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Kapitel 6 - Mondlose Nacht
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
Im flackernden Licht des entfernten Feuers beobachtete er stumm, wie Ceall den Älteren fesselte und nahm das Gesprochene dabei unbeteiligt auf. Seine Stimmung kippte derweil abermals, nun in düsteres Grübeln.
Er musste sich wieder unter Kontrolle kriegen. Jetzt. Musste aufhören mit diesem impulsiven Scheiß. Das Vorstürmen, das Reden, das Leute Anblaffen, das sich nicht regulieren können.
Dazu zählte er aber weder den Angriff auf, noch die Verfolgung des Anführers, noch Lucien verteidigen. Das waren alles Dinge, die Enrique sich wohl überlegt hatte. Oder die er auch nach reiflicher Überlegung immer noch getan hätte. Denn überlegt gehandelt hatte er in den letzten Stunden kaum, gestand er sich ein.
Die Blicke der Anderen schienen ihm plötzlich förmlich auf seiner Haut zu brennen. Vor allem Hayes' und Josiahs. Immer wieder fühlte er sich gewertet und das Ergebnis fiel nicht zu seinen Gunsten aus.

Dann gab Luc endlich seine Zustimmung zu Enriques Vorschlag, wohl weil niemand einen anderen, geschweige denn besseren parat hatte, und sie setzten sich in Bewegung. Unbewusst achtete er dabei auf ihre Umgebung, ließen oft schmerzhafte Erfahrungen ihn doch seinen Blick trotz des Grübelns sichernd in die Schatten lenken. Zum Glück war es nicht weit bis zum Schrein und der Weg dorthin so einfach, dass er ihn wohl auch im Schlaf gefunden hätte, so konnte er neben dem Schwarzmalen und Sichern auch noch auf die Gruppe, oder korrekter, auf Lucien achten. Josiah würde schon auf den Fremden aufpassen und Ceall ihn ausreichend babysitten.
'Andererseits ...', dachte er unterdessen, 'Andererseits bin ich längst kein Offizier mehr. Also was macht es noch für einen Unterschied?'
Sein Ruf war eh ruiniert. Die Mannschaft der Sphinx verachtete ihn und selbst Skadi—
'Maldita!'
Er stolperte, fing sich an einer der Hauswände ab, ging aber unverzüglich weiter.
Prompt war ihm seine Person völlig egal und seine Gedanken rasten von Punkt zu Punkt. Nur zu ihnen zurückschauen würde er einen Augenblick lang nicht. Das tat er erst wieder, als sein Gesicht wieder die neutrale, düstere Maske war, die er sich über die Jahre angewöhnt hatte. Sollten sie ihn ruhig für impulsiv, achtlos oder am Rande seiner Kräfte halten, das war ihm lieber, als das sie von der Panik wüssten, die prompt in seinem Brustkorb wütete:
Skadi.
Wo war sie? Wie ging es ihr? War sie allein? War jemand bei ihr? Lebte sie noch?
Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern:
Sie war zur Tür, hatte frische Luft schnappen wollen.
Mit irgendwem an ihrer Seite? War da nicht jemand gewesen? Talin Vielleicht?
Wieder verpasste er beinahe einen Schritt, konnte sich dieses Mal aber wesentlich besser fangen.
Auch das musste er loswerden:
Dass der Alkohol Sachen ausblendete oder ihn vergessen ließ, dass sie ihn dann überfielen, wie Schreckgespenster, seine Emotionen deshalb verrückt spielten und ihn impulsiv handeln ließen.
In diesem Moment hasste er sich, dass er getrunken hatte, dass er sich von Skadi hatte hierher bringen lassen, ja, sogar sie und ganz besonders mal wieder Talin. Ohne die Beiden wäre er jetzt nicht hier und in dieser Verfassung—
Hart brachte er sich zur Raison:
'No. Ich habe das zugelassen, habe getrunken, nicht aufgepasst. Wenn einer für meine Situation verantwortlich ist, dann ich.
Absolute Ehrlichkeit hatte er Skadi geschworen und das hieß auch vor sich selbst. Der Griff seiner Finger hatte sich inzwischen schmerzhaft um den Säbel in seiner Hand angespannt und er zwang sich dazu, ihn wieder zu lockern. Dann sah er kurz zu Lucien hinüber.
Ob es dem Grünäugigen wohl auch so ging, wenn er jetzt an seine Schwester dachte? Brachte ihn die Ungewissheit ebenfalls fast um? Ebenso wie Skadi war Talin kein zierliches, hilfloses Frauenzimmer, das normalerweise Schutz bedurfte. Aber hier und jetzt?
Während dieser Überlegung streifte sein Blick Hayes. Er schnaubte. Genau wie in dem Moment, als jener ihn als fürsorglich bezeichnet hatte.
Er hat nur seine Pflicht getan, hatte seinen Capitán geholfen, den Zustand der Mannschaft optimiert und damit sich selbst geschützt.
Allerdings war er mal wieder nicht konsequent gewesen. Enriques Misstrauen gegenüber Tarón nahm nicht ab, eher nahm es zu. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Mann scheinbar die Wahrheit sprach. Vielleicht machte es das sogar gerade eher noch schlimmer.
Doch selbst bei ihm blieb sein Blick nur flüchtig hängen und kehrte schnell zu den Schatten auf der Straße zurück.
Wäre es nach seinem und Luciens ersten Impuls gegangen, läge dieser Mann jetzt tot auf dem Pflaster der Straße hinter der Taverne. Und die Arroganz, die dieser Angeber an den Tag legte, ließ den Schwarzhaarigen immer noch dieses Verlangen spüren.
Zum Abgrund nochmal, er selbst hatte Schmugglern und Piraten bessere Fallen gestellt!
'Und trotzdem sind wir, volle Breitseite, hineingetappt. Es hilft nichts, das zu leugnen.'
Die Erkenntnis verstärkte die aufkommenden Kopfschmerzen, die sich regende Wut und ließ ihn sich nur noch mehr innerlich über sich selbst aufregen. Weitere Ausführungen plätscherten derweil an seine Ohren:
Versenkte Schiffe, Ankerketten, Paradial-Orchideen, Dienst anstelle von Bezahlung, Pirat. Einmal Pirat, immer Pirat.
Er war also Pirat oder zumindest jemand, der nicht so ohne weiteres friedlich und offiziell reisen konnte.
Enriques Instinkte brauchten einen Augenblick um von Ablehnung zu Akzeptanz zu wechseln. Immerhin stand er jetzt auf der selben Seite.
So gesehen hatte der Mann Glück, dass auch sie Piraten waren.
Und Pech, dass er mitten in diese Auseinandersetzung geraten war.
'Wie treffend.'
Auch er hatte Heute Glück und Pech gehabt. Wieder drifteten die Gedanken des Dunkelhäutigen in düstere Richtungen ab:
Er hätte nicht— Hätte vieles nicht ...

"Durch die Kavernen."

