15.03.2016, 12:20
Shanaya konnte sich ein lautes Auflachen bei den Worten ihres Gegenübers nicht verkneifen. „Meine Haare? Die sind super, oder?“ Sie strich sich mit einer Hand durch die besagten schwarzen Wellen. „Irgendwer meinte nur, er müsse sie verschandeln... wenn ich den in die Finger kriege.“ Sie tat einen Moment so, als müsse sie überlegen, ehe sie der Blonden einen vielsagenden Blick zuwarf. „Aber keine Sorge, die wachsen nach, ich muss also niemanden ausversehen vom Schiff stoßen.“ Jetzt pustete sie sich eine Strähne aus der Stirn, folgte Talins Blick jedoch nicht, kurz gebannt von den eigenen Haaren. Erst als die andere Frau wieder sprach richteten sich die blauen Augen herum, sie überlegte kurz. Shanaya lächelte. „Alles davon. Ich will meine Freiheit genießen, dass ich tun und lassen kann was ICH will. Nicht, was mir irgendwer vorschreibt. Und ich kenne dich nicht, das ist richtig. Aber ich habe dir ein Versprechen gegeben und ich habe die eklige Angewohnheit, wenn ich ein Versprechen gebe, mich auch daran zu halten. Sagen wir also... Ich rette mit dir deinen Bruder. Wohin mich mein Weg dann führt, weiß ich noch nicht. Vielleicht bleibe ich hier, vielleicht nicht. Aber bisher stehen die Chancen gut, dass ich dir weiter auf die Nerven gehe.“
Talin biss sich auf die Zunge, um nicht in lautes Lachen auszubrechen. Ah ja. Wie schön, dass ihr ihre Haare immer noch gefielen, auch wenn sie krumm und schief geschnitten waren. Eigentlich konnte sie so etwas, wollte sie sich gern einreden, aber sie besaß kein Talent dafür. Ihre eigenen Haare würde sie niemals anrühren. Da durfte gern jemand ran, der Ahnung von solchen Dingen hatte. Aber eigentlich interessierte sie dieses Thema schon gar nicht mehr. Die Blonde legte den Kopf schief, lauschte den Worten der anderen. Es klang so verdammt nach ihren eigenen Wünschen, ihren eigenen Träumen. Nie mehr sollte jemand die Macht haben über sie zu bestimmen. Als Kind mochte es ein Herzenswunsch gewesen sein, Pirat zu werden und frei durch die Welten segeln zu können. Doch heute konnte sie sich nichts anderes vorstellen. Sie brauchte diese Freiheit. „Ich verstehe dich wirklich nur zu gut, dass ist erschreckend.“ Ein Lächeln, geplagt von dunklen Erinnerungen, huschte über ihre Lippen. „Ich würde mich natürlich freuen, wenn du mich länger nerven würdest! Du gefällst mir, denn du erinnerst mich an mich selbst. Stur, Freiheitsliebend und Abenteuerlustig. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber das ist doch eine ganz gute Grundlage für eine Freundschaft.“ Auch wenn sie von Frauenfreundschaften nicht so viel Ahnung hatte. „Vielleicht sollten wir uns irgendwo hinsetzen und anfangen uns Zöpfe zu flechten,“ meinte sie nur noch ironisch dazu.
