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Kapitel 6 - Mondlose Nacht
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Jede Faser in ihrem Körper begann zu raunen, als Trevor für einen Augenblick das Gleichgewicht verlor. Während er den Kopf zu ihr herum wandte und die Augen so fest aufeinander presste, dass der Rest seines Körpers diesem Beispiel nahtlos folgte, rechnete die Nordskov sogar damit, dass er beim nächsten Schritt voraus das Fass verfehlte und sich mindestens ein oder zwei Zähne ausschlug. Wenn es gut lief.

“Komm da runter.“ Ihr lag ein zischelndes Du Spinner auf den Lippen. Doch sie schluckte es wortlos, entkrampfte für einen Moment die steifen Finger ihrer Linken, die ihr vorgaukelten, fast einem Phantomschmerz gleich, eine weitere Flasche in Händen zu halten.
Gelächter ergoss sich in ihrem Rücken. Zupfte harsch an den dichten Brauen, die sich irritiert und fast schon fassungslos in Richtung der braunen Augen senkten, die gleichsam verdutzt zu dem blonden Hünen aufsahen. War der jetzt auch noch verrückt geworden? Bei den Göttern, sie musste ein verdammt schlechtes Karma haben, dass ihr ausgerechnet diese zwei Hansel an der Backe klebten. Der eine notorisch verrückt und überdreht, der andere von all dem Chaos, Mord und Totschlag in den Wahnsinn getrieben.  Noch schlimmer war allerdings, dass sie dank Rúnar den schweren Körper Trevors nicht bemerkte. Oder viel zu spät, als er bereits ihre Schulter streifte und sie wie ein Kissen seinen Aufprall auf dem Kopfstein bremste. Scharf stob der Schmerz durch ihren Rücken, als sich vereinzelte Steine in ihre Hüfte und Schulterblätter bohrten. Ruckartig presste das Gewicht des jungen Scovells jegliche Luft aus ihren Lungen und Skadi konnte kaum anders, als Trevor unsanft und mit voller Wucht von sich zu drücken. Mit durchgestrecktem Rückgrat lag sie für einen Augenblick auf dem Boden, schnappte angestrengt nach Luft und konnte sich nicht einmal dagegen wehren als große Hände sie zurück auf die Beine zerrten. Hustend stand sie nun vorn über gebeugt und auf die Knie gestützt zwischen den beiden Männern. Wünschte sich, Trevor für diese Aktion eine saftige Kopfnuss zu verpassen und war gerade dabei sich vorsichtig aufzurichten, als er sie erneut unwirsch mit sich zog wie eine Puppe.  Jetzt reicht’s aber. Noch ehe Trevor etwas sagen konnte, boxte sie ihm mit voller Wucht gegen die Schulter und verkeilte ihre langen Finger in seinem Hemd.

“Scheiße, ich bin nicht deine Strohpuppe Trevor. Das tat weh!“

Nach all den Wochen hatte sie gelernt, dass es am einfachsten war mit ihm zu sprechen, als wäre er einer ihrer Brüder. Direkt und so unmissverständlich, dass sich weder etwas in ihre Worte hineininterpretieren ließ, noch der Lulatsch in die Bredouille kam, im Schwall ihrer Worte auf etwas Neues und viel interessanteres abzudriften. Seine Aufmerksamkeitsspanne hatte zuweilen wirklich etwas von einem Hund. Oder einem Schmetterling.
Als sie ihre Finger löste, hinterließ sie einen satten Abdruck auf dem Stoff seines Hemdes. Doch angesichts all der anderen Kampfspuren, fiel das bisschen mehr Blut kaum noch auf. Je länger Trevor sprach, desto weniger fokussierte sich die Nordskov ohnehin auf den pochenden Schmerz in Händen und Oberkörper. So sehr es sie beruhigte, dass zumindest ein Großteil der Crew bereits zurück und halbwegs wohlauf war, verkrampfte sich ihr Magen für einen Augenblick. Liam und Enrique waren immer noch nicht aufgetaucht. Genauso wenig Talin.

“Du wirst nen Scheiß tun.“ Es war das erste Mal, dass sie nach Trevors Monolog das Wort erhob. Die Augen dabei angestrengt in die dunklen Ritzen des Kopfsteins gerichtet und wenig später erst auf Rúnar, dann auf Trevor gleitend. Letzterer war es auch, zu dem sie sich hinüber beugte. Die Stimme gesenkt, aber so eindringlich, dass sie hoffte, er würde verstehen wie verdammt wichtig das hier war.

“Dieses Schildkrötenmonster wird dich umbringen, noch bevor du es überhaupt erreicht hast. Das ist es nicht wert, dein Leben dafür aufs Spiel zu setzen… vor allem, wenn du ihm helfen kannst.“ Sieht nickte zu dem weißblonden Schopf hinüber, der wohl alsbald vollkommen frei drehen würde. “Er muss dringend aufs Schiff. In Sicherheit… verstehst du?“

Fast schon sanft legte sie Trevor eine Hand auf die Schulter und schluckte angespannt. Alles in ihr schrie danach, die beiden Männer zurück zu lassen und die Straßen nach den anderen ab zu suchen. Diese erschlagende Leere war kein Gefühl, dass sie nach all den Jahren wieder erleben wollte – nicht hier, nicht irgendwann, niemals.

“Wir haben genug Rum aus den Kellern mitgehen lassen.“, fügte sie mit fast schon zittriger Stimme an und war heilfroh, dass sie ihren Vorrat auf dem Rücken bereits verbraucht hatte und der Rest bei Rúnar verstaut war. Mit Glassplittern im Rücken ließ es sich bescheiden kämpfen.
“Also tu mir den Gefallen und pass bitte auf ihn auf, während ich die anderen suche okay? Ich vertraue dir…also enttäusch mich nicht.“
Noch deutlicher konnte sie es kaum sagen.