Diese Aussage riß Enrique zurück ins Hier und Jetzt, ließen seine Aufmerksamkeit zu Tarón zurückkehren.
'Kommt nicht in Frage!', schoss ihm durch den Kopf und gen Zunge aber er schluckte den Ausruf hinunter, bevor er ihn äußern konnte, brachte eine Diskussion auf der Straße sie doch nur unnötig in Gefahr. Also wandte er sich stattdessen der Überlegung zu, wie sie jetzt weitermachen sollten:
Durch die Kavernen ...
Bei all den Vorteilen, die ihm in den Sinn kamen, so verhinderte dieser Weg doch einige potentiell sehr wichtige Dinge. Die Idee gefiel ihm immer weniger, je länger er darüber nachdachte, auch wenn er ihr eigentlich zustimmen sollte, denn die Ortschaft war alt genug, dass sie welche haben konnte und auch ihre Lage entsprach dem, dazu die Sicherheit, die sie lieferten ...  
Andererseits ließe sich jeder Kellereingang als Zugang deklarieren und hinter ihnen zuwerfen.
War das der Plan dieses Mannes?
Falls ja, brachte er sich in große Schwierigkeiten, würde doch keiner von ihnen, wahrscheinlich nicht mal Hayes, ihn dann noch am Leben lassen.
Erst als sie den Tempel erreicht hatten und sich in den Schatten seiner Mauer drücken konnten, trat er an Dravean heran.

"Da wären wir", meinte er leise.

Mit diesen Worten hielt der ehemalige Offizier vor einem völlig unscheinbaren, zweistöckigen Gebäude an. Es schien eines der ältesten dieser Siedlung zu sein und nur wer wusste, wonach er suchte, fand die versteckten Hinweise:
Eine Sanduhr in die Fensterecke gerückt, eine liegende Acht mit zwei Endstrichen daneben in den Fensterrahmen geritzt, weitere Gaunerzinken im Türrahmen und, hinter einem dürren Busch, auf der Wand.

"Ich werde jetzt das Zeichen klopfen, sofern nicht einer von euch Tarlenn ist und das übernehmen möchte", fügte er flüsternd an.

Dann musterte er kurz den Grünäugigen, versuchte herauszufinden, wie es ihm ginge aber das Gefühl in Enriques Brust war, seit er an sie gedacht hatte, geblieben und ließ ihn die Worte aussprechen, bevor er weiter darüber nachdenken und abwägen konnte.

"Außerdem halte ich die Kavernen für eine schlechte Idee. Sie mögen sicherer sein, aber sie waren uns bis jetzt gänzlich unbekannt. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Anderen über sie stolpern. Wenn wir also darauf hoffen wollen, jemanden wiederzufinden", sein Blick suchte Luciens und hielt ihn, "dann müssen wir oberirdisch vorrücken."

Misstrauisch glitt sein Blick zu Tarón hinüber, eher er sich der Tür zuwandte und die Hand hob.

"Vielleicht sollten wir ihm kurz folgen, um unsere Wunden zu versorgen, so wir das nicht hier tun können, aber wenn wir Talin und den Anderen helfen wollen, dann dürfen wir da unten keine weitere Zeit verlieren."
{ Auf dem Weg zum Schrein | bei Josiah, Lucien, Ceallagh und Tarón }
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Crewmitglied der Sphinx
für 545 Gold gesucht
dabei seit May 2019
Ceallagh nickte, ehe er Tarón sanft voraus schob. Der Fremde spurte ohne Widerworte, machte es ihm sogar fast kinderleicht dem Dunkelhaarigen zu folgen, der nach Luciens Zustimmung vorausschritt. Ganz der Offizier, der er war. Der Schmuggler hatte fast ein süffisantes Lächeln dafür übrig. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch sogleich dem Fremden neben sich, dessen Worte ein sanftes Kitzeln in Ceallaghs Kehle hinauf schob. Vermessen war wohl noch ein viel zu mildes Wort. Seine Wahl wäre auf weitaus eindrucksvollere Begrifflichkeiten gefallen. Vor allem, wenn man den Umstand einbezog, dass der Blondschopf ihnen gerade offenkundig und für seinen Geschmack viel zu  ausführlich erklärte, wie er selbst diesen Hinterhalt geplant hätte. Was auch immer ihn dazu bewog – ob es übertriebene Offenheit oder Großkotzigkeit war – es interessierte Ceallagh nicht. Was er sagte entsprach der Wahrheit, einer nicht gelebten Tatsache, die den Hünen kurz tief einatmen ließ, ehe er die blaugrünen Augen zu Lucien herum wandte. Für ihn hoffte er umso mehr, dass das Schiff noch intakt war. Denn es schien ihm wie Tarón bis auf Weiteres der einzige Weg von dieser Insel zu sein. Als Josiah in seinem Rücken sprach, räusperte sich Ceallagh mit einem deutlichen Zucken im Mundwinkel. Allerdings war es nicht das, woran Tarón in seinen Augen appellierte. Wenngleich es all zu leicht war, dies zu glauben.
 
“Ein turmähnliches Gebäude zwei Straßenzüge weiter westlich. Allerdings gut einsehbar und mit großem Vorplatz.“
 
Die grünblauen Augen wanderten über die breite Schulter und umrissen nur kurz den Schatten Josiahs, dessen Gestalt beinahe unter der Masse des bewusstlosen Anführers verschwand. Wandten sich dann wieder dem Weg voraus, der jäh im Schatten einer Mauer endete. Vor ihnen ein altes Gemäuer, das sich so nahtlos in die modrige Optik der Stadt einreihte, dass es sich nur für Eingeweihte als Tempel offenbarte.
Skeptisch musterte der Schmuggler die braungebrannten Züge de Guzmáns, der näher getreten war und seine Worte an Lucien richtete. Er misstraute noch immer dem Fremden, den Ceallagh bewusst dichter gegen die Hausfassade geschoben hatte. Schenkte ihm einen vielsagenden Blick, den Ceallagh mit dem Seinen folgte und sich ein Schmunzeln in seine Mundwinkel schob. Sprach etwa die Furcht aus dem Dunkelhaarigen? Irgendwie schien es so, als sich Cealls Finger um den Griff der Fesseln lockerte und er eine Ellenlänge von Tarón zurück trat. Als wortloses Bekenntnis, dass er sich auf seinen Vorschlag einließe, so er denn nicht vor hatte, ihn zu hintergehen und seinen hübschen Kopf dafür zu riskieren. Denn den würde der Hüne ohne weiteres von den breiten Schultern trennen. Oder ihm direkt zwischen die Rippenbögen in die Lungen oder ins Herz stechen. Letzteres wäre ein gnadenvoller Tod.
Erst als Enrique wieder zur Tür trat und zum Klopfen ansetzte, lehnte sich der Blondschopf zu dem Älteren hinüber. Musterte ihn einen Herzschlag lang mit schief gelegtem Kopf, ehe er, noch immer schmunzelnd, flüsterte.
 
“Dass du bei deinem Intellekt nicht schon früher von hier verschwunden bist, verwundert mich ja etwas.“
 
In seinem Unterton war deutlich vernehmbar, was er ihm auch ganz ohne Worte zu verstehen gab. Es verwandelte sein Lächeln in ein gefährliches Aufblitzen. Seine entspannte Haltung in eine erhabene Geste. Ceallagh war sich sicher, dass der Fremde aus ihm noch unerfindlichen Gründen hier geblieben war. Vorerst freiwillig. Womöglich um sich unter dem Einheitsbrei dieser Menschen hier zu verstecken - so wie er es selbst vorgehabt hatte vor einigen Wochen. Somit wusste der Hayes sehr genau worauf er sich hier einließ. Er wusste wofür und vor allem für wen er das hier tat. Ähnlich wie Tarón, so schien es. Der Blondschopf teilte die Bedenken des ehemaligen Offiziers durchaus. Wer sich in den Gängen des Untergrundes nicht auskannte, war verloren und für den Rest der Crew nur noch emotionaler Ballast. Doch auf offener Straße herum zu irren garantierte ebenso wenig Erfolg. Selbst ihm waren die zahllosen Fässer in den Gassen aufgefallen. Jetzt wo der Fremde davon sprach, gab es noch weitaus mehr Indizien, die für einen ausgeklügelten Plan sprachen, die Crew wie dummes Vieh in die Enge zu treiben. Ob tot oder lebendig – das ließ sich angesichts des ausgewachsenen Chaos kaum mehr sagen.
 
