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Whispers in our Heads
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#1
Whispers in our Heads
bespielt von    Shanaya Árashi   Soula Veniel
27.06.1822
Whispers in our Heads

Nachmittag des 27. Juni 1822
Shanaya Árashi & Soula Veniel

Und wieder war ein Tag nach einer fast komplett schlaflosen Nacht vorbei. Für manche fing das Leben in Ritus Straßen jetzt erst an, Shanaya wusste nicht einmal wie spät es genau war. Die Müdigkeit hinderte sie daran, groß zu grübeln, in ihrem Kopf herrschte also ausnahmsweise einmal ein wenig Leere, fernab der Schwermütigkeit. Zumindest fast. Es half dabei, nicht zu grübeln, trotzdem schien etwas auf ihren Schultern zu lasten. Es wurde ein wenig besser, dann schmetterte es sie wieder nieder. Allmählich lernte die Schwarzhaarige damit umzugehen, glaubte sie zumindest. Was waren schon ein paar schlaflose Nächte? Natürlich schlug ihr das auf das Gemüt! Sollte sie endlich Mal wieder richtig durch schlafen, dann wäre auch dieses klebrige Gefühl weg. Nach wie vor nichts, worum sich die junge Frau große Gedanken machen musste.
Dennoch schmerzten langsam ihre Füße, die sie den ganzen Tag von der Sphinx in die Stadt, durch viele Gassen und vorbei an unzähligen Ständen geführt hatte. Gekauft hatte sie bisher nichts, obwohl sie an einigen Ständen vorbei gekommen war, die ihr Interesse geweckt hatten. Aber sie waren noch eine Weile auf dieser Insel, und man musste sich ja nicht alles am ersten Tag ausschöpfen.
Schließlich trieb es sie jedoch zu einem bestimmten Stand, der mit köstlichen Gerüchen auch die letzten, müden Lebensgeister etwas anregte. Mit den Händen fuhr Shanaya sich über die müden Augen, dann durch die schwarzen Haare und kam an dem Stand zum Stehen, an dem ein dicklicher Mann Brote mit verschiedenen Füllungen verkaufte. Shanaya bestellte eines mit Fleisch, ein bisschen Gemüse und irgendeiner roten Sauce. Ohne auf den Preis zu lauschen, legte sie dem Mann ein paar Münzen auf den Tresen, nicht wissend, wie viel genau das nun war. Dem überraschten Gesicht ihres Gegenübers nach zu urteilen, war es jedoch mehr als genug gewesen. Also drehte sich die Schwarzhaarige um, biss das erste Stück von ihrer Mahlzeit ab, ohne auf ihre Umgebung zu achten.
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#2
Nachdem sie an der nächsten Insel angekommen waren, musste das Schiff geflickt werden, obwohl es in der Werft auf Calbota eigentlich erst gut behandelt wurde. Das Erlebnis mit den Vögeln lag immer noch auf Soulas Psyche. Gerade hatte sie damit angefangen, sich zu entspannen und Calbota hinter sich zu lassen, da waren die Vögel das nächste, was sie belastete. Allerdings tat es unglaublich gut, wieder festen Boden unter ihren Füßen zu haben und sie fühlte sich direkt ein bisschen wohler. An Deck der Sphinx hatte sie die paar Tage vor der Ankunft hin und wieder ein kürzeres Kleid getragen. Hier, unter den vielen fremden Menschen, hatte sie sich für die Hose und die gründe Tunika entschieden. Der Umhang, ihr dauerhafter Wegbegleiter, lag ihr ebenfalls auf den Schultern.

