20.08.2017, 17:08
Es war nicht einfach, irgendeine bestimmte Stimme aus dem Chaos herauszuhören. Das Meer rauschte unbändig in seinen Ohren und fraß sich tiefer in das brennende Wrack des Schiffs hinein, dass vor ein paar Minuten noch wie eine undurchdringbare Festung auf sie gewirkt hatte. Jetzt wurde ist in berauschender Geschwindigkeit von Flammen zerfressen, die sich tanzend und züngelnd in der Wasseroberfläche spiegelten. Drumherum riefen und schrien Männer durcheinander und versuchten, einen der wenigen Plätze zu ergattern, die sie vor dem erbarmungslosen Tod retten konnten. Viele von ihnen aber würde entweder das Feuer oder das eisige Meer ebenso wie ihr Schiff zu sich holen. Liam wusste nicht, wie lange er versucht hatte, einen der anderen zu erspähen, bis er den Entschluss fasste, vielleicht erst einmal etwas mehr Abstand zwischen sich und dem brennenden Schiff aufzubauen. Er war wieder näher herangezogen worden durch den Sog, der entstand, während das Wrack nach unten in die Tiefe gezogen wurde.
„Verdammt.“, knurrte er in sich hinein.
Die Katzenpfoten, die ihm immer wieder unsanft von seiner Gefährtin ins Gesicht gedrückt wurden, machten die Suche nach den anderen auch nicht einfacher. Der Ruf Talins ging im Stimmengewirr und den Wellen unter, die ihn trotz rettender Holzplanke immer wieder untertauchten und Sineca nur noch unglücklicher machten. Die nächste Zeit drehte er sich nicht mehr um, sondern paddelte unermüdlich weiter fort von der Marine und ihren Rettungsbooten. Erst, als seine Beine unter dem eisigen Wasser zu schmerzen begannen, drehte er sich wieder um und spähte in die Richtung des selbstverursachten Infernos. Die Sphinx würde sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und an Board würden sie alle sicherlich wieder auftauchen. Die Kälte arbeitete sich langsam aber stetig tiefer in seinen Körper hinein. Er hoffte wirklich, dass sich der Rest ihrer Crew nicht mehr allzu viel Zeit lassen würden und sie sie – vor allem! - alle irgendwie wieder herausgefischt bekamen.
Die Stimmen der Morgenwind waren mittlerweile nicht mehr zu hören. Umso hellhöriger wurde er, als sich etwas über die Wellen erhob, was wie Worte klang. Als er sich umblickte, brauchte er einen Moment, um die dunklen Schemen auf dem Wasser wirklich als 'jemanden' ausmachen zu können. Noch aber war das Meer zu laut, um wirklich Stimmen herauszuhören und die Nacht zu dunkel, um irgendwelche Umrisse genauer sehen zu können.