, von ihr mitgezogen zu werden. So gering, dass Shanaya nicht einen Moment über die Möglichkeit nachdachte. Sie amüsierte sich viel mehr darüber, dass er verwirrt drein blickte, sie zwar angesprochen hatte, aber keine Ahnung zu haben schien, worum es ging. Und… woher hätte er es auch wissen sollen? Aber, wie erwartet, leistete der Dunkelhaarige keinen Widerstand, fragte im ersten Moment nicht groß nach. Antworten hätte er so oder so keine besonders ausführliche bekommen. Vielleicht wusste er genau das… und machte sich deshalb nicht die Mühe, mehr in Erfahrung bringen zu wollen.
Luciens Worte entlockten der jungen Frau dann ein gut gelauntes Lachen, womit sie die Treppe mit ruhigen Schritten hinunter trat, dabei genau darauf achtete, dass ihr Captain sich nicht doch irgendwie aus ihrer Umklammerung frei kämpfte.

„Bis hier her habe ich es noch ausgehalten… aber jetzt zerfrisst meine Sehnsucht mich. Sei froh, dass ich dich noch hier runter zerre, ich hätte auch auf dem Deck über dich herfallen können.“

In einer dramatischen Geste legte sie sich die Hand auf die Brust, holte tief Luft und seufzte schließlich. Vermutlich hätten sie beide damit kein Problem gehabt… aber dieses Mal ging es ja auch um etwas ganz anderes. Etwas, ohne Hintergedanken. Jetzt fragte Lucien doch nach… und Shanaya brauchte nicht lang für eine Antwort.

„In den tiefsten Schlund der Hölle.“

Ihre Stimme klang, trotz des Lächelns auf ihren Lippen, vollkommen nüchtern. Als wäre es genau das, wohin sie Lucien jetzt entführen wollte. So behielt auch ihr Blick, den sie dem Mann aus blauen Augen zu warf, geheimnisvoll. Erst, als sie das Mannschaftsdeck erreicht hatten, ließ sie den Dunkelhaarigen los, blieb ein paar Schritte vor ihrer Hängematte stehen. Für zwei Herzschläge biss die Schwarzhaarige sich auf die Unterlippe, wandte sich dann mit einem warmen Lächeln auf den Lippen herum.

„Augen zu!“

Und sie regte sich nicht, bis der Mann ihrer Aufforderung nach kam.
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#4
Für einige wenige Herzschläge wallte Sorge in Lucien auf, die Schwarzhaarige könne im nächsten Moment die Treppe hinunterfallen, während sie immer noch ihm zugewandt rückwärts lief. Doch sie drehte sich gerade rechtzeitig um, bevor ihre Stiefel die oberste Stufe berührten und noch immer ließ sie ihn nicht los.
Das Schmunzeln auf seinen Lippen vertiefte sich ein wenig. Er hätte sich losmachen können, wenn er gewollt hätte. Gerade hier, auf dem Niedergang, wenn die eigene Stabilität wichtiger war, als jemanden hinter sich her zu schleifen, wäre es ein Leichtes gewesen. Wie gesagt: Wenn er es denn gewollt hätte. Dass er ihr geradezu blind folgte, zeugte von dem Vertrauen, dass er Shanaya längst entgegenbrachte. Jeden anderen hätte er spätestens jetzt zur Rede gestellt, denn in Unwissenheit zu folgen war nichts, was dem jungen Captain besonders gut lag. Dafür behielt er viel zu gern die Kontrolle über seine Lage.
Der Gedanke hielt sich nur für einen Moment, löste ein unangenehm nervöses Flattern in seiner Brust aus, das er augenblicklich verdrängte. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit gänzlich auf die junge Frau vor ihm und gab auf ihre Worte hin ein leises Lachen von sich.

Nicht doch, nicht doch, kleine Sirene... Welchen Eindruck hätte das denn auf unsere Neuzugänge gemacht?

