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Kapitel 5 - Melodie des Frühlings
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Eigentlich konnte er nur darüber schmunzeln, wie schwer der jungen Frau allein die Wahl des frühen Mittagessens fiel. Er selbst hätte sich wohl mit allem begnügt. Besonders was Essen anging, war er nicht unbedingt wählerisch. Es gab eben, was greifbar war – oder was der Geldbeutel eben hergab. Dem Luxus also, hier eine gewaltige Auswahl an heimischen und fremden Speisen gewann er nicht die Qual der Wahl ab, sondern die Möglichkeit, von vielem probieren zu können, solange es der finanzielle Zustand zuließ. Skadi setzte da andere Prioritäten. Der Lockenkopf allerdings hatte keinen Grund, ihr die Wahl zu nehmen. Sollte sie ruhig etwas aussuchen, was sie ansprach; er war mit allem zufrieden.

„Dafür sind doch all die Stände da. Damit man möglichst viel probieren kann. Da ist ‚satt‘ eher ein Hindernis.“, warf er amüsiert einen anderen Blickwinkel der Dinge ein, machte aber weiterhin keine Anstalten, sie von ihrem Auswahlverfahren abzuhalten.

Anfangs folgte er ihren Bewegungen mit den Augen, während er langsam die Straße hinunterschlenderte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Wie ein stöbernder Hund kreiste sie um ihn herum und besah sich die Angebote der umgebenden Essensstände, ohne eine Entscheidung zu treffen. Ja, manchmal war Auswahl eben doch eher hinderlich als förderlich, doch Liam hatte Zeit. Irgendwann wanderte sein Blick selbst über die vielen Stände, die zwischen zubereiteten Leckereien, ganz gleich ob süß oder herzhaft, Handarbeit und andere Dinge unter die Leute brachten. Ein paar Schritte entfernt von einem kleinen Ständchen mit Tonerzeugnissen blieb er stehen und fixierte eine flatternde Ecke eines vermeintlichen Flugblattes, welches harmlos am Boden lag. Irgendetwas allerdings machte ihn stutzig daran. Während Skadi wieder zur anderen Seite pendelte, bewegte er sich auf das Stück Papier zu und hob es auf. Es war kein Flugblatt und auch keines der Blätter, von dem ihm Aspens Gesicht entgegenstarrte, sondern eine Zeichnung von einer Waldlichtung mit einem gewaltigen Berg im Hintergrund, die er recht schnell als seine eigene erkannte. Nach einem kurzen Plausch mit dem Standinhaber des Tonstandes hatte er auch alle Informationen, die er benötigte und wandte sich wieder gen Straßenmitte. Überrascht stellte er fest, dass Skadi sich offenbar inzwischen entschieden hatte, denn in dem Moment, in dem er selbst wieder mitten auf dem Weg stand, drehte sie sich mit dampfendem gefülltem Brot entgegen. Dass er kurz zuvor einen recht reizenden Anblick verpasst hatte, ahnte er nicht im Geringsten. Als sie ihm das Brot entgegenstreckte, nahm er es dankbar entgegen und schnupperte daran.

„Der Nachtisch geht dann auf mich. Danke.“, beschloss er und suchte nach einer Brothaltung, die die Füllung so gut es ging im Mantel halten würde, während er den ersten Biss nahm. Die wiedergefundene Zeichnung hatte er noch immer zwischen zwei Finger geklemmt. Eine kurze Pause mischte sich in ihre Gespräche, während sie beide ihr erstandenes Essen genossen, ehe Liam schluckte und wieder die Stimme erhob. „Sag mal, wie stehst du eigentlich zu Kindern?“

Fragend fixierte er seine Begleiterin und bemerkte nicht, dass man seine Frage auch durchaus falsch verstehen konnte. Viel Zeit bis zu einer näheren Erklärung ließ er sich allerdings auch nicht, bis er mit dem Kopf in die grobe Richtung des Tonstandes deutete, hinter dem sich wenige Meter weiter hinten bereits wieder eine Gasse zwischen den Häusern entlang zog.

„Irgendwo dahinten müsste eine Gruppe darauf warten, die Ohren langgezogen zu bekommen. Die haben mir vorhin meinen Seesack zerschnitten und waren offenbar nicht sonderlich erfreut über ihre Beute. Scheint, als wären sie durch diese Gasse verschwunden. Jedenfalls wenn man dem Tonmann glauben kann.“

Er löste die Hand mit der Zeichnung von seinem gefüllten Brot, um Skadi zu zeigen, wie er auf diesen Verdacht kam.

„Nicht, dass es noch viel gewesen wäre, aber so eine kleine Lektion… Und wer weiß, was sie sonst noch so stibitzt haben.“

Ein Lächeln, dem man durchaus Vorfreude zuschreiben konnte, zierte seine Lippen, ehe er einen weiteren Biss der Speise in seiner Hand nahm.