Ein erneutes Klopfen lenkte Ceallaghs Aufmerksamkeit auf Enrique zurück, der ein zweites, wenn nicht sogar drittes Mal sein Klopfzeichen gegen die Holztür hämmerte. Vergebens, wie es schien. Denn er erhielt ebenso wenig Antwort, wie die Male zuvor. An einem Ort wie diesem war das kaum verwunderlich. Die Insel der Kopfgeldjäger. Allmählich schenkte Ceallagh den Gerüchten glauben, die er bereits vor einigen Wochen auf Miluî aufgeschnappt hatte.
 
“Versuchs mal hiermit.“
 
Klimpernd flog sein Lederbeutel durch die Luft und klatschte gegen Enriques Brust. Nicht, dass er wirklich gut gezielt hatte. Außerdem war de Guzmán immer noch reichlich schwach auf den Beinen, so wie er vorhin dann und wann zur Seite gekippt war. Den kurzweilig verwirrten Ausdruck auf dessen Zügen ignorierte Ceallagh. Nickte ihm mit erhobener Augenbraue zu und lauschte auf das leise Knarzen in der Luft, das wenig später durch einen geöffneten Türspalt drang. Wer sich nicht mit dem Glauben eines anderen oder der Befriedigung seines Helfersyndroms zufrieden gab, würde vielleicht  für ein paar Münzen die Pforten öffnen. Ob es die beiden Augen ähnlich taten, die durch die Öffnung zu dem Dunkelhaarigen hinaus blickten?

[direkt bei Tarón und Lucien, zwischen Josiah und Enrique | versteckt im Schatten neben dem Tempel, mit Blick auf Enrique]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2017
So lange wie Gregory in Bewegung gewesen war, war er kaum zum Nachdenken gekommen. Und auch jetzt war die Gefahr noch nicht vorbei. Das Adrenalin sang in seinen Adern, ließ ihn die Welt um sich intensiv wahrnehmen und hielt ihn vom Grübeln ab.
Er hörte Cesárea über sich, gab den krächzenden Laut von sich, mit dem er sie schon auf Dirial beruhigte, als er das Jungtier gesundgepflegt hatte, erhaschte Greos leises Stöhnen und die Geräusche Elians, während die Sphinx unter ihm bedächtig knarzte und über ihn der Wind im Gut des Schiffes spielte. Träge hob, neigte, senkte und kippte das Deck leicht und fing von vorne an, unter dem steten Rhythmus der nächtlichen See. Wäre nicht der Rauch und die Schüsse im Hafen, der Rest der Welt hätte so friedlich gewirkt.
Doch der finstere Schatten der Angreifer färbte alles auf grausame Weise ein. Sorge und Wut tobten in der Brust des Schiffsarztes:
Was war mit Greo und Elian? Beide rührten sich nicht oder kaum. Hatte der Sturz Elian erneut betäubt? Was hatte Greo so tief ins Reich der Träume befördert?
Darüber hinaus fragte er sich, was genau im Dorf passiert war und wie es den Anderen ginge. Vor allem Trevor. Und was verkündeten die Feuerwände, das seltsames Kanonefeuer, die unverständliche Laute und dieses nervenzerreibende, unerklärliche Rattern?
Trotz Allem lag sein Fokus auf dem Schiff. Seine Augen strichen über das Deck, suchten Unstimmigkeiten im spärlichen, schwankenden Licht der Schiffslaternen, während sein Körper sich darauf konzentrierte, zu spüren, ob Saton sich bewegte und die Bewegungen des Schiffs ausglich.
Wo war der letzte der hiesigen Angreifer? Warum war der Schütze nicht direkt hinter Saton gewesen? Was hatte der jetzt vor?
Aber auch das spärliche Licht der zweiten Schiffslaterne am anderen Ende der Sphinx verriet ihm nicht, was er wissen wollte.
Zairym blieb verschwunden.

"Wir können das gerne aussitzen, Schütze. Du bist allein aber bei mir ist es nur eine Frage der Zeit, bis meine Kameraden wieder hinter mir stehen", rief er über das Deck, weil sich der Dunkelhaarige nicht zeigte.

Da krachte der Gewehrschuß.

Prompt zuckte Gregory zusammen. Panik stieg in ihm auf.
'SHIT!'
Irgendwie hatte er damit nicht gerechnet. Oder zumindest darauf gehofft, dass es nicht passieren würde. Etwas riss an seinem Arm, an seiner Flanke und der Schock ließ ihn den Schläger fallen lassen.
Schon eine Herzschlag später verwünschte er sich dafür, wusste er doch nicht, ob der Rüpel noch lebte. Außerdem hatte er hier vorne kaum Deckung. Da er aber nicht einmal genau wusste, wo der Schuß her gekommen war und ob weitere folgen würden, blieb ihm nicht viel anderes übrig, als sich so genau wie möglich auf die Mittelachse der Sphinx zu stellen und damit so viel Holz, Sisal und Segeltuch wie möglich zwischen sich und Zairym zu bringen und, durch ihm die Seite zudrehen, noch schmaler zu werden.
'Hoffentlich kannst du den Grünschnabel und Greo nicht von dort sehen, wo du bist, Schütze ...'
Sonst wäre sein Vorteil vermutlich schneller dahin, als sein nächster Ausruf dauern würde.
Schritte.
Gregory schluckte seine Worte hinunter, schwieg, checkte die Pistole und zielte.
Zairym trat aus dem Schatten, die Hände erhoben, doch noch bevor der ältere Scovell agieren konnte geschah etwas anderes:

+++

Kaum das sich der Söldner zeigte, stürzte etwas Schwarzes mit lautem Schrei auf ihn herab, wurde rasendschnell größer und hob die Klauen zum Angriff. Kurz blitzte Licht in Obsidianen, die voll Zorn auf den Fremden hernieder blickten, wild entschlossen ihm soviel Schaden wie möglich zu verpassen ...

+++


"Cesárea! Zurück!"

Da sie gerade erst miteinander kommuniziert hatten, erkannte der Schiffsarzt augenblicklich, was passierte und konnte rechtzeitig reagieren. Der Schatten dreht ab. Nur eine Flügelspitze streifte den Schützen. Dann war der Spuk vorbei, die Kreatur fort.
Gregory streckte den freien Arm aus, der Mantel bewegte sich träge mit der Bewegung und dem Wind, die Mündung blieb auf den Schützen gerichtet. Er wartete.
Kurz darauf landete die Krähe auf seinem Oberarm, kletterte zur Schulter hinauf und beäugte Zairym misstrauisch.
Dann erst antwortete der Brünette dem Kopfgeldjäger:

"Ich weiß nicht, was du dir von diesem Schuß versprochen hast, Schütze aber das ändert nichts daran, dass jetzt du der Gefangene bist.
"HINKNIEN!"


Kurz huschte sein Blick gen Ufer.
Der ablandige Wind trug den Geruch von Ruß und Pulver zu ihnen herüber, gelegentlich begleitet von weiteren unverständlichen Rufen und Schüssen, Flammen flackerten immer noch im Hintergrund zwischen den Häusern der Siedlung.
Noch waren die Kämpfe dort nicht erstorben.
Und obwohl ihn das erleichtert aufatmen ließ, brachte das auch die Sorgen zurück.
Lebte Trevor? Ging es ihm gut? Was war mit den Anderen? Stand er hier vielleicht auf verlorenem Posten und wusste es nur noch nicht?
Erneut fixierte er Zairym über die Waffe. Als er sprach, galten seine Worte aber nicht ihm:

"Cesárea, such Trevor!"

