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Jetzt zu gehen wär viel zu leicht
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#2
Farley hatte kein Problem damit dem Blick standzuhalten. Es gehörte irgendwie zu seinem Handwerk dazu, dass er sich nicht von so etwas simplem ins Boxhorn jagen ließ. Und so richtig Furcht einflößend war sie im Grunde genommen auch nicht. Da sie keine neuen Aufgaben verteilt hatte, blieb er wo er war und versuchte ein wenig in ihren Augen zu lesen, allerdings ließ nicht sonderlich viel zu. Wahrscheinlich ließen sich die wenigsten Piraten viel aus ihrer Mimik und generell ihrem Gesicht entlocken. Also musste er es weiter über das Gespräch versuchen, das sich als unterhaltsamer entpuppt hatte, als er es vermutet hatte. „Und wenn dir die ganze Welt offensteht, warum bist du dann überhaupt hier?“ Es war eine durchaus ernst gemeinte Frage, denn Farley konnte sich doch allerlei Besseres vorstellen, als auf einem halbkaputten Piratenschiff herumzuhängen, an dessen Deck sie mittlerweile ein Drittel der Passagiere gar nicht so richtig kennen dürfte.

Shanaya blickte Farley einfach ruhig an, während er ihrem Blick tapfer standhielt. Das war immerhin ein kleiner Punkt für den noch Fremden, die meisten Menschen wichen einem festen Blick aus – egal welches Geschlecht. Was wer der Mann also gewohnt? Zumindest schien das Thema 'männlicher Captain' vorerst beendet zu sein, irgendwie beruhigend. Statt dessen erkundigte ihr Gegenüber sich, wieso genau sie hier war. Bei dieser Frage wurde ihr Lächeln ein wenig breiter. „Eben weil mir die Welt offen steht. Weil ich da sein kann, wo ICH will.“ Eine simple Antwort, und trotzdem sagte sie genug aus. „Es gibt deutlich dreckigere Orte und Schiffe, widerlichere Gesellschaft... Bisher kann ich mich hier also nicht beklagen.“

Ja, da konnte er ihr wohl kaum widersprechen. Dieses vermaledeite Gefängnisschiff gehörte mit Sicherheit dazu. Allerdings überzeugte ihn ihre Antwort trotzdem nicht so richtig. Wie zur Untermalung ließ er seinen Blick über die Holzplanken gleiten und setzte eine sehr zweifelnde Miene auf. „Mir fallen durchaus ein paar bessere ein. Zumindest, was den Zustand des Rumpfes angeht.“ Sein Tonfall war eher feststellen als naserümpfend. Farley war nicht versnobbt. Im Prinzip war es ihm egal, in welchem Zustand sich das Schiff befand, solange es nur fuhr und ihn irgendwo absetzte, wo er wieder seinem unehrlichen Handwerk nachgehen konnte. Er war Schlimmeres gewohnt. „Was dann allerdings die Frage aufwirft, wo du nicht gern wärst.“

Shanaya rechnete fest damit, dass der Mann ihr in irgendeiner Art und Weise widersprechen würde. Wieso hätte er sonst solch eine Frage gestellt? Ihr heller Blick folgte seinem über die Planken, aber an ihrer Miene änderte sich dennoch Nichts. „Ein Umstand, der sich beheben lässt. Genau wie kaputte Segel.“ Gewohnte Sicherheit lag in der Stimme der Schwarzhaarigen, die keinen Platz für irgendwelche Zweifel ließ. Seine nächste Frage entlockte ihr dann ein leises Lachen, ein kurzes Zucken der Schultern. „An genug Orten. Sagen wir... im Moment überall außer hier.“ Vielleicht änderte sich dieser Umstand in den nächsten Tagen, das wusste wohl niemand genau. Aber das war ihr Gedanke in diesem Moment dazu, und er war nicht einmal gelogen. Ob er mehr als Antwort erwartete? Vielleicht. „Wieso willst du das wissen?“

Sie war da optimistischer als er, aber da ihr Tonfall so selbstsicher und optimistisch war, widersprach er nicht. Es war besser sich nicht auf Gedeih und Verderb unbeliebt zu machen. Er zuckte also lediglich mit den Schultern und veränderte seine Position ein wenig. Statt sich weiter auf den Stiel des Besens zu stützen, streckte Farley den Rücken ein wenig durch. Das gab ihm ein wenig Zeit sich eine Antwort für ihre Gegenfrage zu überlegen, die eigentlich zu erwarten gewesen war. „Ich habe nicht viel anderes zu tun. Und ein wenig mehr über andere Menschen zu erfahren, kann eigentlich nie schaden.“ Vor allem, wenn man es schaffte, weniger schöne Dinge über sie herauszubekommen. Aber von dieser Vorstellung konnte er sich bei ihr wohl verabschieden. Sie machte zumindest nicht den Eindruck, ein Plappermaul zu sein. „Klingt jedenfalls, als hättest du was ausgefressen.“ stellte er fest – und überließ es ihr damit, ob sie darauf eingehen wollte oder nicht.

