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I am immune to you, you're immune to me
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#1
I am immune to you, you're immune to me
bespielt von    Lucien Dravean   Shanaya Árashi
17.04.1822
Sphinx
I am immune to you, you're immune to me
We are both sick souls with the same disease
Früher Abend des 17. April 1822
Lucien Dravean & Shanaya Árashi


Keine Brise wehte, die Luft stand seit einiger Zeit vollkommen still. Die Sonne sank schon wieder, der Tag neigte sich mehr und mehr seinem Ende zu. Shanaya hatte die gezwungene Ruhe genutzt, ein bisschen Arbeit erledigt, ehe sie sich mit ein paar Bögen Papier und Zeichenutensilien aufs Deck begeben hatte. Ihr ging Nichts bestimmtes durch den Kopf, also legte sie alles auf einem Fass ab, breitete das Papier aus und griff nach einem der Stifte. Es dauerte nicht lang, bis feine Linien die Form einer Insel annahmen. Shanaya konnte so, mit all ihrer Konzentration auf der Karte, jegliche andere Gedanken vergessen. Die blauen Augen beobachteten aufmerksam die Linien, einen Moment hielt sie inne, ehe sie weiter zeichnete. Eine Insel, die es vermutlich nur in ihrem Kopf gab, eine der unzähligen, erdachten Inseln, die sie seit jeher zeichnete, um zu üben. Sie nahmen in ihrem Kopf mehr und mehr Form an, diese bekam feine Linien für Flüsse, die Umrisse einer kleinen Stadt. Sie erdachte sich gern eine kleine Welt, formte sie, wie es ihr gerade gefiel. Sie brauchte nicht vor irgendetwas flüchten, und trotzdem konnte sie sich ganz in dieser kleinen Welt verirren. Dabei lag die ganze Zeit ein warmes, sachtes Lächeln auf ihren Lippen.

Die kleine Flaute trieb ihn in den Wahnsinn. Wenn es etwas gab, das für den Dunkelhaarigen schlimmer war, als jahrelang auf dem Festland festzusitzen, dann ein Schiff bei Windstille mitten auf dem Ozean. Es machte ihn unruhig, rastlos. Für den Moment hatte er sich damit beschäftigt, die neuen Tierpferche im Rumpf der Sphinx fertig zu stellen, die er schon vor einer Weile begonnen hatte. Damit sie, sollten sie irgendwann wieder Fahrt aufnehmen und eine Insel erreichen, auch Ziegen an Bord nehmen konnten. Aber als das durch war und die Sonne sank, war es zu spät, um noch etwas neues anzufangen und zu früh, um auch nur an Schlaf zu denken. Lucien verließ den Frachtraum, griff nur im Vorbeigehen in die Kiste mit Granatäpfeln, die er auf Mîlui an Bord geholt hatte und nahm den Aufgang zum Hauptdeck. Sein erster Gedanke galt der Flasche Rum, die in der Kajüte auf ihn wartete, doch so richtig war ihm nicht danach. Dann fiel sein Blick auf die Gestalt, die es sich bei ein paar Fässern gemütlich gemacht hatte und ganz versunken in ihre Arbeit zu sein schien. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er sich langsam wieder in Bewegung setzte, den Granatapfel dabei spielerisch in der Hand drehte. Auf Höhe des Hauptmastes, immer noch gute drei Meter von Shanaya entfernt, setzte er sich auf eine der Kisten, die daran festgemacht waren und zog das Kürschnermesser aus seiner Gürteltasche, während er sie beim Zeichnen beobachtete.

Es gab nicht viele Momente, in denen Shanaya nicht darüber nachdachte, was um sie herum passierte. Nur die Flaute und ihre Konzentration, die sie inzwischen voll auf ihre Karte richtete, ließen sie unvorsichtig werden. Irgendwo hörte sie Stimmen, vielleicht auch Schritte. Aber da jeder sich zu beschäftigen versuchte, machte sie sich keine Gedanken darum. Wenn jemand näher kommen würde, würde sie das schon bemerken. Da war sie sich vollkommen sicher. Wie bei so vielem. Auch das feine Kribbeln im Nacken störte sie nicht unbedingt. Das Gefühl beobachtet zu werden war ja irgendwie normal, die Schwarzhaarige drehte sich also nicht einmal um. Sie lauschte zwar, konzentrierte sich aber weiterhin hauptsächlich auf ihre Zeichnung. Das Gefühl ließ damit auch wieder nach, sodass sie fast nicht mehr darüber nachdachte.

