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Too Good at Goodbyes
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
#11
In meinem ganzen Leben habe ich dich nicht angelogen. Nein, das stimmte so nicht. In meinem ganzen Leben habe ich dir keine Unwahrheit über mich gesagt, an die ich nicht selbst geglaubt hätte.

"Ach ja? Und was an mir ist deiner Ansicht nach unecht?" Er ballte die Fäuste, ohne sich ganz darüber im Klaren zu sein, wie aggressiv er aussehen würde. "Gib mir ein Beispiel, an dem ich dich wissentlich getäuscht habe über meine Natur oder meine Absichten."

Es dauerte offenbar eine ganze Weile, bis der Groschen nach Elians Enthüllung für Rhys- MIST, für Taranis! - gefallen war. Elian wartete, bis er die Wahrheit von alleine sehen würde, und beobachtete den Wandel in der Miene seines ehemaligen Freundes genau. Der Schock und leichte Ekel bei der bloßen Erwähnung von Freds Name war... es tat weh, vor allem, weil er damit so halb gerechnet hatte.

Eigentlich hast du kein Recht, mir wegen Sodomie Vorwürfe zu machen... Aber es war nicht das Gleiche, nicht wahr? Taranis war nicht PERVERS. Er behalf sich auf See ab und zu mit Männern, um den Mangel an Frauen auszugleichen. Elian klammerte Frauen und natürliche Liebe bewusst aus, und verliebte sich in einen Mann, wie er es nur mit einer Frau gedurft hätte. Und er, der sich deutlich besser damit auskannte als Elian, hatte bei ihrer letzten Unterhaltung vor seinem Verschwinden sehr deutlich gemacht, wo natürliches, gesundes Handeln aufhörte - an Bord des Schiffes, in dem Moment es in den Hafen einlief - und wo pervertierte Gelüste anfingen (wenn man an Land als Mann immer noch einem anderen Mann nachstieg, statt sich der Frauenwelt zu bedienen). Elian hatte sich noch nie der Frauenwelt auf diese Weise bedient. Er wusste selbst, wie unnormal das war... wie jenseits von allem, was seine Kollegen taten.

Er tat sich immer noch schwer damit, sich dafür wirklich selbst abzulehnen. Konnte es eine Sünde sein, wenn man jemand so Wundervolles wie Rhys (jaa, RHYS, denn das war der Mann in den er sich verliebt hatte) liebte? Wenn man niemals nach diesen Gefühlen handelte, vor allem? Wäre er wirklich weniger sündhaft, wenn er jede Woche in einem anderen Bordell mit einer anderen Hure eine Nacht verbringen würde?
Vermutlich schon, in den Augen von Rhys jedenfalls. Rhys und Taranis - sie gaben sich da nichts. So wie Taranis jetzt reagierte, lagen wirklich Welten zwischen etwas körperlichem Druckabbau und romantischen Gefühlen - und Elian hatte Grenzen übertreten, die er hätte ehren müssen.

Er hätte sich entschuldigen sollen. Abstand nehmen. Aber er tat es nicht, vielleicht auch wegen des Vorwurfs, dass niemand jemals 'echt' sei. Deswegen sagte er Taranis ja jetzt auch die Wahrheit, nachdem er sie selbst endlich eingesehen hatte: Elian war ein Sodomist. Schlimmer als die meisten, genau genommen. Und er schämte sich nicht dafür, nicht wirklich. Er hatte Angst vor der Reaktion seines Freundes, aber das war nicht dasselbe.

"Vielleicht nicht... genauso. Ich kenne Sklaverei, und habe keine Lust darauf, mich als Herr über einen anderen aufzuspielen oder diesen als mein Eigentum zu behandeln, aber..." Er schluckte, denn offenbar kam er nicht darum herum, Taranis explizit zu sagen, was in ihm vorging.

