23.06.2018, 12:22
Gerade in dem Moment, in dem Lucien sich wieder aufrichtete, antwortete sie, ließ ihn in der Bewegung innehalten und vielleicht für eine Sekunde sichtbar überrascht den Blick auf die Schwarzhaarige richten. Nicht die Tatsache dass, sondern die Art und Weise wie sie sich bedankte ließ ihn aufmerken. Auf ihren Lippen lag ein ehrliches Lächeln, das bis zu ihren himmelblauen Augen reichte. Dieses Lächeln, das ihm schon beim ersten Mal so gefallen hatte, das ihre Züge, ihr Wesen weicher machte als sonst und bewies, dass dahinter ein Mensch steckte, der nicht nur kämpfen musste.
Ganz genau wie Talin.
Der Ausdruck auf seinen Zügen wurde weicher, sein Lächeln wärmer, verlor für diesen Moment seinen herausfordernden Charakter. Irgendwie klar, dass die beiden jungen Frauen sich so gut verstanden. Sie waren sich beide verdammt ähnlich. Und das erklärte auch, weshalb er Shanaya schon jetzt mochte – abgesehen davon, dass er Frauen ihres Schlags schon immer interessanter fand, als alles andere.
Eine Antwort erhielt sie jedoch nicht. Jedenfalls nicht mit Worten. Der Dunkelhaarige war schlicht und ergreifend nicht gut darin, etwas für andere zu tun. Dankbarkeit war deshalb nichts, was ihm allzu oft begegnete, oder was er tatsächlich gewollt hätte. Der Dank anderer interessierte ihn selten und doch bemerkte er gerade deshalb, dass er das gern für sie getan hatte.
Als die Schwarzhaarige schließlich weiter sprach, durchbrach sie den Bann und das allseits gelassene Lächeln kehrte auf Luciens Lippen zurück.
„Ich dachte, ich mache erst mal wieder gut, dass ich dich gestern in der Kombüse beinahe habe verhungern lassen.“
Er verkniff sich ein Grinsen. Nur die tiefgrünen Augen leuchteten kurz belustigt, während er beiläufig die Machete zog, die in seinem Gürtel steckte und es Shanaya gleich tat, indem er mit der viel zu langen Klinge die Frucht in seiner Hand in zwei Hälften teilte.
„Ich suche Frischwasser.“, antwortete der Dunkelhaarige schließlich wahrheitsgemäß, schob die Machete wieder in den Gürtel und biss dann in eine der Fruchtstücke, die er beide in einer Hand balancierte. „Nicht weit von hier hab' ich einen kleinen Teich gefunden, aber der war schon hinüber. Jetzt bin ich auf dem Weg zu diesem Berg da drüben.“ Er nickte in die entsprechende Richtung – weiter hinein in den Dschungel. „Meistens wird man da fündig.“
Noch einmal biss er in seine Sternfrucht, zögerte einen Moment, in dem die grünen Augen zu ihr zurück kehrten und sie musterten, ehe sich ein sanft-spöttisches Schmunzeln auf seine Lippen legte.
„Und was treibt dich ganz alleine in den Dschungel, holde Maid?“