12.06.2018, 15:52
Sie fiel förmlich aus allen Wolken, als Lucien die Schwarzhaarige ansprach. Zumindest sackte sie ein ganzes Stück nach unten, landete von den Zehenspitzen wieder auf dem Boden der Tatsachen, auf den er sie rüde zurück gerissen hatte – und wirbelte mit gezogenem Degen zu ihm herum. Damit hätte er eigentlich rechnen müssen. Trotzdem, da er keine zwei Schritte entfernt von ihr stand, zuckte er unwillkürlich ein kleines Stück zurück und blinzelte, ehe das Herz des Süchtigen seinen Puls energisch beschleunigte, um ihm mal wieder zu demonstrieren, wie sehr ihn die Gefahr doch reizte. Nicht, dass er das nicht längst wusste. Ein flüchtiges, aber ehrlich amüsiertes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Die grünen Augen wanderten von der Spitze der Klinge zu ihrer Besitzerin, ehe er mit gelassener Langsamkeit die verschränkten Hände löste und so tat, als ergebe er sich. Ein leiser provozierender Ausdruck legte sich in sein Lächeln, doch er ließ die Arme erst sinken, als auch Shanaya die Waffe zurück nahm.
„Es ist warm. Was ist deine Ausrede?“
Ein freches Grinsen schwang in seiner Stimme mit. Er hatte kurz überlegt, ob er ihr erklärte, dass er viel lieber nackt herum lief und es nur deshalb nicht tat, weil der Anstand es ihm verbot. Kurz war ihm danach. Aber er hatte sich dann doch lieber für die Wahrheit entschieden, auch wenn er fest damit rechnete, dass sie ihm das sogar geglaubt hätte. Bis auf die Sache mit dem Anstand.
Beiläufig huschten die grünen Augen zu dem Stock hinüber, der gefährlich nahe auf Höhe seines Kopfes durch die Luft sauste. Doch da sie ihn noch weit genug von Lucien entfernt hielt, wanderte sein Blick recht schnell zurück zu der Schwarzhaarigen. Auf ihre Worte hin erklang ein spöttisches Schnauben. Er hakte die Daumen in seinen Gürtel und stellte sich bequemer hin, bevor er antwortete.
„Wenn das bei dir nicht ständig funktionieren würde, Shanaya... würde ich mir vielleicht mehr Mühe geben.“ Wieder blitzte es spöttisch in den grünen Augen auf. „Aber lass dich von mir nicht stören. Du hattest es fast..“
Er hätte ihr natürlich auch einfach seine Hilfe anbieten können. Immerhin war er beinahe einen Kopf größer als sie. Aber dann hätte er sich ja um dieses wirklich beeindruckende Bild gebracht, das sie ihm gerade bot. Darüber hinaus war ihm gerade nicht danach, die Distanz zwischen ihnen allzu leichtfertig zu überbrücken...