"Ich bin ein Sodomist, Taranis. Ich habe bisher nicht danach gehandelt, also... ja. Aber ich weiß jetzt, was ich empfinde, und wenn Sex mit einem Mann schon falsch ist, dann ist es verdammenswürdig, sich in einen zu verlieben. Ich bin also zugleich weniger schlimm und tausendmal schlimmer als Fred."
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Taranis Ives
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#12
„Ich meinte nicht…“
Aber natürlich hatte er das gemeint. Unter anderem. Er hatte instinktiv versucht es zu einem Problem von allen zu machen und vielleicht war es das. Wahrscheinlich war es das. Er hatte die Menschen in all seinem Zynismus gut durchschaut. Aber wie sollte man das Elian klar machen, bei dem es sicherlich nicht so war? Wie konnte Tanis mit der Menschheit an sich argumentieren, wenn er schon vor langer Zeit festgestellt hatte, dass Elian grundsätzlich besser war? „Du hast Recht. Das war nicht sonderlich fair.“ Er sackte ein wenig zusammen, während er das sagte. Er hatte nicht erwartet, jemals einen moralischen Vorteil zu haben in einer solchen Diskussion, aber… Nun. Daran erinnert zu werden, wie weit unter Elian er stand, machte es einfach nicht besser.
 
Sich in jemanden verlieben…
In Rhys, Tanis. In Rhys. Behalte das bitte im Hinterkopf. Oder Vorderkopf. Es ist nicht…ich habe keine Ahnung, was das ist…
Er hatte aber eine Ahnung davon, wie Elian aussah, wenn er litt, vor allen Dingen dann, wenn er in seinem Kopf ein Verbrechen beging, das für niemanden sonst… Verlieben. Vermutlich war das bei Elian ein derart reines Gefühl, wie bei niemandem sonst.
„Es ist wirklich merkwürdig, dass du nie siehst, wie…gut du durch und durch bist.“
Tanis machte einen Schritt auf ihn zu, hob eine Hand und zögerte dann. Er hatte noch nie dabei gezögert, Elian zu berühren, aber er erinnerte sich wieder daran, wie der andere ihn fort gestoßen hatte und… Er hatte nicht mehr das Recht oder? Wenn man es genau bedachte, hatte er nie das Recht gehabt.
 
Wenn du wüsstest, was ich alles mit dir…
Er schluckte es hinunter. Nein. NEIN. Es war damals schon falsch gewesen, diese Gedanken zu haben und… Sie würden gemeinsam auf einem Schiff sein, aber das hieß nicht…bei Eli wäre es… Er könnte nie wieder aufhören und Eli war nicht, er war kein Sodomist, nicht wirklich, das war nur….das war nur…
„Du hast keine Ahnung von Sodomie, Eli.“ Er schüttelte den Kopf. „Und Liebe ist nicht… Das kannst du nicht mit Vergewaltigung vergleichen. Ein Gefühl ist nicht… Zuneigung ist nichts Schlechtes.“





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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
#13
"Doch. Meintest du."

Sein Tonfall war mehr müde als aggressiv, aber er beendete diesen Strang der Unterhaltung damit, sehr entschieden. Es gab keinen Grund für weitere Diskussionen, wie die Aussage gemeint gewesen war. Elian hatte noch nie zuvor eine Diskussion zwischen ihnen derart abrupt beendet, in einem Tonfall, der so sehr an Realismus grenzte. Er kam sich selbst leer vor. Hohl, wie ein Knochen, den man ausgesaugt hatte. Alles was in ihm noch blieb waren Erschöpfung und Traurigkeit, und er hatte das Gefühl, dass es diesem Taranis ähnlich ging. Wer auch immer Taranis wirklich war.
Taranis lenkte prompt ein und gab zu, dass er nicht besonders fair gewesen sei. Elian kommentierte es nicht weiter. Der Punkt hatte sich für ihn erledigt.

Sein Geständnis, nachdem er seine Sünde nun wortwörtlich ausgesprochen hatte, lieferte nicht das Ergebnis, mit dem er gerechnet hatte. Vielmehr wurde er augenscheinlich immer noch falsch verstanden und eingeschätzt. Elian blinzelte irritiert, war sich im Unklaren darüber, ob er darüber, dass seine Aussagen grundsätzlich nicht ernst genommen oder ins Positive verdreht wurden, beleidigt sein sollte oder von dem augenscheinlichen Kompliment geschmeichelt sein sollte.