Irgendwie wurde der Markt zu Soulas Lieblingsort. Ja, wo konnte man denn auch sonst sein Geld so gut aus dem Fenster schmeißen als hier? Ja, richtig, beim Pokern, aber… Soula sollte noch immer nicht an den Pokertisch zurück… Deswegen lenkte sie sich lieber anderweitig ab und hatte, nachdem sie eine Zeit lang über den Markt gelaufen war, auch wirklich hunger. Demnach war es Zeit, sich etwas zu besorgen. Sie hatte gerade ihr Essen bezahlt und wollte weggehen, als sie eine bekannte Stimme hinter sich hörte, die wohl ebenfalls Essen ordern wollte. Soula war noch nicht weit weg gewesen und drehte sich um. Das war doch Shanaya? Sie erblickte die junge Frau, wie sie ihr Essen bezahlte. Es sah nach mehr Geld aus, das sie hinlegte, als Soula es getan hatte. Hatte Shanaya sie nicht bemerkt? Irgendwie hätte sie da doch eher einen dummen Spruch oder eine abschätzige Bemerkung erwartet, aber die war ja offensichtlich nicht gekommen. Aufmerksam musterte sie das Crewmate und wartete darauf, bis sie mit dem Essen in irgendeine Richtung lief. Sicher hatte sie Soula bemerkt und sie empfand es als unhöflich, nicht auf Shanaya zu warten. Verdammt aber auch. Davon ausgehend, dass Shanaya sie sehen würde, blieb sie an Ort und Stelle. Allerdings wirkte die Schwarzhaarige so abwesend, fern, wie an einem ganz anderen Ort. Soula legte den Kopf schief. Irgendwas stimmte doch mit ihr nicht, oder? Das Essen in ihrer Hand völlig vergessend trat sie auf die Navigatorin zu, die beinahe an ihre vorbeilief.

„Hey Shanaya“, begrüßte Soula sie.

Ihren Spitznamen hatte die Veniel noch nicht ein Mal in den Mund genommen, auch wenn einige auf dem Schiff sie so nannten.

„Sollen wir uns zusammen einen Platz zum Essen suchen?“

Ein kleiner, vorsichtiger Versuch, sich anzunähern.
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#3
Zwar achtete Shanaya halbherzig auf ihre Umgebung, aber nicht auf Gesichter, ob ihr etwas oder jemand bekannt vorkam. Nicht einmal, der Blick, der auf ihr ruhte, kitzelte sie im Nacken. Einen bitteren Moment dachte sie daran, dass zwei gewisse Herren es gerade leicht mit ihr haben würden, sie würde sie nicht einmal kommen sehen. Sie musste dringend etwas unternehmen. Die Müdigkeit, die Schlaflosigkeit machten sie fertig. Das war kein Zustand, den sie lang halten konnte. Vielleicht wurde es jetzt ja besser, da ihre Schulter wieder einsatzbereit war und sie mehr tun konnte, als neben dem zu sitzen, der die Sphinx steuerte.
Ihr Name riss sie aus den Gedanken, ließ sie mit dem Brot im Mund inne halten. Sicher, sie war gewiss nicht die einzige, die diesen Namen trug, trotzdem registrierte sie tief in ihrem Inneren, dass sie diese Stimme kannte – und reagierte somit auch auf ihren Namen. Blinzeln hob die Schwarzhaarige den Kopf, suchte einen Moment nach dem Sprechenden, ehe sie Soula erkannte. Überraschung lag bei diesem Erkennen in den blauen Augen, vor allem bei dem Angebot, das die Dunkelhaarige ihr machte.

„Hast du keine Angst, dass ich dir in einer dunklen Gasse dein Essen klaue?“

Keine Provokation lag in der Stimme der jungen Frau, man könnte fast meinen, sie hätte einen gut gemeinten Scherz gemacht. Wäre sie doch Gottverdammt nicht so müde.

„Hast du hier schon einen Platz gefunden, der dafür in Frage kommt?“

Sie nahm das Angebot mehr indirekt an, hielt ihr Brot dabei jedoch noch erhoben, sollte Soula sich einfach wieder abwenden. Auf ihren Lippen lag ein schräger Lächeln, aus dem auch jegliche Provokation gewichen war.
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#4
Die Müdigkeit stand Shanaya ins Gesicht geschrieben, als sie sich Soula endlich zuwandte. Sie sah furchtbar aus und irgendwie vermisste sie jetzt schon das süffisante Lächeln der Schwarzhaarigen. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sie die Veniel sah und die Überraschung in ihren Augen war deutlich zu sehen. Ja, sicher war Shanaya nicht die erst beste Gesellschaft, die Soula sich vorstellen konnte. Sie dachte nur, dass Shanaya sie bereits gesehen hatte und weglaufen wäre so ein unverschämtes Verhalten gewesen, das im Grunde niemand verdient hatte. Also gab es auch das Angebot, gemeinsam zu essen. Irgendwie war sich Soula nicht ganz sicher, wie sie Shanaya gegenübertreten sollte. Noch mehr, als sie die Veränderungen bemerkte.