Er rechnete mit Protest, doch anders als sonst zögerte sie zwar kurz, krächtzte dann aber nur "Krevoh", ihre Version des Namens seines Bruders, hüpfte dann wieder auf den Oberarm und stieß sich ab.
Zufrieden senkte er den Arm.
Augenblicklich brannte Schmerzen durch Arm und Seite.
'Ag!'
Er bot alles auf, um sein Pokerface und die Donnerbüchse unbewegt zu halten. Es gelang ihm recht gut.

"Und nun zu dir:
"Wenn du was zu sagen hast, dann tu es jetzt, so lange, wie ich noch überlege, wie ich dich ins Jenseits beförder!"


+++

Besorgt strich Cesárea Richtung Siedlung und hatte sie schnell erreicht. Viele ihres Schwarms waren dorthin gegangen und noch nicht zurück.
Ob sie immer noch an ihrer Beute fraßen? Oder waren sie noch am Kämpfen?
Sie hoffte jedenfalls sie zu finden und flog zunächst in Richtung des Kanonendonnerns.
Doch soweit musste sie gar nicht mehr fliegen, da sah sie zwei ihr bekannte Gestalten in einer Gasse kämpfen, die auf das Hafengelände hinzuführte und wendete auf sie zu.

"Krevoh! Krevoh! Krevoh!", hallte es durch die Straßen während das schwarze Tier auf sie zuschoß. Ein "Shan-ya", folgte, ehe sie einen Sturzangriff auf Trevors Kopfgeldjäger machte, der trotz seiner Verletzung benommen seine Pistole zog, um seinen Kameraden zu helfen, während dieser gerade unter Shanayas Klinge verschied.

Und diesesmal hielt sie nichts auf:
Ihre Klauen rissen Haut auf und lenkten den Schuß ab, der so nur an der Kleidung der Navigatorin riß, die sich gerade Richtung Hafen aufmachen wollte.
Ein erneuter Angriff ließ den Mann die Waffe fallen lassen und stöhnend zusammenbrechen.
Cesárea landete, spähte zu Trevor, krächtzte fragend, zupfte an seiner Kleidung, wandte sich, ob der zunächst ausbleibenden Antwort, der anderen, ihr bekannten Person zu und tappte, über das Kopfsteinpflaster, ihr hinterher:

"Shan-ya?", kam es fragend.

[ Gregory | Auf der Sphinx | bei den Anderen ]
[ Cesárea | ebenfalls am Bug, dann bei Trevor und Shanaya am Hafen ]
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Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
Wenn du einen Ton von dir gibst, landest du im Hafenbecken und wirst hier vergessen, klar?“

Die blauen Augen der jungen Frau richteten sich mit einem eindringlichen Blick auf Trevor. Sie konnte die roten Segel der Sphinx erkennen, es war nicht mehr weit. Und sie hatte keine Lust, sich jetzt noch mit mehr von diesen Typen herum zu schlagen, weil Trevor den Mund nicht halten konnte. Einen Moment zu lang musterte sie den Älteren, nahm einen Augenblick zu spät die Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Der Schuss knallte und das Herz der jungen Frau machte einen großen Satz, als die Kugel ein Loch in ihre Corsage riss. Hatte er sie wirklich treffen wollen? Sie war doch ein perfektes Ziel gewesen. Erst mit dem nächsten Atemzug erkannte sie das schwarze Federvieh, das den Mann wohl abgelenkt hatte. Der Fremde sackte wieder zusammen, der Vogel begab sich zu Trevor. Shanaya selbst musterte diese Szene nur einen kleinen Moment, atmete schwer aus und strich sich mit den Fingern über das Loch in ihrer Kleidung. Keine große Verletzung, sie ließ sich nicht einmal die Zeit zu prüfen, ob sie blutete. Der Vogel kam in ihre Richtung, aber die Dunkelhaarige warf ihr nur einen kurzen Blick zu, zuckte mit den Schultern und deutete in die Richtung der Sphinx. Sie hatte jetzt keine Zeit dafür, nahm nicht einmal wirklich die Töne des Vogels wahr. Ihr Blick richtete sich also wieder in die Richtung des Schiffes, behielt jetzt jedoch auch die Umgebung mehr im Auge. Trevor warf sie keinen Blick mehr zu, er würde schon mitkommen – oder zurück zu dem Ding gehen, das ihn so interessierte. Es war ihr in diesem Moment herzlich egal. Vielleicht würde Cesárea ihn ja begleiten.
__________________________
Der Weg zum Schiff war schnell hinter sich gebracht, niemand lauerte ihnen auf. Die Sphinx lag ruhig da, Nichts deutete darauf hin, dass jemand Unbefugtes sie betreten hatte – oder plante, sie zu übernehmen. Jedoch befand sich auch kein bekanntes Gesicht in der Nähe und Shanaya wusste nicht, ob sie das beruhigen oder noch besorgter werden lassen sollte. Sie behielt die Umgebung im Blick, betrat die Planke, die sie zum Deck der Sphinx führen würde und hielt nach zwei kleinen Schritten inne. Stimmen drangen an ihre Ohren und schnell überlegte sie, wer alles nicht mit zum Fest gekommen war. Sie verstand nur Bruchstücke, darunter aber auch eine bekannte Stimme. Gregory. Aber mit wem sprach er? Er schätzte den Dunkelhaarigen nicht so ein, dass er ausrastete und wahllos auf Crewmitglieder los ging. Um wen genau es ging erkannte die junge Frau, als ihre Schritte sie ans Ende der Planke geführt hatten und sie damit auf dem Deck der Sphinx stand. Glücklicherweise war wirklich kaum ein Fremder auf dem Schiff – bis auf eine Ausnahme. Ein dunkelhaariger Mann, Bart, erhobene Hände. Mit kühler Miene betrachtete sie das Gesicht des Fremden, trat dann näher an Gregory heran. Bis sie in ihrem Augenwinkel etwas erkannte, was sie inne halten und ihr für einen Moment das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Anblick von Greos leblosem Körper ließ ihr Herz beinahe schmerzhaft schnell schlagen, es jagte ein Gefühl durch jede Faser, das sie so noch nicht kennen gelernt hatte. Eines, das dafür sorgte, dass sie diesem Kerl jeden Finger einzeln abschneiden wollte, nur um ihm dann seines wichtigsten Körperteils zu entledigen. Egal, ob er etwas damit zu tun hatte oder nicht. Ihr blauer Blick riss sich von Greo und Elian, den sie nur halbherzig wahrgenommen hatte, los und richtete sich direkt wieder auf den Fremden. Kälte lag in ihrem Blick, mit dem sie ihn fixierte, während sie weiter auf ihn zu trat, ohne sich dabei hinter Gregory zu halten.

„Warst du das?“

Shanaya blieb stehen, ließ den Mann jedoch nicht aus den Augen. Jede seiner Bewegungen wurde genau beobachtet, selbst wenn er eine Waffe ziehen würde, konnte sie schnell genug reagieren. Und ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie gerade nicht auf Späße aus war.

