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New Horizons
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#1
New Horizons
bespielt von    Lucien Dravean   Shanaya Árashi   Soula Veniel
25.05.1822
New Horizons
Morgen des 25. Mai 1822
Lucien Dravean, Shanaya Árashi & Soula Veniel



Es reichte ihr. Mit jedem neuen Tag, den Shanaya mit ihrer Krücke verbrachte, überlegte sie, dass Ding einfach ins Hafenbecken zu schmeißen. Das Fieber war endlich verschwunden, ihre Kräfte längst jedoch noch nicht zurück gekehrt. Ihr Bein schmerzte noch immer bei falscher Belastung, aber sie hütete nicht mehr nur noch das Bett. Sie war es Leid. Zwar entfernte sich die Schwarzhaarige nie weit vom Bordell, was schlimm genug war, aber wenigstens ein paar Schritte wollte sie jeden Tag gehen. Die Wunde heilte gut… und bald würde sie diese ganze Sache endlich überstanden haben. Und was sie dann alles erledigen würde… ihre Liste schien unendlich. Jetzt hatte es sie früh nach draußen gelockt, die Sonne kroch langsam hinauf, tauchte die Straßen in ihr erstes, malerisches Licht. Und Shanaya lehnte gegen einen der Holzpfeiler, an denen die Schiffe fest gebunden waren. Ihr heller Blick war sehnsüchtig auf das Meer gerichtet, die Krücke neben sich gegen das Holz gelehnt. Wie lange würde es wohl noch dauern, die Sphinx zu reparieren? Ihretwegen hätten sie heute noch aufbrechen können.

Auch Soula konnte es nicht schnell genug gehen, deswegen suchte sie heute direkt nochmal erneut den Hafen auf. Sie hatte zwar irgendwie Kontakt zu einer Crew aufbauen können, allerdings war es nie gut, wenn man sich nur auf sein Glück verließ. Man musste auch selber etwas dafür tun. Sie wollte es definitiv nicht darauf ankommen lassen sich nur EINE Crew gesucht zu haben, die Calbota verlassen würde. Falls es mit ihnen irgendwie doch nicht klappen sollte, aus welchen Gründen auch immer… darauf wollte sie es wie schon gesagt, nicht drauf ankommen lassen. Deswegen ging sie mit langsam Schritten den Hafen ab und schaute sich die Schiffe genauer an. Notfalls würde sie sich auf eines schleichen oder so… Auch keine prächtige Idee, denn sie wusste, was man mit Frauen machte, die unaufgefordert und ungebeten plötzlich gefunden wurden. Das wollte sie nicht erleben und sie konnte sich vorstellen, dass wenn die Schergen sie finden würden, dass ihr so etwas auch blühen würde. Soula bekam eine Gänsehaut, als sie darüber nachdachte und schüttelte den Kopf, um an etwas anderes denken zu können, als eine Frau in ihrem Blickfeld auftauchte. Sie hatte Krücken und machte es sich gerade mehr oder weniger bequem, um aufs Meer hinaus zu sehen. Soula erkannte eine gewisse Sehnsucht und ihre eigenen Gesichtszüge wurden direkt ein bisschen weicher. Kurzerhand entschloss sie einfach auf die junge Frau zuzugehen, die kaum älter als sie selber wirkte. „Guten Morgen.“, sprach sie die Fremde also einfach an. „Ist eines davon Eures?“, fragte sie höflich und lächelte.

Shanaya verlagerte leicht ihr Gewicht, stand jedoch noch immer auf ihrem rechten Bein. Ihr heller Blick lag fest auf dem Meer, als gäbe es in diesem Moment nichts anderes für sie. Auch die Schritte, die näher kamen, ließen die Schwarzhaarige zuerst nicht aufblicken. Es gab viele Menschen auf dieser Insel, der ein oder andere würde sich auch um diese Zeit am Hafen herum treiben. Nichts, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Erst, als eine weibliche Stimme erklang, merkte Shanaya leicht auf, ohne jedoch den Kopf herum zu drehen. Es konnte auch jeder andere angesprochen sein, auch wenn… sie aus den Augenwinkeln niemanden sehen konnte, der in der Nähe war. Und die zweite Frage ließ die junge Frau leicht eine Augenbraue heben. Ob eines der Schiffe ihres war? „Wenn du meinst, ob ich Teil der Crew eines dieser Schiffe bin… nein. ‚Mein‘ Schiff steht in der Werft und ist hoffentlich bald wieder seetüchtig.“ Die Stimme der Schwarzhaarigen klang vollkommen ruhig, ohne Wertung darin. Aber sie richtete den Blick auch nicht zu der anderen Frau herum, ließ die Augen weiterhin auf das Meer gerichtet.

Die junge Frau sah zwar sehr beschäftigt aus, wie sie aufs Meer hinaussah. Sie reagierte nicht mal auf Soulas Schritte. Trotzdem wagte sie es sie anzusprechen. Vielleicht hatte sie eine Crew, vielleicht suchte sie Mitglieder. Wenn irgendetwas in diese Richtung ging, dann war Soula schon sehr froh. Nicht jede Crew pinnte immer Anfragen ans Anschlagbrett oder krakelte laut herum. Nachfragen fand Soula auch eine gute Taktik. Und wenn es nicht zutraf, dann hatte sie eben Pech gehabt. Vermutlich würde man sich dann sowieso nie wieder sehen. Die Höflichkeit, die sie von klein auf beigebracht bekommen hatte, vergaß sie aber nicht. Die junge Frau zeigte kaum Reaktionen, als Soula sie ansprach und leicht verengte sie die Augen und wartete, was darauf folgen würde. Soula würde definitiv nicht damit klar kommen, wenn sie sie einfach ignorieren würde. Dann kam eine Antwort und sie entspannte sich etwas. Das Schiff… nein, IHR Schiff wurde wohl gerade repariert. Das klang zumindest erst mal gut. Sie hoffte auch, dass es bald wieder Seetüchtig war. Auch das klang gut. „Und bis es wieder flott ist, seid Ihr hier gefangen?“ Ob die Fremde der Captain des Schiffes war? Soula sollte auf jeden Fall aufpassen, dass sie es sich nicht verscherzte. „Ich würde Silvestre auch gerne wieder verlassen“, erklärte sie. „Sucht ihr noch Mitglieder? Oder kann man sich eurer Crew eine Zeit lang anschließen, um diesen Ort zu verlassen?“ Soula war nicht dafür gemacht, um um den heißen Brei herumredete.

Nach wie vor ließ Shanaya den blauen Blick auf den Horizont gerichtet. Auf die Wellen, die sich aufbäumten, auf die kleinen Schaumkronen, die sie aus dieser Entfernung sehen konnte. Auf winzige Wolken, die am blauen Himmel an ihr vorbei zogen. Und beinahe hätte sie die Fremde vergessen, die bei ihr stand. Aber eben leider nur fast. Die nächste Frage der Dunkelhaarigen entlockte Shanaya ein leises, zustimmendes Brummen. Das war die richtige Bezeichnung für ihren Zustand. Sie konnte es kaum erwarten, dass die Sphinx wieder in See stach. Was die andere Frau dann sagte, hätte Shanaya fast ein ‚Dann schwimm los‘ entlockt, aber sie schluckte es herunter, ließ sie aussprechen und wog bei ihrer direkten Frage leicht den Kopf zur Seite. Brauchten sie noch Crewmitglieder? Auch ihre Antwort darauf verkniff Shanaya sich, indem sie sich auf die Zunge biss. Contenance. „Für eine Zeit, um diesen Ort zu verlassen – sicherlich. Alles andere wirst du mit einem der beiden Captains besprechen müssen.“ Nach wie vor blieb die Stimme der jungen Frau ruhig, erst jetzt wandte sie jedoch den Kopf herum, musterte ihr Gegenüber mit offen abschätzender Miene. Ein kurzes Ziehen in ihrer Brust ließ Shanaya schlucken, so versuchte sie sich damit abzulenken, dass sie die Dunkelhaarige einmal von oben bis unten musterte. Hm. „Bist du denn für ein Leben auf See gemacht?“ Nun lag ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen der jungen Frau.