{ Skadi | Parallelstraße zum Brunnenplatz}
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Scortias Bartholomew
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
Vielleicht hatte Scortias die ganze Situation falsch eingeschätzt, aber er fand, dass sie im Moment jede gute Hilfe brauchen konnten. Der Fremde, der sich in der Marineuniform genähert hatte, schien keinen Alarm zu schlagen, oder Verstärkung anzufordern. Er wäre ein sehr dumm er Mensch, würde er sich mit ihnen allen alleine anlegen. Außerdem hatte er etwas davon gesagt, dass er sich um ihre Visagen kümmern würde, sollte einer Steckbrieflich gesucht werden, so wie Aspen. Also ließ für den Jungen doch alles darauf schließen, dass dieser Mann nicht feindlich gesinnt war. Es war mehr ein Reflex, als eine wirklich gedachte Handlung, als der fast Dreizehnjährige sich an den Arm von Aspen klammerte, um weitere Schläge des großen, blonden Hühnen zu unterbinden. Dieser jedoch schien so in seiner Wut zu sein, dass er Scortias nicht wirklich registrierte, oder es ihm schlicht weg egal war, dass der Junge an seinem Arm hing. Scortias landete neben dem fremden Mann mit der Uniform auf dem Boden. Etwas erschrocken sah er zu Aspen auf, der großgewachsen über ihnen stand. Der Junge sagte nichts, sah nur erschrocken zu dem Mann auf, als er einen Ruck an seinen Kragen spürte: Sein kleiner Körper hob sich vom Boden ab, schwang etwas durch die Luft, bevor die Füße wieder Kontakt zu dem Pflaster aufnahmen und Richtung Elian und Farley stolperten. Die Jacke etwas schief am Körper sitzend und das weiße, dreckige Hemd über einer der Schultern hängend, kam er in Elians Armen zum Stehen.

Scortias sah zu Aspen, dann zu Elian, der ihn einfach weiter zu Farley schob. Scortias kam sich gerade vor, wie ein Spielball, der von einem zum anderen gereicht wurde. Sein Rücken hatte Kontakt zu Farley aufgenommen, während er die Szene vor sich beobachtete. Es schien so, als würden sich hier alle irgendwie kennen, oder hatte der Junge das falsch aufgefasst? Aber das war eigentlich total egal. Sie mussten endlich hier weg. Oder wollten sie jetzt den Rum auspacken und das Wiedersehen feiern. Gut Aspen wohl eher nicht, war er gerade in Stimmung für eine Tavernenschlägerei. Elian hatte recht, denn genau so sah Scortias das gerade. Wäre er nicht mit der Gruppe zusammen, wäre der Junge schon untergetaucht und unauffindbar verschwunden. Darin war er eigentlich recht gut gewesen, als er noch ein Straßenkind in der Hafenstadt Aelinos war. Aber mit drei erwachsenen Männern war das durchaus schwieriger. Und es sah so aus, als würde sich ihre Gruppe nun vergrößern.

Endlich schien jemand die Initiative zu ergreifen, denn Elian bot Scortias eine Räuberleiter an, um auf das Dach zu kommen. Mit einem ernsten Blick sah der Junge noch einmal Aspen an, der ihn zuvor noch durch die Gegend geschleudert hatte und nahm das Angebot von dessen Bruder an.

“Okay!“

Er trat mit dem Fuß auf die Hände und wurde an die Dachschräge gehoben. Von dort zog Scortias sich hinauf. Ausgerechnet Elian half ihm dabei, der angeschlagen war. Eigentlich hätte Scortias das auch alleine geschafft, mit etwas mehr Mühe. Er war wie ein kleines Äffchen, was klettern betraf. Schnell und flink konnte sich der Junge auf Bäume hieven, oder in den Seilen des Schiffes bewegen, wog er ja nicht sehr viel.

Auf dem Dach angekommen schaute Scortias nach unten zu Elian und Farley. Dann drehte er seinen Kopf von rechts nach links, um sicher zu gehen, dass sie niemand hier oben sehen würde. Es schien ein guter Plan zu sein. Niemand würde sie hier sehen können. Die Dachschräge vermied dies. Der Junge würde versuchen den Nächsten, der auf das Dach kommt, an den Arm etwas hinauf zu ziehen, auch wenn er eigentlich nicht die Kraft besaß, einen ausgewachsenen Mann zu heben.

“Die Luft ist rein, los kommt.“


[Mit Elian, Aspen, Farley und Taranis in der Gasse und als erstes auf dem Dach.]
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Kam sie ihm zu versnobt vor, wenn sie derart wählerisch war? Skadi musste tief in ihrem Unterbewusstsein feststellen, dass es sie störte, sollte dem so sein. Denn dann war es nicht mehr zu leugnen, dass ihre 4 Jahre auf dem Marineschiff deutliche Spuren in ihrer Persönlichkeit hinterlassen hatten. Früher wäre ihr jedes Essen recht gewesen, das sie auftreiben konnte. Denn nicht selten streifte sie tagelang allein im Wald herum, um nach Hirschen und Hasen für ihre Familie und das Dorf zu jagen. Zu Hungern war ist also nie fremd gewesen. Und nun stand sie unschlüssig zwischen den Ständen herum, weil ihr alles nicht genügte? Ein wenig von sich selbst enttäuscht wandte sich Skadi mit einem Seufzen von Liam ab. Trat in seinen Windschatten und bemerkte nicht, dass er sich kurz darauf an einen anderen Stand heran trat und aus ihrer Reichweite verschwand.
Erst Enrique, jetzt auch noch der Musiker. Wieso war ihr die Meinung anderer auf einmal so verdammt wichtig? Sonst hatte es sie doch auch nie geschert, was man von ihr hielt. Ob man sie mochte oder zum Teufel wünschte. Weil du einsam bist. War das wirklich der einzige Grund? Mit einem Zungenschnalzen versuchte Skadi die stichelnden Gedanken zu vertreiben und irgendwo tief in ihrer Gefühlskiste zu verbuddeln. In der Hoffnung, dass sie so schnell nicht mehr heraus kamen.