Falls Shanaya ihn bemerkt haben sollte, ließ sie sich davon nichts anmerken, was das Lächeln auf seinen Lippen noch etwas vertiefte. Doch er schwieg, statt auf sich aufmerksam zu machen, setzte stattdessen die Klinge an den großen Strunk des Granatapfels und schnitt ihn samt eines kreisrunden Stücks Schale heraus. Fast sofort lief ihm der blutrote Saft der kleinen Kerne über die Finger und er hielt inne, um ihn abzulecken. Die tiefgrünen Augen huschten dabei zu der Schwarzhaarigen zurück, wanderten kurz über ihre entspannten Schultern, den schlanken Körper und hielten dort inne, wo die Schusswunde war, ehe er sich wieder seinem Granatapfel zuwandte und die Klinge ansetzte. Mit routinierten Schnitten achtelte er die Frucht, zerteilte die Schale am unteren Ende jedoch nicht ganz, damit alle acht Stücke weiterhin aneinander hingen und nach Bedarf einzeln abgelöst werden konnten. Dann schob er das Messer zurück in die Tasche, zog ein Achtel ab und fing an, die Kerne davon abzuknabbern, während sein Blick zu Shanaya zurück kehrte.

Die Insel nahm mehr und mehr Form an, die feinen Linien der Flüsse waren fertig, nun folgten Feinheiten der kleinen Stadt, ein Wald, der sich um die Stadtmauern legte. Shanaya war zufrieden, legte den Stift jedoch noch Nicht zur Seite. Sie war nicht sicher, ob dieses feine Gefühl sie täuschte. Aber trotz allem war sie vorsichtig, wartete, ob jemand etwas sagte. Aber außer der Stille der Flaute nahm sie Nichts wahr. Das Geräusch, dass Luciens Messer machte, drang nicht zu ihr durch. War da irgendwo Trevors durchdringende Stimme? Möglich, aber er beobachtete sie schon einmal nicht. Hum. Nun hatte es doch einen Moment ihre Aufmerksamkeit gekostet, eine kleine Linie war zu weit, strich über eine andere. Und sofort verließ ein Brummen ihre Kehle, womit sie sich ein wenig weiter über die Karte beugte, den falschen Strich einfach mit einem anderen verband. Gerettet. Noch wenige, feine Züge, dann legte sie den Stift auf dem Fass ab, hob die Karte an und hielt sie mit einem zufriedenen Blick vor sich.

Ihr leises, unwilliges Brummen hätte ihm beinahe ein amüsiertes Schnauben entlockt. Gerade so beherrschte er sich. Unterdrückte das Geräusch, um sie nicht auf sich aufmerksam zu machen und fuhr sich kurz mit dem Handrücken über den Mund. Er verbannte das Schmunzeln von seinen Lippen, setzte ein ernstes Gesicht auf und knabberte ein paar weitere Kerne aus dem Granatapfelstück. Der süßsaure Saft war in diesem Augenblick beinahe besser als Alkohol. Vielleicht konnte er heute ja mal darauf verzichten. Ganz so, wie Talin es von ihm verlangte... In diesem Moment legte Shanaya den Stift zur Seite, hob das Blatt an, auf dem sie gearbeitet hatte und hielt es zum ersten Mal so, dass Lucien das Bild darauf erkennen konnte.

„Schöne Zeichnung. Sollte ich die kennen?“

Sie kam ihm nicht bekannt vor, diese Insel. Was ihn allerdings auch nicht wunderte. Immerhin hatte er die Gewässer um das Herzogtum Brancion nie verlassen. Er wartete nicht darauf, dass sie ihm antwortete, richtete den Blick auf das spiegelglatte Meer und warf das leere Stück Granatapfelschale in hohem Bogen über die Reling.


Die blauen Augen fuhren noch einmal uber fie einzelnen Linien, ehe sie abschließend nickte. Genau in dem Moment, in dem eine, ihr inzwischen viel zu bekannte, an ihre Ohren drang. Automatisch wurde ihr lächeln ein wenig breiter. Es hatte sie also doch 'jemand' beobachtet... natürlich. Aber das erklärte auch dieses leichte Kribbeln im Nacken. Aber auch nach seinen Worten drehte sie sich nicht um, ließ die blauen Augen auf das Papier gerichtet.

“Ich glaube nicht... es sei denn, du kennst meine geheimsten Fantasien...“

Jetzt wandte die junge Frau sich doch um, ein vielsagendes Lächeln auf den Lippen. Er warf etwas über die Reling, Shanaya wandte den Blick jedoch nicht von ihm ab. Sie musterte aber kurz, was er in der Hand hielt. Hm...