Die Schwarzhaarige schmunzelte über den Ausdruck auf Talins Gesicht, das sah ganz nach einem unterdrückten Lachen aus! Aber sie störte sich nicht daran, ließ es also auch erst einmal ruhen, da Talin nicht weiter darauf einging. Nachher lachte sie sie noch aus – und das konnte sie nicht verzeihen! Das nächste Thema sagte ihr sowieso mehr zu, ließ sie belustigt schmunzeln. Sie hatten ziemlich das gleiche Ziel vor Augen – auch wenn Talin wohl primär erst einmal ihr Bruder interessierte, der für Shanaya erst einmal nur Mittel zum Zweck war – das machte ihr die Blonde nur noch sympathischer. Man konnte bei ihr nicht unbedingt von einer superdramatischen, dunklen Vergangenheit sprechen, aber der Drang nach der eigenen Freiheit wog trotzdem größer als vieles anderes. „Das werden wir ja sehen. Je nachdem, wie du dich als Captain machst... und dein Bruder.“ Sie lächelte belustigt über die Worte der anderen Frau, nickte aber ruhig. „Wer weiß, was da noch auf uns zukommt... aber vermutlich wärst du eine der sehr wenigen Kandidatinnen für eine Freundin.“ Als es wieder um Haare ging deutete Shanaya mit gespielter Entrüstung auf ihren Kopf. „Was willst du da denn flechten? Da müsste ich alle Haare zusammen kleben, um einen geflochtenen Zopf zusammen zu bekommen!“
Ihre Gedanken flogen über das Meer und durch die Zeit zu einer kleinen Insel, weit weg von ihrer jetzigen Position. Eine Insel, auf der sie als kleines Kind einzig und allein mit ihrem Bruder spielte. Konnte sie da wirklich jemand anderen in ihr Leben lassen und diesen jemand auch als Freund ansehen? Es mochte verrückt klingen, aber ja. Sie dachte wirklich, dass es möglich wäre. Daher lächelte sie nur ruhig auf die Worte der Schwarzhaarigen. „Keine Sorge. Ich werde ein guter Captain sein.“ Kurz zögerte sie. Dann wollte sie etwas sagen, wurde aber von Shanaya abgelenkt. Für einen Augenblick blinzelte Talin verdutzt bevor sie in Gelächter ausbrach. Oh je! Auf der Reling abgestützt, hielt sie sich mit der einen Hand den Bauch, versuchte wieder zu Atem zu kommen. Mit der freien Hand winkte sie ab. „Du darfst doch so was nicht sagen! Du bringst mich damit nur auf Ideen! Aber nein, ich hatte nicht auf dein Haar angespielt. Früher, als ich noch jünger war, war das immer meine Vorstellung von einer Freundin. Zusammen sitzen, über Geheimnisse und Tratsch plaudern und sich dabei Zöpfchen flechten.“ Sie schmunzelte leicht über diese törichten Gedanken. „Natürlich weiß ich heute, dass das ziemlich bescheuert ist und gar nicht zu mir passt.“ Nun sprach sie doch über das, was sie hatte sagen wollen, bevor das andere Mädchen sie zum Lachen gebracht hatte. „Als ich klein war, hatte ich mir das mit einem Mädchen vorstellen können. Ich dachte sie war meine Freundin, aber das war sie nicht. Von daher weiß ich was du meinst, wenn du nur sehr wenige Kandidatinnen für eine Freundin hast.“
Shanaya richtete die blauen Augen einen Moment zum Meer, lächelte dabei unentwegt, hob dann nur mit prüfender Miene eine Augenbraue und betrachtete Talin. „So, wirst du das? Ich werde dich beobachten.“ Sie zwinkerte der Blonden zu, schüttelte beinahe über sich selbst den Kopf. Und dann lachte Talin los und Shanaya verzog die Lippen zu einer unbegeisterten Miene, die trotzdem belustigt wirkte. Nun schüttelte sie wirklich den Kopf – jedoch über Talin. Mit einer Hand lehnte sie sich gegen die Reling, schnaufte leise. „Bitte lass mir noch ein paar Haare... ich will wenigstens etwas passabel aussehen, wenn wir eine neue Crew suchen...“ So konnte sie ja nicht unter Leute gehen... „Aber bei über irgendwelche Geheimnisse tratschen bin ich dabei... nur beim flechten muss ich wohl aussteigen.“ So lange, bis sie doch einen Versuch startete, ob sie mit langen Haaren zurecht kam. „Frauen sind widerlich. Was ist passiert?“ Auf die letzten Worte der Blonden hin hatte sie genickt. „Es gibt eben leider doch zu viele Frauen, die zu allem Ja sagen und durch den Dreck robben, um ihrem Mann zu gefallen.“
