18.06.2018, 10:10
Dieses Lächeln war irgendwie beängstigend. Überlegen kam es ihm vor und wissend. Was hatte die Frau alles mitbekommen? Und was hatte sie getan, dass sie so selbstsicher auftrat und meinte, dass er ihr was Schuldete? Oder galt das nur an den anderen Mann? Nein ihre Worte waren eindeutig.
„Nein.“ Antwortete Kell ehrlich, „Weiß ich nicht.“ Er konnte schließlich nicht Hellsehen – das wäre mal ein Talent, bei dem er sich wohl keine Geldsorgen mehr machen musste – und er war eben noch damit beschäftig gewesen sich der Verfolger zu erwehren, bis…
„Warst du das mit den Schweinen?“ riet er ins Blaue hinein. Er hatte schließlich nur geschlussfolgert, dass seine Frau da ihre Finger im Spiel hatte. Aber genauso gut konnte es auch diese Frau gewesen sein, oder? Er versuchte sich an die Gegebenheiten um ihn herum auf dem Platz zu erinnern. Aber was um ihn herum geschehen war und nicht mit den beiden Stadtwachen zu tun hatte, war eine einzige verschwommene Masse.
„Dann bin ich euch tatsächlich zu Dank verpflichtet.“ Meinte er, noch ehe die Frau dazu etwas sagen konnte. Und leicht deute er eine Verbeugung an. Nicht eine, wie man sie am Hofe vollführt, sondern eine, wie sie einem Schausteller auf der Bühne gebührte. Es sollte kein Hohn sein und ein dankbares Lächeln umspielte seine Lippen, während er sich mit einer Hand an dem Geländer abstütze.
Dann wandte sich Kells Blick dem zweiten Mann zu und musterte ihn kurz.
Warum war er so erpicht darauf diese Schuld zu begleichen? Wenn sie doch kein Geld von ihm haben wollte, sollte er froh sein und es ihr nicht noch weiter aufdrängen. Irgendwas kam ihm an diesem Herren bekannt vor, aber um tiefer in seinem Gedächtnis zu kramen, fehlte ihm gerade die Ruhe. Wichtig war nur, er war gerade eindeutig nicht hinter ihm her und somit war dieses Gefühl auch unwichtig.
„Tja, ich habe auch nichts bei mir um meine Schuld zu begleichen. Ich würde euch ja mein letztes Hemd geben, aber..“ er deutete kurz auf seinen nackten Oberkörper und hielt dann Nichtshabend die Hände nach oben. Und Taschen besaß er auch gerade nicht am Mann.
Sie sollte halt sagen, was sie wollte, oder ihn gehen lassen. Was für einen Gegengefallen konnte er ihr schon machen? Es viel ihm unglaublich schwer diese Frau einzuschätzen. Weder sah sie aus, wie eine feine Dame, noch wie ein einfaches Dienstmädchen. Am ehesten würde er sie tatsächlich zu den Schaustellern packen, aber von denen kannte er doch einen sehr großen Teil und über eine solche Frau, wie sie gerade vor ihm stand, würde man auch unter seinesgleichen Reden. Das gebot schon einfach ihre Ausstrahlung.
Der Andere schien ähnlich zu denken. Oder zumindest dem Frieden, der gerade herrschte nicht zu trauen. Und das sollte er auch nicht. Der Mann wirkte angespannt und gehetzt. Ein wenig unsicher und seinem Glück nicht trauend. Er hatte ihn nicht verfolgt, er wurde selbst verfolgt, ging Kell nun endlich ein Licht auf.
Kurz huschte Kells Blick die Gasse entlang. Zurück zum Hauptplatz war eine ganz schlechte Idee. Also blieb nur der weitere Weg die Gasse entlang.
„Wir sollten hier keine Wurzeln schlagen.“ Warf er ein und hoffte damit auch dem Impuls des anderen zu treffen. Jetzt wo es ruhig war, war der beste Zeitpunkt um sich zu verdrücken, egal, ob die Frau jetzt was haben wollte, oder nicht. Das konnte man auch woanders klären.