[mit Rúnar und Trevor im Schatten der Fässer | in Sichtweite des Schiffes | Tarón nicht bemerkend]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Das Blut rauschte durch ihren Körper, noch viel schneller, als sie zu Boden fiel. Die Gefahr sich bei einem Sturz etwas zu brechen, kam ihr gar nicht in den Sinn. Ihr ganzes Sein war auf den Mann unter ihr ausgerichtet, der sie entdeckt hatte und wie früher die Arme ausbreitete, um sie aufzufangen. Für einen kurzen Moment stand er auf einer Wiese, Äste knackten um sie herum, als sie immer tiefer in seine Arme sprang. Eine Erinnerungen an ihre gemeinsame Kindheit, fast wie ein ganzes Leben entfernt.
Im nächsten Moment landete sie in seinen Armen. Der Schwung, mit dem sie ihn traf, drohte sie beide umzuwerfen, obwohl Lucien ihn relativ gut ausglich. Aber es brauchte noch jemand anderen, den Talin vorher gar nicht erst wahrgenommen hatte. Und der auch schon wieder aus ihrem Gedächtnis verschwand, als sie die Arme um den Hals ihres Bruders warf und ihn an sich drückte, um ganz sicher zu gehen, dass er real war und nicht nur eine Einbildung. Für einen kurzen Moment setzte ihr Herzschlag aus, nur um dann doppelt so schnell weiter zuschlagen, als sie ihr Gesicht an seine Halsbeuge drückte und seinen Geruch tief in sich einzog. Die Unruhe, von der sie vorher nicht einmal gewusst hatte, dass sie seit dem Schuss in der Taverne da war, verschwand, mit jeder Sekunde, die verging.

Als er sich von ihr löste, ließ sie es widerwillig geschehen und schmiegte ihr Gesicht in seine Berührung. Erst jetzt nahm sie ihre Umgebung wieder ein wenig mehr wahr. Farley war ihr nach unten gefolgt. Ob er gesprungen war, wusste sie nicht. Der Mann, der ihren Bruder gestützt hatte, war nicht mehr zu sehen und auch sonst waren irgendwie nur noch Enrique bei ihnen. Waren es nicht vorher mehr gewesen? War das denn eigentlich wichtig? Suchend ließ sie ihren Blick über Lucien streifen, während sie auf seine Frage, ob jemand bei ihr wäre, nur auf Farley deutete.

Nur eine kleine Verletzung an der Schulter. Ich werds überleben.“ Sie runzelte die Stirn, als sie ihn genauer ansah. „Aber du bist verletzt.“ Ihr Blick verdüsterte sich, wurde von ruhigem Wasser, zu einer stürmischen See. Wer immer das gewesen war, sie wollte ihn am liebsten sofort dafür bestrafen. Hatte ihr Bruder denn nicht schon genug durchgemacht? Enrique war es, der sie von weiteren mörderischen Gedanken ablenkte. Widerstrebend sah sie in seine Richtung, musterte auch ihn kurz nach Verletzungen. Anscheinend hatte es sie alle in der Taverne ziemlich erwischt.

Wir werden nicht mehr verfolgt. Die anderen...wir wurden getrennt. Liam, Shanaya, Trevor und Skadi. Und zwei mir unbekannte Personen. Ich kann dir nicht einmal genau erklären, was uns getrennt hat. Es waren mindestens 8 Kanonen auf Rädern. Sie haben auf uns geschossen, da mussten wir in verschiedene Richtungen flüchten.

Sie schwieg, als sie bemerkte, was sie da eigentlich sagte. Es klang fast schon ein wenig zu absurd, nicht wahr? Vor weiterem Herumgestammle rettete sie schließlich jemand, der neu auf sie zukam. Talin spannte sich in Luciens Armen an und machte sich bereit, sich vor ihn zu stellen, aber da sowohl ihr Bruder als auch Enrique entspannt blieben, unterdrückte sie etwaige überstürzte Handlungen. Und daran tat sie auch gut, denn er lieferte ihnen einen kurzen und knappen Bericht über die Lage. Die Blonde musterte ihn kurz, bevor sie sich den anderen drei Männern zuwandte.

Die wütende Frau klingt nach Shanaya. Und selbst wenn nicht, dann sind sowohl sie, als auch Skadi in der Nähe des Schiffes. Wenn alles sicher ist, sollten wir hingehen. Farley, du solltest vorgehen und 'die wütende Frau' beruhigen, dass wer auch immer da ist, zu uns gehört.“ Fragend sah sie ihren großen Bruder an, ob das soweit stimmte, was sie da gerade erzählte.

[in den Seitengassen | bei Lucien, Enrique und Farley | später wieder Tarón]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
Nur sein Unterbewusstsein schnappte das leise gemurmelte „Lebensmüde“ in seinem Rücken auf und hätte sich Lucien in diesem Moment nicht so ganz und gar auf seine kleine Schwester konzentriert, hätte er das sicherlich mit trockenem Humor kommentiert. So aber registrierte er nur am Rande, wie Ceallagh sich abwandte, Tarón mit sich nahm und beide Männer im Zwielicht des Hafenviertels verschwanden, um auf der Sphinx nach dem Rechten zu sehen.
Seine gesamte Aufmerksamkeit lag derweil auf der jungen Frau, die sich an ihn lehnte und seine Sorge um ihr Wohlergehen zumindest beschwichtigte, indem sie ihm versicherte, nicht allzu schwer verletzt zu sein. Alles andere spielte für den Dunkelhaarigen erst einmal keine Rolle, sodass er die Anspielung auf seine eigene Schusswunde lediglich mit einem amüsierten Lächeln kommentierte. Die brodelnde Wut in ihren Augen ob des blutgetränkten Hemdes, das den Verband verdeckte, ließ seine Züge noch einen Hauch sanfter werden.

Ich bin bis jetzt nicht gestorben, also werd ich's wohl auch überleben.

Die grünen Augen huschten zu Farley hinüber, der zu ihnen aufgeschlossen hatte, dann zu Enrique, der sich an den jungen Langfinger wandte und sich nach etwaigen Verfolgern erkundigte. Es war jedoch Talin, die darauf zu erst das Wort ergriff.
Gut, zumindest hatten sie die Kopfgeldjäger abgeschüttelt und sich einen Vorsprung erarbeitet, der vielleicht ausreichte, um zurück aufs Schiff zu kommen und diese verdammte Drecksinsel hinter sich zu lassen. Alles andere klang in seinen Ohren allerdings eher wirr. Acht Kanonen auf Rädern? Steckte das hinter dem merkwürdigen Geräusch, das durch die Gassen der ganzen Stadt zu hören gewesen war?

So oder so, sie werden versuchen, zum Schiff zu kommen...