Schon wieder stieg ein Lachen in ihr hoch, doch diesmal gab sie dem Drang nicht nach. Gut, gut, sie würde Abstand von den Haaren des anderen Mädchens nehmen, bis sie eine Crew zusammen hatten. Immerhin würde sie bei diesem Freundinnenkram mitmachen, auch wenn es so klang, als hätte sie genau so wenig Ahnung davon, wie die Blonde selbst.Mit einem traurigen Lächeln sah Talin auf das Meer hinaus, erinnerte sich an das Mädchen, dem sie damals vertraute. „Nein, es war nichts dergleichen, mit durch dem Dreck robben oder ähnliches. Ich war...ich denke 7 Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt hatte Lucien, also meinen Bruder, und Sarah. Sie war so alt wie er und das einzige Kind, welches uns nicht mied. Ich war begeistert von ihr, weil sie eben ein Mädchen war. Doch ich musste leider schon nach kurzer Zeit erkennen, dass sie es nicht wirklich ernst mit mir meinte. Sie war in Lucien verliebt und hat sich deshalb mit mir angefreundet.“ Talin drehte den Kopf und sah Shanaya an. „Die Sache endete nicht gerade mit Zöpfe flechten, aber den Zwischenteil erspare ich dir mal. Aber ich kann dir sagen, sie hat mich am Ende gehasst, bis heute vermutlich. Aber ich weiß nicht einmal wieso genau.“ Zumindest war es nichts, über das sie offen reden konnte. „Und wieso kannst du Frauen nicht leiden? Außer weil sie ihren Männern hinterher kriechen?“ Sie schmunzelte leicht.
Dieses Mal folgte die junge Frau dem Blick der anderen zum Meer, blickte sie wieder an, als sie zu erzählen begann. Sie war ja schon ein bisschen neugierig. Nicht nennenswert... aber schon ein bisschen. Sie lauschte also aufmerksam und hob leicht eine Augenbraue. Das klang... genau nach dem Bild, das sie von Frauen hatte. Verlogene, falsche Schlagen, die alles taten um sich vor irgendeinem Kerl in den Dreck werfen zu dürfen. Sie schauderte kurz bei diesem Gedanken. „Sieht dein Bruder so gut aus, dass man dafür eine Freundschaft auf Spiel setzen muss? Oder ist er SO besonders?“ Eine eher belustigte Frage, sie hatte keine Vorstellung, wie sie sich besagten Lucien vorstellen sollte. Vielleicht war er auch hundert Jahre alt und hatte keine Haare mehr? Wobei das eher unwahrscheinlich war, da Talin nicht viel älter als sie selbst sein konnte. Sie musste sich also selbst davon überzeugen. Und bei den Kerlen, die sie kennen gelernt hatte, konnte sie sich auch kaum vorstellen, dass er irgendwie so besonders sein konnte. „Ich muss zugeben, ich bin schon ein bisschen gespannt, sollte er denn noch leben...“ Talins nächste Frage ließ sie kurz auflachen, beinahe beiläufig zuckte sie mit den Schultern. „Sagen wir... persönliche Erfahrung. Die meisten Frauen, die ich kennen gelernt habe, waren kein bisschen eigenständig. Und falsche Schlangen. Mit solchen Menschen gebe ich mich nicht ab, dazu ist mir meine Zeit viel zu schade. Und vor allem brauche ich keine Prinzesschen um mich herum, die keinerlei eigenen Willen haben...“
Bei Shanayas Fragen musste Talin erst ein paar Mal blinzeln, bis ihre Mundwinkel wieder verdächtig nach oben zuckten. Das Mädchen wusste es nicht besser, denn sie hatte Lucien noch nie in Aktion erlebt. Aber vermutlich würde sie dann nicht so belustigt daher reden. Ein wenig machte sie sich deswegen Sorgen. Wenn sie ihren Bruder nun fanden, konnte dann eine Freundschaft zwischen ihr und der Schwarzhaarigen bestehen bleiben? Überraschenderweise nagte diese Frage an ihr. Doch sie wollte nicht so enden, wollte nicht misstrauisch auf jedes Wort lauschen, jede Geste genau analysieren. Sie wollte vertrauen. Tief holte die Blonde Luft und versuchte es der anderen dann zu erklären. „Kann es denn Freundschaft genannt werden, wenn sie sich schon unter dem Vorsatz, mich auszunutzen, an mich heran gewagt hat? Ich denke doch nicht, oder? Aber was meinen Bruder angeht...nun, ich bin da doch etwas subjektiv. Aber nachdem, was ich beobachtet habe, kann er recht überwältigend sein. Als Kind mochten sie ihn ausgelacht haben, aber als er alt genug war, sind die Mädchen ihm Scharenweise hinterher gelaufen. Und einige von ihnen sind wohl nicht ganz rein in eine Ehe gegangen.