“Ich denke mir gern Inseln aus. Zum Üben.“

Nur einen Moment noch, ehe sie sich mit der Karte zu dem Mann begab und sie ihm hin hielt, sodass er sie ansehen konnte, dabei ein munteres Funkeln in den hellen Augen. Natürlich ohne irgendeinen Hintergedanken.


Lucien sah noch nicht zu ihr zurück, als sich ein dreistes Grinsen auf seine Lippen stahl. „Selbstverständlich kenne ich die.“ Noch immer ein ruhiges Meer. Auch der Granatapfelgriepsch änderte daran nichts. Der schlug nur unten am Rumpf ein paar kleine Wellen, die schon wieder vergingen, bevor sie überhaupt in sein Blickfeld schwappen konnten. Da bekam er nicht schlecht Lust, irgendwas größeres rein zu werfen. Irgendwas in der Größe eines Pottwals. Sein Blick wanderte zur Seite, blieb an Shanaya hängen, die sich inzwischen aufgestanden war und zu ihm kam. Sie hielt ihm die Karte entgegen, aber bevor er sie entgegen nahm, wischte er sich beiläufig die inzwischen wieder freie Hand an der Hose ab. Erst dann griff er nach dem Blatt Papier, strich es auf seinem Oberschenkel glatt und ließ den Blick über die feinen Linien wandern, die sich selbstbewusst zu einem Fleckchen Erde formten, das so nur in ihrem Kopf existierte.

„Woher nimmst du die Ideen dafür?“, fragte er neugierig, hob dabei den Blick und begegnete dem Shanayas.


Shanaya hob bei der Antwort ihres Captains amüsiert eine Augenbraue. Natürlich kannte er sie. Wer, wenn nicht er...

“Du wärst gern ein Teil davon, hm?“

Sie wussten beide viel zu gut, dass er sich das nicht erst wünschen musste. Jetzt richtete der Dunkelhaarige den Blick zu ihr, säuberte sich die Hände, ehe er nach der Karte griff um sie zu betrachten. Ihr eigener Blick legte sich noch einmal auf die Zeichnung, ehe sie den Blick des Mannes mit sachter Miene erwiderte.

“Sie sind einfach da. Ich habe unzählige solcher Inseln... vielleicht finde ich ja irgendwann eine, die genau so aussieht...“


Für einen winzigen Moment trat ein vielsagender Ausdruck in die tiefgrünen Augen. Ein sanftes Leuchten sehnsüchtiger Begierde gemischt mit einer guten Portion gelassener Belustigung. Sie wussten es beide besser.

„Bin ich doch schon längst, kleine Sirene.. Bin ich doch längst.“, antwortete er gedämpft und mit einer geradezu arroganten Selbstsicherheit in der Stimme, ließ das Thema und die Anspielung dann jedoch fallen und widmete sich wieder ihrer Zeichnung. Der Insel in ihrer Phantasie. Zog mit dem Finger einen der Flüsse nach, den sie durch die Landschaft geführt hatte.

„Vielleicht.“, stimmte der Dunkelhaarige ihr schließlich zu. „Es gibt noch viele Welten und viele Inseln.“

Er griff nach dem Blatt und reichte es der Schwarzhaarigen.

„Was denkst du dir zu diesen Inseln noch aus, außer den Verlauf ihrer Küsten und Flüsse? Auch, was für Menschen dort leben?“


Die junge Frau hatte keine andere Antwort als diese erwartet. Sie hätte sich Sorgen um ihn machen müssen, hätte er anders reagiert. Also schmunzelte sie, zuckte nur leicht mit einer Schulter. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, auch dessen war die Schwarzhaarige sich sicher. Ihr Lächeln wurde, ohne dass sie es kontrollieren konnte, deutlich wärmer, während sie beobachtete, wie ihr Captain mit dem Finger die Linien nachzog, sie dieser Bewegung mit den Augen folgte.

“Sehe ich auch so... vielleicht gibt es sogar eine, die ihre Inseln nach den Gedanken derer formt, die sie betreten...“

Diese Worte klangen beinahe kindlich, was gewiss auch daher kam, dass sie diesem Gedanken oft nachgehangen hatte, als sie in das Internat gesteckt worden war. Eine Welt, in die sie sich geflüchtet hatte.

“Noch nicht. Aber das kommt irgendwann vielleicht auch noch...“

Damit nahm sie die Karte entgegen, ließ den warmen, blauen Blick aber wieder zu Luciens Grünen Augen wandern.