Er hatte den Satz noch nicht einmal ganz beendet, als nahende Schritte die Rückkehr Taróns ankündigten. Lucien wandte sich dem Mann halb zu, allerdings ohne dabei den Arm von der Taille seiner Schwester zu nehmen. Nur kurz runzelte er die Stirn, fragte sich einerseits, wo Ceallagh blieb und wunderte sich andererseits darüber, dass ihr neuer Freund wie selbstverständlich zu ihnen zurück kehrte, statt die Gunst der Stunde zu nutzen und sich in die Dunkelheit zu verdrücken. Hatte er Hayes nun aus dem Weg geschafft und plante, sie in eine Falle zu locken? Oder bewies er nur einmal mehr, dass er ihnen lediglich zu helfen gedachte? Und wo war eigentlich diese merkwürdige Echse?
Nun, zumindest lieferte er ihnen eine Erklärung, wohin sein einstiger Kindheitsfreund verschwunden war – und dass er dort, wo er war, ein bisschen wohlwollende Unterstützung gebrauchen konnte. Der Dunkelhaarige nickte verstehend, wandte sich gleichermaßen an Farley und ergänzte, kaum hatte Talin ihren Satz beendet:

Ceallagh. Sein Name ist Ceallagh. Sag ihnen, er gehört zu mir. Und wir sind dicht hinter dir.“ Für einen kurzen Augenblick huschte sein Blick zum Hafenbecken, wo das Wasser mit sanftem Platschen gegen die Kaimauer schlug und eine feuchte Spur über den glitschigen Stein zog – knapp unterhalb einer verwitterten Linie, die verriet, die hoch das Wasser zwei mal am Tag hier stand. „Schaut, wer außer uns noch fehlt... und lasst die Sphinx vertäut, bis alle an Bord sind. Danach verschwinden wir hier.

Als Farley sich mit einem Nicken anschickte, loszulaufen – schneller, als sie es in ihrem Zustand wahrscheinlich schaffen würden – warf Lucien dem ehemaligen Leutenant einen kurzen, ermutigenden Blick zu.

Es geht ihr gut.“, meinte er schlicht, begegnete nur für einen Moment noch dem Blick des anderen und wandte sich dann Richtung Hafen, um Farley zu folgen. Enrique würde wissen, wen er meinte. Es gab neben Talin nur noch zwei Frauen auf dem Schiff. Die eine bereits an Bord, die andere auf dem Weg dorthin. Ob die 'wütende' der beiden dabei Shanaya sein sollte, wusste er zwar nicht, aber zumindest waren beide in der Nähe der Sphinx. Und offensichtlich am Leben...

[In der Gasse am Hafen | bei Enrique, (Farley), Talin & Tarón | zum Schluss auf dem Weg zum Hafen]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
Die Piratin drehte sich zu Rúnar um und sein Lachen versiegte. Er konnte ihren Ausdruck nicht wirklich deuten—sie wirkte besorgt und verwirrt gleichzeitg und dann war da noch ein Anflug von—

Nein.

Oder?

Nein, er konnte es nicht deuten. Er konnte gar nichts mehr deuten. Sein Herz pochte in seinen Schläfen und er wusste nicht, ob es wegen der Dunkelheit war, oder nicht, aber sein Blick war von einer Vignette getrübt. So viel von dem Wein hatte er sich doch gar nicht reingekippt. Aber wahrscheinlich hatte dieser noch recht zu seiner Erschöpfung beigetragen. Trotzdem blieben seine Mundwinkel angehoben. Es war zu absurd um nicht lustig zu sein. (Und vielleicht war er auch ein bisschen hysterisch.)

In dem Moment flog etwas durch sein Blickfeld, rumpelte neben ihm auf das Pflaster und fluchte. Hatte ... hatte sich Trevor gerade einfach von den Fässern aus auf die Piratin geschmissen? Rúnar presste die Lippen zusammen um nicht noch einmal zu lachen. Er ging einen Schritt auf sie zu, wollte ihr aufhelfen, aber Trevor war schneller. Er zog sie mit sich in die Schatten und sagte: „Daggi, in Deckung.“

Rúnar gehorchte. Er schonte seinen Fuß, humpelte aber flink zu den beiden in die Schatten. Seine Schultern und sein Hinterkopf berührten die kühlen Steine der Fassade. Er schloss die Augen. Sein Unterarm und seine Stirn brannten, die Schnitte in seinen Händen taten schon gar nicht mehr richtig weh—oder er spürte sie nur einfach auch nicht mehr. Er spürte aber, wie eine Schweißperle seine Schläfe—sein Kiefer—seinen Hals hinunterlief.

Trevor sagte irgendwas—Rúnar hörte die Stimme neben sich, aber er hörte die Worte nicht. Als hätte er sich eine Daunendecke über den Kopf gezogen. Dann drang die höhere Stimme der Piratin an seine Ohren. Ein paar Sätze lang. Rúnar legte eine Hand auf sein Herz—die leisen Stimmen, das Knistern des Feuers—es fing an, langsamer zu schlagen.

{ mit Trevor und Skadi im Schatten der Fässer | in Sichtweite des Schiffs }
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Crewmitglied der Sphinx
für 6.000 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
Josiah hätte die frische Luft fast mit offenen Armen empfangen.
Die Tatsache, dass unter der Erde wenige unangenehme Überraschungen auf sie gelauert hatten, hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass es Josiah bedeutend leichter fiel, die Gruppe sich selber zu überlassen. Er hatte nicht lange gehadert und sich nur sehr knapp verabschiedet. Dann war er in dem Schatten eines Hauses verschwunden.
Alleine war es bedeutend entspannter, voran zu kommen. Und schneller. Josiah verfiel, wann immer er sich sicher genug fühlte, in einen leichten Laufschritt. Die Schritte kurz haltend, den vorderen Fuß immer zuerst den Boden berühren lassend, seine Schritte so lautlos wie möglich gestaltend. Das Messer fest im Griff und jederzeit dazu bereit, es zur Verteidigung einzusetzen (wenn auch er es vorzog, der Geschwindigkeit zuliebe jeden Zwischenfall zu umgehen. Aber es verdeckt zu tragen erschien ihm inzwischen auch sehr überflüssig), huschte der Mann von Schatten zu Schatten, die Ohren gespitzt und sich immer wieder aufmerksam umsehend: ihm jetzt noch unbemerkt zu folgen würde einen Menschen einiges an Können abverlangen. Hätte man Josiah gefragt, würde dieser es als nahezu unmöglich erklären.
Aber er war auch realistisch genug, um nichts als Unmöglich abzustempeln. Also schlug er doch hin und wieder unnötige Haken, um hinter mögliche Verfolger zu kommen: ein kurzes Einbiegen in eine Seitengasse, gefolgt von einem kurzen Sprint eine Hauswand entlang, nur um dann wieder an der Stelle der Straße anzukommen, wo er vor wenigen Sekunden noch stand,
Das Ergebnis war jedes Mal dasselbe: eine leere Straße. Und jedes Mal nickte er sich stumm  selber zu und setzte seinen Weg mit derselben Vorsicht fort.

