12.06.2018, 23:36
We're all made of stars
You can be anything you wanna beYou can go anywhere you wanna see
A little hard work and you can do it
Faith will get you through it
So many possibilities
You gotta believe, see it, and you can be it
The answers are all inside yourself
The universe has loads of space
And the gift that it gave to the whole human race is that
We're all made of stars, we're all made of dreams
No matter who you are, you can do what you want
Go where you like, be who you wanna be
29. März 1820, Nachmittag
Talin Dravean & Elian Montrose
Elian war unter Deck bei einem seiner Patienten gewesen, während das schnittige Marineschiff in den Hafen von Kitar einlief. Erst als der Rummel oben abnahm und er seinen Pflichten ausreichend nachgekommen war, begab er sich nach oben, um bei dem wachhabenden Offizier die Erlaubnis für einen Landgang einzuholen. Diese war schnell erteilt, und so machte sich der junge Militärarzt alleine auf in die kleine Stadt, in die ihm seine Offiziers-Kameraden zum Großteil bereits voraus gegangen waren. Es machte ihm nichts aus, zurückgelassen worden zu sein; tatsächlich war er ganz froh, die Gesichter, die er tagaus, tagein um sich hatte, für eine kurze Weile nicht sehen zu müssen.
Sein erster Weg führte ihn zur Poststation, wo er das Bündel Briefe, die sich seit dem letzten Landgang angesammelt hatten, aufgab. Die meisten gingen diesmal an seine Geschwister in Raízun. Alle Schreiben an Rhys würde er diesem in nur wenigen Wochen persönlich geben, ja, sogar vorlesen können. Himmel, er konnte es kaum erwarten, den Freund wiederzusehen! Jedes Mal, wenn Elian daran dachte, spürte er, wie sich sein ganzes Gesicht zu einem breiten Grinsen verformte und in seinem Magen ein ganzer Haufen Schmetterlinge tobten. Wenn es irgendwie ginge, würde er darum bitten, auf Rhys' Schiff versetzt zu werden. Oder Rhys auf sein Schiff versetzen zu lassen. Sie hatten auf der letzten Reise während eines kleinen Gefechts gegen Piraten einen der Offiziere verloren, es wäre nur sinnvoll, sich bald um Ersatz zu bemühen.
Nachdem er die Briefe abgegeben hatte, stand Elian kurz unschlüssig auf der Straße. So ganz wusste er nicht, wohin. Einerseits wäre ein guter Trunk jetzt nicht zu verachten, andererseits graute es ihn, sich in das stickige Gedränge einer Hafenschenke zu begeben, am Ende noch Offizierskameraden zu treffen und sich mit denselben langweiligen Gesprächsthemen herumschlagen zu müssen, die sie bei den Landgängen immer hatten. Oder gar zu riskieren, dass sie ihn wieder in ein Bordell mitschleiften und er dann sein hart erarbeitetes Geld darauf verschwenden musste, mit einer Hure untätig in ihrer Kammer zu sitzen, lange genug, bis niemand sein Fortgehen bemerken oder sich wundern könnte, warum er so schnell fertig war. Es war nicht mal, dass ihn Frauen nicht interessierten... Frauen für Geld interessierten ihn nicht. Na gut, und andere Frauen kannte er nur bedingt. Bisher war das "schöne Geschlecht" Elian jedenfalls durch die Bank eher langweilig vorgekommen, abgesehen von seiner Schwester hatte keine ihn über mehrere Treffen hinweg in einem Gespräch fesseln können. Gut, das war kein reines Frauen-Problem, es ging ihm mit den meisten Menschen so. Irgendwann hörten sie auf ihn zu überraschen, und auch wenn er sie immer noch mochte und ab und an sehr gern Zeit mit ihnen verbrachte, brauchte er immer mal wieder eine klare Pause von seinen Freunden, die seinen Hang zur Reflektion über Götter und die Welt nicht so ganz teilten.
Im Vergleich dazu waren Rhys und Elian über Jahre nicht die Themen ausgegangen. Womit klar sein dürfte, wieso er Freundschaft der Liebe bisher ganz klar vorzog und wieso er seinen Freund so schmerzlich vermisst hatte. Regelmäßige Briefe waren längst nicht genug, um einander alle Gedanken mitzuteilen!
Nach einer Weile merkte Elian, dass ihn ebendiese Gedanken davon abgehalten hatten, auf seine Schritte zu achten. Unverhofft fand er sich am Hafen wider, wohin er erstmal noch gar nicht gewollt hatte. Er blieb stehen, erwog, wieder zurück ins Stadtzentrum zu wandern, aber die Sonne schien gerade besonders herrlich auf ihn herunter, es ging ein leichter Wind vom Meer her und erfrischte ihn, und da es noch nicht allzu sehr gegen Abend ging und die meisten Fischer noch auf See waren, hatte er die Docks annähernd für sich selbst.
Er spazierte noch ein Stück von seinem Schiff weg, suchte sich ein schönes Plätzchen bei einem Stapel Fässer, an die er sich halb anlehnen konnte, und packte seine Geige aus. Bald plätscherten heitere Melodien von seinen Saiten. Wenn er bei der Marine eines aufgeschnappt hatte, dann einen großen Schatz von Shantys und Trinkliedern, die sich mit ein wenig Improvisation leicht in Jigs und Reels abändern ließen. Je länger er spielte, desto leichter wurde ihm ums Herz, und desto schwungvoller und fantastischer wurden die Lieder, die ihm einfielen.