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Anthropos Apteros
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
#1
Anthropos Apteros
bespielt von    Rúnar Rúnarsson   Skadi Nordskov
03.05.1822
Nachdem es Rúnar wieder etwas besser ging, hatte er überlegt, ob er seine Hilfe anbieten sollte -- aber die meisten schienen versorgt, oder wurden gerade versorgt und wenn er dem geschäftigen Gregory helfen wollen würde, dann würde er ihm wohl nur im Weg herumgehen. 

Aber Rumsitzen ging auch nicht. Hier unten stand die Luft, es war warm und -- wahrscheinlich bildete er es sich ein, aber es roch nach Tod und Krankheit. Nicht, dass er wusste, wie sowas roch. Zumindest nicht bei Menschen. 

Er musste an die frische Luft.

Eigentlich hatte er sich noch bei Trevor und der Frau, deren Namen er noch immer nicht kannte, bedanken wollen, aber er wusste gerade nicht, wo sie waren und das hatte auch noch Zeit. Schließlich musste er jetzt eine Weile mit der Crew ausharren. (So, wie er es ja gewollt hatte.)

Oh, ja. Hier draußen war die Luft besser. Eine leichte Brise wehte angenehm ein paar Strähnen aus seinem Gesicht.

Er zuckte zusammen, als er die Gestalt am Boden sitzen sah, aber als seine Augen sich an die Dunkelheit gewohnt hatten, erkannte er sie.

Er setzte sich zu ihr. "Hey," sagte er grüßend. Leise.

Sie hantierte mit ein paar Stoffen, schien sie in Streifen zu reißen.

"Ich kann gleich wieder gehen, ich -- wollte mich nur bei dir bedanken. Ohne dich wäre ich wohl tot. Eine kurze Pause. "Und ich bin normalerweise etwas ausgeglichener als du mich kennengelernt hast." Er gab ein leidvolles Grinsen. "Das war eine -- ähm -- ungewohnte Situation." (Oh, Götter, als ob sie das interessierte.) Er nahm einen tiefen Atemzug. "Mein Name ist Rúnar Dagur. Wie unhöflich von mir." Er überlegte kurz, ob er nicht einfach wieder aufstehen und gehen und hoffen sollte, dass sie diese Interaktion morgen vergessen hatte. Er war wohl doch noch zu sehr durch den Wind.
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Crewmitglied der Sphinx
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#2
Irgendwo am Horizont versank das Rot der brennenden Stadt im Meer. Umringt von tiefem Blau und dunklem Qualm, der wie ein Mahnmal in die Sphäre stieg. Mit jeder Meile, jedem weiteren Rauschen der Wellen gegen den Bug des Schiffes und jedem Rascheln der Segel über ihrem Kopf, sackte die Schwere des Tages in ihre Knochen. Machte die Bilder vor ihrem inneren Auge so real, die Hitze der Flammen spürbar auf ihren Wangen. Den sonderbaren Gestank der Gassen brennend in ihrer Nase. Das Gewicht des Kindes auf ihren Armen, dessen Kopf leblos gegen ihren Oberarm rollte. Scortias war tot. Der kleine Junge, den sie erst vor ein paar Wochen auf der Insel aufgelesen und unter ihre Fittiche genommen hatten. Nur noch eine leblose Hülle, die alsbald zu Erde verrottete. Skadi schluckte merklich und verkrallte die ausgestreckten Hände in den alten Lumpen, die in ihrem Schoß lagen. Sie wollte nicht erneut an das Kind denken. An den Anblick seiner mit Asche verschmierten Züge. An all das, was es in ihr wach rief. Die Erinnerungen längst vergangener Tage, die an ihr hafteten wie ein immer währender Schatten.

Augenblicklich wandte sie sich herum, als der Fremde näher trat. Schob den dunklen Schopf halb über ihre Schulter, um im spärlichen Licht der Laterne nach den Schemen des jungen Mannes zu suchen und an den seltsamen Details seiner Kleidung hängen zu bleiben. Sie hatte längst vergessen wie sie auf ihn gestoßen waren. Wieso er hier war. Wie er hieß. Einzig und allein der schwach beleuchtete Flur, die Küche und das Esszimmer waren in ihrem Gedächtnis zurück geblieben. Der seltsame Keller, in den sie geflüchtet waren. Die Scherben.