Es dauerte nicht lange, bis die Lücken zwischen den Häusern enger wurden. Die Nebenstraßen enger, sodass Josiah bei einen seiner Haken sogar seinen Sprint abbrechen und sich seitlich durch zwei Häuser durchschlängeln musste. Als er diesmal wieder auf seiner eigentlichen Route ankam, und aufmerksam erst nach links, dann nach rechts die Strecke abgesucht hatte, lief er nicht sofort wieder los. Stattdessen glitt sein Blick die Fassaden der Häuser entlang. Er war sich nicht allzu sicher, wo genau er sich befand, oder ob das bereits die Häuserreihen waren, von denen der Neue erzählt hatte. Dennoch versprach ein Weg über die Dächer mehr Vorteile, als das Schleichen durch die Straßen.
Die Häuser dieser Ecke unterschieden sich überraschend wenig: sie waren schlicht, einfach, mit überraschend kleinen Türen und langgezogenen, mit Holzbrettern bedeckten Fenstern. Nichts deutete darauf hin, dass sich dahinter Leben befand.
Josiah trat ein paar Schritte zur Seite, erst nach rechts, dann nach links, um die Häuser etwas besser zu sehen. Er wollte eigentlich keine Zeit mit der Suche nach einem Aufstieg vergeuden: wenn sich hier nicht in den nächsten Sekunden was finden ließ, dann würde er einfach weitergehen und auf eine bessere Gelegenheit warten. Doch so weit sollte es nicht kommen: er wollte gerade wieder umkehren und weiterlaufen, als sein Blick auf eine Holzwand fiel, die ein kleines Stück weit hinter einer Hausecke hervorragte. Josiah zögerte nicht, als er ein paar weitere Schritte darauf zutrat und schließlich ein kleines Holzverdeck erblickte, gerade hoch genug, dass ein ausgewachsener Mann darunter stehen konnte. Jemand hatte gespaltenes Holz darunter gestapelt.
Josiah ließ das Messer noch in seine Tasche gleiten, blickte sich ein letztes mal prüfend um, und überwand dann im schnellen Schritt die letzten Meter. Er nahm sich nicht viel Zeit, um die Stabilität des Gerüstes zu prüfen. Nur kurz rüttelte er an einen der Strebe, ehe er wenige Schritte zurück trat und auf die Wand zurannte. Ein kurzer Sprung, ein Abstoßen an der Hauswand, während er bereits nach dem Dach des Verdecks griff, und ein kurzes Hochstemmen später war er oben: das tatsächliche Dach folgte kurz darauf.
Als Josiah sich aufrichtete, umdrehte und den Turm erblickte, atmete er nur kurz durch – die Luft, die Freiheit genießend – dann lief er auch schon weiter. Er hatte keine Zeit für Pausen.

Die Welt der Dächer war definitiv mehr die seine als dunkle, unterirdische Keller: Josiah genoss den Wind auf seiner Haut, als er geschickt von Dach zu Dach sprang, immer wieder prüfende Blicke nach unten werfend, ob er irgendwelche Feinde erkannte, und gleichzeitig versuchend, nicht allzu offensichtlich den Hampelmann zu machen.
Der Weg bot manche unerwartete, böse Überraschung, war aber stets machbar. Und auch der Turm rückte immer näher – es lief alles glatt. Vielleicht sogar zu glatt.

Als Josiah gerade überlegte, ob er lieber links, oder rechts an einen etwas größeren Haus vorbei sollte und welche Seite vom Turm aus besser einsehbar war, drangen plötzlich Geräusche zu ihm. Ein Schuss, dann Schritte und Stimmen.
Josiah erstarrte kurz, dann ging er intuitiv in die Hocke. Im ersten Moment hatte er fast angenommen, dass die Kugel ihm galt, doch der Gedanke war so schnell gegangen wie er gekommen war. Jetzt kauerte er mit angehaltenen Atem auf dem Dach und horchte aufmerksam: wer war es, von wo kamen sie, und wie viele waren es?
Sie mussten nah sein, so viel stand fest.
Die Antwort auf seine Fragen ergab sich Josiah wiederum schneller, als er erhofft hatte, und das ganz ohne bloßes Lauschen, als sie unter ihm auftauchten: Zwei taumelnde, offensichtlich fliehende Gestalten, kaum erkennbar in den Schatten. Aber die mit Säbeln bewaffneten, laut brüllenden Männer, die hinter ihnen um die Ecke bogen, verschafften der Situation ungewollt eine dringliche Klarheit. Josiah handelte sofort und instinktiv: noch bevor sein erstes Messer einen der Männer treffen konnte folgte das zweite. Doch die fehlende Zeit, die er sich für den zweiten Wurf genommen hatte, rächte sich sofort: der letzte Mann der Truppe riss nur noch überrascht die Augen auf, als das erste Messer ihn traf. Er griff sich an den Hals und stolperte benommen zur nächstbesten Wand. Das zweite Opfer hingegen bekam nur einen Schnitt ab: das Messer verfehlte knapp seinen Hals und kam blutig vor dessen Füßen auf dem Boden auf. Der Mann stoppte ruckartig und fuhr herum. Sein Blick huschte hektisch den Weg hinunter, blieb dann bei seinem Kumpanen hängen. Der wütende Ruf, der seinen Lippen entfloh, brachte nun auch den dritten dazu, sich umzudrehen.
Wenigstens darauf hatte Josiah gesetzt, denn im nächsten Moment bohrte sich das Messer in dessen Seite. Josiah hatte zwar gehofft, dass der Mann beim Umdrehen seinen Hals etwas mehr entblößte, doch die Säbelklinge war einen gutem Wurf im Weg gestanden, also hatte der Oberkörper reichen müssen. Der Mann stöhnte auf, griff sich an die Seite, und beide sahen wütend von links nach rechts. An sich hätte Josiah das Spiel gerne weiter geführt, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die beiden die Erleuchtung kam, dass sich niemand hinter den wenigen Fässern hinter ihnen verstecken konnte, zumal sie ja auch offensichtlich an niemanden vorbei gekommen waren, und ihnen die Dächer einfielen. Dem zweiten Mann, der bisher nur einen oberflächigen Schnitt abbekommen hatte, schien der Gedanke im selben Moment zu kommen, denn er wollte gerade nach oben blicken, als Josiah die vierte Klinge durch die Luft schickte. Sein Blick ging in einen überraschten, von Schmerz begleiteten Laut unter, als das Messer sich in seine Schulter bohrte. Es war schwer zu sagen, ob es der Schmerz war oder ein getroffener Nerv, aber der Mann ließ intuitiv den Säbel fallen.
Doch egal, warum: es war ein Fehler. Denn kaum hatte Josiah das scheppernde Geräusch erreicht, setzte er in seinem gezielten Satz vom Dach, genau auf den Mann.
Als sein Gewicht den Mann traf, schrie dieser erneut überrascht auf, ehe er – vollkommen unvorbereitet, und abgelenkt von erneutem Schmerz als der Angriff das Messer in seiner Schulter zur Seite riss und noch weiter hinein jagte – zu Boden ging. Josiah selber spürte den Aufprall ebenfalls etwas zu deutlich für seinen Geschmack, doch er ließ sich nicht beirren. Noch während sie fielen griff er nach dem Kopf des Mannes und stieß ihm sein letztes Messer in den Hals.
Der Mann war tot, noch bevor er den Boden berührte.
In einer fließenden Bewegung versuchte Josiah, sich von ihm runter zu rollen und das Messer dabei mitzunehmen. Denn bis hierher war sein Angriff gut verlaufen, aber der Grund, weswegen er überhaupt aufmerksam geworden war, war ihm noch sehr deutlich im Gedächtnis geblieben.
Ein Schuss.

