05.10.2017, 22:05
van der Meers Anerkennung wischte die Sorgen und Fragen fort und beinahe wäre Enrique vor Freude auf- und abgesprungen. Als Cornelis sich dann auch noch bereit erklärte den Bollerwagen zu benutzen wurde der Drang sogar noch stärker.
Da er ihn unterdrückte, schien er ein anderes Ventil zu brauchen und so plapperte Enrique los:
"Aufgeben mag ich auch nicht. Nicht, wenn ich weiß, dass es eine Lösung geben muss. Und ich bin mir sicher, sie mögen das auch nicht Sir. Ich wünschte nur, dass mehr Leute einsehen würden, dass man Sachen auch anders machen kann... als... geplant..."
Seine Stimme verlor sich stockend im Wind, und mit ihr die gute Laune. Der Zehnjährige presste die Lippen aufeinander und hatte Schwierigkeiten nicht daran zu denken, wie sein Vater reagiert hätte. Dann packte ihn eine stille Wut.
'Nein! Vater ist nicht hier. Der kann mir gerade gestohlen bleiben!', dachte er und besann sich auf seinen Entschluss. van der Meer hatte ihn gelobt, daran würde er sich festhalten!
"Ich habe eine bessere Idee! Ich schiebe den Wagen direkt neben sie Sir.", griff er Cornelis Aufforderung auf, nur um sie mit einer Besseren Idee zu ersetzen und tat auch genau das, was er vorgeschlagen hatte. Dabei fielen ihm die Wackersteine auf, die er hineingelegt hatte, damit die heftigen Böen ihm den Anhänger samt Polsterung nicht entrissen. Kurz stockte er in der Bewegung, überlegte, hielt dann den Wagen am Holz fest, nur um festzustellen, dass der Stein für eine Hand zu schwer und sperrig war. Also griff er sich einen der Brocken und hob ihn raus.
Promt drehte der Sturm den Bollerwagen ein kleines Stück, bis er mit dem Vorderrad in einer Rille des Kopfsteinpflasters landete und gefährlich schwankte.
Nein, so würde es auch nicht gehen. Entweder er hielt den Wagen fest und bekam die Steine nicht heraus, oder er wuchtete sie hinaus, nur damit das Unwetter gewann. Auskippen wäre auch keine Lösung, weil er dabei nicht vernünftig die Decke festhalten konnte.
Cornelis bekam davon Folgendes mit:
Zunächst rumpelte wohl der Bollerwagen neben ihn, irgendetwas polterte kurz darin, dann gab es eine kleine Pause, dann schabte es zweimal, jedesmal von einem Poltern gefolgt, dann ein Schleifen, das abrupt mit einem 'Tock' endet, begleitet von einem kurzen Schreckenslaut Enriques und dann eine längere Stille, sofern man bei Sturmgeheul, Wellenschlagen, Knarzen von Holz, schwirren von stehendem und festgezurrtem laufenden Gut, einzelnen Wortfetzen von der Seepferdchen, gelegentlichem Regengeprassel und anderen Geräuschen von Stille reden mochte.
Dann plötzlich ein halbverwehtes:
"Ah!"
Enrique wandte sich Cornelis zu, und war damit dann auch wieder deutlicher zu verstehen.
"Sir? Ich brauche einen Moment lang ihre Hilfe! Könnten sie den Bollerwagen festhalten, damit ich den Ballast entfernen kann ohne das er weggeweht wird? Falls Bücken gerade zu unangenehm ist helfe ich Ihnen in die Hocke und auch wieder hoch."
***
Hallowell sah zum Kapitän auf dem Achterdeck und stellte fest, dass der genau beobachtete, was auf dem Pier geschah. Welche Gedanken dazu durch den Kopf seines Vorgesetzten gingen konnte er nicht sagen.
Fest schien jedenfalls zu stehen, dass Cornelis und sein kleiner Helfer gut miteinander klarkamen.
Er wollte sich wieder seinen Aufgaben zuwenden als O'Mahony ihn zu sich rief.
"Sir?"
"Sagen sie Hallowell, was hat der Junge ihnen eigentlich gesagt, wo er unseren Steuermann hinbringen will?"