“Schon gut… dieser Tag war für niemanden von uns der Glorreichste.“ Und ganz gleich wie sehr er sich auch ins Hemd gemacht haben konnte – letztlich war es der Nordskov vollkommen egal. Er hatte sie machen lassen. Das war bei weitem besser, als in seiner Panik noch für mehr Chaos und Probleme zu sorgen.
“Skadi. Nenn mich einfach Skadi.“ Sie wandte sich bereits wieder den Stoffbahnen zu. Unaufmerksam. Beiläufig. “Es ist ein Wunder, dass es die meisten überhaupt überlebt haben.“ Gerade funktioniert die Nordskov mehr, als dass sie wirklich Teil des Schiffes war.
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Jun 2019
#3
Sie war ziemlich kühl ihm gegenüber. Erst versetzte ihm das einen kurzen Stich -- wenn man zusammen Situationen durchstand, die einen beinahe das Leben gekostet hatten, dann schweißte einen das irgendwie zusammen. Zumindest mehr, oder schneller als bei anderen. Zumindest erging es Rúnar so. Aber letztendlich nahm er es ihr nicht übel -- er war es gewöhnt. Das, und es war ihm auch nicht wichtig. Nicht mehr so sehr wie es das früher gewesen wäre. (Zumindest war er sich dessen genug bewusst um es sich einreden zu können.)

Er machte sich schon bereit sich nochmal zu bedanken und sie dann wieder allein zu lassen, aber etwas stoppte plötzlich den Gedankenstrom in seinem Kopf. Für einen Moment der zugleich angenehm erleichternd und eigenartig fremd war, war sein Kopf komplett leer. 

Dann kam alles direkt auf einmal auf ihn eingekracht, wie ein Wasserfall. 

Erstens: Er realisierte, dass ihr Name der Auslöser für den bizarren Moment gewesen war. 

Zweitens: Er sah sie an -- und selbst im Dunkeln sah er es. Die lockigen Haare, die Form ihres Gesichts, ihre Augen. Onkel Nói hatte ihm einmal gesagt, dass man nie ein Gesicht vergisst, wenn man sich jemandes Augen merkt, denn die Augen sind das einzige, was ein Leben lang gleich bleibt. Er hatte es sich nicht angeeignet, sich die Augen Fremder zu merken, aber das brauchte er hier nicht.

Drittens: Die Erinnerungen. Er erinnerte sich, wie sie lachte und konnte es ihrer Stimme zuordnen. Er erinnerte sich, wie sie bei ihm zu Hause im Wohnzimmer gestanden hatte. Wie sie in den Wald geritten waren. Wie Sólfari den Hang hinabgestürzt war. Die Bären. Die Angst, die sie bis nach Hause verfolgt hatte. Wie sie sich im Weinkeller versteckt hatten. Die blauen Flecke auf ihrem Rücken. Wie Onkel Nói geworden war, nachdem sein Götterpferd umgekommen war. Wie Jón geworden war, nachdem er sich für alles was passiert war, die Schuld gegeben hatte.

Viertens: Er leugnete alles. Sicherlich gab es tausende Frauen die Skadi hießen, die auch so ähnlich aussahen. Es war zehn Jahre her. Sie waren noch Kinder gewesen. Sicherlich falscher Alarm und er würde sich blamieren, wenn er sie darauf ansprechen würde. Vor allem jetzt gerade.

Fünftens: Sein Gefühl ließ aber nicht los, was sein Verstand so vehement verbannen wollte.

