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Kapitel 3 - Freiheit oder Tod
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
Er war aufgeregt. Obwohl er nichts lieber wollte, als endlich zu diesem brennenden Marineschiff zu kommen, vergaß er im Minutentakt, was eigentlich seine Aufgabe gewesen war, lies alles stehen und liegen und rannte zur Reling. Mal hing er fast bis zu Hüfte darüber, einmal gelang es ihm sogar, darauf zu klettern und sich heftig schwankend und wankend auf die Zehenspitzen zu stellen. Er hätte vermutlich auch noch versucht, weiter hoch in die Wanten zu kommen, hätte ihn nicht immer jemand gerade noch rechtzeitig erwischt und zurück auf seinen Platz geschleift. Immerhin war er bei jedem seiner Ausflüge unabsichtlich so umsichtig, auch seine Freunde an Bord über die Ereignisse auf dem Laufenden zu halten.

Da is schon wieda was explodiert! Habt ihr das gesehn, habt ihr das gesehn?!

Und: „Woah, da fliegen jetz voll die Trümma duch die Luft! Die brennen! Das is ja der Hamma, könn wir noch näher ran, noch ‘n bisschen, ein bisschen bisschen?!

Dabei selektierte sein Hirn zuverlässig unzuverlässig nur das heraus, was gerade interessant aussah. Manche Infos brauchten schier ewig, bis sie sich durch den Sumpf in seinem Schädel vorgekämpft hatten.

Ey, da sind Leute im Wasser! Der eine hat grade so ‘n brennendes Holzdings gegen den Schädel gekriegt! BÄM und weg war er! – Meint ihr, die andern, also die von uns, Shanny und Talin und Liam und so, die sind da auch im Wasser?! Oder auf dem Schiff?! Wenn sie noch auf dem Schiff sin, könn wir dann auch da rauf?! Ja? Ja?!

Seine begeisterten Rufe gingen zunehmenden in der Kakofonie aus Hilferufen, Schmerzensschreien und berstendem Holz unter, die immer mehr anschwoll, je näher sie dem Wrack kamen. Trevor seinerseits wurde immer aufgewühlter und lauter, er konnte kaum noch eine halbe Sekunde still stehen und was immer in dieser Zeit an Befehlen erfolgte, schaffte es nicht einmal zum einen Ohr hinein.

Guck ma, wie die rennen! Un da brennt‘s! Und da auch! Und da! Guck ma, die sin wie Hühnchen!

Er hatte sich erneut losgerissen und hüpfte selbst wie ein aufgescheuchtes Huhn auf dem Achterdeck herum. Die Sphinx glitt gerade am ehemaligen Heck der Morgenwind vorbei und er hatte zum ersten Mal einen wirklich annähernd perfekten Blick auf das, was einmal das Deck des anderen Schiffs gewesen war. Das heillose Chaos dort passte zu seinem Gemütszustand wie die Faust aufs Auge – Trevor war maßlos begeistert. Aber die meisten Soldaten waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich über Bord zu stürzen und ihr Leben zu retten, um ihn zu bemerken. Nur vereinzelt erwiderte ein vor Schock Denkunfähiger sein Winken lahm. Eifrig hielt Trevor nach einem bekannten Gesicht Ausschau.

Seht ihr se?! Ich seh se nicht. Die sehn aba auch alle gleich aus!“ Er schüttelte enttäuscht den Kopf und vergaß, wieder damit aufzuhören, bis ihm schwindlig wurde. „Vielleicht sin sie ja unter Deck?! Da wo 'unter Deck' wa, als das Deck noch da wa, so da wa, wie‘s vorher da wa, mein ich. Wir solltn nachschaun! Hey, nich so schnell, sonst sin wir gleich wieda weg!

Aber man hatte entweder aufgegeben, ihn ins Vorhaben einzubeziehen, oder die entsprechenden Pläne waren einfach an ihm vorbeigezogen. Jedenfalls war die Sphinx im nächsten Moment schon an der Morgenwind vorbei. Trevor starrte den tanzenden Flammen einen Herzschlag lang ganz still und enttäuscht nach. Dann war die Option „Brennendes Marineschiff entern“ abgehakt und vergessen und Trevor stürzte zur gegenüberliegenden Reling und sofort wieder zurück, hauptsächlich einfach nur, um sich bewegen.

Vielleicht sind sie im Wasser!“, rief er dabei aufgeregt. „Bestimmt sind sie das, guckt ma, wie viele da sind! Einfach runtergehopst vom Schiff oder uuuuh vielleicht geschleudert, vonna Explosion oda so! Soll ich ma rufen?! SHAAAANNY!

Schon stand er wieder auf der Reling, eine Hand in die Wanten geschlungen, mit der anderen wild nach Gleichgewicht rudernd. Da entdeckte er etwas, gar nicht mal soo weit ihnen entfernt, zwischen den Wellen und den Trümmern und den halbtoten Ertrinkenden und er riss die Hand aus den Seilen und fuchtelte damit in die Richtung.

Ey, seht ihr da auch waaAAHH!

Im nächsten Moment dreht und drehte und drehte sich die Welt und dann machte es KLATSCH und dann wurde es nass und dann wurde es still.

Der Marineuniform-Schuh sank unter ihm in die Dunkelheit.
Trevor riss mehr verblüfft als erschrocken Augen und Mund auf und glotze auf die Luftblasen, die da gurgelnd herausblubberten. Schon atmete er den ersten Zug Wasser ein, dann den zweiten und erst da realisierte er, was gerade passiert war. Fast hätte er reflexartig noch ein drittes Mal nach Luft geschnappt, schaffte es gerade noch, die Kontrolle über diesen Teil seines Hirn zurückzubekommen und die Lippen aufeinander zu pressen. Hektisch begann er, mit Armen und Beinen zu strampeln, zu strampeln, zu strampeln ohne zu wissen, wo oben und unten war und um schließlich doch durch die Wasseroberfläche zu brechen. Prustend und hustend spuckte er das Wasser aus, seine Augen brannten vom Salz, seine Sicht verschwamm. Sein Körper fühlte sich mit einem Mal bleiern an – oder vielleicht auch einfach nur normal, als hätte er die enorme überschüssige Energie abgewaschen. Blinzelnd und schwer atmend sah er sich nach der Sphinx um, die bereits ein Stück an ihm vorbei gesegelt war. Er kam sich ziemlich bedeppert vor, fühlte sich aber erstaunlicherweise klarer bei Verstand als noch vor fünf Minuten. Instinktiv begann er mit den Schwimmzügen, die ihm so in Fleisch in Blut übergegangen waren, um nicht von der nächstbesten Welle wieder unter Wasser gedrückt zu werden.

… was Rotes, Flatterndes?“, beendete er keuchend seinen Satz, kaum dass er wieder genug Luft in den Lungen hatte. „Wie unsere Segel, bloß in klein. Irgendwo da drüben!


[ Auf der Sphinx; hüpft annähernd überall rum, am liebsten an der Reling auf der Morgenwind zugewandten Seite, muss von den anderen mehrmals zurückgezogen werden --> schließlich: Achterdeck, Reling --> Wasser || teilweise eventuell in Sicht- und/oder Hörweite von Talin & Shanaya || wird immer aufgewühlter und hyperaktiver, im Wasser dann etwas neben der Spur, aber wieder ansprechbar ]
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Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - von Weltenwind - 04.02.2017, 01:14
RE: Kapitel 3 - Freiheit oder Tod - von Greo - 05.02.2017, 17:41
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