[Erst am Hafen | Dann auf der Sphinx | Zairym, Gregory, Elian, Greo (&Trevor?)]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
„Es ist erledigt,“ sagte die Piratin. Rúnar entfuhr ein erleichtertes Seufzen—so schwer, dass er dabei kurz den Kopf sinken ließ. Die Fremde stand auf, Rúnars Blick folgte ihr. „Und wir sollten uns beeilen, dass wir von hier verschwinden. Dieses Dreckspack springt derzeit wie Ratten aus allen Löchern.“

Das entlockte Rúnar ein amüsiertes Schnauben. Er nickte bestätigend, dann hievte er sich an dem Bettpfosten nach oben. Die Fremde hantierte mit der Flasche—im spärlichen Licht konnte Rúnar erkennen, dass sie erst daran roch, dann einen Schluck nahm, diesen dann aber ausspuckte—der Alkohol war so stark, dass er ihn bis zu sich roch, obwohl er einen Schritt entfernt stand. Dann schüttete sie ihn sich über den Arm.

Rúnar zuckte zurück. „Woah—“ entfuhr es ihm und er fügte ein leises, „Heilige Schmiedin,“ hinzu. Dann schüttete sie sich die Flüssigkeit auch noch über den Oberschenkel. Er verstand kaum ihre Frage und sah mit verzogenem Gesicht zur Seite. „Oh, mann.“ Etwas lauter, “Nein, tut mir leid.“ Vor kurzem hatte er noch genug Streichhölzer gehabt um Wochen damit auszukommen. Aber die lagen jetzt irgendwo am Meeresgrund. „Du solltest deine Wunden aber auch nicht ausbrennen, sonst kann es sein, dass du Schmutz unter dem Brand einschließt und es erst recht eine Entzündung gibt.“ Und Wunden mit Alkohol säubern war auch nicht die beste Methode, aber dafür war es jetzt schon zu spät.

Rúnar wischte sich die Handflächen am Hosenbein ab und fuhr sich dann übers Gesicht, wischte Dreck, Blut und Tränen weg. Dann nickte er und richtete seine Tasche und Harpune über seiner Schulter. „Hochprozentiges und Stoffreste klingen gut.“ Zumindest für das, was er damit vor hatte. Was die Fremde zusätzlich mit Werg wollte, konnte er sich noch nicht vorstellen, aber das würde sich zeigen.

Er sah sie an, wartete, dass sie vorausging.

Die Fremde.

Etwas Misstrauen schwappte in sein Bewusstsein. Aber wozu ihm erst das Leben retten und ihn dann doch umlegen? Das war unlogisch.

Und das Misstrauen ebbte ab.

{ mit Skadi in der ersten Etage einer Wohnung in der Seitenstraße | auf dem Weg in den Keller }
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
Als sie das Tempelgebäude endlich erreichten – der Weg erschien Lucien deutlich länger, als er in Wahrheit sein konnte – ließ sich der junge Captain schwer mit dem Rücken gegen die Fassade sinken und stieß den gestockten Atem aus. Ceallagh, ihr neuer 'Freund' und Josiah samt ihres Gefangenen bezogen auf der gegenüber liegenden Seite der Eingangstür Stellung, doch mehr registrierte Lucien bis zu diesem Moment nicht. Das letzte Bisschen klarer Vernunft, das er sich unterbewusst noch bewahrt haben mochte, vertraute wohl die ganze Zeit darauf, dass Josiahs und Enriques schon zur Gewohnheit gewordene Paranoia sie rechtzeitig warnen und Ceallagh ihren potenziellen Verbündeten unter Kontrolle haben würde. Denn es fiel ihm zunehmend schwerer, sich auf ihre eigene Situation zu konzentrieren.
Schon den Ausführungen des Fremden vermochte er ab einem bestimmten Punkt nur noch mit halbem Ohr zu lauschen. Als der Bilder von Feuer und Sprengstoff malte und sein Puls aus dem Rhythmus geriet, ihm nicht erlaubte, die Gedanken an Talin zu verdrängen.
Lucien schlug die tiefgrünen Augen auf, begegnete Enriques Blick, der sich ihm zugewandt und seine nächsten Worte direkt an ihn gerichtet hatte. Unwillkürlich drückte der 21-Jährige die Hand fester gegen die Schusswunde in seiner Seite und verzog die Lippen zu einem zynisch-schiefen Lächeln.

Ich teile deine Bedenken, Enrique“, gab er gedämpft zur Antwort. Gerade laut genug, damit der ehemalige Soldat ihn klar verstehen konnte. „Aber die Sphinx ist unser einziger Treffpunkt. Wenn wir die anderen wieder finden, dann am ehesten dort. Also ist das unsere beste Chance.

Und die einzige, die sie hatten, um diese Insel zu verlassen.
Doch die Zuversicht, die in Luciens Wortwahl mitschwang, empfand er längst nicht. Was, wenn seine Schwester verwundet in den Gassen der Stadt lag? Dann verspielte er mit dem Weg durch die Katakomben die einzige Chance, sie zumindest zufällig zu finden. Von der simplen Falle, die man ihnen dort unten stellen konnte, mal ganz abgesehen.
Andererseits... würde er ohnehin einen Teufel tun und ohne sie verschwinden. Eher gab er die Sphinx auf, als seine kleine Schwester. Also nickte er dem Leutenant zu, wies ihn damit stumm an, zu klopfen und richtete im gleichen Moment den Blick auf seine drei übrigen Begleiter, blieb letztlich an ihrem neuen Freund hängen.

Wenn dieser Tempel der Tarlenngöttin geweiht ist, wird es einen Zugang geben. Und auch wenn deine Sorge um unser Wohlergehen wirklich rührend ist, haben wir jetzt keine Zeit mehr, um uns zusammen zu flicken. Das wird warten müssen, bis wir auf dem Schiff sind.

Die Angeln der Tempelpforte knarzten leise, als sie einen Spalt breit nach innen aufschwang. Doch es war wohl nicht Enriques Klopfzeichen, das den bärtigen Alten, dessen Gesicht im schwachen Licht der Nacht erschien, zum Öffnen bewogen hatte, sondern das Klimpern des Goldes aus Ceallaghs Börse.
Was wollt ihr?“, krächzte das schrumplige Gesicht unfreundlich und Lucien schnaubte leise.

Ist das die berühmte Hilfsbereitschaft der Tarlenn?“ Ein Hauch Spott lag in seiner Stimme, die seine Atemlosigkeit kaum überdeckte. Er stieß sich von der Hauswand ab, schob sich an Enrique vorbei und legte die blutverschmierte Hand gegen das Türblatt.
Tarlenn? Die treiben sich schon ewig nicht mehr hier rum. Verfluchtes Piratenpack! Das hier ist jetzt mein Haus, also verschwindet!

Prompt spürte der Dunkelhaarige einen Widerstand hinter der Tür, der ihn geistesgegenwärtig dazu brachte, den Fuß in den verbliebenen Türspalt zu schieben und damit zu verhindern, dass der Alte sie gänzlich schloss.

Schön, wenn Ihr also kein Tarlenn seid: Wir haben nicht vor, lange zu bleiben. Und mein Freund hier drüben“, er drehte sich leicht aus dem Blickfeld, damit sein Gegenüber einen Blick auf Enrique erhaschen konnte, „bezahlt gut dafür. Wenn Ihr uns rein lasst.

Das schien zu wirken. Zumindest nach ein oder zwei Sekunden Bedenkzeit. Dann drang ein geknurrtes Schön. zu ihnen nach draußen und die Tür schwang nach innen auf. Zeig her!“, pampte der Alte gleich darauf Enrique an und fuchtelte nach dem Beutel voll Gold in dessen Hand während Lucien sich ohne lange zu zögern ins Innere des Gebäudes schob.

