25.03.2018, 01:10
Das kam alles so überraschend! Die Verwirrung musste Thaddeus bestimmt ins Gesicht gemeißelt worden sein, weil er selbst, nach der Erklärung warum ihn der gutgelaunte Fremde einfach mit schleppte, immer noch etwas dümmlich aus der Wäsche sah. Wenigstens hatte er durch das Gezerre und Geschleppe keinen Blick für die wirren Gesichtsmimiken des Rackham, der erneut irgendeine Konstellation seiner Beiner suchte, um bei dem Schwung nicht direkt auf die Schnauze zu fallen.
Okay, dann hatte er also den Diebstahl gesehen, was ein gutes Zeichen war, um das gesparte Geld wiederzubekommen. Sein stürmischer Freund hier war als Thaddeus einzige Rettung. So gesehen hin sein Leben von diesem fröhlichen Fremden ab.
Bei den nächsten Worten konnte er nicht anders als zu schmunzeln. Fassbalancierkünstler? Wie lang hatte er auf dem Fass gestanden und wieso war es dem Rackham nicht vorher aufgefallen? Bei Gelegenheit sollte er ihn darauf ansprechen und eine Vorführung beantragen, am Besten nach dem ausgegebenen Alkohol, den er ihm beim Wiederfinden versprochen hatte. Thaddeus würde es sich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, nur wurden seine Gedanken aus der Bahn geschleudert, weil ihm der Jüngere, so schätzte, ihn der Wahrsager ein, sofort eine ausführliche (doch ziemlich verwirrende) Erläuterung überlieferte. An den Jungen, der in Thaddeus hineingelaufen war, konnte er sich erinnern, doch der zweite Mann, von dem der Kerl redete, war ihm unbekannt. Natürlich, wenn er sich an den Wahrsager herangeschlichen hatte. Blau, Schwarz, Grau? Ziemlich vage gehalten die Beschreibung.
“Wo-uff!?” Rackham stieß gegen eine Schulter, gegen seine Schulter, und musste drei Schritte zurückgehen, weil man ihm diese Richtung regelrecht aufzwang.
Die Verfolgung glich immer mehr einem Vergnügungspark. Seine Beine schmerzten von dem Tempo, seine Gedanken schwirrten und drehten sich vermutlich genauso schnell wie sein Körper. Er hätte seinem Begleiter wirklich gerne bei der Suche geholfen, nur war es schwierig, sich auf irgendeinen Punkt zu konzentrieren, wenn sich die Welt schneller drehte als man selbst.
“Für mich sehen gerade alle gleich aus, hier sind zu viele Leute.”
Zu viel Öffentlichkeit. Die sich hoffentlich wenig um zwei Männer scherrten, die nach unbekannten Gesichtern suchten und dabei Arm in Arm durch die Stadt liefen. Wenigstens war der Fremde von seinem Angebot nicht abgeneigt - wenn er ihm das Geld auch wieder beschaffen könnte, dann hatte er sich den Rum, Bier (was ihm auch in dem Sinn stand) redlich verdient, denn der Wahrsager war von seinem Geld wirklich abhängig.
Überrascht setzte Thaddeus einen halben Schritt zurück, weil er absolut nicht damit gerechnet hatte, dass Trevor - so stellte sich der junge Mann bei ihm vor - einfach so stehen blieb. Inmitten einer Menschenmasse, welche sich unangenehm an ihnen vorbei drängte. Sein fröhlicher Begleiter wechselte den Griff, von Arm zur Hand, und erzählte Thaddeus (mit einem sehr breiten Grinsen), dass er der beste Verfolgungsjäger der Insel sei.
“Na schön, Verfolgungsjäger Trevor, dann bin ich wohl dein treuer Gehilfe Thaddeus Rackham! Schnappen wir uns das Diebesduo!” Rackham setzte ziemlich viel Enthusiasmus in seine Stimme, auch wenn seine Mundwinkel sich so extrem vor Belustigung hoben, dass man ihm dies eher weniger abkaufte.
Trevor war schon ein sehr merkwürdiger Kerl, mit dem man sicherlich viel Spaß haben konnte. Allein das Grinsen war noch ansteckender als ein Grippevirus. Kurz wanderte sein Blick über die Leute, vielleicht erkannte er ja in der Masse den Jungen wieder oder sah jemanden, der wirklich verdächtig wirkte. Und in der Tat wurde er auch fündig. Ein Mann, dessen Gesicht er durch den Mantel und einem zu tief hängenden Hut kaum erkennen konnte, starrte direkt in ihre Richtung, oder es sah einfach nur so aus. Jedoch war da dieses Gefühl, etwas bedrohliches, weshalb der Rackham automatisch einen Schritt näher zu Trevor machte. Bestenfalls hätte er den jungen Mann von dessen Blick abgeschirmt, doch da wurde er schon von seinen Begleiter abgelenkt.
Thaddeus drehte sich zur Seite, damit er einen Blick über die Schulter werfen und den besagten Jungen ins Visier nehmen konnte. Tatsache! Allein dadurch, dass der Junge die beiden Männer erkannt und sofort die Flucht ergriffen hatte, war es sehr offensichtlich, dass er in dem Diebstahl verwickelt war.
“Gute Arbeit, Trevor!”, lobte er den weltbesten Verfolgungsjäger mit einem beeindruckenden Lächeln. In dem ganzen Trubel hätte er wohl nicht einmal seine eigene Mutter erkannt.
Sofort - und das war heute nicht das erste Mal - setzte sich unser Herr Strahlemann (wie er Trevor insgeheim taufte) in Bewegung und riss den Wahrsager mit sich. Der Laufschritt war für ihn auch nichts mehr Neues, ungewohnt war einfach nur, dass dies Hand in Hand geschah und Thaddeus sich wirklich festhalten musste, um weder Trevor noch den Jungen zu verlieren.
“Er versucht in der Menschenmasse zu verschwinden, vielleicht will er uns auch von seinem Komplizen weglocken?”
Allen Anschein nach, nutzte der Junge bewusst die vielen Menschen aus, um sich vor seinen Verfolgern verstecken zu können. Er selbst hätte und hatte es damals nicht anders gemacht. Als er Liam kennengelernt hatte. Nun stand er mit Trevor auf der anderen Seite.