"Es ist eher merkwürdig, dass deine Wahlblindheit für meine Schattenseiten ausgerechnet der eine Charakterzug ist, den du von Rhys übernehmen möchtest."

Er hätte Gegenvorschläge gehabt, was mehr Sinn machen würde. Vielleicht Rhys' moralischen Kompass. Oder seine Ehrlichkeit, auch wenn er, wie sich jetzt herausstellte, alles andere als ehrlich gewesen war. Vielleicht war es besser, wenn Rhys' tatsächliches Verhältnis zur Wahrheit mit ihm starb?

Taranis bewegte sich auf Elian zu, und Elian hielt ihren Abstand, indem er einen Schritt zurück machte. Es war eine Ausweichbewegung, die von ganz allein passierte. Es hat gereicht, Rücken an Rücken mit ihm zu sitzen. Ich muss mir diese Empfindungen nicht antun. Oder ihm den Ekel, wenn ihm später aufgeht, was er da getan hat.

"Ich weiß, dass Zuneigung nichts Schlechtes ist. Wir reden hier über mehr, R-Taranis. Deutlich mehr. Freds so genannte 'Zuneigung' war etwas Schlechtes in deinen Augen. Und du warst sehr, sehr deutlich darüber, was dein Stand zu Sodomie ist. Oder... Rhys' Stand." Er atmete tief durch. "Für dich ändern sich die Werte vielleicht, je nachdem welches Element sich gerade unter unseren Füßen befindet, aber für mich ist das egal. Falls du mitkommen willst musst du verdammt nochmal damit klarkommen, dass ich mich nicht dafür entschuldigen werde."

Er machte noch einen Schritt zurück.

"Ich kann dir im Gegenzug nur versprechen, dass ich dich nie auch nur berühren werde, ohne dass du darum bittest."
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Taranis Ives
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Keine Angabe
#14
„Ich möchte sehr viel von Rhys übernehmen.“ Rhys. Es war nicht der Name, natürlich. Der Name gehörte einem Toten, den er nicht einmal getroffen hatte und dem er den Namen ebenso genommen hatte, wie er sich immer alles nahm, was er brauchte, um es sich als eine neue Haut überzustreifen. Aber Rhys war diese Idee gewesen, die Idee von einem Mann, der er einmal hatte werden wollen. Der Mann, den sich seine Mutter und er erträumt hatten. Mutter. Sie hätte Elian vergöttert. Nicht, dass er ihr viel Auswahl mit anderen Freunden gegeben hätte. „Es ist nur keine Blindheit. Ich habe immer das Gefühl, dass eher jeder andere blind ist in dem Zusammenhang. Du vor allen Dingen.“
 
Die Entfernung zwischen ihnen brannte. Sie war ein Eis in ihm und es war merkwürdig und falsch, Eli so nahe zu haben und gleichzeitig so weit von sich entfernt.
Sich entschuldigen…
Nein, das war nichts, was Elian tun musste. Es war Tanis Schuld. Und es war seine Sünde, dass es bittersüß war, dieser Gedanke. Elian und Rhys. Es war fast möglich es sich vorzustellen, in Kerzenlicht gehüllt, irgendein Blick, eine Geste und – aber nein. Nein. Es würde nicht unschuldig bleiben. Nicht gut. Nichts von dem, was Elian verdiente. Tanis wusste nicht, wie er es geschafft hatte, ihn mit hinab zu ziehen, diese Bürde auf ihn zu laden, aber es war seine Schuld. Vielleicht war es eine Strafe für all die Gedanken, die er nie hatte verdrängen können. Er würde mit dem Wissen leben müssen, dass es möglich gewesen wäre, wenn auch nur mit Rhys. Dass Tanis einen Mann geschaffen hatte, der gut genug gewesen war, dass sich Elian… Es war immer noch ein merkwürdiges Konzept. Elian log nicht. Er log nie. Aber er wusste nicht, was er sagte. Zuneigung. Fred hatte keinen Funken Zuneigung in sich gehabt. Elians Zuneigung hatte nichts mit dem zu tun, vor dem er Tanis nun beschützen wollte.
 