Naja, da war er also doch noch: Ein kleiner Seitenhieb und Soula schmunzelte darüber.

„Würdest du das etwa tun? Wenn ja, dann sag Bescheid, dann hole ich uns eine zweite Portion“, meinte sie und deutete auf den Stand, von dem sie sich gerade entfernten, aber noch nicht zu weit weg waren. Soula deutete eine schmale Gasse entlang, die nicht gerade sehr belebt erschien.

„Da hinten ist eine sehr kleine Einbuchtung, von der aus man das Meer sehen kann.“

Außerdem war dort recht wenig los und es gab gute Möglichkeiten in die Häuser einzubrechen, weil es eine kleine Mauer gab, von der aus man den ersten Stock erreichen konnte. Nicht, dass sie nach der Mahlzeit das direkt vor hatte, aber vielleicht würde es ihr an einem anderen Tag nützlich sein.

„Auf die kleine Mauer können wir uns setzen.“

Sie war bereits in Sichtweite.

„Geht es deiner Schulter denn inzwischen wieder gut?“

Ehrlicherweise hatte Soula seit dem nur das Nötigste mit Shanaya gesprochen. Kein Smalltalk, nichts. Sie hatte eher das Gefühl, dass Shanaya kein Interesse an ihrer Bekanntschaft hatte und deswegen war es Soula auch nicht eingefallen, sich mit ihr mehr als nötig abzugeben. Warum heute anders war? Soula schob das gerne auf die Höflichkeit, die ihr seit Kindertagen eingebläut wurde. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Shanaya den Eindruck erweckte, als sei sie irgendwie abwesend und fehl am Platz.
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#5
Die Tatsache, dass Soula nicht sofort abdrehte und sie sogar angesprochen hatte, hätte Shanaya beinahe ein Lächeln entlockt. Sie hätte der anderen Frau zugetraut, ihre Gesellschaft zu meiden, sich nur noch beleidigt zurück zu ziehen, wenn sie auch nur in die Nähe der Schwarzhaarigen kam. Und auch ihre Erwiderung, dass sie ihr möglicherweise das Essen weg nehmen würde, ließ Soula nicht Reißaus nehmen.

„Nein, ich hatte eben schon etwas anderes. Ich denke, ich gebe mich hiermit zufrieden.“

Wieder ein schiefes Lächeln, mit dem sie das Handbrot etwas in die Höhe hielt. Es war tatsächlich nicht ihr erstes Essen, und auch Shanaya kannte so etwas wie ein Sättigungsgefühl. Zumindest manchmal. Um das noch einmal zu untermalen nahm die junge Frau noch einen kleinen Bisschen von Brot, folgte mit dem hellen Blick dem Deuten der Dunkelhaarigen und nickte, während sie auf dem Brot herum kaute. Mehr Zustimmung gab sie erst einmal nicht von sich, folgte Soula nur in die Richtung, in die sie gedeutet hatte.
Die Frage der Anderen überraschte sie, ohne, dass davon etwas nach außen drang. Shanaya konnte nicht einschätzen, ob sie nun wirklich mit ehrlichem Interesse fragte, oder das einfach eine Frage der Höflichkeit war, die der Schwarzhaarigen das ein oder andere Mal ziemlich bei den verschiedensten Menschen auf den Zeiger gegangen war. Das würde sich bei Soula sicher jedoch noch zeigen. Trotzdem versuchte sie erst einmal damit umzugehen, als wäre es eine wirklich interessierte Frage. Das Lächeln auf ihren Lippen war zwar echt, hatte trotzdem nicht viel mit dem zu tun, das man sonst auf den Zügen der jungen Frau fand.

„Es geht schon, danke.“ Sie zuckte mit der gesunden Schulter, deren Hand das Brot festhielt. „Noch ein paar Tage, dann sollte auch das Ziehen bei falschen Bewegungen nachlassen. Bist du eigentlich unversehrt da raus gekommen?“

Eine ernst gemeinte Frage, Shanaya wusste es nicht. Die Müdigkeit verschleierte ihre Erinnerung, lag über ihr wie der Nebel, der die Sphinx eingeschlossen hatte.
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#6
Im Grunde hatte Shanaya mit ihrer Einschätzung in Bezug auf Soula gar nicht so unrecht. Aber vielleicht gab es da auch noch eine Chance und sie nickte auf die Worte der Schwarzhaarigen, dass sie sich mit ihrer aktuellen Speise zufriedengeben würde.

