30.08.2017, 10:37
Shanaya wusste, wie kompliziert sie sich für manch einen verhielt. Wie sie den ein oder anderen mit ihrem Charakter in den vollkommenen Wahnsinn trieb. Was jedoch diesen Moment anging fand sie sich eigentlich recht einfach gestrickt. Und wenn man sie erst einmal gut genug kannte, würde man wissen, dass solch ein Verhalten an ihrer Tagesordnung lag. Es lag ihr im Blut, Menschen zu testen. Zu sehen, wo ihre Grenzen lagen – und wie weit sie bereit waren, darüber hinweg zu schreiten. Um zu testen, wem sie vertrauen konnte, und bei wem sie lieber vorsichtig bleiben sollte. Und Talin musste da durch – wie auch jeder andere. Auch, wenn sie nicht unbedingt begeistert wirkte. Aber wer austeilte, der musste auch einstecken können. Eine ganz einfach Devise, von der die Schwarzhaarige nur zu gern Gebrauch machte. Aber bei Talins Worten wurde das Lächeln auf ihren Lippen deutlich breiter, versöhnlicher. Sie hatte viel zu gute Laune für Streit.
„Ich bin ein Ekelpaket, Talin. Es gibt sicher genug Leute, die meinen Kopf gern als hübsche Dekoration auf einen Stab gespießt sehen würden. Aber ich bin auch einer dieser furchtbaren Menschen, für die ein Versprechen heilig ist. Wenn ich also ein Versprechen brechen würde, würde mein Blut in meinen Adern verbrennen. Ich bin also irgendwie dazu verpflichtet, deinen Bruder mit dir zu retten...“
Kurz kniff die Dunkelhaarige die Augen zusammen, ließ den Blick zum Horizont schweifen. Wow, was war sie heute wieder dramatisch. Mit einem ruhigen Atemzug wandte sie ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder auf die Blonde.
„Aber ich weiß gern, für wen ich mein Leben auf's Spiel setze. Dazu muss ich wissen, wie du bist, wie du in den verschiedensten Situationen handelst und denkst. Glaub mir, das ist Nichts persönliches, da muss... jeder durch, mit dem ich zu tun habe. Es gibt zu viele Menschen, die Vertrauen schamlos ausnutzen.“
Shanayas Kopf neigte sich leicht zur Seite, auf den Lippen weiter ein ruhiges Lächeln. Sie schweifte irgendwie ab...
„Inzwischen bindet mich aber mehr an dieses Versprechen. Ich mag und respektiere dich, also WILL ich diese hirnrissige Aktion mit dir durchziehen. Und da hast du deine Antwort, oder? Den Test hast du bestanden, aber das habe ich ehrlich gesagt auch nicht anders erwartet. Und damit kannst du dir auch ziemlich sicher sein, sollte es zu einer Meuterei kommen, weißt du, auf welcher Seite ich stehen werde.“
Es war vielleicht kein Versprechen, aber Shanaya glaubte die Blonde gut genug einschätzen zu können, um sicher zu sein, dass sie in einem solchen Fall hinter ihr stehen würde, um ihr den Rücken zu stärken.