Shanaya schmunzelte über das bloße Zucken seiner Schultern ein wenig amüsiert. Statt einer Antwort bewegte er sich allerdings nur ein wenig, und Shanaya wartete einfach ab. Mal sehen, was sie ihm noch einfiel. Ob er dann schließlich die Wahrheit sagte... das konnte die junge Frau nicht beurteilen, aber das war für sie auch nicht unbedingt entscheidend. „Und das, wo du uns doch so schnell wie möglich wieder verlassen willst?“ Mit einem scheinbar wissenden Grinsen machte die Schwarzhaarige einen lockeren Schritt auf ihr Gegenüber zu, ließ ihn dabei nicht aus den Augen. „Etwas ausgefressen? Ach... das liegt im Auge des Betrachters. Wäre ich ein liebes, kleines Mädchen, wäre ich nicht hier. Und wärst du ein Unschuldslamm, wärst du sicher auch an einem anderen Ort, nicht wahr?“

„Etwas zu wissen, kann niemals schaden. Im Zweifelsfall ist das der entscheidende Vorteil gegenüber denen, die etwas nicht wissen.“ Seine Antwort kam rasch und er schmunzelte. Gerade wenn man hin und wieder lange Finger machte, war es durchaus wichtig in Erfahrung zu bringen, wo sich das Risiko lohnte. Er behielt sein Lächeln auch als sie einen Schritt näher trat. Farley bewegte sich keinen Millimeter, zuckte nicht zurück und wandte auch den Blick nicht ab, sondern beobachtete genau, was die Frau vor ihm tat. „Unschuldslamm? Auch das liegt wohl im Auge des Betrachters. Die Menschen neigen dazu die Welt in Gut und Böse zu teilen. Aber die Grenzen verschwimmen. Nicht jeder, der als gut und rechtschaffen gilt, trägt auch eine weiße Weste, nicht wahr?“ Sein Lächeln war ein wenig breiter geworden – allerdings lag nun auch eine Spur Grimmigkeit darin.

Shanaya hob bei den Worten des Mannes leicht eine Augenbraue, schüttelte dann aber mit einem lautlosen Seufzen den Kopf und lächelte. „Unglaublich tiefsinnig.“ Wenn sie ehrlich war... viel zu viel von ihren Mitmenschen interessierte sie einfach nicht. Woher sie kamen, was sie für Schandtaten hinter sich hatten, ob sie noch etwas unter ihrer Wäsche trugen... Für Shanaya war das einerlei, etwas, aus dem sie keinerlei Vorteil für sich ziehen konnte. Und wenn sie etwas interessierte... dann wusste sie auch, wie sie an diese Information heran kam. Farley regte sich nicht, auch als sie näher kam, und so hielt auch Shanaya nicht inne, packte sich den Besen in seiner Hand, um ihn an sich zu nehmen, nur herum stehen reichte ihr in diesem Moment nicht. „Ich denke eher, es gibt niemanden, der sich vollkommen in Unschuld suhlen kann. Jeder hat sein kleines, dunkles Geheimnis.“

Farley nahm die Hände vom Besen, als sie danach griff. Es gefiel ihm nicht, weil es sich wie ein Eingriff in seinen Besitz anfühlte. Aber er wollte sich nicht kindisch verhalten oder ihr einen Angriffspunkt bieten, deshalb ließ er es einfach geschehen. „Ich merke schon, mit Philosophie braucht man dir nicht beizukommen.“ Er zuckte erneut mit den Schultern, fand er es doch ein wenig schade, dass sie die Gedankenspielerei so schnell abwürgte. Wahrscheinlich war sie einfach noch ein wenig zu jung und ungeduldig für so etwas. „Ist es ein Geheimnis, welchen Hafen ihr als nächstes ansteuern wollt?“ Also wieder zu den pragmatischen Dingen und dem Geschäft. Farley hatte tatsächlich kein wirkliches Bild davon, wo sie sich gerade befanden. Etwas, das ihm keineswegs gefiel. Wenn er erfahren konnte, an welchem Ort er dieses Schiff verlassen würde, könnte er sich einen Plan zurechtlegen, wie er wieder an Geld und andere Dinge kommen konnte.

Shanaya erwartete eigentlich Widerstand, aber mit einem weiteren Schritt befand sich der Besen in ihrer Hand. Hm. „Bei einem Thema, das mich interessiert vielleicht schon... aber der Großteil meiner Mitmenschen ist mir egal, von daher... Aber wenn du mit noch mehr Philosophie um dich werfen möchtest, nur zu.“ Mit einem munteren Lächeln warf sie dem Mann einen Blick über die Schulter zu, Seine nächste Frage ließ sie einen Moment überlegen, ehe sie begann, mit dem Besen über das Holz zu kehren. Mehr halbbherzig, als es wirklich säubern zu wollen. „Du kannst es kaum erwarten, dieses Schiff zu verlassen, oder? Erst einmal müssen wir das Schiff wieder in Takt bringen. Dann kommt der Rest.“
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RE: Jetzt zu gehen wär viel zu leicht - von Shanaya Árashi - 11.03.2018, 09:24

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