In seinen Blick trat sanft amüsierte Wärme. Er mochte die Art, wie ihre Stimme sich änderte. Wie sie plötzlich geradezu kindlich aufgeregt, leidenschaftlich neugierig klang, als sie an eine Insel dachte, die sich verändert. Je nach dem, wer einen Fuß auf ihren Boden setzte. Sie schlug damit eine Seite in ihm an, die er längst irgendwo tief in sich vergraben hatte und die er selten an die Oberfläche ließ. Das Kind, das in ihm wohnte.

„Wer weiß, vielleicht führt uns Liams mysteriöse Karte ja dorthin.“

Ein Schmunzeln färbte seine Stimme. Zwar glaubte er es zwar nicht – zumindest nicht diese Karte. Aber irgendeine andere ähnlich mysteriöse tat das vielleicht. Dass so eine Insel existierte, konnte er sich jedenfalls gut vorstellen. Und sei es nur, weil er wollte, dass sie existierte.

„Wenn wir Pech haben... kommt so schnell kein Wind, der uns weiter bringt. Dann hast du zumindest jede Menge Zeit, dir eine Welt um deine Insel herum auszudenken.“, meinte Lucien mit einem Anflug von Galgenhumor und brach ein weiteres Stück aus seinem Granatapfel, das er der Schwarzhaarigen hin hielt. „Willst du?“


Shanayas Augen richteten sich noch einmal auf die Karte, hatte so eine kleine Ausrede, um den Dunkelhaarigen nicht direkt anblicken zu müssen. Sorgfältig rollte sie den Bogen zusammen, legte die kleine Rolle dann auf die Kiste, auf der Lucien saß. Es sah nicht so aus als würde Wind aufkommen, sie musste sich also keine Sorgen darum machen, dass eine Böe das Papier wegwehen würde. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Captain, lachte amüsiert über seine Worte.

Dann würde ich mir wirklich auf die Schulter klopfen.“

Das wäre wirklich... eine Art Hauptgewinn. Der Gedanke gefiel ihr und einen Moment malte sie sich dieses Bild in ihrem Kopf, wie sie eine Insel betrat, die sich nach ihren Vorstellungen formte, die Flüsse fließen ließ, so wie sie es sich vorstellte.

Jaaa... ich hatte gehofft, dass gegen Abend etwas Wind aufkommt.“ Kurz richtete sie die hellen Augen zu der Sonne, die dem Horizont sehr nahe war. „Aber ich versuche einfach das Beste draus zu machen. Irgendeine Beschäftigung gibt es immer.“

Sie lächelte ihrem Gegenüber offen entgegen, musterte dann, was er ihr entgegen hielt, womit ihr Ausdruck noch einen Hauch wärmer wurde. Er wusste, wie er sich mit ihr gutstellen konnte. Ein dankbares Nicken folgte, ehe sie das... Etwas einfach in den Mund schob und davon abbiss. Ziemlich holzig... aber der Geschmack und der Saft der Kerne übertünchten den etwas bitteren Geschmack. Mit der Schale hatte sie etwas zu kämpfen, aber auch das ging irgendwie. Also kaute sie darauf herum, schluckte, als die zähe Schale endlich zerkleinert war.

Aber wenn du die Flaute nicht aushälst, können wir uns gern zusammen eine Beschäftigung suchen. Meine kleine Insel ist ja fertig.“


Ein amüsiertes Funkeln blitzte kurz in seinen Augen auf. Ja... das wäre vermutlich eine Insel ganz nach ihrem Geschmack. Eine Insel, die sich nach ihren Wünschen formte. Immer so, wie ihr es gerade gefiel. Blieb nur abzuwarten, wohin Liams Karte sie führte, doch für's Erste ließ Lucien das Thema fallen, wandte sich dem nächsten zu, um das ihre Gedanken sich drehten und hob für einen Moment den Blick in den Himmel.

„Tja, sieht leider nicht so aus“, stellte er mit einem Seufzen in der Stimme fest. Doch als er zurück zu ihr sah, legte sich ein ziemlich zweideutiges Schmunzeln auf seine Lippen. „Hm.. mir fällt da auch das ein oder andere ein.“

Ihr Nicken, der warme Ausdruck in ihren Augen machten sein Lächeln wieder sanfter. Aber er rechnete in diesem Moment auch nicht damit, was sie als nächstes tat. Shanaya nahm das Granatapfelstück entgegen und bevor er auch nur erkannte, was sie vorhatte und sie hätte aufhalten können, schob sie sich das ganze Stück samt der ungenießbaren Schale in den Mund.
Lucien gab einen überraschten Laut von sich, der allerdings keine Warnung mehr werden konnte. Sie hatte längst angefangen zu kauen und die Hälfte davon runter geschluckt, sodass sich auf seinen Lippen ein fast spöttisches Grinsen bildete.

