11.11.2017, 18:26
Bei dem erneuten Lob stieg dem Knaben die Röte ins Gesicht. Mehr als ein leises, halbgestammeltes "I-ich gebe mir Mühe." bekam er nicht heraus. Möglicherweise so leise, dass es der Steuermann bei diesem Wind gar nicht hörte.
So gut war er doch gar nicht!
Dann lauschte er gebannt Cornelis Erklärung. Die Frage war wirklich einfach, genau wie die Antwort. Denn es ging hier ja um ein ganz normales Stück Holz, nicht ein in Lack getränktes oder eines mit Metallbeschlag.
Ja, selbstverständlich würde sich ein Schiff ohne Ballast auf die Seite legen, er erinnerte sich nur zu gut an das eine Mal als er eines von Vaters Schiffsmodellen mit zum Teich genommen hatte und genau das passiert war. Erst hatte er versucht das mit einem Stein an Deck zu verhindern — mit dem selben Ergebnis freilich — dann hatte er das Deck geöffnet und den Stein hinein getan, da er dabei allerdings den Rumpf angebrochen hatte funktionierte auch das nur kurz. Als er es dann mit Papier und Kleber am Schreibtisch Jorges reparieren wollte hatte der ihn erwischt und ihn nicht nur dafür eine Tracht Prügel verabreicht.
Seine eigentlichen Fragen hatte der Mann auch beantwortet, allerdings brachte das weitere hervor:
"Aber ich dachte, dass auch der Kiel ein Schiff senkrecht im Wasser hält, weil der dem Wasser Wiederstand leistet. Der reicht da also nicht? Ich habe meinen Lehrer gefragt und der hat gesagt, dass ich das nicht wissen müsste. Ich Solle mich auf meine Aufgaben konzentrieren. Ich will das aber wissen. Wieso—"
Hallowells Ruf unterbrach ihn und Cornelis Bitte nahm er an und hielt. Schwankend kam kurz darauf auch der Wagen zum Stehen. So wenig wie er damit einverstanden war, so wollte er doch nicht, dass der Steuermann wegen ihm Schwierigkeiten bekäme.
Hallowell bremste kurz darauf keuchend neben ihnen.
"Danke Sir, Junge!"
"Fassen sie sich kurz. Ihr Steuermann muss zum Arzt und den müssen wir erst noch rufen", ließ der Schwarzhaarige den Seemann abblitzen.
Der biss sich auf den Daumen, wie er es häufig in schwierigen Situationen tat, ehe er die Worte fand um etwas zu erwidern.
"Nun... Ja, sicher... Ich..."
Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. Ihm war klar, dass der Junge nichts mit ihm zu tun haben wollte und jetzt eine Frage zu stellen, die längst geklärt sein sollte machte es nicht einfacher.
"Also... Ja, ähm, der Skipp wüsste gerne wie du heißt und wo du van der Meer hinbringen will—"
"Das hätte ihm früher einfallen sollen! Jetzt will ich nicht mehr mit ihm reden", schnappte Enrique. Plötzlich war die Wut wieder voll da.
Dieser Schuss vor den Bug brachte Hallowell endgültig aus der Fassung.
"Aber— Ähh... Ich— Bitte Junge, woher hä—"
"Alles was ihr Erwachsenen könnt ist schimpfen und Anweisungen geben!", fuhr er ihn aufgebracht an, während er die Zugstange des Bollerwagens fallen ließ und zwei Schritte auf den Neuankömmling zutrat, "Und dann, wenn es euch einfällt, dann sollen wir plötzlich brav antworten. Aber wenn wir mal was wollen sind wir nur im Weg. Das ist einfach ungerecht!"
Enrique war viel zu verletzt und zornig, als dass ihm auffiele, dass er gerade nicht nur für sich Partei ergriff oder verallgemeinerte. Wieso mussten Erwachsene so sein? Trotzig und mit nach unten durchgestreckten Armen, die Hände zu Fäusten geballt, funkelte er den Mann an. Das hatte er jetzt davon!
Der Matrose sah hilflos zu Cornelis hinüber und rang die Hände.
"Bitte... Ich... Sir..?", fragte er eingeschüchtert.