Sie schenkte dem Verkäufer noch ein mattes Lächeln, ehe sie sich auf den Zehenspitzen drehte und verwunderte auf eben jene Stelle starrte, an der Liam gestanden hatte… oder vielmehr stehen sollte. Hatte er sich verabschiedet, ohne dass sie davon Wind bekommen hatte? Litt unter der aufkeimenden gefühlsduseligen Ader nun auch schon ihr Gehör?
Doch eine jähe Bewegung in ihrem Augenwinkel verriet ihr, dass der Musiker einige Stände weitergezogen war und wie bereits zuvor im Schatten der Gasse etwas musterte. Ob er wohl etwas Interessantes gefunden hatte?
Mit ausgestrecktem Arm reichte sie ihm den zweiten Brotlaib und beobachtete das Pergament in seiner Hand. Erkannte jedoch nicht im Ansatz was darauf abgebildet war.
Weil sie bereits genüsslich auf der kühlen Gurkenscheibe herum kaute, reagierte sie auf seine Worte nur mit einem kurzen Knicken. Mit vollem Mund sprach man schließlich nicht! Und während sie schweigend ihre Brotlaibe verspeisten, ließ Skadi die braunen Augenpaare ziellos über die Straße gleiten. Erstarrte jedoch augenblicklich, als Liam eine Frage in den Raum platzierte, die Skadi mehr als nur unerwartet traf. Vollkommen aus dem Konzept geraten, musterte sie seine Miene, blinzelte mehrere Male, ehe er sie von ihren chaotisch im Kreis herumlaufenden Gedanken befreite. Denn entgegen ihrer Vermutungen, war er nicht daran interessiert sein Angebot eines Nachtischs auf DIESE Weise anzugehen. Ob sie erleichtert war? Nun, Skadi musste zugeben, dass der Musiker einen seltsamen Charme besaß, dem sie nur schwer würde widerstehen können – oder gar wollen.

Geräuschvoll zwang sie sich die halb zerkauten Stücke hinab und hustete. “Ich bin mit einigen Brüdern und Cousins groß geworden… ich bin stark für eine kleine Lektion.“ Fast schon simultan spiegelte sie sein breites Lächeln, wischte sich mit dem Zeigefinger eine Träne aus dem Augenwinkel und klopfte mit zur Faust geballter Hand gegen ihren Brustkorb. Da hatte sich wohl ein großes Stück Brot in ihrer Speiseröhre verkantet.
“Aber in dem Kleid kann ich definitiv niemandem hinter hetzen. Außer mich auf die Bengel drauf zu setzen und ihnen alles abzunehmen was sie haben, bin ich dir in dem Fummel nur wenig eine Hilfe.“  Demonstrativ hob Skadi ihr rechtes Bein zu einem Ausfallschritt an die Seite und spürte kurz darauf, wie der Stoff an ihrem Oberschenkel spannte und sie kraftvoll zurückhielt. “Oder hättest du ein Messer dabei, um die Hälfte davon abzuschneiden?“
Ohne ihren Bogen war sie darauf angewiesen den winzigen Dieben hinterher zu hechten und sich auf sie zu werfen. Vor allem wenn es Straßenkinder waren, die eine so in sich verwinkelte Stadt wie diese wie ihre Westentasche kannten. Es würde sie kaum wundern, wenn sie sich sogar blind durch die Gassen bewegen konnten und jede Abkürzung kannten.
Nur langsam wandte sich Skadi herum, wartete auf seine Antwort, die ihr entweder eine aktive oder inaktive Rolle in dieser Verfolgungsjagd zusprach. Biss ein großes Stück ihres Mittagessens ab und wandte den Blick für einen kurzen Moment in Richtung Gasseneingang. Und wieder würde sie in dieses merkwürdige Zwielicht abtauchen – doch dieses Mal versprach ihr Plan bei weitem mehr Spaß als der notdürftige Rettungsversuch von heute Morgen.

[Parallelstraße zum Brunnenplatz | auf dem Weg in eine weitere Gasse | direkt neben Liam]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Ein Runzeln legte sich über seine Stirn, während er einen weiteren, kleinen Biss seiner Speise nahm, bevor er mit der Ausführung seines Planes fortführen wollte. Skadi hingegen schien bereits die Frage gereicht zu haben, um ein wenig ins Straucheln zu kommen, was der Lockenkopf nicht direkt nachvollziehen konnte. Vielleicht zogen sich die ersten Worte gerade deswegen ein bisschen in die Länge, als er wieder zu sprechen begann, da er währenddessen damit beschäftigt war, Skadi zu beobachten und ihre Gedanken zu ergründen – erfolglos allerdings. Als er geendet hatte und sie hustend erst einmal nach Luft ringen musste, schob er es einfach darauf, dass sie sich schlicht und ergreifend verschluckt hatte. Sein Blick fragte deutlich, ob alles in Ordnung war, während sich seine Miene wieder erhellte, doch da sie genug Luft hatte, um zu einer Antwort anzusetzen, waren weitere Sorgen wohl unbegründet. Zu seiner Freude stimmte sie seinem Vorschlag zu und klang dabei durchaus erfahren, wie man Rotzlöffeln eine kleine Lektion verpasste. Wenn das keine guten Voraussetzungen waren, wusste er auch nicht. Hätte er Skadi besser gekannt und gewusst, woher sie kam und wie sie erzogen worden war, hätte ihm die die Vorstellung an eine kleine 'Kinderjagd‘ womöglich noch mehr Spaß gemacht. Aber auch so schon freute er sich darauf, den Zwergen einen kleinen Schrecken einzujagen. Im Gegensatz zu Ryan hatte er dabei ja wirklich keine bösen Absichten. Aber wenn sie sich schon erwischen ließen, sollten sie auch deutlich merken, dass sie das in Zukunft tunlichst vermeiden mussten. Der nächste, dem sie offensichtlich etwas klauten, würde sich vermutlich nicht damit zufriedengeben, ihnen bloß einen kleinen Schreck einzujagen.
Als Skadi ihre Einschränkung zum Besten gab, wanderte sein Blick nach unten. Überlegend zog er die Lippen zur Seite und biss beiläufig ein weiteres Stück des Brotes ab. Bevor sie aufgegessen hatten, hatte er ohnehin nicht vor, loszulegen. Mit ihrem Vorschlag allerdings entlockte sie ihm abermals ein kurzes Glucksen und einen amüsierten Blick in ihre Augenpartie. So lustig die Vorstellung auch war, wirklich ergiebig würde es wohl nicht sein. Ganz anders als ihr folgender Vorschlag. Liam hielt kurz inne und erwiderte den Blick seiner Begleiterin, bis unscheinbar ein Hauch von Triumph in seinen Mundwinkeln aufzuckte. Ohne ein Wort, aber mit der deutlichen Geste ‚Halt mal mein Bier‘ hielt er Skadi mit links den Rest seines Bortlaibes entgegen, um die Hände frei zu bekommen. Mit der rechten griff er, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu nehmen, an die rechte Seite seiner Hüfte, an der der kleine Dolch unter seinem Hemd baumelte, den er eigentlich immer dabeihatte. Nicht in erster Linie, um sich zu verteidigen, aber man wusste nie, wann es praktisch war, ein Messer griffbereit zu haben. Das hier war definitiv einer dieser Fälle.

