15.04.2024, 21:59
Sein Vorschlag war vorerst nicht mehr gewesen als genau das – ein Vorschlag. Eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen konnte, wenn man dazu überging, Pläne zu schmieden. Dass hier seit einer Ewigkeit niemand mehr gewesen war, war unübersehbar. Während Lola sich bereits auf Wegsuche begab, lenkte Tarón seine Aufmerksamkeit auf das Schloss des Tores, das sichtlich zerkratzt war. Hinter den Kratzern kamen scheinbar Buchstaben zum Vorschein. Symbole, die für Alex nicht mehr waren als eben das: Symbole. Symbole, die er kaum von den Kratzern unterscheiden konnte, weil seine Augen mit Nichten derart an ihr Aussehen gewohnt waren, als dass er genau gewusst hätte, nach welchen Strichen er suchen musste und war wirklich nur mehr zerkratzt war. Die Linien waren zwar feiner, doch das Schloss derart beschädigt, dass Gewollt und Ungewollt Hand in Hand gingen. Trotzdem beugte er sich noch ein Stück weiter vor, kaum dass der Ältere an seiner Seite versucht hatte, ein paar Worte zu entziffern. Nicht, dass er eine große Hilfe war, aber so tun konnte man immerhin. Musstesollteja niemand wissen, dass er keine Ahnung hatte, wie Buchstaben wirklich auszusehen hatten und was man dann damit anfing. Abgesehen von seinem Namen, vielleicht. Er war so konzentriert gewesen, dass er zwar die Schritte hinter sich vernommen hatte, sie aber Ceall zugeordnet hatte. Dementsprechend überrascht – und schließlich unbegeistert – war er, als es Soula war, die ihn liebreizend darum bat, die Inschrift vorzulesen. Er schnaubte abfällig und warf ihr einen flüchtigen Blick zu, ehe er sich wieder nach vorne lehnte.
„Mehr als Tarón kann ich leider nicht erkennen.“, gab er nach einem kurzen Moment zurück. „Aber vielleicht willst du uns ja erleuchten?“Wenn es doch ach so einfach war, die Schrift zu lesen, durfte sie ihr Glück ruhig probieren. Tarón wandte sich an Lola, die tatsächlich plötzlich auf der anderen Seite des Tores stand, während Alex einen kleinen Schritt zur Seite trat, damit Soula sich nicht ganz so sehr an ihm vorbei nach vorne drücken musste. Und tatsächlich schien sie lesen zu können, was einst auf das Schloss graviert worden war. Er schob den Kopf doch noch einmal näher heran, als könne er dadurch besser das Gesagte mit dem Verbinden, das er sehen konnte – aber er wurde weiterhin kein bisschen schlau aus den Symbolen. Also konnte er Soulas Arbeit auch nicht auf Richtigkeit überprüfen.„Scheint, als wolle man nicht, dass das jemand liest.“, brummte er und ließ sich die Worte durch den Kopf gehen, ehe er den Blick umherschweifen ließ. Mit verschränkten Armen blieben seine Augen schließlich am Brunnen hängen – oder zumindest in der Richtung, in der der Pfad an der Kreuzung endete, den sie hier her genommen hatten.„So viel Stein auch bezeugen kann, sehen kann er nicht.“Und weit genug entfernt hätte er auch gelegen.