„Gut, dass wir uns nicht ums Essen streiten.“


Ihre Stimme war ruhig, entspannt. Warum sollte sie auch anders sein, wenn Shanaya so… zugänglich war? Soula war überrascht, keine Frage und sie ließ es sich immer noch offen, bei der nächst besten Anfeindung zu verschwinden.

„Was hattest du vorher? Kannst du es empfehlen?“


Gutes Essen war nicht immer leicht zu finden, auch wenn der erste Biss in ihr eigenes Handbrot sehr gut war. Auf das Nicken, reagierte Soula damit, dass sie in die entsprechende Richtung ging. Tatsächlich war es ernsthaftes Interesse, was in der Frage steckte, wie es Shanayas Schulter ging. Immerhin brauchte sie ihren Arm zum Navigieren des Schiffes und auch sonst.

„Das klingt gut. Hoffentlich ist sie schnell wieder voll belastbar.“


Bei einem Angriff, wie dem letzten, war es nicht gut, wenn Crew-Mitglieder verletzt waren. Von da her dachte Soula eher ein bisschen pragmatisch, denn Zuneigung konnte sie der jungen Frau nicht wirklich entgegenbringen. Noch nicht. Bei der Gegenfrage winkte Soula ab.

„Nichts Dramatisches. Alles wieder gut. Die paar Schürfwunden sind nicht der Rede wert.“

Auch, wenn sie zwischenzeitlich wegen des Nebels wie Hölle gebrannt und gepocht hatten. Es dauerte auch gar nicht lange, bis sie das Ende der Straße und die kleine Mauer erreichten, von der Soula gesprochen hatte. Die Sicht aufs Meer war nur von wenigen Häusern verbaut, er war also ausreichend, um die See zu genießen.

„Wie lange bist du schon bei der Crew?“

Noch ein kleiner Schritt in die Richtung, Shanaya kennenzulernen, ohne gleich das Gefühl zu haben, dass man nichts konnte und nicht hier her gehörte. Soula setzte sich, während der Wind ihr ins Gesicht blies.
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#7
Soulas Frage ließ Shanaya einen Moment schweigen, überlegen. Was konnte sie empfehlen? In diesem Moment war die junge Frau sich nicht sicher, was sie alles schon auf Ritu probiert hatte… und welche Erinnerung an einer anderen Insel hing.

„Frag mich das nochmal, wenn ich mehr geschlafen habe. Sonst gebe ich dir irgendeine Empfehlung von… sonstwo.“

Noch einen Moment dachte die junge Frau nach, kam jedoch zu keinem wirklichen Ergebnis. Wo auch immer ihre Gedanken in diesem Moment kreisten, es war nichts, was der anderen Frau irgendwie helfen würde. Sie brauchte sicher nur eine Nacht, in der sie wirklich zur Ruhe kam, damit dieses Chaos in ihrem Kopf sich endlich etwas beruhigte. Auch auf Soulas nächste Worte hin nickte Shanaya nur, hatte daran jedoch keinen Zweifel. Das Schlimmste war überstanden, und dieses Mal konnte sie sich frei bewegen und war nicht an ein Bett oder eine Liege gekettet.

„Wie gut, dass diese Viecher nicht noch einen Angriff gestartet haben. Gerade jetzt, wo unser schönes Schiff wieder so strahlen konnte.“

Ihr war jedoch auch nicht danach gewesen, nach Calbota zurück zu kehren, um die Sphinx von Rost und Kampfspuren befreien zu lassen. Sie würden sicher noch an der ein oder anderen Werft vorbei kommen.
Ihr Ziel war erreicht und Soula ließ sich auf die Mauer sinken, während Shanaya stehen blieb und kurz über die Frage der Dunkelhaarigen nachdachte. Überlegend biss sie von ihrem Brot ab, ließ den blauen Blick in die Richtung des Horizont gleiten.

