26.08.2017, 12:25
Das Schicksal gleicht dem Meer:
Mal ist es sanft und lässt dich gehen, wohin du willst, dann reißt es unerbittlich an dir, und schleudert dich an unbekannte Küsten.
Talin und Gregory
Vormittag des 12.März 1822
First Post
Mal ist es sanft und lässt dich gehen, wohin du willst, dann reißt es unerbittlich an dir, und schleudert dich an unbekannte Küsten.
Talin und Gregory
Vormittag des 12.März 1822
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"AGH!"
Gregory rieb sich den Hinterkopf. Normalerweise hatte er keine Schwierigkeiten mit der niedrigen Deckenhöhe an Bord eines Schiffes, doch heute Vormittag stieß er sich bereits zum dritten Mal aus Unachtsamkeit die Rübe. Zusätzlich brannten ihm die Augen, er wurde die Müdigkeit nicht los, ein dumpfer Druck hatte sich in seinem Schädel breit gemacht und die Schußwunde pochte und zog. Was war bloß los mit ihm?
Seufzend hielt er inne und beschloss, etwas frische Luft schnappen zu gehen.
An Deck lehnte er sich mitschiffs an die Wanten. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen, denn so recht wollte die Luft hier draußen ihn nicht wach machen oder ihm beim denken helfen.
Zum Glück ging ihm Trevor gerade nicht auf die Nerven. Wo war der überhaupt? Ach ja, richtig. Nach einer fast schlaflosen Nacht hatte er zugestimmt, dass er mit Shanaya das Schiff verließ. So hatte Gregory also etwas Zeit und Ruhe sich an die neue Situation in die ihn Trevor mitgerissen hatte zu gewöhnen.
Beiläufig sah er sich um, um in Erfahrung zu bringen, ob derzeit noch jemand an Deck war und gewahrte die puppenhafte Gestalt der Blonden, die sich gerade anschickte, die Kapitänskajüte zu verlassen.
Automatisch straffte sich seine Haltung, dann schloss er kurz die Augen. Hoffentlich hatte sie ihn nicht hier in den Seilen hängen sehen. Das hatte er zwar nur bedingt wörtlich getan, aber dass ihn jemand das im übertragenen Sinne hätte tun sehen können behagte ihm gar nicht.
Seine Finger trommelten auf einer Webleine während er überlegte, was er jetzt tun könnte. Ins Seillager am Bug zurückkehren und sich weiter ein Bild machen, über die Enden, die ihm hier zur Verfügung standen, wäre ein Möglichkeit. Da war es zwar dunkel und so stickig, dass er trotz des relativ kühlen Wetters schwitzte aber er würde wenigstens nicht mit seinem neuen Kapitän reden müssen, das wollte er sich für Morgen aufsparen, wenn er ausgeschlafen war.
Sich jetzt mit der Carta oder ihren Fragen herumschlagen müssen gefiel ihm überhaupt nicht. Natürlich war das keine Mission für Einzelgänger und eigentlich gehörte Gregory auch nicht zu jenen. Nur war Heute einer jener Tage, an denen der Braunhaarige liebendgern auf jegliche Form von Gesellschaft, abgesehen von stillem Zuhörer sein, verzichtet hätte.
Doch er wusste anhand ihrer sich nähernden Schritte, dass sie ihm nicht den Gefallen, bis Morgen zu warten, tun würde. Wenn dann müsste er sich jetzt bewegen, doch er fühlte sich wie gefesselt und von Müdigkeit nach unten gezogen. Allein die Augen zu öffnen und in Talins Richtung zu spähen kostete ihn viel zu viel kraft. Überrascht stellte er fest, dass sie schon zwei Drittel des Weges zu ihm zurückgelegt hatte. Und sie wirkte fest entschlossen.
,Damned!
Er hätte schneller reagieren müssen. Jetzt blieb ihm nur mit ihr zu reden, so sie nicht eine andere Absicht hegte und als sie dann ein paar Schritt vor ihm verhielt verflüchtigte sich auch diese letzte, leise Hoffnung.
"Capitan?", fragte er also so neutral wie möglich und versuchte sich an einem Lächeln.
Er musste das Gespräch nicht auch noch gleich auf eine schlechte Bahn lenken, nur weil ihm nicht danach war.