„Du hast... noch nie Granatapfel gegessen, oder?“


Shanaya Blick folgte dem des Dunkelhaarigen nur flüchtig, immerhin wusste sie in etwa, welcher Anblick sie da erwartete. Seinen Worten galt nur ein zustimmendes Seufzen. Sie konnte mit Flauten leben, bis zu einem gewissen Grad.Seine eindeutig zweideutige Antwort kommentierte sie aber wieder mit einem herausfordendem Blick, einem Zwinkern.

So? Was genau schwebt dir da so vor? Denk dir was Gutes aus, sonst wird mir gleich noch langweilig und dann werde ich unleidlich...“

Sie hatte ihm einen Moment Zeit gegeben, ehe sie etwas von dem Granatapfel abgebissen hatte – was bei Lucien eine unerwartete Reaktion hervor rief. Eine, die sie noch nicht verstand. Sein Grinsen ließ die Schwarzhaarige blinzeln, den Kopf ein wenig zur Seite neigen. Trotzdem musste sie den Ausdruck erwidern, ganz automatisch.

Wieso?“

Als wäre Nichts gewesen, führte sie das Stück erneut zu ihrem Mund, biss wieder ein Stück ab und kaute darauf herum.  


Obwohl die Anspielung zu aller erst von ihm ausgegangen war, ging Lucien dieses Mal nicht weiter auf die kleine Herausforderung ein. Zum einen, weil ihn der Granatapfel in ihrem Mund derart ablenkte, zum anderen, weil ihm schlicht und ergreifend nicht nach diesem Spielchen zumute war. Stattdessen verkniff er sich über den fragenden Ausdruck in ihren Augen ein weiteres Grinsen, konnte aber dann, als sie sich das nächste Stück Schale samt Kerne in den Mund steckte, ein Lachen nicht mehr unterdrücken.
Selbstverständlich hätte er sie zumindest vor dem zweiten Bissen bewahren können, aber sie so ins offene Messer rennen zu lassen, amüsierte ihn viel zu sehr, um einzugreifen. Außerdem würde es Shanaya nicht umbringen. Allerhöchstens hing sie ein Stündchen über der Reling und wurde wieder los, was sie sich da gerade an futterte.

„Weil man normalerweise nur die Kerne isst.“ Ein neuerliches, halb unterdrücktes Lachen lag in seiner Stimme und die tiefgrünen Augen leuchteten belustigt. „Die Schale und die weiße Haut sind ungenießbar.“,

klärte er sie so sachlich wie nur möglich auf. Und immerhin behielt er den Rest des angeschnittenen Apfels für sich. Für den Fall, dass ihr die bittere Schale so gut schmeckte und sie unbedingt einen Nachschlag verlangte.
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#2
Shanayas heller Blick hatte auf dem Dunkelhaarigen geruht, abwartend. Sie hatte sich unzählige Möglichkeiten ausgemalt, was er vielleicht sagen würde. Wie er die kleine Herausforderung zurück spielen würde. Sie glaubte ihn inzwischen gut genug zu kennen, und dieser Herausforderung würde er sicher nicht den Rücken kehren. Umso höher zog die Schwarzhaarige eine Augenbraue, als doch genau DAS passierte. Er wandte nicht ihr den Rücken zu, sonst hätte sie vermutlich morgen noch verwirrt hier gestanden. Aber er schwieg. Einfach so. Das war etwas, was sie sonst nur von Greo kannte – und der war Meister darin. Jetzt schwieg Lucien, gab ihr keinen Konter, sagte nicht einmal etwas Abschließendes dazu. Es machte die junge Frau misstrauisch, das war zu... ungewohnt. Die letzten Wochen hatte sie es anders erlebt. Und jetzt schwieg er einfach! Einige Momente haderte Shanaya mit sich, ob sie nicht einfach wieder an dieses offene Thema ansetzen sollte. Aber ausnahmsweise übte sie sich ein wenig in Zurückhaltung. Wieso wusste sie nicht, zumindest gab es dazu keinen bewussten Gedanken. Nur tief verwoben in ihrem Unterbewusstsein hatte sie eine Vermutung.
Lucien lachte und die Dunkelhaarige schüttelte erst den Kopf, ehe sie ihren Captain mit einem vorwurfsvollen Blick – der von einem sachten Lächeln irgendwie Lügen gestraft wurde – bedachte. Sie hing noch immer dem vorherigen Gedanken nach. Es war ungewohnt. Anders. Verdammt. Ihr Herz hopste einige Takte schneller, ehe sie bei den Worten des Mannes mit einem selbstsicheren Grinsen die Schultern etwas nach oben zog.