Du hast diese Worte offenkundig nie in der Laterne gehört… Immer noch ein wenig Unschuld. Vermutlich mehr, als ich mir je hätte vorstellen können.
Tanis sah seinen Freund….sah Elian an, nahm den leicht gekrümmten Körper in sich auf. Er war so ganz und gar anders als Fred. Er war ganz und gar anders als dieser Schatten seiner Kindheit, der Feuer und Furcht mit sich gebracht hatte und alles in Tanis abgetötet hatte, was jemals kindlich darin gewesen sein mochte.
„Du bist so ein naiver Idiot.“ Vermutlich nicht das richtige zu sagen, wenn man bedachte, was Elian heute alles erfahren hatte, aber es war genauso wahr, wie es immer gewesen war. Tanis ignorierte die warnende Stimme in seinem Kopf, dass es später nur noch mehr weh tun würde und überquerte die Distanz zwischen ihn und drückte Elian an sich. „Du würdest keine von den Dingen tun, für die man sich entschuldigen müsste. Ich weiß das genauso gut, wie ich weiß, dass dich dein Bruder offenkundig in gehörige Scheiße reingeritten hat, was euren Vater angeht und du vielleicht allen Grund hattest, aber nichts getan hast. Ich kenne dich Eli.“





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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2018
#15
"..." Was sollte er schon darauf antworten, dass Taranis viele Eigenschaften von Rhys 'mitnehmen' wollte? Er war sich nicht einmal sicher, was damit gemeint war. Eine billige Kopie? Bitte alles, aber das nicht. Dass Rhys im Grunde immer ein Teil von ihm gewesen war, und er abgesehen von einigen Ansichten immer noch derselbe war? Dann hätte er es vermutlich anders ausgedrückt. Rhys war auch nie um Worte verlegen gewesen, und ganz egal wer Taranis war, Eloquenz verlernte sich nicht so einfach. Abgesehen davon, dass er bereits Gedichte zitiert und Literatur diskutiert und damit bewiesen hatte, dass er der Sprache nach wie vor auf einem hohen Niveau mächtig war.

Wir drehen uns im Kreis damit, wer hier der Blinde ist. Und kommen natürlich zu keiner Einigung. Rein realistisch bin ich es, da ich seine wahre Identität für Jahre nicht durchschaut habe. Und er ist es, weil er mich allen Beweisen zum Trotz für einen Heiligen hält. Je länger das noch anhält, desto wahrscheinlicher wird er am Ende enttäuschter sein als ich derzeit über sein neues Ich.

Sie liefen über den Bootsteg, Schritt für Schritt. Wann immer Taranis auf ihn zu glitt, wich Elian zurück. Ein Tanz, einseitig. Oder eine sehr, sehr langsame Verfolgungsjagd.

Am Horizont versank die Sonne am Meer. Der Himmel hing über ihnen wie ein blutiges Tuch.

"Richtiger als deine sonstigen Einschätzungen." Seine Schultern sackten ein wenig. "Aber wer ist naiver, der naive Idiot oder d--"

Tanis bewegte sich plötzlich vorwärts, schneller, als Elian ihm ausweichen konnte, schloss ihn in die Arme. Elian wollte fluchen und lachen und weinen gleichzeitig. Im ersten Moment war er starr vor Schreck, ein Stab aus Eis, an den sich ein warmer Körper klammerte. Es fühlte sich so verdammt vertraut an, dass ihm ganz anders wurde, und für einen winzigen Moment bröckelte all seine Stärke hinweg. Er schloss Rhys' Körper in die Arme, vergrub sein Gesicht an seinem Hals, atmete ihn ein. Er riecht sogar noch wie Rhys. Es war nicht fair.