Langsam sank er nun also auf die Knie, ohne den Blick von ihren Zügen zu nehmen. Erst auf halbem Weg lösten sich seine Augen von ihrem Gesicht und konzentrierten sich stattdessen auf den Saum ihres Kleides. Nachdenklich schürzte er die Lippen für eine Sekunde und drehte ganz automatisch den Dolch einmal in seiner Hand. Das Stück Pergament hatte er sich inzwischen zwischen die Knie geklemmt, um auch die andere Hand gänzlich frei zu haben. Als er schließlich einen Plan gefasst hatte, hob er ein letztes Mal den Blick, ganz als wolle er ihr noch einmal die Chance geben, sich anders zu entscheiden. Dass die übrigen Leute in der kleinen Straße sie längst irritiert beobachteten, nahm er zwar beiläufig war, scherte sich aber nicht wirklich drum. Einer Frau das Kleid zu zerschneiden war definitiv nicht das schlimmste, was er je in der Öffentlichkeit getrieben hatte. Schließlich also packte er den Saum seitlich Skadis linken Beines und spannte ihn mit der linken Hand über die Klinge des Dolches. Als der Stoff am Ende erst einmal aufgetrennt war, bewegte sich das Metall recht einfach durch das Kleid und verschaffte der Kurzhaarigen nach und nach mehr Beinfreiheit. Knapp über dem Knie am Oberschenkel hielt Liam inne und zog den Dolch zurück. Einen Herzschlag lang begutachtete er seine Arbeit und überlegte abermals, ehe er den Dolch ganz hinter den Rücken hielt, um Skadi damit nicht ausversehen zu verletzen.

„Eigentlich müsste es so doch schon reichen, oder? Probier‘s mal.“, schlug er vor und dachte dabei an diese gewickelten Röcke, die man hier und da zu Gesicht bekam. Durch den Riss an der Seite war die Spannung des Stoffs bereits aufgehoben.

Abwartend blieb er vor ihr in der Hocke sitzen, mit einem Knie auf den staubigen Straßenboden gestützt, um, wenn Nacharbeit nötig war, direkt ansetzen zu können.


{ Skadi | Parallelstraße zum Brunnenplatz}
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Somit war ihre kleine Hetzjagd wohl beschlossene Sache. Zwar schien Skadi unter "Lektion" etwas anderes zu verstehen, als der Musiker, dessen breites Grinsen bübisch zu ihr hinüber strahlte, doch würde sie ihm ohnehin nur unterstützend zur Hand gehen. Finger oder Hände abzuhaken - das war höchstwahrscheinlich nicht Liams Stil, wie Skadi befürchtete. Sollte er das wollen, würde sie es wohl in die Hand nehmen müssen.
Mit einem Zucken der Augenbrauen nahm sie ihm wortlos das Laib Brot ab und spürte das leichte Kribbeln in der Magengegend, das sich, je weiter der Dunkelhaarige seinen Plan in die Tat umsetzte in ein breites Grinsen verwandelte. Diese Entscheidungsfreude war ebenso unerwartete, wie es auf Umstehende unkonventionell wirken musste. Doch Liam war wohl ein Freund des Pragmatismus' und erkannte eine Notwendigkeit, wenn sie sich bot. Sehr zur Belustigung der Nordskov, die seine Bewegungen aufmerksam beobachtete und kurz der Versuchung erlag ihren Fuß demonstrativ auf seine Schulter zu stellen - natürlich nur, damit er besser an den sperrigen Stoff heran kam.
Die fragenden Blicke der anderen, blendete die Dunkelhaarige gänzlich aus. Es interessierte sie nicht, ob man das Verhalten des Musikers als angemessen betrachtete. Schlussendlich waren sie nicht das "fahrende Volk", um das sich ein pflichtbewusster Bürger Sorgen machen sollte. Weder stahlen noch brandschatzten sie, stellten keinerlei Gefahr für Volk und Vaterland da und kümmerten sich ohnehin eher um sich selbst, als um irgendwen sonst.