“ Sie schnaubte bei dem Gedanken. „Ich frage mich, ob es dir auch so ergehen wird. Ob du auch fasziniert von ihm sein wirst.“ Sie selbst verstand es nur zu gut. Ihr Bruder besaß eine Ausstrahlung, die es Frauen schwer machte, davon unberührt zu bleiben. Doch für den Moment hörte sie Shanayas Worten zu, verdrängte die Gedanken an ihren Bruder, und zog eine Augenbraue hoch. „Du hältst also im allgemeinen recht wenig von Frauen? Das kann ich verstehen. Solche Frauen sind mir auch sehr zu wider. Aber wer weiß, vielleicht sind sie ja unter dieser Fassade ganz nett.“ Noch ein Schnauben gefolgt von einem Lachen. „Nein, vermutlich eher nicht. Aber immerhin gibt es auch Ausnahmen und darüber bin ich ganz froh.“
Shanaya erwartete bei dem Ausdruck auf Talins Gesicht beinahe, dass sie wieder los lachte. Aber dieses Mal blieb es aus. Was an ihren Fragen war nun also so lustig gewesen? „Na gut, da hast du wohl Recht... Verliebte Weiber... alle gleich.“ Sie schnaufte leise, schüttelte kurz den Kopf. Da klang die Beschreibung ihres Bruders interessanter. Während die Blonde sprach hob Shanaya eine Augenbraue. So einer war er also... „Das klingt ja... vielversprechend.“ Die Schwarzhaarige schmunzelte über die Gedanken, gegen die sie sich für diesen Moment nicht wehren konnte. Dann würde das ja ein richtiger Spaß werden, wenn sie ihn auf seine Kapitäns-Fähigkeiten testete. Was die Blonde dann sagte brachte Shanaya nun ihrerseits zum lachen. Sie und fasziniert von ihm? „Oh, dazu müsste er wirklich SEHR sehr sehr besonders sein... Damit ich fasziniert von ihm bin muss er... drei Köpfe haben.“ Sie wog den Kopf kurz zur Seite, schüttelte ihn dann sachte. „Ich bin keins von diesen Püppchen, die sich so leicht um den Finger wickeln lassen.“ Sie grinste munter über diese Worte, meinte sie jedoch vollkommen ernst. „Wenige Ausnahmen, aber ja, die gibt es wohl... Und die, die ich kennen gelernt habe... hatten unter ihrer Fassade einen Haufen Stroh und Luft. Wenn überhaupt...“
Talin biss sich auf die Zunge, um nicht in lautes Lachen auszubrechen. Ah ja. Wie schön, dass ihr ihre Haare immer noch gefielen, auch wenn sie krumm und schief geschnitten waren. Eigentlich konnte sie so etwas, wollte sie sich gern einreden, aber sie besaß kein Talent dafür. Ihre eigenen Haare würde sie niemals anrühren. Da durfte gern jemand ran, der Ahnung von solchen Dingen hatte. Aber eigentlich interessierte sie dieses Thema schon gar nicht mehr. Die Blonde legte den Kopf schief, lauschte den Worten der anderen. Es klang so verdammt nach ihren eigenen Wünschen, ihren eigenen Träumen. Nie mehr sollte jemand die Macht haben über sie zu bestimmen. Als Kind mochte es ein Herzenswunsch gewesen sein, Pirat zu werden und frei durch die Welten segeln zu können. Doch heute konnte sie sich nichts anderes vorstellen. Sie brauchte diese Freiheit. „Ich verstehe dich wirklich nur zu gut, dass ist erschreckend.“ Ein Lächeln, geplagt von dunklen Erinnerungen, huschte über ihre Lippen. „Ich würde mich natürlich freuen, wenn du mich länger nerven würdest! Du gefällst mir, denn du erinnerst mich an mich selbst. Stur, Freiheitsliebend und Abenteuerlustig. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sage, aber das ist doch eine ganz gute Grundlage für eine Freundschaft.“ Auch wenn sie von Frauenfreundschaften nicht so viel Ahnung hatte. „Vielleicht sollten wir uns irgendwo hinsetzen und anfangen uns Zöpfe zu flechten,“ meinte sie nur noch ironisch dazu.
