17.06.2018, 19:13
Ich brauch' 'n Waldbrand
Ich pass' nicht ins Bild, gehör' hier nicht hin [...] Egal, wie ich's dreh und wende,
ich geh' Hand in Hand mit Ethanol ins Niemandsland.
25 .März 1822 | Enrique & Skadi | abends unter Deck
Ich pass' nicht ins Bild, gehör' hier nicht hin [...] Egal, wie ich's dreh und wende,
ich geh' Hand in Hand mit Ethanol ins Niemandsland.
25 .März 1822 | Enrique & Skadi | abends unter Deck
Stimmen schwirrten um sie herum, wie helle Lichter. Wirkten ausgelassener und unbeschwerter, als an jedem anderen Tag zuvor auf diesem Schiff. Skadi wusste nicht, woher diese Launen zuweilen kamen und ob sie etwas mit den Neuankömmlingen, den erlegten Tieren oder der Rückkehr des Kapitäns zu tun hatten. Doch letztlich spielte es keine Rolle. Solange wie die Aufmerksamkeit allem anderen als ihr galt, konnte sie die vielleicht letzten Tage auf diesem Schiff mit ihrer Lüge überleben. Niemand wusste, wer sie wirklich war - ausgenommen von Gregory, dem sie diese Bürde nicht länger auferlegen konnte. Er war vielleicht stark genug, um in den ersten Tagen Stillschweigen darüber zu bewahren. Doch Skadi waren die Blicke nicht entgangen, die er ihr heimlich zuwarf, sobald er sich in Sicherheit wähnte. Dieses Geheimnis quälte ihn. Und es dauerte nicht mehr lang, bis dieses kleine Mädchen oder ihre Freundin alles aus ihm herausquetschten. Denn die Frauen waren das womöglich größte Problem auf diesem Schiff. Sie schienen einen siebten Sinn dafür zu haben, wenn etwas Unausgesprochenes im Raum stand. Ihre Spitzfindigkeiten und ihr Biss konnten Skadi zum Verhängnis werden, wenn sie nicht bald Maßnahmen einleitete. Und es blieb wohl kaum ein Geheimnis, dass eine unfreiwillige Enttarnung schwerwiegende Konsequenzen für sie haben konnte. Doch sie konnte sich diesem Lucien nicht anvertrauen, wenn der einzige Mensch auf diesem Schiff, zu dem sie so etwas wie ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte, nichts von ihrer wahren Identität wusste. Ihn vor den Kopf zu stoßen, wäre das letzte, was sie wollte. Ganz gleich wie schwer dieser Augenblick werden würde, sie hatte keine anderen Wahl mehr.
Tagelang war sie nun schon um Enrique herum geschlichen. Darauf hoffend, dass sie einen guten Moment abpassen konnte. Nur um festzustellen, dass seine Miene versteinert und düster aussah. Etwas beschäftigte ihn. Machte ihn wortkarg und einsilbig. Selbst ihre Anwesenheit schien ihm dann und wann zu viel zu sein - ganz gleich ob sie schweigend bei ihm saß und die anderen beobachtete oder ihn versuchte in ein belangloses Gespräch zu verwickeln. Es war kein Durchkommen gewesen. Bis gestern.
Tief einatmend glitt der dunkle Haarschopf gegen das Holz. Gönnte ihren Augen eine kurze Pause, in der vollkommene Dunkelheit Einzug hielt. Sie würde mit ihm reden, heute. Und egal wie es ausging; Skadi würde es nicht bereuen. Es war das Richtige, das einzig Richtige, dass sie nach all dem noch tun konnte. Und doch fühlte sie bereits den leisen Anflug von Unbehagen in ihren Fingerspitzen. Versuchte das Kribbeln zu ignorieren, dass ihr klar machte, dass der Ausgang dieser Geschichte vielleicht ihrem rationalen Verstand, aber nicht ihrer emotionalen Seite egal war. Vielleicht signalisierte ihr Körper ihr auch nur, dass er es leid war, vor den Quartieren zu warten und sich all dem schutzlos auszuliefern. Doch egal was es war; Skadi schluckte es energisch hinab. Gönnte sich noch einen tiefen Atemzug, ehe sie sich wieder zur vollen Größe aufrichtete und mit dem Rücken gegen die Wand gleiten ließ. Die dunklen Augenpaare den Flur auf und ab streifend, auf der Suche nach dem dunkelhaarigen Leutnant.