Vorsichtig hob Skadi ihr Bein an, streckte es fast schon grazil durch den langen Schnitt in ihrem Kleid und presste nachdenklich die Lippen aufeinander. Womöglich würde es für einen Ausfallschritt reichen, doch wenn sie in ihrer üblichen Manier Anhöhen, Wände oder einen Zaun erklimmen musste, taugte diese Konstruktion nicht. Mit gesenktem Kopf hielt sie also die zwei Brotlaibe in die Höhe. Festigte ihren Stand auf dem anderen Bein und hob ihr freies Knie schlagartig gen Hüfte. Und da war es - das unangenehme Gefühl, als der Stoff auf der anderen Seite gegen ihr Knie zog.

"Wer biegsam ist, braucht noch einen zweiten Schlitz."

Mit einem bübischen Lächeln fixierten die braunen Augenpaare ihren Begleiter, während der Fuß sich zum Boden hinab senkte und unter dem dunklen Stoff verschwand.

"Wärst du so freundlich?"

Demonstrativ drehte Skadi ihre Hüfte zur Seite, biss ein weiteres Mal von ihrem Brotlaib ab und kaute genüsslich, während sie Liam bei seiner handwerklichen Arbeit zusah. Er war vielleicht kein Meister mit seinem kleinen Messer, doch die Schnitte saßen viel zu sauber und gerade für einen Mann. Grobschlechtigkeit würde also nie eine Eigenschaft sein, die sie dem Lockenkopf zuschreiben konnte. Das hatte sogar mehr als nur einen guten Vorteil - für sie beide.

"Kannst du eigentlich alles so schnell und präzise aufschneiden?"

Skadi konnte sich das breite Grinsen unter ihren Worten nicht verkneifen, während sie Liam das Brot zurückreichte und den leichten Luftzug an ihren Beinen genoss. Endlich würde sie sich wieder freier Bewegen können - blieb nur zu hoffen, dass sie mit dem Umhang um ihren Beinen nicht urplötzlich an einer Tür oder Sträuchern hängen blieb.

"Nicht, dass ich damit ein Problem hätte."

[Parallelstraße zum Brunnenplatz | auf dem Weg in eine weitere Gasse | direkt vor Liam]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Irgendwo im Hintergrund vernahm er ein Gemurmel, welches er nicht direkt auf ihre kleine Szene beziehen konnte. Sie waren auf einem Fest – überall unterhielten sich die Menschen und keinerorts war es wirklich still genug, um explizit einem Gespräch folgen zu können, wenn man sich nicht darauf konzentrierte. Liam versuchte gar nicht, Wortfetzen aufzufangen, selbst wenn sie ihn mit Sicherheit äußerst amüsiert hätten. Stattdessen – und weitaus interessanter ebenfalls, musste er zugeben – begutachtete er Skadis Demonstration, um ihre Beweglichkeit abschätzen zu können. Die Winzlinge waren flink, das hatte er bereits feststellen dürfen, aber wenn sie Glück hatten, hatte Ryans Drohung etwas Nachhaltigkeit besessen. Wenn sie eine Sekunde zu lange überlegten, ob sie davonlaufen oder sich lieber direkt geschlagen geben würden, wären sie eine leichte Beute. Zudem hätten sich Skadi und Liam nicht nur Zeit gespart – auch das Umgestalten ihres Kleides würde etwas an praktischer Bedeutung verlieren. Wobei – ganz, wie er bereits am Anfang vermutet hatte, wusste die Kurzhaarige Praktikables ebenfalls mehr zu schätzen als Eleganz. Sonst hätte sie sich doch nicht so bereitwillig die Kleider zerschneiden lassen, oder? Wie dem auch war, jetzt erstmal bereiteten sie sich darauf vor, dass sich die kleinen Elstern nicht ganz so einfach fangen lassen würden. Und für diesen Fall schien seine bisherige Konstruktion noch nicht ganz auszureichen. Als sie das Knie zum Test anhob, lehnte sich Liam noch ein Stück hinaus aus dem Gefahrenbereich, den Dolch noch immer fern von ihr hinter den Rücken haltend. Ihr Kommentar diesbezüglich quittierte er mit einem schalkhaften Seitenblick in die Höhe und einem Glucksen. Aber er würde sich gewiss nicht zwei Mal darum bitten lassen. Liam wog den Kopf bereitwillig zur Seite.

„Wie es Euch beliebt, Mylady.“, antwortete er mit Ehrfurcht und seine Mundwinkel zuckten amüsiert, während er den Dolch wieder zückte und sich dran machte, die Bitte unter ihrem Blick auszuführen.

Bei ihrer Frage huschte ein Schmunzeln über seine Züge, doch statt direkt zu antworten, konzentrierte er sich zuerst darauf, auch den zweiten Schnitt präzise durchzuziehen. Als er auch auf der anderen Seite knapp über dem Knie angekommen war, zog er den Dolch zurück und steckte ihn wieder zurück in die kleine Lederscheide, in der er normalerweise an seinem Hosenbund hing. Sein Blick hob sich wieder von Skadis Beinen hinauf zu ihrem schmatzenden Gesicht.

„Ich bin kein Metzger, falls du das meinst.“

Er konnte keine Tiere fachmännisch zerlegen oder aus ihrer Decke schlagen. Es reichte, um an Materialien wie Sehnen zu gelangen, um neue Saiten herzustellen, aber auch dabei hatte er definitiv Verluste. Auch Leder bekam er gegerbt, aber in erster Linie konzentrierten sich seine Fähigkeiten auf die kleineren Handwerkskünste. Er war niemand, der ein Haus oder ein Schiff bauen konnte, aber er konnte sich Ledertaschen herstellen oder Gegenstände aus Stoff flicken, wenn es nötig war. Liam war in dieser Beziehung ein Bastler. Wenn ihm etwas fehlte, versuchte er, sich irgendwie mit den Dingen zu behelfen, die ihm vorlagen, selbst wenn es nicht perfekt wurde. Nur funktionieren musste es.

