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Too Good at Goodbyes
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
#1
Too Good at Goodbyes
bespielt von    Elian Montrose
04.04.1822
Too Good at Goodbyes
I know you're thinking I'm heartless
I know you're thinking I'm cold
I'm just protecting my innocence
I'm just protecting my soul
I'm never gonna let you close to me
Even though you mean the most to me
'Cause every time I open up, it hurts
So I'm never gonna get too close to you
Even when I mean the most to you
In case you go and leave me in the dirt


04. April 1822, später Abend
Taranis Ives & Elian Montrose



Was für ein verdammter Tag. Elian war nicht undankbar. Sicher nicht. Aspen lebte und war hier. Rhys lebte und war hier. Und er selbst war angeschossen, aber immerhin nicht gelyncht worden. Ja, gut, sie waren alle Teil von einer Piratencrew, so wie es aussah, und das war nichts, was er jemals angestrebt hätte, aber...

Sie lebten und waren zusammen und auch wenn sein Rücken hämmerte wie bescheuert, hatte der so genannte Schiffsarzt wirklich sein Bestes getan und ihn sauber behandelt, und Elian hatte die Kugel gesehen, sie war im Ganzen rausgekommen... also...
Danke, Göttin. Für was es wert ist.

Aber es war eine Menge. Und nicht alles davon fühlte sich gut an. Ja, er hatte Aspen wieder, aber Aspen war jetzt ein Vatermörder und Pirat und... nicht mehr der kleine Junge, den er auf Raízun gekannt hatte, all diese Jahre zuvor. Natürlich war er das nicht, es wäre nicht rational gewesen, das zu erwarten. Die Aussprache mit seinem Bruder hatte er gerade schon hinter sich gebracht. Es war das Wichtigste überhaupt gewesen. Und jetzt...

Er hatte Rhys wieder, entgegen aller Zeichen, entgegen jeder Logik...

Aber... hatte er ihn wirklich wieder? Rhys hätte tot sein müssen. Und wenn nicht, dann hätte er Marineuniform tragen müssen, die er keiner Leiche ausgezogen hatte. Er hätte Flüchtlinge vor dem Gesetz stellen und der Gerichtsbarkeit überantworten müssen, weil er ein Mann mit felsenfesten Prinzipien war, ein treuer Offizier, und das war was treue Offiziere taten.
Wenn er das nicht war, was an ihm stimmte dann noch? War er noch Elians Freund? Ja, vermutlich schon. Aber er war offensichtlich nicht ganz ehrlich gewesen. Und er hatte Elian glauben lassen, dass er tot war. Für Monate. Es... es tat weh, mehr, als er erwartet hätte. Nicht so sehr natürlich, wie Rhys für tot zu halten, aber...

Aber.

Elian stand an der Reling und sah auf das abendliche Hafenbecken hinab. Er drehte den Kopf leicht und sah Rhys an einem der nahegelegenen Docks sitzen, die Beine über der Wasseroberfläche baumelnd und das Gesicht zum Horizont gewandt, wo sich die Sonne orange glühend in Richtung der Wasseroberfläche senkte. Das weiche Abendlicht malte seine Züge schwarz und gold an. So schön, dass Elian sich wünschte, er könnte es mit Farben auf einer Leinwand einfangen, und sei es nur, um sich für einige wenige Minuten länger der Illusion hinzugeben, dass alles zwischen ihnen so war wie früher.

Stattdessen gab er sich einen Ruck und ging die Landungsbrücke hinunter. Keine Wachen weit und breit, von daher machte er sich keine allzu großen Sorgen, während er langsam zum Wiederauferstandenen hinüber ging.

Er erwog kurz, der Höflichkeit halber zu fragen, ob Rhys überhaupt Gesellschaft wollte. Aber die Frage wäre ohnehin rhetorisch gewesen und er wollte nicht, dass das erste, was er im vollen Besitz seiner Kräfte zu Rhys sagte, eine Banalität war.
Für einen kurzen Moment blieb er zwei Schritte hinter dem anderen stehen, sah ebenfalls auf die wunderschöne Szenerie, die sich ihnen bot. Dann ließ er sich neben Rhys nieder, ein Bein an den Körper gezogen und mit beiden Armen umarmt, so dass er den Kopf auf dem Knie ablegen konnte.