Sein Ton verriet unzweifelhaft, wie wenig es ihn tatsächlich gekümmert hätte. Sie lebten auf einem verdammten Schiff. So etwas wie Privatsphäre gab es nicht und es hatte ihn bei allen Welten schon mehrfach nicht gekümmert, dass man ihn und die junge Navigatorin sehen konnte. Weder auf der Sphinx noch auf den Straßen irgendeiner Stadt. Er würde also auch jetzt nicht mit Scham anfangen.
Doch um ein Techtelmechtel ging es hier nicht. Dessen war Lucien sich angesichts ihrer Geheimnistuerei inzwischen gänzlich sicher. Da lag etwas in ihrem Blick, in ihrer Stimme, als sie schließlich das Mannschaftsdeck erreichten und sie ihn wenige Schritte von ihrer Hängematte entfernt losließ.
Den Rest des Weges folgte der Dunkelhaarige ihr, ohne, dass sie ihn dazu hätte auffordern müssen, wurde jedoch mit jedem Schritt langsamer. Bis er schließlich stehen blieb und Shanaya flüchtig musterte. Die leise Verwirrung kehrte in seinen Blick zurück, während das Lächeln auf seinen Lippen verblasste. Nun flammte Neugier in ihm auf – und das wage Gefühl einer Vorahnung, das er nicht gänzlich greifen konnte.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich jetzt darauf freuen sollte, was du vor hast, oder ob ich mir nicht doch lieber Sorgen mache...

Das sachte Schmunzeln kehrte auf seine Lippen zurück, als er ihrem Blick begegnete, bevor er gehorsam die Augen schloss. Beinahe sofort flammte das bodenlose Gefühl des Kontrollverlusts in ihm auf, das ihn dazu drängte, die Lider wieder zu öffnen. Nur mit Mühe widerstand er diesem Verlangen und zwang sich, abzuwarten.
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#5
Luciens Worte ließen die junge Frau eine gespielt nachdenkliche Miene aufsetzen. Tja, was hätten sie für einen Eindruck bekommen? Sie gab ein eindeutiges Brummen von sich.

„Was sie über mich denken würden, ist klar. Die eingebildete Ziege, die denkt, sie wäre das wunderschönste Wesen aller Welten, sexbesessen und darauf aus, sich bei einem Captain hoch zu schlafen.“

Nun schwang ein deutliches Lachen in ihrer Stimme mit – mit manchem davon hatten sie sogar Recht… der Rest war das, was sie sich selbst im Kopf dazu dichteten. Trotzdem war sie sich sehr sicher, dass sie die selben Ansichten teilten, dass beide keinerlei Problem damit gehabt hätten, an Ort und Stelle auszuleben, wonach ihnen eben war. Egal, wie viele neugierige Augen ihnen dabei zu sahen.
Was Lucien dann sagte, entlockte der Schwarzhaarigen ein gespieltes Seufzen, einen tadelnden Blick.

„In Wirklichkeit will ich dich einfach nur ein wenig verarschen… ich gehe jetzt einfach weg und lasse dich hier so bis morgen stehen.“

Einen Moment lang behielt sie die ernste Miene aufgesetzt, ehe sie doch lachte und sich schließlich abwandte, als Lucien die Augen schloss. Ihr Herz klopfte inzwischen ein wenig schneller, unwissend, wie er reagieren würde. In ihrem Verstand bildeten sich augenblicklich unzählige Möglichkeiten. Aber sie hing dem nicht lang hinterher, trat zu ihrer Hängematte und lockerte noch einmal das Tuch, welches sie um die Klinge gewickelt hatte.

„Ich hätte dich auch die Treppe runter schubsen können, hätte ich dir an den Kragen gewollt… Wobei du mich vermutlich dabei platt gewalzt hättest.“

Sie packte den Knauf des Degens wieder in das Tuch, umfasste das Geschenk dann mit beiden Händen und trat wieder zurück zu Lucien, hielt das Tuch, und was darin versteckt war, in die Richtung ihres Captains.