Über mich sagen auch genügend Leute, ich wäre ungenießbar. Ich find mich aber eigentlich ziemlich lecker.“

Sie lachte, musste sich aber selbst eingestehen, dass das irgendwie sinnvoll klang. Also legten sich die blauen Augen auf die roten Kerne, die sie als nächstes abknabberte. Das... schmeckte direkt ganz anders. Ein weiterer Blick galt Lucien, noch immer ein Lächeln auf den Lippen. Sanft und warm.

Was meinst du... Vielleicht sollte ich den Bewohnern meiner Insel nur Früchte zur Verfügung stellen, in die man einfach rein beißen kann?“

Dann konnte sie kein Captain hinterrücks vergiften.
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#3
Er erahnte die Verwirrung, die er hinterließ. Doch Shanaya ging nicht weiter darauf ein und so beließ es auch der junge Captain dabei, überging ihre in die Höhe gezogene Augenbraue ebenso gelassen, wie die kleine Herausforderung zuvor und gab auf ihre selbstbewusste Erwiderung nur ein ehrlich amüsiertes Schnauben von sich.

Das denkt der Granatapfel von sich wahrscheinlich auch. Trotzdem verursacht er dem ein oder anderen hinterher Magenschmerzen, der nicht richtig mit ihm umgehen kann.

Das Schmunzeln hielt sich auf seinen Lippen, der Ausdruck in seinen Augen wurde eine Spur frecher. Eine passende Metapher für die Schwarzhaarige... die dem ein oder anderen mit Sicherheit auch Magenschmerzen verursachte. Und wenn nicht durch ihre unerschrockene Art, dann mindestens durch einen saftigen Tritt in die Körpermitte.

Hm...“, machte Lucien schließlich mit skeptischem Ton. „Ich fürchte, dann kann ich dich nicht allzu oft auf deiner Insel besuchen. Ein Ort, an dem es meine Leibspeise nicht gibt... erscheint mir so trostlos“, fuhr er dann mit leicht übertriebener Dramatik fort und schloss mit einem Lächeln, das an Wärme dem ihren nahe kam.
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#4
Luciens Schnauben ließ sie nur leicht den Kopf zur Seite neigen, seine nächsten Worte entlockten ihr dann aber ein ehrliches Lachen.

Ich bin also genau genommen ein Granatapfel? Gibt schlimmeres..:“ Kurz richtete sie die blauen Augen auf die letzten Kerne an ihrem Stück, hob den Blick dann aber wieder mit vielsagender Miene zu dem Älteren. „Immerhin kannst du dich damit rüsten, dass du mit beidem umgehen kannst.“

Und das auf eine Art und Weise, die sie nie erwartet hätte, als sie ihn aus seiner Zelle entlassen hatte. Damit hob sie die Frucht noch einmal an die Lippen, kaute die letzten Kerne ab, ohne die Aufmerksamkeit von Lucien abzuwenden. So konnte sie ihn auch bei seine nächsten Worten ansehen und schnaufte dann leise, gespielt enttäuscht. Damit trat sie ein wenig näher, senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern und patete ihm sachte das Knie, ehe sie sich kurz der Reling zu wandte, die Schale des Granatapfels über Bord warf und dann mit einem amüsierten Lächeln antwortete.

Dabei würde ich für dich, meinen Ehrengast, der meinen hübschen Hintern gerettet hat, sogar eine Ausnahme machen. Du sollst ja auf Nichts verzichten müssen.“
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#5
Danke für das Kompliment.“ Denn angesichts der wenigen hier an Bord, die zweifelsfrei problemlos mit der Schwarzhaarigen umgehen konnten, war es definitiv eines. „Und du bist damit gerade zu meiner Leibspeise geworden.

Wieder blitzte der Schalk in den tiefgrünen Augen auf und ein Schmunzeln spielte um seine Lippen. Auch das passte erschreckend gut. Immerhin nahm sie unter den wenigen Menschen, deren Gesellschaft er auf ehrliche Weise genoss, langsam einen gewissen Sonderstatus ein. Und das nicht nur, weil der Dunkelhaarige sie ins Bett kriegen wollte, um ihr irgendetwas zu beweisen.