"Ist der Ausblick für Tote wohl noch atemberaubender, frage ich mich..."
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Taranis Ives
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#2
Bist du nachher noch da.
Das hatte Elian gesagt. Er hatte es nicht gefragt. Nicht wirklich. Es hatte sich nicht wie eine Frage angehört gehabt. Also hatte er genickt und dann Gregory seine Arbeit machen lassen. Er hatte gewartet, bis das vorbei gewesen war, bis sicher war, dass alles gut werden würde und hatte sich dann einen anderen Platz gesucht. Einen Platz, um zu warten.
Er schuldete Elian ein Gespräch, so viel war sicher.
Es war nicht mehr so, dass er ihn in ein Leben außerhalb des Gesetzes ziehen würde. Da war Elian schon. Alles, was er jetzt brauchte, war jemand, der ihm half bei der ganzen Scheiße. Jetzt zu gehen, wäre reines Davonlaufen gewesen.
Vielleicht wäre es dennoch besser gewesen.
Tanis hatte nicht hingesehen, als die Kugel aus Elis Körper geholt worden war. Er hatte nur dabei gestanden, die Hände in den Taschen vergraben, zu nahe und zu weit weg. Es war alles zu viel und es war alles viel zu wenig und er wusste nicht mehr, wie er früher Elis Nähe ausgehalten hatte, ohne wahnsinnig zu werden, ohne ihn alle paar Sekunden zu berühren oder zu umarmen oder ihm zu sagen, wie…wie… Er wusste nicht einmal, was er ihm sagen wollte. So vieles. Zu viel.
Die Geige half. Die Geige half immer. Er vergrub sich in Musik, draußen auf dem Dock, in dem Geruch des Meeres, dem Rhythmus im Holz unter sich und dem merkwürdig repetitiven Gefühl des Bogens.

Als er jemanden hinter sich spürte und sich nicht verspannte, nicht bereit dazu machte, sich zu verteidigen, wusste er, wer es war.

Wird das immer so sein, frage ich mich? Werde ich ihn erkennen, wo auch immer wir uns treffen und ihm vertrauen, auch wenn ich ihm keinen Grund gebe, mich nicht zu verraten?
Das war nicht die wirkliche Frage. Die wirkliche Frage war, ob Elians Anwesenheit irgendwann aufhören würde, bittersüß zu sein. Es war nie genug, wenn der Mann da war. Es war gut, es war schön und gleichzeitig war es schmerzvoll. Es war der Blick zum Horizont, ein Fernweh, das nie gestillt wurde, da man niemals dort ankommen konnte.
Er stockte, ließ den letzten Ton verklingen.

„Bald werd ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.“


Er stockte wieder, schüttelte den Kopf. „Ein wenig kitschig, aber ich fürchte, eine sonderlich bessere Antwort gibt es nicht. Ich bin nicht tot, aber ich…ich bin vermutlich auch nicht der, den du hättest wiedersehen wollen.“

Tanis fand nicht die richtigen Worte. Es war nicht überraschend. Es wäre einfach gewesen. Er hätte anfangen können mit Mein Name ist Taranis Ives. Das wäre…das wäre ein Anfang gewesen. Stattdessen hielt er noch ein wenig an Rhys fest, an der Vergangenheit.
„Bei unserem letzten Abschied hätte ich nicht erwartet, dich in so einer Scheiße wieder zu treffen.“
Nicht das, was er sagen wollte oder sollte, aber es stimmte zumindest. Hatte niemand ahnen können, dass Aspen den alten Montrose umbringen würde.
Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Du bist ein zu guter Mensch und du umgibst dich mit beschissenen Hurensöhnen, das ist die Wurzel des Übels. Wobei du es dir bei deinem Bruder wohl nicht aussuchen konntest und ich vermute, dass dein Vater es verdient hat und… und ich bin zu nervös, um diese Unterhaltung wie ein anständiger Mensch zu führen.“
Er würde sich später betrinken. Er würde sich betrinken und darauf hoffen, dass einfach alles duster wurde und er puff, puff, puff alles vergessen würde.
 