Die Schwarzhaarige schmunzelte über den Ausdruck auf Talins Gesicht, das sah ganz nach einem unterdrückten Lachen aus! Aber sie störte sich nicht daran, ließ es also auch erst einmal ruhen, da Talin nicht weiter darauf einging. Nachher lachte sie sie noch aus – und das konnte sie nicht verzeihen! Das nächste Thema sagte ihr sowieso mehr zu, ließ sie belustigt schmunzeln. Sie hatten ziemlich das gleiche Ziel vor Augen – auch wenn Talin wohl primär erst einmal ihr Bruder interessierte, der für Shanaya erst einmal nur Mittel zum Zweck war – das machte ihr die Blonde nur noch sympathischer. Man konnte bei ihr nicht unbedingt von einer superdramatischen, dunklen Vergangenheit sprechen, aber der Drang nach der eigenen Freiheit wog trotzdem größer als vieles anderes. „Das werden wir ja sehen. Je nachdem, wie du dich als Captain machst... und dein Bruder.“ Sie lächelte belustigt über die Worte der anderen Frau, nickte aber ruhig. „Wer weiß, was da noch auf uns zukommt... aber vermutlich wärst du eine der sehr wenigen Kandidatinnen für eine Freundin.“ Als es wieder um Haare ging deutete Shanaya mit gespielter Entrüstung auf ihren Kopf. „Was willst du da denn flechten? Da müsste ich alle Haare zusammen kleben, um einen geflochtenen Zopf zusammen zu bekommen!“
Ihre Gedanken flogen über das Meer und durch die Zeit zu einer kleinen Insel, weit weg von ihrer jetzigen Position. Eine Insel, auf der sie als kleines Kind einzig und allein mit ihrem Bruder spielte. Konnte sie da wirklich jemand anderen in ihr Leben lassen und diesen jemand auch als Freund ansehen? Es mochte verrückt klingen, aber ja. Sie dachte wirklich, dass es möglich wäre. Daher lächelte sie nur ruhig auf die Worte der Schwarzhaarigen. „Keine Sorge. Ich werde ein guter Captain sein.“ Kurz zögerte sie. Dann wollte sie etwas sagen, wurde aber von Shanaya abgelenkt. Für einen Augenblick blinzelte Talin verdutzt bevor sie in Gelächter ausbrach. Oh je! Auf der Reling abgestützt, hielt sie sich mit der einen Hand den Bauch, versuchte wieder zu Atem zu kommen. Mit der freien Hand winkte sie ab. „Du darfst doch so was nicht sagen! Du bringst mich damit nur auf Ideen! Aber nein, ich hatte nicht auf dein Haar angespielt. Früher, als ich noch jünger war, war das immer meine Vorstellung von einer Freundin. Zusammen sitzen, über Geheimnisse und Tratsch plaudern und sich dabei Zöpfchen flechten.“ Sie schmunzelte leicht über diese törichten Gedanken. „Natürlich weiß ich heute, dass das ziemlich bescheuert ist und gar nicht zu mir passt.“ Nun sprach sie doch über das, was sie hatte sagen wollen, bevor das andere Mädchen sie zum Lachen gebracht hatte. „Als ich klein war, hatte ich mir das mit einem Mädchen vorstellen können. Ich dachte sie war meine Freundin, aber das war sie nicht. Von daher weiß ich was du meinst, wenn du nur sehr wenige Kandidatinnen für eine Freundin hast.“