Oh, na wenn das so ist, komme ich natürlich gern. Noch ein Stück?“ Noch während sie die restliche Schale über die Reling entsorgte, hatte Lucien bereits ein weiteres Stück des Granatapfels vom Rest gelöst und hielt es ihr mit einem warmen, aber amüsierten Ausdruck in den Augen entgegen. „Wenn du nicht nochmal die ganze Schale mitisst, kommst du wahrscheinlich sogar relativ unbeschadet davon. Auch wenn ich schon gern gesehen hätte, wie du kotzend über der Reling hängst.

Und sollte sie dennoch verzichten wollen, blieb mehr für ihn. Auch nicht schlecht.
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#6
Shanaya neigte nur anerkennend den Kopf, als Lucien sich für das Kompliment bedankte – und musste dann bei seinen nächsten Worten auflachen.

Dabei konntest du noch nicht alles von mir probieren.“ Sie grinste ihm schelmisch entgegen. „Aber gut zu wissen, sollte ich dich Mal bestechen wollen...“

Und ohne dass sie es kontrollieren konnte, kamen ihr in diesem Moment Greos Worte in den Kopf, wenn auch dieses Mal ohne dass die Stimme in ihrem Kopf auf irgendetwas herum kaute. Es brachte ihren Herzschlag einige Momente aus dem Takt, es bedurfte einiger tiefer Atemzüge, um ihn wieder zu beruhigen.

Sonst wäre ich auch wirklich enttäuscht!“

Sie nahm das Stück Granatapfel – natürlich! - entgegen, erwiderte das Lächeln des Mannes und seufzte dann bei dem, was er als nächstes sagte.

Ich sage dir Bescheid, sollte das Mal der Fall sein. Aber nur, wenn du mir dann die Haare hälst.“

Sie gluckste leise bei diesem Bild, knabberte dann ein paar der Kerne ab, ehe sie die blauen Augen wieder fest auf die des Mannes richtete. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war unendlich sanft.

Ich hatte noch gar nicht die Möglichkeit, dich zu fragen, wieso du mir geholfen hast.“

Sie ließ ihm offen, ob er darauf antworten wollte, ihre Stimme drängte ihn zu keiner Antwort. Aber in ihrem warmen Blick lag aufrichtige Neugierde.
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#7
Stimmt“, erwiderte der Dunkelhaarige nur leichthin und klang im nächsten Moment gespielt skeptisch darüber, wie glatt das bisher für ihn lief. Fast zu glatt. „Ich hatte noch nicht mal Magenschmerzen.

Doch das amüsierte Funkeln in seinen Augen strafte jede mögliche Ernsthaftigkeit, die man in seine Worte hätte deuten können, sofort Lügen. Er brach sich selbst ein weiteres Achtel des Granatapfels ab und legte die restlichen neben sich auf die Kiste, nachdem Shanaya das ihr angebotene Stück entgegen genommen hatte. Aber kaum, dass er an den ersten Kernen herum knabberte, entlockte sie ihm schon wieder ein Grinsen.

Klar, dafür ist ein Captain schließlich da.

Dann jedoch änderte sich der Ausdruck auf ihren Zügen wieder ein wenig, wurde sanfter, neugieriger und ließ ihn aufmerken. Langsam senkte er die Hand mit dem Granatapfel und verlagerte leicht das Gewicht auf der Kiste, sodass er ein Bein in einen halben Schneidersitz ziehen konnte, während das andere noch vom Rand seiner improvisierten Sitzgelegenheit baumelte.
Es gab für ihn keinen Grund, nicht mit offenen Karten zu spielen. Was er für diese Mannschaft tun würde, als ihr Captain, hielt er nicht geheim. Und auch alles darüber hinaus... musste er nicht für sich behalten.

Weil du die Carta unterschrieben hast, Shanaya. Du bist Teil dieser Mannschaft geworden, hast Talin und mir deine Loyalität zugesichert. Das gleiche tue ich für dich. Ich sagte doch... solange du zu diesem Schiff gehörst, bist du nicht mehr allein.“ Er lehnte sich ein Stück zurück, stützte sich mit beiden Armen hinter dem Rücken auf der Kiste ab und ein verschmitztes Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als sich die tiefgrünen Augen direkt auf Shanaya richteten. „Außerdem mag ich dich.
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#8
Vielleicht kommt das noch, wenn du genug an mir geknabbert hast.“

Sie lachte, zuckte dabei leicht mit den Schultern. Sie ging nicht davon aus, die Vorstellung amüsierte sie trotzdem. Sie schmeckte immerhin nicht so holzig. Damit zupfte sie noch einmal ein paar Kerne ab, während Lucien sich selbst noch ein Stück abbrach.