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Crewmitglied der Sphinx
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#3
"Buchenstett." Elian seufzte. "Warum wusste ich nur, dass du einen Romantiker haben würdest, der dir Recht gibt? Noch dazu einen, den ich dir zu Lesen gegeben habe?"

Sie schwiegen für einen Moment, sahen in die Ferne, so nah dass sich ihre Arme beinahe berührten. Da war eine Vertrautheit, wie so oft in früheren Tagen, und doch... eine Fremde, die Elians Herz mit jeder Sekunde von Neuem brach.

"Ich habe mehr Fragen, als mir zusteht, nehme ich an." Er seufzte wieder, die Stirn gerunzelt. "Und zu viel Angst vor den Antworten, um sie dir zu stellen."

Ehe noch-Rhys ihm antworten konnte, sagte er seinerseits das Ende eines Gedichtes her:

"Was er allda gesehen und erfahren,
Hat seine Zunge nie bekannt. Auf ewig
War seines Lebens Heiterkeit dahin,
Ihn riß ein tiefer Gram zum frühen Grabe.
'Weh Dem,' dies war sein warnungsvolles Wort,
Wenn ungestüme Frager in ihn drangen,
'Weh Dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld:
Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.'

Ich könnte natürlich in dich dringen. Dir Antworten abverlangen. Dich bedrängen. Aber es ist sehr schwer vorstellbar dass irgendetwas, das du sagen könntest, sich gut anfühlen würde. Oder mir Frieden bringen."


Es war ein sonderbarer Entschluss, und er traf ihn erst jetzt, entgegen seiner eigenen Erwartungen an diese Unterhaltung. Ich werde ihn nichts fragen, ehe er nicht bereit ist, es von selbst zu erzählen. Vielleicht fühlt es sich dann wenigstens ein bisschen nicht so an, als würde er mir einen Dolch in den Rücken rammen, und etwas mehr so, als hätte er mir von Anfang an mit der Wahrheit vertraut, was auch immer sie ist.
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Taranis Ives
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#4
Die Romantiker hatten es Elian natürlich immer angetan gehabt und Tanis hatte stets…er hatte sie gelesen, mit ein wenig Zynismus, aber er hatte sie mögen müssen. Er wusste, dass er selbst ein Romantiker war, jemand, der in Träumen und Fantastereien und Was-Wäre-Wenn’s lebte. Er bevorzugte es auf diese Weise. Die Realität war oft etwas gewesen, dem er nichts abgewinnen konnte, aber mit dem er sich traurigerweise dennoch beschäftigen musste.
„Funkel.“ Tanis schmunzelte, lachte dann leise. „Ich glaube, du bist der einzige Mann auf Erden, der Rat von den Idealisten annehmen und tatsächlich danach leben kann.“ Er war immer noch zu gut für diese Welt. Es gab nicht ausreichend Elians, um den Idealisten eine Grundlage für ihre furchtbar überspannte Haltung der Welt und der Menschheit gegenüber zu rechtfertigen. Man konnte die Menschen nicht bessern, man konnte sie nicht erziehen, man konnte mit der ganzen Schmierenkomödie nur irgendwie zurecht kommen und sie im Idealfall von ihrem hohen Ross stoßen, wenn sie es allzu sehr verdient hatten.
„Ich denke, nichts von dem, was ich dir sagen kann, wird dir gefallen, Eli. Ich bin kein guter Mann. Du wolltest mir das nie glauben, aber zumindest daraus habe ich keinen Hehl gemacht.“
Es war ein wenig Egoismus, dass er weiter sprach. Er hatte manchmal davon geträumt, ehrlich mit Elian zu sein und sei es nur, um ihn einmal seinen richtigen Namen aussprechen zu hören, um sich für einen Moment der Illusion hingeben zu können, dass er auch als Taranis genug sein würde und nicht nur als Rhys, dieser Person, die er vielleicht hätte sein können, wenn er als ein anderer geboren worden wäre.
„Mein Name ist Taranis. Taranis Ives. Tanis, wenn man… Tanis in aller Regel. Kürzer. Wenn man nicht gleich bei Ives bleibt.“