„Es sind fast fünf Monate. So lang, wie die Crew unter Talins Kommando existiert.“

Fünf Monate klang in Shanayas Ohren beides gleichzeitig… so lang und doch irgendwie so kurz. Aber seitdem hatte sie es noch keinen Moment lang bereit.
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#8
Die Übermüdung schien Shanaya zumindest sehr bewusst zu sein und während Soula die jüngere einen kurzen Moment ansah, stellte sie eine ziemlich ernstgemeinte Frage:

„Ich habe Kräutertee, der einen gut schlafen lässt oder wenn du etwas Stärkeres brauchst, kann ich dir auch etwas Konzentrierteres besorgen, was für besseren Schlaf sorgen könnte.“

Mit den Worten biss Soula nochmal beherzt ab. Mehr als anbieten konnte sie das nicht, auch wenn sie der Dunkelhaarigen letztes Mal noch vorgeworfen hatte, dass sie sowieso nichts runter kriegen würde, was Soula ihr gab. Vielleicht täuschte sie sich. Dann nickte Soula zustimmend.

„Oh ja, an das Schiff habe ich auch gedacht. Da wurde es erst schön repariert und dann wieder massakriert. Ich kenne mich damit nur wenig aus, aber es klang ja fast so, als wäre es nicht ganz so schlimm.“


Mit den Schultern zuckend fiel Soula ein bisschen Gemüse aus ihrem gefüllten Brot. Etwas traurig sah sie dem Gemüse hinterher. Mit den Schultern zucken war hier wohl keine gute Idee. Verstanden. Bei der Frage, wie lange sie ein Teil der Crew war, überraschte sie die Antwort doch sehr. Fünf Monate waren nicht besonders lang und auch Rayon war noch keine lange Zeit dabei gewesen. Allerdings fühlte sich der eine Monat, den sie irgendwie dabei war, für Soula selbst verflucht lange an! Demnach war es wohl ihr eigenes Gefühl, das ihr hier einen Streich spielte.

„Unter Talins Kommando?“


Ein wenig irritiert legte Soula den Kopf zur Seite. Sie hatte mehr mit Lucien bisher zu tun gehabt und irgendwie war er deswegen für sie der Kopf dieser Truppe. Nicht, dass Talin nicht ebenfalls Captain für Soula war. Das war sie, allerdings hatte sie mit der blonden Schönheit noch nicht viel zu tun gehabt.
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#9
Der ernste Ton in Soulas Stimme ließ Shanaya bei ihrer Frage kurz blinzeln, ein wenig verwirrt über dieses Angebot. Nur wenige Herzschläge amüsierte die junge Frau sich über den Gedanken, dass die andere Frau sie einfach vergiften wollte. Sie wäre vermutlich nicht die erste, die darüber nachdachte.

„Danke für das Angebot. Wenn sich das nicht von allein bessert, komme ich bestimmt darauf zurück.“

Ihre ruhige Stimme machte klar, dass sie diese Worte ernst meinte, auch wenn sie nicht sofort darauf zurück griff. Aber wer wusste schon, was in ein paar Tagen war, wenn sie gar nicht zur Ruhe kam? Vielleicht war sie dann dankbar für irgendwelche Kräuterchen, die die Dunkelhaarige zusammen gemixt hatte? Aber erst einmal wollte sie das selbst in den Griff bekommen. Wie alles andere auch. Die nächsten Worte der Frau ließen Shanaya nicken, ehe sie kurz mit den blauen Augen dem abgestürzten Gemüse nachblickte und dann darauf antwortete.

„Solange die Sphinx noch fahrtüchtig ist, kriegt man es eigentlich noch immer irgendwie gerettet. Und mit kleinen Schönheitsmakeln können wir, denke ich, alle irgendwie leben, solange sie nicht sinkt.“

Die Erwähnung von Talins Führung schien ihr Gegenüber zu verwirren, was Shanaya ein sachtes Lächeln auf die Lippen lockte. Hatte sie noch nicht von ihren unendlichen Heldentaten gehört? Die Schwarzhaarige überlegte kurz, wusste jedoch keinen Grund, wieso Soula diese Geschichte nicht kennen sollte. Sie biss also selbst noch einmal von ihrem Brot ab, grübelte dabei noch ein wenig, ehe sie schluckte und schließlich weiter sprach.