„Aber meine Eltern haben mir ein paar Dinge beigebracht, um mir selbst zu behelfen.“, fügte er zufrieden lächelnd an, als er sich wieder aus seiner Hocke erhob und Skadi voller Selbstverständlichkeit seinen gefüllten Brotlaib aus der Hand nahm.


{ Skadi | Parallelstraße zum Brunnenplatz}
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
Farley war sich nicht sicher, ob er lachen oder den Kopf schütteln sollte. Diese ganze Szene war irritierend und unwirklich und er fragte sich, warum noch niemand ihre Langsamkeit und Unentschlossenheit bei der Flucht genutzt hatte, um sie festzunehmen. Immerhin – Elian schien sich wieder gefangen zu haben, auch wenn er ganz offensichtlich mehr als verwirrt war. Warum, das war Farley schleierhaft. Es schien etwas mit dem Fremden zu tun zu haben. Oder lag es doch an der Wunde? Egal, was es war – es war hinderlich bei ihrem Plan zu entkommen. Der junge Dieb war also einigermaßen erleichtert, als der Bursche sich zumindest halbwegs zusammenriss. Als er ihn schließlich ansah und nickte – ein wenig zu dankbar für Farleys Geschmack – nahm der Dieb die Hand hastig wieder von der Schulter seines Gegenübers. Kurz ballte der Braunhaarige sie zur Faust. Was tat er denn da? Fürsorge war nicht sein Gebiet. Vielleicht war sie das früher gewesen, als sie Kinder waren. Aber das Leben hatte ihn etwas anderes gelehrt – selbst wenn Elian einmal sein Freund gewesen war. Hier ging es vor allem darum, seine eigene Haut zu retten. Er sollte aufhören sich wie ein Samariter zu benehmen. Die anderen waren – von Scortias abgesehen – alle erwachsen und konnten ihre eigene Haut retten. Nun, sollte man meinen. Allerdings benahm sich Aspen wie ein tollwütiges Pferd, mit dem es grad durchging. Und so kam es, dass Scortias nur Augenblicke später gegen Farley geschubst wurde. Der junge Dieb verdrehte entnervt die Augen, schaffte es aber immerhin den Jungen ein wenig sanfter aufzufangen und ihm beruhigend kurz die Schulter zu drücken, bevor Elian mit seinem Schlichtungsversuch immerhin etwas Ruhe in die Situation brachte. Farley verzichtete darauf, sich auch noch einzumischen. Es war an Aspen sich zu beruhigen – oder sich von seinem Bruder beruhigen zu lassen. Und um den Fremden konnten sie sich später kümmern, wobei das – wenn der jüngere Montrose-Bruder die Wahrheit sagte – womöglich gar nicht nötig sein würde.

Als der Bursche zu ihm und Scortias zurückkehrte und sich den Jungen griff, um ihn auf die Dächer nach oben zu schieben, warf Farley noch einen letzten Blick auf Aspen und den Fremden, bevor er den beiden anderen folgte. Er warf Elian einen missbilligenden Blick zu, als dieser Scortias half nach oben zu kommen. Herrje noch mal – er war verletzt.

„Hör auf den Unverletzten zu spielen und sieh zu, dass wir dich heil auf unser Schiff kriegen.“


Es war ein leises Brummen, dass nur dem Braunhaarigen galt, als Farley sich an ihm vorbeischob und sich schließlich selbst mithilfe der Vorsprünge, die er zuvor ausgekundschaftet hatte, die Wand emporzog. Geschickt fassten seine Hände die Kletterhilfen und innerhalb weniger Sekunden hatte sich Farley auf das Dach manövriert, ohne dass es sonderlich anstrengend ausgesehen hatte. Oben angekommen machte er zwei Schritte, bis er bei dem Jungen angekommen war – immer darauf bedacht, sich nicht vollkommen aufzurichten, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er war vielleicht kein Riese, aber groß genug, um gesehen zu werden. Scortias hatte hier eindeutig einen Vorteil. Dann wandte er sich um und sah hinunter in die Gasse.

„Aspen, komm schon. Hilf deinem Bruder, bevor er sich beim Klettern noch seine Wunde weiter aufreißt. Beeilt euch!“


Noch war niemand zu sehen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie entdeckt würden, wenn sie nicht einen Zahn zulegten. Farley beugte sich vor und streckte die Hand aus, damit der junge Montrose-Bruder sie ergreifen konnte. Er war das größte Hindernis bei ihrer Flucht und es wäre dem jungen Dieb bedeutend wohler, wenn sie ihn erst auf das Dach gehievt hatten.
[Auf dem Dach | Scortias neben sich | die anderen in der Gasse]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
Zu Enriques Glück war die Ecke des Marktes vor ihm, durch die schrillen Pfiffe der Trillerpfeifen, von Stadatwachen leergefegt und die meisten Besucher und Händler mehr mit dem Beschäftigt, was direkt vor ihrer Nase lag:
Ihr Hab und Gut und ihr Wohlbefinden.
Andernfalls wäre er wohl nicht so gut davongekommen. So aber musste er nur Zornesrufe und Drohungen hinnehmen und die wenigen Übereifrigen selbst in Schwierigkeiten bringen, was lediglich etwas dauerte. Je länger er sich allerdings damit aufhalten musste um so mehr stieg ein ungutes Gefühl in ihm auf, denn Cornelis hatte viel zu blass ausgesehen.
Er musste zu ihm!