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Crewmitglied der Sphinx
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#5
"Im Gegenteil. Du bist der einzige Mensch, der sich gleichzeitig als Zyniker bezeichnen und derart fest an einem Idealbild von mir festhalten kann, das an einen Sohn der Alten Götter erinnert." Es war fast wie früher, die Poesie und das gegenseitige Necken. Ein Spiel der Geister, in dem sie beide gut gewesen waren, auch wenn Rhys in aller Regel am Ende den Sieg davontrug - sei's weil er seine Argumente konsequenter durchdachte, oder weil Elian ihn manchmal auch gewinnen ließ, um etwas Hitze aus ihrer Konversation zu nehmen.

"Es ist kein Geheimnis, dass Funkel eines meiner Idole ist." Elians Mundwinkel zuckten. "Den frühzeitigen Tod vielleicht nicht mit eingerechnet. Und wenigstens hatte er eine klassische Phase, die dich mit seiner wilden Jugendlyrik versöhnen könnte."

Was taten sie hier? Sie warfen sich diese süßen Nichtigkeiten hin, tauschten Gedichte aus... wozu? Wenn Elian ehrlich war, wusste er es. Es war ihre Art, sich einerseits zu versichern, dass sie noch dieselben waren, obwohl Elian möglicherweise seinen Vater umgebracht hatte und obwohl Rhys seinen Tod vorgetäuscht hatte - zu welchem Zweck, war immer noch nicht heraus; und andererseits die Unterhaltung, die sie dringend führen mussten, noch für einige Minuten vor sich her zu schieben. Vielleicht sollte ich doch fragen... aber will ich es überhaupt wissen? Nein. Nicht so richtig. Wenn ich das wollte, hätte ich ihm längst ein Messer auf die Brust gesetzt. Aber wenn er es mir sagt und es ist etwas das ich auf keinen Fall verzeihen kann... was bedeutet das dann für unsere Freundschaft? Verliere ich ihn erneut? Kann ich das ertragen? Vermutlich nicht. Auf der anderen Seite bin ich vielleicht einfach nur zu feige der Tatsache ins Auge zu sehen, dass es längst zu spät ist. Ich HABE ihn verloren. Deswegen sind wir überhaupt hier.

"Taranis." Er probierte es aus, schmeckte es auf der Zunge. Es passt zu ihm. Besser als Rhys, auch wenn es einiges an Gewöhnung kosten wird, ihn so zu nennen. "Also... Tanis. Oder Taranis. Was dir lieber ist. Ich denke, du bist sehr wohl ein guter Mann. Vielleicht einer der Fehler gemacht hat oder immer noch macht, aber..." Elians Fuß machte einen kleinen Kreis über der Wasseroberfläche, dann Richtungswechsel, eine liegende Acht. Das Zeichen der Unendlichkeit. "Wenn du wirklich ein schlechter Mensch wärst, wäre das hier nicht so verdammt schwer."
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Taranis Ives
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#6
„Es ist kein Idealbild, wenn du es ständig noch übertriffst. Und ich fürchte, die alten Götter hätten sich einen derartigen Sohn nur wünschen können.“ Er grinste breit und zwinkerte, aber es steckte wie immer viel zu viel Wahrheit darin, wenn er Elian über Gebühr lobte. Er tat es manchmal bewusst übertrieben oder hatte es getan, um davon abzulenken, wie ernst es ihm alles war. Man konnte schlecht übertreiben, wenn man über diesen Menschen sprach. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, wirkliche Fehler an ihm zu finden.
„Nun, vielleicht können wir deinen Geschmack bezüglich Vorbildern als ernsthaftes Problem festhalten. Funkel. Er mag seine klassische Phase gehabt haben, aber was ist eine klassische Phase anderes als eine Phase des größenwahnsinnigen Optimismus, in dem man versucht, die Welt zum Besseren zu verändern, anstatt zu akzeptieren, dass der Mensch an sich ein intrigantes und bösartiges Tier ist, das man ebensowenig zum Besseren erziehen kann, wie einen Fuchs zum Vegetarier?“
Er genoss es zu sehr. Natürlich genoss er es so sehr. Er hatte diese Gespräche vermisst, er hatte sie nachts in seinem Kopf durchgespielt, er hatte schon begonnen damit zu rechnen, für immer und ewig eine Elianstimme in seinem Kopf zu haben und daran zu verzweifeln, weil alles, was er sich vorstellen konnte, am Ende doch nicht an die Realität heranreichen würde.
Tanis schloss die Augen.
Taranis.
Es klang besser, als er erwartet hatte.
 