„Aber keine Sorge, du darfst die Augen wieder öffnen und dich überzeugen, dass ich nicht vor habe, dich abzustechen.“ Ihre Stimme wurde einen Hauch leiser, sanfter. „Ich wollte mich nur für die… vielen Male bedanken, in denen du mir geholfen hast. Da reichte mir ein einfaches Danke nicht mehr, also… habe ich mir etwas Besonderes überlegt.“

Sie strahlte dem Dunkelhaarigen entgegen… und egal, wie er reagieren würde, sie freute sich einfach für sie beide.
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#6
Das Schmunzeln auf seinen Lippen wurde eine Spur belustigter, doch er verkniff sich den Hinweis, dass sie sich sogar bei beiden Kapitänen hätte hochschlafen können, wenn sie nur gewollt hätte. Ganz sicher wäre Talin nicht abgeneigt gewesen. Doch statt das Thema fortzuführen, stieß er auf die darauf folgenden Worte Shanayas ein gespielt missfälliges Schnauben aus.

Irgendwie traue ich dir das sogar zu.

Zwar glaubte Lucien nicht, dass sie das in diesem Moment tun würde, aber rein prinzipiell, wenn sie ihn nur ein wenig verarschen wollte, hätte sie das ohne Skrupel durchgezogen. Da war er sich ziemlich sicher. Und vielleicht war das auch der Grund, weshalb er jetzt umso genauer auf die Geräusche lauschte, die jede ihrer Bewegungen machte. Stiefel auf dem Holzboden – immer noch direkt vor ihm. Das Rascheln von aneinander reibendem Stoff, als sie sich umwandte.
Sein Puls beschleunigte sich unwillkürlich, obwohl er spürte, dass sie weder verschwand, noch auf ihn zu kam. Selbst ihre Stimme hatte sich einen halben Schritt entfernt und sagte ihm, dass er nach wie vor nichts zu befürchten hatte. Nichtsdestotrotz behagte ihm dieses sich ausgeliefert Fühlen nicht im Geringsten. Er ließ es lediglich um ihretwillen überhaupt geschehen.

Und auf der Treppe hatte ich die Augen schließlich noch offen. Das hätte ich kommen sehen.

Belustigung schwang in seiner Stimme mit, die schließlich von milder Erwartung abgelöst wurde, kaum dass er Shanayas Schritte wieder näher kommen hörte. Und dann erlöste sie ihn – glücklicherweise – von der kleinen Folter und erlaubte ihm, die Augen wieder zu öffnen.
Zunächst blinzelte Lucien, gewöhnte sich an das dämmrige Zwielicht unter Deck, bevor sich die tiefgrünen Augen erst auf die junge Navigatorin richteten, und dann auf das, was sie in Händen hielt. Das rote Tuch, das sie normalerweise um die Hüfte trug, erkannte er sofort. Genauso wie die Tatsache, dass es etwas verbarg und demnach nicht das war, was sie ihm hatte zeigen wollen. Dafür war der Gegenstand, den es umhüllte, mehr als deutlich an seiner Silhouette zu erahnen. Und trotzdem konnte er nicht anders, als nachzufragen. Langsam, zögernd.

Was ist das?

Sie hielt ihm den Gegenstand entgegen, doch Lucien machte keine Anstalten, ihn entgegen zu nehmen. Schlicht, weil er im ersten Moment nicht begriff, dass er für ihn bestimmt war. Obgleich ihre Worte und die Intention dahinter eindeutig waren und er beides durchaus hörte – nur sie miteinander zu verknüpfen schien sein Verstand zunächst gänzlich zu verweigern.
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#7
Mit aller Kraft unterdrückte Shanaya das vorfreudige Zittern ihrer Hände, das nur noch mehr verraten hätte, was in diesem Moment in ihrem Inneren vor sich ging. Sie wartete nun viel zu lange darauf, dem Dunkelhaarigen diese… Kleinigkeit zu überreichen. Wochen, wenn man mit einberechnete, dass die Klinge zuerst hatte geschmiedet werden müssen. Nach einem genauen Bild, das sich ihr im Kopf festgesetzt hatte. Ob der Schmied jetzt erst einmal Abstand von seiner Schmiede nahm, aus Angst, sie könnte zurück kehren und doch noch etwas zu meckern finden? Immerhin hatte er mehr als genug Gold für seine Arbeit erhalten. Das sollte alles meckern und kleinkariert sein wieder wett machen.
Aber viel mehr konzentrierte sich die junge Frau auf die Reaktionen ihres Gegenübers. Das letzte Geschenk, das sie gemacht hatte, war deutlich kleiner, unspektakulärer gewesen. Das ließ sich also kaum vergleichen, zudem war Greo… einfach anders als Lucien. Es hätte sie also auch nicht gewundert, wenn die beiden Männer vollkommen anders auf das selbe Geschenk reagiert hätten. Luciens Reaktion fiel jedoch… in einem anderen Fall hätte man es vielleicht ernüchternd genannt… so lockte es nur noch ein wärmeres Lächeln auf die Lippen der jungen Frau. Verständnis lag darin.
Tja, was war das? Die Schwarzhaarige bezweifelte, dass es ihrem Captain um das Materielle ging… das hätte er einfach nachschauen können, wenn er nicht schon durch die Form des Tuches erahnen konnte, um was es sich handelte. Und ohne, dass sie groß darüber nachdachte, fragte sie sich still, ob es Lucien da wie ihr ging. Vielleicht… hatte er nie wirklich ein Geschenk erhalten? Zumindest keines, deren Anlass er nicht erschließen konnte? Ein Gedanke, der Shanayas gute Laune nicht trübte, eher im Gegenteil. Dann war sein Moment eben jetzt gekommen! Und dann noch so ein außerordentlich hübsches Geschenk.

