12.03.2018, 18:38
Shanaya verengte leicht die Augen, als der Mann neben ihr sein 'kratzbürstig' erklärte. Das war ein breit gefächertes Wort – und auch wenn ihr relativ egal war, wie Rayon es nun meint, es interessierte sie aus reiner Neugierde. Sie konnte die Meinung der Anderen über sie nicht ändern – was sie auch gar nicht wollte – aber umso amüsanter war es zu wissen, wer sie für ein Ekelpaket hielt, und wer nicht. Dann wusste sie, wem sie zukünftig umso mehr auf der Nase herum tanzen konnte. Schließlich war damit deutlich, wer sich provozieren ließ. Rayon gehörte nicht dazu. Trotzdem brummte Shanaya leise, ehe sie zu einer Antwort ansetzte.
„Kratzbürstig... das ist so negativ belastet! Es gibt viel zu wenige, die ihre Meinung sagen. Und mit der zweiten Geige zufrieden geben...“
Ihre Stimme hatte vor allem bei den letzten Worten einen eindeutigen, amüsierten Ton, aber Shanaya verzog leicht das Gesicht. Hauptsache bloß niemandem auf die Füße treten, die Gefahr, jemanden zu verletzen, umgehen. Das hatte ihr noch nie gelegen, wieso auch? Solche Mimosen wie Aspen konnten ruhig wissen, was sie von Ihnen hielt. War nicht ihr Problem, wenn man damit nicht umgehen konnte.
Nach Rayons letzten Worten musterte sie den Dunkelhäutigen kurz aus den Augenwinkeln, nutzte seine kleine Ansprache, um die Augen dann jedoch einen Moment zu schließen, einmal tief einzuatmen. Verdammter Stuhl. Wenigstens saß der Verband noch, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass er mehr störte als alles andere. Erst, als Rayons Stimme einige Momente verstummt war, öffnete Shanaya die blauen Augen wieder, schnaufte und warf einen vielsagenden Blick zur Seite.
„Du klingst wie eine uralte Schildkröte, die mir gerade Lebensweisheiten geben will.“ Die Dunkelhaarige hob leicht eine Augenbraue, schmunzelte aber. „Boshaftigkeit steht mir zwar, aber ich bin vermutlich trotzdem der letzte Mensch, der seinen Optimismus verliert.“
Damit patete sie dem Mann locker auf die Schulter, setzte sich dann langsam auf. Liegen drückte noch mehr auf den Kopf als stehen, also blieb sie lieber in der Aufrechten. So konnte sie dem Mann jedoch einen wunderbaren Blick zuwerfen. Müdigkeit lag in ihrem Lächeln.
„Trotzdem hattest du Zweifel. Aber ihr habt ja mich, ich bleibe für euch alle zuversichtlich. Also... für die Guten unter euch.“