Nach einer gefühlten Ewigkeit und ein paar endlosen Umwegen konnte er endlich dem Hünen folgen. Hektisch sich entschuldigend schob er sich durch die Menschen, suchte nach Anzeichen seines Freundes und fand doch zunächst keine.
'Bien. Er hat es vom Markt geschafft.'
Dann blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Was wenn nicht? Was wenn doch noch Stadtwache—?
Augenblicklich stürzte er erneut vorwärts, den Blick überall, während er im Geiste Szenario um Szenario durchging, von "Cornelis hat es bis hier her geschafft", über "Er ist falsch abgebogen", "War längst auf dem Weg zur Sphinx", "Er war irgendwo zusammengebrochen und hatte sich versteckt", bis zu "Sie haben ihn aufgegriffen".
Pures Glück ließ ihn gleich in die selbe Straße abbiegen wie van der Meer, dann aber hetzte er im ersten Moment an der Gasse vorbei, hoffte auf einen Hinweis, der nicht kam und hielt inne.
Wenn es dem Hünen gut ginge, dann hätte er ihm längst ein Zeichen hinterlassen oder auf ihn gewartet, außer er hätte eine anderen Straße gewählt. Ginge es ihm hingegen schlecht, dann hätte er ihn wahrscheinlich längst überholt.

Ein paar Mal atmete er mit geschlossenen Augen mühsam durch, dann wandte er sich um und ging zügig zurück. Dabei spähte er noch einmal gründlich in Hauseingänge, Durchlässe zu Höfen und in kleine Gassen. Viele waren es zum Glück nicht und so kam er recht bald an die, in die der Rotbart eingebogen war und fragte sich, wie er ihn nur hatte übersehen können.
Vielleicht lag es daran, dass der große Mann auf dem Boden saß, zusammengekrümmt gegen Wand und Kiste lehnte und der Umhang  ihn mit dem Grau der Umgebung verschmelzen ließ.

"C — Marinus!"

Enrique beschleunigte seine Schritte.

"Was sitzt du denn da herum? Wir müssen nach Hause."

Doch die schwach Reaktion seines Freundes ließ ihn abbremsen. Hastig ging er neben ihm in die Knie. Einzelne rote Flecken auf dem Mantel sprangen ihm ins Auge, leichte Panik stellte sich bei ihm ein, die kaltfeuchte Haut mit ihrer Blässe machte es nicht besser. Mühsam kämpfte er seine Atmung wieder hinunter, konzentrierte sich darauf Ruhe zu bewahren und musterte Cornelis eindringlich.

"Was ist passiert? Hat dich wer erwischt? Kannst du aufstehen?"

Der Schwarzhaarige zwang sich Pausen zwischen den Fragen zu machen und die Antworten abzuwarten, es fiel ihm extrem schwer doch er bekam es hin.

[ Erst zwischen den Buden auf dem Marktplatz | Dann an der Ecke einer kleinen Seitengasse |
|
| Erst allein | Dann bei Cornelis ]
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Das Schmunzeln auf ihren Lippen bohrte sich regelrecht in ihre Mundwinkel. Dieses kleine Spiel hatte schon etwas für sich und es amüsierte sie, wie spielend leicht es sich zwischen ihnen ergab. Der Musiker wusste wohl sehr gut, wie er mit Worten umging. Auch wenn er allem Anschein nach nicht so recht durch ihre Konstrukte hindurch sehen konnte. Dass er kein Metzger war, sah sie auf den ersten Blick. Seine Hände waren bei weitem nicht so sehr mit Narben übersät wie sie sollten. Doch gemeint hatte sie das mit ihrer Aussage wohl kaum.


“Eigentlich war das nicht im Ansatz was ich meinte…“, murmelte sie daher und verkniff sich ein herzhaftes Auflachen.
“Du hast die feinen Hände eines Musikers… die können viel schönere Dinge bewerkstelligen.“

Wie von selbst schob sich der spielerische Unterton in ihre Stimme und überzog die amüsierte Miene mit einem Hauch von Verruchtheit. Er durfte ruhig wissen, dass sie sich von ihm in naher Zukunft gern wie eine seiner Geigen spielen lassen würde. Oder sie zumindest von der Vorstellung allein nicht abgeneigt war. Doch ob sie sich wirklich dazu verleiten ließ… blieb abzuwarten. Sie wusste nicht, wie es bei ihm in Sachen Liebe stand und wollte nicht riskieren während eines langen Seegangs mit einer Klette an Board gefangen zu sein. An einer Beziehung war sie weiß Gott nicht interessiert, geschweige denn überhaupt dazu fähig. Womöglich würde sie jeden Mann binnen weniger Stunden oder Tage vergraulen, umbringen oder verstören. Doch noch viel schlimmer war die unergründete, fest sitzende Angst, wieder jemanden zu verlieren, den sie liebte.

“Ganz offensichtlich.“, entgegnete sie seinen letzten Worten mit einem prüfenden Blick zu ihren Beinen, die sich kurz darauf wie bei einem „Pliés“ senkten und die Knie durch die Spalten ihres Kleides drückten. Nun war es perfekt! Sollte sie also zu einer Hetzjagd ansetzen, war sie dafür bereit.
Mit einem zufriedenen Ausdruck auf den Zügen schenkte sie Liam einen Knicks und sog zufrieden die warme Luft des Tages in ihre Lungen.
“Ich fühle mich schon gleich viel beweglicher. Tausend Dank, der Herr.“

Genüsslich stopfte sie den letzten Rest ihres Brotlaibs in den Mund und wandte augenblich sich auf den Zehenspitzen herum, als der Lockenkopf an ihr vorbei Schritt. Kaute einige Male, ehe sie schluckte und die Hände hinter den Hüften verschränkte.