Es ergaben sich mehrere Möglichkeiten. Der Mann unter ihm trug definitiv keine Schusswaffe bei sich: Hemd und Hose hingen straff an seinem Körper, wenn er eine bei sich getragen hätte, wäre sie deutlich sichtbar gewesen. Blieben nur noch der Kerl mit dem Messer im Hals, von dem Josiah zwar erwartete, dass er tot war, dies aber noch nicht überprüft hatte, und der erste, mit dem Messer im Unterkörper.
Vielleicht hatten es aber auch die Fliehenden. Unwahrscheinlich, aber möglich. Das wäre die beste Möglichkeit.

Josiah sprang auf, den Säbel, den sein Opfer fallen gelassen hatte, aufhebend und nach vorne blickend. Selbst wenn der Mann mit dem Hals noch lebte, stellte er im Vergleich zum vorletzten Opfer des Wurfmessers nur ein geringes Risiko dar. Und Josiah fehlte die Zeit, sie beide sofort anzusehen: Die Zeit für eine genaue Analyse war zu knapp. Auch, um nach den Fliehenden zu sehen. Nur kurz glitt sein Blick hinter den Kopfgeldjäger, der mit wütender Miene dastand, den Säbel fest umgriffen, und Josiah lautstark verfluchte.

[ neben Aiden & Liam | attackiert ihre Verfolger ]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Dec 2014
Ein Hauch von Blut ...
Skadis eindringliche Worte waren kaum im Knistern des sich rasch im Hintergrund ausbreitenden Feuers verhallt, als ihr Blick wie von unsichtbarer Hand geführt an Trevors Gesicht vorbei in die Schatten einer abzweigenden Gasse driftete. Die Flammen türmten sich noch lange nicht hoch genug auf, um den gesamten Straßenzug zu erhellen, aber es reichte, um sich rot schimmernd in einer kleinen Lache dunklen Blutes zu spiegeln, die das Kopfsteinpflaster an der Ecke benetzte. Dort zeichnete sich an die Fassade des Gebäudes gelehnt eine kleine, aber merkwürdig vertraute Gestalt gegen die Dunkelheit ab und als die Jägerin ihre gesamte Konzentration darauf richtete und sich, einer düsteren Vorahnung folgend, fast ohne es bewusst zu steuern, ein zwei Schritte darauf zubewegte, erkannte sie auch, wessen lebloser Körper dort saß. Scortias.
Die schmächtige Hand auf eine klaffende Schrotwunde in seinem Bauch gedrückt, hatte der Junge offensichtlich versucht, zurück zum Hafen zu gelangen und Hilfe zu finden, oder die Crew auch nur zu warnen, hatte es letztlich jedoch nicht in Sichtweite des Schiffes geschafft, als ihn seine Kräfte schließlich verließen. Sein Körper strahlte noch flüchtige Wärme ab, doch unter der gebräunten Haut schlug bereits seit langen Minuten kein Puls mehr.

Spielleitung für Skadi, Runár und Trevor

Ein Hauch von Rauch ...
Hingegen unbemerkt von der kleinen Gruppe um die Jägerin huschte Farley im Schatten der großen Lagerhäuser über das Hafengelände. Auch er bemerkte die drei nicht, konzentrierte sich einzig und allein darauf, in Deckung zu bleiben. Lauschte auf Schritte und das Geklirr von Waffen, die ihm verraten würden, wann er sich verstecken musste, begegnete dabei jedoch keiner Menschenseele. Lediglich in weiter Ferne, dort, wo sich das Feuer gegen die Nacht erhob, wurden nun Rufe laut, die ihn allerdings nicht weiter kümmerten. Möglich, dass sich zumindest der zivile Teil der Bevölkerung lieber dem Brand widmete, als der Verfolgung irgendwelcher Piraten. Falls es soetwas wie Zivilisten auf dieser Insel überhaupt gab. Sollten sich auch die Kopfgeldjäger lieber um das Feuer kümmern, war das vielleicht sogar die Ablenkung, die sie brauchten, um ihren Hals aus der Schlinge zu ziehen.
Von dem Gedanken zur Eile getrieben, stürzte der junge Mann schließlich halb geduckt die Planke hinauf und stolperte an Deck der Sphinx, fing sich jedoch rechtzeitig mit einer Hand an der Reling ab, ehe er dem dort mit beschwichtigend erhobenen Händen stehenden Ceallagh in den Rücken fallen konnte. Zumindest im wortwörtlichen Sinne, nicht im übertragenen.
Sein Atem ging etwas zu schnell, aber seine Worte waren klar und verständlich: „Er ist… auf unserer Seite.“, versicherte er ohne jede Vorrede an Shanaya gewandt und nickte flüchtig in Richtung des Blonden. „Talin und Lucien sind auf dem Weg hier her und müssten gleich da sein. Enrique und noch irgendeiner sind bei ihnen. Wir müssen das Schiff fertig zum Auslaufen machen. Wer von uns fehlt noch?“ Prüfend huschte sein Blick von der Schwarzhaarigen zu ihrer Geisel, dann zu Greo, Gregory und Elian.

Spielleitung für Ceallagh und Shanaya; Zairym, Elian, Gregory und Greo
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
Trevor sah von Skadis Hand auf seiner Schulter in ihr Gesicht, zurück auf die Hand und schließlich doch wieder in ihr Gesicht. Er grinste schief.

„Ja, okay – nur über meine Leiche.“

Schnappsleiche natürlich, er war schließlich unsterblich. Er lachte und schüttelte den Kopf und dann gleich den ganzen Oberkörper, um Skadis Hand loszuwerden. Er war doch gerade erst vom Schiff runter! Und er hatte sogar einen Plan!