"Genau genommen war Aspens Tat nur der letzte Sargnagel. Das Grab hatte ich mir selber geschaufelt, ob du's glaubst oder nicht... Wer weiß, was ich getan hätte, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. Aber es war nicht nur seine Schuld, dass ich verdammt schuldig aussah."

Warum erkläre ich mich? Warum habe ich immer noch den Wunsch, unsere Familienverhältnisse mit ihm zu diskutieren? Er ist nicht länger Rhys. Das heißt, er ist nicht mein Freund. Er hat kein Recht auf diese Unterhaltung.

Es fühlte sich zu gut an. Zu richtig. Elian wusste, es war falsch. Er müsste wütender sein. Taranis irgendwie... bestrafen oder... Irgendwas.

Aber er konnte nicht. Es tat unglaublich weh und es tat unglaublich gut und dieser Tag war zu viel gewesen, um ihn mit verzweifelt brutalen Worten oder gar Taten zu beenden.
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Taranis Ives
Crewmitglied der Sphinx
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#16
Es war zu vertraut, all das. Sogar der Geruch nach Meer und Salz, Elis Haare in der Nase. Tanis fühlte sich, als ob er zum ersten Mal seit langem wieder atmen könnte. Gleichzeitig fürchtete er sich vor den nächsten Tagen.
Elian kämpfte nicht gegen ihn. Er würde ihm vergeben. Tanis wusste es in diesem Moment. Und er würde nie ganz wissen, ob es wirklich er war, dem vergeben wurde oder ob Tanis einfach einem Spiegelbild von Rhys nicht böse sein konnte, ob er eine lebende Erinnerung und ewige Enttäuschung sein würde, die Enttäuschung immer wieder neu.
„Ich denke, es klingt nach etwas, das du mir erzählen solltest. Irgendwann. Die Tage auf See werden so oder so lang und sie werden uns das Geigespiel nicht durchgängig gestatten.“
Er würde es nicht mehr besser machen können, aber vielleicht half es, alles auszusprechen, zu erzählen, es in Worte zu fassen.
Tanis drückte Elian fester an sich, einen Moment lang sicher, dass er ihn sofort wieder verlieren würde, nachdem er ihn zurück bekommen hatte. Nein. Elian war SEIN, sein Freund, sein… Er würde es einfach nicht zulassen. Er würde auf ihn aufpassen. Es war nicht so, als ob er eine Wahl gehabt hätte: Er würde es nicht wieder schaffen zu gehen.
Er fuhr dem anderen mit einer Hand sacht über die Haare und brummte dann, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ehe er vorsichtig weiter sprach.
„Dein Vater hat immer schon wie ein Arschloch geklungen und wenn du wütend auf ihn warst, ist das verständlich. So wenig ich deinen Bruder bis jetzt leiden kann, ist das sicherlich die geringste Sünde auf seinem Kerbholz. Nach deinen Erzählungen war ich manchmal ganz froh, dass Hurenkinder grundsätzlich keine Väter haben.“





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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2018
#17
Sie hielten einander fest wie zwei Ertrinkende, die sich an den einzigen Fixpunkt in einer stürmischen See klammerten. Und so chaotisch und furchtbar und wundervoll und überwältigend dieser Tag gewesen war, für einen zerbrechlichen Moment empfand Elian so etwas wie Frieden. Vielleicht zum ersten Mal in Monaten.

"Ja, wir haben einander eine Menge zu erzählen, schätze ich."

Was die Antipathie gegen Aspen anging... na gut. Es war alles irgendwie verschwommen in seiner Erinnerung, es war so schnell gegangen, aber es ließ sich nicht leugnen dass Taranis und Aspen einen schwierigen Beginn ihrer Bekanntschaft gehabt hatten. Eine Flucht war nunmal nicht der beste Ort, um Freunde zu finden.

"Gib ihm noch eine Chance. Du wirst ihn mögen, jeder mag ihn, er ist... er ist Aspen. Er ist wie ich, aber in besser."