Ihr entging nicht die Haltung, die die junge Frau einnahm und Soula glaubte zu verstehen, was sie damit ausdrücken wollte. Es wirkte eher abweisend und Soula konnte eine gewisse Sturheit erkennen. Dies ließ sie aber eher ein bisschen schmunzeln, denn es erinnerte sie an sich selbst. Die Fremde schien weder wirklich mit ihr sprechen zu wollen, doch Soula merkte nicht, dass ihr sogar eine abwertende Antwort auf der Zunge lag. Nun gut, wenn sie nicht mit der Dunkelhaarigen sprechen wollte, dann würde sie die Fremde sicher nicht dazu zwingen. Es war außerdem noch sehr früh am Tag, vielleicht spielte das ein wenig mit rein. Soula ließ sich allerdings nicht beirren und stellte noch eine Frage. Wenn darauf nichts kommen würde, dann hatte sie wenigstens ihr Bestes getan und würde es auch dabei belassen. Sie wollte niemandem auf die Nerven gehen. Einige Momente wartete die Diebin ab, dann erhielt sie eine Antwort, mit der sie nicht wirklich gerechnet hatte. Es gab also eine Chance zumindest Silvestre zu verlassen. Das klang hervorragend und Soula musste sich zusammenreißen, um nicht euphorisch zu reagieren. Das Letzte Wort war schließlich noch nicht gesprochen, wie die Fremde deutlich machte. Es galt also mit dem Captain zu sprechen. „Auf dieses Gespräch würde ich mich sehr gerne einlassen.“, antwortete sie also ebenso ruhig und konzentriert. Hier zeigte sich wieder die Selbstbeherrschung, die sie sich während der Spielpartien angeeignet hatte. Sie ließ sich nichts anmerken, auch wenn ihr inneres nun ein wenig nervös war, nichts drang nach außen. Dann blickte die Fremde Soula an und musterte sie eindringlich. Soula kam nicht umhin ein amüsiertes schmunzeln zu zeigen. Es war fast so, als würden sich die beiden Frauen beschnuppern, wie zwei Wölfe, die sich noch nicht sicher waren, ob sie Freund oder Feind gegenüber standen. Soula ließ sich davon nicht beirren, denn nun stellte die Fremde eine frage und hatte ein amüsiertes Lächeln aufgesetzt. „Ich war noch nie auf See. Das werden wir dann sehen.“, antwortete sie offen. Ihre Stimme ließ allerdings keinen Zweifel zu, dass sie es sich nicht zutraute. „Was verbindest du mit der See?“ Sie war interessiert und neugierig.

Einen Moment lang fragte Shanaya sich, was besser war. Hier mit dieser Fremden zu sprechen oder im Bordell auf ihrem Bett herum zu rollen – allein, wohlgemerkt. Ein lautloses Seufzen ließ sie diesen Gedanken jedoch beiseite schieben. Die Dunkelhaarige antwortete und Shanaya hob ganz leicht eine Augenbraue. Sie wollte sich auf dieses Gespräch einlassen? Noch ein tonloses Seufzen. Die Fremde grinste, auch bei Shanayas Musterung, was die junge Frau jedoch nur einen kurzen Augenblick die Augen schließen ließ. Sollte sie einfach…? Aber die nächsten Worte ihres Gegenübers ließ sie eine zweite Augenbraue heben. Okay, jetzt sollten die beiden Captains sich definitiv mit ihr befassen. Sie war raus. „Kannst du wenigstens sehen, wenn jemand eine Kugel in den Kopf bekommt?“ Keinerlei Ironie lag in der trockenen Stimme der Schwarzhaarigen, es war ihr voller Ernst. Selbst wenn diese Crew neuen Mitgliedern offen gegenüber stand, wenn sie etwas ganz gewiss nicht brauchten – und dieser Gedanke hinterließ einen sehr, sehr bitteren Beigeschmack – war es irgendein Prinzesschen, das keine Blutspritzer auf der feinen Kleidung ertrug. Und wenn die Fremde nicht einmal einen Fuß auf ein Schiff gesetzt hatte… Himmel. Wieso konnte Talin nicht aus dem Nichts auftauchen und sich um die Fremde kümmern? Es hatte doch Gründe, wieso sie nicht einmal im Traum des Posten des Captains anstrebte. Andererseits war sie nicht dazu verpflichtet, hier irgendwen durch die Gegend zu führen. Der blaue Blick schweifte kurz über den Teil des Hafens, den sie von ihrem Platz aus sehen konnte. Einige Gedanken schlichen sich in ihr Bewusstsein, ehe sie sich von der Säule weg lehnte, an der sie bis gerade gestanden hatte. Mit einer Hand griff sie nach der Krücke, machte damit wohl überdeutlich den Aufbruch klar. Die nächste Frage der Fremden ließ sie auflachen. Ihre Stimme klang bei ihren Worten neutral, nicht schklecht gelaunt, aber eben auch nicht sonderlich begeistert. „Ich bringe dich zum Captain, erwarte nicht von mir, dass ich dir auf so eine Frage antworte. Es würde mich nicht wundern, wenn du nach zwei Tagen freiwillig vom Schiff springst. Oder… bei einer großen Welle über Bord gehst. Von daher.“ Dieser Gedanke amüsierte die Schwarzhaarige dann doch so, dass sie ehrlich amüsiert auflachte.

Das Auftreten der Fremden war ziemlich… arrogant. Aber auch das erinnerte Soula an sich selber. Deswegen stand es ihr auch gar nicht zu die Fremde irgendwie zu verurteilen. Vielleicht hatte sie auch einfach nur einen schlechten Tag, wer wusste das schon. Soula war tatsächlich noch nie zur See gefahren und wusste selber nicht, ob sie dafür gemacht war. Aber das spielte auch gar keine Rolle. Soula war Abenteuerlustig genug, um es herauszufinden. Die Reaktion der Fremden schien darauf allerdings etwas anders auszufallen. Auch die Worte, die Soula nun hörte trieften nur so von Vorurteilen. ‚Wenigstens‘, das klang fast so, als hätte die Fremde sich bereits ein Urteil gebildet, welches nicht mit Soulas Charakter übereinstimmte. Auch der trockene Tonfall gefiel der Diebin nicht besonders. „Wenn du wüsstest.”, sprach sie dann ebenso trocken aus und hielt dem Blick der Fremden stand. Beim Glücksspiel hatte man nich timmer so viel Glück und wurde auch mal direkt über den Haufen geschossen. Immerhin war Soula zuletzt deswegen auch ziemlich in der Bredullie gelandet. Sie ließ sich jetzt sicher nicht von einer Fremden in eine Schublade stecken, obwohl diese wirklich keine Ahnung hatte. Auch auf die nächste Frage, die von Soulas Seite aus eher nett gemeint war (und neugierig), bekam sie wieder eine halbfertige Antwort. Soula erhielt fast den Eindruck, als hätte die Fremde noch nie zum ersten Mal ein Schiff betreten. In diesen kurzen Momenten hatte die Fremde Soula schon einiges über ihren Charakter offenbart. Dabei auch einige Schwächen. Soula musterte sie aufmerksam, während sie sich auf den Weg zur Werft machten. „Ich verstecke mich einfach pausenlos unter Deck, dann kann gar nichts passieren, ist doch klar.” Soula schenkte der Fremden ein übertriebenes Grinsen und konnte sich fast ein bisschen vorstellen, dass sie ihr das auch noch glaubte.