Shanaya richtete die blauen Augen einen Moment zum Meer, lächelte dabei unentwegt, hob dann nur mit prüfender Miene eine Augenbraue und betrachtete Talin. „So, wirst du das? Ich werde dich beobachten.“ Sie zwinkerte der Blonden zu, schüttelte beinahe über sich selbst den Kopf. Und dann lachte Talin los und Shanaya verzog die Lippen zu einer unbegeisterten Miene, die trotzdem belustigt wirkte. Nun schüttelte sie wirklich den Kopf – jedoch über Talin. Mit einer Hand lehnte sie sich gegen die Reling, schnaufte leise. „Bitte lass mir noch ein paar Haare... ich will wenigstens etwas passabel aussehen, wenn wir eine neue Crew suchen...“ So konnte sie ja nicht unter Leute gehen... „Aber bei über irgendwelche Geheimnisse tratschen bin ich dabei... nur beim flechten muss ich wohl aussteigen.“ So lange, bis sie doch einen Versuch startete, ob sie mit langen Haaren zurecht kam. „Frauen sind widerlich. Was ist passiert?“ Auf die letzten Worte der Blonden hin hatte sie genickt. „Es gibt eben leider doch zu viele Frauen, die zu allem Ja sagen und durch den Dreck robben, um ihrem Mann zu gefallen.“
Schon wieder stieg ein Lachen in ihr hoch, doch diesmal gab sie dem Drang nicht nach. Gut, gut, sie würde Abstand von den Haaren des anderen Mädchens nehmen, bis sie eine Crew zusammen hatten. Immerhin würde sie bei diesem Freundinnenkram mitmachen, auch wenn es so klang, als hätte sie genau so wenig Ahnung davon, wie die Blonde selbst.Mit einem traurigen Lächeln sah Talin auf das Meer hinaus, erinnerte sich an das Mädchen, dem sie damals vertraute. „Nein, es war nichts dergleichen, mit durch dem Dreck robben oder ähnliches. Ich war...ich denke 7 Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt hatte Lucien, also meinen Bruder, und Sarah. Sie war so alt wie er und das einzige Kind, welches uns nicht mied. Ich war begeistert von ihr, weil sie eben ein Mädchen war. Doch ich musste leider schon nach kurzer Zeit erkennen, dass sie es nicht wirklich ernst mit mir meinte. Sie war in Lucien verliebt und hat sich deshalb mit mir angefreundet.“ Talin drehte den Kopf und sah Shanaya an. „Die Sache endete nicht gerade mit Zöpfe flechten, aber den Zwischenteil erspare ich dir mal. Aber ich kann dir sagen, sie hat mich am Ende gehasst, bis heute vermutlich. Aber ich weiß nicht einmal wieso genau.“ Zumindest war es nichts, über das sie offen reden konnte. „Und wieso kannst du Frauen nicht leiden? Außer weil sie ihren Männern hinterher kriechen?“ Sie schmunzelte leicht.
Dieses Mal folgte die junge Frau dem Blick der anderen zum Meer, blickte sie wieder an, als sie zu erzählen begann. Sie war ja schon ein bisschen neugierig. Nicht nennenswert... aber schon ein bisschen. Sie lauschte also aufmerksam und hob leicht eine Augenbraue. Das klang... genau nach dem Bild, das sie von Frauen hatte. Verlogene, falsche Schlagen, die alles taten um sich vor irgendeinem Kerl in den Dreck werfen zu dürfen. Sie schauderte kurz bei diesem Gedanken. „Sieht dein Bruder so gut aus, dass man dafür eine Freundschaft auf Spiel setzen muss? Oder ist er SO besonders?“ Eine eher belustigte Frage, sie hatte keine Vorstellung, wie sie sich besagten Lucien vorstellen sollte. Vielleicht war er auch hundert Jahre alt und hatte keine Haare mehr? Wobei das eher unwahrscheinlich war, da Talin nicht viel älter als sie selbst sein konnte. Sie musste sich also selbst davon überzeugen. Und bei den Kerlen, die sie kennen gelernt hatte, konnte sie sich auch kaum vorstellen, dass er irgendwie so besonders sein konnte. „Ich muss zugeben, ich bin schon ein bisschen gespannt, sollte er denn noch leben...“ Talins nächste Frage ließ sie kurz auflachen, beinahe beiläufig zuckte sie mit den Schultern. „Sagen wir... persönliche Erfahrung. Die meisten Frauen, die ich kennen gelernt habe, waren kein bisschen eigenständig. Und falsche Schlangen. Mit solchen Menschen gebe ich mich nicht ab, dazu ist mir meine Zeit viel zu schade. Und vor allem brauche ich keine Prinzesschen um mich herum, die keinerlei eigenen Willen haben...“