Tränen hatten sich in seinen Augen gesammelt, aber er hatte keine Kraft und auch keinen Grund sie zurückzuhalten oder zu verbergen. Seine Stimme klang jedoch ruhig und klar, er konnte Skadi aber trotzdem nicht ins Gesicht sehen."Sakdi. Ich ... glaube wir kennen uns. Mein Name ist Rúnar."
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Crewmitglied der Sphinx
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#4
Skadi schluckte unter der Last ihrer Gedanken. Hörte die Worte, die der Fremde neben ihr sprach und die doch nicht ganz zu ihr durchdrangen. Gab ein beiläufiges Brummen der Zustimmung von sich. Verfolgte den Faltenwurf des Stoffes in ihrer Hand. Bis etwas ihren Rücken hinab fuhr. Eiskalt. Augenblicklich sah die Nordskov auf. Die Brauen fest zusammengepresst. Einen Moment fragte sie sich, ob sie sich verhört hatte. Formte den Klang des Namens mit ihren Lippen nach. Lautlos. Es musste Jahrzehnte zurückliegen, wenn sie sich nicht daran erinnern und doch das Gefühl nicht abschütteln konnte, das er ihr weniger fremd war, als jeder andere auf diesem Schiff.
“Woher?“
Weißes Haar. Blasse Haut, die unter der Sonne alsbald verbrannte. Die Kälte, die sich in ihrem ganzen Körper breit machte und an Erinnerungen rüttelte, die Skadi längst vergessen und vergraben hatte. Der Anblick seiner Tränen. Die wortlose Angespanntheit.
Irgendwo hockten sie zusammen in einem Keller. Dicht beieinander. Panisch. Verängstigt? Skadi blinzelte unter dem Schwall der Bilder hinweg. Spürte den Kopfschmerz, bevor er gänzlich zu ihren Schläfen vordrang und atmete scharf ein. Löste ihre Hand vom Stoff auf ihrem Schoß und legte sie behutsam, fast als rechnete sie mit einem Schlag oder ruckartigen Bewegung des jungen Mannes, auf die seine.
“Rúnar?“
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Crewmitglied der Sphinx
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#5
Woher. Einen Moment lang versetzte ihre Frage ihm einen Stich. Einen Stich der Scham, darüber, dass er sie doch mit jemandem verwechselt hatte und ihr in diesen, mit Schmerz aufgeladenen Stunden, ausgerechnet mit so etwas auf die Ketten ging. Aber der Moment verging wieder uns setzte ihn wieder zurück auf denselben Punkt: Dass die Frau vor ihm und er sich kannten.

Er sah, wie ihr Mund seinen Namen formte, ohne dass ein Ton herauskam. Er konnte es am spärlichen Licht sehen, der die Konturen ihrer Lippen weiß ausleuchtete.

Er zuckte kurz zusammen als sie unerwartet nach seiner Hand griff aber zog die seine nicht weg -- ihm fiel auf, wie sanft sie das tat -- nachdem er sie vorhin als so kühl und zäh wahrgenommen hatte. Aber vielleicht war das auch nur seine Wahrnehmung. Vielleicht hatte sie vorhin, als er vor Angst fast gestorben wäre, auch so sanft seine Hand genommen und er konnte sich nicht mehr daran erinnern und konnte sich nur noch an seine Angst erinnern und an die Blutlachen in den Gassen, das Geräusch das eine, in einen Brustkorb gesteckte Harpune machte, wenn man sie hinauszog, die Hitze des brennenden Dorfs in seinem Rücken, der Geruch nach Heimat an einem Korken in einem Keller.

Aber nein. Wie sie da vor ihm saß erkannte er sie haargenau als das Mädchen, das er vor über zehn Jahren das letzte Mal gesehen hatte. 