Was die Fremde nun konnte und was nicht, war Shanaya eigentlich ziemlich egal. Es war nicht ihre Aufgabe, Mitglieder aufzunehmen oder abzulehnen. Das durften schön die machen, die den passenden Posten dazu gewählt hatten. Ihre Antwort war ziemlich ernüchternd und konnte alles oder nichts heißen. Die Schwarzhaarige ging nicht weiter darauf ein, sollte sie der Crew beitreten, würde sie sich schon ein Bild machen können… und wenn nicht, war es eh keine Information, die sie abspeichern würde. Dann hätte sie die andere Frau in wenigen Tagen schon wieder vergessen. Sie hinkte einfach mit ihrer Krücke weiter, hielt kurz Ausschau nach der Werft, die man schon erahnen konnte, auch wenn sie noch ein Stückchen entfernt lag. Sie wusste nicht, wo Talin war – also blieb ihr nur Captain Nummer zwei. Gestern hatten sie noch darüber gesprochen, dass Lucien zur Werft wollte… jetzt konnte sie sich diese Information zu Nutze machen. Immerhin schlug sie so zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie wurde die Dunkelhaarige los, zumindest fast, und bekam dazu noch… bessere Gesellschaft. Vielleicht der einzige Grund, wieso sie sich dazu herab ließ, hier die Fremdenführerin zu spielen. Was die andere Frau dann sagte, ließ Shanaya sofort einen Gedanken in den Kopf schießen, der sie den himmelblauen Blick zu der Fremden herum wenden ließ. Selbst, wenn Shanaya ihre Worte – aufgrund ihres Lächelns – nicht ernst nahm, wusste sie, was sie dazu zu sagen hatte. „Solltest du das tun, darf ich dir laut unserer Carta ohne Vorwarnung selbst eine Kugel in den Kopf jagen. Befehlsverweigerung.“ Die junge Frau zuckte mit einer Schulter, lächelte beiläufig, ehe sie den Blick wieder nach vorn wandte und die Werft ins Auge fasste.

Was der Fremden nun alles durch den Kopf ging, wusste Soula nicht. Das Gespräch verebbte zunehmend. Irgendwie auch nicht schlimm, fand Soula, denn sie hatte nicht gerade den Eindruck bekommen, dass die Fremde sich sehr über Gesellschaft freute. Soula war ein sehr harmoniebedürftiger Mensch und mochte es nicht besonders, wenn es Streitereien gab. Oft war die Dunkelhaarige da aber auch selber dran schuld, denn sie ging Konflikten schnell aus dem Weg, da sie einfach hoffte, dass sie sich damit nicht auseinander setzen musste. Das klappte manchmal auch. Aber eben nicht immer. Trotzdem war sie bemüht, dass es nicht zu solchen Konflikten kam. So auch jetzt. Sie hoffte, dass sie mit ihrem Humor um so etwas herum kam, denn sie glaubte ein bisschen gespürt zu haben, dass die Fremde ein bisschen auf Krawall aus war. Dabei konnte Soula sich durchaus irren. Die Reaktion fiel dann aber in die Richtung aus, die sich Soula vorgestellt hatte. Sie schmunzelte, während sie die Werft schon sehen konnte. „In dem Fall wäre es mir ein Vergnügen, wenn du die Waffe führen würdest.“, antwortete sie amüsiert. Noch hatten sie keine Förmlichkeiten ausgetauscht, wie Namen oder sonstiges. Aber auch bei der Sache hatte Soula eher das Gefühl, dass die Fremde daran kein sonderliches Interesse haben würde. Sie ließ sich aber gerne eines Besseren belehren.

Warum brachte sie eigentlich niemanden um, einfach, weil dessen Nase ihr nicht passte? Vermutlich weil sie einfach ein viel zu guter Mensch war. Und trotzdem… in solchen Momenten wünschte sie sich etwas von dieser Kaltblütigkeit. Wobei es dann vermutlich verdammt wenig Frauen geben würde. Allerdings wäre das auch nicht ihr Schaden. Ein leises Seufzen verließ die Lippen der jungen Frau, während sie einfach immer weiter hinkte. „Sag das lieber nicht zu laut, ich vergesse so etwas nicht.“ Und das meinte Shanaya sogar ernst, auch wenn das hämische Lächeln deutlich in ihrer Stimme zu hören war. „Was erhoffst du dir davon, einer Piratencrew bei zu treten?“ Auch hier lag kein ehrliches Interesse in der Stimme der Schwarzhaarigen – zumindest keines an der Person der anderen Frau. Viel mehr daran, mit wem sie es zukünftig zu tun haben würden.

Soula verstand nicht so wirklich, was das Problem der Fremden eigentlich war. So viele Vorurteile konnte man doch gar nicht haben, dass man jemanden, den man eben erst getroffen hatte so sehr verurteilte? So, wie die Fremde sich benahm, war es offensichtlich, dass irgendetwas an Soula ihr nicht passte. Was, das war ihr gerade echt noch ein Rätsel. Sie würde sich davon aber sicher nicht abschrecken lassen, soweit kam es noch! Auf die Verletzung kam Soula auch nicht wirklich zu sprechen. Nachher musste sie sich noch anhören, dass sie ihre Nase nicht in Fremde Angelegenheiten zu stecken hatte. So war es schließlich, auch wenn Soula es nur höflich gemeint hätte. Ihre Höflichkeit hatte aber auch einfach ein Ende, wenn jemand kein Interesse daran hatte. Und genau das spürte sie hier gerade. Prinzipiell konnte ihr das ja gänzlich egal sein. Aber nicht dann, wenn sie irgendwann ein Schiff mit der Fremden teilen musste. Im Bruchteil von Sekunden gingen Soula diese Gedanken durch den Kopf und sie wusste echt nicht, wie das werden würde. Aber sie wollte auch nicht direkt aufgeben. Das war eh etwas, für das sie nicht gemacht war. Deswegen ließ sie sich auf das kleine Spiel auch einfach ein. „Das glaube ich dir aufs Wort. Aber wenn das nach so einem Verhalten dann sowieso passiert, dann am liebsten von dir.“, gab sie also zurück. „Männer können Frauen gegenüber oft nicht so konsequent sein, wie sie es gerne wollen. Aber du, du würdest treffen, da bin ich mir sicher.“, sprach sie weiter und blickte die Fremde direkt an. Soula wusste, dass sie sich hier gerade weit aus dem Fenster lehnte und sie hoffte auch, dass es zu so einer Situation niemals kommen würde. Zumindest würde sie sich sicher nicht die ganze Zeit unter Deck verstecken, das stand fest. Demnach konnten sie hier nun spekulieren wie sie wollten. Die nächsten Worte überraschten sie dann aber ein bisschen. Eine Piratencrew? Das hatte Soula nicht gewusst, immerhin wusste sie nicht mal, mit wem sie hier gerade überhaupt sprach. „Ich erhoffe mir in erster Linie von dieser Insel verschwinden zu können.“, sprach sie dann vorsichtig. Vielleicht war es ganz gut, wenn es Piraten waren, dann war sie dort mit ihrer zwielichtige Vergangenheit ganz gut aufgehoben. Ob sie der Crew für einen längeren Zeitraum beitreten wollte, stand noch in den Sternen. „Sucht ihr bestimmte Leute mit bestimmten Fähigkeiten?“, fragte sie dann. Soula konnte stehlen und sich unbemerkt in Häuser einschleichen oder Verführen, um an Gegenstände heranzukommen. Sie war dabei recht kreativ. Ob das ausreichte, wusste sie aber auch noch nicht. Die beiden Frauen hatten inzwischen die Werft erreicht und man hörte schon, wie hier hart gearbeitet wurde.