Sein Blick folgte Elians Fuß und er seufzte, drehte sich halb um und lehnte sich dann gegen Elians Schulter, sodass er in seinem ganzen Rücken spürte, seine Haare seine Wange kitzelten, er aber auf den Horizont starren und sich sammeln konnte.
„Es ist schwer, weil du Rhys mochtest.“ Er brauchte einen Moment, schluckte. „Ich mochte ihn auch.“, gab er dann leise zu, einem Gedanken Ton und Gewicht verleihend, den er lange vor sich her geschoben hatte. Er wäre gerne Rhys geblieben. Zumindest dann, wenn er auch weiterhin Elian hätte behalten können. Es wäre…es wäre vielleicht ein besseres Leben gewesen. Die Monate seitdem hatte sich durchweg grau und trist angefühlt. Der Sonnenuntergang wirkte…irgendwie schöner als die letzten Male, wenn er einen gesehen hatte.
„Abgesehen von der Marine war er so ziemlich alles, was sich Ma und ich uns immer vorgestellt haben.“





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Crewmitglied der Sphinx
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#7
"Ich übertreffe es keineswegs. Du schaust nur immer weg, wenn ich daran scheitere, und ich versage jedes Mal beim Versuch, dich von meiner Sterblichkeit zu überzeugen." Elian hörte selbst, wie müde er dabei klang. Resigniert. Der Tag war viel gewesen. Vor allem viel zu lang. Und voll mit Melodrama. Normalerweise mochte er das Zeug, aber wenn er selbst im Zentrum stand, wurde es schnell lästig. Was als nächstes, erfahre ich, dass ich der Bastard eines Königs bin und die Welt ins Unglück stürzt, wenn ich nicht einen langwierigen Thronfolgekrieg anzettle?

Er schmunzelte über Taranis' übertriebenes Lästern über die Klassik. "Das glaubst du selber nicht, auch wenn du es gern würdest." Er begann jetzt sogar zu grinsen. "Ich weiß genau, dass du Groethers 'Doctor Händel' zu deinen Lieblingsbüchern zählst."

Göttin, ich habe das hier vermisst. Zu sehr, vermutlich. Er könnte mir vermutlich wirklich ein Messer in den Rücken rammen und ich würde ihm vergeben, wenn ich dafür zehn Minuten über Bücher mit ihm diskutieren kann.


Er hörte Rh--- Taranis (Göttin, das würde viel Zeit brauchen) zu, während dieser seine leise Hypothese aufstellte, und musste schlucken. Ich sollte es ihm sagen. Er hat ein Recht es zu erfahren. Auch wenn er... egal was er mir angetan hat, er sollte es wissen. Das hier ist die Stelle in Romanen, in denen der Held schweigt und ich vor Frustration das Buch an die Wand werfen möchte, weil es keinen SINN macht, daraus ein Geheimnis zu machen. Selbstschutz, vielleicht. Sicher. Wen interessiert es noch? Er hat mein Herz schon einmal gebrochen. Wenn er das nochmal tut, dürfte nichts mehr davon übrig sein. Und 'nichts' tut nicht weh.

"Falsch." Seine Stimme war tonlos jetzt, der Schmerz der letzten Monate maskiert unter Emotionslosigkeit. "Göttin, du hast ja keine Ahnung, wie falsch du liegst..."