Und vermutlich mit einer etwas anderen beruflichen Ausbildung. Ohne Geige. Aber... ja. Er ist Aspen. Jeder mochte Aspen, immer schon. Taranis wird keine Ausnahme machen.

"Was meinen Vater angeht... er... eines Tages erzähl' ich dir vielleicht von meinem Vater. Aber nicht jetzt. Ist ohnehin keine besonders spannende Geschichte."

Er war ein Monster. Er war außerdem mein Vater. Meine Familie. Er war schlecht darin es uns spüren zu lassen aber... er hat Mama vermisst. So sehr. Ich habe eine Ahnung, wie sich das angefühlt haben muss.


Ein letzter, fester Druck. Wenn ich in diesem Moment sterben würde, wäre das sogar in Ordnung für mich. Verrückt. Das ist es. Ich bin vollkommen verrückt. Oder die Welt ist es.

Er löste sich von Taranis, widerwillig, aber es wurde Zeit. Sie standen hier im Freien herum, direkt neben der Sphinx, und wenn er sich recht erinnerte, hatte Rhys stets Sorgen gehabt, dass sie im Kreis ihrer Kameraden zu wenig männlich erscheinen könnten.

"Vielleicht sollten wir an Bord zurückgehen, ehe uns noch irgendwelche Wachen sehen. Oder dein Ruf als eisenharter Kerl geschmälert wird."
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Taranis Ives
Crewmitglied der Sphinx
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#18
„Ich denke, ich schulde dir alles, was du wissen willst.“ Er schüttelte den Kopf. Nein, das war falsch heraus gekommen und er wusste jetzt schon, wie Elian es aufnehmen würde. „Ich meine…es… Keine Lügen mehr. Ich hab das ernst gemeint. Was auch immer du wissen willst.“
Er wusste nicht, wie viel ihm die Wahrheit bringen würde, wie viel Wahrheit es überhaupt in ihm gab, aber Elian verdiente zumindest eine Ahnung von der Person, die das Gesicht seines Freundes trug.

Tanis lachte leise auf. „Ich weiß, dass du das denkst. Und du kannst dir vermutlich meine Antwort darauf denken.“ Elian konnte es nicht in besser geben, weil Elian bereits perfekt war. Aspen hingegen…nein, Tanis macht sich da keine großen Hoffnungen. Er erwartete eher, dass sie sich demnächst prügelnd über das Schiff rollen würden, aber mit etwas Glück war dieser Tag noch fern.

Tanis hätte die Geschichte gerne gehört und sei es nur, weil es ein Teil von Elian war, den er noch nicht kannte, eine weitere Facette, etwas, das er in das Mosaik einsetzen konnte. Es schien vor allem etwas zu sein, das Elian zusetze und wenn er Tanis davon erzählte konnte dieser sich überlegen, wie er es besser machen könnte.
Er hätte Elian gerne bis in alle Ewigkeit weiter festgehalten, aber er wehrte sich nicht dagegen, als dieser die Umarmung löste. Es war schon ein Wunder, dass er sie überhaupt zugelassen hatte. Tanis würde daran denken, davon träumen in der Nacht, er wusste es jetzt schon. Die letzten Umarmungen waren viel zu lange her. Er hatte begonnen gehabt zu vergessen, wie Eli roch, wie er sich anfühlte. Es war so gut, das alles wieder zu bekommen.

„Ein Ruf ist wichtig, auch wenn ich hier noch keinen habe.“ Er zuckte mit den Schultern, steckte die Hände in die Taschen und sah fort, über das Meer. „Und er wird auf einem solchen Schiff von selbst kommen. Es… Du wirst mich Dinge tun sehen, die dir nicht gefallen werden, Eli.“
Nicht einmal nur Morde. Tanis wusste noch nicht, wie er auf diesem Schiff sein würde. Er mochte den Mann nicht, der er in der letzten Crew gewesen war, aber welche Optionen hatte er schon? Er konnte schlecht er selbst sein, wer war das schon? Und er konnte nicht Rhys sein, so gerne er das auch gehabt hätte.
„Ein Ruf ist wichtig. Wir sollten auf deinen achten. Du wirst dich weniger wehren als ich, wenn er beschädigt ist.“ Er sah Elian in die Augen, suchte dort nach Angst oder Sorge. „Gibt es etwas, auf das ich achten sollte? Probleme, von denen ich noch nichts weiß? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, aber… Mordanklagen und Fluchten sind keine angenehmen Dinge.“