„Für irgendwas muss man sein Leben doch aufs Spiel setzen, wofür hab ich das denn sonst? Außerdem hab ich keine Angst vor dem Schildkrötenmonster. Es ist ein Schildkrötenmonster, hast du mal eine Schildkröte durch die Gegend zockeln sehen?“ Er kicherte bei dem Gedanken. „Die sind lahm. Das wird leicht! Guck, ich möchte dich ja wirklich nicht enttäuschen“, er schlug die Hände übereinander auf die Brust, um die Ernsthaftigkeit seiner Aussage zu unterstreichen, „aber Shanny hat zu mir gesagt, ich soll die anderen suchen gehen.“

Nicht, dass Shannys Wort mehr galt als das von Skadi, aber gerade gefiel es ihm weitaus besser.

„Okay, und sie zurück zum Schiff bringen. Aber das Schiff ist ja gleich da drüben, guck, da, ich hab euch ja quasi schon hingebracht. Den Rest schafft Daggi doch alleine, stimmt's, Daggi?“

Der Angesprochene reagierte nicht. Das Lachen war ihm wohl irgendwo von den Lippen gerutscht, stattdessen lehnte er jetzt an der Fassade, hatte die Augen geschlossen, eine Hand auf sein Herz gepresst und probte ganz offensichtlich eine besonders dramatische Todesszene. Ah, ein Schauspielkollege! Wie sympathisch!

„Guck ihn dir an, dem geht's gut! Können wir jetzt – Skadi? Skadi!"

Irgendwann während seiner Rede hatte Skadi ihn einfach stehengelassen und war in die nächstbeste Gasse gelaufen.

„Tss. Solche Manieren“, sagte Trevor an Daggi gewandt – es war doch seine Rolle, einfach darufloszulaufen, während die anderen noch diskutierten –, bevor er ihr folgte.

------***------

„Scorti!“

Er überholte Skadis zögerliche Schritte und strahlte auf, kaum dass er erkannte, wer da im Dunkeln an der Wand lehnte. Jetzt hatte er schon drei Leute gefunden! Das war doch mindestens die Hälfte der ganzen Crew! Er war ein Findergenie!
„Scortias!“, wiederholte er, als sein Freund nicht reagierte, und packte ihn an der Schulter. Die Hand des Jungen rutsche leblos von der klaffenden Wunde in seinem Bauch.

„Hey! Was zum –?!“

Trevor zuckte nicht zurück, versteinerte nicht, sein Herz setzte nicht mal einen Moment aus – ihm blieben nur alle Worte im Hals stecken, und irgendwie war das schlimmer.

Er schüttelte Scortias noch ein Mal, zwei Mal, dann ließ er von ihm ab und machte Platz für Skadi.

„Greg – kriegt ihn wieder hin –“ Das „– oder?“ blieb unausgesprochen. Oder vielleicht hatte er auch gar nichts davon laut gesagt. Er drehte die Pistole in seinen Händen. War Scortias nicht – war er nicht bei ihm gewesen? Irgendwann, damals am Anfang vom Ende der Nacht. Bilder flammten in seiner Erinnerung auf: Lachen, Frösche, Fässer, Sissi und Daggi … und danach? Trevor rieb sich mit dem Handgelenk über den Nasenrücken, aber alles, was er damit heraufbeschwor, waren Übelkeit und Kopfschmerzen. Er fluchte leise.

„Siehst du, ich bin ein miserabler Babysitter“, sagte er schließlich an Skadi gewandt und begleitete die Worte mit einem Schulterzucken und einem schiefen Grinsen, weil ihm nichts anderes einfiel.

„Aber okay, meinetwegen auch über seine Leiche.“

Erinnerte sich überhaupt noch wer an seinen ersten Satz? War ja auch egal. Er sah sich nach Daggi um und griff nach dessen Hand. Nicht nach seinem Ärmel oder seiner Harpune oder woran auch immer er andere Leute normalerweise durch die Gegend zerrte, sondern nach seiner Hand. Ihm würde nicht noch jemand abhandenkommen.

„Aber dann kommen wir wieder und suchen die anderen.“

[In einer Seitengasse am Hafen || bei Skadi, Rúnar und dem toten Scortias]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Dass sie nicht ewig davon laufen konnten, war ihm durchaus bewusst. Aber er hoffte, dass sie es wenigstens lang genug konnten, bis sie eine zündende Idee hatten, diese erneute Verfolgungsjagd irgendwie lebend zu überstehen. Sein unfreiwilliger Begleiter hatte zwei Pistolen - geladen, wenn er sich recht entsann -, aber bis er sie sinnvoll einsetzen konnte, mussten sie genug Abstand bekommen, um den dritten von ihnen abfangen zu können, bevor er ihnen gefährlich werden konnte. Allerdings waren sie ihnen bereits zu dicht auf den Fersen, als dass es etwas gebracht hätte, in eine der Gassen abzubiegen, um ihnen eine Falle zu stellen. Sie hatten schlicht und ergreifend nicht genug Zeit dafür. Aber diese Hetzjagd bis zum Hafen würden sie auch unmöglich durchhalten. Ganz davon abgesehen, dass es ungewiss war, ob dort wirklich jemand war, der ihnen behilflich sein konnte.

Was Liam nicht auffiel, war, dass die Rettung bereits von oben her lauerte. Hastig flog sein Blick von der einen zur anderen Seite ihres Pfades und hoffte, irgendwo einen helfenden Gedanken aufzutreiben, als sich die Geräuschkulisse hinter ihnen plötzlich änderte. Liam warf den Kopf über die Schulter und wurde automatisch – aber unbeabsichtigt – langsamer. Einer der Männer ging keuchend an der nächsten Wand zu Boden, der zweite stoppte ruckartig und suchte etwas, oder eher jemanden. Sein Komplize war ebenso stehengeblieben, fürchtend, dass sie sie in einen Hinterhalt lockten und das Spielchen herumdrehten. Der Lockenkopf versuchte angestrengt einen Schatten hinter ihnen zu erkennen. Irgendetwas, was ihm gesagt hätte, dass dieser Angriff nicht nur zufällig zu ihren Gunsten ausgefallen war. Als er hinter den Männern nichts erkennen konnte, hob er den Blick und sah die dunkle Gestalt über ihnen nur wenige Herzschläge, bevor sie auf dem hinteren der Männer niederging wie der Tod persönlich. Liam atmete sichtlich auf, als er Josiah erkannte, der sich grimmigen Blickes aufrichtete und den dritten ihrer Verfolger ins Visier nahm. Die Erleichterung war kaum in Worte zu fassen, dass der Attentäter auf ihrer Seite war. Das Blickduell vor ihren Augen zog sich in der angespannten Atmosphäre gefühlt unangenehm in die Länge. Der Lockenkopf blinzelte, als ihm die unscheinbare Bewegung des Kopfgeldjägers in seinem Rücken auffiel, als würde er nach etwas Bestimmtem in seinen Sachen kramen. Noch ehe er sich dessen selbst bewusst war, hatte er sich in Bewegung gesetzt, um dem Verbliebenen unsanft den Fuß in die Kniekehlen zu rammen und ihn somit zu Boden zu zwingen. Fast in der gleichen Bewegung versenkte er die Klinge seines Degens in ihrem Angreifer, sodass auch sein Oberkörper zu Boden klappte. Ruhe legte sich über die Gasse, während nebensächlich allmählich der Geruch von Rauch durch die Straßen kroch.

