19.04.2018, 01:27
You're in the navy now
17. Mai 1812, MorgenEnrique de Guzmán & Elian Montrose
Now you remember what the draft man said
Nothing to do all day but stay in bed
You're in the [navy] now
Oh, oh you're in the [navy], now
You'll be a hero of the neighborhood
Nobody knows that you left for good
You're in the [navy] now
Oh, oh you're in the [navy], now
Lange vor der Sonne aus dem Bett getrommelt, mit Eiswasser sauber geschrubbt und dann ohne Frühstück, aber in seiner neuen Uniform zusammen mit allen anderen auf einer Art Versammlungsplatz zusammen kommen, alle "Neuen" bitte in die erste Reihe... Elian war nie ein besonders schüchterner Junge gewesen, aber als er an seinem ersten Morgen als frischgebackener Kadett zum Appell antrat, musste er sich selbst eingestehen: Sein Herz war ihm ohne sein Zutun einfach so in die Hose gesackt und baumelte dort jetzt irgendwo auf der Höhe seiner Kniekehlen herum. Wenn nicht sogar tiefer. Platz war mehr als genug, denn als Zwölfjähriger war der Montrose-Sprössling einer der kleinsten Burschen hier - und entsprechend hatte es keine Uniform gegeben, die ihm perfekt gepasst hätte. Die Ärmel seiner Uniformjacke waren einmal umgeschlagen, seine Hose wurde von einem Paar Hosenträger oben gehalten und war fachgerecht mit einem Gürtel so an seiner Taille festgemacht worden, dass sie nicht herum schlackern konnte. Immerhin die Stiefel waren nur einen Fingerbreit zu groß, was er mit einem dicken Paar Socken hatte beheben können. Jetzt drückten sie ein wenig, aber immerhin rutschte er nicht darin herum.
Einen Vorteil hatte seine Größe: Er stach aus der Gruppe weitaus weniger heraus als die ältesten Burschen, die das Gros ihrer neuen Kameraden um nahezu Haupteslänge überragten. Elian schluckte den Kloß in seinem Hals tapfer herunter, wählte eine Gruppe von Knaben, die nur wenig älter sein konnten als er selbst, und näherte sich ihnen, um sich vorzustellen. Sie würden schon nicht beißen - oder?
Er wollte gerade die Hand ausstrecken, hatte sogar schon die Worte in seinem Kopf zurecht gelegt, da brüllte einer der langen Lulatsche, die scheinbar schon länger hier lebten, "Aaaachtung!", knallte seine Fersen zusammen und stand stramm. Noch ein wenig verwirrt ahmten die Neulinge den militärischen Gruß nach, mehr oder weniger enthusiastisch und mit unsicheren Blicken zu den Kadetten hinter ihnen. Elian deutete die Bewegung lediglich an - dieses Knallen sah schmerzhaft aus, danke, darauf konnte er momentan gut verzichten - und versuchte dann krampfhaft, die imposante Körperstellung der Kameraden in der Reihe hinter ihm zu imitieren. Unwillkürlich wurde er sich bewusst, wie schlecht seine Uniform an seinem dürren Körper saß, und dass er ungefähr einen Kopf kleiner war als die Jungen rechts und links von ihm, wodurch er noch winziger wirkte als sowieso schon.
Eine Bewegung von hinten ließ vermuten, dass eine weitere Person auf den Platz getreten war und die aufgereihten Rekruten nun gemächlich umrundete. Elian versuchte, an an seinen Nebenmännern vorbei zu schielen, und als das nicht gelingen wollte, verlagerte er sein Gewicht möglichst unauffällig nach vorne, um an der Formation vorbei einen Blick auf den Neuankömmling zu erhaschen.
Eines war sofort klar: Der Mann musste irgendeine Art von Offizier sein. Er trug Abzeichen an seiner Uniform, die Elian noch nicht hunderprozentig zuordnen konnte, er stolzierte herum, als gehöre ihm die Welt und starrte jeden der Jungen in der ersten Reihe nacheinander an, als wolle er ihn auf der Stelle schmelzen. Elian zuckte zurück in die Formation, blickte stur geradeaus ins Leere und blinzelte wie wild, weil seine Nase angefangen hatte zu jucken und er sich nicht sicher war, ob das hier ein guter Moment dafür war, um an ihr zu kratzen.
Der Mann hatte seine Musterung offenbar noch nicht zur Zufriedenheit abgeschlossen, denn er wanderte weiter die vordere Reihe entlang, während er den Burschen einen Fluss von Worten entgegen bellte, der sich nach einer Weile als eine Art von Begrüßung entpuppte.