Shanaya machte sich kaum noch Gedanken um die Fremde. Immerhin würde sie, sollten sie Lucien in der Werft treffen, alles an ihn abgeben können. Ein weiterer Grund, wieso sie nicht für den Posten des Captains gemacht war. Kurz huschten die blauen Augen zu der anderen Frau hinüber, musterten sie. Das kleine Ziehen in ihrer Brust verging mit dem nächsten Atemzug wieder, trotzdem war es da gewesen. Und es wurmte die Schwarzhaarige. Auf die Worte der Anderen ging sie nicht mehr ein. Sollte sie der Crew wirklich beitreten und die Carta unterzeichnen… tja. Wobei sie selbst auch nach wie vor nicht der Typ war, der einfach irgendwelche Leute umlegte. Manchmal… leider. Dass sie erst einmal nur von dieser Insel weg wollte, entlockte Shanaya fast ein leises Lachen. Aber eben nur fast. Sie freute sich auf den ersten Moment, in dem die Fremde blutende Kameraden vor sich liegen sah. Ob sie es bereuen würde? Etwas, was Shanaya mit Genugtuung beobachten würde. „Pass aber auf, dass du dir bloß keinen Fingernagel an den Tauen abbrichst, ja?“ Sie warf der Gleichalten aus blauen Augen einen charmanten Blick zu. „Heb dir die Frage für den Captain auf, ich bin da die falsche Ansprechpartnerin.“ Aus gutem Grund. Damit betrat Shanaya jedoch mit den nächsten Schritten das große Tor der Werft, ließ den Blick zur Sphinx schweifen, ehe er durch die Halle glitt. „Luuuuuhuuuuuc.“ Sie blieb nicht stehen, schmunzelte nur über das Wort, das sie herunter geschluckt hatte. Sie gab ihm noch eine kleine Galgenfrist. Und das war vielleicht nicht für die Ohren der anderen Frau bestimmt. Also ließ sie den hellen Blick schweifen und suchte nach dem Dunkelhaarigen.

Auf die Spielerei, auf die Soula sich einließ, ging die Fremde inzwischen nicht mehr ein. Etwas merkwürdig fand sie diese Unterhaltung schon und sie wusste wirklich nicht, was sie von der Fremden halten sollte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn sie diese niemals angesprochen hätte. Allerdings war der Drang, diesen Ort verlassen zu können sowie Soulas Entschlossenheit um einiges stärker. Sie ging also weiter neben der Fremden her und hoffte, dass sie auf jemanden treffen konnte, mit dem sie vielleicht besser umzugehen wusste. Die nächsten Worte der Fremden trieften nur so vor Oberflächlichkeit. Dieses Mal verdrehte Soula tatsächlich die Augen. Sie verstand nicht, wie man sich so benehmen konnte. Die Fremde wusste nichts über Soula und glaubte irgendwie doch alles zu wissen. Das war absolut lächerlich und deswegen glaubte sie auch nicht wirklich, dass es noch viel brachte mit der Schwarzhaarigen weiter zu sprechen. Es wunderte sie nun um so mehr, warum sie Soula dann überhaupt zu ihrem Captain brachte, wenn ihr ihre Anwesenheit so offensichtlich missfiel. Wenn Soula und Loki wirklich dieser Crew beitreten würden, dann konnte die Begegnung zwischen den beiden Frauen wirklich noch spannend werden. Sie war nun sehr gespannt auf den Captain und erhob gegenüber der Fremden nicht nochmal das Wort.

Obwohl von dem zum Hafenbecken geöffneten Tor her frische Luft eindrang, hielt unter dem hohen Dach der Werfthalle augenscheinlich bereits der Juni Einzug, der bald kommen wollte. Die Luft war warm, wärmer als in den Gassen der Stadt, und so von Holzstaub und Teerdämpfen geschwängert, dass der Schweißgeruch der arbeitenden Männer dagegen glücklicherweise unter ging. Die Sphinx lag in einem trockenen Becken, aufgebockt auf zwei gewaltige hölzerne Keile, die sie gerade und gute zwei Meter über dem Boden hielten. Links und rechts entlang ihres Rumpfes verliefen Gerüste, um die Arbeiten von außen zu erleichtern, und an Deck wie an den Außenwänden, an den Masten wie in der Takelage hingen, saßen, standen oder krabbelten Werftarbeiter, die das Holz mit großen Schleifblöcken bearbeiteten. Als Lucien selbst zum Werkzeug gegriffen und sich an die Arbeit gemacht hatte, merkte er schnell, dass es sinnvoller war, das Hemd auszuziehen und es sich als Schutz vor dem feinen Staub vor Mund und Nase zu binden. Innerhalb von Minuten rann ihm der Schweiß über den Rücken und nach ein paar Stunden stumpfen Schleifens hatte sich das feine Holzpulver längst mit der Feuchtigkeit auf seiner Haut verbunden und Brust, Stirn und Nacken mit lästigen Krümeln überzogen. Er wischte sich gerade mit dem ebenfalls staubigen Unterarm übers Gesicht, um besagte Krümel loszuwerden, als eine nur zu vertraute Stimme laut durch die Werft hallte. Lucien verzog ob der grausamen Verstümmelung seines Vornamens missmutig das Gesicht und richtete sich auf dem Gerüst in eine kniende Position auf, von dem aus er die Außenwand der Sphinx bearbeitet hatte, zog sich das Hemd vom Mund und warf einen Blick nach unten. „Ich bin hier“, war das erste, was er Shanaya wissen ließ, damit sie nicht auf die Idee kam, noch mal nach ihm zu rufen. Dann erst erkannte er, dass sie nicht allein gekommen war. Neben ihr stand eine zweite junge Frau, etwa in ihrem und Talins Alter. Der Dunkelhaarige runzelte kurz die Stirn, wischte sich eher beiläufig mit dem Hemd den Schweiß aus dem Nacken und entschloss sich, zunächst herauszufinden, wie wichtig ihr Anliegen war, bevor er die Entscheidung traf, ob es sich lohnte, dafür vom Gerüst zu klettern. „Was wollt ihr?“ Die Frage ging an beide. Ihm war egal, wer antwortete.