[Eingang des Schreins, dann im Inneren | bei Enrique, Josiah, Ceallagh und Tarón]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
Bei so viel Kompetenz musste er stark an sich halten, nicht zu lachen. Er wollte dem Schiffsarzt ja wirklich nicht zu nahe treten, aber er machte als Pirat keine sehr überzeugende Figur. Schreckhaft, dauerhaft unentspannt und irgendwie nicht richtig ernst zu nehmen. Wie hatten die Kopfgeldjäger mit ihm nur Schwierigkeiten haben können? Nun ja, vielleicht waren seine Kumpane ja piratiger. Das könnte zumindest den Einsatz dieser Höllenmaschinen erklären.
Als etwas Schwarzes an ihm vorbei zischte, zeigte sich Ryms Überraschung nur in seinem Gesicht, ansonsten stand er still da. Auffällig zu zucken, während jemand eine Waffe auf dich hält, wäre auch richtig dumm. Stattdessen richtete er den Blick auf den Arzt, der jetzt einen Vogel auf dem Arm hatte, der Größe und Form nach eine Krähe. Es hätte wenigstens ein Paradiesvogel sein können. Schön bunt und es hätte das Bild eines Piraten komplett gemacht, nicht wahr?
Zairym zog die Unterlippe zwischen die Zähne und drehte die Augen gen Himmel, um nicht in Lachen auszubrechen. Nicht, dass der Pirat noch unentspannter wurde. Bei seiner Aufforderung hingegen, konnte er sich ein protestierendes Geräusch nicht verkneifen, während er das Wort ‚Gefangener‘ vollkommen ignorierte.
 
Ich hab‘s im Knie. Komm schon, sei nicht so fies, Doc.“  
 
Aber der andere beachtete ihn gar nicht, sondern konzentrierte sich auf seinen Vogel. Oder vielleicht auch auf etwas an Land. Er machte sich Sorgen. Oh je. Er hatte schon verloren, wenn er so weiter machte, aber hey, Rym würde ihm das nicht auf die Nase binden. Stattdessen blieb er stehen, immer noch mit erhobenen Händen und einen leichten Grinsen auf den Lippen. Selbst als der Arzt sich ihm wieder zuwandte und anscheinend gedachte abzudrücken, sah Rym ihn mit diesem hochgezogenen Mundwinkeln an. Auch wenn der Arzt es sehr gut versteckte, der dunkelhaarige erkannte Schmerzen, egal wie stark die Maske war. Recht gut etwas verstecken oder perfekt waren zwei Paar Schuhe. Und er verstand sie perfekt auf Körpersprache.
 
Drück einfach ab, Doc. Das solltest du doch von Waffen wissen, da muss du nicht lange überlegen, wie du mich tötest.“ Er verzog frech die Lippen, als er ihm ein kleiner Schauer über den Rücken lief. Er wagte es nicht die Waffe aus den Augen zu lassen, der Arzt könnte ja wirklich abdrücken, aber er sah aus dem Augenwinkel, dass jemand neues den Schauplatz betreten hatte. Da diese Person kleiner als alle Männer der Kopfgeldjäger zu sein schien, ging er davon aus, dass es jetzt einen Piraten mehr an Bord gab. Na war das nicht schön? Die ganze Crew kam wieder zusammen, um dann in den Sonnenaufgang zu segeln…er war gern dabei.
Als die Person näher kam, erkannte er, dass es sich dabei um eine junge, sehr junge Frau handelte. Die Waffe war fast sofort vergessen und er sah sie offen neugierig an, als sie gefährlich langsam näher kam und ihn anzischte.
Kaltes Feuer, das sich hinter einer Eisschicht verbarg. Interessant, faszinierend, furchteinflößender als die Waffe des Arztes. Also wandte Rym dem Mädchen seine ganze Aufmerksamkeit zu und sah in ihre großen Augen. Sie war angespannter als der Arzt, nachdem, was sie wohl hinter ihm gesehen hatte und ganz eindeutig nicht zu Späßen aufgelegt. Er fragte sich, ob sie ihm gleich ein Messer in den Bauch jagte, wenn er nicht spurte. Bei dem Gedanken konnte er nicht anders und grinste sie mit spitzbübischen Charme an.

Tut mir leid dich zu enttäuschen, Liebes, aber ich hab ihnen gesagt sie sollen sie nicht so zurichten. Sahen aber zum Teil schon so aus, als ich hierher kam, der Doc kann‘s bezeugen. Wenn dir das nicht reicht, knie ich mich aber gern vor dich hin und schwöre bei allem, was du willst.

[Auf der Sphinx | bei Gregory, Elian und Greo, dann Shanaya, (Trevor)]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2019
Er versuchte Ihre Reaktionen nicht persönlich zu nehmen, auch wenn die Wand aus Misstrauen ihm gegenüber sich nurmehr zu verhärten schien und in ihm selbst der Zweifel an seinem Plan zu nagen begann, wie eine verhungernde Ratte.

Hatte er erneut zu viel gewagt? Vielleicht ließ ihn auch seine Menschenkenntnis im Stich. Seit die Fluten die qualmenden Überreste der „Aurora“ für die Meeresgötter beansprucht hatten, war er sich manchmal selbst nicht mehr sicher. Für einen Rückzieher war es jedoch so oder so zu spät.

‚Und wenn ich hierbei drauf gehe, sei es drum.‘

Er lebte von gekaufter Zeit – bezahlt mit dem Tod derer, die mit der Aurora in Gischt und Dunst verschwunden waren. Und mit dem Aylahs. Und schon deshalb musste er sich zusammenreißen – bis zum Schluss, wo und wie auch immer er kommen würde.

Eigentlich hätte er garnicht hier stehen dürfen. Doch er war hier und solange Luft und der Geschmack von Meer noch in seinen Lungen korrodierten, konnte er nicht aufgeben. Es ging nicht um ihn…

Und wenn er sich die Gesichter seiner neuen Freunde in spe so ansah, kämpften sie mit ihren eigenen Dämonen, während sie irgendwie versuchten die Kontrolle über die Situation nicht völlig zu verlieren. Wahrscheinlich trafen seine Worte den richtigen Nerv. Sie waren leichtsinnig gewesen. Und da er sie davon ab nicht als dumm einschätzte war diese Erkenntnis für sie selbst sicher nicht erfreulich – vor allem nicht, wenn ihnen das ein Fremder mit großer Schnauze unter die Nase rieb. Dass er mitnichten angeben wollte, war für sie nicht zu erahnen. Sie wussten nicht wer er war…was er getan hatte…und wofür er lange Zeit in einigen Kreisen berühmt und berüchtigt gleichermaßen gewesen war.

-„Ihr habt erstaunlich viel Zuversicht in unsere Rechtschaffenheit.“-

Die ersten Worte des Mannes, der den gefangenen Kopfgeldjäger übernommen hatten, entlockten Tarón ein melancholisch leichtes Lächeln. Doch er sparte sich eine Antwort, auch wenn er falsch lag – er hatte Zuversicht darin, dass ihre Rechtschaffenheit weder zu ausgeprägt noch vollends abhandengekommen war. Darauf setzte er.
Der Tarón bisher sympathische Blonde erwähnte den Turm – eigentlich ein Teil des alten Rathauses - bevor er selbst sich mit dieser Information nützlich machen konnte, doch vielleicht konnten ein paar zusätzliche Hinweise dennoch seine in der Tat ehrlichen Absichten untermauern.