Er rückte leicht von nicht-mehr-Rhys ab, hauptsächlich, weil dessen Körper an demseinen brannte und es schwer wurde, sich zu konzentrieren.
"An den Tagen vor unserem geplanten Wiedersehen war ich... euphorisch. Es ist lächerlich, ich weiß, aber ich wenn Vorfreude die schönste Freude ist, dann befand ich mich im Elysium. Dann die Nachricht, dass dein Schiff untergegangen sei. Ich... ich habe keine Worte für das, was folgte, während ich versuchte herauszufinden, was passiert war und jede neue Antwort das eine war, das ich nicht akzeptieren wollte und doch musste. Ich bin... zerbrochen. So würde ich es schreiben, aber es ist nicht richtig. Ich bin... ich war... nicht mehr." Er schloss die Augen und sah hinab auf seine Hände, die wieder anfingen, verräterisch zu zittern. "Rhys' Tod hat mein Innerstes aus mir heraus gerissen und der Rest von mir konnte nicht sterben, obwohl er es wollte."

Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, unwirsch, weil Tränen über seine Wangen liefen und seine Stimme schlimmer zitterte als seine Hände. "Ich habe Rhys nicht 'gemocht', du verdammtes Arschloch, und ich würde dich gerne Idiot nennen, weil du so etwas auch nur annehmen kannst. Oder dir die Nase brechen weil... aber ich kann nicht, nicht wahr? Ich war selber nicht klüger, bis es zu spät war."

Elian stand auf, rieb sich über das Gesicht und ging zwei Schritte weiter, um etwas mehr Raum für sich zu haben.

"Du siehst, ich bin so weit von einem Idealbild weg, wie man nur sein kann."
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Taranis Ives
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#8
Vielleicht war es kein Thema, das sie weiter vertiefen sollten. Der Tonfall machte das deutlich und Tanis hatte nicht das Bedürfnis, Elian in eine Ecke zu drängen. Nicht metaphorisch zumindest und – nein, nein, er hatte nicht das Bedürfnis. Punkt.
„Man kann nicht eine ganze Epoche nach Doktor Händel bewerten. Oder, man doch, aber wohin führt das einen? Am Ende des Tages wäre das so, wie den Rest der Menschheit nach dir zu bewerten. Man bereitet sich am Ende nur auf Enttäuschungen vor. Außerdem wollte Groethe mit Doctor Händel hoffentlich niemanden erziehen und ich sehe die Geschichte grundsätzlich anders, als er sie gesehen hat.“ Er wartete einen Moment, schnaubte dann. „Es ist einfach nur sehr kunstvolle Prosa. Von einem dramatischen Standpunkt betrachtet absolut minderwertig und generell überbewertet, aber dilletantisch genug Themen anschneidend, dass jeder eine Diskussionsgrundlage findet, über die man sich beim Abendessen zerstreiten kann.“
 
Er wusste im ersten Moment nicht, was er falsch gemacht hatte. Vielleicht war es zu früh gewesen, die Art, wie er sich angelehnt hatte, vielleicht würde das nie wieder in Ordnung sein. IDIOT!
Und er konnte es natürlich dennoch nicht aufhalten, dass er es sofort wieder tun wollte. Aber Elian war…etwas war wirklich ganz und gar nicht in Ordnung. Tanis verstand nicht ganz, was der andere ihm sagen wollte. Dass er sich darauf gefreut hatte, ihn wieder zu sehen. Es war erbärmlich, wie sein Herz aufschlug bei dem Gedanken.
Und dann ging die kleine Rede weiter und Elian sah so…zerbrochen aus, so verzweifelt. Seine Hände zitterten. Tanis hatte diese Hände noch nie anders als ruhig gesehen.
Er machte einen Schritt auf Elian zu und fasste sie, bevor er sich davon abhalten konnte. Er wusste immer noch nicht genau, was vor sich ging.
 