Shanaya beachtete die Frau an ihrer Seite einfach nicht mehr. Sie sagte nichts, also auch kein Grund, sich zu ihr herum zu wenden. Außer den üblichen, prüfenden Blicken, die auch mehr ein Betrachten der Umgebung hätten sein können. Viel mehr war sie damit beschäftigt, sich auf das Atmen zu konzentrieren, darauf, nicht zu viele von den Spänen einzuatmen, die die Luft erfüllten. Erst als dann eine andere Stimme als die der Frau ertönte, rieb die Schwarzhaarige sich einmal mit dem Ärmel über das Gesicht und hob den Blick, um nach Lucien zu suchen. Er stand über ihnen auf einem Gerüst und… ja. Shanaya kniff kurz die Augen zusammen, blinzelte und warf dann einen kurzen Blick der zu der Fremden, ehe sie sich, nach Luciens recht knapper Frage, wieder zu ihrem Captain nach oben wandte. Shanaya schluckte nur kurz trocken. Draußen war es erträglich, in dieser Halle schien die Luft jedoch zu stehen und die junge Frau hätte es ihm gern gleich getan, sich ihrer Bluse entledigt. Vielleicht auch aus manch anderem Grund… vorrangig kam sie hier jedoch ziemlich ins Schwitzen. „Ich weiß nicht, wo Talin sich herum treibt, also dachte ich mir, schaue ich nach, ob du Zeit hast für jemanden, der sich uns anschließen möchte. Ansonsten muss sie eben warten.“ Sie lächelte ruhig nach oben, in ihrer Stimme lag jedoch auch der Hinweis an die andere, dass sie eben warten musste, wenn Lucien keine Zeit hätte. Wäre auch kein Weltuntergang.

Gut, damit hatten die beiden Frauen sich wohl dafür entschieden, dass sie aktuell nicht mehr miteinander sprechen wollten. Das konnte in Zukunft wirklich noch sehr spannend werden. Die Spannung stieg bei Soula aber gerade tatsächlich an, da sie demnächst den Captain treffen würde. In der Werft selber war die Luft ziemlich staubig und sie bemühte sich, nicht tiefer einzuatmen. Als sie die Stimme des Captains hörte, nach dem die Fremde wohl eben gerufen hatte, sah sie zum Gerüst auf. Auf die Frage, was sie wollten, antwortete ihre Begleiterin auch recht zügig. Es wurde noch ein zweiter Name erwähnt – Talin. Gab es zwei Captains? Oder zumindest jemand, mit dem sie auch sprechen konnte? Es war ihr zwar lieber, wenn sie so schnell wie möglich diese Insel verlassen konnte, doch sie wollte auch nicht ungeduldig wirken. Deswegen nickte sie. „Ich kann auch zu einer verabredeten Zeit wiederkommen“, sagte sie deswegen entspannt.

„Sich uns anschließen?“, wiederholte er Shanaya Worte unwillkürlich. Allerdings nicht, weil er nicht sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte, sondern schlicht als Ausdruck seiner Überraschung. Erneut kehrten die tiefgrünen Augen zu ihrer Begleiterin zurück, musterten sie nun genauer. Schlank, dunkles Haar, einfache aber ordentliche Kleidung – viel mehr konnte er auf die Entfernung nicht erkennen. Also schüttelte er auf ihrer beider Vorschlag, später wieder zu kommen, nur den Kopf, legte den Schleifklotz dort ab, wo er später weiter machen würde und erhob sich. „Nein, schon gut“, versicherte der Dunkelhaarige in versöhnlicherem Ton und machte sich, das Hemd an seinem Hosenbein abklopfend, auf den Weg nach unten. Die letzte Ebene überwand er kurzerhand mit einem Sprung, klemmte sich das Hemd in den Gürtel und ging zu den beiden Frauen hinüber. „Das ist wohl der Vorteil daran, wenn der einzige Lohn für eine Arbeit der ist, der Werft hinterher weniger bezahlen zu müssen: Man kann aufhören, wann immer man will“, meinte er beiläufig. Zwei Schritte von Shanaya und Soula entfernt blieb Lucien schließlich stehen, richtete den Blick auf die Fremde und maß sie nun noch einmal mit einem Blick. Hübsch war sie und auf seine Lippen stahl sich darüber ein Schmunzeln. „So. Du willst also bei uns anheuern.“ Er warf der Schwarzhaarigen neben ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Hat unsere reizende Shanaya dir zufällig auch schon erklärt, worauf du dich da möglicherweise einlässt?“ War ihr klar, dass sie gerade mit Piraten sprach?

Shanaya hätte mit beidem leben können – wenn Lucien sie weg schickt, um weiter zu arbeiten (in diesem Fall hätten sich die Wege der beiden Frauen sehr schnell getrennt) oder aber, wenn er zu ihnen herunter kam. Die andere Frau versicherte ihm, dass sie auch noch einmal zu einem anderen Zeitpunkt wieder kommen konnte, aber Lucien entschied sich für Zweiteres. „Nicht, dass wir dich noch an die Werft verlieren.“ Ein neckisches Lachen galt dem Dunkelhaarigen. Sie bezweifelte es sehr stark. Dann stand er bei ihnen, musterte erst einmal Soula, während Shanayas Blick zu der Sphinx wanderte, über den Rumpf, den Kiel. Sie konnte es wirklich kaum erwarten, dass sie fertig wurden. Sie lauschte nur halbherzig auf das Gespräch der anderen beiden, wandte ihre Aufmerksamkeit erst zu Lucien herum, als er ihren Namen nannte. Mit einem gut gelaunten Lächeln nickte sie auf seine Worte hin, wobei ihr etwas auffiel. Sie zögerte einen Moment. „Natürlich habe ich das. Du denkst doch nicht von mir, dass ich irgendwen in ein Messer laufen lasse?“ Sie wussten es beide besser. „Sie wollte trotzdem mit einem von euch sprechen.“ Kurz richteten sich die blauen Augen auf die Fremde, ehe sie sich wieder zu ihrem Captain herum wandte. Es störte sie noch etwas. Sie haderte, hob dann aber doch die Hand, um die recht große Holzspäne, die sich in Luciens Haaren verfangen hatte, heraus zu zupfen. Eine vorsichtige Bewegung, eine kurze Berührung, ehe sie das Stück Holz auf den Boden fallen ließ und dem Mann dabei ein kurzes, sachtes Lächeln zu warf. Dann wandte sie den Blick erneut zur Sphinx herum, die weiter von den anderen Arbeitern hergerichtet wurde. So konnte sie etwas anderes einfach besser ausblenden. Sie räusperte sich kurz, rieb sich noch einmal mit dem Ärmel über die Stirn. „Ihr kommt gut voran, oder?“ Die Hoffnung in ihrer Stimme war nicht zu überhören, die Sehnsucht dahinter, bald wieder in See zu stechen.
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#2
Etwas nervös wartete Soula ab, welche Möglichkeit dem Captain am besten gefallen würde. Dann lehnte er ihren Vorschlag, später zu kommen, allerdings ab und machte sich auf den Weg zu ihnen runter. Soula verschränkte die Hände ineinander, da sie wusste, das sie sonst nervös herumspielen würde. Das wollte sie unter allen Umständen unterbinden. Wenn das hier die Chance werden würde, diese Insel zu verlassen, dann wollte sie es definitiv nicht versauen. Auf die beiläufigen Worte wusste sie erst Mal auch gar nichts zu antworten und wartete deswegen noch etwas mehr ab. Die Fremde schien mehr darauf antworten zu können und dabei beließ es Soula auch. „Ich habe auf jeden Fall großes Interesse daran bei euch anzuheuern“, antwortete sie und nickte bestärkend. „Vorausgesetzt ihr sucht noch neue Mitglieder.“ Dann folgte Soula dem Blick des Captains auf die Schwarzhaarige. ‚reizend‘ wäre jetzt nicht das Wort, das sie gewählt hätte, um sie zu beschreiben, aber vielleicht hatte das ja auch etwas mit Ironie zu tun. „Ja, sie hat erzählt, dass ihr Piraten seid“, stimmte sie zu und ließ nicht anmerken, dass sie nach diesem Wissen erst mal noch darüber nachdenken muss, ob sie sich wirklich anschließen wollte. Aber das musste sie auch eh noch mit Loki besprechen. „Wir wären zu zweit und es wäre toll die Insel verlassen zu können.“ WIE toll das wäre uns welche Gründe dahinter steckten, behielt sie lieber für sich.