Er zog seine Finger zusammen, drückte ihre Hand. "Jap", brachte er nur gehaucht hervor. Aber dann, etwas besser hörbar: "Rúnar Dagur, Sohn von Rúnar, Reiter von Rökkur und Nótt, Cousin von Jón Haukur, Sohn von Nói, Reiter von Jarpblesa." Er nannte jegliche Anhaltspunkte für sie, auch wenn sie vermeintlich nicht zusammenhingen. (Dass Nótt schon lange tot war wusste sie ja nicht.) Aber das war ungefähr die Reihenfolge -- sie hatten sich kennengelernt und ihr dann die Pferde gezeigt. Das was ab Sólfari passiert war, wollte er nicht nennen, er wollte nicht noch mehr Schmerzen generieren.
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#6
Jón. Nói. Sie erinnerte sich an dunkle Locken. Funkelnde Brillengläser, die immer wieder über den blassen Nasenrücken eines Jungen mit blauen Augen hinab rutschten. Kälte auf ihrer Haut. Heller Schnee. Und Blut. Ihre Finger begannen unter Rúnars Hand zu zittern. Nicht einmal die Wärme, die unter jedem Berührungspunkt seiner Haut zu ihr hinab sickerte, änderte etwas daran.
“Wie bei allen sieben Welten?“ Es musste etliche Jahre her sein. Zu viele,  wenn die Ereignisse der Vergangenheit dermaßen in Vergessen geraten waren.
Kraftlos sackten ihre Schultern weitere Zentimeter ab. Die Flucht und die aufkeimenden Fetzen ihrer Erinnerungen zollten sichtbar ihren Tribut. Der Tod des jungen Scortias. Die Bilder an ihre eigenen Kinder. Enrique und Liam schwer verletzt im Bauch des Schiffes. Die Gewissheit eines Menschen an ihrer Seite, der ihr weniger fremd war, als sie zunächst vermutet hatte.  Skadi war heillos überfordert, mit allem. Spürte die ersten Tränen, als sie bereits an ihrem Kinn zu Boden tropften. Schluckte schwer und presste die Lippen aufeinander. Versuchte sich in einem Lächeln, das alles bedeuten konnte. “Verdammt.“
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#7
Rúnar bemerkte, wie Skadis Hand unter seiner zu zittern begann und schob seine andere Hand unter ihre, sodass sie nun zwischen beiden seinen Handflächen lag. Er drückte sie. So sanft es ging -- so fest er es musste, um ihr etwas Halt zu geben.

Als Skadi zu Weinen begann, konnte er seine Tränen auch nicht mehr zurückhalten. Etwas wie eine Mischung aus einem Lachen und einem Schluchzen entfuhr ihm. Da war er -- der Silberstreif am Horizont, von dem er bislang noch nicht einmal gewusst hatte, dass er ihn brauchte. Dass dieser vielleicht die einzige Sache war, die ihn nicht im nächstbesten Hafen dazu gebracht hätte, sich über Bord zu werfen und so viel Abstand wie möglich zwischen sich und dieses Schiff mit seinen Leuten zu bringen. 

Aber da tat er ihnen Unrecht. Sie hatten ihn gerettet. Skadi hatte ihn gerettet. Vor etwas, das seine eigene Idee gewesen war. Er hatte es so haben wollen, er hatte dieses Schiff ausgespäht, er hatte Trevor angesprochen, er hatte sich mit ihm und den anderen gemeinsam mit den Kopfgeldjägern angelegt. Aber das war jetzt auch alles erstmal egal -- es war egal, warum oder dass er hier war. Was von Bedeutung war, war, dass Skadi hier war, von der er sich nicht hat träumen lassen, sie jemals wieder zu sehen. Es war nicht so, dass er darauf gehofft hatte -- der Tag an dem Skadi und Jón hätten verlobt werden sollen, war ein Ereignis in seiner Erinnerung, wie jedes andere, das er (mehr oder weniger erfolgreich) versucht hatte, als das zu sehen: Etwas, das eben passiert war -- das seine Konsequenzen nach sich gezogen hatte, aber nun war es nur noch das -- ein Ereignis in seiner Vergangenheit. 

Aber vor allem gab es ihm Hoffnung für die Zukunft. Er könnte Rökkur wieder sehen, Ásta wieder sehen, er könnte Jón wieder sehen, er könnte Svavar finden und seinen Vater wieder nach Hause bringen. So unwahrscheinlich es auch war. Aber es war eben nur unwahrscheinlich -- nicht unmöglich.

Ein sanftes Lächeln war nach seinem Schluchzer auf seinen Lippen geblieben und dort war es noch immer, verstärkte sich ein wenig, als Skadi auch lächelte. "Das kannst du laut sagen", murmelte er. Er hatte den unglaublichen Drang, sie zu umarmen -- damit er sich an etwas festhalten konnte, an jemandem -- jemand, den er kannte, nachdem er monatelang nur auf fremde Orte mit fremden Menschen getroffen war.
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#8
Jetzt saßen sie hier. Weinend und mitgenommen von den vergangenen Stunden. Produkte ihrer Vergangenheiten und Entscheidungen – alte Bekannte, die nicht dazu bestimmt gewesen waren, erneut aufeinander zu treffen. Bis heute.  Damals hatte ihr Vater die Zelte abgebrochen. War weiter gezogen, dorthin wo es noch kälter war. Hatte sie in einem letzten, verzweifelten Versuch erneut unter die Haube bringen wollen – aber erfolglos. Nie hätte sie geglaubt, dass sich ihre Leben noch einmal kreuzen würden. Rúnar, der wie Jón das Familienerbe auf der Insel fortführen sollte.
Doch der Verlust ihrer Familie hatte alles verändert. Und sie nun hierher geführt. Auf dieses Schiff. Neben den Weißhaarigen, dessen blaue Augen wie helle Lichter durchs Halbdunkel zu ihr schimmerten. Eisiges Blau, das sie schon damals in ihren Bann gezogen hatte. Sowie seine ganze Erscheinung. Er wirkte wie aus purem Eis erschaffen. Kühl und elfenhaft. Ähnlich wie Talin.

