04.09.2017, 16:46
Shanaya beobachtete mit leichter Skepsis im Blick, wie der Mann ihr an die Reling folgte. Aber er blieb auf genügend Abstand, sodass die junge Frau sich wieder nach vorn zum Meer wenden konnte. Aus den Augenwinkeln konnte sie die Bewegungen des Fremden beobachten, regte sich sonst jedoch nicht weiter. Erst bei seinen Worten hob sie leicht eine Augenbraue, wandte den Kopf etwas herum, um ihn direkt anzublicken. Aber noch bevor sie das, was ihr auf der Zunge lag, hatte aussprechen können, beendete der Mann seine Worte selbst. Glück gehabt, er bekam keinen gut gelaunten, stichelnden Kommentar an den Kopf geworfen! Ein kleiner Besserwisser, soso. Einen Moment lang zögerte die junge Frau, überlegte und verzog dabei ein wenig die Lippen.
„Dann bist du jedenfalls in bester Gesellschaft. Wir haben genug Leute an Bord, die selbst nicht still sitzen können.“ Sie schmunzelte, dachte an Greo. Genau wie selbst war der Riese jemand, der immer irgendetwas zu tun brauchte. „Wir haben viel mit ihr vor... Sie verdient also jeden Handgriff, den wir für sie opfern.“
Damit klopfte die junge Frau noch einmal locker auf das Holz, während der Mann sich ein wenig vor bewegte, sich über die Augen rieb. Erneut funkelte ein Hauch von Skepsis in ihren hellen Augen mit, den sie jedoch verdrängen konnte, als Gregory sich ihr wieder zu wandte – und sie im nächsten Moment seine Hand betrachtete, die er ihr entgegen streckte. Nur wenige Herzschläge ruhte ihr Blick darauf, ehe sie ihn wieder zu seinem Gesicht hob und mit festem Griff seinen Handschlag erwiderte. Seine Reaktion auf ihren kräftigen Händedruck wollte sie sich nicht entgehen lassen, ließ ihn also für den Moment nicht aus den Augen. Selbstbewusste Frauen machten dem ein oder anderen Mann genug Angst, und wie würde dieser wohl auf eine reagieren, die ihm mit erhobenem Kopf entgegen trat? Sie musste einfach ein bisschen Dramatik aufsetzen.
„Wir werden ja noch sehen, ob du es mir wert bist, einen Spitznamen zu bekommen.“
Immerhin wusste sie nicht einmal, ob er an Bord bleiben würde, sobald das Ziel erreicht und Lucien befreit war. Vielleicht packte er dann auch seine zwei Kumpanen und verschwand zurück auf das Schiff von Talins Verbündeten? Möglich war es. Er wurde also erst einmal wie jeder andere behandelt.
Mit einem munteren Grinsen in die Richtung des Älteren zog sie ihre Hand schließlich wieder zurück, lehnte sich rücklings gegen die Reling und zog sich mit einem kleinen Sprung auf das Holz.
„Was plant ihr, wenn unsere Rettungsaktion geglückt ist?“
Mit offenem Blick wandte sie sich wieder an Gregory, zählte irgendwo in ihrem Hinterkopf die Anzahl der Hängematten und wie viele sie noch werden durften, bevor die ersten an Deck nächtigen mussten.