Nur einen Moment lang verzog Lucien die Lippen zu einem zynischen Lächeln, warf Shanaya einen knappen Seitenblick zu. „Mit nichts weiter als festen Boden unter meinen Füßen. Bestimmt!“ Sein Ton triefte nur so vor gutmütigem Sarkasmus, womit er das Thema auch schon wieder fallen ließ. Vielmehr interessierte ihn die Antwort der Fremden auf die Frage, mit wem sie glaubte, es hier zu tun zu haben, doch wieder war es die Schwarzhaarige, die zu erst antwortete. Dieses Mal erschien wirkliche Belustigung auf seinen Zügen. Reizend war definitiv ironisch gemeint. Er wusste ganz genau, wie Shanaya sein konnte. Vor allem, wie gern sie testete. Er musste schmunzeln, behielt dabei jedoch die Brünette im Blick, die Shanayas Aussage bestätigte. Und ihren Wunsch beteuerte, unbedingt bei ihnen anheuern zu wollen. „Also schön...“ Was auch immer sie sich davon versprach, ausgerechnet auf einem Piratenschiff anzuheuern. Was auch immer sie dazu trieb – und ganz gewiss hatte sie ihre Gründe, die verhinderten, dass sie sich ein paar gesetzestreueren Bürgern anschloss – der Dunkelhaarige fragte nicht danach. Sie hatten alle ihre Gründe. Alle ihre Geschichten. Und sie interessierten Lucien nicht.
Doch als er zu einer Antwort ansetzte, unterbrach Shanaya ihn, lenkte seine Aufmerksamkeit kurz zu ihr. Sie streckte die Hand nach ihm aus, den Blick auf irgendetwas oberhalb seines Gesichtes gerichtet, was ihn ihr Vorhaben unterbewusst ahnen ließ. Er stieß ein leises, ergebenes Seufzen aus und neigte den Kopf ein wenig, damit sie was-auch-immer aus seinem Haar fischen konnte, bevor er sich selbst mit den Fingern hindurch fuhr, um das leichte Kribbeln zu vertreiben, das zurück blieb. „Herzlichen Dank.“, warf er mit sanftem Spott in der Stimme in ihre Richtung, bevor er sich doch noch an die Fremde wandte. „Kommt ganz drauf an, was ihr uns anbieten könnt. Helfende Hände kann eine Mannschaft immer gebrauchen, aber was könnt ihr uns darüber hinaus bieten? Mal ganz davon abgesehen...“ Er wandte sich halb zurück zum Schiff und nickte in dessen Richtung, womit er zugleich Shanayas Frage beantwortete. „...liegt unser Schiff gerade auf dem Trockenen. Es wird noch eine Weile dauern, bis wir wieder in See stechen. Wie eilig haben du und dein Begleiter es denn?“


Die Fremde beachtete Shanaya nicht weiter, sprach nicht zu ihr, und genau das war der jungen Frau ganz Recht. Lucien hingegen, der wusste, wie er ihre Worte aufzunehmen hatte, schmunzelte nur. Shanaya lauschte halbherzig den Erzählungen der anderen Frau, ehe sie ihren Captain von dem Stück Holz in seinen Haaren befreite und ihm auf seinen kurzen Dank hin ein vielsagendes Grinsen zu warf. Die Verlockung war groß, es nicht sein zu lassen, vor allem, als der Mann sich selbst durch die Haare wuschelte. Aber ganz offensichtlich hatte er jetzt erst einmal mit der Fremden zu tun. Mit Worten, die er an die Dunkelhaarige richtete, beantwortete er auch halb eine ihrer Fragen, was die Schwarzhaarige leise zum Seufzen brachte. Vermutlich konnte niemand genau sagen, wann sie in See stechen würden. Eine Tatsache, die ihrer Ungeduld nicht gerade zuträglich war. Kurz verfolgte sie den Gedanken, irgendwelche Hafenarbeiter anzuheuern, sie teuer zu bezahlen, damit die Sphinx bald wieder in See stechen konnte. Aber wollte sie IRGENDWELCHE Leute an dem Schiff arbeiten lassen? Eher nicht. Ein erneutes Seufzen. Zum Trost kramte die junge Frau in ihrer Tasche, fischte ein Stück Dörrfleisch heraus, auf dem sie wenige Sekunden später herum kaute. „Ist dein Begleiter für irgendwas Bestimmtes zu gebrauchen?“ Fragend musterte sie die Dunkelhaarige. Vielleicht hatte er (Shanaya ging einfach Mal davon aus, dass es sich dabei um einen Mann handelte) ja irgendeine Ahnung, was er zu tun hatte. Einfach nur um das Unwissen der Frau auszugleichen, sollte sie der Crew wirklich beitreten.

Die beiden Frauen beachteten sich kaum noch und deswegen galt die volle Aufmerksamkeit auch dem Captain der Crew. Soula wollte es definitiv nicht riskieren mit mit einer Crew zu segeln, die Recht und Ordnung zu schätzen wussten. Würde da auch nur einer herausfinden, was Soula dazu trieb Calbota zu verlassen, wusste sie auch nicht genau, was dann passieren würde. Deswegen würde sie diese Möglichkeit nur dann ergreifen, wenn es gar nicht mehr anders ging. Piraten waren davon zwar genau das Gegenteil, aber vielleicht auch nicht die schlechteste Wahl. Das würde sie sich nochmal durch den Kopf gehen lassen. Beides hatte Vor- und Nachteile, welche sie in Ruhe abwägen würde. Schmunzelnd beobachtete Soula, wie die Dunkelhaarige ihm das dünne Holz aus den Haaren zupfte, und der Captain sich seinem Schicksal zu ergeben schien, es zuließ und sich bedankte. Was Soula bieten konnte war aktuell vielleicht noch nichts, was man auf einem Schiff aktiv gebrauchen konnte. Dafür aber sehr gut an Land. „Auf dem Schiff braucht man es vielleicht weniger. Allerdings bin ich gut darin unbemerkt in andere Häuser zu schlüpfen und Dinge von Wert mitgehen zu lassen. So bin ich schon häufig an gewisse Schätze gekommen.“ Auch Karten von anderen Inseln waren oft darunter. „Ansonsten bin ich sehr lernfähig und kann an Board bei allem Möglichen Unterstützung leisten. Ich war noch nie auf See und kann deswegen in der Hinsicht keine Erfahrungen mitbringen. Mein Begleiter allerdings schon.“ Ob Loki jetzt aktiv kämpfen oder mit einer Waffe umgehen konnte, wusste Soula tatsächlich nicht so wirklich. Das hatte sie nie mitbekommen und auch nicht erfragt. Vielleicht konnten diese Angaben aber auch schon ausreichen, auch wenn Soula an Land wohl erst mal eine bessere Hilfe darstellen würde, als auf See, aber sie war sich sicher, dass sich das mit der Zeit ändern würde. Eigentlich... hatte es Soula sehr eilig, aber es gehörte eben auch ein bisschen Glück dazu. "Wie lange würde es denn noch dauern? So schnell wie möglich wäre natürlich gut." Sie hatte von der Dunkelhaarigen bereits den Eindruck erhalten, dass diese ebenfalls so schnell wie möglich wieder auf See wollte. Demnach waren das gute Voraussetzungen, oder?