„Ein Geschenk. Für dich.“

Fast ein wenig stolz strahlte Shanaya dem Mann entgegen, hielt den Degen noch immer in der selben Höhe, ohne Anstalten, ihn sinken zu lassen, bis er zu seinem neuen Besitzer gewandert war. Sie musste sich nur zügeln, um nicht wie ein Wasserfall direkt die komplette Geschichte dahinter zu erzählen.
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#8
Oh, er erahnte durchaus, um welchen Gegenstand es sich hier handelte. Einen Degen, wenn er sich nicht vollkommen täuschte. Das, oder ein Gehstock mit merkwürdig geformtem Griff und Parierstange. Doch seine Frage zielte auch überhaupt nicht auf das Ding, das unter dem Tuch verborgen war, sondern vielmehr auf... das, was Shanaya damit bezweckte. Ein Geschenk.
In seinen Gedanken purzelten die zahllosen kleinen Hinweise durcheinander, die sie ihm von ihrem Beinahe-Zusammenstoß oben an Deck bis hier hinunter gegeben hatte. Ihre freudige Aufregung, die Vorfreude, die Erwartung. Die Sanftheit in ihrem Blick, die kleinen Scherze, die darauf abzielten, nicht ernst genommen zu werden. Die Bitte, er möge die Augen schließen und die Worte, mit denen sie ihm schließlich erlaubt hatte, sie wieder zu öffnen. ‚Ich wollte mich nur für die... vielen Male bedanken, in denen du mir geholfen hast...‘ Und endlich schien sein Verstand zu begreifen. Ein Geschenk. Ein Geschenk... für ihn?
Lucien hob den Blick, sah der Schwarzhaarigen unsicher ins Gesicht und fühlte sich mit einem Mal wie der kleine Junge, der er vor endlos langer Zeit gewesen war. Dieses Kind, das tatsächlich nie mit einer solchen Geste bedacht worden war – außer von Talin. Und Talin war etwas anderes. Talins Liebe war vielleicht nicht selbstverständlich, aber zumindest schon immer da gewesen. Er kannte solche Gesten ihrer Zuneigung. Doch eben nur von ihr – nie von einem anderen.

Ich...

Er wusste nicht, was er sagen sollte, wagte stattdessen nur, zögerlich die Hände auszustrecken und ihr den langen, schmalen Gegenstand abzunehmen. Ganz langsam, als glaubte ein Teil von ihm daran, dass es doch nur ein blöder Scherz war und sie im nächsten Moment in schallendes Gelächter ausbrach. Und auch, als eben das nicht geschah, stand er einen Augenblick lang nur stumm da, starrte auf den Gegenstand in seinen Händen hinab, bevor er zögernd begann, das Tuch abzuwickeln.
Die Waffe, die zum Vorschein kam, war mit nichts zu vergleichen, das er je gesehen hatte. Die Klinge war lang, glänzte im schwachen Licht der Laternen wie silbriges Mondlicht. Das vergoldete Heft endete in einem Drachenkopf, der als Knauf diente. Jede einzelne Schuppe fein herausgearbeitet.
Lucien stieß unwillkürlich die Luft aus.