“Es tut gut dich zu sehen.“

Lebendig und an einem Stück. Nicht zu Asche zerfallen oder halb von Mauersteinen verschüttet. Wieder legten sich die Erinnerungen an jenen Abend als unterdrückter, schmerzhafter Ausdruck auf ihre Züge. Und dieses Mal konnte ihn die Nordskov nicht mehr unterdrücken. Schluckte, bevor sie ruckartig ihre Hand aus Rúnars Umklammerung zog und binnen weniger Herzschläge ihre Arm um den schmalen Körper des jungen Mannes legte. In einer Umarmung, die IHR mehr Halt geben sollte als ihm.  Die ihm den Blick auf die Tränen verwehrte, die nun ungehindert über ihre Wangen rollten.
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Crewmitglied der Sphinx
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#9
Wenn Rúnar nicht vom ganzen Abend so abgejagt gewesen wäre, wären seine Emotionen wahrscheinlich um einiges stärker aus ihm herausgebrochen als Skadi ihn in den Arm nahm. Doch so löste sich nur sanft Träne um Träne unter seinen geschlossenen Lidern hervor -- und seine letzte Kraft steckte er in die Umarmung, hielt Skadi fest -- hielt sich an ihr fest, ballte den Stoff ihres Hemdes in seinen Fäusten, vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter und halb in ihrem vollen Haar.

Und wie gut es tat sie ebenfalls zu sehen. Er wollte ihr das auch sagen, doch stattdessen holte ihn etwas anderes ein. "Es tut mir leid", flüsterte er. Alles. Es tat ihm leid, dass er sich selbst so leid tat. Es tat ihm leid, dass Skadi den toten Jungen heimtragen musste. Es tat ihm leid, dass sie damals ausgeritten waren, dass Sólfari verunglückt war, dass sie sich vor ihren Eltern und den Konsequenzen versteckt hatten, dass Skadi von ihrem Vater deshalb geschlagen worden war, dass sie sich danach nie wieder gesehen hatten, dass sie sich jetzt ausgerechnet unter diesen Umständen wieder sahen.
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#10
Sie sagte "Schon okay." und fühlte doch nichts dabei. Eine Floskel, die ungehindert aus ihr heraus sprudelte. In der leisen Hoffnung, dass es das wirklich war. Okay. Rúnar hatte nichts falsch gemacht. Nicht, dass sich die Nordskov im diffusen Sein ihres Kopfes dessen bewusst war. Sie bezweifelte, dass er freiwillig hier war - freiwillig auf einer Insel gestrandet, die einen Großteil der Mannschaft hatte auslöschen wollen. Die Angst, die sein Gesicht zur Schau getragen und seinen Gliedmaßen durch die Straßen manövriert hatte, war alles gewesen, nur kein Zeugnis irgendeiner Schuld.
Und doch zog ihn die Dunkelhaarige einen Herzschlag enger an sich heran. Wischte sich dann mit einer ausgestreckten Hand die Tränen von den Wangen, um Rúnar sanft aber bestimmt bei den Schultern zu packen.

"Wie verrückt kann es sein, dass wir uns nach all den Jahren ausgerechnet so wiedersehen?"

Es barg einen schmalen Grad zwischen Euphorie und Wahnsinn. In ihren Augen. Ihrem Gesicht. Überkochende Emotionen, die zu viel für den schmalen Körper waren. Zu viel auf einmal. Zu viel durcheinander. Zu viel. Zu viel.
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