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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2018
#19
Elian lag schon wieder eine recht scharfe Erwiderung auf den Lippen, aber er schluckte sie herunter - lange genug, um die Erklärung zu hören. Er entschied sich, dazu einfach nur stumm zu nicken.
Du schuldest mir überhaupt nichts. Rhys schuldet mir eine Schiffsladung Wahrheiten, aber Rhys war mein Freund. Und du bist... ich weiß nicht, was du bist. WER du bist.

Wir werden sehen.

Dankenswerter Weise steuerte die Unterhaltung von dieser immer noch furchtbar ungemütlichen, heiklen Thematik weg und direkt weiter zu auf das nächste Pulverfass zwischen ihnen: Elians älterer Bruder Aspen. Er schnaubte lediglich auf Taranis' Worte hin.

"Ernsthaft!? Du behältst von allen Dingen ausgerechnet deine Wahlblindheit, was mich anbelangt?" Ein Augenrollen, das nur halb im Scherz war. "Schreckliche Wahl. Auch wenn ich als dein loser Bekannter natürlich kein Mitspracherecht habe."

Für einen Moment erwog er, Taranis vorzuschlagen, diese Blindheit einfach auf Aspen auszuweiten, aber im selben Augenblick durchzuckte ihn ein heißer, unangenehmer Stich, der nichts mit seiner Schusswunde zu tun hatte. Was war das... warum wurde ihm beim blossen Gedanken daran, dass Taranis jemand anderes genauso fehlerlos sehen würde wie ihn, so komisch im Bauch? Oh, bitte. Ich weiß warum. Eifersucht ist ein scheußliches Gefühl. Vor allem wenn ich auf bloße Freundschaft eifersüchtig bin, und das meinem Bruder gegenüber. Beschämend, das ist es. Wer hätte gedacht, dass die Liebe mich kleinlich machen würde.

Zum Glück lösten sie sich nach einem verbalen Abstecher zum Patrizid voneinander, und Elian konnte wieder etwas klarer denken. Und vor allem an andere Dinge als Taranis' Augen, die ihn wirklich nicht so dermaßen beschäftigen sollten.

Er schluckte bei der Warnung, was er von seinem ehemaligen Freund alles sehen würde. "Gut möglich. Aber was mir viel wichtiger erscheint ist die Tatsache, dass du darüber nachdenkst, welche deiner Taten ich gutheißen würde. Was bedeutet, du selbst bist schon jetzt nicht glücklich darüber, diese Dinge zu tun. Unorthodoxer, vermutlich idiotischer Vorschlag, aber... Wie wär's, wenn du diese Handlungen einfach... lässt?" Er verschränkte die Arme. "Ich meine, es heißt Freibeuter, oder? Wenn wir hier im Gegensatz zur Marine nicht unsere eigenen Entscheidungen treffen dürfen, warum sich den Stress antun?"

Er musste über die Sorge über seinen eigenen Ruf schmunzeln. "Im Gegensatz zu dir habe ich mich nie groß darum gekümmert, wer was von mir denkt. Solange ich mit meinem Gewissen halbwegs im Reinen bin, komme ich mit allem anderen klar. Und , ob du's glaubst oder nicht, ohne deinen Schutz. Ich habe mich mehrere Monate in Crews wie dieser hier durchgeschlagen."

