25.06.2018, 11:13
Er wusste, dass er es ein wenig zu weit getrieben hatte, als sich die Züge des Blonden verfinsterten. Sein Gegenüber sah tatsächlich ein wenig geschafft aus und war offenbar nicht zum Scherzen aufgelegt. Schade, dabei hätte er ein wenig Geplänkel durchaus vertragen können, um sich ein wenig vom Festsitzen auf dieser Insel und diesem Schiff abzulenken. Doch der Hüne vor ihm war ganz offensichtlich an diesem Abend nicht der Richtige für dieses Unterfangen – und noch viel offensichtlicher hatte Farley ihn mit seinen Worten schwerer getroffen, als es eigentlich beabsichtigt war. Und als er ging, tat es dem jungen Dieb tatsächlich sogar ein wenig leid. Als der Blonde sich zum gehen wandte, drückte sich Farley von der Reling ab und hob entschuldigend die Hände – obwohl er sich nicht sicher war, ob der andere sich überhaupt umdrehen und die Geste bemerken würde.
„Woow, da ist jemand nicht zum Scherzen aufgelegt, ich verstehe.“ Sein Tonfall war keineswegs mehr hämisch, es war ruhig und sachlich und weil er das Gefühl hatte, dass er den anderen – den er eigentlich nicht weglassen wollte, weil er einfach noch nicht herausgefunden hatte, ob und woher er dieses Gesicht kannte – vielleicht doch noch zum Bleiben bewegen konnte, schob er hinterher:
„Ich werde meine Schuld begleichen. Nur nicht mit Holzarbeiten. Ich habe andere Talente, die vielleicht nützlicher sein könnten. Und auch wenn ihr den Rumpf für die Möglichkeiten, die sich hier bieten, zugegeben gut geflickt habt, werden wir doch noch einiges besorgen müssen, um die Lady hier wieder für lange Touren tauglich zu kriegen. Dabei kann und werde ich helfen. Und dann brauchen du und ich uns keine Gedanken mehr über meine Schuld zu machen.“
Die Worte kamen nicht mehr so laut und aufmüpfig über seine Lippen. Lediglich der letzte Satz nahm einen kleinen Umschwung im Tonfall – und machte deutlich, dass ihm die Anschuldigung sich durchzuschnorren, doch ein wenig aufgestoßen war. Nachdem er geendet hatte, überließ er es nun allerdings dem anderen, ob er auf das kleine Friedensangebot eingehen wollte. Farley verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich dort an die Reling, wo er jetzt stand und wartete auf die Reaktion – von der er hoffte, dass sie nicht unter Deck verschwinden würde. Dann würde er nämlich keine Chance mehr haben herauszufinden, woher er den Blondschopf womöglich doch kannte.