“Also… wie lautet dein Plan, Maestro? Ich gehöre ganz dir.“

Eine fast kindliche Neugierde durchströmte ihre Adern, während sie auf eine Antwort wartete. Hielt ihren Blick aus braunen Augenpaaren fest auf seiner Miene fixiert.

[Parallelstraße zum Brunnenplatz | auf dem Weg in eine weitere Gasse | direkt vor Liam]
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Feb 2016
Erst, als er den Mund wieder geöffnet hatte, um weiterzureden, machte er sich Gedanken darüber, was Skadi gerade gesagt hatte, um seine Annahme auszumerzen. Etwa in der Mitte seines Satzes wurde er plötzlich langsamer mit seinen Worten, strauchelte und taxierte das Gesicht der jungen Frau mit schmalen Augen und einem skeptischen Blick, den er auch beibehielt, nachdem er geendet hatte. Und Skadi hatte nichts besseres zu tun, als eben genau so dreinzublicken, wie Stimme und Wortwahl zuvor noch ein Hauch von Interpretationsfreiheit gelassen hatten. In seinen Mundwinkeln zuckte es, doch er senkte schnell wieder den Blick zurück zum Saum ihres Kleides. Ausnahmsweise hatte er nämlich nicht vergessen, was er hatte tun wollen.

Als er sich schließlich wieder an seinem eigenen Brotlaib festhielt, während Skadi ihr neues Outfit prüfte, folgt er ihr kauend mit dem Blick. Auch, wenn es keine große Kunst gewesen war, schien die Kurzhaarige tatsächlich verzückt von ihrer wiedererlangten Bewegungsfreiheit. Dankbar nahm sie seine vorherige Wortwahl auf, die Liam mit einem Lächeln und einem edlen Kopfnicken entgegennahm. Himmel, dieses steife Gehabe hatte etwas, wenn man es aus Spaß tat, war ihm jedoch unvorstellbar als Alltagsplänkelei. Wäre er in anderen – adligen – Kreisen auf die Welt gekommen, wäre er wohl früher oder später wegen mangelnder Manieren auf der Gosse gelandet und das obwohl er ganz offensichtlich noch zu den besser erzogenen Menschen gehörte. Mit zufrieden verrichteter Arbeit war er bereit, sich nun der Kinder anzunehmen. Im Gegensatz zu Skadi hatte er zwar noch einen beachtlichen Teil seines Mittagessens in der Hand, aber er rechnete auch nicht damit, dass die Zwerge sich direkt im Eingang der Gasse blicken lassen würden. Bevor sie sich ein Bild von der Lage machen konnten, machte es sowieso keinen Sinn, irgendwelche Vorkehrungen zu treffen – er würde also noch genug Zeit haben, sein Bort zu ende zu essen. Sollten sie widererwarten doch zeitnah auf die Scharr Diebe treffen, wusste er aber auch Prioritäten zu setzen. Kaum hatte er auf die Gasse zugesteuert, hörte er Skadis Stimme hinter sich. Einen wirklichen Plan hatte er nicht und eigentlich war er auch eher der spontane Typ, wenn es darum ging, solche Angelegenheiten zu klären.

„Ich bin eher der spontane Typ.“, ging er schließlich auf ihre Zweideutigkeit ein, klang dabei aber nicht einmal annähernd so verrucht wie sie zuvor. Dennoch hörte man ihm an, dass ihm durchaus bewusst war, dass man seine Aussage verstehen konnte, wie man wollte. „Aber was die Kinder betrifft, würde ich sagen, wir warten mal ab, was sich so ergibt. Wenn wir Pech haben, fehlt uns die Möglichkeit, wirklich an sie heranzukommen, weil gut betuchte Eltern über sie wachen.“

Überlegend legte sich sein Finger über seine Lippen, als auch er aufgegessen hatte. Inzwischen waren sie bereits wieder ins Zwielicht der Gasse getaucht und Liam hatte automatisch die Stimme gesenkt. Anfänglich machte nichts den Anschein, dass sich hier irgendjemand anders als sie befand. Erst, als sie die geschäftige Straße weit in ihrem Rücken gelassen hatten, waren leise Stimmen hörbar, die gedämpft an ihre Ohren drangen. Und wenn man genau hinhörte, konnten es gut möglich wirklich Kinderstimmen sein. Liam hielt inne und hob die Hand, um Skadis Aufmerksamkeit zu schüren. Einige Meter weiter schien sich die Gasse in zwei Richtungen zu teilen.

„Ich glaube jedenfalls nicht, dass wir uns an so einem Ort Sorgen um irgendwelche Eltern machen müssen.“, flüsterte er mit einem Grinsen und die kindliche Vorfreude funkelte wieder in seinen Augen auf, als er sein Gesicht Skadi zuwandte.

Langsam nährte er sich der Ecke. Die Stimmen schienen von links zu kommen, doch bei einem flüchtigen Blick um die Mauer herum, konnte er niemanden sehen. Stattdessen schien dort eine Art Kanal zu sein. Ein kleines Geländer markierte den Rand, rechts schien eine kleine Treppe hinab zu führen. Liams Augenbrauen schoben sich nachdenklich zusammen, seine Lippen zierte ein zufriedenes Lächeln.

„Scheint, als hätten wir ihr Geheimversteck gefunden.“


{ Skadi | Seitengasse }
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