Und dann bin ich von meinem Kapitän um meine Heuer betrogen worden, habe mich tagelang durch die verdammte Stadt hetzen lassen und mich in Gerümpelstapeln zum Schlafen versteckt und wurde am Ende mit einer Kugel im Rücken von Wachen gejagt, aber das war... außerhalb meiner Kontrolle. Ich hab' mich verdammt gut angestellt, solange es kein Publikum gab von Leuten, die mich prompt für ein unschuldiges, beschützenswertes kleines Blümchen halten. Kaum sind meine alten Beschützer - Aspen und Rhys - wieder in der Nähe, bin ich hilfloser denn je. Großartig.
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Taranis Ives
Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Keine Angabe
#20
„Du bist nicht….“ Tanis schüttelte den Kopf, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Loser Bekannter. Was war das überhaupt für eine Bezeichnung? Aber ja, doch. Was wollte er sonst noch sein? Der Mann, in den sich Elian verliebt hatte? Dieses Wunschgespinst eines Mannes, der er niemals sein würde? Er seufzte, schloss die Augen, dachte über seine nächsten Worte gut nach. „Du kennst mich nicht. Aber das heißt nicht…das heißt nicht, dass ich dich nicht mehr kenne. Du bist der beste Freund, den man sich jemals hätte wünschen können. Diese Freundschaft hätte mir nie einen anderweiten Nutzen eingebracht, es…es hätte keinen Sinn ergeben, sie zu spielen. Du hast jedes Recht.“
Er hätte diese Freundschaft niemals zulassen sollen. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass es ein Fehler war, eine Schwäche. Aber er war immer schon ein schwacher Mann gewesen, der allen möglichen Sünden viel zu leicht nachgab, von einem Laster zum nächsten glitt. Elian war das schlimmste davon. Eine Freundschaft, die er nicht verdiente und eine Illusion, dieser Mann und dieses Leben. Er hatte sich von Opium noch nicht in derartige Idiotien reißen lassen, wie von einem Lachen seines Freundes.

Oh Eli. Einfach lassen, was ihm nicht gefiel, huh? Sicher, das war eine Möglichkeit. „Wenn ich tun würde, was ich möchte, würden wir als Musiker und Poeten durch das Reich ziehen und niemals wieder etwas mit Piraten oder Marineoffizieren zu tun haben.“ Es war so ein dummer Tagtraum. Es war nicht zu erreichen, nicht zu erhalten und er wusste gut genug, dass sie am Ende verhungern würden.   „Man kann nicht ändern, wer oder was man ist. Auch wenn man manchmal jemand anders spielen kann. Und dass ich nicht den Ausdruck auf deinem Gesicht sehen möchte, wenn ich jemanden umbringe, macht mich nicht weniger zu einem Mörder.“ Elian musste wissen, was passieren würde. Oder nein, er musste es nicht wissen. Aber Tanis konnte sich nicht darauf einlassen, ihm wieder etwas vorzuspielen, eine neue Kreatur zu erfinden, die ihm besser gefallen würde, als Tanis selbst. Es war eine Illusion, die er auf einem Piratenschiff schlecht würde aufrecht erhalten können.

Besser, er schob den Schmerz nicht wieder auf.

Elian auf Piratenschiffen. Allein. Ohne Aspen oder Tanis. Es war ein Gedanke, der ihm nicht behagte, auch wenn Elian eher amüsiert denn traumatisiert wirkte. Tanis betrachtete ihn nachdenklich, nickte aber schließlich. „Ich hoffe mal, du wirst mir noch alles über diese Abenteuer erzählen. Warum bist du nicht auf einem dieser Schiffe geblieben?“
Sein Ruf war etwas, auf das Tanis dann wohl würde achten müssen. Eli mochte sich nicht darum bekümmern, aber Tanis wusste sehr gut, dass er auf ihn würde achten müssen. Der Ruf konnte alles sein. Der Mann war ein guter Mann, ein zu guter Mann. Tanis kannte diese Crew noch nicht, aber wirklich, aus was für Leuten würde sie schon bestehen? Aus Bastarden, dem Abschaum der Meere und Häfen. Er wollte sie alle nicht in Elis Nähe haben, aber da hatte er leider nicht mehr mitzureden. Also musste einer Schadensbegrenzung betreiben. Gute Menschen hatten leider nicht die besten Karten. Darum gab es so verdammt wenige von ihnen. 
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