09.06.2018, 19:18
Es war ein stetes Auf und Ab. Über umgefallene, bemooste Baumstämme, über Pflanzen, die ihres Erachtens nach zu hübsch waren, um sie einfach platt zu treten und alles, was Shanaya sich noch so in den Weg legte. Und trotz der drückenden Wärme drang ein hoch motiviertes, gut gelauntes Summen über die Lippen der jungen Frau, die sich den Weg mit ihrem Degen mehr schlecht als recht frei schlug. Natürlich, sie hätte auch den schon vorgegebenen Pfad wählen können – aber wo blieb da die Spannung? Und SIE würde sich hier sicher nicht verirren, ein prüfender Blick auf den Kompass half dabei bestens. Aber die Kopfschmerzen hatten sich endgültig erledigt, wenn sie nicht an die Wunde fasste, und sie war es leid, auf dem Schiff herum zu hängen. Also wurde diese Chance bestmöglich genutzt – und auch wenn ihr immer Mal wieder ein Ast ins Gesicht schlug – davon ließ sich die junge Frau gewiss nicht aufhalten. Eine neue Aufgabe hatte also her gemusst, und dieser ging es nun nachzugehen. Den Degen munter durch die Luft schwingen lassend, selbst wenn gerade kein Busch im Weg war, bahnte Shanaya sich ihren Weg, blickte sich aufmerksam um, auch wenn sie nicht glaubte, hier eine ausreichende Wasserquelle zu finden. Aber ihre Hände waren mit dem Degen beschäftigt, ihr Kopf mit der Suche nach einem Ziel. Was sollte schief gehen?
Dieser Gedanke hielt sich jedenfalls, bis sie zu einem Ort kam, der keine wirkliche Lichtung war, jedoch war hier ein bisschen weniger von... allem. Die Luft war hier genauso stickig, sodass die Schwarzhaarige sich kurz über die Stirn fuhr, leise schnaufte und den hellen Blick schweifen ließ. Die Flasche an ihrem Gürtel wurde leichter, aber eine kleine Pause würde sie sich wohl trotzdem gönnen können. Vielleicht fand sie ja bald ihr Ziel, dann brauchte sie sich um ihre Versorgung für den Weg keine Gedanken machen müssen. Also trat sie in die Nähe des Baumes, wollte gerade ihre Tasche ablegen, als ihr Blick nach oben ging, direkt etwas erkannte, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Zuerst blieb die Dunkelhaarige nur stehen, den Kopf nach oben gewandt. Was sie dort sah, sah wirklich verführerisch aus... hm. Ein prüfender Blick zu beiden Seiten. Niemand da. Nun nahm sie doch die Tasche von ihrer Schulter, ließ sie bei den Wurzeln des Baumes auf den Boden gleiten, genau wie die Flasche, die an ihrem Gürtel baumelte und die Scheide des Degens, dessen Knauf sie jedoch fest umklammerte, die Früchte des Baumes im Blick. Sie konnte nicht genau erkennen, wie viele der Früchte dort hingen, aber es waren die tiefsten, am leichtesten zu erreichen, ohne dass sie klettern musste. Sonst hatte sie Nichts dagegen, sich in einen Baum zu begeben... aber unter diesen Umständen... mit dem Degen in der Hand trat sie nun also direkt unter die Früchte, den Blick weiterhin nach oben gerichtet. Sie streckte sich, die Hand mit der Klinge gerade nach oben. Aber mehr als ein leichtes Wackeln erreichte sie nicht. Shanayas Lippen verzogen sich, ein leises Schnaufen drang über ihre Lippen. Sie versuchte, sich noch ein wenig größer zu machen – jedoch ohne Erfolg. Sie ließ die Klinge sinken, blickte sich kurz suchend um, trat dann zu einem der etwas höheren Büsche – und hatte schnell etwas passendes gefunden. Es erforderte einige, anstrengende Hiebe, aber nach einigen Momenten hielt die junge Frau einen etwas längeren, massiven Stock in der Hand, mit dem sie zu dem Baum zurück kehrte. Sie hätte sich mit dem Dörrfleisch in ihrer Tasche zufrieden geben können – aber ihr Ehrgeiz war geweckt. Der Stock war ein wenig länger als ihr Degen, aber... auch das reichte nicht aus. Weder die Klinge noch der Ast erreichten mehr als ein Aufzittern der Früchte. Sie konnte sich auf die Zehenspitzen schnellen, noch einmal entnervt schnaufen. Aber es schien Nichts zu helfen. Die Geräusche, die sie nur halbherzig wahrgenommen hatte, waren beinahe schon wieder vergessen. Wenn es ein wildes Tier war, würde es schon wieder verschwinden – oder sie hatte etwas anderes zum Abendessen. Aber die Dunkelhaarige ließ sich nicht von ihrem Plan abbringen, streckte sich noch einmal samt des Stockes nach oben.
„Komm schon...!“
Aber die wenigen Zentimeter, die ihr noch fehlten sorgten dafür, dass keine der Früchte auch nur den Anschein machte, als würde sie gleich vom Baum fallen.