Bei Shanayas Fragen musste Talin erst ein paar Mal blinzeln, bis ihre Mundwinkel wieder verdächtig nach oben zuckten. Das Mädchen wusste es nicht besser, denn sie hatte Lucien noch nie in Aktion erlebt. Aber vermutlich würde sie dann nicht so belustigt daher reden. Ein wenig machte sie sich deswegen Sorgen. Wenn sie ihren Bruder nun fanden, konnte dann eine Freundschaft zwischen ihr und der Schwarzhaarigen bestehen bleiben? Überraschenderweise nagte diese Frage an ihr. Doch sie wollte nicht so enden, wollte nicht misstrauisch auf jedes Wort lauschen, jede Geste genau analysieren. Sie wollte vertrauen. Tief holte die Blonde Luft und versuchte es der anderen dann zu erklären. „Kann es denn Freundschaft genannt werden, wenn sie sich schon unter dem Vorsatz, mich auszunutzen, an mich heran gewagt hat? Ich denke doch nicht, oder? Aber was meinen Bruder angeht...nun, ich bin da doch etwas subjektiv. Aber nachdem, was ich beobachtet habe, kann er recht überwältigend sein. Als Kind mochten sie ihn ausgelacht haben, aber als er alt genug war, sind die Mädchen ihm Scharenweise hinterher gelaufen. Und einige von ihnen sind wohl nicht ganz rein in eine Ehe gegangen.“ Sie schnaubte bei dem Gedanken. „Ich frage mich, ob es dir auch so ergehen wird. Ob du auch fasziniert von ihm sein wirst.“ Sie selbst verstand es nur zu gut. Ihr Bruder besaß eine Ausstrahlung, die es Frauen schwer machte, davon unberührt zu bleiben. Doch für den Moment hörte sie Shanayas Worten zu, verdrängte die Gedanken an ihren Bruder, und zog eine Augenbraue hoch. „Du hältst also im allgemeinen recht wenig von Frauen? Das kann ich verstehen. Solche Frauen sind mir auch sehr zu wider. Aber wer weiß, vielleicht sind sie ja unter dieser Fassade ganz nett.“ Noch ein Schnauben gefolgt von einem Lachen. „Nein, vermutlich eher nicht. Aber immerhin gibt es auch Ausnahmen und darüber bin ich ganz froh.“
Shanaya erwartete bei dem Ausdruck auf Talins Gesicht beinahe, dass sie wieder los lachte. Aber dieses Mal blieb es aus. Was an ihren Fragen war nun also so lustig gewesen? „Na gut, da hast du wohl Recht... Verliebte Weiber... alle gleich.“ Sie schnaufte leise, schüttelte kurz den Kopf. Da klang die Beschreibung ihres Bruders interessanter. Während die Blonde sprach hob Shanaya eine Augenbraue. So einer war er also... „Das klingt ja... vielversprechend.“ Die Schwarzhaarige schmunzelte über die Gedanken, gegen die sie sich für diesen Moment nicht wehren konnte. Dann würde das ja ein richtiger Spaß werden, wenn sie ihn auf seine Kapitäns-Fähigkeiten testete. Was die Blonde dann sagte brachte Shanaya nun ihrerseits zum lachen. Sie und fasziniert von ihm? „Oh, dazu müsste er wirklich SEHR sehr sehr besonders sein... Damit ich fasziniert von ihm bin muss er... drei Köpfe haben.“ Sie wog den Kopf kurz zur Seite, schüttelte ihn dann sachte. „Ich bin keins von diesen Püppchen, die sich so leicht um den Finger wickeln lassen.“ Sie grinste munter über diese Worte, meinte sie jedoch vollkommen ernst. „Wenige Ausnahmen, aber ja, die gibt es wohl... Und die, die ich kennen gelernt habe... hatten unter ihrer Fassade einen Haufen Stroh und Luft. Wenn überhaupt...“