04.03.2018, 19:01
Regen mochte in manchen Regionen oder auch anderen Welten – wenn sie den Geschichten glauben konnte – ein Segen sein, aber sie hasste es, wie ihre Sachen sich mit Wasser voll saugten, wie die Kleidungsstücke langsam an ihr fest klebten. Und wenn der Regen dann schließlich nachließ und die Sonne wieder schien, würde es sich anfühlen, als würde sie durch Watte laufen. Manche Pflanzen liebten dieses Wetter und blühten auf, sobald sie die warme Feuchte spürten, aber sie war verdammt noch mal keine Blume, die so ein Wetter brauchte. Dennoch stand sie nun hier und hielt jemandem, der den Regen zu genießen schien, ihren geliebten Kaffee hin. Als Liam die Tasse auch entgegennahm, fühlte sie sich seltsam erleichtert.
Ein kleiner Lichtblick auf der langen Liste, die mich für meine Tat verurteilten, dachte sie mit einem gewissen Zynismus.
Über seine Frage allerdings musste sie nachträglich lachen, als sie die Tasse wieder zurücknahm und ihre Hände darum schlang.
„Verrat es niemandem, aber ich habe heute schon mindestens fünf Kannen getrunken. Eigentlich sollte ich diese Tasse hier auch nicht mehr trinken.“ Sprach sie, hob den Becher und nahm einen tiefen Zug des schwarzen Gebräus. „Wahrscheinlich werde ich an zu viel Kaffee sehr Jung sterben.“
Ihr Schmunzeln verschwand allerdings recht schnell wieder und ihr Blick glitt in die Ferne. Trotz des miesen Wetters war die See ruhig, schlug nur ein paar Wellen. Ihre Augen suchten automatisch den Horizont ab, in der Hoffnung Land zu sehen, welches ihnen die Möglichkeit gab, sich auszuruhen. Oder vielleicht ein paar unliebsame Begleiter los zu werden...
„Ich würde nicht sagen, dass sie anfangen zu nerven, aber es wird anstrengender. Jetzt wo wir schon wieder ein paar Tage unterwegs sind und die Marine uns noch nicht gefunden hat, beruhigen sich alle ein wenig. Auf der anderen Seite werden sie unruhiger, weil wir dringend ein paar Dinge brauchen. Allen voran Essen. Ich hatte nicht gedacht, dass wir auf einmal so viel mehr auf dem Schiff sein werden.“
Sie sah zu der Tür, aus der sie getreten war und schnaubte leise. Dann trat sie an die Reling, beugte sie leicht vor und stützte die Ellenbogen auf das Holz. Es wäre schön sich vorzustellen, wie der Wind in ihrem Haar spielte, doch stattdessen klebte es ihr im Gesicht und Nacken. Mit einer unwirschen Bewegung, strich sie sich die nassen Haare zurück und schielte dann zu Liam.
„Wir hatten mehr Glück als Verstand, dass wir das ganze überlebt haben und ihnen entkommen sind. Aber vielleicht haben einige auf den Marineschiffen auch Angst in die Luft gesprengt zu werden.“
Bei diesen Worten sah sie den Dunkelhaarigen forschend an und wartete auf eine Reaktion. Würde er sich noch einmal Luft machen, nachdem, er sie schon auf der Morgenwind kritisiert hatte.