„Es tut mir Leid.“ Auch das war neu. Bedauern. Für irgendetwas. Aber es tat ihm Leid und er wusste manchmal nicht, ob es besser für Elian gewesen wäre, wenn Tanis ihn niemals getroffen hätte. Er konnte sich diese Welt nicht wünschen, aber die Frage war manchmal da und peinigte ihn. Er versuchte einen Weg zu finden, etwas zu sagen, dass es besser machen würde, aber was gab es zu sagen, außer dass es ihm Leid tat, dass er WUSSTE, dass er etwas falsch gemacht hatte?
„Für dich wäre ich Rhys geblieben, wenn es gegangen wäre.“ Er hatte so oft darüber nachgedacht. Er wusste, er wäre so lange geblieben, wie es gegangen wäre. Das Auftauchen der Versetzungsliste war…nun, bis jetzt hatte er gedacht gehabt, dass das zumindest für Elian gut gewesen war, aber nun… Er verstand es nicht. Elian hatte andere Freunde, er konnte so viele Freunde haben, wie er wollte, vor allen Dingen dann, wenn Tanis nicht eifersüchtig alles ankläffte, was ihm zu nahe kam.
 
Aber Rhys war sein bester Freund. Das war es, was Eli hier sagen wollte oder? Etwas daran klickte nicht, ergab nicht wirklich Sinn, aber Tanis konnte den Finger nicht darauf legen. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich dafür zu schämen, dass es einen kleinen Teil von ihm freute, wie sehr Elian an seinem Tod verzweifelt war. Selbst er wusste, wie falsch das war und zum Glück überwog der Wunsch, alles gut zu machen, besser zu machen, Elian lächeln zu sehen statt irgendetwas anderes.
„Ich verstehe nicht ganz.“ Die Entfernung zwischen ihnen zerrte an ihm. „Trauer ist nichts, wofür man sich schämen müsste oder was dich schlechter machen würde. Was meinst du?“





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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2018
#9
Er wäre Rhys geblieben. Für mich. Vermutlich war es als Kompliment oder als Trost gemeint, aber die Wirkung wurde augenblicklich verfehlt. Soll ich jetzt dankbar dafür sein, dass er mich wenn möglich noch jahrelang weiter angelogen hätte? Dass ich die Wahrheit nicht wert war, selbst wenn er sie dem Rest der Welt zu zeigen bereit war?

"Wenn ich geahnt hätte, dass Rhys nicht echt ist, hätte ich das nicht gewollt."

Und wenn du das nicht wusstest, kennst du mich noch weniger als ich dich. Falls das überhaupt möglich ist. Es hätte vermutlich gut tun sollen, zuzugeben, wie es um ihn stand. Was Rhys' Tod mit ihm gemacht hatte, der Tod der einen Person, die er je mehr geliebt hatte als eines seiner Geschwister. Oder... anders. Auf eine sehr reale ich-will-mit-dir-alt-werden-Weise. Ja, sie waren beide Männer. Ja, er hatte Rhys' Erklärung darüber, was bei Fred falsch liefe, nicht vergessen. Und damit auch nicht, wie Rhys die Sache gesehen hätte. Aber das zwischen ihnen war völlig anders, nicht wahr? Das genaue Gegenteil, wenn man es recht betrachtete. Oder vielleicht auch nicht, vielleicht war es dasselbe, nur dass sich Fred und er im Temperament deutlich unterschieden und somit darin, wie sie ihre Zuneigung zeigten.

Es hätte sich gut anfühlen sollen, aber die Reaktion seines Gegenübers bremste ihn komplett aus. Er hatte von Rhys (und genauso von nicht-mehr-Rhys) Verständnis erwartet, vielleicht auch Ablehnung, Ekel, Entsetzen. Aber Unverständnis? Es machte keinen Sinn.

Aber letzten Endes war es egal, wie der Fremde es aufnahm, nicht wahr? So oder so hatte Taranis unter Garantie kein Interesse an irgendetwas derartigem. Und das war in Ordnung. Wirklich. Elian kannte diesen Taranis nicht, aber er war nicht Rhys. Rhys war tot. Die Person, in die er sich verliebt hatte, war ein Hirngespinst, keine Realität. So sehr er ihn sich zurückwünschte, er würde doch nie mehr als einen Schatten von ihm wieder haben können. Das hier ist wie eine schlechte Farce meiner Tagträume... Nun, wenn der heutige Tag nicht sowieso schon wie direkt aus einer Tragikomödie war, weiß ich auch nicht.

