06.09.2017, 12:55
Gregory verzog das Gesicht und verdrehte die Augen.
"DAS meinte ich nicht!"
Aber da war sein Bruder schon wieder auf Abstand und präsentierte ihm, was bereits in seinem Seesack gelandet war und machte die Situation damit nicht besser.
"Du weißt verdammtnochmal sehr gut, dass du kein Gelbes Hemd hast!" grollte er und riss es Trevor aus den Fingern. "Und das Weiße hast du an! GODDESS! Wie oft habe ich dir gesagt, dass ich deine Sachen in deine Seekiste gepackt habe?!"
Als Antwort bekam er einen Stiefel zugeworfen, den er wortlos wieder neben die dazugehörige Kiste stellte. Und er dachte nicht daran sich zu beeilen. Kein Stück!
"Sphinx. Und ganz im Gegenteil. Du hörst mir jetzt zu! Ich werde dieses Schiff nämlich nicht verlassen, verstanden?!"
Doch Trevor schien seine Aussage nicht mal mitbekommen zu haben, sondern hüpfte und krabbelte plappernd einfach weiter durch jede Ecke und jeden Winkel.
Gregory blieb nichts anderes übrig, als das gelbe Hemd an den Haken zu hängen, an den es auch gehörte und ihm dann den Gang entlang zu folgen, während sich in seiner Brust ein schmerzhafter Klumpen zu bilden begann. Dabei prägte er sich sorgsam ein, was dieser göttinvermaledeite Hornochse an nicht ihm gehörenden Dingen von welchem Ort entfernte — und zuckte zusammen als sein Bruder Marcellos Hut fand. Er wollte doch nicht???
"Trev—", aber da war es schon zu spät und die Feder im Seesack verschwunden.
Jetzt musste er an diese Tasche...
Zu mindest, wenn er wollte, dass sie die Sirène wieder betreten können und Trevor am Leben bleiben sollte. Goddess! Also ließ er sich scheinbar auf das Vorhaben ein und näherte sich nach außen hin gleichgültig. Oh, wie er solches Theater hasste.
"Ja, du hast recht, Rot hätte darin vorkommen sollen. Und weißt du was? Wenn du so dringend auf die Sphinx willst, wie wäre es, wenn ich dir beim Packen helfe? Ich halte deinen Seesack und du—", er nutzte den Moment des Fluchens, um sich den Seesack zu greifen und betete, das die Feder nicht all zu verknickt war, während er nach ihr und den anderen Dingen angelte, die dieses Schiff nicht verlassen sollten, "—hast beide Hände frei, um deine Sachen zusammenzusuchen?"
Kurz wandte er sich den Riemen um das Handgelenk, auch wenn er nicht davon ausging, dass Trevor sich sein Gepäckstück zurückholen würde. Nicht, so lange Gregory seinem Plan damit nicht im Weg stand oder er es als interessantes Spiel betrachtete.
Da das aber möglich war, musste er schnell suchen. Zunächst fand er aber nur das, was tatsächlich hier in die Hängematten, an die Hacken oder wirklich seinem Bruder gehörte. Wo war die verdammte Feder?!?
Statt dessen fand Trevor etwas, dass ihn völlig aus dem Konzept brachte.
Was?
Ungläubig starrte er auf die Hose.
Was zum—?
Wie schaffte sein Bruder es nur, seine Habseligkeiten an den unmöglichsten Stellen zu verlegen? Hier hinten hatte nicht mal er gesucht!
Trevor verharrte lange genug, dass Gregory trotz der Überraschung zum Antworten kam.
"Wir hätten sie gar nicht erst suchen müssen, hättest du sie einfach dahin getan, wo sie hingehört."
Trotzdem musste er widerwillig Grinsen.
"Nochmal: Deine Sachen sind und sollten in der Seekiste sein, die ich dir besorgt habe. Aus gutem Grund. Da drüben", wies er.
Dann wurde Gregory wieder ernst:
"Und ich habe nicht vor hier einfach so zu verschwinden. Ellhan zählt auf mich, ich muss mich um Jako und Finnion kümmern und du hast nicht mal Ellhans Antwort abgewartet. Was, bitte schön, glaubst du, was das für einen Eindruck hinterlässt?!"
Aber da hatte er wahrscheinlich Trevors Aufmerksamkeit schon längst wieder verloren. Gregory wollte nicht, wollte nicht, dass Trevor ging, wollte nicht gehen, niemanden im Stich lassen, nicht in dieser verfluchten Zwickmühle stecken. Dennoch fügte er grimmig an, während er weiter nach der Feder suchte:
"Und was soll das überhaupt bringen? Nenn mir nur einen guten Grund, warum wir gehen sollten! Und NEIN! Rote Segel zählen nicht dazu."