Gut zu wissen, dass ein Captain quasi ein Multitalent für jegliche Art von Rettung ist.“

Ob es nun darum ging, ihr nur die Haare zu halten oder ihr wirklich den Arsch zu retten.
Bevor er auf ihre Worte reagierte, setzte er sich anders hin, Shanaya kaute derweil auf den Kernen des Granatapfels, wartete, bis Lucien antwortete. Und mit seinen Worten lockte er wieder die Wärme in ihr Inneres, dieses leichte, vollkommen ungewohnte Kribbeln. Sie war nicht allein. Das zu glauben fiel ihr unheimlich schwer – aber die Tatsache, dass ihr Captain ihr schon einmal beigestanden hatte...

Würdest du nicht auf einer Kiste sitzen, würde ich mich jetzt vielleicht noch einmal ausgiebiger bedanken.“

Als sein Blick sich dann direkt auf sie legte, schlug ihr Herz ein wenig schneller, der Ausdruck auf ihrem Gesicht blieb so sanft wie zuvor, ihr Lächeln wurde jedoch einen Hauch breiter.

Das kann ich nur so zurück geben.“

Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite, ließ den blauen dabei ruhig auf Luciens Gesicht ruhen.
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#9
Seine Worte berührten etwas in ihr. Er sah es an dem Ausdruck in ihren Augen, an dem Lächeln, dass sich ein wenig vertiefte. Und daran, dass sie seinem Blick nicht auswich, als sie sein kleines Geständnis widerspruchslos zurück gab. Das verschmitzte Lächeln wurde sanfter, wärmer und er neigte in einem neuerlichen Anflug ungezwungener Flirterei den Kopf auf die Seite. Auf alles andere ging er bewusst nicht noch einmal ein. Nur darauf.

Gut, also... solltest du je wieder das Bedürfnis haben, dich ausgiebig bei mir zu bedanken, brauchst du nur zu mir zu kommen.

Noch immer lag das Lächeln auf seinen Lippen. Doch etwas in seiner Stimme war jetzt anders, als sonst. Was er ihr dieses Mal anbot, war mehr als eine unverbindliche, bedeutungslose Liebelei. Unverbindlich zwar noch immer, aber nicht bedeutungslos. Nicht für ihn. Er sehnte sich nach Berührungen, nach einem Hauch von Frieden. Aber er drängte sie nicht, auch das lag in seinen Worten.
Für einen kurzen Moment noch hielt Lucien ihren Blick fest, dann wandte er den Kopf und sah wieder hinaus auf den spiegelglatten Ozean.

Ich schätze, jeden von uns holt seine Vergangenheit irgendwann ein, oder? Keine Chance, dem zu entgehen...
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#10
Den blauen Blick weiterhin auf Lucien gerichtet biss Shanaya sich leicht auf die Spitze ihrer Zunge, um nicht noch breiter zu lächeln. Das warme Kribbeln in ihrem Inneren blieb, so sehr sie auch versuchte, dagegen an zu atmen. Seine Worte entlockten ihr ein warmes Lachen, dann folgte ein sicheres Nicken.

Das werde ich auf jeden Fall.“

Auf die ein oder andere Art und Weise. Und was auch immer es war, aber der Klang seiner Stimme, sein Lächeln, brachten noch einmal alles in ihr durcheinander. Als er den Blick von ihr abwandte, schloss die junge Frau die Augen und atmete tief ein und aus. Sie konnte sich wenigstens ein wenig beruhigen, richtete den Blick allerdings wieder auf Lucien, folgte seinem Blick. Kurz zögerte die Schwarzhaarige noch, trat dann noch ein wenig näher, bis sie sich rücklings gegen die Kiste lehnen konnte, um sich mit der nächsten Bewegung nach oben zu ziehen, sodass sie nun seitlich hinter Lucien saß. Auch dann verharrte sie nicht lang, lehnte sich zur Seite, sodass sie sich gegen den Mann lehnen konnte, den Kopf an seiner Schulter. Die Augen geschlossen.

Entkommen kann man dem nicht, aber... man kann selbst entscheiden, ob man sich davon niedermachen lässt...“
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