„Als ich zur Crew gestoßen bin, hatte Talin das alleinige Kommando. Luciens Hintern mussten wir erst von einem Marineschiff retten.“ Ohne, dass Shanaya es wollte oder es überhaupt bemerkte, wurde ihre Stimme einen Hauch sanfter. „Du hast vielleicht von einem hochgejagten Schiff der Marine gehört?“ Sie hob eine Hand, lächelte etwas schief. „Schuldig, würde ich sagen. Aber erst ab diesem Moment hatten wir zwei Captains.“
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#10
Das Angebot war ganz ernst gemeint, auch wenn Soula das noch vor ein paar Tagen niemals von sich aus angeboten hätte. Heute war Shanaya irgendwie umgänglich, das war erfrischend, auch wenn Soula dem Frieden noch nicht ganz trauen wollte. Sie nickte nur, wenn Shanaya auf sie zukommen wollte, durfte sie das tun. Ihre unangemessene Laune sollte sie dabei nur bitte vorher im Meer ertränken.

„Naja, Holz ist doch immer irgendwie ‚seetüchtig‘, oder?“

Das Wort seetüchtig sprach sie mit Absicht so aus, dass man erfassen konnte, dass sie dabei etwas Spielraum in der Bedeutung sah. Aber dann sprach Shanaya auch schon weiter. ‚[...]solange sie nicht sinkt‘, war hier wohl der entscheidende Faktor. Erneut nickte Soula. Das ergab definitiv Sinn. Mehr hatte die Dunkelhaarige dazu auch gar nicht zu sagen oder zu reden. Irgendwie wollte ihr mit Shanaya an ihrer Seite auch gar nicht viel einfallen, was sie sagen konnte, da bisher alle Versuche ein ordentliches Gespräch zu führen katastrophal gescheitert waren. Warum sollte das dann jetzt bitte anders sein? Und warum sollte sich Soula dann um ein Gespräch bemühen? - Ja, sie traute dem ganzen noch nicht.

Über die Geschichte der Sphinx wusste Soula bisher nicht besonders viel, aber sie würde gerne mehr erfahren, wenn man es ihr erzählte. Als Shanaya weitersprach, nutzte Soula die Zeit, um ein wenig weiter zu essen, denn sie wollte nicht noch mehr Gemüse fallen lassen, das wäre wirklich traurig. Aufmerksam hörte sie der Stimme zu, von der sie noch nicht sehr viel gehört hatte. Sie klang ganz anders, als bei den anderen Unterhaltungen. Wer war diese Frau?!

Bisher hatte Soula mehr mit Lucien zu tun gehabt und war deswegen davon ausgegangen, dass er deswegen schon länger dazugehörte. Aber nun wurde ihr klar, dass das gar nichts zu bedeuten hatte, nur weil er der Captain ihres Vertrauens war. Vielleicht war ein kleiner Hauch von Furcht in ihren Augen zu sehen, als Shanaya von einem hochgejagten Schiff der Marine sprach. Mit denen wollte sie sich eigentlich nicht anlegen und auch nicht auf deren Abschussliste stehen. Von einem versenkten oder gekaperten Marineschiff hörte man immer mal, aber von einem, das in die Luft gejagt wurde, nicht so oft. Ja, Soula hatte tatsächlich davon gehört und auf die Information, dass diese Crew dafür verantwortlich war, hätte sie nur zu gerne verzichtet.

Soula war nicht blauäugig, sie hatte gewusst, worauf sie sich einließ. Allerdings war es nochmal etwas anderes, die Geschichten vor Augen gehalten zu bekommen und dass sie im schlimmsten Fall mit denen, in einen Topf gesteckt wurde. Das hatte sie auf See schon miterlebt, mit dem Schiff, das sie geentert hatten, aber da hatte sie einen psychischen Status erreicht gehabt, der dazu führte, dass es sie nicht berührte. Das hier, war anders.

„Warst du schon immer kriminell?“

Ihre Stimme war leise, aber fest und man konnte Soula durchaus ansehen, dass die Worte der Schwarzhaarigen etwas mit ihr gemacht hatten, sodass ihre Selbstsicherheit etwas ins Wanken geriet. Soula würde von sich behaupten, dass sie nicht zu ‚denen‘ gehörte. Allerdings war das der Marine und allen Außenstehenden völlig egal. Es war nicht so, dass sie das nicht gewusst hatte, aber gerade wurde ihr das gänzlich bewusst. Es war eben schlichtweg nicht Soulas Leben.
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