„Der Turm biete eine gute Aussicht… und wenn ich die Situation bedenke wahrscheinlich auch die beste Möglichkeit nach verstreuten Mitgliedern eurer Crew zu spähen – nach der Position von Fässern und Männern ist es denkbar, dass man versucht hat sie auf dem großen Platz einzukesseln... Allerdings wäre es vorstellbar, dass auch die Gegenpartie die Lage von dort aus im Auge behält und dann würdest du direkt in sie hinein laufen…abgesehen davon, dass der Aufstieg selbst recht ungedeckt erfolgen müsste.“

Er musterte den Fragenden etwas genauer.

„Weiter rechts vom Turm stehen die Häuser ziemlich dicht beisammen…und auf den Rückseiten gibt es Anbauten. Ein geschickter Mann könnte darüber auf die Dächer kommen, ohne sich auf dem Platz bemerkbar zu machen, sollten dort tatsächlich Feinde positioniert sein. Von dort könnte man zumindest einen ersten, vielleicht weniger riskanten Blick auf die Lage werfen.“

Dann tauchte der Tempel vor ihnen auf und Tarón hielt sich vorerst zurück – auch, als die Sprache auf seinen Vorschlag bezüglich der Kavernen kam -, bis sein Aufpasser ein Stück von ihm zurücktrat und ihm zuflüsterte. Nein, der Ausdruck in den klugen Augen entging Tarón nicht und trotz seiner Lage und der klaren Andeutung in Wort und Geste, spürte er einen Moment seltsamer Verbundenheit zu dem jungen Mann. Als würde man sich erkennen.

Er hielt seinem Blick ruhig stand, antwortete ihm und auch in seinen Augen mochte der andere mehr lesen, als er mit Worten sagte, denn dieser Kerl hatte erkannt, dass es gute Gründe gab, warum er nicht schon längst weg war.

„Wenn ich nicht den letzten großen Fehler meines Lebens begangen habe, als ich mich euch anvertraute, und morgen noch lebe, wird es mir eine Freude sein dir die ganze Geschichte zu erzählen sobald wir aus diesem Schlamassel heraus sind.“

Erwiderte er mit einem leichten Schmunzeln.

Dann sprach der Käptn. Tarón hörte zu und nickte akzeptierend, wenn in seiner Miene auch deutlich wurde, dass er es als Fehler ansah ohne eine Notversorgung weiterzuziehen.

„Aye. Wie du meinst…auch wenn ich sie zumindest ausbrennen würde…“

Fügte er sich mit einem unglücklichen Blick auf die Wunde des Anführers. Es war nicht an ihm diesen Mann zu bevormunden – aber er befürchtete, dass sein Zustand eher zu einem Problem für seine Kameraden werden konnte, als es eine Pause gewesen wäre. Sollte er zusammenklappen, würden die anderen ihren Hals riskieren, um ihn aus der Lage heraus zu bringen.

Er beobachtete den folgenden Austausch mit dem Alten stillschweigend – auch hier war er nicht in der Position das Wort an sich zu reißen, auch wenn er anders vorgegangen wäre und diesmal er derjenige war, der den Fremden mit Misstrauen beobachtete – wie ironisch. Nur langsam lösten sich seine Augen von dem gierigen Ausdruck im Gesicht des Alten, der mit seiner Beute vorerst draußen blieb.  Gut…dann konnte er zumindest leise sprechen, ohne, dass die korrupte Ratte mithörte.

Taróns Blick wanderte zu seinem Aufpasser sobald sie im Inneren des Tempels waren und er bedeutete ihm stillschweigend, dass er keine faulen Absichten hatte, als er langsam einen Schritt von ihm fort trat und in den Räumlichkeiten nach dem Kaverneneingang spähte. Wie ihr Anführer sagte: Zeit spielte durchaus eine Rolle.
Er brauchte nicht lange. Die letzten Wochen hatten sein Auge geschult, was diese Zugänge anging, die sich meistens vergessen in irgendwelchen Kellern unter schweren Fässern und Regalen verbargen.

„Mhm…du hattest recht. Dieser ist sogar recht offensichtlich.“

Raunte er in Richtung des jungen Käptns. Er nickte auf eine Stelle am Boden neben einem Altar, an dem der Schnitt der Bohlen für ein Auge, das wusste, wonach es Ausschau hielt, auf eine Tür schließen ließ. Die Schrammen auf dem alten Holz, die vom Wegrücken des Altars stammen mussten, um die Tür gänzlich freizulegen, bestätigten diesen Eindruck.

‚Und die Kratzer sind nicht frisch…‘

Gut. Offenbar hatte zumindest im letzten Jahr niemand mehr diesen Eingang benutzt – demnach auch nicht die Kopfgeldjäger.

Tarón wandte sich erneut an die Crew, vor allem aber an den Käptn und wählte seine Worte ehrlich, offen und geradeheraus. Gedeih und Verderb – es lag an ihnen, nicht an ihm selbst. Alles was er tun konnte war ihnen so viele Informationen zuzuspielen, wie er konnte und zu hoffen, dass sie irgendwie sahen, dass er nicht ihr Feind war.

‚Tempel, hm…Göttin – vielleicht willst du mir ja etwas dabei helfen?‘

„Ich weiß, ihr traut mir nicht und ich verdenke euch das nicht – ihr wärt Narren, wäre es anders. Dass ich euch erneut versichere, es ehrlich zu meinen ändert nichts daran, auch das ist mir bewusst. Du hast das Kommando und du hast bereits gesagt, dass du keine Zeit damit verschwenden willst eure Wunden zu versorgen…“ wieder fiel sein Blick auf die Verletzungen der Crewmitglieder, doch mit einem unterdrückten Kopfschütteln schluckte er sich die Bemerkung dazu, wie leichtsinnig das in seinen Augen war herunter. „Ich halte die Kavernen immer noch für den sichersten Weg und die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass auch eure anderen Freunde versuchen werden zum Schiff zu kommen – vor allem, nachdem die Glocke alle zum Schiff zurückgerufen hat.“

Sein Blick glitt zu dem Mann, der bisher auf den Kopfgeldjäger aufgepasst hatte.

„Sich einen Überblick zu verschaffen wäre andererseits auch von Vorteil, wenn auch ein Risiko, weil ihr euch aufteilen müsstet… aber man wüsste besser, wie die Karten verteilt sind und ob sie welche von euren Leuten in der Stadt festgesetzt haben. Ich würde anbieten das zu übernehmen, aber ich denke zu glauben, dass ihr das Risiko eingehen würdet, ist so weit von der Realität, dass ich es auch lassen kann. Ich weiß nicht mal, ob ihr das überhaupt in Erwägung ziehen solltet, trotz der Vorteile, die es bringen würde – wenn alle beim Schiff sind, fehlt wieder jemand und die Flucht wäre herausgezögert.  Ihr habt die Zügel in der Hand und entscheidet…mir sind wortwörtlich die Hände gebunden und mein Schicksal liegt bei euch – ich mache mir da nicht viel vor. Ich versuche nur ernsthaft euch zu unterstützen, damit wir hier alle weg können.“

In seinem Kopf ging er die imaginäre Karte des komplizierten Höhlensystems unter ihnen durch und versuchte zu erahnen, wie sich dieser Arm in das Bild des Labyrinthes einfügen würde, ehe er fortfuhr.

