02.07.2018, 21:52
Obwohl er zugeben musste, dass er sich auf dem Meer doch ganz wohl fühlte und die Tage der Ruhe und fast-Einsamkeit auf jener abgeschiedenen Insel genossen hatte, war Yaris doch froh, den Fuß wieder auf festen Boden zu setzen und sich in der Zivilisation zu befinden. Es war erfrischend gewesen, etwas anderes zu tun, als sein tägliches, blutiges Handwerk. Konnte er sich daran gewöhnen, zu dieser Crew zu gehören? Nun, noch immer zog der Attentäter es vor, für sich zu bleiben, wenn sich ihm die Gelegenheit bot, aber zugegeben tat es auch gut, Teil von etwas zu sein, auch wenn er immer als Sonderling am Rande stehen wird. Damit hatte er kein Problem. Auch damit nicht, dass er sich während seiner Landausflüge in den Schatten und sehr bedeckt halten musste. Denn nichts anderes hatte er die letzten fünfzehn Jahre getan. Nur heute noch ein ganzes Stück mehr. Nach der Versenkung der Morgenwind war die Präsenz des Militärs auf den Straßen schier überwältigend.
Auf der anderen Seite gestaltete es Yaris‘ Vorhaben einfacher. Denn auch die Bewohner waren auf den Straßen zu Gange, bereiteten die Festlichkeiten vor. So hatte Yaris leichteres Spiel. Sein Hauptmetier war vielleicht die professionelle Tötung, doch das förderte auch ebenfalls ein anderes Handwerk. Zuweilen benötigte ein Attentäter nämlich auch lange Finger, um sein Ziel zu erreichen. Dieses Mal trafen seine langen Finger den Schmied. Denn auch wenn die Sphinx ihn mit sauberer Kleidung und Essen versorgte, seine Ansprüche an Waffen konnte sie nicht erfüllen. Und ohne eine Grundausstattung fühlte er sich einfach nicht wohl in seiner Haut. Berufskrankheit. Also hatte sich Yaris beim örtlichen Schmied eingedeckt – nicht zu viel, um keinen Alarm zu schlagen. Ein paar ordentliche Dolche. Drei an der Zahl mit zugehörigen Scheiden und Schnallen, damit er sie am Körper tragen und unter der Kleidung verbergen konnte. Aus dem kleinen aber ansehnlichen Waffenarsenal entwendet. Bei dem ganzen Trubel dieser Tage würde das Fehlen wenigstens nicht sofort ins Auge fallen. Es war bei weitem noch nicht zufrieden stellend, aber ein Anfang.
Jetzt stand Yaris im Schatten an eine Hauswand gelehnt, von wo aus er einen guten Blick über das Geschehen auf dem Marktplatz hatte, er selbst jedoch nur schwer gesehen werden konnte. Es war erst wenige Stunden nach Sonnenaufgang, dennoch war es bereits ziemlich heiß und der Markt voller Menschen. Mitglieder der Crew hatten sich darunter gemischt. Ganz in der Nähe entdeckte Yaris die beiden Ex-Marinesoldaten Enrique und Skadi. Noch war der Stein kühl und während er das Treiben ohne jede Hektik beobachtete, verschränkte der Attentäter die Arme vor der Brust.