Liam hielt die Luft an, als er seine Waffe wieder hervorzog und die Klinge bewusst außerhalb seines Sichtfeldes hielt. Er vermied auch einen Blick auf den leblosen Körper vor seinen Füßen, obwohl er wusste, dass es das einzig Richtige gewesen war, wenn sie überleben wollten. Diese Kopfgeldjäger interessierte es nicht, wen sie vor sich hatten. Und entweder man kam ihnen zuvor oder fand hier ein ruhmloses Ende. Es änderte allerdings nichts daran, dass ihm das Töten nach wie vor zuwider war und eine Ausnahme blieb. Eine Ausnahme, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab. Auch der Fremde, der sich auf ihre Seite geschlagen hatte, kam näher. Liam warf ihm einen flüchtigen Blick zu, ehe er sich an Josiah wandte. Er schien glücklicherweise größtenteils unverletzt, während sein eigener Ärmel mittlerweile ein dunkles Rot angenommen hatte.

„Danke.“, beließ er es knapp und wohl wissend, dass dem Attentäter jedes weitere Wort des Dankes zu viel gewesen wäre. „Weißt du etwas von den anderen?“

Langsam setzte er zwei Schritte rückwärts, um nicht unnötig lange an einem Ort zu verweilen. Sie mussten zur Sphinx zurück. Erst jetzt viel ihm der helle Lichtschein in Josiahs Rücken auf. Er knirschte mit den Zähnen und kämpfte die erneut aufkommende Übelkeit herab.

„Die scheinen keine Mühe zu scheuen, uns wie Ratten zusammenzutreiben.“

Der Rauch stieg in einer finsteren Wand gen Himmel. Eigentlich musste man ihnen diese Einsatzbereitschaft hoch anrechnen. Nicht jeder setzte sein eigenes Dorf in Brand, um ein paar Verbrecher zu fangen. Ihnen schien wirklich viel an ihrem Tod zu liegen.

„Das ist - “ Ihm fiel jetzt erst auf, dass er den Namen seines unbekannten Begleiters immer noch nicht kannte. „Er ist auf unserer Seite und sucht ebenfalls einen Ausweg aus diesem Loch.“

Inzwischen hatte er sich wieder herumgewandt, um der Straße weiter in die Richtung zu folgen, in der der Hafen liegen musste. Schnellen Schrittes, aber einen weiteren Dauerlauf würde er voraussichtlich nicht mehr allzu lange durchhalten.


{ Aiden & Josiah | Seitengasse | wieder auf Hafen-Kurs }
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Er war solch ein Dummkopf. Nur über seine Leiche. Womöglich fand er das noch besonders witzig und glaubte tatsächlich, dass es sich bei dieser Maschine um eine zu groß geratene Schildkröte handelte, der man einfach nur zu viel Salat zu Fressen gegeben hatte. Dann sollte er sich doch ins Getümmel werfen. Sie würde ihn jetzt nicht mehr aufhalten. Wenn er meinte, dass er zu schnell für dieses Ding war, was durchaus sein konnte, sollte er sein Glück doch versuchen. Er hatte mehr davon als die gesamte Crew!  Mit einem Schnauben in der Kehle lehnte sich die Nordskov bereits zur Seite. Verfolgte den Weg an der Feuerfront entlang hinauf in Richtung Hauptmarkt, um mögliche Verfolger zu entdecken. Sie hörte Trevor nicht einmal mehr wirklich zu. Erahnte aus den Augenwinkeln lediglich wie sich seine Lippen öffneten und schlossen und stellte automatisch auf taub. War es erst dieser kindliche Anflug von Trotz, der sich in den Ausdruck ihrer abgekämpften Miene schlich, wich er alsbald einer bitteren Komponente. Immer wieder blieb ihr Blick in der Ferne an einer Silhouette hängen, die seltsam ruhig und beharrlich in einer der Seitengassen hockte. Je mehr sie sich darauf konzentrierte und fast beiläufig an Trevor vorbei schlich, desto klarer wurden die Umrisse, die eindeutig zu einem Kind gehörten. Verwoben sich zu einem Anblick, der ihr Herz für einen Moment erleichtert auf hüpfen ließ, um dann ungebremst in ihre Magengruben hinab zu rauschen.

“Scortias.“, ihre Lippen formten seinen Namen lautlos, noch ehe der Gedanke ihren Kopf vollständig erreicht hatte. Noch ehe die dunklen Augen auf die kleine Hand und die darunter liegende Wunde fallen konnten und sich abrupte Übelkeit in ihrer Kehle breit machte. Noch im selben Moment, in dem Trevor an ihr vorbei zog, blieb die Nordskov stehen. Erstarrte regelrecht in ihrer Bewegung und hielt den Atem an. Es pfiff in ihren Ohren. So schrill, dass sich alles in ihrer Kehle zusammenzog. Und dann wurde es still. Kein Laut durchschnitt mehr die Luft ihrer Gedanken. Die Jägerin fühlte sich wie gelähmt. Spürte die brennende Hitze an ihrer Seite, die jedoch kaum von dem Feuer herrührte, das seine gierigen Zungen in die Nacht streckte. Benommen lief sie auf Trevor zur, war im Begriff seinen Körper zur Seite zu reißen. Er sollte aufhören damit! Was wollte er aus diesem toten Kind noch heraus rütteln? War er bescheuert? Sah er denn nicht, was bereits so offensichtlich war, dass es jeder Blinde erkannte? Sie antwortete ihm nicht auf seine Worte. Sank auf die Knie und hob fast schon in einem Reflex ihre Finger an Scortias Hals. Kein Puls. Nichts außer dem letzten Funken Wärme strahlte aus diesem kleinen Körper gegen ihre Fingerspitzen und machte den Umstand seines Todes, die Flucht vor diesen Kopfgeldjägern und das flammende Inferno zu ihrer Rechten so unfassbar surreal. Skadi konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen, während sie seine halb geöffneten Lider schloss und gegen die dunklen Erinnerungen ankämpfte, die unbarmherzig gegen ihren Brustkorb schwappten. Fast schien es ihr, als läge der Gestank von verbranntem Fleisch in der Luft. Als verfinstere sich der Himmel über ihren Köpfen zu einem schwarzen Aschemeer. Trevor sprach noch immer irgendwo in ihrem Dunstkreis. Spie Worte aus, die ihr eine prickelnde Gänsehaut in den Nacken schoben. Skadi hätte ihm am liebsten einfach zwischen die Beine geschlagen. So fest, dass er endlich Ruhe gab und dieses unsensible Geplapper sein ließ, während sie sich darauf konzentrierte nicht durchzudrehen. Er konnte nicht wissen, in welchen tiefen Wunden er damit herumstocherte. Ahnte einfach nicht, dass der Tod des kleinen Jungen etwas mit ihr machte, das sie 5 Jahre in die Vergangenheit katapultierte. Obendrein etwas in ihr zu Tage förderte, das sich nicht so leicht unter Kontrolle bringen ließ. Sie mussten hier weg. Raus aus dieser Stadt, ehe dieses dumpfe, bittere Gefühl von ihrem Magen bis zu ihrem Kopf vorgedrungen war und jegliche Moral im Keim erstickte.