Am Rande seines Blickfelds kramte Shanaya beiläufig in ihrer Tasche und förderte schließlich ein Stück Dörrfleisch zu Tage. Ein Anblick, der ihn flüchtig schmunzeln ließ. Langsam erhärtete sich wirklich der Eindruck, dass sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit etwas zwischen die Zähne brauchte. Fragte sich nur, wo sie das alles hin futterte. Doch Luciens Blick kehrte nur kommentarlos zu der Fremden zurück und auf seine Lippen legte sich ein Schmunzeln, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte. „Ah, ein Langfinger also. Damit wärst du bei uns in guter Gesellschaft.“ Shanayas ergänzende Frage und die Antwort darauf quittierte er mit einem verstehenden Nicken, während er sich eine zweite Musterung der schlanken Gestalt erlaubte, die da vor ihm stand. Die Kleine war also auf der Flucht. „Klingt, als wärt ihr in letzter Zeit bei den falschen Leuten eingestiegen“, stellte er fest, ohne wirklich nach den Hintergründen zu fragen. „Schwer zu sagen, wann wir wieder in See stechen können. In zwei, drei Wochen vielleicht. Aber wenn ihr schnell von der Bildfläche verschwinden müsst: Wir sind in einem Bordell untergekommen, das für seine Verschwiegenheit bekannt ist. Nicht weit von hier. Dort wärt ihr vorläufig sicher.“  Er hielt einen Moment inne, ließ sie diese Information erst einmal verarbeiten, bevor sich ein Lächeln gutmütigen Spotts auf seine Lippen stahl. „Ich vermute, ein ehrlicheres Angebot wirst du nicht bekommen. Jedenfalls nicht in den Kreisen, in denen du dich gerade bewegst. Also überleg' es dir. Wir nehmen euch mit, wenn die Sphinx wieder seetüchtig ist – sofern ihr dann noch eine Mitfahrgelegenheit braucht.“  Wären sie erst einmal tot oder verhaftet, brauchten sie wohl keine mehr, aber das musste er wahrscheinlich nicht extra betonen.

Shanaya schob sich das zweite Stück des Fleisches in den Mund, kaute nachdenklich darauf herum und ließ den Blick zur Sphinx schweifen. Zwei, vielleicht drei Wochen. Sie wusste, dass es Lucien in etwa so ging, wie ihr, was dieses lange Verharren hier anging. Sie seufzte, richtete die blauen Augen dann zu der anderen Frau zurück, die auf ihre Frage antwortete. Ihr lag auf der Zunge, dass man sich dann vielleicht auf einen von den Beiden verlassen konnte – aber die Schwarzhaarige schluckte diese Worte einfach herunter. Stattdessen stützte sie sich auf ihre Krücke und musterte die Frau mit prüfendem Blick. Lucien bot ihr an, auch in dem Bordell unter zu kommen und Shanaya wollte die Reaktion darauf nicht verpassen. Sie kaute noch ein bisschen auf dem Fleisch herum, schluckte dann. „Wir müssen uns also auf noch mehr Verfolger einstellen, wenn ihr der Crew beitretet.“ Eine neutrale Feststellung, mit der sie den Kopf etwas zur Seite neigte. Nicht, dass sie das störte, aber sie wusste einfach gern, woran sie war. „Sieht dein Begleiter gut aus? Und ganz unter uns… ist er mehr so eine Mimose oder kann man ihn als Mann bezeichnen?“ Noch einmal fischte sie ein Stück Dörrfleisch heraus, warf Lucien nur einen kurzen Blick zu, ein Grinsen, ehe sich die blauen Augen wieder auf die Fremde legten. Wie erwähnt, wusste sie gern, woran sie war.

Sie schmunzelte und zuckte mit den Schultern, als er sie als Langfinger bezeichnete. Es klang aber sehr positiv, dass sie damit in guter Gesellschaft war. „Das freut mich sehr,“ erwiderte sie. Sie neigte auf die nächste Aussage kurz den Kopf. „Eher mit den falschen Leuten angelegt.“ So konnte man es tatsächlich etwas besser beschreiben. Immerhin hatte sie nicht aus einem Haus direkt gestohlen, um ihre aktuelle Situation zu erleben, sondern hatte betrogen. Aber das war bei Piraten auch hoffentlich völlig egal, denn Betrug stand da doch an der Tagesordnung, oder? Als die junge Frau neben ihr auf die Verfolger zu sprechen kam zögerte sie kurz. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich die Mühe machen würden die Insel zu verlassen.“ Aber sicher war sie sich eben auch nicht, was sie auch zum Ausdruck brachte. Soula selbst schätzte sich nicht für besonders wichtig, als dass man solche Mühen auf sich nahm, um sie weiter zu jagen. Damit konnte sie sich aber durchaus täuschen. Auf Calbota selber würde man sie weiter verfolgen, da war sie sich sicher, aber auf See? Sie sah nicht den Sinn und Zweck ihre Vermutung für sich zu behalten, auch wenn sie damit bestätigte, dass sie verfolgt wurde. Immerhin ahnten die beiden es schon selbst. Zwei oder drei Wochen klang schon ziemlich lange. Aber bisher hatte Soula noch kein anderes Angebot erhalten, davon abgesehen erhielt sie noch ein weiteres, was sie merkte, als er von dem Bordell erzählte. Sie horchte auf, das klang gut. „Vielen Dank, da werde ich mich mal erkundigen.“ Nicht, dass sich dahinter doch noch eine Falle versteckte. Bei Piraten und Dieben wusste man schließlich nie. Blindes Vertrauen war nie gut. Dann wandte sie sich wieder der Fremden zu und grinste. „Ob er gut aussieht, muss wohl jeder selbst entscheiden, spielt das für dich etwa eine Rolle?“, fragte sie und lächelte amüsiert. „Eine Mimose ist er definitiv nicht.“ Er sagte Soula auch mal seine Meinung, wenn es sein musste. Sie sah zum Captain „Ich werde das mit ihm besprechen und sonst läuft man sich wahrscheinlich in besagtem Bordell über den Weg.“

Lucien folgte dem kurzen Austausch der beiden Frauen mit einem amüsierten Ausdruck in den tiefgrünen Augen. Schließlich stieß er einen leisen Laut aus, der verdächtig nach dem Anflug eines ironischen Lachens klang. „Ich würde sagen, das ist nichts, womit wir nicht inzwischen umgehen könnten“, erwiderte er auf die Sorge der einen und die Feststellung der anderen. Ob die Verfolger der Fremden sich die Mühe machten, die Insel zu verlassen, oder auch nicht: Sie waren nicht die ersten, die sich an die Fersen eines Crewmitglieds hefteten. Was machte also schon einer mehr oder weniger? Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die junge Frau direkt vor ihm und verzog die Lippen zu einem Schmunzeln. Sie würde sich erkundigen. Gut. Vorsichtig jedenfalls war sie. Lucien nickte knapp, dachte für einen Herzschlag lang darüber nach, wie sicher es war, der Fremden einen Namen zu nennen und kam zu dem Schluss, dass es hier auf dieser Insel ohnehin kaum eine Rolle spielte. Also fügte er an: „Solltet ihr euch entscheiden, zum Bordell zu kommen, sagt den Mädchen, ihr seid eine Freundin Talin Draveans. Dann werden sie wissen, dass ihr zu uns wollt und euch einen Unterschlupf bieten.“ Was ihren mysteriösen Begleiter anging, so schwieg Lucien sich aus. Die Berichte anderer nützten ihm in einer Einschätzung ohnehin nichts und zudem war er sich absolut sicher, dass die Schwarzhaarige neben ihm auch diesen Kandidaten auf Herz und Nieren testen würde. Dann und nur dann würde sich wohl herausstellen, ob er eine Mimose war, oder nicht. Ein hintergründiges Lächeln konnte sich der Dunkelhaarige über diesen Gedanken nicht verkneifen, nickte der jungen Frau aber nur noch einmal bestätigend zu und sah dann von ihr zu Shanaya. „Gut, wenn das dann alles wäre, mache ich mich wieder an die Arbeit.“ Außer, sie hatte noch etwas?