Ich...“, setzte er noch einmal leise an, ohne wirklich darüber nachzudenken, was er sagte. „... glaube nicht, dass ich so etwas verdient habe...
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#9
Mit einigen ruhigen Atemzügen hielt Shanaya sich davon ab, wie ein aufgescheuchtes Huhn um Lucien herum zu rennen, ihm den Degen einfach in die Hand zu drücken… um dann noch ein paar Runden zu drehen. Sie stand ganz ruhig, nahm dafür jede Kraft zusammen. Nur gegen das breite Grinsen auf ihren Lippen… dagegen konnte sie nichts tun, versuchte es nicht einmal.
Als er den Blick hob, eine Unsicherheit darin, die Shanaya so nicht kannte, wog sie den Kopf ein wenig zur Seite. Ohne, dass das Verständnis in ihren blauen Augen oder das Lächeln auf ihren Lippen auch nur ein wenig nachließ. Sie hatte ihn mit diesem Geschenk vielleicht ein wenig überrollt… immerhin hatte er schon ihre, ihr heilige, Unschuld als Dank bekommen. Mehr oder weniger. Zu gern hätte sie nun seine Gedanken lesen können, was ihm wirklich durch den Kopf ging. Mehr als ein simples Wort kam dem Dunkelhaarigen nicht über die Lippen und Shanaya amüsierte sich still ein wenig über seine offensichtliche Verwirrung. Sie konnte sie so gut nachvollziehen, jetzt wusste er vielleicht, wie es ihr erging, wenn er über seine Sorge um sie sprach. Shanaya glaubte, dass diese beiden Situation sich gar nicht einmal so unähnlich waren. Auch wenn Lucien sich nicht so über seine Sorge amüsierte wie die Schwarzhaarige es gerade tat.
Aber endlich griff Lucien nach dem Degen, was Shanayas Züge ein wenig zufriedener werden ließ, womit sie die Hände hinter dem Rücken ineinander legte und mit den Füßen etwas vor und zurück wippte. Alles noch immer, um nicht doch vielleicht auf dem Deck herum zu hüpfen. Während ihr Captain sprachlos die Klinge betrachtete, Himmel, das war wirklich eine außergewöhnlich hübsche Waffe, ruhte Shanayas Blick sanft auf seinem Gesicht, nahm jede Regung darin auf, ihr Lächeln wurde damit noch ein wenig wärmer.
Als er dann erneut zu sprechen begann, verengte Shanaya die Augen ein wenig, nicht bösartig, nur abschätzend und schnaufte dann deutlich vernehmlich, als Lucien behauptete, so etwas nicht zu verdienen. Bestimmt trat Shanaya vor, tippte mit einem Zeigefinger drei Mal auf die Lippen des Mannes und warf ihm einen mahnenden Blick zu, auch wenn der ein wenig von ihrem Lächeln abgemildert wurde.

„So etwas will ich gar nicht hören, das ist Schwachsinn!“

Noch ein kurzer, kaum ernst gemeinter, vorwurfsvoller Blick, ehe die Schwarzhaarige Luft holte, damit versuchte, ihr aufgeregt rasendes Herz zu beruhigen. Ohne Erfolg. Dann breitete sie die Arme aus, wich nicht zurück und strahlte Lucien wieder mit einem Grinsen entgegen, ließ die Arme auch nicht sinken, während sie zu sprechen begann.

„Natürlich hast du das verdient! Denk daran, wie du mir nach meiner Begegnung mit Bláyron geholfen hast. Genau wie bei Mardoc. Und wie du mir oft genug die Langeweile aushaltbarer gemacht hast, wenn ich mich mit irgendwem angelegt habe!“ Jetzt ließ sie die Arme sinken, was ihrer Begeisterung keinen Abbruch tat. „Die Klinge ist extra für dich angefertigt! Ich bin dem Schmied vermutlich ziemlich auf den Zeiger gegangen, aber… er wird‘s überleben, genug Geld hat er dafür bekommen. Ich dachte mir… du warst so begeistert von der Geschichte um die achte Welt und die Drachen… dass dir das vielleicht gefallen würde. Du findest in allen acht Welten niemanden mit einer vergleichbaren Klinge… es hat mich schon unzählige Nerven gekostet, einen Schmied zu finden, der meiner Meinung nach Arbeit leistet, die gut genug ist. Du dürftest daran nichts finden, was ungleichmäßig ist. Ich habe ihn so viel ausbessern lassen, dass ich zwischendurch Angst hatte, er jagt mich mit der ganzen Stadt mit Mistgabeln und Fackeln davon. Er meinte, er hätte noch irgendetwas gemacht, dass sie für Linkshänder noch besser in der Hand liegt… Aber…“ Shanaya wedelte mit ihrer linken Hand etwas durch die Luft. „Du musst mir sagen, ob irgendetwas damit anders ist.“