Wie in Trance schob Skadi behutsam den leblosen Körper auf ihre Arme und erhob sich. Wortlos. Ohne eine Miene zu verziehen. Fast schon als erreiche kein Gefühl mehr ihren Körper. Die Augen starr irgendwo auf den verschwommenen Boden vor sich gerichtet, während sich der hoch gewachsene Körper von selbst herum wandte und auf die Sphinx zusteuerte. Den schlaffen, schweren Körper Scortias im Augenwinkel, dessen warmes Blut an ihrer Kleidung klebte. Dessen Gesicht dicht an ihrer Brust ruhte, als schliefe er sicher in ihren Armen.

[In einer Seitengasse am Hafen, dann auf direktem Weg zur Sphinx | bei Rúnar und Trevor, den toten Scortias in den Armen]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
Mühsam konzentrierte Enrique sich auf die Nacht, die sie umgab und lauschte. Geistesabwesend registrierte er dabei, wie Tarón und Ceallagh verschwanden.
Talin beantwortet schließlich seine Frage mit noch mehr schmerzhafter Ungewissheit. Nur halb wandte er sich ihr zu, um ihren Worten zu folgen. Irgendeine Kriegsmaschine hatte also auf sie alle geschossen und sie damit auseinandergetrieben. Skadi war dann irgendwo hin, tiefer in diese zwölfmal verfluchte Siedlung.
'Scheiße!'
Mitten in den ersten Satz des kleinen Fuchses platzte dann Tarón, zurück von seinem Ausflug. Allerdings ohne den Hünen.
Der Dunkelhäutige reagierte, ob seines Zustandes, mit Verzögerung. Die Schritte ließen ihn sich zu spät gänzlich herumdrehen und die Waffe heben, doch noch bevor er etwas sagen konnte, war ihr Neuzugang zu erkennen, also senkte er, mit sich selbst unzufrieden, den Säbel wieder.
Trotzdem behielt er den Mann im Auge, nahm jedes seiner Worte mit Mißtrauen auf. Der konnte viel erzählen. Wer wusste schon, ob er sie nicht in eine letzte Falle locken wollte?
Das hier war die Gelegenheit dazu:
Sie alle erschöpft, verletzt und hungrig nach etwas, dass ihnen Hoffnung geben würde, der Moment allein mit Hayes, genau richtig, um ihn zu beseitigen und dann die anderen auf die offene Fläche zwischen Sphinx und Häuser bringen.
War das Taróns Plan, so wäre er auf direktem Wege zum Erfolg, den Talin schickte augenblicklich Farley hinterher. Erst dann suchte sie Luciens Bestätigung.
Und auch der Capitán ging darauf ein.
'Wie leichtsinnig.'
Doch er sagte nichts. Schließlich trug er hier für niemand anderen als sich selbst Verantwortung, außer er selbst oder der Capitán entschied es anders.
Sein Kapitän hatte entschieden und derzeit würde er nicht widersprechen. Er konnte langsam eh nicht mehr klar denken vor Kopfschmerzen, sein Verstand braucht zu lange für eine Entscheidung und inzwischen fehlte ihm die Kraft, sich auch noch um andere zu kümmern.
Außerdem war Farley eh schon los.
Warum versuchte er dann, sich vor sich selbst zu rechtfertigen? Vielleicht war auch alles gut.
War es die falsche Entscheidung, dann würden sie gefangen genommen oder sterben. Sprach der Falke die Wahrheit ...
Enrique spannte die Schultern und kämpfte mühsam den Impuls nieder, ebenfalls einfach loszulaufen. Unbotmäßige Eile würde Niemandem helfen. Er jedenfalls hatte vor, hier bei den Geschwistern zu bleiben und ihnen den Rücken freizuhalten. Gegen wen auch immer. Denn zu dritt hätten sie eher eine Chance, als allein oder zu zweit.
Andererseits:
Warum nicht einfach blindlings den Worten eines Fremden folgen und jede Vorsicht aufgeben? Es war doch sowieso—
Lucs Blick brachte ihn zur Räson.
Und dessen wenige Worte — wie sollte er darauf reagieren? Ein Kribbeln arbeitet sich von seinen Fingerspitzen aus durch seinen Körper. Er wollte unbedingt zustimmen, doch wer sagte, dass die beiden Frauen überhaupt zur Crew gehörten? Da enthob Dravean ihn auch schon einer Entscheidung.
Einen Augenblick lang stand Enrique einfach nur da und starrte auf die Rücken der Geschwister.
'Bitte lass es war sein!', kreiste wieder und wieder durch seine Kopf, dann war da plötzlich ein anderer Gedanke:
'Nicht mal ein Wort, nicht das kleinste bisschen Reaktion ...'
Der Schwarzhaarige presste die Lippen aufeinander und schloss ganz kurz die Augen, schob sowohl den schwachsinnigen Gedanken, als auch die Frage, wie er überhaupt darauf kam, so etwas zu denken rigoros bei Seite.
Noch war hier niemand in Sicherheit, da war definitiv keine Zeit für solche Dinge.
Dann funkelte er Tarón finster an:

"Bleib vor mir, die Hände da, wo ich sie sehen kann!"

Anschließend schickte er sich an Lucien und Talin zu folgen. Dabei hatte er Schwierigkeiten, diese widersinnige Hoffnung auszublenden, der Lucien so viel Macht gegeben hatte, dass sie drohte, ihm das letzte bisschen Verstand und Aufmerksamkeit zu rauben.
{ Folgt den anderen Richtung Hafen | bei Lucien, Talin und Tarón }]
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