We're all made of stars

[Elian Montrose]

Er hatte mit vielem gerechnet: Misstrauen - natürlich! - Panik, Flucht - es wäre ihr nicht zu verdenken gewesen - vielleicht unterschwellig und ganz heimlich insgeheim sogar auf eine Zusage und eine nette Unterhaltung. Was er stattdessen erntete war... Wut? Elian zuckte regelrecht zusammen, als sie ihn so ohne Vorwarnung anschrie. Was... wie... was er davon hatte ihr zu helfen?

Ehrlich gesagt, vermutlich nicht viel. Warum sollte ich auch etwas davon haben? Die Frage verwirrte ihn ehrlich. Der Punkt davon, ihr zu helfen, ist doch dass SIE etwas davon hat, oder verstehe ich das Prinzip von 'Hilfe' seit Jahren falsch? Aber vermutlich hatte sie nicht Unrecht. Selbstsucht... ja, er war selbstsüchtig, auf seine Weise. Es war wahr.

"Ehm... ertappt." Er zuckte schuldbewusst mit den Schultern. "Ich würde gerne sagen ich biete dir meine Hilfe völlig selbstlos an, aber wenn ich ganz ehrlich bin... es wäre schön, mit jemand zu Abend zu essen, mit dem ich reden kann. Über Musik oder Literatur oder das Leben auf dieser Insel oder irgendwas, das nicht die anatomischen Präferenzen meiner Mannschaftskameraden am anderen Geschlecht sind."

Wenn er seine Kameraden jetzt suchen würde, würde er die besten Gesprächspartner vermutlich sternhagelprall in irgendeiner Kaschemme finden. Und die weniger guten dürften sich schon in diverse Betten von diversen leichten Damen geflüchtet haben. Sie waren seit Wochen in keinem Hafen gewesen. Der Druck war groß, für manche Leute. Elian verstand die Dringlichkeit nicht so ganz, aber jedem das Seine. Rhys schien es mitunter ja ähnlich zu gehen, also war es definitiv kein Zeichen für einen schlechten Charakter.

[Talin Dravean]

Sie überraschte ihn mit ihrer Wut. Es schien fast so, als wäre ihm noch nie etwas Schlimmes im Leben passiert. Als hätte ihn noch nie ein Mensch betrogen, verletzt, im Stich gelassen oder verraten. Oder er war jemand, der genau das mit anderen tat.
Talin spannte sich an, als er so locker mit den Schultern zuckte. Es wäre doch zu schön gewesen, wenn jemand vollkommen uneigennützig etwas für sie getan hätte. Aber warum hoffte sie eigentlich noch darauf? Als er jedoch fortfuhr, überraschte er sie schon wieder. Er wollte sich…unterhalten? War das irgendein Schlüsselwort für ‚er zog sie in eine dunkle Ecke‘? Aber wenn sie ihn so ansah, dann konnte sie sich das immer weniger vorstellen. Er schien so weich zu sein, sah also nicht wirklich gefährlich aus. Während Talin so überlegte, neigte sie den Kopf zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. Eine Abwehr, gegen ihren eigene dumme Hoffnung, jemand wäre nett zu ihr, einfach weil er es wollte.

„Ich kenn mich mit Musik nicht aus, außer die paár Lieder, die mir Seemänner beigebracht haben. Und Literatur…das ist lesen und so was, richtig? Das kann ich nicht. Außerdem komme ich nicht von dieser Insel, sondern bin selbst erst vor ner Weile hier gelandet. Willst du immer noch mit mir reden?“

Sie ließ ihm noch einen Ausweg, sich doch umentscheiden zu können. Was sie selbst wollte, wusste sie nicht genau. Essen, das schien ihr gerade am wichtigsten zu sein. Anscheinend musste sie darauf vertrauen, dass er ihr nichts tat. Wie unschlüssig sie mit ihrer eigenen Entscheidung war, bemerkte sie erst, als ihre Unterlippe protestierend pochte, so heftig hatte sie darauf rumgekaut.