03.11.2017, 21:15
In Shanaya kämpften zwei Welten gegeneinander, von der keine gewinnen konnte. Die ganzen Fremden waren ihr so egal. Wie sie waren, was sie erlebt hatten. Andererseits wollte sie jeden von ihnen kennen lernen, zumindest so viel wie nötig. Sie musste mit diesen Menschen voraussichtlich zusammen arbeiten... da wollte sie wenigstens ein wenig wissen, was in ihren Köpfen vor sich ging. Und genau das traf auch bei dem Mann zu, der nun vor ihr stand. Er war ihr noch viel egaler als der normale Durchschnittsmensch... aber wenn er sich dazu entschied, weiter mit dieser Crew zu segeln... dann würde sie wohl oder übel öfter auf ihn treffen. Wenn er sich nicht wie bisher in einer Ecke versteckte, um den bösen Piraten aus dem Weg zu gehen. Und da er ihr in diesem Moment so auf einem Silbertablett serviert wurde...
Der Dunkelhaarige schien jedoch alles andere als begeistert zu sein. Er wirkte so angespannt. Wieso nur? Die Bewegung seiner Hand verfolgten die blauen Augen nur beiläufig, ehe sie ihn wieder direkt anblickte. Er fühlte sich doch nicht etwa von ihr bedroht? Von so einer halben Portion? Die eigene Klinge an ihrem Gürtel bedachte sie nicht mit einem Blick, wog den Kopf nur zur Seite und hob den Kopf etwas an. Sie wartete, beobachtete das Gesicht des Mannes. Sie wusste nicht ganz, ob er sie nun stehen lassen würde – oder ob er sich der hungrigen, schwarzhaarigen Bestie stellte. Sie traute ihm Ersteres zu, war also einen Moment überrascht, als er etwas unverständliches in seinen Bart nuschelte, was sie auch nicht als mehr als Genuschel hinnahm. Nur seine Miene blieb dabei distanziert und kühl, während ihr Lächeln noch ein wenig breiter wurde.
„Keine Sorge, ich bin nicht der große, böse Wolf.“ Shanaya zuckte kurz mit den Schultern, zwinkerte ihm dann zu. „Nur das Monster unter deinem Bett.“
Nach seiner kurzen Nuschelansprache griff er nach einem Becher, schien sich etwas zu trinken gönnen zu wollen. Die Schwarzhaarige nahm die nächsten Worte des Mannes so hin, zuckte nur noch einmal mit den Schultern und trat dann nach vorn, an einen der Schränke. Ein leises, grübelndes Brummen drang über ihre Lippen, ohne, dass sie den Mann weiter beachtete. Erst, als sie eine leere Dose in der Hand hatte, die sie kurz prüfend schüttelte, fing sie wieder an zu sprechen.
„Weißt du, was unklug ist? Sich auf einem Piratenschiff verdächtig zu machen, indem man sich vor der Crew versteckt? Und weißt du, was noch? Jemandem, der schon deutlich länger als man selbst bei besagter Crew ist, Vorschriften machen zu wollen.“
Mit einer lockeren Bewegung stellte Shanaya die Dose zurück, richtete den hellen Blick nun auf den noch vollkommen Fremden.
„Meistens werden die Leute zickig, wenn man sie ignoriert. Bei dir ist es andersrum. Faszinierend.“
Und damit richtete sie sich wieder dem Schrank zu, suchte weiter nach etwas Essbaren.