Taranis nahm Elians Hände in die seinen, aber Elian zog sie ihm weg. "Nein. Fass mich nicht an." Er machte einen Schritt zurück. Er konnte nicht sagen, was er zu sagen hatte, wenn sein Herz ihm bis in den Hals schlug. Es war so schon schwer genug, es dem richtigen Gesicht mit dem falschen Mensch darin zu sagen.

"Ich bin wie Fred." Er hatte kein Wort dafür, also war das die beste Erklärung. "Nur dümmer, nehme ich an. Für mich musste erst die Welt untergehen, damit ich es begriffen habe." Er schlang die Arme um den Körper, mit einem Mal fröstelte es ihn. Es fühlte sich sonderbar befreiend an, es endlich laut auszusprechen, aber gleichzeitig war es auch wie blind von einer Klippe zu springen, von der man wusste, dass sie zum Meer hin flacher wurde - würde man auf den Steinen zerschellen, oder erst in der eisigen Flut landen, würde die Brandung einen zurück an die Klippe werfen...
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Taranis Ives
Crewmitglied der Sphinx
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#10
„Niemand ist jemals echt.“
Das war das, was er sich selbst am Anfang immer wieder gesagt hatte. Er hatte so viele Menschen gespielt und es hatte sich gut angefühlt. Rhys war…Rhys war anders gewesen. Nicht nur wegen Elian, aber Elian war ein großer Teil davon gewesen. Elian hatte dafür gesorgt, dass sich Rhys echt anfühlte und dass sich Tanis schuldig fühlte, weil er nur spielte, weil er diese Person nicht war. Aber wirklich, wo lag der Unterschied zu dem, was alle Menschen taten, huh? Abgesehen von dem anderen Namen vielleicht. Jeder spielte eine Rolle, diese Person für jenen, diese Person für jemand anderen. Es war nur Tanis analytischer Natur zu zu schreiben, dass er Probleme damit hatte, sich selbst unter all den Illusionen zu finden, dass er sich fragte, was echt war und was nicht. Echt war ein bedeutungsloses Wort. Was machte die Illusion weniger wert als etwas, das weniger eindeutig eine Illusion war?
 
Fass mich nicht an!
Tanis zuckte zurück und machte zwei weitere Schritte rückwärts. Das Blut pulsierte in seinen Ohren.
Er hatte immer gewusst, dass diese Worte einmal kommen würden, er hatte sich in Alpträumen darauf vorbereitet, er sollte nicht überrascht sein, wirklich nicht, er –
Wie Fred?
Er blinzelte. Starrte. Wie Fred. Es dauerte, bis er zu dem einen Punkt kam, den Elian meinen könnte, bis er es in Verbindung brachte mit der Unterhaltung bis zu diesem Punkt, bis er Marineoffizier und von mir erschossen ausgeschlossen hatte. Gut, er hatte Fred den Bauch aufgeschlitzt, aber der Mistkerl hatte es eindeutig verdient gehabt und er hatte es zu sehr genossen, ihm beim Blubbern auf dem Deck zu zu sehen und –
Oh. Oh. Wie Fred.
 
Nicht wie Fred. Bestimmt nicht wie Fred. Aber alles, was Elian meinen konnte war…. Tanis wusste nicht ganz, wie er sich fühlen sollte. Es war unwirklich. Es war furchtbar unwirklich.
Elian….Elian mochte…
Rhys.
Elian mochte Rhys.
Tanis schluckte. In ihm drehte sich alles. Rhys. Er wäre so gerne immer noch er gewesen und –
Wozu? Um ihn am Ende wirklich noch zu verderben? Wenn du ihm das schon angetan hast, ist das nicht schlimm genug? Es ist nicht…es sollte nicht…..
 
Elian musste sich vertun. Es verwechseln. Und er lag ohnehin falsch.
„Fred wollte mich besitzen und benutzen. Was ich will, hätte nicht zur Debatte gestanden und er hätte es vermutlich mehr genossen, wenn ich schreie und mich wehre. Du bist nicht wie Fred.“
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