Auf Luciens Worte hin legte sich ein amüsiertes Schmunzeln auf die Lippen der jungen Frau, mit dem sie den Kopf etwas zur Seite neigte und ihren Captain einen Moment lang musterte. „Ich habe schließlich auch so meine Erfahrungen mit Verfolgern.“ Was die beiden folgend besprachen, ließ Shanaya wieder zur stillen Zuhörerin werden, deren heller Blick aufmerksam die Umgebung betrachtete. Erst, als Soula auf ihre Fragen antwortete, wandte sie den Blick zu ihr herum, ohne den Kopf dabei zu bewegen. Ein tiefgründiges Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Ich bin ein oberflächliches Mistvieh, also zählt das für mich schon.“ Das tat es nicht wirklich, aber… wer hatte nicht gern etwas… leckeres in der Nähe. Shanaya schmunzelte selbst über diesen Gedanken, warf Lucien einen kurzen Blick zu und fügte dann für Soula noch ein ruhiges „Davon kann er mich dann ja selbst überzeugen“ an. Dann sprach Lucien wieder und die Schwarzhaarige überlegte auf seine Frage hin für einen Moment. „Ich würde gern noch kurz unter vier Augen mit dir sprechen. Geht ganz schnell.“ Sie wollte ihn ja auch nicht davon abhalten zu sorgen, dass sie schnell von dieser Insel weg kamen. Damit richtete sich Shanayas blauer Blick auf Soula, abwartend, ob sie noch etwas zu sagen hatte, oder gehen würde.

Ein breites Grinsen erschien auf Soulas Zügen. Entweder hatte sie hier gerade großes Glück oder überaus viel Pech. Sie hoffte einfach, dass es sich um Glück handelte und es wäre zu begrüßen, wenn es sie wieder öfter ereilen würde. Dass es Verfolger gab, schien keinen der beiden groß in Sorge versinken zu lassen und das war bestimmt gut! Noch überraschter von der gesamten Situation schien Soula zu sein, als der Captain ihr einen Namen nannte, den sie im Bordell verwenden konnte. Es sorgte allerdings noch mehr dafür, dass die Diebin vorsichtig wurde. Fremden irgendein Vertrauen schenken war nichts, was Soula gerne tat. Wenn man ihr Hilfe anbot, war sie aber auch nicht abgeneigt, sie würde nur sehr bedacht vorgehen. „Vielen Dank, das weiß ich sehr zu schätzen.“ Shanaya selbst schien ein sehr interessanter Charakter zu sein. Soula schmunzelte bei ihren Worten und nickte zustimmend. Das konnte Loki sicher selbst zeigen. Damit schien das Gespräch vorerst beendet zu sein. Sie wollte den Captain auch nicht länger als nötig von seiner Arbeit abhalten. „Ich bedanke mich für eure Zeit“, meinte sie und sah von Lucien zu Shanaya, die sich ebenfalls die Zeit genommen hatte. Selbstverständlich war das in Soulas Welt definitiv nicht. „Wir sehen uns bestimmt bald wieder“, sagte sie dann abschließend und verließ die beiden Piraten.

Dass Shanaya im Anschluss noch etwas mit ihm besprechen wollte, überraschte den Dunkelhaarigen zwar, doch er nickte nur kurz und wandte sich dann wieder der Fremden zu. Sie schien damit zu haben, was sie wollte. Wirkte insgesamt zufrieden – wenn auch bedacht. Als sie sich verabschiedete, lächelte Lucien nur, neigte den Kopf zum Gruß und hielt sie nicht weiter auf. Ob sie ihre Worte wahr machte und die Gelegenheit nutzte, die sich ihr geboten hatte, würde sich noch früh genug zeigen. Er jedenfalls wartete mit durchaus regem Interesse. Schließlich jedoch wandte er sich an Shanaya. Auf den Lippen ein ruhiges Lächeln, auch wenn sie ihm wahrscheinlich ansah, dass er zumindest gedanklich schon wieder halb auf dem Sprung war. „Was gibt es denn noch?“, fragte er ohne jeden Ärger in der Stimme.

Shanaya beantwortete den Dank und den kurzen Blick der anderen Frau mit einer neutralen Miene. Vielleicht sahen sie sie ja nie wieder – dann wäre diese Zeit vertane Zeit gewesen. Ob sie den Schneid hatte, sich einer Piratencrew anzuschließen? Eigentlich war es Shanaya egal und als die Dunkelhaarige sich abwandte, warf sie ihr nicht einmal einen Blick hinterher. Stattdessen richteten sich die blauen Augen auf Lucien, jetzt ein beinahe vorsichtiges Lächeln auf den Lippen. „Nichts Großes, ich übe mich nur in Nettigkeit…“ Was gelogen war – und das das war an ihrer Stimme und an dem Blick in den hellen Augen zu erkennen. „Sonst hätte ich ihr ja sagen müssen, dass ich keine Lust habe, zeitgleich mit ihr zu gehen, sonst quatscht sie mich nur von der Seite an.“ Damit umfasste die Schwarzhaarige ihre Krücke wieder etwas fester, neigte leicht den Kopf. „Und jetzt sorg am besten dafür, dass wir hier so schnell wie möglich wieder weg kommen.“ Ein warmes Lächeln galt Lucien, ehe sie sich zum Gehen herum wandte.

Sein Mundwinkel zuckte spöttisch, verwandelte das ruhige Lächeln in ein trockenes, voller Ironie. „Ah, verstehe. Du wolltest also ihre Gefühle nicht verletzen“, erwiderte er nun doch eine Spur weniger gelassen. Den kleinen Seitenhieb, so versteckt er auch sein mochte, konnte er sich an dieser Stelle nicht verkneifen. Denn so ganz verziehen hatte Lucien ihr noch immer nicht, auch wenn er sich Shanaya gegenüber nicht elendig nachtragend benahm und den Kontakt mit ihr mied. Nur manchmal, manchmal erlaubte er sich so eine Anspielung.
Doch der Dunkelhaarige griff das Thema nicht weiter auf, sondern hob nur die Hand, um sich zum Abschied an den imaginären Hut zu tippen, und sein Lächeln wurde wieder ehrlicher. „Ich gebe mein Bestes. Wir sehen uns dann nachher.“ Noch einen kurzen Augenblick ruhten die tiefgrünen Augen auf der Schwarzhaarigen, dann wandte er sich dem Schiff zu, um sich wieder an die Arbeit zu machen.
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