06.04.2018, 21:46
Trevor rollte sich gerade noch zur Seite, das Metalldings krachte Zentimeter neben ihm in die Planken. Woah! Was war das denn für ein Teil?! Es war rund und stachelig und hing an einer Kette und Trevor brauchte unbedingt auch so eins! Mit einem Ruck war er wieder auf den Beinen, nur um sich gleich wieder unter einem Säbelhieb zu ducken, der nicht einmal ihm gegolten hatte. Der Mann hinter ihm spielte bloß Windmühle beim Ausholen. Trevor lachte auf und riss das Entermesser gerade noch rechtzeitig hoch, um den Schlag eines anderen zu parieren. Eine geschickte Drehung, ein ersticktes Keuchen, ein Fremder weniger auf dem Deck der Sirène. Trevor zog die Klinge schwungvoll aus dem toten Körper, traf dabei dem Mann hinter ihm mit dem Knauf, der taumelte vor und direkt in Finnions Messer hinein. Hoppla.
„Hoppla“, das fasste wohl diese ganze Aktion ziemlich gut zusammen. Sie hatten doch das andere Schiff entern wollen! Trevor hatte sich schon darauf gefreut! Und dann – hoppla! – hopste deren Crew plötzlich auf ihre Sirène. Ungefähr fünf Herzschläge lang (er hatte mitgezählt, jawohl!) hatte ihn das ziemlich sauer gemacht. Aber dann hatte er dieses Walross von einem Mann mit seinem runden Stacheldings an der Kette gesehen und sich auf der Stelle verliebt! Apropos, wo steckte der Kerl?!
Trevor drehte sich zwei Mal um sich selbst und wich dabei mehr aus Glück denn weiser Vorausschauung einem erneuten Säbelhieb aus. Ja, verdammt, mittlerweile fand er es klasse, auf seinem eigenem Schiff zu kämpfen! Auch wenn er der Queen Joanna noch hin und wieder einen sehnsüchtigen Blick zuwarf. Aber er kannte das Deck der Sirène besser als die Löcher in seinem Hemd und er wusste, dass er sich genau jetzt nach links werfen musste, damit sich das Säbel seines wirklich niedlich winzigen Gegners in den Mast bohrte und nicht in seinen Bauch und wenn er sich nur einen halben Meter zu weit abrollte, schlug er sich den Kopf an einem Fass ein (das war ihm schon zwei Mal fast passiert) und oooh, ein Tau, er hatte das hier nicht liegen gelassen, ehrlich nicht! Er stolperte elegant darüber, war mit dem nächsten Satz auf dem Fass, von hier oben konnte man so toll gucken! War das Greg da drüben? Das war er, und er sah unglücklich aus, warum sah er denn immer so unglücklich aus! Trevor stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können – bedauerlicherweise versperrte ihm jetzt der Lauf einer Donnerbüchse die Sicht. Hoppla.
Er war unten, einen Atemzug nach dem der Schuss gefallen war, war er getroffen, er hatte keine Ahnung, er spürte gar nichts und hundert Dinge auf ein Mal, so ein Chaos aber auch! Aber unter den hundert Dingen waren das Entermesser in seiner Linken und die Planken unter seinen Füßen und er nahm jetzt ganz einfach mal an, dass sein Schädel noch auf seinen Schultern saß. Zumindest, wenn er sich jetzt noch schnell genug duckte!
„Hey, Greg!“
Er tauchte unter einer Axt, einem Degen und zwei Fäusten hindurch, stellte einem Fremden einen Bein und sah einen Moment ehrlich fasziniert einem fliegendem Schuh hinterher, dann hatte er seinen Bruder erreicht. Der kreuzte gerade wenig begeistert die Klinge mit einem Mann, der aussah, als hätte er es wirklich besser wissen müssen. Kurzerhand packte Trevor dessen erhobene Waffenhand mit der freien rechten, hielt sie fest und stieß ihm das Entermesser in die Seite. Einen Herzschlag lang sah er zu, wie der Fremde zu Boden sank. Im nächsten Moment strahlte er seinen Bruder triumphierend an.
„Hab dich zuerst gefunden!“
Er wusste, dass Greg ihn gesucht hatte. Greg suchte ihn immer.
„Du – Oh! Hey Rayon!“
Er klang so überrascht, als wäre der Hüne mit der Streitaxt eben erst aus dem Boden gewachsen. Sein Hirn selektierte mal wieder fröhlich – diesmal jedoch anscheinend sogar halbwegs sinnvoll, Rayon gehörte schließlich zu ihnen. Und er kam bestimmt ganz hervorragend mit „seinem“ Fremden zurecht.
„Ihr habt das ja fast gemütlich hier hinten!“
Trevor sprang über den Mann am Boden hinweg, halb um ihn zwischen sich und den anderen Kämpfenden zu haben und halb, um näher bei seinem Bruder zu sein, bevor er theatralisch die Arme ausbreitete. Sooo viel Platz! Im Vergleich zum Chaos rechts zumindest. Ein super Ort für einen Zweikampf! Oder so was ähnliches! Trevors Augen leuchteten auf.
„Hey, ihr habt nicht zufällig so einen großen Typen mit einem stacheligem Kugeldings an einer Kette gesehen?! Das ist –“, er holte plötzlich tief Luft, sein Körper erinnerte sich gerade, wie außer Atem er eigentlich sein sollte, „– das Ding ist sooo cool, Greg, meinst du, ich kann das haben?! Es ist auch gar nicht schwer zu benutzen, man wirbelt es einfach so durch die Luft und dann WÄMM!“
Er boxte seinen Bruder gegen die Schulter, bemerkte im selben Zug, dass Arm und Hand voller Blut waren, und plapperte eilig weiter.
„Fast hätte ich es vorhin gegen den Kopf bekommen! Aber nur fast, sonst wäre ich jetzt Matsch! Hey, da, da ist er, der da!“
Schon fuchtelte er mit beiden Hände samt Entermesser in der Luft.
„Huhu! Du da! Mit dem Stacheldings! Ja genau, du! Hierher!“
Und das Walross setzte sich tatsächlich in Bewegung.
[Eigentlich sollte er höchstens einen Absatz lang lebensmüde übers Schiff hopsen. Ich schwör‘s. Ich hab‘s versucht. Aber dann hatten wir irgendwie Spaß daran und da war dieses Fass und … o.O]