„Durch die Kavernen brauchen wir etwa zehn bis fünfzehn Minuten, wenn wir zügig gehen und dieser Arm hier sich nicht zu sehr windet. Wir bräuchten jedoch noch Fakeln – da unten ist es finster wie in einem Rattenarsch. Sollten sich nicht alle Mitglieder der Crew beim Schiff einfinden gäbe es die Möglichkeit durch die Kavernen auch direkt in die Stadt zu kommen. Wie gesagt haben einige der alten Gebäude Anschlüsse an das System in ihren Kellern und ich habe eine Handvoll Falltüren gefunden, die sich öffnen lassen. Sollten unsere Feinde die Höhlen wider Erwarten entdeckt haben müssten wir sie recht schnell bemerken können – der Hall trägt dort sehr weit, ebenso wie Feuerschein – das Ganze gilt also auch umgekehrt, auch wenn ich die Holzköpfe nach ihrem bisherigen Vorgehen zu urteilen als weit unvorsichtiger einschätze, wie wir es hoffentlich sind. Wenn wir also selbst leise sind, behalten wir einen Vorteil…ich glaube aber nicht, dass sie überhaupt von den Höhlen wissen und selbst wenn…kenne ich mich fast sicher besser dort unten aus. Ich habe in der ganzen Zeit, die ich dort unten war – und es war genug, um mir die Gänge einzuprägen – keine Menschenseele dort unten gehört oder gesehen.“

Endete er und fragte sich, wann er zuletzt so viel geredet hatte. Doch Information und die Kalkulationen seines tatsächlich recht scharfen Verstandes waren aktuell das, was er anbieten konnte – alles, was er anbieten konnte. Also warf er es in die Waagschale.

[Im Schrein | Bei Enrique, Josiah, Ceallagh und Lucien]
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Dieser Laut aus seinem Mund klang wie eine adäquate Mischung aus nachempfundem Schmerz und absolutem Ekel. Wäre die Situation nicht so prekär, hätte Skadi es sich wohl kaum nehmen lassen, ihn damit aufzuziehen. Stattdessen kaute sie für einen Moment nachdenklich auf ihrer Unterlippe, während sie die Rumflasche verkorkte und dann ihre Kamillentinktur aus dem Lederbeutel an ihrer Hüfte zog. Einen Moment hielt sie inne, kaum dass die dunklen Augen das blasse Gesicht trafen und Rúnar wohl durchaus nett und hilfreich gemeinte Worte aussprach. Ausbrennen? Das wäre doch reichlich dumm, jetzt wo der leicht entzündliche Alkohol an ihrem Körper hinab perlte und sie zu seiner lebenden Fackel werden konnte.

“Das weiß ich selbst.“

Ihre Wortwahl hätte schroff geklungen, wenn ihr Tonfall nicht dermaßen entspannt und beiläufig geblieben wäre. Ehrlich gesagt hatte sie auch keine Lust sich auf eine Diskussionen einzulassen, ob ihr Körper eine Entzündung ab konnte oder nicht. Andernfalls wäre sie sonst dazu übergangen, sich ihre anerzogene „Unempfindlichkeit“ einzureden.

“Wie geht es deinem Arm?“

Noch immer stand sie vor ihm und hielt die kleine Flasche nun demonstrativ auf Höhe seiner Brust. Bevor sie noch ihr Oberteil für einen Verband opferte, den er dann doch nicht annahm, wartete sie auf irgendeine Reaktion. Um sich selbst konnte sie sich später immer noch kümmern, wenn sie endlich aus dem ersten Stock in Richtung Keller verschwunden waren.

“Das ist eine Kamillentinktur. Damit solltest du deine Wunde abtupfen, damit sich da nicht noch irgendwas festsetzen kann.“

Sie hatte ihrer Großmutter zu wenig zugehört, um genau zu wissen, WAS dieses ETWAS sein sollte. Doch spielte das in diesem Augenblick ohnehin keine Rolle. Bakterien konnten Dingstabumstas, Flüche oder schlechtes Karma sein. Es machte sie nicht weniger gefährlich. Und so wie der Schnitt im Halbschatten der Gasse ausgesehen hatte, würde es ohne Erstversorgung und Verband wohl zu einer hässlichen Narbe heranwachsen oder ihm – wenn es ganz dumm lief – den Arm kosten. Seine Entscheidung.
Dann regte sie sich, wandte sich wortlos herum und durchschritt den Türrahmen in einem Tempo, als wäre etwas in sie gefahren. Ein Geist. Ein Verrückter. Ein Gedanke. Federleicht übersprang Skadi einige der alten, knarzenden Stufen. Blickte mehr als einmal prüfend nach links und rechts, bevor sie hinab in den Keller stieg. Noch einmal wollte sie nicht zwischen diesen engen Wänden überrascht werden, die ihr kaum Handlungsspielraum boten.

“Wenn du irgendwas siehst, womit wir später Feuer machen können, dann stecks ein.“, raunte sie gedämpft an Rúnar, dessen Präsenz sie deutlich in ihrem Rücken spüren konnte. Sie selbst war dazu übergegangen nach Erreichen des Treppenabsatzes das Flaschen den Regalen zu ziehen und in einem Beutel zu verstauen, der verdächtig nach einem mit Blut verschmiertem Hemd aussah. Von den Männern fehlte jedoch jegliche Spur. Nicht ohne Grund.
“Ansonsten hilft uns das Werg nur noch zum Abdichten des Schiffes. Aber nicht als Lunte.“

[erst mit Rúnar im Obergeschoss eines Hauses in der Seitengasse, dann im Keller]
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Dec 2014
Ein Hauch von Haaresbreite ...

Die Maschine schwieg. Das Rattern verstummte. In der Stille zog der Rauch in langsamen Schwaden ab, eröffnete den Anwesenden den Blick auf die angerichtete Zerstörung. Der Schutt und die kaputten Gebäude interessierten die Kopfgeldjäger aber herzlich wenig. Einer der Männer, der sich an der Maschine vorbei auf die Mitte des Platzes vorgearbeitet hatte, hob seine linke Hand mit geballter Faust, bevor er die Hand öffnete. Seine Leute, schon reichlich dezimiert und angeschlagen, schwärmten aus, um sich um zusehen. Sie mussten die Piraten wieder auf den Platz treiben, damit der Panzer sie eleminierte.

Drei der Männer bewegten sich langsam und leise auf die Gasse zu, in die sich Liam und Aidan gerettet hatten. Bevor sie in die Seitenstraße einbogen, schaute einer um die Ecke und entdeckte den Lockenkopf über eine der Leichen gebeugt. Daraufhin legte er seine Waffe an und zielte auf dessen Kopf. Er atmete ein paar Mal tief ein, bevor er abdrückte. In der Dunkelheit und durch ein leichtes Zittern beim Zielen, verfehlte der Schütze sein Ziel. Die Kugel schoss mit einem lauten Zischen haarscharf an der Stirn des Piraten vorbei, und ließ krachend Splitter aus dem Gemäuer hinter ihm spritzen. Fluchend warf der Kopfgeldjäger seine Waffe zu Boden, zog stattdessen den Säbel und stürmte auf die zwei Piraten zu. Die beiden Anderen folgten ihm.

In die Gasse, in die Skadi und Rúnar geflohen waren, rannten ebenfalls drei Kopfgeldjäger. Als sie die Gesuchten nicht sofort entdeckten, fluchten sie und liefen die Straße weiter entlang, vorbei an dem Gebäude, in dem sich die Piraten versteckten.

Der Anführer des Trupps und zwei weitere blieben bei der Maschine stehen und lauerten darauf, dass die Piraten aus ihren Löchern krochen...

Spielleitung für die Gruppe in den Seitengassen
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