Damit endete die junge Frau erst einmal, bedachte Lucien mit einem Blick ohne Erwartungen darin. Nur pure Freude darüber, ihm endlich dieses Geschenk übergeben zu haben.
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#10
Diese Waffe musste ein Vermögen wert sein, selbst wenn sie sie nur gekauft und nicht hatte anfertigen lassen. Eine so ebenmäßige Klinge mit einem derart fein ausgearbeiteten Heft lag nicht einfach auf dem nächstbesten Marktstand aus. Sie entstammte einer Meisterschmiede, nicht mehr und nicht weniger. Und damit war sie ein Geschenk, dessen er nicht würdig war. Ganz gleich, was er getan hatte, um ihren Dank zu verdienen.
Doch Shanaya ließ den Gedanken nicht weiter zu, unterbrach ihn, als sie den Finger auf seine Lippen legte und den Dunkelhaarigen dazu brachte, den Blick erneut zu heben. Sanfter Vorwurf funkelte in ihren Augen, von ihrer eigenen Freude über das Schenken so stark abgemildert, dass sie ihm seine Worte wohl kaum wirklich übel nahm. Er kannte diesen Ausdruck – und schwieg geflissentlich, weil er ganz genau wusste, dass dagegen anzureden nicht das Geringste nutzte.
Also ergab er sich mit sanfter Resignation ihrem Willen, neigte nur flüchtig den Kopf und erlaubte sich ein Lächeln. Flüchtig, nach wie vor verunsichert. Bevor er den Blick wieder auf die Waffe senkte und vorsichtig die letzten Bahnen des Tuchs von der Klinge entfernte. Dann schloss er die Linke um das mit Leder umwickelte Heft, das sich weich in seine Handinnenfläche schmiegte und wog den Degen prüfend, während er still Shanayas Erklärung lauschte.
Wieder flammte für einen Moment Unbehagen in ihm auf, kaum dass sie ihm bestätigte, die Waffe eigens für ihn in Auftrag gegeben zu haben. Er biss sich auf die Lippen, schwieg dazu aber wieder. Ließ stattdessen zu, dass sich ein Schmunzeln in seine Mundwinkel schlich.

Ich kann es mir leibhaftig vorstellen. Wahrscheinlich war er froh, als er seine Arbeit beendet hat und du nicht wiederkamst“,

neckte er mit sanftem Spott in der Stimme. Doch als er den Blick wieder auf sie richtete und nichts als Dankbarkeit in den tiefgrünen Augen aufglomm, nahm das der Aussage jedwede Ernsthaftigkeit. Für einen kurzen Moment empfand er nichts anderes als ebendiese ehrliche Dankbarkeit und unerwartet tiefe Zuneigung. Bis der Gedanke in seinem Kopf aufblitzte, wohin all das führen mochte. Bei ihr. Bei ihm. Talins Stimme stahl sich in seinen Verstand, erinnerte ihn an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte, und ohne dass er es wollte, fragte er sich, ob Shanaya ihm dieses Geschenk nicht auch noch aus einem anderen Grund gemacht hatte.

Ob etwas anders ist, muss ich erst testen...“ Sein Lächeln blieb, auch wenn es wieder so zurückhaltend wurde, wie zuvor. Und auch die Wärme in seinen Augen wich nicht, als er ihr das inzwischen leere Tuch reichte. „Du hast nicht zufällig Lust auf einen kleinen Übungskampf? Ich meine... nicht jetzt sofort, aber... bald?
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